Ich habe hier schon eine Menge über Doping (im Radsport) geschrieben, weil ich mich mit der Materie ganz gut auskenne und mir alle Jahre wieder den Skalp von der Fontanelle kratze angesichts der hirnrissigen Berichterstattung über “Sünder”, “Einzelfälle” oder “sauberen Sport”. In diesem Zusammenhang habe ich am Rande stets darauf aufmerksam gemacht, dass es sich beim Leistungssport nicht bloß um Wettkampf handelt, sondern vielmehr um ein Geschäft, mit allen dazugehörenden Widrigkeiten. Es sind Interessen im Spiel, Verwertungsinteressen, es geht um Geld. Das der Teams, der Medien, der Sponsoren, der Zulieferer und ganz am Ende der Nahrungskette das der Sportler.
Jüngst wurde öffentlich, wie die Infrastruktur der vorgeblich ehrenamtlichen westdeutschen Sportverbände und ihrer Dopingforschung dasselbe Geschäft betrieben haben wie andere nationale Verbände auch. Im Radio hieß es dazu kürzlich, es habe hier “kein Staatsdoping” gegeben wie in der DDR. Das ist so dämlich, dass man es getrost als “neuen Tiefpunkt” bezeichnen darf und das Recht auf drei Weizen hat, um das noch zu ertragen.
Breitmaulfrösche? Gibt’s hier nicht
Es ist gerade der gängigen kapitalistischen Ideologie unerträglich, dass der geheiligte “Wettbewerb” sich auf allen Ebenen als das entpuppt, was er ist: Betrug, Ausbeutung, Fassade, Mittel zum Zweck der Kapitalisierung. Es gibt keinen fairen Wettbewerb, keine gleichen Bedingungen, keine Transparenz, schon gar nicht Ehrlichkeit, Rücksicht oder Fairness. Jeder betrügt wie er kann, ob Investmentbanken, die alles manipulieren, was angeblich neutrale Vertragsbasis ist, und zwar systembedingt je reicher, desto ungehemmter. Es kann sich nicht jeder leisten, Rohstoffpreise oder Ratings zu manipulieren, und es kann auch nicht jeder die besten Sportler täglich mit den wirksamsten Wundermitteln vollpumpen.
Ein Staatsdoping findet also nicht statt, es machen sich nur alle Institutionen, staatlich, “gemeinnützig” oder privat, zum Zuträger des Big Business. Dass Jugendliche in staatlich geförderten und ‘beaufsichtigten’ Programmen gedopt wurden, ist kein Staatsdoping, das ist fairer Wettbewerb®. Wer sich nicht erwischen lässt, ist so lange ein sauberer Sportler®, bis er eben erwischt wird. Dann ist ein Sünder®, den man vielleicht noch mal brauchen kann, wenn er bereut und danach wieder als sauberer Sportler® zurückkehrt und schwört. Wird er noch einmal erwischt, ist er ein Betrüger®.
Der Wettbewerb® an und für sich ist nämlich fair® und wird nur durch Sünder und Einzelfälle verunreinigt, auch bekannt als schwarze Schafe®. Ein systematischer Betrug, ein systemischer gar, muss ausgeschlossen werden. Das wäre nämlich Sozialismus, und der kennt ja gar keinen fairen Wettbewerb®.
August 13th, 2013 at 23:20
Gefunden:
dazu gehörenden
die alles nanipulieren
an und für sich ist nämlich sich fair
August 13th, 2013 at 23:40
Danke, du Horst ;-)
August 13th, 2013 at 23:42
Unn genauso isses in der Wirtschaft unn überall: Wer am besten bescheißt iss der King! (Snooker iss nich überall ;-))
August 14th, 2013 at 06:56
beim ersten lesen dachte ich: wenn du schreibst, man könne es getrost als “neuen tiefpunkt” (von qualitätsjournalismus?, hihi) bezeichnen, impliziert das aber doch, daß dieser (zumindest irgendwann mal) frei von erwähnter kapitalistischer verwertungslogik war, oder?
mein fehler!
