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Der Verfassungsschutz hat also V-Leute unter die Fußballfans geschmuggelt. Wen soll das wundern? Ich wage mich da mal weit vor und nehme an, dass nicht nur “Vertrauenspersonen” (die Semantik der Faschisten besticht in jeglicher Variation bizarrer Organisation), sondern auch Hauptamtliche tief in den Organisationen sogenannter “Ultras” stecken. Warum sollte es anders sein? Spätestens seitdem militante Fußballfans bei den Unruhen gegen Mubarak eine relevante Rolle gespielt haben, sollten die Feinde der Demokratie ein Auge auf Strukturen haben, in denen sich jenseits gesetzlicher Regelungen Menschen – womöglich massenhaft – organisieren.

Nehmen wir einmal an, es gäbe Unruhen in Deutschland und nehmen wir an, sie hätten etwas mit der Verarmung der Unterschicht zu tun. Dann kann man vielleicht alles verhaften, was diese Zustände politisch kritisiert und politisch zu verändern versucht. Man kann aber nicht die ganze Unterschicht verhaften. Man kann auch und gerade in einer solchen Situation nicht auf ‘Brot und Spiele’ verzichten. Von daher ist die Analyse völlig richtig, dass eine der größten Gefahren militanten Widerstands, zwar nicht revolutionär, aber sicher revoltierend, von Fußballfans ausgehen kann.

Strategien zur Staatssicherheit

Der Verfassungsschutz sucht daher die Möglichkeit, die Ultras zu kontrollieren. Welche Möglichkeiten bieten sich da an? Eine komplette Kontrolle oder Unterwanderung der ‘Szene’ ist schlicht unmöglich. Allein knapp sieben Millionen Fußballer sind Mitglied im Deutschen Fußball Bund. Allein die erste Bundesliga hat im Schnitt 400.000 Zuschauer pro Spieltag, dazu kommen noch zig weitere Spielklassen, in denen jeweils “Fans” unterwegs sind. Das ist gefährlich.

Was kann ein Dienst tun, um die Staatssicherheit zu gewährleisten und für Krisensituationen vorzubeugen, vor allem, wenn er nicht die Manpower hat, große oder viele Organisationen zu durchsetzen? Er muss versuchen, sie zu lenken. Was wäre da geeigneter als die braune Infrastruktur, auf die unsere Spitzel zugreifen können? Es gibt traditionell Überschneidungen zwischen Nazis und Fußballfans, das kann man fördern im Hinblick auf ein ‘Divide et impera’. Die Braunen kann man dann auf rivalisierende Fans hetzen, die so gar nicht auf den Hitlerkram stehen. Doppelt verfeindet hält besser. Obendrein kann man jederzeit Scharmützel veranstalten, die das massive Einschreiten der Polizei erfordern – bevor die politische oder ökonomische Infrastruktur zum Ziel wird.

Man kann natürlich auch annehmen, die “Vertrauensleute” wollten brave Bürger vor bösen Fußballfans schützen und darauf achten, dass die nicht von Nazis unterwandert werden. Oder sogar von Islamisten. Wer überzeugt mich davon?

 
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Jetzt auch noch das Wetter. Dieser Kapitalismus macht uns fertig, systematisch. Der graue Deckel da draußen ist das dunkle Fanal, der stille Posaunenton zum schleichenden Armageddon. Dem einen hilft der Alkohol schon nicht mehr in diesem polarfinsteren Zuspätherbst, der andere ist längst von Joint auf Bong umgestiegen und sieht trotzdem keine Sonne – und wenn er noch so angestrengt die zitternden Lider zusammenkneift.

Ich habe es schon immer gewusst. Schrub ich vor gefühlten Jahren die vermeintlich alberne Frage: “Überwindet der Neoliberalismus womöglich mit Nanoteilchen die Blut-Hirn-Schranke und nistet sich direkt in der Rinde ein, von der aus er genüsslich das graue Zeugs wegknabbert?”, weiß ich es heute besser: Nie schrub ich Wahreres, Visionäreres, Komparativeres. Was da draußen abgeht, beschrub Max neulich schon. Da er aber inzwischen durch einen Bot der Regierung ersetzt wurde, nahm ‘er’ alles zurück und widerrief.

