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2011


Wenn ich diese Macht eine logische Sekunde lang hätte, um alles zu befehlen, dann würde ich das Problem der Arbeitslosigkeit lösen.

Peter Hartz

In demselben Interview sagt er außerdem:
Wir liefern den totalen Arbeitsmarkt” und
Kompromisse zeigen immer die Unfähigkeit der Beteiligten, ein Problem mit der Hilfe von Fachleuten zu lösen“.

Der Puffpeter hält sich für den Philosophenkönig in Hayeks Expertenparadies, für den geborenen Führer der Wirtschaftsdiktatur. Das ist Elite. Die Knechtung der Verlierer ist darum zurecht mit seinem Namen verbunden.

Es klingt, als habe da einer etwas eingesehen, als sei er selbstkritisch und erkenne, dass er Fehler gemacht hat. Als habe er einen Irrtum erkannt und lasse sich eines Besseren belehren. Thomas Straubhaar schreibt:

Warum haben so wenige – auch ich nicht – kritisch hinterfragt, wer, erstens, ein ganz profanes persönliches Interesse am Effizienzmythos der Finanzmärkte hat und wer, zweitens, in welcher Form auch immer in der Praxis vom Glauben an die Effizienz von Finanzmärkten profitiert.”

zombecoIch bemühe mich meist, solche Lernprozesse wohlwollend zu betrachten. Diesmal habe ich da allerdings ein Problem: Ich glaube ihm kein Wort. Ausgerechnet einer, der seit Jahren für die INSM die Trommel schlägt, soll nicht wissen, dass und wer vom “Glauben an die Märkte profitiert”? Dazu muss er nur seine Kontoauszüge lesen. Das ist schlicht lächerlich. Ein Ökonom, der sich angeblich nicht einmal diese Frage gestellt hat, sollte wenigstens seine Ämter niederlegen und fortan schweigen. Leider ist damit keineswegs zu rechnen. Wer braucht einen, der nur redet, was ” ‘angesagt’ ist und publiziert wird in jenen akademischen Zeitschriften, die als Grundlage von Rankings genommen werden“, aber stets mit unerhörter Arroganz seinen Gegnern übers Maul fährt?

Wir war’n im Widerstand

Es ist ja nicht so, als sei der Glaube an die Effizienz der Märkte der einzige “Irrtum” des Uniformierten, der jetzt zum Widerstand gehören will. Im Gegenteil ist Straubhaar einer der prominentesten Verfechter des Neoliberalismus in allen Details. Das brachte ihm schon einige Auftritte in diesem Blog ein:

Er sprach vonVollkaskoversicherung für alle oder eine Ergebnisgerechtigkeit, die allen den gleichen Lebensstandard verspricht“, als es darum ging, die Sozialversicherung schlecht zu machen.
Er sprach sich für ein Sonderrecht gegen Ausländer aus, dass viele effektiv zu Hunger und Obdachlosigkeit verurteilt hätte im Fall von Arbeitslosigkeit:
Ausländer bekämen dann die sozialen Grundleistungen nicht mehr nach deutschem Standard, sondern nach den Regeln, die in ihrem Heimatland gelten.”
Er ist ein Lohndrücker und Beschützer der Reichen der gegen Mindestlöhne ist, für hohe Mehrwertsteuern, gegen Erbschafts-oder Vermögenssteuer, für niedrige Einkommenssteuern, das ganze Programm. Ich zitiere aus meinem Artikel anno 2009:


Der schon lange und immer deutlicher widerlegte Aberglaube, mehr Geld für Wohlhabende führe zu Investitionen, wirkt hier ebenso wie der Unfug, Menschen würden durch niedrige Grundabsicherung wie von selbst an Arbeit kommen. Hier wird Straubhaars wirre Alptraumökonomie endgültig absurd:

