Die Soziale Marktwirtschaft in ihrem Lauf
Posted by flatter under Politik[38] Comments
14. Aug 2013 20:27
Es schließt sich derzeit eine Truppe zusammen, die “Politik” in der Endzeit einer parlamentarischen Rumpfdemokratie nur mehr als lästige Beschwichtigung eines dummen Pöbels betrachtet. Die Parallelen zur DDR nach dem vierzigsten Jahrestag werden immer deutlicher. Zur Erinnerung: Auch die war eine parlamentarische Demokratie, Das zweite “D” stand sogar dafür, es gab mehrere Parteien, die aber durch das Machtgefüge auf eine Einheitsmeinung festgelegt waren.
Alternativlos hieß damals: “Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf“. Das graue verstaubte Politbüro und die von dort herab organisierte Hierarchie produzierte nur noch Luftblasen und halluzinierte sich eine beinahe perfekte Welt, an die man fest zu glauben hätte. Dass es in der DDR schon formidable Traktoren gab, hätte Erich wissen müssen. Am Ende reichten ein paar Bananen im Regal und 100 DM Cash, um dem autoritären Staatssozialismus und seiner Fassadendemokratie den tödlichen Tritt zu verpassen.
Authentisch hohl
In dieser Endzeit waren längst bestimmte Charaktere zurecht geschliffen worden, deren Kernkompetenzen in konsequenter Realitätsverweigerung und dem Aufsagen sinnfreier Sprüche zur Lage der Nation bestanden. Wer in einem verkrusteten System Karriere machen will, muss sich willenlos anpassen können und seine Energie ganz auf die Rituale reaktionärer Verkündung ausrichten. Eine Meinung findet nicht statt, die Inhalte, die zu verteidigen man vorgibt, sind im Grunde beliebig und werden vom System vorgegeben. Diese müssen dann nur mit dem Anschein tiefster Überzeugung vorgetragen werden. 2+2=5, weiß die Physikerin.
Eine Angela Dorothea Kasner ist in diesem System aufgewachsen, war Jungfunktionärin in der FDJ, vermutlich IM der Stasi und eben vollständig integriert. Dass sie jemals Zweifel am unbesiegbaren Sozialismus gehabt hätte, ist nicht überliefert. Die Kompetenzen, die sie dabei entwickelt hat, konnte sie im Schatten des nächsten Meisters reaktionären Aussitzens üben, bis sie selbst die nächste Endzeit eines Systems moderieren durfte. Deshalb erscheint bei ihr die Beliebigkeit so überzeugt. Man hält sie zurecht für authentisch, weil sie eine leere Hülle ist, so hohl wie die Phrasen, die ein maroder Kapitalismus ihr in den Mund legt.
In ihrem Schatten wiederum wächst die nächste Generation solcher Schlafwandler auf. Pofalla als ihre rechte Hand ist die inkarnierte Ätherbetäubung. Ihm ist vollkommen egal, welches Niveau die Bodenlosigkeit der von ihm vorgetragenen Lügen als nächstes unterschreitet. Er weiß sich im Bunde mit den Guten und Gerechten. Der Mann glaubt das, was er sagt. Er hat in seinem Leben noch nie an der Herrschaft gezweifelt und steht jetzt in ihrem direkten Schlagschatten, dem schönsten Platz auf Erden.
Same Procedure
Die andere Variante verkörpert Christian Lindner, einer der ganz Eifrigen. Sein Talent liegt darin, das Absurde gerade so zu verstärken, dass es in die nächste Ebene steigt. Wenn eine Wirtschaft den Bach runter geht, begegnet er dem mit Optimismus. Wenn man bis zum Würgen satt ist, sorgt er für einen kleinen Nachschlag, der die Brechgrenze noch einmal erweitert. Was fällt ihm ein zu Prism und Tempora? “Staatsversagen“, weil der “Datenmarkt besser reguliert werden” müsse. und zwar so, “wie das auch bei den internationalen Finanzmärkten versucht wird“.
