Oktober 2011
Monthly Archive
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Politik[35] Comments 30. Okt 2011 23:28
Am Wochenende ging so einiges an mir vorbei, ihr wisst schon. Ich habe da mal ein paar Schnipsel gesammelt, die ich als Kassiber an meinen Entführern vorbei schmuggeln konnte.
Über-Türken-Urteile
Mely Kiyak hat Gehirnherpes. Wusst’ ich’s doch! Das “Über-Türken-Urteilen” macht ihr Gelenksexprobleme. Was ist das bloß für ein Deutschland, in dem Über-Türken leben? Wir werden untergehen.
Nach den Sternen greifen
Eine Professorin Elsbeth Stern, die ausgerechnet für Lehrerausbildung zuständig ist, gibt folgendes zu Protokoll:
“Für gute Studenten, die ihr Studium ernst nehmen, ist es egal, wie das Studium aufgebaut ist. Sie gucken sich die Spielregeln an und handeln danach..”
und dazu passend:
“Das Problem ist aber, dass bislang nicht genügend Leute die Uni mit einem Bachelor verlassen. Es ist noch nicht gelungen, den Bachelor als einen sinnvollen Abschluss zu gestalten.”
Das Studium ist also sinnlos, aber wer gut und ernst ist, hält sich an die Spielregeln. So ist’s recht, Kadavergehorsam ist genau das, was ein Lehramtsanwärter zuvörderst mitbringen muss. Das war hier schon immer so und hat uns nicht geschadet.
Typisch für solche Auskenner ist auch der ganz kurze Draht zur Wirklichkeit ihrer Opfer:
“Man muss als Student nicht dreimal im Jahr in den Urlaub fahren. Studieren heißt eben auch verzichten lernen.”
Ich kann den Leuten, die bei dieser Konifere studieren, nur raten sich das mal genau anzugucken und “danach zu handeln”. Deutlicher darf ich an dieser Stelle aus rechtlichen Gründen nicht werden.
Occupy “Occupy”
Bei allem Risiko sich von einigen Mitläufern verabschieden zu müssen oder gar die Spaltung zu riskieren, ist es an der Zeit, Ziele zu formulieren, die nicht allen gefallen. Das ist schon deshalb notwendig, weil die Genies der abschreibenden Zunft einfach nicht ohne vermeintliche Führer auskommen, das gilt leider auch für die FR: Da muss einer “Erfinder von Occupy Wall Street” genannt werden, obwohl der auf die Frage “Fühlen Sie sich trotzdem noch als Vater der Bewegung?” ausdrücklich sagt: “Absolut nicht, das wollte ich nie sein“. Wozu ein Interview, wenn der Fragende selbst die Antworten ignoriert? Setzen, sechs!
Dass Herr Lasn sehr offensiv keine Grenze zur “Tea-Party” ziehen will, würde mich überdies arg irritieren. Weiß der Mann, wer die finanziert und ihnen die wirren Thesen einflüstert? Gegen Infiltration hilft nur Position. Es ist höchste Zeit.
Neues vom Mietmaul
Ich scheue diesen Begriff und habe ihn bislang noch nicht verwendet in diesem Blog, aber es gibt welche, die lassen einem keine Wahl. Der INSM-Abgesahnte Arnulf Baring, der gern seine Gegner anbrüllt und unter den Propagandisten in den letzten Jahren der fleißigste ist – höchstens Olaf Henkel hält da noch mit, fährt aber inzwischen seinen eigenen Streifen – wurde jüngst überführt: Als Handlanger der Atomlobby hat er sich gleich aufschreiben lassen, was er plappernd und brüllend unters Volk lügt. Er nennt sich selbst im selben Atemzug obendrein noch “unparteiisch”. Wer Baring kauft, kauft einen Schwindler. Gibt es immer noch Journalisten in Deutschland, die das nicht wissen wollen können dürfen?