Ein hohes Grundeinkommen bedingt hohe Steuersätze, ein niedriges Grundeinkommen ermöglicht tiefe Steuersätze. Hohes Grundeinkommen und hohe Steuersätze verringern den Anreiz zu arbeiten, niedriges Grundeinkommen und niedrige Steuersätze verstärken den Anreiz zu arbeiten.
Je höher der Anreiz zu arbeiten, umso einfacher wird das Grundeinkommen zu finanzieren sein, je geringer die Arbeitsanreize, umso weniger wird das Grundeinkommen finanzierbar sein. So einfach ist die ökonomische Logik des politisch Machbaren.
‘ ”

Wenn die Todessteuer droht

Straubhaar ist nicht einmal zu schade für propagandistische Blödheiten wie die, eine Erbschaftssteuer als “Todessteuer” zu bezeichnen.

Jemand, der sich derart aggressiv für niedrige Löhne, hohe Gewinne und ungehemmte Vermehrung von Privatvermögen stark gemacht hat, das Aushängeschild des mächtigsten Think Tanks des deutschen Neoliberalismus, will jetzt das Opfer eines allgemeinen Trends sein? Wer, wenn nicht er hat diesen Trend gesetzt? Den Geisterglauben an die Markteffizienz vertritt er im übrigen ungebrochen, wenn er weismacht,

dass die unsichtbare Hand des Marktes dafür sorgt, dass aus egoistischem Handeln auch altruistische Folgen zum Wohle aller entstehen.

Er hat es nach wie vor nicht kapiert, fühlt sich aber gleichwohl dazu auserkoren, schon wieder Ratschläge zu erteilen:

Entsprechend sollten Politik und Gesellschaft Gesetze und Regeln, Anreize und Sanktionen dergestalt setzen, dass Menschen dazu gebracht werden, sich so zu verhalten und ihr Tun oder Lassen so zu verändern, dass mikro- und makroökonomisches Erfolgsstreben möglichst deckungsgleich werden.

Dem toten Gaul die Sporen geben

Ach ja, das System soll bleiben wie es ist, bloß müssen “Politik und Gesellschaft” dafür sorgen, dass das Spiel der Bereicherung nicht an der Dummheit der Akteure an den Märkten scheitert. Was kann der Staat da machen? Ich ahne es: Niedrige Löhne und “Nebenkosten”, Abschaffung der Todessteuer, hohe Mehrwertsteuer, niedriger Spitzensteuersatz? Und dazu vielleicht ein bisschen Verbot von Leerverkäufen und eine klitzekleine Transaktionssteuer, die ausschließlich zur Rettung systemrelevanter Einheiten genutzt werden darf. Wetten dass?

Was Straubhaar da bietet, bleibt das dilettantische Gewäsch eines Nützlings, der weder die Dimension der Krise erkannt hat noch das Scheitern seiner eigenen Ideologie. Dieses Dilettieren bereichert er jetzt noch um die Lüge der angeblichen Unkenntnis über die Profiteure dieses Spiels. Sollen wir davon also nichts glauben oder zur Kenntnis nehmen, dass sich einer als profunder Depp outet, aus dessen rühmlicher Dummheit alle lernen müssen? Wer soll den Mann noch ernst nehmen? Das Ganze ist im Grunde ein wissenschaftlicher und publizistischer Selbstmord. Er wird freilich nicht der erste Zombie sein, dessen hohle Hülle weiterhin durch die Medien geistert.

Bildquelle: Wikimedia Commons / Acey Duecy

Let the Jobs rest. Kill Bill.

Es mag etwas kapriziös erscheinen, aber ich habe heute einen Artikel von Dietmar Dath gelesen, der mich geärgert hat. Er hat mich deshalb geärgert, weil er den Begriff “Ideologie” willkürlich mit Assoziationen behängt, die ihm eine unsinnige Komplexität verleihen und damit mehr verschleiert als erhellt. Das mag daran liegen, dass der Autor, der hier einen merkwürdigen Anspruch an “Praxis” formuliert, dieser wohl kaum selbst standhält.

   dogma

Dath zieht eine nicht ungefährliche Schublade auf, die nämlich, in der die Dämonen der Fleischhauers lauern, eine flache Kritik der nach-68er:

“In den siebziger und achtziger Jahren [...] verstand man unter Ideologie das schlechthin “affirmative” Denken und Reden, also jede Form der gesellschaftsbezogenen Äußerung, mit der vorhandene Widersprüche unzutreffenderweise als versöhnt dargestellt wurden.”

