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Georg Schramm ist zuzustimmen, wenn er meint, dass nicht Angela Merkel die “mächtigste Frau” im Lande ist, schon gar nicht in Europa. In Deutschland sind Liz Mohn und Friede Springer diejenigen, die Entscheidungen treffen. In ihrem Auftrag gegebenenfalls noch ihre Mitarbeiter und Hofschreiber. Die Affären um zu Guttenberg und Wulff, in denen Nikolaus Blome jeweils eine relevante Rolle gespielt hat, haben das für einen kurzen Moment ans Licht geholt; es war beinahe ein öffentliches Thema.

Der “Spiegel” will seit Jahren, vielleicht seit der sog. “Wiedervereinigung”, Politik nicht mehr kritisieren, auch nicht kritisch begleiten. Seine Herren seit Aust suhlen sich in dem Gefühl, Politik machen zu dürfen. Dass sie sich dabei schlicht zu Nützlichen Idioten der Herrschaft machen und immer bloß auf den größten Haufen brunzen, ficht sie nicht an. Spätestens seit dem offenen Eintreten für Merkel im Wahlkampf 2005 ist das jedem klar, der es wissen will.

Mitmischen statt nur berichten

Jetzt wollen sie erste Liga werden, und dafür haben sie konsequenterweise einen geholt, der bereits Erfahrung hat und regulär berüchtigt ist als Steigbügelhalter und Teilzeithenker für politisches Personal, das dem Kapital am Herzen liegt. Ob einer gegen jeden Anstand im Sattel gehalten werden soll oder eiskalt abserviert, diese Meisterprüfung der publizistischen Nützlichkeit hat Blome mit Bravour hinter sich gebracht. Das ist der Journalismus in der postparlamentarischen Plutokratie.

Die Qualitäten dessen, was künftig dort zu erwarten ist, sind in der Simulation einer Diskussion zwischen Blome und Augstein über zu Guttenberg klar erkennbar. Der talentarme Sozialdemokrat halbrechts läuft dem wendigen Rechten in jede Parade, zu der dieser sich animieren lässt. Was Blome da auffährt, um den Liebling der Atlantiker reinzuwaschen, ist in der Substanz lächerlich, Augstein hat dem aber nichts entgegenzusetzen als eine abstrakte Moral. Er ist entweder völlig unvorbereitet oder hat keine Ahnung, wie man hohle Phrasen entlarvt. Blome wischt den Boden mit ihm und schafft es sogar den Eindruck zu erwecken, “Bild” sei kritisch gegenüber ihrem Schützling gewesen. Welch eine Niederlage!

Endzeit

Guttenberg sollte mit aller Gewalt gehalten werden, stürzte dann aber doch. Wer die Entscheidung dazu getroffen hat, bleibt unklar, aber er hat sich auch so selten dämlich angestellt in der Affäre, dass irgendwann auf der Brücke entschieden wurde, ihn auszumustern. Hätten Springer und Blome ihm so mitgespielt wie Wulff, er wäre binnen Tagen abgeschossen worden. Blome vertrat aber bis zuletzt die Ansicht, der adelige Boulevardstar, Multimillionär und “Young Leader” hätte noch “Kredit”. Das stimmte in dem Sinne, dass der Pomp, mit dem die Medien ihn aufgebaut hatten, bei der manipulierten Öffentlichkeit noch wirkte. Es war dennoch nicht genug. Vielleicht werden wir irgendwann erfahren, worüber der Baron am Ende wirklich fiel.

Geschichten wie diese sind natürlich die große Ausnahme. Dass einer, der Kanzler werden sollte, so offensichtlich gepusht wurde, so dass dies selbst einen flüchtigen Blick hinter die Kulissen erlaubte, war ein Fehler. Inzwischen dürften seine Macher das erkannt und daraus gelernt haben. Die Stille Förderung in den esoterischen Zirkeln unter Mitarbeit der Medienmanager ist das bessere Modell. Karrieren wie Göring-Eckardt, Özdemir und von Klaeden sind gute Beispiele dafür. Aber wer weiß, vielleicht ist Blomes Beförderung zum “Spiegel” auch ein Zeichen dafür, dass man nicht nur in die Breite investiert, sondern mit der geballten Macht einer Medienlandschaft ohne Differenzen wirklich das politische Personal nach Gusto bestimmen will. Endzeit auch beim sogenannten “Journalismus”.