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Hintergrund[58] Comments 29. Okt 2011 14:51
Die lassen mich hier keinen Artikel schreiben. Ich werde zu furchtbaren Dingen gezwungen. Betrunken Auto fahren und Leute töten, die mir überhaupt nichts getan haben. Bemerkenswert: Nachdem die Monitore zwischenzeitlich angenehm wenig Platz in Anspruch nahmen, werden die Dinger mittlerweile immer größer. Wer sind Sie? Was wollen Sie? Was tue ich hier?
Morgen soll ich entlassen werden.
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Politik[35] Comments 28. Okt 2011 11:35
Der EFSF (formerly also known as “ESM”) wurde erwartungsgemäß durch das Bundesverfassungsgericht ausgebremst:
“Die Entscheidungsrechte des Bundestags dürfen nicht von einem Sondergremium aus lediglich neun Parlamentariern wahrgenommen werden“.
Die Bundesregierung muss wie in allen Entscheidungen zum Bundeshaushalt “die Zustimmung des gesamten Plenums einholen“.
Aber wir sind ja längst soweit, dass die Regierung so etwas unter “da hat irgend ein Gericht halt eine andere Meinung als wir” verbucht. Es bleibt komisch.
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Journalismus[25] Comments 28. Okt 2011 0:12
Der Focus hat ein Malheur entdeckt. Schnauze Schmidt und Peer Spaarbrück spielen mit einem Schachspiel – alles, nur nicht Schach. Was müssen das für kluge Leute sein, die außer Welt retten, Finanzexperten und Fachleute für alles sein sich die restliche Zeit mit einem Spiel vertreiben, für das wir Leser alle zu dumm sind. Zu dumm, wenn dann so etwas dabei herauskommt. Die arme Fotografin, so heißt es aus gut unterbelichteten Kreisen, hat sich an der Tischkante das Nasenbein gebrochen, weil sie sich nicht rechtzeitig entscheiden konnte, ob sie hineinbeißen oder die Stirn auf die Platte klatschen lassen wollte.
“Ausgerechnet der Focus”, dachte ich allerdings, hat er doch neulich mit seinem super Symbolfoto gezeigt, dass Photoshopping die Gesundheit erheblich beeinträchtigen kann. Kollege Burks hat kurz darauf mit einer Aufnahme von Joe Ackermann beim Wasserski gekontert.
Eine lustige Welt ist das, in der die Urheber der haarsträubendsten visuellen Lügen sich ihr Recht daran von Rudeln beißwütiger Winkeladvokaten “schützen” lassen. Gern hätte ich die Dokumente des organisierten Terrors gegen Verstand und Wahrnehmung hier direkt ausgestellt, aber das wäre illegal. Wer die Drogen unters Volk bringt, bestimmt, wer sie an wen weitergeben darf. Dies ist die beste aller Welten.
Stefan Niggemeier hat beizeiten unter der Rubrik “Super-Symbolfotos” schon vor Jahren die Schlampigkeit von publizistischen Geisterfahrern dokumentiert. Ein Schmankerl hatte ich auch hier bereits verlinkt. Waren derlei Aufforderungen sich der Gemütlichkeit wohligen Schwachsinns willenlos hinzugeben aber noch Stilblüten des Boulevards, darf man sich inzwischen darauf verlassen, dass diese Option alternativlos® ist. Wer nicht auf Schmerzfreiheit abonniert ist, kann sich die Analgetika in Zeiten marktberuhigender Kassen als gebeutelter Zuzahler nämlich defnitiv nicht mehr leisten.
