Wenn man sich so anhört, was unsere Bundesregierung für eine demokratische Gesinnung hält, kann man sich nur bedanken bei den Eltern führender Politikdarsteller, daß sie ihren Sprößlingen nicht allzuviel Hirn und auf jeden Fall ein beachtlich bescheidenes Redetalent mitgegeben haben. Ein weiteres Gelöbnis für Hohlhaubitzen, die von “Ehre”, von “Stolz” und “Treue” faseln, und dieser Guttenberg ist so dezent verschämt, sich quasi einzureihen in den Reigen der Hitler-Attentäter. Die kamen nämlich alle aus seiner Familie, der stammadeligen. Was außer dieser schräg verschraubten Selbstbeweihräucherung hat ansonsten ein Wirtschaftsminister auf einer Rekrutenvereidigung verloren?
Mit Demokratie hat das alles nichts zu tun, mit Verteidigung übrigens auch nichts, wenn die Reichstagskanzlerin “nationale Interessen wahrnehmen” damit verbindet und “Sicherheit” [.. ] auch weit entfernt von Deutschland” schützen läßt. Der Adel, die Offiziere, der Widerstand gegen die Diktatur, das sitzt jetzt wieder tief in demselben Klumpen aus Nationalem, Stolz und Interessen und am Ende dem Militär, das tut, wozu es aufgestellt ist – Krieg führen. Die Verbindung zu Demokratie und Rechtsstaat, einer Parlaments- und Verteidigungsarmee, will und soll da gar nicht gelingen. Es sind andere Werte im Spiel, höhere, so hoch, daß keiner mehr drankommt.
Unnachahmlich faßt der Stauffenberg für Frühindoktrinierte, Baron von Guttenberg, das in Worte, in einem semantischen und syntaktischen Massaker eines Selbstmordattentats gegen Sinn und Sprache:
“Tatsächliche Vorbilder für verantwortungsvolles Handeln entspringen jedoch nicht der Erkenntnis von Übermenschlichkeit, sondern im Ergebnis ist es gerade das Menschliche, was die Taten groß, auch heldenhaft erscheinen lässt. Es wäre ein Ausweis der Armseligkeit, wenn der moralisierende Maßstab des Übermenschlichen – angelegt von allzu menschlichen Vertretern – das Land seiner Vorbilder berauben würde“.
Suchen Sie nicht Subjekt und Objekt, begeben Sie sich nicht in das Labyrinth von Übermenschen, fragen Sie sich nicht, wen was meint. Unterlassen Sie alle Versuche, ein Prädikat vor dem Würgegriff eines wütend erscheinenden Konjunktivs zu retten – der Fall ist hoffnungslos. Merken Sie sich einfach: Helden, Vorbilder, ein beraubtes Volk. Setzen Sie ggf. an eine beliebige Stelle den Begriff “Rasse”, und Sie geraten auf Tuchfühlung mit Texten, die gemeinhin im Giftschrank lagern.
Den Beraubten wird es schnuppe sein, denn die aus dem Volk sind Elend gewöhnt, äußerst geübt im Weghören und machen sich nichts draus, wenn sie dem hochwohlgeborenen Wortbrei keinen Inhalt entnehmen können. Allein in letzterem Umstand schließlich liegt ein wenig Trost.
Juli 21st, 2009 at 04:25
Es ist kein Trost im letzten Umstand, denn es ist der Tod !
Und später werden “die aus dem Volk” glauben sie hätten es gewollt.
Wurde ihnen ja gesagt. Und gezeigt auch. Auf allen Kanälen.
Selber schuld wenn sie es nicht verstanden.
Aber sie essen lieber Kuchen, da sie das “Brot für die Welt” geben.
Hauptsache die Wurst bleibt hier.
o tempora o mores!
(feynsinnig weitergesponnen)
Juli 21st, 2009 at 05:33
so früh am Morgen und mir wird angesichts der Phrase des Hochadels schlecht :-/
Juli 21st, 2009 at 07:51
“Hohlhaubitze” ist gut :)
Waere schoen, wenn die Jungs wenigstens einsehen koennten, dass die Demonstranten, die den Rueckzug aus Afghanistan fordern, fuer ihre ureigensten Interessen einstehen.
Stattdessen das ewige Gelaber von “Treue” und “Ehre” waehrend das GG ignoriert und zertrampelt wird.
Wenn ich so etwas hoere oder lese, wirkt es immer wie eine Begraebnisrede fuer den “Staatsbuerger in Uniform” auf mich.
Im Grunde koennen wir uns darauf einen Sherry genehmigen, die Zeitrechnung fuer Deutschland um zwei Jahrhunderte zurueckdrehen und den Untert(h)anen dreimal hochleben lassen.
Diese Armee wird sich eines Tages auch Widerspruchslos gegen das eigene Volk einsetzen lassen!
Da hab’ ich keinen Zweifel.
Juli 21st, 2009 at 08:41
“Diese Armee wird sich eines Tages auch Widerspruchslos gegen das eigene Volk
einsetzen lassen!