früher, als alles besser (…), und das ehemalige nachrichtenmagazin noch ein solches war, richtete sich die innere verwertungslogik wohl schlicht nur an anderen parametern aus – auflage und damit einnahmen mittels skandalaufaufdeckung o.ä..
mittlerweile ist die transformation einfach nur folgerichtig fortgeschritten und hat sich den verwertungskriterien angepaßt. insofern ist das mit dem tiefpunkt schon ganz richtig und letztlich nur ein weiterer abschnitt auf der sich (endlos, bis zum kollaps) nach unten drehenden spirale. zum kotzen das ganze, drei bier reichen bei mir leider schon lange nicht mehr.
***
als ich mir vor ca. 20 jahren die tourübertragungen mit einem befreundeten sportstudenten ansah, meinte der nur lakonisch, daß man die ganze (doping-)scheiße einfach freigeben sollte, damit die pharmakonzerne direkt als hauptsponsoren auftreten und pokale abräumen können, quasi einen ‘konstrukteurstitel’, um mal den vergleich zur formel1 zu bemühen.
recht hat er gehabt, sowas wie ‘sauber’ kannste in nem metier wo es knallhart um kohle geht eh nicht haben.
auf der anderen seite steht halt die frage, wer sich das dann noch anschauen würde, ohne die gepflegte illusion wäre die faszination einfach dahin und der rubel würde bestenfalls nur noch spärlich rollen.
August 14th, 2013 at 07:20
Doping im Sport und die damit verbundene Heuchelei um “sauberen” Sport sind für mich der ultimative Beweis dass Heinz und Liese Müller besch…sen werden wollen. Unterschicht hin oder her, in allen Gesellschaftsschichten feiert Rosamunde Pilcher fröhlich Urständ.
Aus diesem Grunde ist jede Hoffnung der Kapitalismus als Herrschafts- und Abgabenordnung könnte jemals durch Überzeugung überwunden werden Illusion. Da sind entweder derbere Methoden gefragt oder aber die Protagonisten der marktkonformen® Demokratie werden uns weiterhin auslutschen.
Ich kann mir sogar vorstellen, daß da ganz oben einige kluge Köpfe sitzen, die selbst schon an der Ablösung des Systems arbeiten, natürlich ohne jede Beteiligung derer Unten. Denn die Macht muss schließlich da bleiben wo sie ist.
Ob nicht eventuell ein Robespierre auf dem rechten Weg war ?!
August 14th, 2013 at 08:01
Gegen schrankenlosen Wettbewerb.
Gegen Betrug.
Gegen Wirtschaftskriminalität.
Gegen illegale Absprachen.
etc.
Heißt nicht “gegen Wettbewerb schlechthin”.
In dem Moment, in dem zwei verschiedene Produkte zur Wahl stehen haben wir einen Wettbewerb. Ich weiß nicht, wie diese Situation vermieden werden könnte und glaube nicht, dass sie überhaupt vermieden werden sollte.
August 14th, 2013 at 08:23
Es heisst ja auch “illegales Doping” wenn man erwischt wird. Frage : was impliziert das wohl ? Außerdem sollte man sofort Dopingtests bei der Journaille einführen, denn wenn ich mir die saublöden Fragen und das Hurra – Geplärre grad bei Amisportlern unserer ÖRs, aktuell bei der Leichtathletik – WM, anhöre, dann haben die Zeugs eingepfiffen, das mindestens unters BtmG fällt.
MfG
August 14th, 2013 at 09:09
Bleibt Synchronschwimmen.
August 14th, 2013 at 09:30
@maguscarolus #5 – gegen einen ‘Wettbewerb’ von Ideen und Lösungen ist wenig einzuwenden. Es wäre blöd, wenn sich bessere Lösungen nicht durchsetzen könnten, nur weil es schon irgendeine gibt und ein Vergleich tabuisiert wäre. Der wirtschaftliche Wettbewerb, der schließlich im Produkt bzw besser wieder der ‘Ware’ kulminiert, ist aber viel mehr und gleichzeitig weniger.
