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2012


Gibt er die Bundestagswahl verloren und sucht nach einem lukrativen Job in der Finanzbranche?

Robert von Heusinger, Hellseher

 
Auf dem 29c3 (Kongress vom CCC) gab es von Katharina König und Heike Kleffner einen Vortrag über den NSU [gut 300Mb, weitere Dokumente und Streams gibt’s hier], die Nazis und die “Dienste”. Ein hervorragender Überblick über die Verstrickungen und Strukturen sowie Berichte aus den Untersuchungsausschüssen. Inbesondere ab ca. Minute 27 hagelt es Namen von V-Leuten, die in der Nazilogistik ganz weit vorn sind.

Die Autorinnen kommen zu dem eindeutigen und belegten Urteil, dass ohne die staatlichen Dienste die Neonazis keine solchen Netzwerke hätten betreiben können und diverse Gewalttaten nicht geschehen wären. Dabei sind Hintergründe jenseits der auf den NSU fokussierenden Betrachtung noch gar nicht berücksichtigt, wie etwa das Thule-Netz, historisch gewachsene Strukturen in den Diensten oder der maßgeblich von Altnazis gegründeten Geheimdienst der CDU in den 70ern.

Damit sind wir auch bei einem nicht ganz unwichtigen Detail, mit dem ich nicht recht einverstanden bin. Zwar treten die Damen sehr forsch auf und fordern die richtigen Konsequenzen aus dem braunen Sumpf rund um die Verfassungsschutzstaffel, auch sie sprechen aber bedauerlicherweise von “Versagen” und “Inkompetenz”, sind völlig festgelegt auf die Perspektive, dass es sich bei den Vorgängen nicht um Vorsatz handelt.

Der Staat als Täter

Ich halte das für tendenziell fahrlässig. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich im Verfassungsschutz von Bund und Ländern, aber auch in MAD, BND und den politischen Polizeien gefestigte rechtsextreme Strukturen finden, und zwar ungebrochen seit Gründung der Bundesrepublik, mag man unterschiedlich einschätzen. Man kann diese Möglichkeit aber keineswegs ausschließen. Selbst wenn man glaubt, da hätte der Schwanz mit dem Hund gewedelt und braune Kameraden hätten die Dienste ‘missbraucht’ und zum Narren gehalten, muss man sich darüber im Klaren sein, dass ohne die Unterstützung von Überzeugungstätern in den höheren Ebenen der Behörden nicht solche Zustände hätten etabliert werden können.

Am Ende würde es ohnehin zu einer akademischen Frage, ob die Indifferenz der Behörden gegenüber Mord und anderen Gewalttaten gegen Ausländer und Randgruppen überhaupt von einer überzeugten Unterstützung zu unterscheiden ist. Die Dienste sind zutiefst mit den Nazinetzwerken verflochten. Auf die Frage, was sie damit bezwecken, fällt mir keine Antwort ein, die den Staat nicht mindestens zum Mittäter macht.

zombeco 
Dieser publizistische Kehricht, ich kann ihn nicht mehr hören und schon gar nicht mehr lesen.
Verarscht. Mich. Nicht. Dauernd!
Dieses Geschwafel von der “Fiskalklippe”, das die Systempresse aktuell alternativlos® raushaut, und nicht bloß das, nein: Es muss auf diese Ficksalklippe auch noch “zugesteuert” werden. Es gibt keine Scheiß “Klippe”, ein Staatshaushalt ist kein verdammter Kahn und der sportliche Schwarze heißt nicht Odysseus, sondern Obama.

Bildquelle: Wikimedia Commons / Acey Duecy

Das Gelulle um den ökonomischen Voodoo wird immer bescheuerter, und man darf wohl annehmen, dass die angeschlossenen Gewerbetreibenden den Tinnef inzwischen zunehmend selbst glauben. Die Wichstumsprognosen des im Original “fiscal cliff” (bad enough) genannten Effekts sind der übliche Mix aus Geisterlauben, Propaganda und einer gewissen Wahrscheinlichkeit, die sich zur Drohung einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung aufbauen. Selbst wenn man das schrecklich ernst nimmt und das physische Zittern kriegt, kann man da immer noch nicht runterfallen oder vorklatschen.