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Theorie[128] Comments 26. Okt 2011 13:16
Es ist schon traurig. Wenn man sich da draußen so umschaut, finden sich Gläubige aller Art, die sich dennoch anmaßen “kritisch” zu sein. Als sei es schon ein Beleg für kritisches Denken, dass man gegen den Mainstream ist oder nicht glaubt, was in der Tagesschau erzählt wird. Nein, das ist nicht kritisch und keinen Deut besser, wenn man nicht bereit ist, sich selbst zu hinterfragen, offen zu sein für neue Erkenntnisse und die Überprüfung dessen, was man einmal für “wahr” genommen hat. Das wäre kritisch, und das ist übrigens der Geist der Wissenschaft, wie sie sich von der Renaissance in die Moderne hinein entwickelt hat. Wer allerdings das ‘wissenschaftliche’ Establishment nicht von der Wissenschaftlichkeit selbst unterscheiden kann, für den ist Sozialismus auch DDR (böse) und Demokratie Helmut Kohl (gut).
Der Anfang der modernen Wissenschaft ist das rationale Experiment – eine gedankliche Leistung, die im Mittelalter noch als Wahn gegolten hätte. Man stellt eine These auf und sucht nach Methoden, diese praktisch zu überprüfen. Ein Verfahren, das vor allem die Naturwissenschaften voran brachte, ist es doch auf die Anwendung von Technik und deren Verfeinerung angewiesen. Obendrein bieten mathematische Verfahren im Zusammenhang mit Messtechnik eine quasi beliebige Exaktheit, die zu wiederum klar bewertbaren Aussagen führt. Inzwischen können wir in Echtzeit mit Australien chatten, zum Mond fliegen und haben viele der furchtbarsten Infektionskrankheiten beinahe ausgerottet. Dies ist unmittelbar auf die Entwicklung von Wissenschaft und Technik zurückzuführen.
Geisteswissenschaften und “Menschenverstand”
Der Versuch der Geisteswissenschaften, damit Schritt zu halten, darf als weitgehend gescheitert betrachtet werden. Es liegt in der Natur der Sache, weshalb im angloamerikanischen Sprachraum auch unterschieden wird zwischen “Arts” und Science”. Es ist nicht möglich, Gemeinschaft, Kommunikation, Anpassung oder Meinung exakt zu messen. Die Rolle der Definition in vorgeblich quantitativen Methoden der Geisteswissenschaften führt daher oft zu Resultaten nach sprichwörtlicher Beliebigkeit. Während in den Naturwissenschaften eine Wahrnehmung oder Messung ausgewertet wird, muss ich hier schon vorher wissen, was ich beobachten will.
Zu erhellenden Einsichten kommen die “Künste” dennoch, wo sie sich historischer Entwicklungen annehmen, sie beschreiben und auswerten. Was hat wozu geführt, welche Bedingungen zeitigen welche Entwicklungen, wie nahm sich zu einer bestimmten Epoche das Denken selbst wahr, wie beschreibt sich der belesene Betrieb und was folgt daraus für all das, was noch als “vernünftig” gilt? Wo sind die Tabus, wie werden sie begründet, was gilt als richtig oder falsch und wann hat sich unter welchen Umständen diese Geltung verändert? Solche Fragen kann gründliche Geisteswissenschaft beantworten, zwar nicht exakt, aber plausibel. Sie trägt daher durchaus Züge dessen, was auch der gemeine “Menschenverstand” kennt.
Behält sich Wissenschaft ihren kritischen Grundansatz – den Zweifel, die Frage, ob etwas so ist oder anders -, ist sie ein Motor des Fortschritts. Verbarrikadiert sie sich hingegen in Dogmen und Abwehrschlachten, um vermeintlich gültiges Wissen gegen Erneuerung zu verteidigen, wird sie zum Herrschaftsinstrument, zur Mythologie, zur Religion.
Moderne Mythologie
Die Zeremonienmeister schaffen es derweil, die Errungenschaften ihrer Zunft virtuos klein zu machen. Es ist durchaus nicht so als wüsste man nichts über Wirtschaftskreisläufe und die Resultate bestimmter Vorgänge ‘am Markt’. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahrzehnten eine Riege von Dilettanten in der Öffentlichkeit breit gemacht, die Angehörige anderer Berufsgruppen glauben machen, als “Wirtschaftswissenschaftler” müsse man einen hohen Grad geistiger Versehrtheit schon mit ins Studium bringen.