Mehr ist er vor allem wegen seiner Universalität als Lebensprinzip auf allen Ebenen und wegen der daraus resultierenden Konsequenzen. Da geht es nämlich eigentlich gar nicht um die bessere Lösung als Zweck, sondern die bessere Lösung ist wieder nur Mittel zum Zweck – den anderen ‘nieder zu konkurrieren’. Zu gewinnen, um ihn ‘aus dem Spiel’ zu drängen – das in diesem Fall das ‘Leben’ ist.
Weniger ist er vor allem wegen der Eindimensionalität des Kriteriums. Es geht um Geld und Profit, um sonst nichts. Und so wird dieser Wettbewerb vor allem auf der bornierten Ebene des Preises ausgetragen.
Kurz, im ‘wirtschaftlichen Wettbewerb’ treten nur oberflächlich Produkte, oder Ideen und Lösungen gegeneinander an. In Wahrheit sind es aber die Individuen, die ‘Wirtschaftssubjekte’, die sich mittels ‘besserer’, oftmals aber eben auch nur ‘billigerer’ Lösungen gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Das ‘Bessere’ ist nicht Ziel und Zweck der Veranstaltung, sondern, wenn es überhaupt zustande kommt, nur ein Nebenprodukt, ein ‘Kollateralschaden’ des Wettbewerbs um Geld und Profit. So wie in diesem Wettbewerbssystem auch die Bedürfnisbefriedigung. Auch die werden nur dann befriedigt, wenn dabei Profit rausspringt. Da werden dann Ferraris gebaut, während Kinder verhungern…
Siehe auch hier oder hier.
August 14th, 2013 at 09:47
Doping ist ein Instrument zur Selbstoptimierung im Kampf um Wettbewerbsvorteile. So meint zumindest ein Trendforscher. Seine Prognose für die nächsten Jahre: Joghurts und Lebensmittel zur Leistungssteigerung – nicht nur für Manager und Studenten.
Mephisto 97.6
Nunja, so kann man es natürlich auch sehen. Ethische Gesichtspunkte kommen in einer solchen Betrachtungsweise allerdings nicht vor. Gesundheitliche Gefährdungen werden auf subjektive Gefahren-Einschätzungen der jeweiligen Doper heruntergebrochen und damit einer objektiven Einordnung entzogen. Die Befragung des Trendforschers mittels Suggestivfrage hat es natürlich auch so in sich. Alles in allem ein ziemlich unverhohlenes Plädoyer pro Doping.
August 14th, 2013 at 10:26
@8: Mehr ist er vor allem wegen seiner Universalität als Lebensprinzip auf allen Ebenen und wegen der daraus resultierenden Konsequenzen. Da geht es nämlich eigentlich gar nicht um die bessere Lösung als Zweck, sondern die bessere Lösung ist wieder nur Mittel zum Zweck – den anderen ‘nieder zu konkurrieren’. Zu gewinnen, um ihn ‘aus dem Spiel’ zu drängen – das in diesem Fall das ‘Leben’ ist.
Hier wie fast überall sind die Übergänge fließend. Wenn eine Firma pleite macht, weil sie zwar bessere aber nicht billigere Produkte anbietet oder weil ihr von einer “Heuschrecke” der Garaus gemacht wird, dann ist das eher der wirtschaftlichen Gesamtsituation (Binnenkonjunkturschwäche, Deregulierung der Finanzmärkte) geschuldet als dem Wettbewerbsprinzip.
Wäre volkswirtschaftliche Vernunft und Verantwortungsbewusstsein an Stelle von Korruption und Drehtürkarrieren die Normalität bei unseren politischen “Eliten”, dann wären die beklagten Missstände viel, viel weniger gewichtig.
August 14th, 2013 at 11:02
@Lutz Hausstein: Was ist ein “Trendforscher”? Hat der Mode studiert?