 
In England sind sie jetzt also soweit, dass Faschisten von der Geheimpolizei in die Verlage einfallen und dort Menschen zu absurden Taten zwingen; dass Menschen in Sippenhaft genommen werden, weil ihre Lebenspartner als Journalisten ungesetzliche antidemokratische diktatorische Machenschaften aufdecken. Wir sprechen hier von Journalisten, die ihren Job machen. Diese werden behandelt wie Terroristen, ihre Arbeitswerkzeuge wie die Waffen des Feindes.

Als mit voller Zustimmung – mehr noch: Unterstützung – sämtlicher “Bündnispartner” die Menschenrechte im Gebiet der NATO außer Kraft gesetzt wurden, als Folter und Mord alltäglich wurden, hat sich das Establishment des selbsternannten “freien Westens” damit sediert, es seien ja nur Terroristen, die man behandelt wie Vieh. Damit war bereits die Unteilbarkeit der Menschenrechte geschleift und somit ihre Geltung Vergangenheit. Die Reaktion: Kein politisches oder publizistisches Erdbeben, kein Aufbegehren, sondern das Einsetzen einer politischen Propaganda, die eifrig mitschrieb und verbreitete, was die eingebetteten Regierungssprecher dazu verlautbarten.

Versagt

Uneingeschränkte Solidarität” gegen die Terroristen (und mit den Mördern und Folterern, nicht mit deren Opfern), “Freiheit am Hindukusch verteidigen” gegen den Terror, “das Land aufbauen” gegen den Terror, “Handelswege sichern” gegen den Terror, so die Begründung für den nicht erklärten Weltkrieg, zeitlich und räumlich unbegrenzt. Die Begründung ist die Karikatur einer solchen, schon immer von Diktaturen in Anschlag gebracht und literarisch längst in allen Facetten durchgekaut, von der Dystopie “1984″ bis zum Science-Fiction-Kitsch “Star Wars”.

Es sind immer Rebellen, Terroristen, Fremdrassen, die das Reich des Guten bedrohen. Jeder weiß, wie das geht, und die Mächtigen tun’s. Immer ganz vorn dabei die Presse, allen voran die deutsche, von denen einer, der sich das von außen anschaut, sagt:
Die gesamte politische Klasse Deutschlands benutzt eine Art sterilisierter Lego-Sprache, in der vorfabrizierte Phrasen aus hohlem Plastik zusammengesteckt werden.”

Zu dieser “politischen Klasse” gehören ausdrücklich die Medien und ihre Verkündungsgehilfen, die keine Zusammenhänge herstellen, keine Hintergründe beleuchten, schon gar nicht historisch, und die eben nicht einmal mehr die Sprache haben, um so etwas zu formulieren. Dass sie nicht fähig sind, ökonomische Zusammenhänge auch nur zu denken, ist eine Sache. Dass sie aber nicht einmal, nirgends, die Frage stellen, in welcher Beziehung die furchtbare Erosion der Rechtsstaatlichkeit zur Krise des Kapitalismus steht, das ist das Mal ihres totalen Versagens.

 
Es ist wieder die schaurig-schöne Zeit, da allüberall an den Laternen die Politiker hängen und uns träumen lassen. Zumeist sind es Albträume, nicht bloß weil man weiß, welche Fachspezialisten sich da um Pöstchen und Pfründe bewerben und was einem blüht, wenn man deren Gefasel zuzuhören genötigt wird. Nein, es reicht oft der bloße Anblick, und ich stricke noch immer an einer halbwegs passablen Verschwörungstheorie, die zu erklären imstande wäre, wieso eine Branche, der die PR längst in jede Ritze und Fuge gekrochen ist, uns solche Gesichtsgrätschen zur “Wahl” stellt.

Der CDU-Dödel, den sie bei uns ausstellen, hat das, was eine äußerst unprofessionelle Kinderärztin vermutlich meinte, als sie ernstes den Terminus “Kinderschänderaugen” intonierte. Das ist böse und gemein, aber der Typ ist so ein Visagenzombie, dass ich mir die Decke übern Kopf ziehen möchte, wenn ich an das obendrein an Totenstarre gemahnende Resultat eines dilettantischen Photoshoppings denke. Was wollen die ‘Kreativen’ uns damit sagen? “Wählt das, danach dann habt ihr vor nichts mehr Angst”?