Und auch die Mediziner zum Beispiel haben sich Witze verdient. Verkürztes Beispiel: Ein Klempner wird zu einem Arzt gerufen, der einen Wasserrohrbruch im Keller hat. Der Klempner wirft ein paar Dichtungen ins Wasser und sagt: Wenn es bis Montag nicht besser ist, rufen Sie noch mal an!
Beide Beispiele deuten darauf hin, dass der Wissenschaftsbetrieb und die daraus folgende Praxis bedauernswerte Zustände zeitigen. Dies ist aber gerade kein Hinweis darauf, dass Wissenschaftlichkeit als solche abzulehnen wäre. Im Gegenteil zeigen sie, dass einerseits die Wissenschaft permanent ihr Niveau unterschreitet und sich eher Cliquen von Verkündern bilden und dass anderereits der Übergang von wissenschaftlichen Erkenntnissen zur alltäglichen Praxis arg vernachlässigt wird. Er sollte aber selbst Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und Methodenentwicklung sein. Dies würde freilich eine Kaste elitärer Narzissten ebenso methodisch vom Sockel stürzen.
Der organisierte Zweifel
Die Abwehrreaktionen auf eine Wissenschaft, die keine mehr ist, weil sie auf den kritischen Selbstbezug verzichtet, sind ebenso bedauerlich. Die einen übernehmen die Überheblichkeit des Betriebs, setzten den Stand ihrer Kenntnisse zum Standard und erwarten ernsthaft von allen anderen, sich diesem anzupassen. Dies ist leider ein Standardverfahren von Marxisten, aber auch von Keynesianern und anderen -isten und -ianern.
Noch lustiger wird’s dann mit Esoterikern und Mythologen aller Art, die sich ernsthaft als ‘kritisch’ betrachten, weil sie gleich jedes Hinterfragen ihrer Methoden ablehnen und sich auch nicht dafür interessieren, aus welchem historischen Kontext ihr Omm-omm stammt. Sie sind ja meist nicht einmal für die Frage zu gewinnen, wer mit ihrem Geisterglauben schnöden Mammon macht. Wenn der Zweifel an den Wissenschaften also in die Auslöschung jeden Zweifels am eigenen Weltbild führt, kann man nur noch abwinken.
Der organisierte Zweifel ist Basis jeder Wissenschaft sowie jedes kritischen Denkens, hier besteht keinerlei Widerspruch. Dass aber der Zweifel eingedämmt werden muss, wenn man als denkende Person nicht irre werden soll, versteht sich ebenso von selbst. Es bedarf daher eines Maßes an (Selbst-)Zweifel, das einerseits noch Raum lässt für Neues und Anderes, andererseits aber ein konsistentes Denken zulässt, das nicht noch zu hinterfragen hätte, ob Wasser nass ist. Diesen Zweifel auszutarieren ist die Kunst, die Kommunikation erst ermöglicht. Dogmen jedweder Art sind hier Fehl am Platze. Wer nicht zweifeln will, kommuniziert nicht. Er bleibt wirkungslos oder er herrscht.
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Politik[38] Comments 25. Okt 2011 11:57
Neulich, im Rechtsstaat:
Ein anderer Spitzel heiratete seine Zielperson.
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Politik[65] Comments 24. Okt 2011 15:20
Mit einem noch immer wachen Ekel habe ich zur Kenntnis genommen, dass Günther Jauch in die ARD geholt wurde, um ganz ungehemmt Propaganda zu machen, zunächst für Frau Merkel, dann für die Finanzdienstleister der SPD, allen voran Peer Steinbrück. Der wurde wieder einmal von seinem konsenilen Mentor Helmut Schmidt begleitet, dem Maskottchen der alten Mitte, um den Weihrauch wie Trockeneis über die Bühne wabern zu lassen. “Wählt den gefälligst”, so ist die Message, denn wir wollen ihn.
