linkevilPrototypisch für den landläufigen Journalismus, der nur Schablonen, Verkündung und Wiederholung kennt, wartet die “Zeit” mit einem Schlager auf, der die “Linke” aus Sicht des Spießers der 50er Jahre besingt. Sie wollen “alle Drogen legalisieren” und den “Systemwechsel”. Natürlich finden sich auch flugs ein paar aus der Partei, die immer noch nicht kapiert haben, dass es nicht schlau ist, sich gegenüber der voreingenommenen bürgerlichen Presse zu äußern, wenn einem irgend etwas an der Partei liegt. Denn selbstverständlich werden nur solche zitiert, die das alles doof finden und niemand, der hinter den entsprechenden Leitsätzen steht und sie womöglich erläutern könnte.

Eigentlich wäre das die vornehme Aufgabe der Autoren solcher Artikel, aber die glauben eben, es sei wichtiger, vor den Feinden des Systems zu warnen. Jenes Systems, das um sie herum zusammenbricht. Nein, alles, was in den vergangenen Jahrzehnten der bürgerlichen Gemütlichkeit als recht und sittlich erschien, muss bewahrt und mit allen Mitteln verteidigt werden. Wer sich auch nur dem Verdacht aussetzt, davon abzuweichen, wird als Abweichler gebrandmarkt und auf dem Marktplatz zur Schau gestellt. Umso besser, wenn es die Linken sind. Dass es mitnichten deren originäre Ideen sind, die hier verteufelt werden, spielt keine Rolle. Das Andere ist das Böse.

Das schlechthin Böse

Noch einmal sei hier kurz auf die Vokabel “demokratischer Sozialismus” hingewiesen, die im Parteibuch fest verankert ist – dem der SPD. Die ist ebenso wie die Linke und die Grünen ursprünglich und zumindest dem wie auch immer bigotten Bekenntnis nach eine sozialistische Partei. Das ist eigentlich die Mehrheit. Richtig ist, dass einzig die Linke sich offen dazu bekennt, dieses System nicht (mehr) zu wollen, in dem nicht nur eine winzige Minderheit fast alles besitzt, sondern alle anderen auch zusehends darunter leiden.

Was soll also der Unsinn vom ‘Wollen’ eines Systemwechsels? Der ist auch so im Gange. Demokratie und Kapitalismus gehen nicht zusammen. Derzeit zeigt sich, dass nicht einmal der Parlamentarismus sich aufrecht erhalten lässt. Die verfassten Staaten halten dem Wirtschaftssystem nicht stand, die Rechtsstaatlichkeit als solche befindet sich in Auflösung. Wo bleibt da die Systemfrage der anderen? Wo bleibt die Frage danach bei unseren Freunden, den ‘Gatekeepern’ des ‘Qualitätsjournalismus’?

Die Frage nach der Legalisierung von Drogen ist wiederum ein ganz eigenes Terrain. Wer sich ernsthaft mit der Materie beschäftigt, erkennt den Irrsinn eines ‘war on drugs’, alle anderen mögen bitte schweigen. Der Drogenhandel ist ohne Prohibition gar nicht denkbar. Niemand hätte ein Interesse daran, Jugendliche anzufixen und Mythen über Drogen zu verbreiten, wenn sie legal wären. Es ist völlig uncool, sich seinen Stoff in der Apotheke zu besorgen.

Was dem Drogenboss gefällt

Auf der anderen Seite könnten wir endlich aufklären über Wirkung und Gefahren von Drogen, würde die Welt nicht stets aufgeteilt in die coolen Leute, die sich was trauen und die Spießer, die alles nur verbieten wollen. Die seit Jahrzehnten betriebene Kriminalisierung fördert Drogenkonsum und -handel. Es sollte daher eigentlich selbstverständlich sein, eine Legalisierung zu fordern. Es sei denn, man will das alles so, wie es ist. Fragen Sie einmal einen Drogenboss in Südamerika oder Afghanistan, was der von einer Legalisierung hält. Der fängt sofort an zu schwitzen.

Wenn es zum Linken-Bashing taugt, ist aber nichts zu blöd. Da nimmt man, was man kriegt. Vielleicht steckt dahinter ja sogar ein betriebswirtschaftliches Kalkül. Wer immer noch für Holzmedien dieses Schlages bezahlt, ist vermutlich erz’konservativ’, über 50 und geistig äußerst unflexibel. Ein ideales Publikum für ganzseitige Anzeigen und Gelaber aus der Mottenkiste. Wir gehen eh bald unter, denkt sich wohl die Chefredaktion, da spielen wir noch mal all die alten Lieder runter. Das wird halt gern genommen.