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Dezember 2007


Callactive sagt immer die Wahrheit. Callactive ist über jeden Verdacht erhaben. Callactive tut, sagt und sendet nie etwas “angeblich”, Callactive hat keine “verwirrten Anrufer”.
Zu dumm, daß die Kritiker von Callactive nur durch den puren Haß auf einen Anbieter motiviert sind, der “Partizipations TV” macht, das “Zuschauern [die Möglichkeit bietet], sich aktiv und live an der Programmgestaltung zu beteiligen, mitzuwirken und mitzuspielen”.
Nach Angaben von Callactive (merkt euch diese Phrase!) funktioniert das so: “Sobald ein Anrufer durchkommt und die richtige Lösung nennt, wird diese eingeblendet und das Spiel ist beendet.” So einfach ist das. Und das ist doch Grund genug, sich totzulachen.
So what, ihr Gutmenschen? Müßt ihr denn auch immer diejenigen beschützen, die sich aktiv und live an der Programmgestaltung beteiligen, mitwirken und mitspielen? Nur, weil ihr das Tempo nicht aufbringt, mit dem ihr vor den Schrank laufen müßtet, um dort anzurufen? Nur, weil ihr das Tempo nicht aufbringt, mit dem ihr vor den Schrank laufen müßtet, um diesen Schwachsinn ernst zu nehmen? Bloß, weil ihr “aktiv” “Gestaltung” und “Beteiligung” aus dem DUDEN kennt? Hey, das ist Demokratie! Wenn ihr euch unbedingt aktiv und live an der Meinungsbildung beteiligen wollt, dann versichert Euch! Und zwar gut, falls es Tatsachenbehauptungen sind, die ihr euch da leistet! Es findet sich nämlich für solche im Internet ganz fix ein Hamburger Gericht, das euch auf dem Boden der Tatsachen unter dem Grundgesetz einen runterholt. Und das ist teurer als jede Hure. Den Gang bis zum BVG könnt ihr euch nämlich garantiert nicht leisten. Der Artikel 5 des Grundgesetzes ist nicht dazu da, euch ohne weiteres vor den widerlichsten Auswüchsen des Kapitalismus’ zu schützen. Got me?

So weit die Sensationspresse.
Aber keine Sorge: Weder das Blog noch der Nick wird stillgelegt. Nur die Email-Adresse, über die ich bei euch kommentiere, ändert sich. Ihr werdet mich weiter eindeutig identifizieren können.
Der tägliche Spam wird langsam 3-stellig, das geht mir schwer auf die Nerven.

Wenn ein Hund bellt, zumal einer, der nicht besonders helle ist, hilft es nicht, mit ihm zu diskutieren. Wenn der Hund ein ein harter ist, ein solcher, der sich den Anus pudern läßt und gern nach harten Strafen schreit, macht es das nicht besser. Lügen strafen kann man diese Kreaturen von geringem Verstand und Nutzen, aber ist das die richtige Reaktion?
Roland Koch, das Pipimännchen, bläst sich wahlkämpfend einmal mehr auf und bekommt eine Antwort von der ZEIT auf sein dummes durchsichtiges Gequatsche. Wer das liest, weiß nachher bescheid: Was Koch faselt, hat nichts mit der Realität zu tun. Nicht wirklich überraschend. Koch nutzt eine Lücke der öffentlichen Kommunikation aus, treibt in trüber Bauernschläue seine Gegner ins Dilemma: Politische Korrektheit einfordern (ein gefundenes Fressen für seine rechte Klientel) oder diskutieren, was nicht zu diskutieren ist. Daß er nicht nur losgelöst von allen Fakten, sondern ebenso von jeder Ordnung im Denken seine verbalen Erbärmlichkeiten hinausrülpst, ist der Umstand, mit dem umzugehen man lernen muß. Ludwig Greven kommt dem erst im letzten Satz nahe: “Und ab und zu schweigen“, empfiehlt er dem Brandstifter Koch.
Besser wäre es, angemessener, ihn und sein Auditorium anzusprechen, wie sie es verstehen, nämlich streng väterlich:
“Roland! Wenn du mal wieder von nichts eine Ahnung hast, vor allem nicht davon, was du als Ministerpräsident zu tun und zu lassen hast, dann halte verdammt nochmal deinen dummen Rand!”

 

Mir ist aber andererseits auch nicht klar, weshalb es nicht möglich ist, in Deutschland einfach die NPD zu verbieten. Da heißt es dann immer, dass da ja auch verdeckte Ermittler auffliegen würden. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die längst übergelaufen sind.

