privateNein, es hat sich nicht plötzlich und unerwartet ein revolutionäres Subjekt materialisiert, das Proletariat erhebt sich nicht und die Türsteher der Bundesmeile am Spreebogen machen nach wie vor ihren Job. Dennoch tobt drinnen der Pöbel – in Gestalt des politischen Großgenies Pofalla, dereinst von der Physikerin selbst aus dem Steiß des Peter Hintze geklont. Hätte sie doch bloß jemanden gefragt, der sich damit auskennt!

Wolfgang Bosbach geht ihm auf den Sack, echt mal. Das ist ganz verständlich. Auch, dass er seine “Fresse nicht mehr sehen” kann, wer will ihm das verdenken? Okay, schon möglich, dass Bosbach “ja doch nur Scheiße” redet, aber wenn man dergleichen unter Kollegen denkt, ist das gemeinhin keine Berechtigung, dass dem Kontrahenten auch so ins Gesicht zu geifern. Dies gilt mit Recht als Mobbing, zumal wenn man es gegen Minderheitsmeinungen auffährt. Zumal, wenn die offenbar wirklich ernst gemeint und lange durchdacht sind. Zumal, Herrgott, wenn man der Bundesregierung und dem Parlament angehört.

Herr Bosbach gilt unter Kennern der Szene durchaus als Quatschkopf. Das geht ja so weit, dass sein Gequatsche es zu einem ganz eigenen Verb gebracht hat, dem “Bosbachen” (für Schlaumeier: Ja, das ist hier substantiviert). Das hat bislang aber weder Pofalla noch sonstwen in der “Union” gestört, wenn etwa diverse Forderungen nach Überwachung, noch mehr Datensammelei oder dem Einsatz der Bundeswehr im Inneren gebosbacht wurden. Im Gegenteil haben sich die Experten für stumpfe Verschärfung gern wie bei der Echternacher Springprozession hinterher geschlichen und sind nach Bosbachs Zweischrittgeplapper nur einen zurück gehopst.

Drop jedrisse

Jetzt kommt der Mann ihnen aber mit seinem Gewissen und weist zaghaft darauf hin, dass sie alle dem eigentlich verpflichtet sind. Kommt ihnen mit dem Grundgesetz, dass kann ja nur “Scheiße” sein, weil sie sich schon rituell dieses Papiers bedienen, um ihren Kot zwischen dessen Seiten zu hinterlassen. Bislang hat der Wolfgang das auch gern mitgemacht.

Wer nicht mehr mitmacht, wird geächtet, verfemt, ausgestoßen, fertiggemacht. Das ist so üblich, wo das Pack bewusstlos voran marodiert, da darf es keine halbgaren Ausnahmen geben und schon gar keine Gnade. Jeder muss das wissen, und in diesem Sinne sind Pofallas Worte wohl gewählt. Man kann ja keinen mehr aufspießen und auf dem Hügel verrotten lassen, aber ein deutliches Signal will schon gesetzt sein. Das sind die Spielregeln der modernen Demokratie.

Jetzt gibt es halt zwei Möglichkeiten für jene, die künftig abweichlerisches Gedankengut pflegen. Entweder sie reihen sich ein und kassieren weiter schweigend ihre Tantiemen oder sie ziehen gleich mit der angemessenen Bewaffnung ins Feld. Was wäre das für ein munterer Parlamentarismus, wenn wir letzteres in Zukunft häufiger erleben dürften.