Das bürgt für Qualität: “Er gilt als …”, “Man versteht …” Wer bitte verstand das wo und woher hat er das bloß? Nein, affirmatives Reden ist nicht Ideologie. Ideologie ist hingegen affirmativ. Ideologie kennt nichts anderes als Bestätigung und daher keine Kritik. Nicht jedes Befürworten eines Zustandes ist aber deshalb gleich Ideologie.

Common Sense ist noch keine Ideologie

Und auch gesellschaftliche Widersprüche, die in Rituale übergehen, ein Habitus oder das, was man eben mitmacht, sind nicht unbedingt Ideologie. Common Sense ist nicht grundsätzlich ideologisch, deshalb taugen auch die Beispiele wenig, wie dieses:

“Wir trennen bereits den Müll, haben aber noch keine stimmige Energiewirtschaft”

Na und? Auf das eine hast du Einfluss, auf das andere nicht. Niemand behauptet, mit der Mülltrennung sei alles gut. Ich trenne auch Müll, obwohl die Energiewirtschaft für mich genauso eine Mafia ist wie die Entsorger. Wo ist jetzt das ideologische Moment? Und warum befragt Herr Dath ausgerechnet Lenin und Engels? Haben die auch ihren Müll getrennt?

“Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es Leute, die sich auf den Begriff sogar positiv bezogen: Noch Lenin schreibt lobend von einer proletarischen oder dialektisch-materialistischen Ideologie, die er der von ihm abgelehnten bürgerlichen und idealistischen entgegensetzt.”

So, dann gehen wir doch bitte mal an die Wurzel des Begriffs. Er entstammt meines Wissens dem Enzyklopädismus, dem Versuch, das gesamte Wissen der Welt lexikalisch festzuhalten. Ein für das 18. Jahrhundert zeitgemäßer, wenn auch rührender Ansatz. Im Anschluss daran versteht man auch das Problem der Ideologie: Sie möchte vollständig sein, strebt zwangsläufig zum totalen Weltbild und gerät deshalb zu einer Ideenlehre, die schon bald nur mehr damit beschäftigt ist, auszuschließen anstatt zu erschließen. Sie verbreitet eine fertige Idee und entwickelt diese nicht weiter. Das ist der Kern jeder Ideologie. Dath schaufelt weiter die Kohlen in seine Lok, die leider auf dem falschen Gleis davon rattert:

Das sagt mir gar nichts

“Aber Engels sagt mehr. [...] Er sagt, was genau an der Sorte Bewusstsein falsch ist, die Ideologie produziert: Weil ihr Träger die in gesellschaftlichen Verhältnissen gebundenen Kräfte, die ihn bewegen, nicht kennt, imaginiert er falsche und vergisst, dass sein Denken von seinem Handeln abhängt”

Schön, dass Engels das sagt, mir sagt das aber überhaupt nichts. Warum muss man den Begriff “Ideologie” mit diesem Praxis-Schmarrn behaften? Warum kann ein theoretischer Versuch nicht theoretisch bleiben, vor allem aber: Warum muss ich den Umweg über ein “Handeln” gehen, wenn Ideologie auf der theoretischen Ebene, der sie angehört, bereits zum Scheitern verurteilt ist? Ihre Grundpfeiler, der Anspruch auf Vollkommenheit und die Anmaßung, Ideen zu lehren, sind vormodern. Deshalb taugt das Ganze nichts. Die Kritik Adornos und der Frankfurter Schule ging deshalb sehr viel tiefer als Dath sie vorführt: Sie richtet sich am Ende gegen jede Theorie, die ins Positive dreht. Einfach gesagt: Alles Wissen hat ein Haltbarkeitsdatum. Das ist es, was die Ideologen nicht begreifen.