Wem soll man noch etwas erzählen? Der eine zerlegt die Implosion des Kapitals in Einzelfälle wie beim Doping im Radsport. Eine Krise, noch eine, noch eine, dann noch eine. Ein Abzocker, ein anderer und zwei Steuersünder. Ein korrupter Politiker, nein, sogar drei … hundert, tausend. Zwei Öltanks und ein Deutschlandlied.

Volles Terrohr

Der andere will über nichts mehr reden, weil eh alles verfilzt und verwoben sei und jede Erwähnung von Einzelfällen eine Verharmlosung. Nein, auch nicht als Beispiel. Nein, auch nicht im Zusammenhang. Um die Ecke biegt der Übernächste, der genau davon schon gar nichts wissen will: Zusammenhänge! Du und deine Zusammenhänge!

So wird jedes Reden und Schreiben zum Spießrutenlauf, Befindlichkeitsmikado, Fettnäpfchentwister. Es sei denn – was empfiehlt der freundliche Herr von der Hambach-Malmsheimer? Der Togalwart von der Tanke, die Zahnarztsau? Ach ja, die Textaxt. Die literarische Kettensäge, den bibliophobischen Bulldozer. Macht kaputt, was euch kaputt macht! Seit heute bin ich Mitglied der Weißen Herrenrasse Westhessen. Na was wohl? Schriftführer. Bei al-Qaeda habe ich mich auch beworben. Bombenbauleiter wär’ wohl der richtige Job für mich. Und selbstverständlich gehe ich zur Gentrifizierung radikal links. Nieder mit! Terror! (bis hierher 2230 Anschläge.) Granatapfelsaft!

So. Kommt mir jetzt nicht mit Argumenten. Stellt ja keine Fragen! Schaut einfach aus dem Fenster und sagt mir, dass das alles nicht stimmt. Traut euch, zeigt euch, ihr seid doch welche von denen! Aber was ihr für Wahnsinn haltet, ist in Wirklichkeit eine Übersensibilität der Sinne. Ich sehe blau. Durch die geschlossene Wolkendecke.

 
Hartmut hat recht. Tatsächlich schaue ich schon in die Nachrichten und rechne mit dem Rücktritt des Kandidaten, was ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Versagens von Peer Steinbrück wäre. Aber auch wenn er sich durchschlägt bis zum Wahltag, wird er der SPD einige weitere Sargnägel ins Holz geschlagen haben.

bribeNun kann es einem fast egal sein, welches Schicksal die ehemalige “Arbeiterpartei” mit einem erleidet, der es als Lobbyist und gedungener Schönredner von Gnaden des Kapitals zum Millionär gebracht hat. Interessanter ist die Frage, wie der Laden funktioniert. Wo sind die SPD-Mitglieder, die jetzt unnachgiebig Antworten fordern auf die Frage, wie diese Nominierung zustande kam? Wer mit wem gesprochen hat, wer wann was entschieden hat und mit wem besprochen wurde, dass die Kandidatur öffentlich gemacht werden sollte, bevor jedwede Gremien befragt wurden.

Steinbrück ist der Typ des Adabei, der eingeladen wird, bevor er eine relevante Position innehat. (“Adabei” bedeutet “auch dabei” und meint vermeintlich Prominente, die in den Zirkeln der Wichtigen geduldet werden, um sich gebauchpinselt zu fühlen. Wenn man sie dann einmal braucht, hat man einen kurzen Draht.) Das ist immer ein Risiko. Als Schröder von Maschmeyer, Hartz und Konsorten umgarnt wurde, war er immerhin schon Ministerpräsident und ein echter Anwärter auf die Kanzlerschaft. Steinbrück hat noch nie etwas zustande gebracht, ist noch nie gewählt worden und hat nicht einmal Rückhalt in der Partei. Wer kam auf die Idee, ihn zu pushen und warum?

Wer was wann wo?

Ganz nebenbei musste einmal mehr alles über den Haufen geworfen werden, was SPD-Funktionäre vorher angekündigt hatten, und zwar wegen eines ernsthaften Konkurrenten für die zurückgetretene Karikatur im Amt des Bundespräsidenten, wenn es um die Auszeichnung “Offene Hand des Jahres” geht. Das beginnt mit Steinbrück selbst, der lange damit kokettiert hatte, ein einfacher Abgeordneter ohne Ambitionen zu sein, und endet beim Parteivorsitzenden, der behauptet hatte, die Partei in wichtige Entscheidungen einzubeziehen. Sogar Sympathisanten sollten gefragt werden. Mehr Demokratie sollte es werden. Bei der ersten Gelegenheit wurde ein Hinterzimmerputsch daraus.