Aus einem äußerst lesenswerten Interview von SpOn mit Dieter Hildebrandt

ausbeut
Der “Mindestlohn” ist jetzt auch bei Arbeitgebern beliebt. Den Unterschied zwischen Lohn und Hohn wird man dem einen oder anderen allerdings noch erklären müssen. So meint etwa Harald Olschok, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband der Wach- und Sicherheitsunternehmen, ein Mindestlohn von “vier bis fünf Euro” sichere “faire Wettbewerbsbedingungen“. Das wären bei einer 40-Stunden-Woche maximal 800 Euro brutto! Dafür soll eine Vollzeitkraft auf das Geld der besserverdienenden aufpassen oder seinen Kopf für die Sicherheit anderer hinhalten. Das findet der Herr Olschok “fair”. Wie tief muß der Riß im Hirn klaffen, wenn man solche Figuren mit sicherheitsrelevanten Aufgaben betraut? Für das Geld kriegt man den tumben Nazi, der sich als Türsteher einen kleinen Euro und seine Meriten als Schläger verdienen will. Einen moderaten und seriösen Mitarbeiter muß man schon bezahlen.
Damit sind wir bei einem großen Manko im Verbraucherschutz: Man erfährt nichts über die Arbeitsbedingungen, die hinter einem Produkt stehen. Über alles wird man belehrt: die richtige Handhabung, Farb-und Inhaltsstoffe, Haltbarkeit, Oberflächenbehandlung und Herkunft. Ob die Leute anständig bezahlt oder hemmungslos ausgebeutet werden, sagt einem aber keiner. Transparenz ist nach wie vor eine echte Marktlücke, und viele Unternehmen scheuen sie wie der Teufel das Weihwassser. Dabei würde sich so manches Produkt ein Gütesiegel (siehe oben) verdienen.

Es ist doch vieles besser und toleranter geworden in dieser Gesellschaft. Juden sind so gut wie sicher, und wenn sie angegriffen werden, verurteilt man nicht mehr sie, sondern die Täter. Die Grenzen zu Polen sind offen, und kaum jemand spricht öffentlich über ein Volk von Autodieben, dem man nun die sauer verdienten Volkswagen ausliefert. Selbst die Türken dürfen bleiben, soweit man sie nicht als Muslime betrachtet, sondern als Gastarbeiterfamilien und ihre Folgegenerationen.
Das führt freilich nicht dazu, daß das Auge der Rechten blind geworden sei oder sie ihre Zunge im Zaum halten könnten. Der Beckstein-Nachfolger im bayrischen Innenministerium, Joachim Herrmann, sorgt mit einigen Unions-Kollegen für den rechten Geist im Lande: Er fordert eine Erklärung zum Gewaltverzicht von Muslimen. Der Moslem als solcher ist nämlich ein Gewalttäter, das ist die Message. Wo nun der Sinn einer gegenteilig lautenden Erklärung liegt, erschließt sich meinem bescheidenen Verstand nicht. Viel näher liegt da der Verdacht, daß die Herren im Trüben Fischen.
So sieht es auch Heribert Prantl, der den naheligenden Zusammenhang mit dem Überfall auf einen Rentner herstellt, an dem auch ein junger Türke beteiligt war und stellt fest:
Man ist beinah versucht, von Ministern, die von redlichen Menschen eine solche Gewaltsverzichtserklärung fordern, eine Amtsverzichtserklärung zu verlangen.
Als Blogger darf man sich erlauben, das “beinahe” auszulassen und der Versuchung zu erliegen.

 
 

Der deutsche Konsum ist viel zu schwach, und die deutschen Exporte sind geradezu lächerlich stark.

Jim O’Neil, Chefvolkswirt der US-Investmentbank Goldman Sachs

Und hier ein Überblick über das Jahr 2008:

Januar: Das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung tritt in Kraft. Sony Entertainment verklagt die ersten 100 000 Nutzer illegaler Downloads.
Wolfgang Schäuble und Franz Josef Jung fordern regelmäßige Patrouillen der Bundeswehr durch deutsche Großstädte.
Februar: Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg verpaßt Olé von Beust knapp die absolute Mehrheit. Nachdem der CCC aufdeckt , daß das vorläufige amtliche Endergebnis schon vor der ersten Hochrechnung feststand, wird neu gewählt. Michael Naumann wird Chef einer Koalition mit der Panikpartei von Udo Lindenberg.
Wolfgang Schäuble fordert Wahlen per Hammelsprung und RFID-Chip.
März: Mario Sixtus, Stefan Niggemeier, Sascha Lobo und Johnny Haeusler werden gekürt, ausgezeichnet und heiliggesprochen. Die Jury, bestehend aus Mario Sixtus, Stefan Niggemeier, Sascha Lobo und Johnny Haeusler, kann sich allerdings nicht einigen, welchen Preis sie verleihen soll. Dazu Don Alphonso: “Linknutten, Awareness-Stricher, Koofmichs!”
Bei den Präsidentschaftswahlen in Simbabwe holt Mugabe 120% der Stimmen. Gerhard Schröder gratuliert dem “Stern der Freiheit Afrikas” als erster.
April: Das neue Kubuntu 8.04 erscheint mit KDE 4.0. Microsoft bietet für Windows Vista Updates und Patches im Umfang von 420 GB an. Der Server bricht unter der Last der Downloads zusammen. Das Open-Source Betriebssystem “Zockenwieblöde” erscheint. Es emuliert DirectX 10, ist schlank und kostet nichts.
Wolfgang Schäuble fordert die Pflicht zur Nutzung von Windows.
Mai: Geiles Wetter, kurze Röcke, Biergarten. Politik kann mich mal. Hormone. Noch bin ich nicht zu alt. Blogpause und Aktion “Macht’s euch selbst”.
Juni: Die SPD fordert Mindestlöhne auch für Manager. Das Bundeskabinett beschließt einen neuen Straftatbestand: Parken in zweiter Reihe. Wolfgang Schäuble fordert Mautstationen für Fußgängerzonen.
Bei der Fußball-EM wird Deutschland zur schlechtesten Mannschaft gewählt, die “einen Müllfußball beleidigenden Ausmaßes auf den Rasen erbricht”. Uns egal, wir sind Europameister!
Juli: Beim G-8 Gipfel in Japan werden zum ersten Mal Überwachungsdrohnen eingesetzt. jeder Demonstrant wird von einer PBD (persönlichen Begleit-Drohne) eskortiert. Wolfgang Schäuble fordert mehr G8-Gipfel.
Feynsinn verleiht zum zweiten Mal den “Underdog”. Der “Weltherrscher” erklärt sich zum Preisträger auf Lebenszeit. Dazu Don Alphonso: “Man kann sich aufsexen, Freunde einspannen, Wichtigkeit behaupten und Kommerz in eine Aktion verpacken, man kann viel erzählen, wenn der Tag lang ist.”
Die erste dopingfreie Tour de France findet unter Ausschluß von Radfahren statt.
August: Bei den Olympischen Spielen im Peking holt China alle Medaillen. Gerhard Schröder nennt Wen Jiabao, der Hu Jiantao als Staatsoberhaupt abgelöst hat, einen “Märtyrer der Demokratie”. Daraufhin werden die europäischen Sportler freigelassen.
Sommer. Gar keine Röcke mehr. Zweiter Hormonschub. Ich versuche, mein Testosteron durch Bergetappen und wildes Fluchen in den Griff zu bekommen. Funktioniert!
September: Bei der Landtagswahl in Bayern holen Günter Beckstein und Erwin Huber nur 45%. Die F.D.P. scheitert an der 5%-Hürde. Gabriele Pauli tritt für die Grünen an, die ebenfalls nicht ins Parlament einziehen. Die SPD holt die absolute Mehrheit und wählt mangels eigener Kandidaten Erwin Huber zum Ministerpräsidenten.
Wolfgang Schäuble erwägt, in die SPD einzutreten.
Oktober: Die Bischofssynode beschließt im Vatikan die Einführung eines neuen Feiertages. Am “Herodestag” sollen die kleinen Opfer großer Männer geehrt werden.
Das BAFöG wird um 5% erhöht. Hartz IV ebenfalls. Angela Merkel läßt sich als “soziale Kraft der deutschen Politik” feiern. Die Teuerungsrate liegt bei 4%. Die Lebensmittelpreise sind um 22% gestiegen, die Energiepreise um 34%.
November: Bei den Präsidentschaftswahlen in den U.S.A. tritt George Bush gemeinsam mit seinem Bruder Jeb an. Beide holen jeweils mehr als 50% der Stimmen und küren sich zu Präsidenten auf Lebenszeit. Mexiko macht die Grenzen dicht, weil es die Flüchtlingsströme nicht mehr in den Griff bekommt.
Der Bundestag beschließt den Mindestlohn für alle Branchen. Hans-Werner Sinn verbrennt sich daraufhin öffentlich auf den Stufen des Reichstags.
Wolfgang Schäuble fordert die Erfassung der Fingerabdrücke beim Kauf von Streichhölzern.
Dezember: Die Lokführer streiken noch immer. Der erste ganzjährige Bahnstreik geht damit noch lange nicht zu ende. Mehdorn und Schell erkranken am Heiligen Abend unter mysteriösen Umständen an der Vogelgrippe. Man findet Spuren von Polonium im zerrissenen Verhandlungstischtuch.
Angela Merkel heiratet Kurt Beck. Wolfgang Schäuble ist nicht eingeladen.