Einer geht noch

Es gibt zahlreiche und hinreichend deutliche Kommentare zum Niveau der diesjährigen Alternativlos-Tombola mit dem garantierten Hauptpreis für alle: Miss Austerity, die Bleierne, Bankzinsenluder, gemeinsame Endlösung und geschlossenes Entsorgungskonzept für Demokratie, Sinn und Verstand. Was dazu an Staffage aufgefahren wird, da liegt der Unterschied zur echten Feudalherrschaft, ist nicht mehr üppiges Buffet, Fasanenkleid, saftige Trauben zwischen Tafelsilber in goldenem Schnitt, sondern pampiger Mikrowellenfraß auf schmierigem Plastiktisch in Betonlandschaft. Dafür mehr als reichlich, all you can’t eat. Politisches Fastfood bis zum Erbrechen.

Unter den Einäugigen muss es aber immer noch die taubstummen Blinden geben, die ihr eigenes Gekreische nur deshalb noch selbst ertragen, weil sie es nicht mehr wahrnehmen, seit sie den Knall nicht mehr hören. “Keine neuen Schulden, keine neuen Steuern“. Super. Außerdem keine Inflation, keine Deflation, keine Absatzprobleme oder Gewinnwarnungen mehr. Nur noch Wachstum, Wachstum, Wachstum!!1! Sowie einen Bagger mit Licht, ein Feuerwehrauto und eine neue Mami, die mich liebhat. Dann der hier: “Die Mitte entlasten!” Wenn ich das brauche, gehe ich pissen und mache kein langes Gewese darum. Welche Partei solchen Schmarrn für “Politik” hält, das liegt auf der Hand. Es sind die mit dem direkten Draht zur “Elite”, die das gern obendrein durch Steuern finanzieren. Na dann wählt mal schön!

 
Neulich begann ich eine Geschichte zu erzählen, wie ich einer Frau erklärte, ich könne auch ein Schnitzel schreiben. Die Story blieb in ihrem falschen Hals stecken, als es ein Missverständnis gab bezüglich des Begriffs “Fingerübungen”. Was ich damit sagen will, ist dass Fleisch und Körperteile gefährliche Metaphern zu bilden tendieren, man sollte sie als solche daher besser meiden.

Ich werde nachher in einem organisierten Anfall spießiger Gemütlichkeit Fleisch verbrennen, kaufte dazu solches in geringen Mengen aus biologischem Rinderanbau, ohne dass es mir deshalb gelingt, ein fröhliches kastriertes Wesen selig zum großen Taurus aufsteigen zu sehen, das quasi freiwillig dem Prädator seine Lende zum Vermächtnis hinterließ.

Vermutlich hat das Tier gelitten und ist viel zu früh abgeschlachtet worden, nur damit ich meinen derzeit erhöhten Eiweißbedarf einmal mit der schalen Lust eines selbst gezähmten Möchtegernjägers decken und die Zähne eben in blutige Muskeln schlagen kann. Habe ich früher täglich gemacht, ohne dass es mich hin- und hergerissen hat. Mal sehen, wie oft ich den Quatsch noch mache und ob am Ende Großhirn gegen Rückenmark obsiegt.

Heute nichts Gutes

Apropos Menschliches, hatte ich heute noch diesen anderen Anfall. Ich bin nicht krank und gehöre auch nicht zu diesen ewig offensiv leidenden Heuschnupfensprayern, die jede Pflanzengattung anhand der Farbe ihres Schnodders erkennen können. (Sollten sich Allergiker hiermit beleidigt fühlen, so muss ich eingestehen, dass das meine vollste Absicht ist. Ich habe noch nie Allergiker beleidigt. Gibt es eigentlich Allergikerwitze? Diese Menschen leiden wirklich furchtbar. Tja, Pech gehabt, heute ist der Tag, an dem de Moral hier Pause hat. Seid froh, dass man euch nicht die Eier abschneidet und euch im Vorschulalter den Hals aufschlitzt, um eure Kadaver zu rösten.)