Das Erfreuliche daran ist der grandiose Misserfolg, der sich da andeutet. Dieser führt zu Unmut und wirft Fragen auf. Ich rechne nicht ernsthaft damit, dass wirklich jemand auf den Busch klopft in der Partei. Die Gelegenheit war aber noch nie so günstig, etwas über die Entscheidungswege im Hintergrund zu erfahren. Dazu muss man Siggi Pop wohl die Kelle aus der Hand nehmen und die Granden zur Aussage zwingen. Wer sollte das bewerkstelligen? Wohl niemand. Schade.

Das Schlimmste, was jetzt passieren könnte, wäre ein schneller Rücktritt Steinbrücks (von einem Amt, das er gar nicht hat) und eine aussichtsreichere Nominierung, die das Parteivolk fix “versöhnt”. Das könnte derzeit ggf. Hannelore Kraft bewerkstelligen. Die Dame sollte man ohnehin in Zukunft beobachten; vor allem die Kreise, in denen sie sich bewegt. Ich würde glatt ein paar Taler drauf wetten, dass sie zumindest sehr bald gefragt werden wird. Bislang konnte man sich nämlich darauf verlassen, dass die Spezialdemokraten immer den Worst Case gewählt haben.

 
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Die führenden Fachexperten der Wirtschaftswissenschaftlichkeit sind sich einig: Das Allerwichtigste ist Wachstum®. Ohne Wachstum® hört die Wirtschaft auf zu existieren; im übertragenen Sinne ist das Ende des Wachstums® eine Widerlegung des ökonomischen Ratschlusses. Aus Sicht der Physik liegt dieses Phänomen im “Anderswo”, außerhalb des Zukunfts- und Vergangenheitskegels, in einer unmöglichen Dimension. Geht nicht, darf nicht, kann nicht.

Dass die Ökonomie diejenige Wissenschaft ist, die unsere Zeit dominiert und daher die klügsten Köpfe hervorbringt, gilt als unumstritten. Nicht zufällig werden die Absolventen der Wirtschaftsfakultäten am höchsten bezahlt. Die Letzten, die das noch bestreiten, darf man getrost vernachlässigen. Sie sind die Ewiggestrigen, die unbelehrbaren Vertreter des Marxismus/Leninismus.

Soweit wir hierin Einigkeit erzielt haben, stehen wir also unmittelbar vor der Frage, wie Wachstum® zu erzielen ist, konkreter: Wie ist Wachstum® zu erzielen ohne ein Urheberrecht mit weitreichendster Wirkung? Die Antwort ist klar: Gar nicht. Was aber ist ein Urheberrecht, wie wirkt es und was leistet es für uns?

Die Zukunft der sozialen Marktwirtschaft®

Zunächst möge man sich von der romantischen Vorstellung trennen, es gehe um die Rechte von Urhebern. Dieser Unsinn wird leider auch von jenen verbreitet, die für ein umfassendes Urheber- und Leistungsschutzrecht sind. Der “Urheber” ist aber einer im doppelten Sinne. Er erschafft zweitrangig ein Werk und erstrangig ein Recht. Es ist das Recht, das für Wachstum® sorgt! Man kann es übertragen, ausweiten und verwerten. Wie, wenn nicht durch solche Prozesse soll man für Wachstum® sorgen?

Da geht noch einiges. Ist das Recht erst einmal bei einer Verwertungsgesellschaft, sorgen deren Experten dafür, dass Wert geschaffen wird. Ihre Juristen, Arm in Arm mit dem Gesetzgeber, werden künftig noch erfolgreicher dafür sorgen, dass da auf kein Wachstum® durch Wertschöpfung mehr verzichtet wird. Nicht nur die Produktpiraterie kostet uns nämlich Milliarden; viel schlimmer noch sind die Nachlässigkeiten bei der Mehrfachverwertung. Bücher, Zeitschriften, Ton- und Datenträger können bislang einfach weiter verschenkt, verliehen oder verkauft werden. Das muss und wird sich ändern.

Jede Weitergabe geschützter Rechte muss mit einer Prämie für den Inhaber verbunden sein. Im übrigen kann das nicht bloß auf “Werke” beschränkt bleiben, die in irgend einer Weise als “künstlerisch” gelten. Was ist mit dem Erfindergeist von Designern und Produzenten? Deren Werk ist nicht weniger wert und muss dementsprechend geschützt werden. Was immer geschütztes Recht verdient, muss auch geschützt werden. Die Weitergabe geschützten Gutes, vom Computerprogramm bis zur Konservendose, ist kostenpflichtig. Auch die “Privatsphäre” ist kein rechtsfreier Raum!