Wenn ich mir den gelackten Heini nur angucke …
August 14th, 2013 at 11:40
@maguscarolus #11 – wäre hätte würde. Es sind aber gerade nicht ‘volkswirtschaftliche Vernunft und Verantwortungsbewusstsein’, die dieses System und seinen Wettbewerb steuern. Sie ließen sich nur durchsetzen gegen diese Prinzipien. Deine Vorstellungen ließen sich nur durchsetzen mittels umfassender Regulierungen und Begrenzungen. Und selbst dann fließt der Fluss irgendwann und irgendwo in’s Meer.
Zudem ergibt sich wieder die Frage: was soll ich mit einem primären Prinzip, dessen Ergebnisse mir nicht gefallen und das ich im Nachhinein mit umfänglichen Regelungen auch nur annähernd dahin bringen kann, wo es mir gefällt? Warum versuche ich dieses Ziel nicht direkt zu erreichen? Zumal sich irgndwann der Punkt ergibt – und bei uns mE definitiv längst überschritten ist – an dem alle ‘Reparaturversuche’ mehr (Lebens-) Energie verbrauchen als das unzulängliche Prinzip selbst. Wir verwenden längst den kleineren Teil für die Produktion von ‘real life assets’ selbst und den größeren Teil, um die unerwünschten ‘Nebeneffekte’ wieder einzufangen.
Mit Monty Python: where is the pleasure in that…?
August 14th, 2013 at 12:08
@9 Peinhart
Bezüglich dem 2. verlinkten Artikel: Obwohl ich von diesem Experiment damals nichts wusste, habe ich dieses “Belohnen” von (für mich) Selbstverständlichkeiten bei meiner Tochter nie angewandt. Leider scheint jedoch jeder in meinem Umfeld von dieser “Seuche” befallen.
Allerdings hatte dieses “System” (Geld für gute Schulnoten) bei mir selber auch nicht funktioniert – seit früher Kindheit lerne ich mit Begeisterung, wofür ich mich interessiere, und selbst die Schule konnte das nicht bei mir ausmerzen ;-)
Das übliche “Zuckerbrot und Peitsche” sehr führt bei mir meistens zu unerwarteten Reaktionen, welche von den Auslösern nicht gerade “goutiert” werden. Als “Spielverderber” krieg ich dann Minuspunkte – leider mache ich das nicht nur mit Absicht, sondern weil ich diesen Komplex an widersinnigen Spielregeln noch nie kapiert habe. Mein Gehirn will sich mit solch einer gequirlten Kacke gar nicht beschäftigen – dafür gibt es dann das entsprechende “Label” eines speziell benamsten Dachschadens. Nur, weil man auf Konkurrenzverhalten und “Anreizsysteme” nicht anspricht.
Nee, ick bin nich “normaal”, ick bin doch nich bescheuert, wa.
cu
renée
August 14th, 2013 at 12:42
@13 Peinhart: was soll ich mit einem primären Prinzip, dessen Ergebnisse mir nicht gefallen und das ich im Nachhinein mit umfänglichen Regelungen auch nur annähernd dahin bringen kann, wo es mir gefällt? Warum versuche ich dieses Ziel nicht direkt zu erreichen?
Weil sich dieses Grundprinzip imho wohl nicht wird ändern lassen. Man hat ja gesehen, wie sich die Wirtschaft in den Staaten mit wirtschaftlichem Staatsmonopol verhalten hat. Ohne die “Kleingewerbler” wäre die Existenz der Normalbürger eine arg triste gewesen.
Das “Übel an der Wurzel packen” ist ja erst mal eine gute Idee. Allerdings sollte man zum einen sehr genau wissen, welches “die Wurzel” ist und zum anderen, welche Teile des Gesamtsystems an dieser Wurzel existentiell dran hängen.
“Lass uns erst mal alles anzünden und dann suchen wir in der Asche nach Brauchbarem” ist für mich und wohl auch für keinen anderen Menschen, “der Kinder und Enkel hat” kein Weg sondern eine Katastrophe.
