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Juni 2007


hundEs ist gar nicht so einfach, das Blog zu finden, das den Underdog verdient. Zwar gibt es eine ganze Reihe wenig beachteter Blogs, aber so recht herausstechen will bislang keines. Gleichwohl gibt es derzeit einen Favoriten. Der kommt zwar nicht an Feynsinn heran, das mit 19 verlinkenden Blogs bei etwa 1% seiner wahren Größe steht, aber noch ist flatter ja in der Jury. Eine Woche lang nehme ich noch gern Vorschläge entgegen, dann werde ich in Klausur gehen, um einige Nachnominierungen vorzunehmen und schließlich den Sieger auszumauscheln. Die Drohung, dieses Spiel fortan jedes Jahr zu treiben, meine ich übrigens sehr ernst.
Ach, und dann ist da noch der Publikumspreis, der Grimme unter den Underdogs. Die Würfel hierzu sind bereits gefallen, das Votum eindeutig. Gratuliert wird dann in zwei Wochen, genauer: Am 14.07..

Ein recht kluger Artikel von Jörg Lau zum Thema “Islam in Deutschland” findet sich in der aktuellen Printausgabe der ZEIT. Zurecht weist er etwa darauf hin, daß die “christliche” Kultur sich erst durch Jahrhunderte von Krieg und Kampf zu der aufgeklärten Gesellschaft entwickelt hat, die sie heute auch ist. Allerdings muß das Argument erweitert werden: Es gibt im Abendland diverse Mechanismen, in denen sich das Unbehagen in dieser Kultur Ausdruck verleiht. An vorderster Stelle sind die Symptome von Gleichgültigkeit über Konsumwahn bis hin zu extremistischen Erscheinungen von der (nicht-)Bewältigung des Todes als Gewissheit geprägt. Religiosität hilft dem Westmenschen meist nicht mehr, und er hat sich so in die Sphäre von Produktion, Erwerb und Konsum eingebettet, daß es ihm völlig fremd erscheint, daß andere Menschen dieses “Leben” in Bausch und Bogen ablehnen. Vor allem ist ihm eine tiefe Beziehung zur Realität des eigenen Todes völlig abhanden gekommen. Das hat zur Folge, daß es ihm “wahnsinnig” erscheint, sein Leben für etwas einzusetzen. Die Bequemlichkeit und kurzatmige Lust der automatisierten Gesellschaft ist an sich Religion geworden, unvereinbar mit Idealen. Diese haben sich längst vor der Sphäre des Materiellen zu verantworten, wo eine islamisch geprägte Geisteshaltung sogar die Materialität des eigenen Körpers noch dem (religiösen) Ideal unterordnet. In diesem Sinne ist eine urreligiöse Geisteshaltung der dekadenten Konsumideologie turmhoch überlegen. Wüst gestaltet sich dieser Gegensatz, wo die Welten aufeinanderprallen. Das ist selbstredend im “modernen” Christentum ebenso zu beobachten wie im Islam, der sich der materialistischen Moderne ja auch nicht entziehen kann. Auf beiden Seiten wird der Konflikt nicht wirklich ausgetragen. Es geht um Leben und Sterben. Was ist ein würdiges Leben, was ein würdiger Tod? Die Antworten, die die Kultur gewordene Hilflosigkeit den Menschen anbietet, sind erbärmlich. Es ist an der Zeit, bessere zu suchen.