Die großartige Leistung des Künstlers Warhol besteht darin – das hat bis heute kaum jemand begriffen – dass die von ihm abgebildete Dose dasselbe Recht auf Schutz hat wie das Werk des mäßig talentierten Grafikers. Kurzum: Wir sprechen hier von einem Billionenmarkt. Wer darauf verzichten will, muss sagen, wie es sonst weitergehen soll mit der sozialen Marktwirtschaft® oder soll sich offen zum Stalinismus bekennen!

 
Fefe verweist heute auf eine spannende Studie, nach der in Nigeria eine extrem beliebte Fernsehserie signifikant die Einstellung der zuschauenden Bevölkerung beeinflusst, nämlich in ihrer Haltung und ihrem Handeln zur Familienplanung. Bei Zuschauerquoten von 70% und einer Serie, die also Langzeitwirkung entfalten kann, sind sowohl die Nachweisbarkeit als auch die Wirkung selbst entsprechend hoch. Hierzulande dürfte dergleichen so eindeutig seit der Einführung des Privatfernsehens nicht mehr zu beobachten gewesen sein.

Dennoch ist Fefes Frage natürlich die richtige: Wie sieht es eigentlich hier aus hinsichtlich des Einflusses der Medien auf die Einstellungen der Zuschauer?
Ich gehe dazu zunächst einen Schritt zurück in die Zeit, in der solche Einflüsse hier erkennbar waren, namentlich in die frühen 80er Jahre (die mich in den nächsten Tagen ohnehin intensiver beschäftigen werden). 1979 wurde im deutschen Fernsehen der Vierteiler “Holocaust” ausgestrahlt. Von dem, was die “68er” aufgewühlt hatten, war bis dahin nicht allzu viel angekommen in weniger gebildeten oder bürgerlichen Kreisen. Obwohl “Holocaust” in den “Dritten” lief, erreichte es Einschaltquoten von bis zu 40%.

“Holocaust”, ein Tabubruch

Ich erinnere mich sehr gut an die Wirkung im Umfeld meiner Familie. Es wurde bis dahin nie über den Nationalsozialismus gesprochen, schon gar nicht über die industrielle Vernichtung von Menschen. Durch diese Serie wurde das Thema präsent und blieb es über Jahre, bis eine routinierte Betroffenheit den Diskurs erstickte.

Dieses Beispiel ist eines für die Effekte von Massenmedien, hier das Aufbrechen von Tabus und die Verstärkung eines vorher nur latent vorhandenen Diskurses. Die Auseinandersetzung mit dem Nazistaat war bis dahin noch immer Tabu gewesen. Der Reflex, nichts damit zu tun haben zu wollen, war zu stark gewesen; andererseits war es zu einfach, dazu zu schweigen. Das änderte sich damit, dass das Fernsehen das Thema unübersehbar auf die Agenda gesetzt hatte.

Weniger nachweisbar sind freilich Anpassungsprozesse, die subtiler, verstreuter und weniger emotional besetzt sind. Man muss spekulieren, aber einige plausible Vermutungen lassen sich formulieren.

So dürfte zur Nachahmung motivieren, was in medialer Darstellung alltäglich erscheint, obwohl es real zunächst eher selten vorkommt. Ein gutes Beispiel dafür sind Nachmittagstalkshows und Gerichtsshows, die das Bild von einer asozialen verdummten Unterschicht zeichnen. Diese Brot-und-Spiele-Formate haben Folgen, u.a. Schamlosigkeit und Projektion. Wenn solches Verhalten öffentlich zur Schau gestellt wird, wird es von vielen für akzeptabel gehalten. Diejenigen, die hingegen noch einen Funken Schamgefühl haben, können sich somit erheben über Menschen, die vermeintlich noch unter ihnen stehen.