Also, heute morgen ist mir quasi der Kopf explodiert. Beim ersten mal hält man sich noch die Hand vor die Schleimluke, was ja herzlich sinnlos ist, aber immerhin seine ganz eigene Ästhetik hat. Spreizt man anschließend die Finger, erinnert das an Aquarius – die Jüngeren vielleicht noch eher an Spiderman, jedenfalls Superhelden mit Spezialhaut an den Händen. Euch natürlich nicht, phantasielose Etepetetchen, euch ist das sicher nur “eklig” mit Ausrufungszeichen, was?

Das war dann aber erst der Anfang, und als ich nach dem fünften Ausbruch des Sekretvulkans fast ohne Kraftaufwand den Weg durch die Küche gleitend zurücklegen konnte, fiel mir ein, dass man das vielleicht technisch nutzen sollte. Der feine Sprühregen, der sich in Millisekunden überall verbreitet und Decke, Wände, Boden flächendeckend beaufschlagt, müsste doch irgendwie eingefärbt werden können. Ich muss hier eh bald streichen. Dann könnte ich ein paar Allergiker einladen, die endlich zu etwas nütze wären. Das müsste eigentlich auch für die Jobcenter ein höchstinteressanter Ansatz sein.

 
snasmEs schließt sich derzeit eine Truppe zusammen, die “Politik” in der Endzeit einer parlamentarischen Rumpfdemokratie nur mehr als lästige Beschwichtigung eines dummen Pöbels betrachtet. Die Parallelen zur DDR nach dem vierzigsten Jahrestag werden immer deutlicher. Zur Erinnerung: Auch die war eine parlamentarische Demokratie, Das zweite “D” stand sogar dafür, es gab mehrere Parteien, die aber durch das Machtgefüge auf eine Einheitsmeinung festgelegt waren.

Alternativlos hieß damals: “Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf“. Das graue verstaubte Politbüro und die von dort herab organisierte Hierarchie produzierte nur noch Luftblasen und halluzinierte sich eine beinahe perfekte Welt, an die man fest zu glauben hätte. Dass es in der DDR schon formidable Traktoren gab, hätte Erich wissen müssen. Am Ende reichten ein paar Bananen im Regal und 100 DM Cash, um dem autoritären Staatssozialismus und seiner Fassadendemokratie den tödlichen Tritt zu verpassen.

Authentisch hohl

In dieser Endzeit waren längst bestimmte Charaktere zurecht geschliffen worden, deren Kernkompetenzen in konsequenter Realitätsverweigerung und dem Aufsagen sinnfreier Sprüche zur Lage der Nation bestanden. Wer in einem verkrusteten System Karriere machen will, muss sich willenlos anpassen können und seine Energie ganz auf die Rituale reaktionärer Verkündung ausrichten. Eine Meinung findet nicht statt, die Inhalte, die zu verteidigen man vorgibt, sind im Grunde beliebig und werden vom System vorgegeben. Diese müssen dann nur mit dem Anschein tiefster Überzeugung vorgetragen werden. 2+2=5, weiß die Physikerin.

Eine Angela Dorothea Kasner ist in diesem System aufgewachsen, war Jungfunktionärin in der FDJ, vermutlich IM der Stasi und eben vollständig integriert. Dass sie jemals Zweifel am unbesiegbaren Sozialismus gehabt hätte, ist nicht überliefert. Die Kompetenzen, die sie dabei entwickelt hat, konnte sie im Schatten des nächsten Meisters reaktionären Aussitzens üben, bis sie selbst die nächste Endzeit eines Systems moderieren durfte. Deshalb erscheint bei ihr die Beliebigkeit so überzeugt. Man hält sie zurecht für authentisch, weil sie eine leere Hülle ist, so hohl wie die Phrasen, die ein maroder Kapitalismus ihr in den Mund legt.

In ihrem Schatten wiederum wächst die nächste Generation solcher Schlafwandler auf. Pofalla als ihre rechte Hand ist die inkarnierte Ätherbetäubung. Ihm ist vollkommen egal, welches Niveau die Bodenlosigkeit der von ihm vorgetragenen Lügen als nächstes unterschreitet. Er weiß sich im Bunde mit den Guten und Gerechten. Der Mann glaubt das, was er sagt. Er hat in seinem Leben noch nie an der Herrschaft gezweifelt und steht jetzt in ihrem direkten Schlagschatten, dem schönsten Platz auf Erden.