Eine einzigartige Karriere geht zu Ende: Zehn Jahre nach dem Erscheinen des ersten Bandes kommt in Kürze der letzte Band über den talentfreien größten Zauberer aller Zeiten heraus. Gleichzeitig kommt die Verfilmung des faschistoiden Gothicschinkens “Der Orden des Phönix” in die Kinos. Es ist also bald überstanden.
Im Film wie in den Büchern entwickelte sich Harry ähnlich wie seine Autorin: Er wurde immer spießiger, unsympathischer, verkniffener. Es fehlt ihm zusehends an Kreativität, Mut und Verstand, aber er ist eben wer, darum bleibt er auch wer. Was als kitschige Geschichte mit Liebe zum Detail entstanden war, geriet immer tiefer in den Strudel von Schacher, Depression und Darmkrankheit, so daß die Bezeichnung “Kinderbuch” schon längst nur noch Marketing ist, genau wie die ganzen überflüssigen Tässchen, Schulranzen, Bleistifte, T-Shirts, Kappen und was sich sonst noch so verhökern läßt. Schon bei der Kinopremiere des ersten Bandes fiel den Lesern auf: Der Typ hat nichts mit dem Harry aus dem Buch zu tun. Der war nämlich eine Art Punk unter der Treppe, und geboten wurde ein Streber mit Attitüde. Daniel Radcliffe wird inzwischen zurechtgebürstet wie ein Schleimer von der Schülerunion, und man wartet nur darauf, daß er du-weißt-schon-wem mit dem Anwalt droht. Mal sehen, wie’s ausgeht. Wahrscheinlich werden auch die letzten Sympathieträger noch entlassen, und Harry besiegt nach einer Orgie blutrünstiger Qualen, die er lieber erträgt, als aufzubegehren, seinen Peiniger mit einem neuen Zauberspruch: “Steuern runter!”

Nachdem die Jünger McKinseys durch die Goethe-Institute marodiert sind, wird dort jetzt kräftig gespart, vor allem an Kultur und Personal. Obendrein sollen künftig “Erfolgskontrollen” durchgeführt werden, auf deren Basis die weitere Budgetierung zu entscheiden wäre. Wie man nun in haushaltsrelevanten Zeitabschnitten den Erfolg von Kulturtransfer überprüfen soll, bleibt das Geheimnis der Beratungssekte. Den einzelnen Goethe-Instituten wäre solchermaßen angeraten, auf Lesungen und Theater zu verzichten und stattdessen die Mangabots von Tokyo Bordell in ihrem Namen auf Tour zu schicken. Das wäre dann sicher ein riesiger Erfolg.
Daß zeitgenössiche Ökonomen nicht mehr wissen, was eine Investition ist, kennt man ja schon. Daß der Primat des Politischen längst neoliberaler Schaumschlägerei geopfert wurde, ebenfalls. Wenn aber jetzt in den Nischen der Kultur, die eben eine Schutzzone gegen diesen geistigen Raubbau bleiben sollte, ebenfalls der totalitäre Geist sinnfreier Effizienz einzieht, ist eines der letzten Refugien des Humanismus’ bedroht. Wer kommt auf solch abartige Ideen?

banana
Auf welch skurrilem Eiland lebe ich hier? Während meine Regierung gar nicht genug Daten von mir haben wollen kann und ihre Staatsbürger als wandelnde Sicherheitsrisiken betrachtet, stümpern auf jeder Ebene der Administration selbstherrliche Aktenvernichter herum, die offenbar niemand kontrolliert. Da werden mal eben Daten, sprich “Beweismitel” massenhaft vernichtet, mit einer Begründung, die dummdreister nicht sein kann, und außer dem Ströbele scheint’s niemanden zu stören. Es gebe nur eine Sicherheitskopie der geheimen Bundeswehr-Akten, und die habe man vernichtet, weil sie nicht leserlich gewesen sei. Damit wäre schon einmal geklärt: Im “Zentrum für Nachrichtenwesen der Bundeswehr” arbeiten Idioten. Eine solche Schlamperei könnte sich kein privater User leisten, der nur irgend relevante Daten auf seinem PC gespeichert hat, aber diese Experten machen das so. Wenn sie dann feststellen, daß etwa schiefgegangen ist, unternehmen sie keinerlei Anstalten, die Daten noch zu retten, sondern bemühen sich im Gegenteil, sie möglichst effektiv und vollständig zu vernichten. Sollen wir glauben, daß sie so blöd sind? Oder sollen wir glauben, daß sie so blöd sind, uns derart dämliche Ausreden aufzutischen? Wie auch immer, der Stall gehört ausgemistet, und bei der Gelegenheit hat sich selbstverständlich auch der oberste Dienstherr, der Verteidigungsminister, den großen Zapfenstreich verdient. Hätte, denn so viel Anstand wird er nicht haben, daß er, wie es sich gehört, zurücktritt.
In Sachsen spielen sie Katz und Maus mit Akten eines anderen Skandals, dessen Tragweite kaum abzuschätzen ist, dort wie hier werden Beweise vernichtet und niemand kontrolliert die Behörden oder klärt auch nur die Zuständigkeit. Derweil will man zentrale Dateien anlegen für Ausländer, Demonstranten, sonstige Kriminelle und verdächtige Gefährder, einschließlich Fingerabdrücken, DNA und Geruchsproben. Demnächst dann noch für potentiell Erpressbare Personen (PEP) wie Schwule, Lesben und Hausmeister. Wozu eigentlich? Wenn ihr eh zu blöd seid, die einfachsten Regeln der Datensicherung einzuhalten, könnt ihr euch auch gleich das Erheben sparen. Aber das ist etwas anderes, nicht wahr? Wenn die Behörden den Bürger überwachen, klappt das sicher wie am Schnürchen. Umgekehrt wird ein Rechtsstaat draus.