Die Sklaverei ist überwunden

An dieser Stelle greift der Boulevard zur Zweitverwertung und zeichnet das Bild von einem asozialen Pöbel, der nichts Menschliches mehr an sich hat und – da setzt die Propaganda auf – auf Kosten anderer lebt. Dieses Zerrbild entbehrt jeglicher Fakten; es ist ein aus Bildern von Bildern assoziativ zusammengesetztes Narrativ, eine Erzählweise, die niedrige Instinkte bedient und ideologischen Absichten folgt. Sie spaltet noch einmal in Unterschicht und Untermenschen und verfestigt den Schuldvorwurf an Arbeitslose, die mit solchen identifiziert werden.

Es kann theoretisch auch andersherum gehen, aber auf eine spannende Reihe zur Geschichte des Mehrwerts werden wir wohl vergeblich warten. Stattdessen wird aktuell ein äußerst zweischneidiges Programm in den Kinos gespielt. Das Thema ist die Sklaverei in den USA. Es ist schon erstaunlich, wie zielsicher die Aktualität in die Vergangenheit verlegt wird. Die Heroisierung eines Abraham Lincoln unterbietet dabei noch den historischen Niveaulimbo von Guido Knopp, aber das war ja zu erwarten. Dass Tarantino schon filmtechnisch bedingt der Sache näher kommt, versteht sich.

Das Thema ist hervorragend dazu geeignet, von der Wirklichkeit der Arbeiter in den USA und anderswo abzulenken, deren Abhängigkeit bei gigantischen Profiten und ungeheurer Produktivität sich immer weiter der Sklaverei annähert, mit dem Unterschied, dass Sklavenhalter immerhin dafür sorgen mussten, dass ihr Eigentum nicht verhungerte. Mit dem Unterschied, dass direkte blutige Gewalt nicht mehr das Mittel der ersten Wahl ist. Der Zwang ist subtiler, aber wie immer eine am Ende tödliche Drohung. Es wird unterschieden in Menschen und Untermenschen, die Knute halten die höheren Angestellten, die sich den Herren näher wähnen als den Sklaven. Als ‘Geschichte’ darf man jetzt darüber reden.

Ich kaue gerade derbe auf einem Kronkorken herum, eine Sorte, die es nicht mehr gibt. Wenn ich damit so weit rund bin, werde ich mit einem alten Käsehobel meine Initialen hinein ritzen und den Wert: Eine Feynsinn Mark. Der Wert einer Feynsinn Mark, also der Feynsinn Mark, beläuft sich auf 1.000.000.000.000.000 Euro, also zehn hoch fünfzehn oder auch eine Billiarde, im Angloaffektiven One Quadrillion. Das kann die Inflation zwar enorm befeuern, wenn ich der Gerät gegen die billige Schundwährung aus Frankfurt eintausche und damit einkaufen gehe, aber ich sehe mich zu dieser Maßnahme gezwungen, um die Macht des Europäischen Sklaverei Ministeriums (ESM) zu brechen. Andere werden mir folgen.

Ihr findet das albern? Na dann lest doch das hier!

 
Wie nennt man etwas, das einmal ein Nachrichtenmagazin war, noch so heißt, aber schon lange keines mehr ist? Ein Nachnachrichtenmagazin? Ein Postnachrichtenmagazin? Eine Magazinvorrichtung ohne Nachrichten?
Wie dem auch sei, ich habe das Ding seit Mitte der 80er einige Jahre gelesen und fand vieles daran gut. Das wurde schon damals relativ zügig immer weniger, so dass ich Mitte der 90er schon kein Geld mehr dafür ausgab. Kurz darauf füllte sich ein Teil der Lücke auf angenehme Weise: Man konnte es großenteils online und gratis lesen.

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Das fand ich anfangs auch ganz gut, wobei ich zugeben muss, dass ich mich nicht mehr so genau erinnern kann, ob es an bereits erheblich reduzierten Qualitätsansprüchen meinerseits lag oder sie dort anfangs tatsächlich den Mangel im investigativen Bereich noch durch Aktualität kompensieren konnten.
Schon bald aber befand sich das Niveau im freien Fall. Es war die Zeit des Herrenreiters Stefan Aust, der alles zertrampelt hat, was Augsteins “Spiegel” einmal ausgemacht hatte, im Bunde mit kondebilen Wortverwurstern wie Malzahn, Matussek, Broder, Mohr, Steingart und anderen. Offline wie online unerträglich, dafür sorgte auch Müller von Blumencron, der derweil den “SpOn” voll auf Boulevard trimmte.

