Wie nennt man etwas, das einmal ein Nachrichtenmagazin war, noch so heißt, aber schon lange keines mehr ist? Ein Nachnachrichtenmagazin? Ein Postnachrichtenmagazin? Eine Magazinvorrichtung ohne Nachrichten?
Wie dem auch sei, ich habe das Ding seit Mitte der 80er einige Jahre gelesen und fand vieles daran gut. Das wurde schon damals relativ zügig immer weniger, so dass ich Mitte der 90er schon kein Geld mehr dafür ausgab. Kurz darauf füllte sich ein Teil der Lücke auf angenehme Weise: Man konnte es großenteils online und gratis lesen.
Das fand ich anfangs auch ganz gut, wobei ich zugeben muss, dass ich mich nicht mehr so genau erinnern kann, ob es an bereits erheblich reduzierten Qualitätsansprüchen meinerseits lag oder sie dort anfangs tatsächlich den Mangel im investigativen Bereich noch durch Aktualität kompensieren konnten.
Schon bald aber befand sich das Niveau im freien Fall. Es war die Zeit des Herrenreiters Stefan Aust, der alles zertrampelt hat, was Augsteins “Spiegel” einmal ausgemacht hatte, im Bunde mit kondebilen Wortverwurstern wie Malzahn, Matussek, Broder, Mohr, Steingart und anderen. Offline wie online unerträglich, dafür sorgte auch Müller von Blumencron, der derweil den “SpOn” voll auf Boulevard trimmte.
Ganz nebenbei bekannten sich die Adabeis aus der Brandstwiete inzwischen offen zur Wahlkampfhilfe für Merkel und hielten Informationen, statt sie aufzudecken, unterm Deckel. Damit sind sie in bester Gesellschaft, die Öffentlich-rechtlichen berichten auch nur noch bestenfalls darüber, dass sie nicht mehr berichten. [siehe Video; die Journalistinnen sind Dagmar Seitzer und Ulricke Hinrichs. Letztere ließ und lässt sich ihren Gehorsam als Sprecherin von Unionspolitikern und Lobbyistin vergolden.] Was früher investigativ war, lässt sich heute aushalten. Das ist der Wind, der in der Branche weht.
Die Heile Welt der Adabeis
Was also erwarte ich von diesem Hummerpuff, seinen Schampus schlürfenden Hofschreibern und ihren kommandierten Wasserträgern? Eigentlich nichts. Trotzdem schaffen die es immer wieder, mich zu ärgern. Aktuell auf denkbar absurdeste Weise, und sie können wirklich fast nichts dafür. Der Begriff “Kapitalismus” gilt und galt ja dort schon immer als ein Abkömmling des Sowjetvokabulars, warum sollten ausgerechnet sie also ausgerechnet jetzt dieses seit Jahrzehnten weggepiepste Unwort in der Feder führen?
Vielleicht ärgert mich die aufreizende Naivität, die dümmlich boulevardeske Technik, sich mit dem möglichst oberflächlich orientierten Leser gemein zu machen. Dieses widerliche “Wir denken wie du” – Getue, das man aus der Rudi-Dutschke-Straße schon in den Jahrzehnten kannte, als sie noch Kochstraße hieß.
Das Beispiel der Hamburger Bude heute: Da heißt es ernsthaft, die Angestellten der Freizeitattraktionen “verdienen so mies wie in kaum einer anderen Branche. Und das trotz saftiger Eintrittspreise.“.
Schon über das volkstümlich verkehrte “Verdienen” könnte man sich einen Rant leisten. Aber so zu tun, als hätten hohe, womöglich überzogene Produktpreise quasi proportional zum Einkommen der Arbeiter/innen zu sein, ist nachgerade infantil. Da wird die krude Normalität der Ausbeutung vorgestellt als Bruch in einer heilen Welt, als Einzelfall einer Ungerechtigkeit in der ansonsten intakten ökonomischen Wirklichkeit. Genau die aber ist es, wovon “der Zuschauer, der Zuhörer, der Leser” “nichts erfahren” muss. Schon den Namen nicht, Kapitalismus, herrgottnochmal. Nein, der Leser muss nur verstehen, was ihm gesagt wird: Alles wird gut. Wir lieben die große Mutter. Wir lieben die soziale Marktwirtschaft®.