Helmut Markwort, der Erfinder von Helmut Markwort, außerdem Gründer des Focus und Werbemännchen für den Focus, überzeugter Markwortianer und immer nah dran an unerreichten FaktenFaktenFakten, ist heute auch eine Jury. Er ist die Ein-mann-Jury für einen Literaturpreis, den “Ludwig-Börne-Preis”. Als solche fühlt er sich bemüßigt, den Broder auszuzeichnen. Wie er das begründen will, ist unerhört irrelevant, aber daß er es tut, zeichnet ihn als das aus, was er eben ist: Ein unsympathisches Schlitzohr, das ausgezogen ist, dem “Spiegel” den Rest zu geben. Prompt fällt der drauf rein und läßt eine unerträglich schleimige Eloge auf Broder vom Stapel. Die fünfte Kolonne der Bush-Administration blamiert sich mal wieder, und Markwort hat gut lachen: Selbstherrlichen Blödsinn in die Welt pumpen können sie beim Focus nämlich auch, und der ist obendrein viel bunter. Wer braucht da noch den “Spiegel”?

Auf den neuerlichen Pappnasenalarm der Schäublers steigt SpOn erwartungsgemäß voll ein und schiebt in einem Extraartikel nach, daß Schäuble, achwas, “Selbstmord-Anschläge in Deutschland” “für möglich” hält. Die Amerikanisierung der deutschen Journaille, vorneweg auf dem Spähpanzer immer Austs Gurkentruppe, nimmt groteske Züge an. Da lädt ein Innenstaatssekretär quasi konspirativ “Journalisten ein”. Wen denn eigentlich? Darüber schweigen sich auch die Zeitungen aus. Was soll das? Gibt es etwas zu melden? Wie wäre es dann mit einer Regierungserklärung oder der Bundespressekonferenz? Allein dieses Gegenteil von Transparenz ist rechtsstaatlich bedenklich und ein Akt der Propaganda. Es steht einem Staatssekretär und überhaupt einer Regierung nicht zu, einem handverlesenen Privatclübchen Informationen zuzuschanzen, die einer echten Öffentlichkeit vorenthalten bleiben. Und dieses Vorgehen alarmiert zusätzlich, provoziert es doch absichtlich und sehr erfolgreich die Assoziation zu Notstand und Krisengipfel.
Austs Blendgranate der Demakrotie aber wird richtig geil bei dieser Gelegenheit:
“Bundesregierung ruft Bürger zur Ruhe auf” Prima Idee. Ich lasse mich auch gern wecken, damit man mir eine gute Nacht wünscht.
“Geheimdienst sieht Gefahr so groß wie seit 2001 nicht mehr” [nächste Zeile:]“Vize-Regierungssprecher Thomas Steg betonte heute, es gebe derzeit insgesamt keine Hinweise auf eine konkrete Gefährdung.” Sieh an, SpOn ist schneller als die Boulevardblätter. Vom Alarm in der fetten Überschrift bis zur lauen Wirklichkeit in einer Zeile!
“Deutschland im Visier der Terroristen” ist nichts anderes als die hysterische Interpretation eines 08/15-Videos islamistischer Angeber. Während andere, wie etwa ZEIT oder FR, wenigstens noch die Frage aufwerfen, ob dieses Propagandamaterial ernst zu nehmen ist, marschiert SpOn schon zur nächsten Flak.
“Jetzt hat sich diese Lageeinschätzung dramatisch verändert” ist schlicht gelogen und entbehrt jeder auch noch so winzigen kritischen Distanz zu einer äußerst zweifelhaften Informationsquelle.
“Plötzlich passt alles zusammen” Ich habe keine Lust, all die Widersprüche und Ambiguitäten aufzuzählen, die allein in den beiden Artikeln zusammengeschmiert werden. Aber da paßt gar nichts.
Kommen wir doch mal zur Sache:
“Vor allem die USA warnen seit einigen Wochen intensiv vor der sogenannten “Pakistan-Connection”. Die CIA teilte den Deutschen kürzlich mit, man fürchte, dass Attentäter aus dieser Region entweder für Anschläge nach Europa reisen oder über Europa in die USA einsickern könnten.” Nun behaupten ja böse Zungen, der Typ in dem Video spreche fließend Amerikanisch. Worum es geht:
“Kooperation mit den USA soll gestärkt werden”
Kritischer Journalismus stellt Fragen, spätestens, wenn sie einem aus dem Gesicht hängen. SpOn hingegen fragt nicht. SpOn kooperiert.