Hölle Hölle Hölle

Es taugt nur wie der ganze andere Firlefanz zum Grusel und zum Auflauf der reitenden Leichen omniimpotenten Fachexperten. In das bedruckte Zeug, das mir solche semantischen Gemetzel liefert, kann man vielleicht in Fukushima noch Sushi einwickeln. Warum zur bodenlosen Hölle lese ich das aber noch? Gestern im Radio wurde nebenbei bemerkt so eine Lallbacke als „Wissenschaftler“ vorgestellt. Ich kann mich nicht mehr erinnern, zu was oder warum der Mann dort seine Logorrhoe ausleben durfte; nur an diesen Titel. „Wissenschaftler“! Nicht einmal einen Fachbereich vertrat der Typ mehr, es wurde ihm nur noch der virtuelle weiße Kittel umgehängt, aus dem sein expertischer Verbalphallus hervorsprang.

Warum höre ich mir so etwas noch an? Habe ich im Religionsunterricht womöglich einmal zu tief gepennt und die Geschichte von der ewigen Verdammnis verschnarcht? Besoffen ein Termingeschäft mit Satan gemacht? In Luzifers Roulettepuff meine übertakteten Hirnchips auf die Null gesetzt? Ich fordere unverzüglich einen Totalexorzimus. Lasst mich endlich hier raus!!1!

 
Das Wort “sparen” hatte ursprünglich die Bedeutung “erhalten, schonen”. Etwas nicht zu verändern, schon gar nicht zu zerstören, sondern es zu schützen war der Gedanke, der dahinter stand. Was in der Propaganda inzwischen so genannt wird, ist das glatte Gegenteil, eine weitere Attacke des Neusprechs, der immer blöder Gewalt, Grausamkeit und Elend als Wellness verkauft. Beim Begriff “sparen” geht das einher mit dem Geldfetisch, der neben seiner eigenen Mathematik auch seine eigene Logik erschafft und zwangsläufig in Schizophrenie mündet.

Selbst im Sinne der Finanzen bedeutet “sparen” etwas zu erhalten. Sparen kann man vom Überfluss, es wird eben etwas beiseite gelegt, anstatt es dem Konsum zuzuführen. In diesem Zusammenhang mag man darüber streiten, ob Investitionen ebenfalls “Sparen” bedeuten. Sie bedeuten aber ganz sicher nicht Konsum, denn ihr Sinn ist nicht der unwiederbringliche Verbrauch von Ressourcen, der die Substanz verringert, sondern im Gegenteil ein Wachsen der Substanz – wenn sich die Investition amortisiert.

Der Staat zahlt immer

Die unerträgliche FDP in Gestalt des selbst ihr unerträglichen Vorsitzenden Philipp Rösler ruft einmal mehr nach Maßnahmen, die dem neoliberalen Markenkern entsprechen. Heute sind es Verkäufe von Staatsbeteiligungen. Wie sich schon angesichts der Versilberung von Telekom, Post, Energieunternehmen und anderem gezeigt hat, lassen sich mit den Betrieben enorme Gewinne erzielen. Wo das nicht dauerhaft gelingt, wird eben eine Weile geplündert, finden Massenentlassungen statt, werden Löhne gedrückt, und wenn das nicht reicht, wird die Leiche dem Staat vor die Tür gelegt. Soll der sich dann um den Erhalt der Infrastruktur kümmern.