Januar 3rd, 2013 at 22:18
Dabei wurde das Wort doch in den letzten Jahren schon öfter bis weit ins “konservative Lager” benutzt. Na ja, ich lese da eh höchstens mal, wenn irgendwo ein Link auf einen Artikel bei denen verweist.
PS vergiss nicht das ps, sonst traut sich keiner was zu schreiben ;-)
Januar 3rd, 2013 at 22:30
Mein Vorschlag wäre ja, die letzte Seite vorne drauf zu pappen und das Ding unter dem Namen Hohlspiegel als Satiremagazin zu verkaufen.
Aber das ist wilde Träumerei, in Kreisen, die was auf sich halten, gilt das Papier noch immer als politisches, linkes Magazin, da machste nix.
Januar 3rd, 2013 at 22:31
Jetzt könnte ich ja gehässig sein und “den Kindern” was erzählen, aber sei’s drum :-D Du wirst schon wissen, was Du machst.
Januar 3rd, 2013 at 22:34
P.s.: Etwaige Antworten bitte direkt an mich, da hier ja kein Benachrichtigungssystem existiert und ich hier nur sehr unregelmäßig lese. Danke.
Januar 3rd, 2013 at 22:37
hm, wenn ich einen Thread weiter unten in die Kommentare glotze, kommt irgendwie das Gleiche in grün…
Januar 3rd, 2013 at 22:41
@Amike: Obwohl ich nicht glaube, dass Du die Wandlung selbst mitbekommen haben kannst – ich hatte das Teil seit ca. ’79 gelesen – muss ich dir leider recht geben, was deinen zweiten Satz angeht: Die Ikone lebt weiter.
@eike: Jetzt nöl nich rum. Neujahrsgrüsse müssen sein. :-)
Januar 3rd, 2013 at 22:45
Wofür? Denkste damit kriextese inne Heia? Wie wär`s noch mit ‘nem Plausch über Amazongeschenkpakete und Weihnachten oder Gutenachtgeschichten von und mit dem lustigen Seehofer, wenn er gerade keinen Bock auf seine Olle hatte?
Januar 3rd, 2013 at 22:46
R@ainer @Amike Die Ikone lebt weiter. Das ist der Witz dabei. So unglaublich das ist, aber da rennen immer noch Leute in der Weltgeschichte rum, die fühlen sich unglaublich progressiv, links, kulturell sowie politisch beschwingt, wenn sie nur dieses Scheissblatt unter den Arm klemmen können. Das ist Mythos in seiner reinsten Form.
Januar 3rd, 2013 at 22:46
@ R@iner: Mein Kommentar ist Resultat einer mir von flatter schmerzlich eingeprügelten historischen Perspektive ;)
Der zweite Satz bezieht sich aber durchaus auch auf eigene Erfahrungen. Letztens saß ich in der Bahn einem jungen Herrn gegenüber, der mich sehr erstaunt anschaute, als ich das Revolverblatt in seinen Händen mit offensichtlichem Abscheu betrachtete. Vermutlich dachte er ich könnte nicht lesen oder so.
Januar 3rd, 2013 at 22:49
Besser wäre es gewesen, Du hättest in dem Moment nicht lesen können :P
Januar 3rd, 2013 at 22:52
@eike: Wenn du keinen Bock auf semiprivate Kommentare hast, machst du hier Metakommunikation darüber? Ich finde Neujahrsgrüße absolut passend. Könnte eine maßgebliche Meinung sein.
Januar 3rd, 2013 at 22:55
Aber der rest ist auch nicht besser. Bei Tagesschau & Co. kommt auch erst die Meinung, dann die Möchtergernbestätigung der These, dann, falls vorhanden die Nachricht und zum Abschluss, wie in der Werbung, die Wiederholung der (allgemein vorausgesetzten) Meinung. Kleines Beispiel gefällig? https://imm.io/Rzjy
Januar 3rd, 2013 at 22:57
Ist dir ggf. aufgefallen, dass ich oben auf die Praxis der Öffentlich-rechtlichen ausdrücklich hinweise?