Nachdem ich ohne jedes Bedauern den Grimmepreis ablehnen mußte, weil mein Blog nicht “vorbildlich und modellhaft” für deutsche Fernsehsendungen ist, mußte ich mir etwas anderes ausdenken. Aber eins nach dem anderen!
Ich erlaube mir, darauf hinzuweisen, daß ich hiermit meinen 500. Eintrag schreibe, was ich so nicht habe kommen sehen, als ich im September 2005 aus einer Laune heraus bei blogg.de “Feynsinn” an den Start gebracht habe. Seit Ende letzten Jahres gibt es “feynsinn.org”, und ich erfreue mich langsamen, aber stetigen Wachstums.
Im Grunde habe ich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann, um Aufmerksamkeit zu erregen. Stöckchen warf ich achtlos weg, in anderen Blogs kommentiere ich äußerst selten und ich führe keine Blogumschau. Zur Selbstbezüglichkeit der Blogsphere habe ich quasi nichts aufzubieten, und es wird mir gern mit Nichtverlinkung gedankt.
Wo wir dabei sind: Danken will ich schon vor der Preisverleihung, nämlich meinen zum Teil sehr treuen Lesern, denen, die mein völlig unerhebliches Blögchen trotzdem verlinken und allen, die mir gewogen sind.
Zur Sache: Ich habe mich sehr gefreut, als eine Kommentatorin bei “Welt-Online” auf dieses Blog aumerksam machte und meinte, es werde zu wenig beachtet. Das brachte mich schließlich auch auf die Idee, einen eigenen Preis auszuloben, den
Feynsinn Underdog Award. Meine Leser sind aufgefordert, mir Blogs zu empfehlen, die gemessen an ihrer wahren Bedeutung in der Wahrnehmung der Blogöffentlichkeit sträflich vernachlässigt werden. Die Jury bin ich. Bestechung zwecklos, ich besitze bereits alles, was in dieser Welt unterschätzt wird. Das meist vernachlässigte Blog wird also mit diesem Preis ausgezeichnet:
hund
Bei nur einem Vorschlag gehe ich selbst mit dem Köter gassi.

Die Situation an deutschen Hochschulen ist äußerst zufriedenstellend: Schon beim Hochschulzugang wurde ordentlich gesiebt, so daß Akademikerkinder eine fünfmal bessere Chance aufs Abitur haben als die Kinder Unstudierter. Was dann noch übrig bleibt, federt der soziale NC locker ab. Schon die Lebenshaltungskosten sind durchs BAFöG nicht zu tragen. Pöbelkinder müssen also nebenbei arbeiten gehen. Wen das nicht abschreckt, der wird doppelt geschröpft: Das Studium dauert für Werktätige oft deutlich länger, und die inzwischen fast flächendeckend eingeführten Studiengebühren sind happig. Auch an Kredite kommt nicht jeder ran, und wenn doch, wird der Spaß nur noch teurer.
Derart wird gesichert, daß nicht unzufriedenes, emotional aufgeladenes Pack an unseren Unis herumlungert, sondern nur diejenigen, von denen man erwarten darf, daß sie die Hand nicht schlagen, die sie so prächtig nährt. Was will man mehr?