Dabei wird massiv Substanz abgebaut. Es sind nicht nur Werte, die weg sind, sondern auch laufende Einkünfte, die wegbrechen. Natürlich wird das schöngerechnet, weil der Anteil, den der Staat bei Privatisierungen mitbezahlt, immer außen vor bleibt: Die Kosten für Entlassungen und Lohnsenkungen zahlen nämlich alle. Werden derart Gewinne erst möglich, heißt es nachher, “der Staat” könne “nicht mit Geld umgehen”. Staatsbeteiligungen haben den Staat noch nie ärmer gemacht; Privatisierungen schon. Man muss sich allerdings irgendwann klar machen, dass “der Staat” keine anonyme Bürokratie ist, sondern die Gesamtheit der Bürger und deren Verwaltung.

Kurze Leine, Stachelhalsband

Das Verhökern von Substanz also – sicher zu günstigsten Konditionen an die Privatiers, die sie übernehmen – nennt Rösler “sparen”. Ernsthaft. Wenn ich Aktien verkaufe, was hat das dann mit “sparen” zu tun? Auch wenn theoretisch (tatsächlich ist das seltenst der Fall) der Abbau von Schulden eine gute Investition ist, bedeutet das eben nicht zu “sparen”. Volkswirtschaftlich betrachtet, muss man solche Maßnahmen mit äußerstem Bedacht treffen. Nur wenn man mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass die ggf. verminderten Zinsen am Ende mehr ausmachen als der Verlust an Einkünften und Investitionsmöglichkeiten, ist es sinnvoll, massiv Schulden abzubauen.

Was Rösler predigt, ist dasselbe, was die Warlords des Kapitalismus überall vorantreiben: Einschränkung, englisch “Austerity”. Daher ist mit dem etwas sperrigen Begriff “Austerität” immerhin einer im Umlauf, der sagt, was ist. Der Staat – das heißt die öffentlichen Haushalte ebenso wie die Bürger – soll immer weiter eingeschränkt werden, soll bewegungsunfähig sein, an der kurzen Leine des Kapitals herumgezerrt werden. Erst wenn es (scheinbar) keine Möglichkeit mehr gibt, selbst Entscheidungen zu treffen, weil alles unter Finanzierungsvorbehalt steht und kein “finanzieller Spielraum” mehr besteht, herrscht das Kapital absolut über den Staat. Das ist das Programm. Das nennen sie “sparen” und das nennen sie “Freiheit”.

 
Gauck. Solidarität.

An Weihnachten ist denen aber auch wirklich nichts zu dämlich oder zu peinlich. Zwischen den Jahren wird der Neusprech fürs nächste geübt.
Wettbewerb ist Solidarität.
Armut ist Wohlstand.
Ausbeutung ist Leistung.

Eben wieder gelesen: “Geburtstag des Heilands”. Nein, nein und nochmal nein. Es gibt keinen “Geburtstag des Heilands”. Es gibt auch keinen gottverdammten Heiland, aber darüber würde ich ja glatt noch mit mir reden lassen, wüssten diese Kniefälligen wenigstens, dass nicht einmal ihre spackigen Kirchen behaupten, ein “Heiland” habe “Geburtstag”.

Es ist Weihnachten, das ist das fucking Lichterfest, weil die gammeligen Tage wieder länger werden. Da wird die Sonnenwende gefeiert, ihr Pisaflüchtlinge. Warum man das auf den verkackten Vierundzwanzigsten verlegt hat, weiß der Geier. Vermutlich weil die behämmerte Mutter Katholisch zu doof ist auf die Uhr zu gucken. Sicher ist aber, dass sie wie immer ihre öden Zeremonien in die Zeit verlegt hat, wo früher die geilen Partys abgingen.

Bei mir zu Hause zum Beispiel haben sich Kelten mit Met und allem, in dem sie mehr Alkohol konzentrieren konnten, fürchterlich die Kante gegeben und brennende Bäume die Hänge hinab gerollt. Dann haben sie alles gefickt, was nicht bei drei übern Deich war und zwischendurch ein paar wenig begeisterte Opfer live geröstet. War ja auch nicht alles Gold bei denen. Na ja, und dann kamen halt die Talare mit dem großen Spaßhammer und haben auch das noch auf besinnlich getrimmt.