“Wir”, das sind vor allem die Seeheimer, jene treuen Transatlantiker und Freunde der Einflussreichen, deren Intrigen noch jede zarte Blüte einer Demokratisierung der SPD zertrampelt haben. Nimmermüde ist der Hans Dumpf in allen Gossen der Medien, Johannes Kahrs, der nie von irgendwem gewählt wurde, weder intern noch extern. Der Mann wird entsprechend von der Rüstungsindustrie gepampert wie kein anderer. Er lässt über seine Freunde des Springer Verlags verkünden, wer Kanzler werden dürfe, nämlich Steinmeier oder Steinbrück. Interessant, dass ihm nicht nur keine Befragung der Gremien in den Sinn kommt, sondern auch der Vorsitzende sich scheinbar dem Votum der Parteirechten zu fügen hat – zumindest in deren Wahrnehmung.
Deutsche Vermögensbewahrungs-Aktionärsgesellschaft
Nun wollen sie also Steinbrück installieren, den zynischen Vertreter der ‘Agenda’, den fleißigen Redner, der schon mal eine Bundestagsdebatte auslässt und stattdessen Vorträge hält, mit denen er jährlich mindestens sechsstellige Summen einheimst, am liebsten natürlich von der Finanzwirtschaft. Jener Steinbrück, den auch noch nie jemand gewählt hat, es sei denn -ab. Wenn es so etwas wie den ‘unabhängigen Abgeordneten’ gibt, dann verkörpern Leute wie Steinbrück, Kahrs und das Konglomerat darum herum das krasse Gegenteil. Na klar: Der Mann muss Kanzler werden!
Man weiß nicht, wie man das interpretieren soll, was da derzeit passiert. Soll da ein Strohmann verbrannt werden? Nehmen da welche einen langen Anlauf, um einen durchzupauken, der nicht einmal der eingemitteten Rest-SPD zu vermitteln ist? Ist das ein Test, wie weit die Finanziers einer unwürdigen Show gehen können? Soll das ein albernes Geschacher werden nach dem Motto: Wenn schon nicht der Steinbrück, dann bestimmen wir aber den anderen? Und muss dieses einer Bananenrepublik würdige Theater auch noch vom Gebührenzahler finanziert werden?
Es erinnert stark an Putin und Medwedew, wenn die Sargnägel jeder linken Hoffnung sich im Staatsfernsehen gegenseitig beweihräuchern. Schmidt und Steinbrück sind mir ebenso lupenreine Demokraten und vertrauenswürdige Staatenlenker in einer Finanzkrise wie ihre russischen Genossen im Geiste. Es ist Endzeit, Freunde. Wenn sie damit durchkommen, ist alles möglich. Dieses letzte Aufgebot einer korrupten Kasperletruppe hat ein Gutes, auf sie ist Verlass: Sie beschleunigen eine Krise, die eh nicht mehr aufzuhalten ist.
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Journalismus[89] Comments 22. Okt 2011 20:25
Prototypisch für den landläufigen Journalismus, der nur Schablonen, Verkündung und Wiederholung kennt, wartet die “Zeit” mit einem Schlager auf, der die “Linke” aus Sicht des Spießers der 50er Jahre besingt. Sie wollen “alle Drogen legalisieren” und den “Systemwechsel”. Natürlich finden sich auch flugs ein paar aus der Partei, die immer noch nicht kapiert haben, dass es nicht schlau ist, sich gegenüber der voreingenommenen bürgerlichen Presse zu äußern, wenn einem irgend etwas an der Partei liegt. Denn selbstverständlich werden nur solche zitiert, die das alles doof finden und niemand, der hinter den entsprechenden Leitsätzen steht und sie womöglich erläutern könnte.