Same Procedure

Die andere Variante verkörpert Christian Lindner, einer der ganz Eifrigen. Sein Talent liegt darin, das Absurde gerade so zu verstärken, dass es in die nächste Ebene steigt. Wenn eine Wirtschaft den Bach runter geht, begegnet er dem mit Optimismus. Wenn man bis zum Würgen satt ist, sorgt er für einen kleinen Nachschlag, der die Brechgrenze noch einmal erweitert. Was fällt ihm ein zu Prism und Tempora? “Staatsversagen“, weil der “Datenmarkt besser reguliert werden” müsse. und zwar so, “wie das auch bei den internationalen Finanzmärkten versucht wird“.

Das umfasst den ganzen religiösen Irrsinn, der dem noch lebenden Verstand so qualvoll zusetzt: Staat schlecht, Markt gut, alles Markt. Der Salto, in einem Satz Regulierungen zu fordern, sie gleichzeitig aber abzulehnen, indem der “Versuch” augenzwinkernd als Show für die Deppen da draußen markiert wird, das ist regulär virtuos. So kreativ kann Schwachsinn sein. Wir wollen die totale Überwachung kaschieren? Tun wir so, als wollten wir Google kontrollieren! Wenn der Markt dann einmal mehr seine Überlegenheit belegt, wird man einsehen, dass das alternativlos ist, denn die Soziale Marktwirtschaft® in ihrem Lauf …

 
frogIch habe hier schon eine Menge über Doping (im Radsport) geschrieben, weil ich mich mit der Materie ganz gut auskenne und mir alle Jahre wieder den Skalp von der Fontanelle kratze angesichts der hirnrissigen Berichterstattung über “Sünder”, “Einzelfälle” oder “sauberen Sport”. In diesem Zusammenhang habe ich am Rande stets darauf aufmerksam gemacht, dass es sich beim Leistungssport nicht bloß um Wettkampf handelt, sondern vielmehr um ein Geschäft, mit allen dazugehörenden Widrigkeiten. Es sind Interessen im Spiel, Verwertungsinteressen, es geht um Geld. Das der Teams, der Medien, der Sponsoren, der Zulieferer und ganz am Ende der Nahrungskette das der Sportler.

Jüngst wurde öffentlich, wie die Infrastruktur der vorgeblich ehrenamtlichen westdeutschen Sportverbände und ihrer Dopingforschung dasselbe Geschäft betrieben haben wie andere nationale Verbände auch. Im Radio hieß es dazu kürzlich, es habe hier “kein Staatsdoping” gegeben wie in der DDR. Das ist so dämlich, dass man es getrost als “neuen Tiefpunkt” bezeichnen darf und das Recht auf drei Weizen hat, um das noch zu ertragen.

Breitmaulfrösche? Gibt’s hier nicht

Es ist gerade der gängigen kapitalistischen Ideologie unerträglich, dass der geheiligte “Wettbewerb” sich auf allen Ebenen als das entpuppt, was er ist: Betrug, Ausbeutung, Fassade, Mittel zum Zweck der Kapitalisierung. Es gibt keinen fairen Wettbewerb, keine gleichen Bedingungen, keine Transparenz, schon gar nicht Ehrlichkeit, Rücksicht oder Fairness. Jeder betrügt wie er kann, ob Investmentbanken, die alles manipulieren, was angeblich neutrale Vertragsbasis ist, und zwar systembedingt je reicher, desto ungehemmter. Es kann sich nicht jeder leisten, Rohstoffpreise oder Ratings zu manipulieren, und es kann auch nicht jeder die besten Sportler täglich mit den wirksamsten Wundermitteln vollpumpen.

Ein Staatsdoping findet also nicht statt, es machen sich nur alle Institutionen, staatlich, “gemeinnützig” oder privat, zum Zuträger des Big Business. Dass Jugendliche in staatlich geförderten und ‘beaufsichtigten’ Programmen gedopt wurden, ist kein Staatsdoping, das ist fairer Wettbewerb®. Wer sich nicht erwischen lässt, ist so lange ein sauberer Sportler®, bis er eben erwischt wird. Dann ist ein Sünder®, den man vielleicht noch mal brauchen kann, wenn er bereut und danach wieder als sauberer Sportler® zurückkehrt und schwört. Wird er noch einmal erwischt, ist er ein Betrüger®.

Der Wettbewerb® an und für sich ist nämlich fair® und wird nur durch Sünder und Einzelfälle verunreinigt, auch bekannt als schwarze Schafe®. Ein systematischer Betrug, ein systemischer gar, muss ausgeschlossen werden. Das wäre nämlich Sozialismus, und der kennt ja gar keinen fairen Wettbewerb®.