Schließlich:

“Sozialkritik, die nicht ihre Positionen offen vermittelt mit der Praxis derer, die da reden, ist Anlauf zur Errichtung oder Verschärfung von Herrschaft”

ist die falsche Diagnose. Es ist recht verständlich, dass die Theorie der eigenen Praxis nicht unmittelbar widersprechen sollte. Sich von Mutti die Bütterkes schmieren lassen und die Weltrevolution planen kommt einfach nicht gut. Das ist aber nicht das Problem. Die Praxis derer, die da reden, ist bereits geprägt von den Möglichkeiten, die Herrschaft noch lässt. Hier ist Theorie geradezu darauf angewiesen, die Praxis virtuell außen vor zu lassen. Was Herrschaft errichtet und verschärft, ist die Gewalt der Ideologie: Ihre Propaganda.

… heißt einer “Chefvolkswirt”, der weder Chef ist noch Volkswirt?

Ich habe seit Januar ein Fragment hier, das vor sich hin rottet. Ich habe es nie online gestellt, weil es mir zu offensichtlich, zu banal ist. Ich nehme das mal als Besipiel für Texte, die man sich sparen kann. Deshalb habe ich auch schlicht abgebrochen – was nützt es denn zu sagen, was eh jeder weiß? Ich kann den Text nur noch mit der Frage verbinden, wie man noch sprechen kann, wenn man nicht mehr kommunizieren kann. Wenn alle Erfahrung aus Alltag und Intellekt gleichermaßen untergehen in einer See von Geschwätz:

           sponbillig

Es ist das Zeitalter der allgegenwärtigen Lüge. Lügen ist nützlich. Nur wer lügt, so hat es sich eingeschliffen, kann verkaufen. Nur wer betrügt, hält die Vorgaben ein, erfüllt die Gewinnerwartungen. Das beste Beispiel sind die sogenannten Verbriefungen und weitere Strategien der Finanzwirtschaft: Da werden Kreditschulden wild gemischt mit anderen undurchsichtigen Papieren und weiter verkauft. Diese Päckchen erhalten dann den Segen von Ratingagenturen und werden als tolle Wertanlage verkauft. Tatsächlich kann niemand wissen, ob sie überhaupt einen Wert haben.

Es ist, als steckte man wahllos Zeug in eine Kiste: Schmuck, faules Obst, Werkzeug, Bücher. Dann geht man hin und sagt, das sei sein Gewicht in Gold wert und morgen noch mehr. Der Clou: Wer die Kiste kauft, darf auf einen fetten Gewinn hoffen, wenn er sie nur rechtzeitig weiter verkauft. Der Betrug, der in diesem System steckt, vollzieht sich in kaum mehr zählbaren Dimensionen. Man muss im Grunde doof sein wie ein Eimer, um das nicht zu durchschauen. Und doch gibt es eine offizielle Wahrheit, die behauptet, so und nicht anders sei es richtig. Das ist “alternativlos”.

Vollbremsung vorm Irrenhaus

In diesem Irrenhaus haben diejenigen den Generalschlüssel, deren Ideen jede Wahnvorstellung übersteigt. Die Finanzindustrie hat auf alle westlichen Regierungen einen fatalen Einfluss. Das ist keine Verschwörungstheorie, im Gegenteil: Die Regierungschefs schmücken sich regelrecht mit ihren “Freunden” aus der Branche.

Dasselbe gilt für jeden Kernbereich des öffentlichen Lebens. In Deutschland teilen sich vier Konzerne die Energieversorgung und handeln mit der Regierung Verträge zu ihren Gunsten aus. Es wimmelt in der Hauptstadt nur so von Lobbyisten aller Sparten, die sich die Gesetze gleich selber schreiben. Politiker wechseln nach gefälliger Arbeit in die Wirtschaftszweige, deren Profite sie befördert haben. Sogenannte “Unternehmensberater”, vornan die beiden Marktführer, wirken an Gesetzen mit, strukturieren öffentliche und private Körperschaften.