In diesem Sinne: Ich wünsche meinen Lesern ein gutes Jahr 2009!

Der gemeine Hartzer muß sich dafür beschimpfen lassen, daß er lebt, und man macht ihm Beine, auf daß er sich das Atmen wieder “verdient”. Die Asozialen, die dauerhaft zu Hause bleiben und trotzdem essen, werden von Politik und Wirtschaft nur ungern im Volkskörper geduldet.
Hoch angesehen sind hingegen die Leistungsträger. Diejenigen, die für die Rendite zuständig sind und die gern von solcher Rendite leben. Bei BMW haben diese nun festgestellt, daß sie ein wenig mehr brauchen. So fünf bis zehn Prozentchen. Als Lohnzuwachs wäre so etwas eine Katastrophe. Als Renditeewartung ist das solide Planung. Das sagen die Wirtschaftsexperten der Leistungsträger.
Damit das auch klappt, hat man sich etwas Kluges ausgedacht: Man entläßt 8000 Mitarbeiter. Und damit die Leute, die entlassen werden, danach nicht auf dem Markt herumlungern, hat man noch eine schlaue Idee: So viele wie möglich sollen in die “Altersteilzeit” entlassen werden. Die Rentenkassen fangen dann auf, was BMW wegwirft. Und wenn die Kasse nichts mehr hergibt, tritt der Steuerzahler ein. Hauptsache, es entstehen keine neuen Parasiten.
Ganz schön schlau, diese Leistungsträger!

SpOn macht heute wieder in besonders peinlicher Weise deutlich, daß es dringend eines neuen Chefredakteurs bedarf. Anna Reimann kredenzt dort eine Melange aus statistischen Halbweisheiten und rhetorischem Spuk, die der Insi©-Minister selbst in die Tasse gespuckt haben könnte. 40% der Muslime in Deutschland seien “fundamental orientiert”. Die Indikatoren dafür treffen ähnlich auf deutsche Katholiken zu, und die Bertelsmann-Stiftung will ja festgestellt haben, daß jeder 5. Deutsche “tief religiös” sei und 70% immerhin noch “religiös”. Aber das sind ja keine Internetuser und Turbanträger, die führen nix Böses im Schilde.
Beinahe komisch sind einige Items, die den Spiegel-Spießer in Panik versetzen:
Fast 9 Prozent halten die Formulierung, dass Selbstmordattentate feige seien und der Sache des Islam Schaden zufügen, für falsch“. Nur 9%? Selbstmordattentate sind feige? Wer soll so etwas ernst nehmen?
Sie sind aber auch furchtbar radikal, diese Muslime:
Mehr als 8 Prozent der muslimischen Studenten gehen demnach auf Distanz zur Demokratie, etwa 6 Prozent von ihnen sind gleichzeitig demokratieskeptisch und befürworten die Scharia“. Soso, sie gehen nicht nur auf Distanz zur Demokratie, sondern sind auch noch demokratieskeptisch? Unerhört! Wenn ich mir allerdings anschaue, wie viele Minister auf Distanz zum Grundgesetz gehen, ist diese Quote doch ganz beruhigend. Aber Schäuble beiseite: Wie viele, sagen wir, Sachsen, gehen auf Distanz zur Demokratie? Wie viele von ihnen befürworten Gewalt gegen Ausländer? Wie viele Tote und Verletzte hat diese widerliche Einstellung bereits gekostet? Wer wird hier von wem bedroht?
Aber vielleicht is dieses tendenziöse Aufsätzchen von Frau Reimann ja eine Art Kontrastprogramm gegen die Sueddeutsche? Dort befaßt sich Heribert Prantl mit der “Klageflut gegen Schäubles Schnüffel-Gesetz“. Wir schalten um nach München.

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