Ja richtig, herrgottnochmal, sie lassen da jetzt die Geburt ihres unappetitlich Dahingeschiedenen feiern. Aber ist das ein Geburtstag? Behauptet irgendwer, die Schreinerbrut aus Galiläa sei am bepissten vierundzwanzigsten zwölften geboren? Nein, nein und dreimal nein! Und weil ihr das jetzt wisst, habt ihr vielleicht eine Ahnung, warum der Jubilar grundsätzlich nicht zum Fest erscheint – für den ihr eh nicht mit eingekauft habt, ihr Heuchler.

Feiert also getrost euch selbst, den Rettungsring, der jedes Jahr eindrucksvoller eure maroden Chassis umschmeichelt und geht mir nicht mit albernem Getue auf die Eier, verdammte Axt! Ich muss eh arbeiten.

 
shootem

Von der National Rifle Association lernen heißt siegen lernen. Mehr Knarren an Grundschulen, das ist die Patentlösung gegen Amokläufe. Wer etwas anderes erwartet hat von der schmierigen Lobby, die in den USA mehr Einfluss auf die Wahlkämpfe hat als die Präsidentschaftskandidaten, hat wohl geträumt. Hier trifft sich alles, was Freiheit ausmacht: Gewalt, Tod, Geld, Feindschaft. Letztere ist die Quintessenz republikanischer Politik, die so erfolgreich war, dass sie nunmehr an ihre natürlichen Grenzen stößt. Man kann nicht alles in Gut und Böse auflösen, die Reps aber können nichts anderes. Das hat ihnen Jahrzehnte lang Erfolge beschert bei Deppen und Hurrapatrioten.

Bist du nicht für uns, bist du gegen uns. Bist du gegen uns, bist du Feind. Bist du Feind, bist du Freiwild. Wir sind die Guten. Die Guten dürfen alles, damit sie siegen. Sie müssen daher schneller ziehen, bessere Waffen haben, mehr Rechte, keine Einschränkungen. So einfach ist das. Es gibt keinerlei Abweichung von dieser Einstellung, denn alles, was komplexer ist, zerstört deren Struktur und den darauf aufsetzenden Konsens.

Tod ist Leben

Wenn die Todesstrafe keine Morde verhindert, brauchen sie mehr Todesurteile. Wenn Folter Terrorismus nicht eindämmt, muss mehr gefoltert werden. Wenn “Härte” gegen Schuldige nicht hilft, muss sie gegen jeden Verdächtigen geübt werden. Christlicher Sadomasochismus und religiöse Allmachtsphantasien prägen die Atmosphäre aus Angst und Erregung. Daher rührt auch die Prüderie, die damit einhergeht. Sex ist Lustverlust. Die Spannung des Eifers steigt ins Unermessliche, wenn Triebabfuhr verboten ist. Der Blümchensex profitiert ebenso davon, weil alles nur noch geil ist. Ein Wunder, dass wir leben, wo der Tod überall lauert, wo der Kampf Gut gegen Böse ein ständiger Krieg ist, die wirren Hirne aufgeladen mit Phantasien von Gewalt und Untergang. Das Armageddon ist immer und überall.

Nun ist solcher Wahnsinn ein nettes Hobby; wenn damit aber Probleme bewältigt werden sollen, wird es wüst. Da Fanatismus keine Kompromisse zulässt, sucht sich das Schema Gut/Böse/Schuld/Sühne immer neue Opfer, die Einschläge des Bösen kommen dabei immer näher. Deren Urheber sind völlig unfähig, sich selbst als solche zu erkennen. Am Ende ist alles Feind, Tod, Vernichtung. “Last Man Standing” heißt das Spiel.