Das alles spielt sich nicht im Verborgenen ab. Wer das wissen will, kann das wissen. Natürlich werden die Lügen von kommerziellen und parteiabhängigen Medien permanent wiederholt.

privateNein, es hat sich nicht plötzlich und unerwartet ein revolutionäres Subjekt materialisiert, das Proletariat erhebt sich nicht und die Türsteher der Bundesmeile am Spreebogen machen nach wie vor ihren Job. Dennoch tobt drinnen der Pöbel – in Gestalt des politischen Großgenies Pofalla, dereinst von der Physikerin selbst aus dem Steiß des Peter Hintze geklont. Hätte sie doch bloß jemanden gefragt, der sich damit auskennt!

Wolfgang Bosbach geht ihm auf den Sack, echt mal. Das ist ganz verständlich. Auch, dass er seine “Fresse nicht mehr sehen” kann, wer will ihm das verdenken? Okay, schon möglich, dass Bosbach “ja doch nur Scheiße” redet, aber wenn man dergleichen unter Kollegen denkt, ist das gemeinhin keine Berechtigung, dass dem Kontrahenten auch so ins Gesicht zu geifern. Dies gilt mit Recht als Mobbing, zumal wenn man es gegen Minderheitsmeinungen auffährt. Zumal, wenn die offenbar wirklich ernst gemeint und lange durchdacht sind. Zumal, Herrgott, wenn man der Bundesregierung und dem Parlament angehört.

Herr Bosbach gilt unter Kennern der Szene durchaus als Quatschkopf. Das geht ja so weit, dass sein Gequatsche es zu einem ganz eigenen Verb gebracht hat, dem “Bosbachen” (für Schlaumeier: Ja, das ist hier substantiviert). Das hat bislang aber weder Pofalla noch sonstwen in der “Union” gestört, wenn etwa diverse Forderungen nach Überwachung, noch mehr Datensammelei oder dem Einsatz der Bundeswehr im Inneren gebosbacht wurden. Im Gegenteil haben sich die Experten für stumpfe Verschärfung gern wie bei der Echternacher Springprozession hinterher geschlichen und sind nach Bosbachs Zweischrittgeplapper nur einen zurück gehopst.

Drop jedrisse

Jetzt kommt der Mann ihnen aber mit seinem Gewissen und weist zaghaft darauf hin, dass sie alle dem eigentlich verpflichtet sind. Kommt ihnen mit dem Grundgesetz, dass kann ja nur “Scheiße” sein, weil sie sich schon rituell dieses Papiers bedienen, um ihren Kot zwischen dessen Seiten zu hinterlassen. Bislang hat der Wolfgang das auch gern mitgemacht.

Wer nicht mehr mitmacht, wird geächtet, verfemt, ausgestoßen, fertiggemacht. Das ist so üblich, wo das Pack bewusstlos voran marodiert, da darf es keine halbgaren Ausnahmen geben und schon gar keine Gnade. Jeder muss das wissen, und in diesem Sinne sind Pofallas Worte wohl gewählt. Man kann ja keinen mehr aufspießen und auf dem Hügel verrotten lassen, aber ein deutliches Signal will schon gesetzt sein. Das sind die Spielregeln der modernen Demokratie.

Jetzt gibt es halt zwei Möglichkeiten für jene, die künftig abweichlerisches Gedankengut pflegen. Entweder sie reihen sich ein und kassieren weiter schweigend ihre Tantiemen oder sie ziehen gleich mit der angemessenen Bewaffnung ins Feld. Was wäre das für ein munterer Parlamentarismus, wenn wir letzteres in Zukunft häufiger erleben dürften.