Januar 3rd, 2013 at 22:57
@ eike: Dann frag ich mich aber, was nun die Glanzleistung an Kommentar 9 war, dass du dich dazu herabgelassen hast, das zu beantworten. Bist du eigentlich der/die Eike/eike, der/die hier immer irgendwelche Kalkofe Videos verlinkt?
Januar 3rd, 2013 at 23:07
Oder der, der das Katzenblog-Tool verlinkte? Wo bleibt da der nötige Ernst?
Januar 3rd, 2013 at 23:11
@flatter: Mobber.
Es bleibt die Frage, wie Nachrichtenagenturen in der Zukunft funktionieren soll(t)en und ob man Interpretationen nötig hat.
Edit: Einer der Vorträge auf dem 29c3 hatte als Inhalt die demokratische Einrichtung von Radioaktivitätsmessstellen. Ich finde so etwas sehr inspririerend und halte dieses Prinzip für erweiterbar auf andere Bereiche.
Januar 3rd, 2013 at 23:15
@ R@iner: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es überhaupt ohne Interpretationen gehen kann. Allein schon, wie die Nachrichten ausgewählt und in welchen Kontext sie gesetzt werden, ist Interpretation.
Dass dagegen die üble Propaganda, die hierzulande als Meinungsbildung verkauft wird, höchst verzichtbar ist, darauf können wir uns sicherlich einigen.
Bleibt noch das dazwischen. Darüber lässt sich streiten.
Januar 3rd, 2013 at 23:17
@R@iner(16):
Wie sie “funktionieren sollen” ist bedauerlicherweise schon in demselben Problem befangen. Wie, wenn sie öknomischen oder Parteiinteressen folgen? Gar nicht, vermute ich.
Was die Interpreatationen angeht, so sind die wohl kaum zu vermeiden. Schon die Themenauswahl ist ja eine. Den von mir zitierten Satz wird zudem kaum jemand als “Interpretation” erkennen, obwohl der suggerierte Gegensatz schon mehr ist als eine solche, da er ja das Feld dessen absteckt, was gedacht werden soll. Ich habe nichts gegen Meinung, im Gegenteil. Aber sie sollte als solche erkennbar sein. Ich habe vor allem etwas gegen die immer gleichen Interpretationsmuster.
Januar 3rd, 2013 at 23:18
@flatter, das war nicht rein auf deinen Thread gemünzt.
@Maike, kann sein, das ich das hier ab und zu tue, dient dann aber eher der Unterhaltung.
Und wer heutzutage immer noch Probleme mit dem Namen hat, der bekommt sicher hier oder hier ein paar brauchbare Hinweise geliefert. Aber widmet Euch doch eher den Floskeln. Wenn die Kritik oder Satire des Inhaltes noch mehr entbehrt, als das Original wird es leider mau.
Januar 3rd, 2013 at 23:22
@ 15 In der Tat, ich mache einen Unterschied zwischen Floskeln und Unterhaltung. Floskeln wollen nciht unterhalten, sondern nur Status und Zugehörigkeitssinn mit der Betonung auf Hörigkeit vermitteln. In Deutschland sicherlich probat. Aber keine Kommunikation als solche.
Januar 3rd, 2013 at 23:25
@Eike: Was strebst du an? Verstehe ich null, außer eine Konkurrenz um Kommentarqualität, die äußerst überflüssig ist. Zu letzterer trägst du damit auch nicht bei. Überdies gehörst du zu denen, die nicht erkennen, dass auch redundante Kommentare einer Diskussionsatmosphäre zuträglich sein können. Sogar deine.
Januar 3rd, 2013 at 23:25
@ eike: War mir nicht sicher, wegen anderer Schreibweise (groß/klein), deswegen hab ich nachgefragt. Diente zugegebenermaßen auch ein bisschen der Hervorhebung, dass deine Beiträge hier auch nicht immer die inhaltlichen Kracher sind und du dir darum auch nicht sonen Kopp über die Neujahrgrüße machen solltest. Gibts ja nur einmal im Jahr, ne.
Außerdem ist Eike ein geschlechtsneutraler Vorname. Kann man ja nicht riechen. Amike ist auch nicht eindeutig, in einem anderen Blog wurde vermutet, ich sei “a Mike” so wie “a bike”.