Genau so halten sie es auch mit den Steuern: Die Guten zahlen keine. Es ist ihr Geld, und selbst aus ihren toten kalten Händen wird es ihnen keiner nehmen außer den Erben ihrer Dynastie. Wer mehr hat, hat mehr verdient. Die protestantische, zumal evangelikale Geschmacksrichtung des Schwachsinns hält das für gottgewollt. Gott kennt die Guten und belohnt sie. Das ist das Schöne am Glauben: Er passt immer, denn was nicht passt, ist eine Prüfung. Gut/Böse, Schwarz/Weiß. Der Hass, den sie damit säen, ist ansteckend. Ich stimme ihnen zu: Gebt ihnen mehr Waffen, gleich zu Weihnachten!

 
salatmuell

Es ist wirklich kaum zu fassen. Neulich habe ich mich schon schiefgelacht, als fefe sich seinerseits amüsierte über die Story von Russen, die Vorräte anlegen, um den Weltuntergang zu überleben. Ist ja klar: Wenn die Welt untergeht, braucht man Konserven, Kerzen und Panzerkekse. Nicht auszudenken, wenn die Erde in die Sonne kracht und wir haben keinen Proviant für den Flug. Noch besser finde ich die äußerst komischen Verrenkungen des Geldfetischismus, der sich in Phantasien zur Apokalypse Ausdruck verschafft. Aber spannen wir zunächst einen Bogen.

Wenn der Volksmund den nach ihm benannten Geruch in die Welt entlässt, offenbaren sich regelmäßig gewisse Asymmetrien in den Relevanzkriterien: Hier ich, da die Welt. Ich erinnere mich an die Zeit vor dem ersten Golfkrieg, als diverse Karnevalsveranstaltungen abgesagt zu werden drohten (was dann auch tatsächlich geschah). Eine mir damals persönlich bekannte Lokaljournalistin berichtete von Vorbereitungen zu einer Party vom DRK. Dort hatte eine engagierte Rotkreuzlerin die entscheidende Frage gestellt: “Wenn der Saddam die Bombe schmeißt, wat mach ich dann mit all der Kartoffelsalat?”

Die surreale Komik solcher Momente erschließt sich nicht jedem, zumal einem in der Tagesschau auch nicht gesagt wird, was daran nun witzig sei. Und damit zurück zum Geldfetisch. Generationen geifergeschulter Marxisten haben versucht, den Unerleuchteten beizubiegen, was das sei: Warenfetisch, Geldfetisch, Kapitalfetisch. Die Erklärungen dazu bleiben quasi zwangsläufig abstrakt, komplexer als das Phänomen selbst und werden natürlich bei der Gelegenheit mit allerlei Lametta aus dem Debattierzirkel behängt. Ich will kurz skizzieren, wovon die Rede ist:

Das krieg ich für mein Geld

Das Produkt als Ware wird in eine vorgeblich natürliche Verbindung zum Geld gesetzt. Als sei der Warenwert etwas dem Produkt Inneres, die Repräsentation eines Tauschverhältnisses. Reicht das schon? Um das Phänomen theoretisch korrekt einzugrenzen, bedarf es der Anleihen an vorhandene Theorien und Begrifflichkeiten. “Repräsentation” etwa ist eine philosophische Kategorie, mit der man sich auch erst einmal eine Weile beschäftigen muss, um zu verstehen, was hier geschieht. Man kann auch psychologisch einsteigen, der Begriff “Fetisch” weist ja darauf hin, oder religionssoziologisch, was auch angedeutet ist. Einfach ist das nicht, und es lässt sich auch nicht wesentlich vereinfachen, wenn man es wortwörtlich zur Sprache bringen will.

Illustrieren kann man es wohl, und damit kommen wir endlich zum Schluss des Kreises. Ich hörte zwei Meinungen von Meinungsbürgern zu der Frage, was sie denn täten, wenn der Weltuntergang unmittelbar bevorstünde. Der eine sagte wohl, er wolle alles Geld abheben, ein Auto leihen und in den Urlaub fahren. Der andere meinte gar, er würde eine Bank überfallen und die Kohle im Puff verbraten. Geld abheben, Geld rauben und dann am letzten Tag damit bezahlen. Ist klar: Die letzte Fahrt will bezahlt sein, denn wer lässt sich schon verschuldet in den Orcus blasen?