 
Eine der abstrusesten Konstruktionen aus dem Wahnarsenal der Nazis war die “jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung”. Ausgerechnet die als boshafte Kapitalisten verteufelten Juden sollten mit den erbitterten Feinden des Kapitalismus unter einer Decke stecken. Das ist so irre, dass man es daher schon nicht widerlegen kann. Es beinhaltet dabei die Elemente jener projektiven Verschwörungstheorien, wie sie zumeist in der paranoiden Welt der Geheimdienste ausgeheckt und von autoritären Regimes genutzt werden. Meist ist nicht so explizit von “Verschwörung” die Rede, heute wäre das auch zu entlarvend. Dass man dem Feind alles Böse unterstellt, ist natürlich Programm, und dafür kann es – jenseits aller Vernunft – auch nicht schaden, wenn man sich aller Extreme gleichzeitig bedient.

“Jüdisch” steht hier implizit natürlich auch für die “Hochfinanz”, aber eben erstrangig für die ‘Rasse’. Diese hat den Vorteil, dass man sich nicht lange mit Strategien zur Umerziehung oder Einflussnahme befassen muss. Wenn es ihnen im Blut liegt, muss das eben fließen. Die müssen weg, ob per Ausweisung, Ausgrenzung oder Vernichtung. Der “Bolschewismus”, auch als “Kommunismus” tauglich, bietet wiederum den Vorteil, dass man den auch jenen vorwerfen kann, die nicht qua Geburt und Rasse Schädlinge sind. Man könnte sich sonst der anderen Feinde ja nicht entledigen.

Zwischen Rasse und verwerflicher politischer Überzeugung kann man dann herrlich Pingpong spielen, dem Kommunisten nachweisen, dass er obendrein ein Jude ist, dem Juden, er sei Kommunist. Grundsätzlich geht das auch mit schwul, pervers, asozial, aber im handlichen Gebrauch durch die autoritäre Staatsmacht hat sich vor allem die Kombination Rasse/Kommunismus als erfolgreich erwiesen. Vor allem deshalb, ist anzunehmen, weil sie eben alle Ressourcen für ein paranoides Weltbild vorhält und gleichzeitig die Angst vor dem Fremden zu nutzen weiß.

Jüdisch-bolschewistische Verschwörung

Burks hat heute ein gutes Beispiel dafür ausgegraben: Die Versuche, Martin Luther King zum Kommunisten zu stempeln:
Wir müssen ihn jetzt, soweit wir es noch nicht getan haben, als den für die Zukunft in diesem Lande gefährlichsten Neger betrachten in bezug auf Kommunismus, den Neger und die nationale Sicherheit.
(We must mark him now, if we have not done so before, as the most dangerous Negro of the future in this Nation from the standpoint of communism, the Negro and national security.).

Hoovers FBI, das ich hier als Geheimdienst betrachte, hat jahrelang versucht, King oder den “Negern” allgemein eine Nähe zu den teuflischen Kommunisten anzudichten. Wo das nicht gelang, musste halt intensiver gesucht werden, noch wachsamer beobachtet und neueste Entwicklungen darauf überprüft werden. Das zeugt davon, dass man dort ernst meinte, was man mit einem halben Schritt Abstand schon als zwanghaft erkennt. Aber es ging ja, wie immer, um das hehre Ziel der “nationalen Sicherheit”, da kann man nicht wachsam genug sein.

Die Nähe deutscher Geheimdienste zu den Nazis, die rassistische Einstellung der ‘Sicherheitsdienste’ versteht sich, wenn man das absurde Bild eines geheim operierenden Terrors mit der Notwendigkeit zur wahnhaften Konstruktion erklärt. Terror ist das Öffentlichste, das man sich nur vorstellen kann, er soll einschüchtern, ängstigen, dafür sorgen, dass man sich ständig unsicher fühlt. Das wird man wohl kaum bewerkstelligen, wenn man jahrzehntelang nur Videobotschaften an die eigenen Getreuen schickt. Das aber ist schon mehr als die ‘Dienste’ in der Regel haben, wenn sie warnen, Alarmstufen ausrufen und damit ihrerseits den Terror ausüben, der ansonsten ein Hirngespinst ist.

