snasmEs schließt sich derzeit eine Truppe zusammen, die “Politik” in der Endzeit einer parlamentarischen Rumpfdemokratie nur mehr als lästige Beschwichtigung eines dummen Pöbels betrachtet. Die Parallelen zur DDR nach dem vierzigsten Jahrestag werden immer deutlicher. Zur Erinnerung: Auch die war eine parlamentarische Demokratie, Das zweite “D” stand sogar dafür, es gab mehrere Parteien, die aber durch das Machtgefüge auf eine Einheitsmeinung festgelegt waren.

Alternativlos hieß damals: “Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf“. Das graue verstaubte Politbüro und die von dort herab organisierte Hierarchie produzierte nur noch Luftblasen und halluzinierte sich eine beinahe perfekte Welt, an die man fest zu glauben hätte. Dass es in der DDR schon formidable Traktoren gab, hätte Erich wissen müssen. Am Ende reichten ein paar Bananen im Regal und 100 DM Cash, um dem autoritären Staatssozialismus und seiner Fassadendemokratie den tödlichen Tritt zu verpassen.

Authentisch hohl

In dieser Endzeit waren längst bestimmte Charaktere zurecht geschliffen worden, deren Kernkompetenzen in konsequenter Realitätsverweigerung und dem Aufsagen sinnfreier Sprüche zur Lage der Nation bestanden. Wer in einem verkrusteten System Karriere machen will, muss sich willenlos anpassen können und seine Energie ganz auf die Rituale reaktionärer Verkündung ausrichten. Eine Meinung findet nicht statt, die Inhalte, die zu verteidigen man vorgibt, sind im Grunde beliebig und werden vom System vorgegeben. Diese müssen dann nur mit dem Anschein tiefster Überzeugung vorgetragen werden. 2+2=5, weiß die Physikerin.

Eine Angela Dorothea Kasner ist in diesem System aufgewachsen, war Jungfunktionärin in der FDJ, vermutlich IM der Stasi und eben vollständig integriert. Dass sie jemals Zweifel am unbesiegbaren Sozialismus gehabt hätte, ist nicht überliefert. Die Kompetenzen, die sie dabei entwickelt hat, konnte sie im Schatten des nächsten Meisters reaktionären Aussitzens üben, bis sie selbst die nächste Endzeit eines Systems moderieren durfte. Deshalb erscheint bei ihr die Beliebigkeit so überzeugt. Man hält sie zurecht für authentisch, weil sie eine leere Hülle ist, so hohl wie die Phrasen, die ein maroder Kapitalismus ihr in den Mund legt.

In ihrem Schatten wiederum wächst die nächste Generation solcher Schlafwandler auf. Pofalla als ihre rechte Hand ist die inkarnierte Ätherbetäubung. Ihm ist vollkommen egal, welches Niveau die Bodenlosigkeit der von ihm vorgetragenen Lügen als nächstes unterschreitet. Er weiß sich im Bunde mit den Guten und Gerechten. Der Mann glaubt das, was er sagt. Er hat in seinem Leben noch nie an der Herrschaft gezweifelt und steht jetzt in ihrem direkten Schlagschatten, dem schönsten Platz auf Erden.

Same Procedure

Die andere Variante verkörpert Christian Lindner, einer der ganz Eifrigen. Sein Talent liegt darin, das Absurde gerade so zu verstärken, dass es in die nächste Ebene steigt. Wenn eine Wirtschaft den Bach runter geht, begegnet er dem mit Optimismus. Wenn man bis zum Würgen satt ist, sorgt er für einen kleinen Nachschlag, der die Brechgrenze noch einmal erweitert. Was fällt ihm ein zu Prism und Tempora? “Staatsversagen“, weil der “Datenmarkt besser reguliert werden” müsse. und zwar so, “wie das auch bei den internationalen Finanzmärkten versucht wird“.

Das umfasst den ganzen religiösen Irrsinn, der dem noch lebenden Verstand so qualvoll zusetzt: Staat schlecht, Markt gut, alles Markt. Der Salto, in einem Satz Regulierungen zu fordern, sie gleichzeitig aber abzulehnen, indem der “Versuch” augenzwinkernd als Show für die Deppen da draußen markiert wird, das ist regulär virtuos. So kreativ kann Schwachsinn sein. Wir wollen die totale Überwachung kaschieren? Tun wir so, als wollten wir Google kontrollieren! Wenn der Markt dann einmal mehr seine Überlegenheit belegt, wird man einsehen, dass das alternativlos ist, denn die Soziale Marktwirtschaft® in ihrem Lauf …