Soso, Nokia hat in Rumänien auch schon wieder fertig. Das kommt davon, wenn man nicht weiß, was eine Investition ist und bloß blöde Erbsen zählen kann. Ich habe in 12/2005 folgendes geschrieben:

‘Management wird dort überhaupt erst gebraucht, wo man nicht mehr quantifizieren kann – und dennoch handeln muss.’
Während jeder Depp nämlich errechnen kann, wie sich ein Gewinn durch Kostensenkungen steigern läßt, sind weder der Erfolg kluger Investitionen noch die politisch/ökonomischen Folgekosten von Unternehmensentscheidungen vorab quantifizierbar.

Und noch in 09/2007, also ebenfalls vor dem Umzug Nokias ins Billigland, dies hier nachgelegt:

nokiaDie Behauptung, ‘die Wirtschaft’ müsse nachgerade ins Ausland fliehen, weil dort alles besser sei, war schlicht falsch. Grundfalsch. Sie diente einzig dem Drücken von Löhnen hier, in dem Glauben, derart die Margen steigern zu können und damit keinen weiteren Schaden anzurichten. Tatsächlich aber hatte das Ganze böse Nebeneffekte. Es wurden nämlich nur noch sogenannte Ökonomen und Manager gehört und gefördert, die tumb auf die Kostenseite schielten und hysterisch den Untergang heraufbeschworen, wenn irgendwer vermeintlich einen Euro zuviel investierte. Sie hatten immer recht, denn was man nicht ausgibt, spart man ja. Wer hält schon mit Visionen dagegen und vertritt die völlig richtige Auffassung, daß höhere Investitionskosten sich nicht nur rechnen können, sondern zu stabileren Gewinnen führen? Einer solchen Prognose fehlt nämlich oft eine Kalkulation in Euro und Cent. Sie ist reine Überzeugungsarbeit, die nichts zählt(e) in diesem Land.

Dass ein Technologiekonzern wie Nokia sich die Dummheit geleistet hat, lieber Schrott für möglichst kleines Geld zu produzieren als sich Gedanken zu machen, wie man eine gewachsene Struktur zur Verbesserung der Produkte nutzen könnte, ist schon große Komik.

Lohnkosten? Damit kann man sich abfinden

Erinnert sich wer an BenQ? In der Folge diverser Lohnabschlüsse, die sich immer nur an angeblicher “Standortsicherung” orientierten, VW folgte da Siemens/BenQ, war hier zu lesen (09/2006):
Makroökonomisch ist Lohnverzicht schon lange ein Gift, das die heimische Wirtschaft belastet. Aber auch betriebswirtschaftlich sind solche Patentideen reine Augenwischerei. Ein Betrieb kann nicht überleben, wenn sich die Produkte nicht verkaufen. Er taugt nichts, wenn sich keine angemessene Entlohnung erwirtschaften läßt. Wer glaubt, er rette irgendetwas, indem er die Produktionskosten künstlich verringert, hat etwas fundamental mißverstanden. [...] Für gute Produkte kann man gute Löhne zahlen. Für schlechte Produkte ist der Standort Deutschland gänzlich ungeeignet.
Damals waren Nokias Produkte übrigens noch eine Orientierungsmarke.

Langfristig ist die neoliberale Ideologie der Kostensenkung fatal. Das gilt für alle Gesellschaften, die keine Sklavenwirtschaft betreiben. Diese Erkenntnis scheint bislang weitgehend verboten, aber nur, wer drauf gepfiffen hat, macht auf Dauer die Umsätze. Man stelle sich vor, ein Jungmanager hielte mit einer Präsentation dagegen, die statt ‘Sparen’ hohe Ausgaben vorsähe und keine Gewinne garantieren würde. Jemand, der unternehmerisches Risiko predigte anstatt effizientere Produktion, sprich: Ausbeutung. Welche Zukunftsaussichten hätte der?

Ich schätze, das liegt eher im Minutenbereich, wenn man ihn überhaupt ausreden lässt. Dabei ist das die Strategie zum Beispiel von Apple, die nicht eben dumm gewesen zu sein scheint. Vielleicht ist solche Weitsicht aber etwas für Freaks und Gutmenschen. Wer ein guter Manager sein will in diesen Zeiten, gibt nicht lange, wenn er einfach nur nehmen kann. Wer zu hohe Löhne zahlt, ist ein Depp, der nicht kapiert hat, dass das alles von seiner Abfindung abgeht.