August 14th, 2013 at 12:53
Weia. Diese Plattitüde, dem Kapitalismus als einzige Alternative “Staaten mit wirtschaftlichem Staatsmonopol” entgegenzusetzen, ist doch nichts anderes als die gängige Propaganda. Gerade hier sind wir in der Diskussion doch um Lichtjahre weiter. Was soll denn das nu wieder?
Für das Feuer und die Asche wird derweil der Kapitalismus selber sorgen. Wann lernt ihr endlich aus der Geschichte? Fällt es nicht einmal auf, das das staatssozialistische Imperium friedlich zugrunde gegangen ist, wo kapitalistische Systeme immer die Welt anzünden müssen? Wo bin ich hier?
August 14th, 2013 at 13:32
Ich will weder Kap noch Stamokap, sondern mir, meinem Kind und ev. noch kommenden Enkelkindern den A. retten. Das derzeitige System ist die Katastrophe und wird für ausreichend Asche sorgen. Ob es dann noch viel Brauchbares übrig läßt, da habe ich meine Zweifel. Es geht hier nicht nur um ein paar “Unangenehmheiten”. “Ausbeutung von Mensch und Natur” wird jetzt bis zum Äußersten augereizt, da spielen Hasardeure Vabanque, und zwar mit unseren existenziellen Lebensgrundlagen.
Viele der kleinen und mittleren “Profiteure” spielen an ihren kleinen Hebelchen, ohne den systemischen Bezug zu betrachten, so wie sie es immer schon getan haben. Aber auch dort gibt es schon einige, denen klar geworden ist, wie verheerend dieses weiter Herumwurschteln ist.
Dieses System weiter zu unterstützen ist so gut wie Harakiri, selbst für diejenigen, die bisher noch ein bisschen dabei absahnen konnten.
Warten wir mal die “Wahl” ab, was uns danach feines präsentiert wird …
Egal, wer “gewinnt”, die Verlierer stehen jetzt schon fest
cu
renée
August 14th, 2013 at 14:18
@16:Diese Plattitüde, dem Kapitalismus als einzige Alternative “Staaten mit wirtschaftlichem Staatsmonopol” entgegenzusetzen, ist doch nichts anderes als die gängige Propaganda. Gerade hier sind wir in der Diskussion doch um Lichtjahre weiter. Was soll denn das nu wieder?
Der Stamokap war, soweit ich weiß, der einzige großflächig angelegte reale Feldversuch, und durchaus mit unterschiedlichen Nuancierungen in verschiedenen Ländern. Ein anderer in der Realität und im globalen Rahmen erprobter Gegenentwurf zum Kapitalismus westlicher Prägung ist mir nicht bekannt.
Freilich lassen sich Ideen finden und formulieren, wie die Welt besser sein oder werden könnte. Ich bin selber keineswegs davon überzeugt, in der “besten aller Welten” zu leben. Nur sollten m.E. Vorschläge zu einer Verbesserung von Wirtschaft und Gesellschaft in der Realität und bei den real in ihr vorkommenden normalen Menschen als den Hauptbetroffenen ansetzen.
Gerade die oben zitierten “Lichtjahre” halte ich für einen Teil der Verständigungsbarriere. Radikale Forderungen weisen doch kaum je auf einen Lösungsweg.
August 14th, 2013 at 15:52
@18 maguscarolus
Die Zeit für “Forderungen” war mal, egal wie “radikal”. Der/die verbliebenen Lösungsweg/e werden wohl ziemlich an der Wurzel anpacken müssen, sonst sind es keine. Die Anlaufstellen für Forderungen haben leider keinen annehmbaren Masterplan. Bleibt nur noch Selbermachen, Delegieren an die “Verantwortlichen” läuft nicht, die machen da auch nichts mehr dran.
cu
renée
August 14th, 2013 at 15:55
@maguscarolus #18 – Dieser pragmatisch-reformistische Ansatz scheitert vor allem an einem: diese Wirtschaft hat eine ‘innere Schranke’ erreicht, die ihr weiteres Funktionieren bereits wesentlich ‘radikaler’ in Frage stellt als irgendein Kritiker das in Worten könnte. Und jede weitere Regulierung oder Re-Regulierung würde diese Schranke nur noch höher aufrichten, da alle diese Kontrollmaßnahmen niemals ‘wertschöpfend’, sondern immer nur ‘wertfressend’ sein können. Davon, dass sie aus sich selbst den zum laufenden Betrieb nötigen ‘Wert’ schon jetzt nicht mehr schaffen kann, zeugen gewaltige Schuldenberge, die ‘Wert’ aus der Zukunft herbeizaubern sollen – der jedoch bereits morgen genau dort auch schon wieder fehlen wird, wo man ihn gerade noch meinte mal eben ‘leihen’ zu können.