 
Soso, Nokia hat in Rumänien auch schon wieder fertig. Das kommt davon, wenn man nicht weiß, was eine Investition ist und bloß blöde Erbsen zählen kann. Ich habe in 12/2005 folgendes geschrieben:

‘Management wird dort überhaupt erst gebraucht, wo man nicht mehr quantifizieren kann – und dennoch handeln muss.’
Während jeder Depp nämlich errechnen kann, wie sich ein Gewinn durch Kostensenkungen steigern läßt, sind weder der Erfolg kluger Investitionen noch die politisch/ökonomischen Folgekosten von Unternehmensentscheidungen vorab quantifizierbar.

Und noch in 09/2007, also ebenfalls vor dem Umzug Nokias ins Billigland, dies hier nachgelegt:

nokiaDie Behauptung, ‘die Wirtschaft’ müsse nachgerade ins Ausland fliehen, weil dort alles besser sei, war schlicht falsch. Grundfalsch. Sie diente einzig dem Drücken von Löhnen hier, in dem Glauben, derart die Margen steigern zu können und damit keinen weiteren Schaden anzurichten. Tatsächlich aber hatte das Ganze böse Nebeneffekte. Es wurden nämlich nur noch sogenannte Ökonomen und Manager gehört und gefördert, die tumb auf die Kostenseite schielten und hysterisch den Untergang heraufbeschworen, wenn irgendwer vermeintlich einen Euro zuviel investierte. Sie hatten immer recht, denn was man nicht ausgibt, spart man ja. Wer hält schon mit Visionen dagegen und vertritt die völlig richtige Auffassung, daß höhere Investitionskosten sich nicht nur rechnen können, sondern zu stabileren Gewinnen führen? Einer solchen Prognose fehlt nämlich oft eine Kalkulation in Euro und Cent. Sie ist reine Überzeugungsarbeit, die nichts zählt(e) in diesem Land.

Dass ein Technologiekonzern wie Nokia sich die Dummheit geleistet hat, lieber Schrott für möglichst kleines Geld zu produzieren als sich Gedanken zu machen, wie man eine gewachsene Struktur zur Verbesserung der Produkte nutzen könnte, ist schon große Komik.

Lohnkosten? Damit kann man sich abfinden

Erinnert sich wer an BenQ? In der Folge diverser Lohnabschlüsse, die sich immer nur an angeblicher “Standortsicherung” orientierten, VW folgte da Siemens/BenQ, war hier zu lesen (09/2006):
Makroökonomisch ist Lohnverzicht schon lange ein Gift, das die heimische Wirtschaft belastet. Aber auch betriebswirtschaftlich sind solche Patentideen reine Augenwischerei. Ein Betrieb kann nicht überleben, wenn sich die Produkte nicht verkaufen. Er taugt nichts, wenn sich keine angemessene Entlohnung erwirtschaften läßt. Wer glaubt, er rette irgendetwas, indem er die Produktionskosten künstlich verringert, hat etwas fundamental mißverstanden. [...] Für gute Produkte kann man gute Löhne zahlen. Für schlechte Produkte ist der Standort Deutschland gänzlich ungeeignet.
Damals waren Nokias Produkte übrigens noch eine Orientierungsmarke.

Langfristig ist die neoliberale Ideologie der Kostensenkung fatal. Das gilt für alle Gesellschaften, die keine Sklavenwirtschaft betreiben. Diese Erkenntnis scheint bislang weitgehend verboten, aber nur, wer drauf gepfiffen hat, macht auf Dauer die Umsätze. Man stelle sich vor, ein Jungmanager hielte mit einer Präsentation dagegen, die statt ‘Sparen’ hohe Ausgaben vorsähe und keine Gewinne garantieren würde. Jemand, der unternehmerisches Risiko predigte anstatt effizientere Produktion, sprich: Ausbeutung. Welche Zukunftsaussichten hätte der?