Da hab’ ich keinen Zweifel.”
das sehe ich auch so. der einsatz der bundesmarine zum schutz der kueste wird die erforderliche gg-aenderung bringen. die sPD signalisiert verhandlungsbereitschaft. man kann nur hoffen, das die sPD dermassen abschmiert, das die reaktionaeren und neoliberalen ganz schnell das weite suchen und die aenderung des gg durch vernuenftige leute in der partei verhindert wird. auf die gruenen ist da kein hundertprozentiger verlass.
(das capcha ist sau schwer!)
Juli 21st, 2009 at 11:03
@Golderner Reiiter: Ich möchte Dich doch sehr bitten, hier nich unsere Streitkräfte zu diffarmieren! Wenn sie ihre Pflicht tun, dann nicht gegen das eigene Volk, sondern gegen Terroristen und Aufrührer!
Juli 21st, 2009 at 12:42
@ flatter
Bitte um harte und gerechte Bestrafung dafuer, dass ich unseren pflichtbewussten Soldaten ihre verdiente moralische Unterstuetzung vorenthalte ;)
Ich warte auch echt noch auf eine GG-Aenderung, die festlegt, dass deutsche Staatsbuergerschaft verwirkt wird, wenn sich der Buerger gegen die FDGO wendet.
Die Einzelheiten, wann das Verhalten einer Person gegen die FDGO gerichtet ist, sind durch ein Bundesgesetzt zu konkretisieren…
Fuer eine wehrhafte Demokratie in Einigkeit und Recht und Freiheit.
Juli 21st, 2009 at 14:15
Ich verbanne dich zu ewigem Jubiläum!
Juli 21st, 2009 at 16:29
Passend zum Thema möchte ich auf den Artikel „Das Attentat vom 20. Juli 1944 – eine Interpretation wider die offiziellen Darstellungen“ in der Wochenendbeilage der sozialistischen Tageszeitung „Neues Deutschland“ hinweisen.
https://tinyurl.com/Stauffenberg-ND
Juli 21st, 2009 at 22:50
ich bin erst mal weg.
Juli 22nd, 2009 at 00:09
Na na na, auch ich war beim Wachbataillon;)
Zwar gibt es auch da solche “Hohlhaubitzen”, aber der Großteil hatte doch eher Desinterrese, Langeweile bis Verachtung für den öffentlichen Zirkus übrig. Gerade das Wachbataillon ist ja nur ein größere Schützenverein in Sonntagsuniformen, wo wir nicht mal richtig Schießen gelernt haben. Aber Bügeln und Kravattenbinden kann ich jetzt ;).
Juli 22nd, 2009 at 04:47
Übermenschlich-Menschlich.
Guttenberg scheint sich da gegen allzuviel Intellektualität auszusprechen. Denn man kann durchaus mal die Frage stellen, was denn in Deutschland passiert wäre, wäre das Stauffenberg-Attentat erfolgreich gewesen:
- Einführung eines Ständestaates / einer Regierung bestehend aus einer Militäraristokratie
- Friedensvertrag, aber wohl nur, weil der Krieg damals schon nicht mehr zu gewinnen war
- Rassismus und Antisemitismus wären fröhlich weiterbetrieben worden, denn leider hat bisher jede Aristokratie, die sich auf Geburtsrechte beruft, insgeheim und/oder öffentlich dem Rassismus gefrönt, allein schon, weil das scheinbar wissenschaftlich den eigenen Herrschaftsanspruch legitimierte
- den nächsten Krieg hätte man dann schon voraussehen können, denn die Eroberungsideologie hätte sich nicht geändert
Irgendwie muss Guttenberg wohl seinen Herkuftskreisen nach dem Mund reden und den deutschen Adel, der sich mit allem möglichen aber gewiss nicht mit Ruhm, Intellekt oder Menschlichkeit – von Übermenschlichkeit ganz zu schweigen – bekleckert hat, loben.
Iss schon wiederlich.
Mein Opa war da im 2 WK schon wesentlich weiter.
Vorgesetzten nicht grüßen gab 7 Tage Militärgefängnis.
Schokolade in der Backe aufbewahren, bis der Zahn kaputt ist = nicht einsatztauglich.
Und im Granattrichter ließ sich trefflich eine Rauchen – er hatte Feuer, die Franzosen hatten Zigaretten – bis der Angriff abgeebbt war.
Als Kriegsdienstverweigerer hätten sie ihn von vorneherein an die Wand gestellt und überleben wollte er schon.
Leider musste er trotzdem dafür bezahlen, jedenfalls teilweise.
Juli 24th, 2009 at 21:43
@Goldener Reiter:
Google mal nach “Feindstrafrecht”, aber halt eine Kotztüte bereit. Da hat vor ein paar Monaten ein Prof. Jur. etwas in der Richtung abgelassen.
Wer dann als “Feind” gilt, geht der Bürgerrechte verlustig. Das sind u.a. die Grundrechte.
Und wer definiert, wer ein “Feind” ist …? Jedenfalls nicht der Betroffene.
August 7th, 2009 at 23:59
[...] ist, immerhin aber die Jura-Wirtschaft ankurbelt. Hätte der Mann ein bißchen mehr drauf als wirre Reden und sein Talent für virtuoses Fettnäpchen-Twister, würde er vielleicht eine Abwrackprämie für [...]