War es eigentlich schon immer so, daß politische Veranstaltungen umso heftiger bejubelt wurden, je erbärmlicher die politischen Inhalte waren?
Das Kasperletheater dieser Tage zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß sich die Darsteller permanent selbst feiern und feiern lassen, egal, was sie bewegen oder nicht. Zwei abscheuliche Beispiele dieser Tage: Angela Merkel und Guido Westerwelle, die möglichen Chefschocker im nächsten Berlliner Gruselkabinett.
Was Westerwelle jüngst seinem geplagen Auditorium zumutete, war frei von Sinn und Verstand, ohne Schmerzmittel nicht zu ertragen und nur noch aus parteitaktischem Kalkül gutzuheißen. Der Parteitag und das ZK applaudierten fleißig und pflichtbewußt, aber ich wette, daß niemand, der das anhören mußte, heute noch weiß, worum es ging. Na? Wer weiß es? Richtig, es ging um “Freiheit”. Freiheitsstatue, Freiheits statt Sozialismus, Freiheit von Inhalt. Guido will regieren. Dagegen spricht, daß er keine Mehrheit zusammenbekommt. Unter anderem deshalb, weil sich eine dauerhaft stabile Mehrheit von SPD, Linkspartei und Grünen abzeichnet. Nun will die F.D.P. keine komplizierten Koalitionen, mit der SPD und den Grünen schon gar nicht, also könntte es darauf hinaus laufen, daß sich die Linken irgendwann gezwungen sehen, eben doch eine Regierung zu bilden. Für diesen Fall muß vorgesorgt werden. Die F.D.P. hat zwar selbst keine Idee, aber sie weiß, daß die der anderen alle schlecht sind und die der ganz Linken ganz schlecht. Diesen großartigen Ansatz garniert Westerwelle mit ebensolcher Rhetorik, und fertig ist das Elend. Gut für Guido, daß sich niemand findet, der sich als Folgeparodie anbietet, nicht einmal ein Möllemännchen ist in Sicht. So sieht’s aus bei der Fünftstärksten Deutschen Partei.
Vielleicht findet sich aber doch bald wieder eine Mehrheit für die Traumkoalition mit den Christlichen. Die Chancen stehen gut, denn die Kanzlerin ist unerhört beliebt, vor allem bei der Journaille. Kein Wunder, denn was sie anfaßt, ist ein einziges Fiasko und wird nur noch durch das überboten, was sie liegenläßt.
Ihr vielbejubeltes Management des G8-Gipfels etwa: Man konnte in dem, was sie ein Gesicht nennt, beinahe ein Lächeln identifizieren. Großartig! Wer fragt da noch den Resultaten des Gipfels:
-Keine Umweltstandards bis 2050, vielleicht aber auch gar keine.
-Keine wirksame Hilfe für Afrika, schon gar keine Abschaffung der Subventionen, die Afrika konkurrenzunfähig machen.
-Eigentlich nicht Neues, außer:
-International stillschweigendes Einvernehmen über den minderen Wert der Bürgerrechte und
-Zoff in der Bude zwischen Putin und Bush, der absurder nicht zu haben ist.
Aber es ist nicht alles G8, was glänzt. Die äußerst erfolgreiche deutsche EU-Ratspräsidentschaft endet in der möglichen Spaltung der EU, weil Polen nicht will, wie Deutschland und der Rest der EU wollen. Eine klare Stellungnahme dazu? Ein Kompromiß? Wenigestens eine Konfrontation? Fehlanzeige.
Diese glänzende Außenpolitik, immer auf Zehenspitzen von Wand zu Wand, ist aber immerhin noch eine Veranstaltung, die stattfindet. Innenpolitik findet im Kanzelramt nicht statt, nicht einmal für das Kabinett hat Frau Merkel Zeit. Wenn Rock’n Roll Schäuble den Laden schaukelt und die Bürgerrechte überrollt, was geht’s die Chefin an? Sozialpolitik? Was war das noch? Ach ja, irgendwas mit notwendigen Reformen. Hihi… Und während die Jungs in Berlin sich um jeden Kekskrümel käbbeln, ihre Hahnenkämpfe austragen und der Dampfer durchs Polarmeer schlingert, schwebt Madame in höheren Sphären und träumt von Weltpolitik.
Und jetzt bist du dran, Deutschland: Willst du von diesen Genies regiert werden? Willst du diese Freiheit?
Oder vielleicht doch ein bißchen Sozialismus (was immer das sein mag)?

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