Eigentlich wäre das die vornehme Aufgabe der Autoren solcher Artikel, aber die glauben eben, es sei wichtiger, vor den Feinden des Systems zu warnen. Jenes Systems, das um sie herum zusammenbricht. Nein, alles, was in den vergangenen Jahrzehnten der bürgerlichen Gemütlichkeit als recht und sittlich erschien, muss bewahrt und mit allen Mitteln verteidigt werden. Wer sich auch nur dem Verdacht aussetzt, davon abzuweichen, wird als Abweichler gebrandmarkt und auf dem Marktplatz zur Schau gestellt. Umso besser, wenn es die Linken sind. Dass es mitnichten deren originäre Ideen sind, die hier verteufelt werden, spielt keine Rolle. Das Andere ist das Böse.
Das schlechthin Böse
Noch einmal sei hier kurz auf die Vokabel “demokratischer Sozialismus” hingewiesen, die im Parteibuch fest verankert ist – dem der SPD. Die ist ebenso wie die Linke und die Grünen ursprünglich und zumindest dem wie auch immer bigotten Bekenntnis nach eine sozialistische Partei. Das ist eigentlich die Mehrheit. Richtig ist, dass einzig die Linke sich offen dazu bekennt, dieses System nicht (mehr) zu wollen, in dem nicht nur eine winzige Minderheit fast alles besitzt, sondern alle anderen auch zusehends darunter leiden.
Was soll also der Unsinn vom ‘Wollen’ eines Systemwechsels? Der ist auch so im Gange. Demokratie und Kapitalismus gehen nicht zusammen. Derzeit zeigt sich, dass nicht einmal der Parlamentarismus sich aufrecht erhalten lässt. Die verfassten Staaten halten dem Wirtschaftssystem nicht stand, die Rechtsstaatlichkeit als solche befindet sich in Auflösung. Wo bleibt da die Systemfrage der anderen? Wo bleibt die Frage danach bei unseren Freunden, den ‘Gatekeepern’ des ‘Qualitätsjournalismus’?
Die Frage nach der Legalisierung von Drogen ist wiederum ein ganz eigenes Terrain. Wer sich ernsthaft mit der Materie beschäftigt, erkennt den Irrsinn eines ‘war on drugs’, alle anderen mögen bitte schweigen. Der Drogenhandel ist ohne Prohibition gar nicht denkbar. Niemand hätte ein Interesse daran, Jugendliche anzufixen und Mythen über Drogen zu verbreiten, wenn sie legal wären. Es ist völlig uncool, sich seinen Stoff in der Apotheke zu besorgen.
Was dem Drogenboss gefällt
Auf der anderen Seite könnten wir endlich aufklären über Wirkung und Gefahren von Drogen, würde die Welt nicht stets aufgeteilt in die coolen Leute, die sich was trauen und die Spießer, die alles nur verbieten wollen. Die seit Jahrzehnten betriebene Kriminalisierung fördert Drogenkonsum und -handel. Es sollte daher eigentlich selbstverständlich sein, eine Legalisierung zu fordern. Es sei denn, man will das alles so, wie es ist. Fragen Sie einmal einen Drogenboss in Südamerika oder Afghanistan, was der von einer Legalisierung hält. Der fängt sofort an zu schwitzen.
Wenn es zum Linken-Bashing taugt, ist aber nichts zu blöd. Da nimmt man, was man kriegt. Vielleicht steckt dahinter ja sogar ein betriebswirtschaftliches Kalkül. Wer immer noch für Holzmedien dieses Schlages bezahlt, ist vermutlich erz’konservativ’, über 50 und geistig äußerst unflexibel. Ein ideales Publikum für ganzseitige Anzeigen und Gelaber aus der Mottenkiste. Wir gehen eh bald unter, denkt sich wohl die Chefredaktion, da spielen wir noch mal all die alten Lieder runter. Das wird halt gern genommen.