Womit wir endgültig beim Thema sind: Die Hure, die weiß, dass sie gleich verdampfen wird, macht noch einmal die Beine breit für ein paar Dollars mehr. Logisch. Sie ist schließlich eine Hure, die tun’s für Geld. Das ist bei denen so eingebaut. Aber nicht nur bei denen. Das ist nämlich schon im Geld eingebaut. 70 Euro sind ein Mal Ficken. Das, liebe Kinder, ist der Geldfetisch.

 
Es ist nicht alles „Faschismus“, was der Kapitalismus so an Auswüchsen zu bieten hat, aber es kommt immer wieder verdammt nahe heran. Vor allem ist es eigentlich egal, wie man es nennt. Sofern man bereit ist, dem Monster ins gähnende Maul zu schauen, zu erkennen, was da wirkt und wo es zwangsläufig enden muss, ist es hinreichend, “Kapitalismus” genau so zu nennen. Das ist kein Pudel namens “Marktwirtschaft”, sozial ist daran schon gar nichts und jede Kette, die ihm angelegt werden soll, legt er sich allenfalls als Schmuckwerk auf. Die Ketten tragen andere. Die Zuträger, der Plebs, das Proletariat, das Präkariat, die Sklaven, die Leibeigenen. Immer wieder, trotz Aufklärung, trotz Nationalsozialismus, trotz „demokratischer“ Versuche.

Die Macht hat das Geld und sonst niemand. Die es haben, die Eigentümer, bestimmen die Regeln, und wo immer es zu einem Konflikt kommt zwischen den Rechten der Person, persönlicher Freiheit, selbst sogenannten “Bürgerrechten” und dem Kapital, siegt das Kapital. Du darfst nicht öffentlich sagen, was du denkst, schon gar nicht schreiben. Du darfst nicht zeigen, was du siehst, du musst immer auf der Hut sein, dass du nicht etwas öffentlich machst, was einem anderen gehört. Ein magentafarbener Buchstabe vielleicht, ein Foto von einem Brötchen, ein gepfiffenes Lied von einer bekannten Band. Das gehört dir nicht, also darfst du das nicht.

Jüngstes Beispiel, in dem es nicht einmal einen Armen trifft, sondern wen, der sich gewehrt hat, sind Schokoladenbären der Firma Lindt. Ein Bär aus Schokolade, eingeschlagen in goldenem Staniolpapier, wie Lindt das schon immer macht. Das ist dann aber ein “Goldbär”, und die gehören alle Haribo, weil die ihre ekligen Gummibärchen so nennen. Wenn etwas nur so heißt, dann darf es schon nirgends mehr vorkommen, wo die Marke nicht Eigentum ist.

Willste übern Rasen laufen, musste dir ein Grundstück kaufen

Es wurden auch schon für Martinslieder Tantiemen kassiert. In Europa soll man kein Wasser mehr trinken dürfen, das einem nicht gehört. Diese sogenannten „Rechte“, die nichts sind als Knechtung und Entrechtung, sollen durchgesetzt werden, als sei jeder, der an einer Quelle trinkt, ein Dieb. Der Staat macht sich auf erbärmliche Weise gemein mit den Profiteuren, die Losung „zu viel Sozialstaat“ bedeutet nichts anderes als den Aufruf zur totalen Warengesellschaft. Alles ist käuflich, alles ist Eigentum. Die Luft zum Atmen wird auch noch privatisiert werden. Das meine ich wortwörtlich.