Das umfasst den ganzen religiösen Irrsinn, der dem noch lebenden Verstand so qualvoll zusetzt: Staat schlecht, Markt gut, alles Markt. Der Salto, in einem Satz Regulierungen zu fordern, sie gleichzeitig aber abzulehnen, indem der “Versuch” augenzwinkernd als Show für die Deppen da draußen markiert wird, das ist regulär virtuos. So kreativ kann Schwachsinn sein. Wir wollen die totale Überwachung kaschieren? Tun wir so, als wollten wir Google kontrollieren! Wenn der Markt dann einmal mehr seine Überlegenheit belegt, wird man einsehen, dass das alternativlos ist, denn die Soziale Marktwirtschaft® in ihrem Lauf …
August 14th, 2013 at 22:10
… hält weder ochs noch esel auf.
August 14th, 2013 at 22:30
Die dem Kommentar zugrunde liegende Analogie ist eine historisch gesehen äußerst problematische, wenn nicht schon widerlegte Form der Agitation. Wenn es mit dem Kapitalismus so schnell zu Ende gehen würde wie mit dem “realen Sozialismus”, so wäre er schon 1848, spätestens aber 1918/19 hinweggefegt worden.
Die Wertvergesellschaftung ist deshalb so erfolgreich und ausdauernd, weil sie den Lohnabhängigen als scheinbare Naturform gegenübertritt, während sowohl der Feudalismus als auch der “reale Sozialismus” in Form der “Herren” bzw. Bürokraten ziemlich schnell angreifbar ist.
Die Herrschaft im Kapitalismus ist halt vor allem eine des automatischen Subjektes, welches den Individuen als “naturnotwendiger” Teil ihrer eigenen Reproduktion gegenübertritt, nicht als Frontage auf dem Land des Junkers oder offensichtlich bedürfnisfeindliche Produktion nach Maßgabe der “zentralen Planungskommission”.
Spricht mensch heute mit Lohnabhängigen aller Art, so ist vor allem frappierend, dass sie die “Freiheit” unterm Kapitalismus für bare Münze nehmen und zunehmend die sozialen Bedingungen ihrer eigenen Existenz verkennen.
August 14th, 2013 at 22:53
@SalvadorArachnor: Hab ich was verpaßt, daß ich bisher annahm, 1848 und 1918 waren bürgerliche Revolutionen, die dem Kapitalismus erst zu ‘vollem Durchbruch verhelfen’ sollten?
… brauchte noch WK II, aber das ändert nichts an “Bürgerliche Revolution(en)”.
Und hinwegfegen, bevor etwas da war/ist, ist äußerst ‘unpraktikabel’. So etwas wie “Überholen ohne Einzuholen”, um noch so einen Spruch ins Gedächtnis zurück zu holen.
August 14th, 2013 at 22:53
@SalvadorArachnor: Wo ist da eine Analogie, die besagt, es gehe schnell zu Ende? Die Analogie ist nach wie vor die der Verkrustung, der Verblödung und des unterirdischen Niveaus der Propaganda. Das sagt nichts über die Stabilität des Systems, nur dass es nicht mehr entwicklungsfähig ist. Wie lange das Siechtum noch anhält, ist von vielen Faktoren abhängig.
August 14th, 2013 at 22:53
“In dieser Endzeit waren längst bestimmte Charaktere zurecht geschliffen worden, deren Kernkompetenzen in konsequenter Realitätsverweigerung und dem Aufsagen sinnfreier Sprüche zur Lage der Nation bestanden. Wer in einem verkrusteten System Karriere machen will, muss sich willenlos anpassen können und seine Energie ganz auf die Rituale reaktionärer Verkündung ausrichten. Eine Meinung findet nicht statt, die Inhalte, die zu verteidigen man vorgibt, sind im Grunde beliebig und werden vom System vorgegeben. Diese müssen dann nur mit dem Anschein tiefster Überzeugung vorgetragen werden.”
Trifft doch “hundertpro” die Zustände hier und jetzt!
Diese Sätze sollte man sich seehr gut merken.
Das mit der “Endzeit” find’ ich geil, genau so empfinde ich die Gegenwart immer mehr. Hoffentlich kommt es nicht auch noch zu sonstigem “End???” wie letztes Jahrhundert.
Was die genannten Sockenpuppen an Rhetorikmüll absondern fällt bei mir unregistriert in die runde Ablage, da es evtl. Gehirnschäden verursacht.