Ganz nebenbei bekannten sich die Adabeis aus der Brandstwiete inzwischen offen zur Wahlkampfhilfe für Merkel und hielten Informationen, statt sie aufzudecken, unterm Deckel. Damit sind sie in bester Gesellschaft, die Öffentlich-rechtlichen berichten auch nur noch bestenfalls darüber, dass sie nicht mehr berichten. [siehe Video; die Journalistinnen sind Dagmar Seitzer und Ulricke Hinrichs. Letztere ließ und lässt sich ihren Gehorsam als Sprecherin von Unionspolitikern und Lobbyistin vergolden.] Was früher investigativ war, lässt sich heute aushalten. Das ist der Wind, der in der Branche weht.

Die Heile Welt der Adabeis

Was also erwarte ich von diesem Hummerpuff, seinen Schampus schlürfenden Hofschreibern und ihren kommandierten Wasserträgern? Eigentlich nichts. Trotzdem schaffen die es immer wieder, mich zu ärgern. Aktuell auf denkbar absurdeste Weise, und sie können wirklich fast nichts dafür. Der Begriff “Kapitalismus” gilt und galt ja dort schon immer als ein Abkömmling des Sowjetvokabulars, warum sollten ausgerechnet sie also ausgerechnet jetzt dieses seit Jahrzehnten weggepiepste Unwort in der Feder führen?

Vielleicht ärgert mich die aufreizende Naivität, die dümmlich boulevardeske Technik, sich mit dem möglichst oberflächlich orientierten Leser gemein zu machen. Dieses widerliche “Wir denken wie du” – Getue, das man aus der Rudi-Dutschke-Straße schon in den Jahrzehnten kannte, als sie noch Kochstraße hieß.
Das Beispiel der Hamburger Bude heute: Da heißt es ernsthaft, die Angestellten der Freizeitattraktionen “verdienen so mies wie in kaum einer anderen Branche. Und das trotz saftiger Eintrittspreise.“.

Schon über das volkstümlich verkehrte “Verdienen” könnte man sich einen Rant leisten. Aber so zu tun, als hätten hohe, womöglich überzogene Produktpreise quasi proportional zum Einkommen der Arbeiter/innen zu sein, ist nachgerade infantil. Da wird die krude Normalität der Ausbeutung vorgestellt als Bruch in einer heilen Welt, als Einzelfall einer Ungerechtigkeit in der ansonsten intakten ökonomischen Wirklichkeit. Genau die aber ist es, wovon “der Zuschauer, der Zuhörer, der Leser” “nichts erfahren” muss. Schon den Namen nicht, Kapitalismus, herrgottnochmal. Nein, der Leser muss nur verstehen, was ihm gesagt wird: Alles wird gut. Wir lieben die große Mutter. Wir lieben die soziale Marktwirtschaft®.

 
swagr

Frohes Neues erst mal. Ich habe die Tage genutzt um festzustellen, dass das Leben ohne Blog anders ist, zumal ich auch die Mails 24 Stunden habe ruhen lassen. Es war ruhiger, ein wenig langweiliger und mit einem ständigen Kribbeln im rechten Zeigefinger. Im Ganzen deutlich entspannter. Vielleicht werde ich das öfter machen, aber ich habe schon Mecker gekriegt, weil ja unter anderem die dynamische Blogroll inzwischen auch für andere ein Portal ist und jetzt ganz furchtbar kompliziert nach den Nachbarn gesucht werden musste.

Die Idee kam mir spontan, und da ich unspontan keine bessere hatte, habe ich den Laden einmal abgesperrt, zum ersten Mal in mehr als sieben Jahren. Hier kam nicht nur gerade eine Diskussion auf, die ich nicht hätte moderieren können (die Lohnarbeit, ihr wisst schon), sondern zwischen den Jahren sind die Irren unterwegs, und was hier im Filter hängen blieb, wollte ich mir auch nicht mehr angucken. Vielleicht war das auch die dezente Andeutung, dass ein Recht auf Feynsinn nicht im Grundgesetz steht und schon gar keins auf ungehemmte Pöbelei. Vielleicht verstehen einige der Intelligenzreduzierten das ja, wenn man es visualisiert. Eigentlich wollte ich ein anderes Schild an die Tür hängen: „bin weg“, aber ich hatte die Befürchtung, dass es dann hieße: „Flatter größenwahnsinnig – jetzt hält er sich schon für den Weg!“.