Dieses Hirngespinst bedarf der fremden Macht, Betonung auf “fremd”. Fremde Sprache, fremde Rasse, fremde Religion, fremdartiges Aussehen. Am besten man versteht absolut nichts von dem ganzen Spuk, dann ist der Grusel am größten. Wenn die ‘Sicherheit’ dann ausgerechnet vom Bekanntesten und Nationalsten – dem “NSU” und seinen V-Leuten – gefährdet wird, und zwar die Sicherheit der Fremden, steht diese Welt Kopf. Das kann dort kein Mensch brauchen, dass man selbst die Gefahr ist und das Fremde das Opfer. Die Tat kann einem noch so sympathisch sein, sie muss mit allen Mitteln vertuscht werden.

Islamistisch-sozialistischer Terror

Am Ende steht das Absurde selbst: Die totale Überwachung der Bevölkerung. Dies hat selbstverständlich völlig andere Ziele, wird aber ernsthaft mit einem “Terrornetzwerk al Qaida” begründet, das in der Realität überhaupt nicht existiert. Wenn das, was sich bis heute so nannte, ein “Netzwerk ist”, dann ist alles und nichts ein Netzwerk. Ein “Netzwerk” mit einem Chef und “Managern” ist indes die Märchenstunde für den entmündigten Plebs.

Was aber wäre das “Fremde”, wenn es keine bösen Gesichter hätte und die Macht einer weltumspannenden Organisation? Jüdisch-bolschewistisch, islamistisch-sozialistisch – man wird noch erleben, dass letztere Kombination heraufbeschworen wird. Es wäre genau das, was der autoritäre Kapitalismus braucht, und ich bin eher überrascht, dass diese Option noch nicht gezogen wurde.

Schließlich sei noch hingewiesen auf das, was man vielleicht zu verbergen hat: Hoovers FBI hat versucht, Martin Luther King zum Selbstmord zu drängen, der sei sein letzter Ausweg, weil sie ihm eine Affäre nachweisen könnten und seine Frau unterrichtet hätten. Die Lehre daraus ist eben, dass es genau darum geht: Die Geheimnispolizei kann jederzeit jeden erpressen. Dazu kann und wird sie aus dem riesigen Fundus an Informationen schöpfen, diese nach Belieben auslegen und selbst welche hinzufügen. Aber wir sind ja keine Negerführer, was können sie uns schon wollen?

Ich habe heute seit einer kleinen Ewigkeit mal wieder die Tagesschau geguckt. Es war nicht ganz so schlimm wie beim letzten Mal, immerhin scheinen sich da ein paar Leute große Sorgen zu machen über den kommenden Überwachungsstaat bzw. die weltweite Überwachungsgesellschaft. Das Thema nahm erstaunlich viel Raum ein und es wurde auf “weitere Informationen” hingewiesen auf tagesschau.de. Die müsste ich mir jetzt zu Gemüte führen, um das letztendlich zu beurteilen, leider fehlt mir die Zeit dazu und die Muße sowieso.

Es wurde wie schon traditionell eigentlich kein Zusammenhang geboten, zwar – beinahe löblich – eine Zusammenfassung der Abfolge von Snowdens Enthüllungen, aber keinerlei nachvollziehbare Erklärung, was das alles bedeutet. Wie gehabt: Nach dem Wetter alles vergessen. Nun kann man einwenden, das sei eine Nachrichtensendung, die eben Nachrichten verbreitet, aber das haben sie ja auch nicht wirklich gemacht. Nun, wenn das denn relevant ist, dann wäre vielleicht der eine oder andere Hinweis auf die Auswirkungen in der Praxis und vor allem die Rechtsstaatlichkeit angebracht gewesen. Man weiß nachher nicht mehr als vorher, weder inhaltlich noch die Hintergründe betreffend.

Was weiß ich …

Es gab durchaus Informationshäppchen, die man verwerten könnte, hätte man sonst noch nichts Neues gehört, zum Beispiel dass Mailservices wie GMX, Web.de und “Telekom” “Mails sicherer machen” wollen. Das aber ist eine reine Beruhigungspille. Wie sie das machen wollen und inwiefern was da sicherer wird – dazu gar nichts. Fazit: Es gibt da so ein Problem, und das wird gerade gelöst. Wo ist der Unterschied zwischen solchem ‘Journalismus’ und einem staatlichen Dienst zur Gegenaufklärung? Sie behaupten stets von sich, sie ordneten Nachrichten ein, bewerteten sie und klärten auf. Sie haben keine Probleme damit, den albernsten Alarmismus zu pflegen, wenn es um angebliche Terrorgefahr geht. Wenn aber dem Konstrukt des Rechtsstaats der Boden unter den Füßen weggezogen wird, dann sorgen sie dafür, dass einem die Füße dabei einschlafen.