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Politik[265] Comments 20. Okt 2011 22:18
Da ich gestern mit dem Maximieren meines Gewinns beschäftigt war und heute mal wieder angeschlagen buckeln gehe, habe ich eine kleine Folie vorbereitet. Schaut euch das mal an:
Mit Knieschonern ins Bett
Ramsauer will eine Helmpflicht für Radfahrer. Wieder so ein dummer Umweg. Kassiert die dann fälligen Knollen doch einfach so. Ihr wisst schon: hier was kürzen, da was mehr kassieren. Dann müssen die armen Polizisten sich nicht mit Horden ungehaltener Pedalisten rumschlagen. Ich fahre ja auch mit Helm, wenn ich meinen Bullen reite, aber nicht für den Weg zum Bäcker. Leckt mich!
Tschüss Deutsche Bank
Geißler und Gabriel wollen die Deutsche Bank entflechten. Ach was. Ich sag mal so: Lasst uns das Geschwätz einmal ernst nehmen. Der Zeitpunkt ist günstig: Vielleicht hat Ackermann ja sogar Lust mitzumachen und als letzter Billionenfürst der altunwürdigen Kapitalmaschine in die Geschichte einzugehen. Die SPD scheint sich so langsam stabil in die richtige Richtung treiben zu lassen. Das ist unterstützenswert, man kann sie ja trotzdem weiter “Verräter” nennen. Einige Schritte vor, ein paar zurück, und am Ende vielleicht wirklich vorwärts, das wäre ja nicht schlecht. Dass es Grenzen der “Solidarität” gibt, dazu siehe unten.
Schirrmacher macht sich
Schirrmacher-Watch: Wie angekündigt steht der Mann weiter unter Beobachtung, und er hat wieder einmal etwas richtig erkannt und auch so formuliert. Man muss ihn nicht lieben, aber wo er recht hat, hat er recht:
“Auf dem Gebiet der Überwachungssoftware führt Friedrich einen Angriffskrieg aus dem vergangenen Jahrhundert.”
Haste mal ne Billion?
Wir können doch keine Millionen Milliarden Billionen verschenken am falschen Ende sparen, wenn die Banken uns brauchen. Schäuble gurkt mit dem Bagger durch den den Damm.
Oops, verspekuliert. Sind noch Schirmchen da?
Heiner Flassbeck hat ein Dejà-vu. Bankenrettung? Hat sich da wer verzockt? Wie konnte das geschehen? Schnell schnell, wir brauchen einen Rettungsschirm!
Die Speerspitze der Bewegung
Wenn ich oben andeutete, dass auch unsympathische Koalitionen sinnvoll sein können, um den Teufel vom Acker zu jagen, so gilt das natürlich nicht zuletzt für die Occupanten. Aber nun ratet mal, wer da völlig enthemmt rumbaggert:
“Die CDU dürfe den Protest nicht der Linken überlassen, sondern müsse sich an die Spitze der Bewegung setzen, sagte etwa Thüringens Chef der CDU-Nachwuchsorganisation, Stefan Gruhner“.
Ja nee is klar. Die Junge Union war schon immer ganz groß in Kapitalismuskritik. Meine Frau und ich sind Kapitalismuskritik!
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Politik[90] Comments 19. Okt 2011 20:08
Im ersten Artikel schloss ich mit der Feststellung, dass der von jeder seriösen Theorie abgekehrte Neoliberalismus so auf Kostensenkung fixiert ist, dass er quasi zwangsläufig gar nicht mehr in Produktion investiert, weil damit immer noch Kosten verbunden sind. Die will er aber möglichst auf null drücken. Es gibt auf der anderen Seite einen landläufigen, vielleicht naiven Begriff von “Gewinnmaximierung”, dem man dennoch bescheinigen kann, dass er weitgehend zutrifft: Mit so wenig Einsatz wie möglich rausquetschen, was geht, phantastische Gewinnerwartungen noch übertreffen. Das Schlaraffenland für Geldvampire. Diese Vorstellung kommt erschreckend nah an die exakte Beschreibung der Wirklichkeit heran.
