Es gab in den frühen 90ern ein einfaches Computerspiel für den Atari, eine Art Wirtschaftssimulation mit dem Titel “Airline”. Das Ziel des Spiels war es, mit einer Fluglinie mehr Gewinn zu machen als die Konkurrenten. Dazu konnte man Flugzeuge an- und verkaufen, Personal einstellen, die Maschinen fliegen lassen und das übrige Geld in Hotels investieren. Wer clever war, fand bald heraus, dass man sich die Kosten fürs Personal sparen konnte, machte möglichst viele Deals mit An- und Verkäufen und ließ die Dinger eben ohne Crew fliegen. Das gab zwar regelmäßig Strafzahlungen, zahlte sich aber aus. Absurd.

flugzWer sich die gängigen Erklärungen zum Begriff “Gewinnmaximierung” durchliest, wird sich vorkommen wie in einem Museum oder in der Märchenstunde. Vermutlich wird dergleichen sogar noch gelehrt in der “Ökonomie”. Man kann darüber wunderbar komplizierte Berechnungen anstellen, chice Graphen oder Kurven zeichnen und eloquente Powerpoint- Präsentationen dazu liefern. Es ist darin beinahe harmlos von “Erlös”, “Kosten” und “Gewinn” die Rede, obwohl man sich klar machen muss, dass unter “Kosten” auch Löhne, also Menschen gefasst sind. Der Grundgedanke scheint plausibel: Einnahmen – Kosten = Gewinn.

Realwirtschaft, igitt!

“Gewinnmaximierung” bedeutet demnach, den Punkt zu finden, an dem das Verhältnis der Kosten zu den Einnahmen optimal ist. Wer noch kluger planen will, setzt die so entstandenen Werte noch in Beziehung zur Preisgestaltung. Je höher der Preis, so die Annahme, desto niedriger der Absatz, und umgekehrt. Es muss dann also noch der Preis gefunden werden, bei dem möglichst hohe Erlöse möglich sind, die dann noch mit der Kostenkalkulation abzugleichen sind. Dann sei der Taler bestens angelegt.

Die Neoliberalen haben sich in der Praxis längst von dieser Vorstellung gelöst und kippen sie uns nur noch als zusammenhangloses Kauderwelsch vor die Füße, wenn es ihnen gefällt. Etwa, um den Ruch des Experten gegenüber den Unwissenden zu wahren. Dazu wird dann aus einer “Wissenschaft” zitiert, die längst keine mehr ist. Man hat sich z.B. um der Ideologie Willen völlig in einen Kostensenkungs- Fanatismus verrannt. Hohe Kosten könnten bei hohen Erlösen und stabilem Absatz ja durchaus achtbare Gewinne übrig lassen. Volkswirtschaftlich wäre dies sogar sehr wünschenswert, und auch betriebswirtschaftlich rechnet sich das im Einzelfall. Aber was rede ich hier, wir sind ja nicht im Museum.

Dass so etwas wie eine mutige Investition in neue Produkte etwas für Spinner und Hasardeure ist, war hier bereits häufig die Diagnose. Realwirtschaft, igitt! Am Ende muss man da noch einem die Hand geben, der noch keine Platincard hat. Unternehmerisches Risiko? Ich bitte Sie, welches Jahrhundert schreiben wir? Abwarten und rechtzeitig Aufsteigen ist das Motto. Bis dahin ‘arbeitet’ das Geld – und möglichst nur das – woanders. Der Volksmund hat inzwischen für dieses Treiben übrigens treffendere Beschreibungen als die holde Wirtschaftslehre selbst. Dazu wird in den nächsten Tagen ein weiterer Artikel folgen.