Hilfe, SpOn betreibt kommunistische Gewerkschaftspropaganda! Hätten sie doch nur Henkel, Stihl oder Westerwelle gefragt, ehe sie den Standort Deutschland schon wieder kaputtmachen. Eine “Rolle rückwärts”, so stellt der Spiegel nämlich fest, machen viele mittelständische Betriebe, die zunächst der Propaganda ihrer Verbände auf dem Leim gegangen waren und Produktionszweige ins Auslang verlagert hatten. Schließlich ist Deutschland zu teuer, und niedrige Kosten sind der einzig seligmachende Faktor im betriebswirtschaftlichen Credo des Neoliberalismus’. Pustekuchen! Daß Qualität nicht für nen Appel und ein Ei zu haben ist, hätte man schon vorher wissen können. Daß es Sinn macht, an einem Standort zu bleiben, den man kennt, ebenfalls. Aber es gibt Irrtümer, die lange nicht kommunizierbar waren, weil es eben der Wirtschaftsreligion hiesiger Lautsprecher und ihrer naiven Büttel in den Parteien widersprochen hätte.
Dazu gehört zuallererst der Unterschied zwischen Propaganda und Wirklichkeit. Die Behauptung, “die Wirtschaft” müsse nachgerade ins Ausland fliehen, weil dort alles besser sei, war schlicht falsch. Grundfalsch. Sie diente einzig dem Drücken von Löhnen hier, in dem Glauben, derart die Margen steigern zu können und damit keinen weiteren Schaden anzurichten. Tatsächlich aber hatte das Ganze böse Nebeneffekte. Es wurden nämlich nur noch sogenannte Ökonomen und Manager gehört und gefördert, die tumb auf die Kostenseite schielten und hysterisch den Untergang heraufbeschworen, wenn irgendwer vermeintlich einen Euro zuviel investierte. Sie hatten immer recht, denn was man nicht ausgibt, spart man ja. Wer hält schon mit Visionen dagegen und vertritt die völlig richtige Auffassung, daß höhere Investitionskosten sich nicht nur rechnen können, sondern zu stabileren Gewinnen führen? Einer solchen Prognose fehlt nämlich oft eine Kalkulation in Euro und Cent. Sie ist reine Überzeugungsarbeit, die nichts zählt(e) in diesem Land.
Immerhin gibt es jetzt durch die Rückkehrer und ihre Erfahrungen einige Argumente mehr gegen Lohndumping, hektisches Outsourcing und die begleitende Propaganda. Nicht nur massive Qualitätseinbußen stellten sich ein, sondern auch logistische Probleme und solche, die völlig vor die Tür gekehrt worden sind: Soziale Aspekte des Wirtschaftens. SpOn versteckt diesen Aspekt in dem Satz: “Zudem wirken ganz profane Dinge wie mangelnde Loyalität zum Unternehmen oder hohe Krankenstände nachhaltig negativ“. Die Loyalität zum Unternehmen, die hierzulande seit den 80ern mit aller Macht vor die Wand gefahren wurde, ist kein mickriger Kostenfaktor. Nicht nur, daß niedrigere Krankenstände ein gewaltiger Kostenfaktor sein können – sie werden nur erwähnt, weil sie bezifferbar sind und so vermeintlich die “Loyalität” zu einer berechenbaren Größe machen. Nein, ein sozial vernetzter Standort, Schnittstellen zwischen Unternehmen und der Lebenswelt ihrer Mitarbeiter und Kunden sind ein Stabilitätsfaktor, der schändlich unterschätzt wird. Weil er eben nicht bezifferbar ist. Die Religion des Shareholder Value zeigt erste wirtschaftliche Symptome des Versagens. Es ist jetzt an der Zeit, den Leuten zu Erklären, was “Stakeholder Value” bedeutet und endlich umzudenken.