Wer eine gewisse Klasse erreicht hat, eine gewisse Größe, hat so etwas wie eine halbwegs seriöse Ökonomie nicht mehr nötig. Wer sich noch mit etwas herumschlägt, in dem Kosten eine relevante Größe darstellen, ist am Markt ein Loser. Das Geld soll sich schließlich vermehren und nicht ausgegeben werden. Warum also lange produzieren, Rohstoffe, Energie, Transport und Mitarbeiter bezahlen, wenn man mit demselben Geld direkt handeln kann – und Gewinne womöglich im Sekundentakt einstreichen? Wer’s drauf hat, ist Zwischenhändler. Ohne Lager und Personal versteht sich, ganz wie die Airline ohne Crew.
Elite in Nehmerlaune
Es geht aber noch besser. Wer so clever war, sich von seinem ‘Eigentum an Produktionsmitteln’ zu trennen und stattdessen eine Bank zu gründen, wurde zu einer Art Gottheit des Marktes. Geld billig Leihen und teuer weiter Verleihen ist dabei nur ein Spaß am Rande, so wie Flugzeuge mit Piloten. Das Größte ist es, mit Massen von Geld Wetten abzuschließen gegen Leute, die gar nicht wissen können, worauf sie da wetten. Und weil man es gerade eh mit Idioten zu tun hat, nimmt man ihnen auch noch Gebühren dafür ab. Das ist Gewinnmaximierung in Nehmerlaune.
Man sollte also vorsichtig sein, wenn man wie die Marxisten auf diejenigen schimpft, die mit ihrem ‘Eigentum an Produktionsmitteln’ von der Arbeit ihrer Angestellten profitieren. Unter den postmodernen Kapitalisten sind das nämlich noch die idealistischen Naivchen. Wer wirklich kapiert hat, wie sich Gewinn maximieren lässt, überlässt die Realwirtschaft dem Plebs. Sollen doch die Habenichtse mit ihrem Gründungszuschuss aus dem JobCenter taumeln und neue Betriebe gründen, so wie Peter Hartz es vorschwebt. Die Gewinnoptimierten wetten dann unter sich auf ausgewählte Startups.
Hartz V – brillant perfide
“Das neue Konzept des Peter Hartz sind Selbsthilfegruppen aus je 20 Arbeitslosen, die gemeinsam Geschäftsideen entwickeln. Einmal pro Woche solle sich die Gruppe mit einem Trainer treffen.”
Das ist vielleicht die Zukunft der Unternehmerschaft, die auch noch durchprekarisiert wird: Hartz V, der auf die Versager ausgeübte Zwang, ihre Kreativität, Zeit und Intelligenz gegen eine Grundsicherung für Startups zur Verfügung zu stellen, die dann billig von ‘Investoren’ aufgekauft werden. Letztere sind natürlich dieselben, die heute schon an allen Märkten ihr Geld ‘arbeiten’ lassen. Beim ersten Lesen des Interviews in der “ZEIT” war mir gar nicht klar, wie brillant perfide Hartz’ neue Vision ist. Da geht noch was.
Die Gewinnmaximierung der Neoliberalen zielt am Ende ab auf das Verhältnis von Reichtum zu Armut. Die Gesamte Produktionssphäre wird zum globalen Gefängnis des abhängigen Prekariats, die Eigentumsansprüche auf alles und jeden fallen einer feudalen Gesellschaft zu, die sich die Zeit mit Wettspielchen vertreibt. Dazwischen bleibt eine winzige Mittelschicht, die die wenigen Schnittstellen der Produktion in den Großbetrieben besetzt. Es ist die obszönst denkbare Auslegung von Eigentumswirtschaft, unter dem hitverdächtig zynischen Titel einer “sozialen” Marktwirtschaft.
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