Januar 3rd, 2013 at 23:31
Gefunden:
die Öffentlich-rechtlichen
Januar 3rd, 2013 at 23:37
@flatter Dann ist doch alles paletti (um bei den Floskeln zu bleiben) oder wie Hallo Deutschland oder wie das jetzt heißt, sagen würde: “Alles wird gut”, auch mit den nächsten vier Jahren Merkel.
@ Amike: Anagramme kann ich seit der 4. Klasse, wenn das die Frage war? Ich lege sie nur so aus, wie sie mir gerade in den Kram passen. Und nein, Eike ist genauso wenig unisex wie der Slip. Es gibt nur Leute, denen das egal ist, es sei denn sie wären selbst betroffen (gewesen). Sascha müsste demnach auch erzweiblich sein, nicht? Was wäre das für eine Fahrt nach Moskau, wenn alle russisch sprächen…. Gähn, aber irgendwie ist das eher unlustige, Deutsche möchtegernkonservative Unterhaltung…
Januar 3rd, 2013 at 23:40
Nun, wo wäre das erträgliche Maß zwischen sekündlichen Meldungen über den bekannten Sack Reis und der puren Manipulation durch Auswahl überhaupt anzusiedeln? Diese Aufgabe würde man gerne einem Journalisten übertragen. Ab welchem Moment verläßt dieser jedoch den Bereich der Berichterstattung und begibt sich alleine schon in seiner Auswahl von Quellen in den Bereich spekulativer Deutungen oder gar der Beeinflussung von Meinung?
Ganz schon schwierig. Ich glaube deshalb nicht, dass das Thema alsbald von der Bildfläche verschwinden wird.
Ohne Hintergrundwissen ist da nichts zu dekonstruieren und bei der Frequenz der Nachrichten kann man schier selbst nicht mithalten.
Januar 3rd, 2013 at 23:47
@ eike: Watt haste denn jetzt mit Anagrammen? Wikipedia ist nun nicht die heilige Bibel der Erkenntnis, da steht aber was von nem OLG Urteil bzgl. der Geschlechtsneutralität des Namens Eike. Wollte dich da nicht in deinem Mannesstolz verletzen, meine Herrn.
Ist aber vermutlich auch egal, dir scheint es ohnehin um was anderes zu gehn. Da bin ich dann raus, bin zu erkältet für sinnlose Fechtereien.
Januar 3rd, 2013 at 23:50
@R@iner: Genau darum geht es aber doch: Um die Hintergründe. Ich würde von Journalisten gern erwarten können, dass sie nachvollziehbar Zusammenhänge darstellen. Dass sie Fragen stellen. Dass sie diskutieren. Highlights dabei sind aktuelle Informationen, die sie dazu selbst beibringen – das nennt man dann “investigativ”. Diese sind natürlich das Resultat von Netzwerken, derer sich investigative Journalisten bedienen. Das ist natürlich für die Tonne, wenn man sich für ein Bröckchen Pseudo-Hintergrund vorschreiben lässt, was man dafür nicht berichten darf. Ex negativo: Es darf keine Geheimnisse über Institutionen und Entscheider geben, wenn sie politisch relevant sind. Man kann das aus strategischen Gründen ggf. zurückhalten (was immer schon heikel ist), aber nie nicht unterdrücken.
Was eher kommentarischen Journalismus anbetrifft, so würde ich eine transparente Darstellung der Entwicklung einer Meinung (des Journalisten) erwarten. Das muss nicht in einem einzelnen Artikel geschehen. Aber es muss nachvollziehbar sein. Schirrmacher z.B. hat solche Ansätze.
Januar 3rd, 2013 at 23:52
Hm, wir hätten da eine Steigerung bezgl. des Sackgebietes. Die wird wohl auch gerne genutzt, insbes. wenn man Experten dazu ausstellen kann. Wohlgemerkt Experten, es wird nur am Rande mal Expertinnen geben, einfach schon weil entweder das Koks in den IMM nicht aufgebraucht ist oder das Andere nicht verfügbar….
Januar 3rd, 2013 at 23:54
@ R@iner: Gerade da halte ich dann die Blogs für sehr wichtig. Das Bloglesen hat meine Art der Nachrichtenrezeption schon sehr beeinflusst.