Neue Produkte auf Feynsinn

Danke bei der Gelegenheit für die Nachfragen, mir geht es bestens. Ich habe in den nächsten Wochen kaum Lohnarbeit vor mir, dafür vielleicht etwas mehr zu tun mit einer anderen Aufgabe, die nicht Gegenstand dieses Blogs ist. Dafür habe ich mir etwas ausgedacht, was mich 2013 hier ganz weit nach vorn bringen wird: Marketing für außergewöhnliche oder saisonal aktuelle Produkte. Im Bild oben seht ihr schon den Knaller fürs ganze Jahr: Schwarze Blüten an grünem Strauch. Jetzt günstig nur hier. Im September werden die Kurse dafür durch die Decke gehen, also am besten heute noch ordern!

Im Zuge der grünkonservativen Zukunft habe ich einige weitere Schmankerln ins Portfolio genommen, so u.a. das Gesamtwerk von Rosamunde Pilcher in einer eleganten Kassette, dazu gratis zwei Tränengaskartuschen eines führenden deutschen Herstellers.
Für den umweltbewussten Patrioten, dessen Freiheit nicht am Belt endet und auch nicht am Hindukusch, führen wir Schreckschusspistolen mit Schalldämpfer, dazu empfehlen wir unseren alkoholfreien Wodka „Vladimir“ und die vegane kalorienarme Schweinshaxe “Jürgen”. Im Top-Sonderangebot dazu wie immer unsere Verkaufsschlager Wohlstand durch Arbeit® und soziale Marktwirtschaft®. Weitere Produkte folgen in Kürze, damit Ihr Jahr 2013 ein voller Erfolg wird!

Gibt er die Bundestagswahl verloren und sucht nach einem lukrativen Job in der Finanzbranche?

Robert von Heusinger, Hellseher

 
Auf dem 29c3 (Kongress vom CCC) gab es von Katharina König und Heike Kleffner einen Vortrag über den NSU [gut 300Mb, weitere Dokumente und Streams gibt’s hier], die Nazis und die “Dienste”. Ein hervorragender Überblick über die Verstrickungen und Strukturen sowie Berichte aus den Untersuchungsausschüssen. Inbesondere ab ca. Minute 27 hagelt es Namen von V-Leuten, die in der Nazilogistik ganz weit vorn sind.

Die Autorinnen kommen zu dem eindeutigen und belegten Urteil, dass ohne die staatlichen Dienste die Neonazis keine solchen Netzwerke hätten betreiben können und diverse Gewalttaten nicht geschehen wären. Dabei sind Hintergründe jenseits der auf den NSU fokussierenden Betrachtung noch gar nicht berücksichtigt, wie etwa das Thule-Netz, historisch gewachsene Strukturen in den Diensten oder der maßgeblich von Altnazis gegründeten Geheimdienst der CDU in den 70ern.

Damit sind wir auch bei einem nicht ganz unwichtigen Detail, mit dem ich nicht recht einverstanden bin. Zwar treten die Damen sehr forsch auf und fordern die richtigen Konsequenzen aus dem braunen Sumpf rund um die Verfassungsschutzstaffel, auch sie sprechen aber bedauerlicherweise von “Versagen” und “Inkompetenz”, sind völlig festgelegt auf die Perspektive, dass es sich bei den Vorgängen nicht um Vorsatz handelt.

Der Staat als Täter

Ich halte das für tendenziell fahrlässig. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich im Verfassungsschutz von Bund und Ländern, aber auch in MAD, BND und den politischen Polizeien gefestigte rechtsextreme Strukturen finden, und zwar ungebrochen seit Gründung der Bundesrepublik, mag man unterschiedlich einschätzen. Man kann diese Möglichkeit aber keineswegs ausschließen. Selbst wenn man glaubt, da hätte der Schwanz mit dem Hund gewedelt und braune Kameraden hätten die Dienste ‘missbraucht’ und zum Narren gehalten, muss man sich darüber im Klaren sein, dass ohne die Unterstützung von Überzeugungstätern in den höheren Ebenen der Behörden nicht solche Zustände hätten etabliert werden können.

Am Ende würde es ohnehin zu einer akademischen Frage, ob die Indifferenz der Behörden gegenüber Mord und anderen Gewalttaten gegen Ausländer und Randgruppen überhaupt von einer überzeugten Unterstützung zu unterscheiden ist. Die Dienste sind zutiefst mit den Nazinetzwerken verflochten. Auf die Frage, was sie damit bezwecken, fällt mir keine Antwort ein, die den Staat nicht mindestens zum Mittäter macht.

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