… uns da wir weder Ochsen noch Esel sind …
cu
renée
August 14th, 2013 at 23:05
@Wat #3
“Hab ich was verpaßt, daß ich bisher annahm, 1848 und 1918 waren bürgerliche Revolutionen, die dem Kapitalismus erst zu ‘vollem Durchbruch verhelfen’ sollten.”
Bei der revolutionären Welle von 1848 kann man noch über den Entwicklungsstand des kontitentaleuropäischen Kapitalismus diskutieren, 1918/19 nun aber wirklich nicht mehr. Wenn es mir um die Februarrevolution gegangen wäre, so hätte ich schon *1917* geschrieben.
@flatter #4
Schon der Titel des postings zeigt doch sehr deutlich, in welche Richtung Deine Analogie geht, deshalb habe ich sie ja auch als Agitation eingestuft.
“Die Parallelen zur DDR nach dem vierzigsten Jahrestag werden immer deutlicher.”
Würdest Du solche Sätze schreiben, wenn Du bei Deinen Lesern den Eindruck von 50 weiteren Jahren kapitalistischer “Verkrustung” wecken wolltest?
August 14th, 2013 at 23:08
Nö, ganz sicher nicht. Aber das, was wir heute noch als Normalität empfinden, wird auch keine 10 Jahre mehr halten. So weit lehne ich mich aus dem Fenster. Dass der Verlauf ein anderer sein wird, liegt allein schon daran, dass wir uns nicht Österreich anschließen können.
August 14th, 2013 at 23:20
@SalvadorArachnor: Ja, ich meinte auch 1918. Und mit dem “ganz sicher” – nein, ganz sicher war das eine Bürgerliche Revolution, sowohl vom Ziel als auch vom Ergebnis. Sie war definitiv keine Proletarische, was gibts da sonst noch^^
August 14th, 2013 at 23:28
@ Wat #8
Wer behauptet, der Kapitalismus in Deutschland hätte noch durch eine bürgerliche Revolution durchgesetzt werden müssen, der ignoriert die materiellen Reproduktionsbedingungen der Gesellschaft zugusten des historisch überlebten quasifeudalen politischen Überbaus.
Was die MSPD und die anderen Opportunisten angeht, so mögen sie mit einer “bürgerlichen” Revolution zufrieden gewesen sein, das kann aber über die bewegten sozialistischen Massen der Jahre 1918/19 wirklich nicht gesagt werden.
August 14th, 2013 at 23:45
@7 flatter
Das mit den Ösis versteh’ ich jetzt nicht. Heim in’s Öster”Reich”?
…
Nee, 50 Jahre macht der Kadaver nicht mehr, das Verfallsdatum ist schon längst abgelaufen, ich vermute auch, dass es in 10 Jahren ziemlich andere “Nomalitäten” gibt. “Innere Schranke” und äußere Bedingungen (siehe Kommentar #22 von Toptard im vorigen Artikel “Doping…”) ergeben eine hochinteressante Mixtur.
Ich verstehe die Leute hier auf der Titanic auch nicht, wenn sie die Existenz von Eisbergen noch bezweifeln, obwohl der Kahn schon am Absaufen ist. Vor 100 Jahren sah die Welt auch schon mal ganz anders aus als nur 5 Jahre später. Vor 90 Jaren hätte man jeden in die Klappse gesperrt, der was von 100-Billionen-Mark-Scheinen erzählt hätte – hatte nur 3 Jahre gedauert.
Status quo ad infinitivum jibbet nich. Außerdem isset mir mittlerweile mehr als nur “unjemütlich”. Eher schon unheimlich.
cu
renée
August 15th, 2013 at 00:11
@SalvadorArachnor: Die materiellen Reproduktionsbedingungen, die tatsächlich kapitalistisch waren, holten sich endlich den Überbau, den sie brauchten.
Umgekehrt wird dat nämlich nix, nie und nich.
… auch für zukünftiges nicht.
August 15th, 2013 at 00:24
@Wat #11 Militärdiktaruren, Autokratien und Oligarchien aller Art sprechen gegen die Behauptung, nur mit einem bürgerlich- republikanischen Überbau sei dauerhafte kapitalistische Verwertung möglich. Nicht umsonst unterstützte die deutsche Bourgeoisie die Kriegsanstrengungen des Reiches bis zum bitteren Ende und war schon 1920 nur durch einen Generalstreik von protofaschistischer Herrschaft abzuhalten.