Wie in jeder vergleichbaren historischen Situation werden vermeintlich freie Menschen wieder einmal in Leibeigenschaft gezwungen, glaubt eine Mehrheit, sie führe damit ganz gut, bejubelt das Ganze noch oder ist einfach desinteressiert. Das beste Beispiel dafür sind die Facebook-User, die sich seit Jahren abkochen lassen und jeden Rufer aus der Wirklichkeit als Spaßbremse abtun. Jetzt wird die nächste Stufe gezündet: Alle Bilder, die auf Fashbook gepostet wurden, sollen einer Bildagentur zur beliebigen Nutzung übertragen werden. Sie müssen also damit rechnen, dass die Benutzung des eigenen Bildes bald abgemahnt wird.

Na ja, so schlimm es schon nicht werden“, oder? “Ich bin davon ja noch nicht betroffen“, richtig? Besser noch: “Mich wird es schon nicht treffen” oder “Sollen sie doch machen, ich habe nichts zu verbergen“, “Es sind ja nur ein paar Bilder” und “So ist das eben heutzutage“?

Beam me up …

 
Falsch verstandene Fürsorge ist nach wie vor der Fluch unserer Zeit. Trotz aller Reformen gibt es nach wie vor zu viele Alte, zu wenige Junge, zu viele Arbeitslose; in Südeuropa werden bis zu 40% der Arbeitsfähigen unnütz versorgt, die meisten davon inzwischen im besten arbeitsfähigen Alter. Maßnahmen wie die Rente mit 67 oder später greifen daher zu kurz. Es gibt für ältere Lohnabhängige in absehbarer Zeit keine Arbeitsplätze. Sie werden nicht gebraucht.

Völlig richtig ist es daher, die Altersvorsorge zunehmend privat zu organisieren. Der Staat muss sich aber ganz heraushalten, wenn das funktionieren soll, denn allein die Festlegung auf bestimmte Finanzprodukte, die als angeblich sicher gelten, wirkt schon kontraproduktiv. Die Kompetenten und Leistungsfähigen werden sich selbst die richtigen Finanzprodukte zulegen. Und selbst wo das nicht der Fall ist, hat es einen positiven Effekt: Sowohl die Finanzmärkte als auch die Bevölkerung können sich nur weiterentwickeln, wenn die Spreu sich vom Weizen trennt.

Gesundheit fördern

Riesiges Reformpotential liegt aber vor allem im Gesundheitssektor. Nicht nur, dass jedes Wehwehchen vom Arzt kuriert werden soll, es werden auch hunderte Milliarden für die Förderung von Krankheiten im Alter ausgegeben. Wenn sich die Sozialindustrie einmal auf ein Opfer gestürzt hat, dann werden die Alten so lange gepampert, bis sie an ihrer Gemütlichkeit möglichst langsam eingehen, bestens “versorgt”. Das muss sich ändern. Fördern wir Gesundheit statt Krankheit! Jeder von uns geht lieber zwei Jahre früher als fünf Jahre später, wenn er sein Ende dafür agil erlebt.

Das Ganze muss ein großes Paket zur Populationskorrektur ergeben. Man muss prognostizieren, wer in Zukunft gebraucht wird und wozu. Die Bildungs- und Sozialsysteme müssen darauf abgestellt werden, aber auch alle anderen, nicht zuletzt das Strafrecht. Anstatt Kriminalität zu fördern, indem man die Menschen nutzlos durchfüttert, muss man dafür Sorge tragen, dass die Quote der Nutzlosen radikal gesenkt wird. Wir brauchen keine 40 Millionen “Erwerbstätigen”, schon gar keine zusätzlichen sechs bis acht Millionen Nutzlose. Hier muss unmittelbar die Populationskorrektur ansetzen. Es sind so viele Kommissionen und “Bündnisse” in den letzten Jahren entstanden. Warum nimmt sich keiner der wirklichen Lösung unserer Probleme an? Hier sollten alle Kräfte konzentriert und geeignete Maßnahmen ohne falsche Hemmungen ergriffen werden. Alles andere mündet in Sozialismus.

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