Ich schätze, das liegt eher im Minutenbereich, wenn man ihn überhaupt ausreden lässt. Dabei ist das die Strategie zum Beispiel von Apple, die nicht eben dumm gewesen zu sein scheint. Vielleicht ist solche Weitsicht aber etwas für Freaks und Gutmenschen. Wer ein guter Manager sein will in diesen Zeiten, gibt nicht lange, wenn er einfach nur nehmen kann. Wer zu hohe Löhne zahlt, ist ein Depp, der nicht kapiert hat, dass das alles von seiner Abfindung abgeht.

 
kanotscr
 
Was hat ein Posting über ein Betriebssystem hier zu suchen? Erkläre ich gern noch einmal: Über den Kapitalismus schimpfen und sich von Microsoft oder Macinstosh abhängig machen, das ist irgendwie uncool. Selbst wenn man der Ansicht ist, den MS-Kram könne man ja klauen, fällt man aber auf die Marketing-Strategie des Monopols herein. Da die meisten Zeitgenossen ihre Kisten eh nicht selbst am Laufen halten, können sie den Nerd ihrer Wahl bei Gelegenheit doch auch mal auf eine Linux-Distribution anquatschen. Deshalb gebe ich beizeiten eine Meldung ab, wie es steht. Ich kann auf jeden Fall sagen: Im Gegensatz zu Windows wird Kanotix immer besser.

“Kanotix kann”, schrub ich zuletzt. Nach einem Jahr habe ich das rennende System aus Lust mal geputzt und durch die aktuelle Version ersetzt. Einiges war nicht optimal gewesen, was leider dazu geführt hat, dass ich hauptsächlich weiter XP benutzt habe. Zum Nachteil von Kanotix ist mir dann auch noch proprietäre Bildbearbeitungs-Software zugelaufen, an deren Vorversion ich mich gewöhnt hatte. Die läuft nicht unter Linux – natürlich wegen des Kopierschutzes. Ich werde daher in Zukunft darauf verzichten, das geht nämlich inzwischen ganz gut.

Alles läuft

War ich zuletzt von Kanotix begeistert, bin ich jetzt – begeistert. Es läuft einfach alles, wenn man nur ein wenig nachhilft. Dazu muss man sich auch nicht mehr nächtelang durch Foren wälzen. Alles, was man wissen muss, steht quasi am Eingang über dem Download. Sogar der ATI-Treiber und das Flash-Plugin ließen sich mühelos und flott installieren.
Die Probleme mit der Darstellung mancher Desktop-Themes in Firefox und Thunderbird (bzw. “Iceweasel und Icedove”) lassen sich zum Teil durch einen Mausklick beheben. Schwarz auf Schwarz ist nämlich nicht so prickelnd. Leider gibt es immer noch solche Menüs, daher muss ich (vorläufig) auf ein anderes Design als das coole schwarze umsteigen. Immerhin hat man eine Wahl.

Einzig die Belegung der 4. und 5. Maustaste bedurfte eines gewisses Mehraufwands. Eine Microsoft-Maus (jaja, soll ich das Ding wegwerfen?) nimmt sich das Recht auf Widerstand, wenn sie unter den Pinguin gezwungen wird. Dafür wurde kein passender Treiber beigelegt, komisch!
Da ich sowohl in WinXP als auch unter Linux den Thunderbird benutze, war es auch kein Problem, die Mailkonten zu überführen. Man muss wohl wissen, wo der “Profile” Ordner hingehört – in beiden Systemen. Keine große Kunst. Ein wenig ärgerlich ist die Bedienerfreundlichkeit, wenn bei der Installation bestimmte Netzwerkeinstellungen eingetragen werden, die man dann nicht mehr so leicht loswird. Ich muss allerdings gestehen, dass drei hintereinander geschaltete Router wie in meinem Haus auch nicht der Regelfall sind. Und welcher “User” richtet sich unter Win ein Netzwerk selbst ein? Das läuft da keineswegs geschmeidiger.