August 15th, 2013 at 07:09
Dem würde auch widersprechen, daß zb. Großbritannien immer noch Konstitutionelle Monarchie ist – dem widerspricht aber nicht, daß es 1919 endlich die Weimarer Verfassung gab, die von der Paulskirche war ja nicht so der Bringer. Abgesehen davon, war auch die 1918-er Revolution als Bürgerliche nicht so umfassend erfolgreich, die Junker hat’s erst knapp 30 Jahre später ‘entschärft’.
Die Bourgeoisie wird immer alles unterstützen, wovon sie sich einen Vorteil verspricht, weg muß das erst, wenn sie meint: dat kost’ nur und behindert sie. (und sie die Kraft dazu hat durch die Unterstützung der Bevölkerung)
August 15th, 2013 at 08:15
Abgesehen davon, dass eine wirklich dauerhafte kapitalistische Verwertung anscheinend gar nicht möglich ist, würde ich schon sagen, dass der bürgerlich-republikanische Überbau ihr doch der liebste ist, ihr Leib-Leibchen sozusagen. So wie zwar auch alle möglichen Produktionsformen im Kapitalismus ‘funktionieren’ können, die ‘große Industrie’ aber doch sein liebstes ist.
Der bürgerlich-republikanische Überbau bildet die Gleichheits-Ideologie des Marktes nun mal am reinsten ab, auch wenn das im Niedergang ideologisch und praktisch auch immer unhaltbarer wird. Bislang jedenfalls sind Militärdiktaruren, Autokratien und Oligarchien eher das Kennzeichen jener Gebilde, die es nie ganz und wirklich zu den ‘entwickelten’ gebracht haben.
Der Umbau ist freilich längst im Gange, denn irgendwie müssen Ochs und Esel ja bei der Stange gehalten werden, das Ding mit der Karotte am Stock funktioniert ja immer weniger…
August 15th, 2013 at 08:50
Sicher, viele Analogien sind frappierend, das hat uns flatter sehr schön und treffend aufgemalt, unn dann iss da noch die Sache mit dem Verfallsdatum, und den vielen Faktoren; man muss sich nur ein paar auf der Zunge zergehen lassen:
Ignoranz und Verdrängung, Schuldzuweisung (die annern sind schuld) und Schuldanerkennung (selber schuld), Indolenz (die Leidensfähigkeit iss größer als man glaubt, der Leidensdruck kann gar nicht groß genug sein, bis “das Volk” endlich rebelliert), Informationsüberfluss bei gleichzeitigem Informationsmangel (Mangel an relevanter, an “neutraler” Information), begrenzte Gegenwehr innerhalb des Systems (der Einzelne keilt nach Kräften zurück und empfindet seine Minirevolutionen und Minisiege als Erfolgserlebnis) … Prognose: Natürlich kann es schon nächstes Jahr sein aber imho wahrscheinlicher iss, dass das System noch eine Generation (30 Jahre) überdauert, leider.
August 15th, 2013 at 11:52
Es gibt einen Aspekt, bei dem die Analogie vollständig fehlt. In der D”D”R wurde in nahezu allen Zellen der täglichen Arbeit, in unzähligen vollen Kneipen und in fast jeder Familie politisch diskutiert. Ohne irgendwelches analytisches Niveau zu bewerten, waren schätzungsweise 90 % der Leute “an der Politik dran”.
Ich schätze das Potenzial politischen Interesses der “Leute heute” bei 90 % Fehlanzeige. Zu untersuchen, warum das derart drastisch auseinander geht, ist meines Erachtens eine Aufgabe für die, die auf Zeichen der Veränderung warten.
August 15th, 2013 at 12:18
@Salvador: ich sehe auch eher eine Analogie der Funktion als des prognostizierten Verfalls. Mir wird nicht klar warum Du Dich so stark an eine Aussage hängst, die sich im Text nicht breit machen will.
Warum die Gewerkschaften so erfolgreich zu einem Generalstreik gegen die Kapp-Putschisten mobilisieren konnten, bleibt für mich (k)ein Phänomen. Jedenfalls sehe ich darin nicht die Existenz “sozialistischer Massen” in Deutschland, auch nicht 1918/1919.