Ein weiterer Wettbewerb nach Maßstäben der ‘Verwertbarkeit’ – und das ist nun mal der ‘Generalmaßstab’ dieser Wirtschaft – kann also keine wie auch immer geartete Verbesserung oder gar Lösung mehr bringen. Es ist jedoch nicht ‘alternativlos’: entweder machen wir uns an eine ‘radikale’ Kritik (aber auch nicht radikaler als zB die Aufklärung es in ihren Absichten war) – oder der ‘Lauf der Geschichte’ selbst erledigt das für uns. Was für mein Dafürhalten allerdings hieße, sehend dem Niedergang entgegenzuwanken…
August 14th, 2013 at 19:20
@maguscarolus. Zuerst einmal verwechselst du da etwas. Stamokap ist etwas völlig anderes. Kannst du bei Wikipedia nachlesen, das ist halbwegs brauchbar da, ich empfehle aber eher die Quellen, auch wenn das Arbeit ist.
Deine These zielt im übrigen darauf, dass Veränderung niemals möglich ist, weil nur möglich ist, was berreits realisisiert wurde. Diese deine These ist historisch vielfach widerlegt. Ganz nebenbei halte ich dieses Denken für reaktionär.
August 14th, 2013 at 21:54
“Nur sollten m.E. Vorschläge zu einer Verbesserung von Wirtschaft und Gesellschaft in der Realität und bei den real in ihr vorkommenden normalen Menschen als den Hauptbetroffenen ansetzen.”
Das ist für mich irgenwie verquer. Zumal Die Linke in ihrer gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit und ihre Zersplitterung nicht wahrgenommen wird. Und selbst wenn es nicht so wäre: Was befähigt Linke dazu, die Rolle eines Sozialarbeiters an der Gesellschaft einzunehmen.
Wäre es nicht Aufgabe der Betroffenen selbst, auf eine “Verbesserung von Wirtschaft und Gesellschaft” mit aller Kraft hinzuarbeiten?
Das was eine reformistische Linke wie die PDL einfordern will ist allenfalls etwas Kosmetik und orientiert sich dabei an der sog. Finanzierbarkeit im Staatshaushalt und ist von den gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen betrachtet, noch nicht einmal realisierbar.
Das was Peinhart über die “innere Schranke” der Kapitalverwertung geschrieben hat, ist vielleicht nicht jedem geläufig, aber es lohnt sich, damit zu beschäftigen. Ich möchte noch die “äussere Schranke” (Ressourcenverbrauch und Klimawandel) hinzufügen, weil dies möglicherweise greifbarer ist.
Was Linke m.E. im Moment am Besten leisten können, ist Ideologiekritik, um dem Sozialdarwinismus aus der gesellschaftlichen Mitte entschieden entgegen zu treten, der Diskriminirung Erwerbsloser.
Wenn dies auch in der Praxis geschieht, um so besser.
August 15th, 2013 at 08:44
Ganz nebenbei halte ich dieses Denken für reaktionär.
Jetzt hast du mich – ganz nebenbei – klischeehaft tot geschlagen. :)
August 16th, 2013 at 00:08
Muss man den Kommentarfinger aber extra totschlagen. :-P
Was ist daran totschlagen? Wenn jemand etwas, das reaktionär ist, “raktionär” nennt – zumal als eindeutige Einschätzung, wenndas schon “totschlagen” ist, dürfen wir uns gegenseitig nicht mehr kritisieren.