Der Konsument und das liebe Monopol

Vollends überzeugt hat mich dann die aktuelle Version von GIMP, das schon ewig zur Linux-Serienausstattung gehört. Die Bedienung ist anders als bei Adobe-Produkten, aber nachvollziehbar, die Resultate der Bearbeitung lassen sich absolut sehen. Für mein bisschen Gebastel im Blog reicht das völlig. GIMP gibt es übrigens auch für Windows.
Kenner wissen, dass es überdies eine ganze Masse von Open-Source Programmen gibt, die man mit einem einfachen Befehl installieren kann – ohne viel Geld oder einen Keygenerator zu bemühen. Ein sehr guter Dateimanager ist ebenfalls im Paket, Office-Pakete und der ganze Kram, den man sonst teuer bezahlen müsste.

Fazit: Es geht nicht nur ohne Redmond, es sieht sogar besser aus, es ist in vielem besser und nur noch in einigen Belangen schlechter. Kein Grund, einen Milliardär noch reicher zu machen. Und selbst wer glaubt, absolut nicht auf die eine oder andere Anwendung verzichten zu können, die nur auf päpstlicher Software läuft, sollte sich beizeiten mal ein kleines Linux extra gönnen – was auf demselben Rechner problemlos geht. Das ist dann schon nicht mehr bloß labern, es ist ein kleiner Nadelstich gegen ein großes Monopol.

 
Respirationssteuer für Griechen

Test bestanden” meint das Hamburger Abendblatt zur neoliberalen Krisenverschärfung durch die griechischen Regierungsdarsteller. Der Befehl Steuern zu erheben, die alle treffen und damit eine gezielte Beteiligung der Profiteure zu verhindern, wurde befolgt. Eine Art “Haussteuer” von 4 Euro pro Quadratmeter wurde beschlossen. Ich kann in hunderten Artikeln leider keine Details dazu finden, die Erhebung über die Stromanbieter legt aber nahe, dass jeder Stromkunde zur Kasse gebeten wird.

Es ist gemeinhin von “Besitzern” von “Häusern und Wohnungen” die Rede. Im Endeffekt spielt das keine große Rolle, denn Vermieter werden sich das von ihren Mietern eh wieder holen, es zahlt also eh jeder für die von ihm bewohnte Fläche. Sie zahlen also fürs Wohnen an den Staat. Warum nicht gleich fürs Atmen? Kommt mir jetzt bitte nicht damit, es gäbe in Deutschland auch eine Grundsteuer. Ich habe nämlich noch nie kapiert, wieso die auch hier auf die Mieten umgelegt werden darf.

Deutschland erteilt Baugenehmigungen für Belgien

Unsere lockeren Nachbarn, die es schon beneidenswert lange ohne Regierung aushalten, zahlen jetzt den Preis dafür: Die Deutschen kommen! Wer in Belgien ein Grundstück besetzen und sich ein Haus darauf bauen will, bekommt jetzt die Genehmigung dafür durch die Bundesregierung. Einen kleinen Zuschuss für Mauern und sonstige Verteidigungsanlagen gibt es auch, außerdem ist die Bundeswehr in Alarmbereitschaft, falls die Pommesbäcker aufwachen und Krawall schlagen sollten.

April, April. So bescheuert sind nur die Israelis. Ob wohl bald wieder die Lavalampen übern Grenzzaun fliegen und die Panzer rollen, um die arabischen Terroristen dafür zu bestrafen? Ein weiterer Beleg dafür, dass Gott zumindest hirntot ist. Egal, welcher Konfession er zuvor angehörte.

200 richtungsweisende Artikel über eine tote Ratte

Zweihundert! Artikel sind bei Google News gelistet über ein blödes schielendes Stinktier. Das ist Deutschland hier. Das ist Journalismus von Welt. Das ist ein Volk von Dichtern und Denkern. Das ist …, ach lasst mich hier liegen. Seht zu, dass ihr durchkommt. Wenigstens einer muss durchkommen!

Wo ist das Valium?


brutaler denn je
völlig aus dem Ruder gelaufen
Gier nach Rendite
Angst vor einer deflationären Spirale
Sucht nach Cash
völlig irrationale Volatilitäten
aberwitzige Kursschwankungen

So beschrieben wird die Lage der “Märkte” heute bei den Querschüssen. Na dann beruhigt mal schön!

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