Eher war ein Kapp, dem es an Charisma mangelte und der als typischer Repräsentant des preußischen Beamtentums, nicht das passende Flair transportieren konnte.
Die “sozialistischen Massen” haben ja späterhin Hitler ganz lieb gewonnen.
Oder sagen wir doch einfach, es gab keine sozialistischen Massen.
August 15th, 2013 at 12:44
Ich muss mal wieder widersprechen, aber: es handelt sich hier nicht um eine Religion, sondern um ein Glaubenssystem. Religion und Glauben sind keine Synonyme, denn Religion entsteht aus Erfahrung und Gewissheit, aus Bewusstsein, Glaube aus der Bewusstseinslosigkeit, aus der Tatsache, dass man etwas nicht erfahren hat oder nicht erfahren kann. Dann kann man halt nur noch an etwas glauben, mit unter daran, dass Geld arbeitet und wir vom Geld leben. Der Fehler wird leider sehr oft gemacht und hat sich schon fest in die Gehirne gegraben.
Außerdem kann Schwachsinn oder welche Art von Vorstellung nicht kreativ sein, denn wie soll man damit etwas erschaffen und hervorbringen (kreieren) können?
August 15th, 2013 at 13:08
Religion ist ein Machtsystem, das auf der Schwäche des Gläubigen aufsetzt. Eine steuernde, werbende, proklamierende, jagende, spaltende Institution, die darauf angelegt ist, den Gläubigen in der wahren Spur zu halten.
Aus welcher Erfahrung oder Gewissheit eine Religion entstehen soll, möchte ich dennoch mal hören.
August 15th, 2013 at 13:20
Dass sie hält, wenn man sich ‘anlehnt’…?
August 15th, 2013 at 13:32
Ich seh keinen Unterschied. Gott, Geld, Erfolg und Paradies… alles virtuelle Werte in denen die Menschen Halt finden. Nicht weil es ihn gibt, sondern weil sie ihn in ihrem Kopf herstellen. Auf beiden Seiten willführige Helfer, die einem in schwachen Momenten beistehen.
August 15th, 2013 at 16:19
@16 Bruchmüller:
Dort und damals konnte man über “Geld” auch kaum reden. Es gab was es gab und es war Vollbeschäftigung angeordnet. Wer sich mit dem System arrangierte hatte ein mehr oder weniger sorgenfreies Leben. Außerdem war das Schulsystem hoch politisiert.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Bildungssystem_in_der_DDR)
Kein Wunder, dass – pro oder contra – politische Themen im Alltag vorkamen.
In unserer Gesellschaft haben doch Geld und Geldsorgen gepaart mit Existenzangst alles Andere ersetzt.
August 15th, 2013 at 16:28
@19: Aus welcher Erfahrung oder Gewissheit eine Religion entstehen soll, möchte ich dennoch mal hören.
Eine Einzelperson kann ja Glaubensgewissheiten haben. Das ist ganz allein deren Sache und nicht auf andere Individuen übertragbar.
Solche Glaubensgewissheiten auf Andere zu übertragen, also zu missionieren, das führt zur Bildung von Kirchen (Religionsgemeinschaften) und damit zur Herrschaft der Irrationalität. Schlimmer geht’s nicht: “Glaub’ den bullshit und beweise, dass du ihn glaubst oder du wirst ‘verbrannt’!”
August 15th, 2013 at 19:04
Natürlich sind Erfahrung und Gewissheit ‘subjektiv’. Wer aber heute abend noch eine Aufgabe für seine Fußnägel sucht, könnte hier fündig werden.
August 15th, 2013 at 19:13
Danke, aufgerollt. Welche eine intellektuell bruchreife Denunziation. Empfehlung: Assoziationen und Stereotypen zählen. Da wird der Bleistift fix kürzer.