Das interessiert mich inzwischen derart nicht mehr, dass ich doch noch überrascht wurde. In irgend einem Zusammenhang, den ich brav vergessen habe, kam der Ministerpräsident von Niedersachsen zu Wort. Doch, ich erinnere mich, es ging um die Verlegung eines Stromkabels zu einem Offshore-Windpark. Der Mann ist von der SPD, ich kenne ihn nicht. Muss gleich noch mal nachsehen, wie er heißt. Man will ja nicht als uninformiert gelten.

 
oguttwapp
Er hat doch so viel für unser Land geleistet. Ja genau! Eines muss man dem Mann lassen: Er war Maximaß Popcorntüte, erstklassiger Fassadenglamour, ein gleißendes Strassjuwel am Wühltisch des politischen Modeschmucks. Der kann auch Kanzler, wartet’s nur ab!

Okay, ihr Ungläubigen, Zweckzweifler und Profipessimisten: Wenn ihr das nicht glaubt, achtet auf die geschickt besetzte Nebenrolle im Recyclingartikel, den fulminant aufgetoasteten Hamburger Olaf Scholz, die kommende Hoffnung der S-P-D! Auch schon vergessen? Der war für die Absolute Mehrheit im Senat gut und gilt als alternativlose Alternative zum Berufswahlversager Peer Steinbrück (Noch nie gewählt, doch stets berufen). Glaubt ihr auch nicht? Wir sprechen uns in vier Jahren.


Bald wählen wir wieder unseren Bundestag. Der Bundestag wählt dann eine Kanzlerin, und die bildet eine Regierung. Der Bundestag verabschiedet Gesetze, die die Regierung eingekauft hat.
Nicht nur die Bertelsmann-Stiftung schreibt ganze Gesetze, die ein willfähriger Minister dann enem ebensolchen Parlament zum Abnicken vorlegt. Immer öfter sind es Anwaltskanzleien, die die Texte ausarbeiten, auf deren Basis wir dann regiert und behördlich verwaltet werden.

Die Supernova am Regierungshimmel, der allseits feinentstaubte und glatt gewienerte Bundesallerleiminister zu Guttenberg, hat in dieser Tradition einen Gesetzentwurf abschreiben lassen, der zwar denkwürdig überflüssig ist, immerhin aber die Jura-Wirtschaft ankurbelt. Hätte der Mann ein bisschen mehr drauf als wirre Reden und sein Talent für virtuoses Fettnäpchen-Twister, würde er vielleicht eine Abwrackprämie für Staatssekretäre und sonstige Ministerialbürokraten einrichten. Würde ihn auch nur der Hauch einer Ahnung sanft umwehen, wofür er zuständig ist und wofür nicht, er könnte endlich seine Arbeit aufnehmen.

Der “KaTe” setzt aber andere Prioritäten, meist an der Frage orientiert, was ihm die meisten Sendeminuten in der Tagesschau einbringt. Mal sehen, ob er noch rechtzeitig als Verschwender von Steuergeldern von sich reden macht oder gar als Vetternwirtschaftsminister. Schlimm genug, dass Gesetze von Jura-Firmen und Interessensverbänden gemacht werden. Guttenberg kann es aber noch dümmer: Er ist gar nicht zuständig für solche Gesetzentwürfe, und der Inhalt seines großen Wurfs ist nicht nur alt, sondern auch bereits als unerwünscht abgelehnt worden. Von der eigenen Fraktion.

p.s.: Der ursprüngliche Artikel ist aus August 2009. Der Hinweis, dass er den Gesetzentwurf hat “abschreiben lassen“, war noch nicht beeinflusst von seiner entscheidenden Plagiatsarbeit, die erst im Februar 2011 als solche bekannt wurde.

 
goat

Achtzehn Prozent, leck’ mich am Arsch!

Grüße an Max und das Altauto.

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