August 15th, 2013 at 19:17
Nettes Bild, das erinnert mich an ein ähm Gedicht von mir:
Was der Untertan als Wahrheit preist /
Was beim Gelehrten seriöse Quelle heißt /
Ist das, was der Ouroboros sich ins Großmaul sch…iebt /
Und davon seine eigene Welt speist ;-)
Das beantwortet zwar noch lange nicht, was man nun glauben soll (wie wäre es mal normalen Leuten, welche niemals von all den Volkserziehern hirngef*ckt, aber dafür vom Leben ge… beglückt wurden; ja und die Welt dafür zu komplex ist, dann liegt das doch daran, dass sie UNNÖTIG verkompliziert wurde), aber wenigstens, wo man wirklich SEHR kritisch sein sollte; ich sage nur:
“Experten”
August 16th, 2013 at 00:56
@ 4 Das Siechtum hält sicherlich noch etwas länger an, wie auch hier beschrieben ist. Von den Netzaffinen sind evtl. 1 % vom Sozialschlag betroffen. Der Restsurft auch Feynsinn ohne gewissensbisse mir Iphone oder Samsung an, was man sicher über VGWort oder einem anderen auch mitscheiden könnte. Und deswegen ist es, wie es ist und es bleibt auch so. Nach 16 Jahren Kohl, seine Ziehtochter, 24 Jahre (lang). Machen und lernen klar, gerne, wenn’s dafür Dollar gibt, aber sonst doch bitte bei den anderen. Wir sind eh König (und vieles sonst).
August 16th, 2013 at 09:52
“Diejenigen, die sich nicht einbringen wollen in unsere Gesellschaft, diejenigen, die glauben, wenn man schreit, dann hat man schon Anspruch auf staatliche Unterstützung, die können wir nicht unterstützen.”
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch bei ihrem Wahlkampfauftritt in Seligenstadt
Ein hilfreicher Hinweis für die Suche nach dem ‘wir’…
August 16th, 2013 at 10:40
Und noch ein Hinweis: die Privatisierung des Rechts. Das ist dann wohl ‘unser’ Recht im Sinne des oben genannten Hinweises…
August 16th, 2013 at 11:43
OT: Die chefregierenden Grünen in BaWü belegen, dass sie sich von dem albernen Label “sozial” ebenfalls erfolgreich getrennt haben und sogar ein klitzekleines bisschen ausländerfeindlich können: Es soll Studiengebühren für nicht-EU-Ausländer geben. Die könnten sich “das leisten”. Ja sicher, das Letzte, was wir brauchen, sind Asylos, die studieren. Der fleißige Japaner, der im Hubschrauber einschwebt, ist natürlich etws anderes, wir sind ja tolerant. Wir sind doch links und lieben alle Menschen!1!!
August 16th, 2013 at 14:46
Waren die Grünen als Partei bei sozialen Themen jemals besonders hellsichtig? Dass der Kretschmann mal Kommunist “gewesen sein soll”, das kann man von der Gegenwart her jedenfalls nicht mehr erkennen. Der hält sich wohl an das Sprüchlein: “Wer mit 20 kein Kommunist … etc.etc. “
August 16th, 2013 at 15:50
“41 Prozent der Erstwähler [würden] derzeit die Union wählen.”
Haha, unsere Jugend ist die Zukunft! Hahaha!
August 16th, 2013 at 18:54
Und dann haut der Honneth auch noch selber einen raus…
August 16th, 2013 at 19:08
Das ist genau das, was ich gestern als “reaktionär” bezeichnet habe: “!Denn die Menschen könnten sich heute gar keine nach-marktliche Welt mehr vorstellen könnten (außer der Planwirtschaft).”
Man muss die Leuz also nur ausreichend verblöden, ihnen Phantasie und Hoffnung nehmen, dann trägt sich die Alternativlosigkleit ganz allein. Brave new fascism.
August 17th, 2013 at 11:39
@34: Das ist genau das, was ich gestern als “reaktionär” bezeichnet habe: “!Denn die Menschen könnten sich heute gar keine nach-marktliche Welt mehr vorstellen könnten (außer der Planwirtschaft).”
Vorstellen kann ich mir viel, aber wenn ich versuche, mir die Millionen Menschen dazu vorzustellen, die eigentlich nichts anderes wünschen, als möglichst unbehelligt ihrem kleinen oder großen Profitchen nachzustreben, dann sehe ich nicht, wie diesen Menschen eine solidarische, genossenschaftliche – oder wie auch immer – Wirtschafts-und Gesellschaftsordnung als erstrebenswertes Ziel schmackhaft gemacht werden könnte.
Jede Entwicklung kann doch nur von der Gegenwart ausgehen. Was nützt es, (außer dem intellektuellen Vergnügen), der Karawane “um Lichtjahre” voraus zu eilen?
Das ist doch die Problematik der Linken: Während “die Seeheimer dieser Welt” total vom Einfluss konservativer Machtgruppen korrumpiert sind, sodass sie sogar noch rechts von manchen eigentlich konservativen Personen gesehen werden müssen, vernachlässigen Linke oft, dass politische Ziele den Menschen verständlich und erstrebenswert gemacht werden müssen, um Wirkung zu entfalten.
Gar nicht brauchen wir eine elitäre Jakobinerherrschaft von Erleuchteten an Stelle des gegenwärtigen Finanzfeudalismus.
August 17th, 2013 at 12:08
Es gilt darzulegen, dass das fortgesetzte weitere Streben nach kleinen oder großen ‘Profitchen’ nur noch in einen allgemeinen Niedergang münden kann, der auch jeden besonderen Vorteil noch mehr als aufzehrt. Gerade deshalb ist Kritik heute immer noch ungleich wichtiger als das Präsentieren irgendeiner ausgedachten, ohnehin nur vorläufigen ‘Alternative’, die ihnen so tatsächlich nicht ‘schmackhaft gemacht werden könnte’.
Vielleicht gelingt das nicht, ohne dass dem ‘Hören’ noch mehr ‘Fühlen’ zur Seite tritt. Was aber mE keinesfalls mehr gelingen kann – innerhalb des Profitstrebens noch irgendeine mehr als nur äußerst kurzfristige Verbesserung zu erreichen. Und die ohnehin nur noch darin bestehen kann, ganz nach Konkurrenzprinzip andere nur zuerst über die Klinge springen zu lassen. Und das ahnen auch die zahlreichen Vertreter des ‘Uns geht es ja noch Gold’ längst…
August 17th, 2013 at 15:09
@36: Es gilt darzulegen, dass das fortgesetzte weitere Streben nach kleinen oder großen ‘Profitchen’ nur noch in einen allgemeinen Niedergang münden kann, der auch jeden besonderen Vorteil noch mehr als aufzehrt.
Was aber von den “Profiteuren” nicht durchweg so gesehen wird. Man hat sich mit einem gewohnten System (sei es beschissen wie es will) arrangiert. Echte Kosten/Nutzen-Rechnungen werden tunlichst vermieden, solange die Profiteure hoffen können, einen möglichst großen Teil ihrer Kosten zu sozialisieren.
Gerade deshalb ist Kritik heute immer noch ungleich wichtiger als das Präsentieren irgendeiner ausgedachten, ohnehin nur vorläufigen ‘Alternative’, die ihnen so tatsächlich nicht ‘schmackhaft gemacht werden könnte’.
Ohne den Entwurf einer zumindest im Prinzip möglichen Lösung bleibt Kritik unfruchtbar, bzw. sieht sich dem ständigen Vorwurf ausgesetzt, destruktiv zu sein, sogar dann, wenn die Akteure des herrschenden Systems gerade dabei sind, dieses endgültig zu ruinieren. Trotzdem wird die normative Kraft der bestehenden Machtverhältnisse von gesellschaftspolitisch desinteressierten Zeitgenossen stets als ultimatives Totschlagargument für ein “weiter so!” gewertet.
August 17th, 2013 at 15:42
@maguscarolus(35): “dass politische Ziele den Menschen verständlich und erstrebenswert gemacht werden müssen”
Ja sicher, aber die erstrebenswerten Ziele liegen außerhalbdessen, was wir bereits erlebt haben. Das war übrogens immer so, gerade in Revolutionen. Die Forderungen nach Gleichheit sowohl der bürgerlichen als auch der sozialistischen Revolutionen beriefen sich auf Entwürfe einer Gesellschaftsformation, die es so zuvor nicht gegeben hatte. Wer vorwärts kommen will, kann nicht bloß in Varianten des bestehenden denken, im Gegenteil. Das Agens solcher Veränderung sind dabei nie die Ideen, sondern ist die Energie, die beim Zusammenbruch frei wird. Die kann natürlich auch von anderen Kräften gelenkt werden, daher ist es eben wichtig, eine Vision bereit zu haben, der man sich anschließen kann. Aber sicher nicht die, alles noch mal zu machen ‘nur diesmal ganz moralisch, versprochen’!