Dass man sich am Ende doch immer noch ein eigenes Urteil bilden muss (und kann!), nimmt einem allerdings kein Journalist oder Blog der Welt ab.
Nichtsdestotrotz erschlägt es einen jedoch schon manchmal, was man so alles aufnehmen und wissen müsste, um der Realität auch nur nahe zu kommen. Hin und wieder schäme ich mich etwas für meinen doch extrem europafixierten Blickwinkel und selbst in dem verhedder ich mich noch regelmäßig in allerlei Unwägbarkeiten. Naja, ich geb die Hoffnung nicht auf :)
Januar 3rd, 2013 at 23:57
@ Amike, Du kannst mich wenigstens noch schreiben. Das haben 70 Mio des Landes mit Dir nicht gemeinsam. Nich mal Journalisten. Ansonsten ist es mir egal. Namen sind Schall & Rauch. Nenn’ mich doch Dingsda, wenn`s Dir gefällt (wäre zumindest hier auch unterhaltsamer :D). Im Netz ist das schon seit jeher uninteressant, es sei denn, man würde wirklich Personen dahinter kennen, denn ihre Avatare.
Januar 3rd, 2013 at 23:59
@Amike: Ich glaube inzwischen, dass es “die Realität”, also ein objektiv von allen wahrnehmbares Weltbild, nicht gibt.
Ayn Rand, das ist die mit dem Objektivismus, war einfach m.M.n. Zeit ihres Lebens eine zutiefst unzufriedene Frau.
Januar 4th, 2013 at 00:01
Ok, ich hab dat Eike nu definitiv im falschen Thread geantwortet.
Offenbar mittem falschen Kopp aussem Bett raus heute. Also Eike jetzt. Ich eh, täglich. ;o)
Beim Spiegel denken (zumindest die allermeisten) die, die den schreiben auch nicht, dass sie bei nem kritischen Nachrichtenmagazin arbeiten. Und wenn man sich teils die Journalistenwanderungen anschaut von Spiegel zu bspw. Bild und zurück, dann hat das mit persönlicher Ausrichtung wohl grade gar nix zu tun.
Vielleicht ist das verklärte Romantik, aber früher war der Schreiber eben nicht nur Lieferant, sondern konnte und durfte sich identifizieren. Mit was soll man sich heute identifizieren?
Ich hab neulich noch gedacht, als ich nen Artikel vom Augstein über die Kostenlage des freitag gelesen habe, dass es eigentlich genau die angekündigten Maßnahmen sind, die mMn dazu führen, dass solche Blätter eigentlich keine Chance haben.
Nicht dass ich großer Freitag Leser wär, aber jetzt mal zweifeln, links die Ärmel aufkrempeln und sich wirklich was anderes einfallen lassen als das übliche Angebot verkleinern und Leute abbauen, hätte mir imponiert. Nicht dass ich kein Verständnis für ökonomische Zwänge hätte, aber vielleicht läge gerade für so ein Blatt die Lösung darin, sich eben nicht zwingen zu lassen und dadurch in Beliebigkeit zu versinken. Oder hat die Maßnahme schon mal bei ner Zeitung funktioniert? Jemals? In meiner Erinnerung ist das der erste goldene Schritt in die Pleite. Große Blätter strampeln halt länger. Kleine nicht.
Genauso wie die inhaltliche Gratwanderung. Zeitungen die versuchen möglichst jede Klientel anzusprechen, sprechen letzten Endes gar nichts mehr an. Deswegen kann das auch mit der “wir müssen wachsen”-Zielsetzung nur ins Auge gehen. Es sei denn, man schafft es zu überzeugen. Und überzeugen können heute vielmehr die Nischenprodukte, nicht die kleinen Ableger der KennIchSchonZeitungen.
Januar 4th, 2013 at 00:02
@ R@iner: Mit dieser zwanghaft konstruierten Objektivität kann ich auch wenig anfangen. Ist aber immer noch ein Unterschied, ob ich die Existenz des Kapitalismus oder die Existenz von Chemtrails für eine VT halte.
Januar 4th, 2013 at 00:04
@31 Doch. Das gibt es rein mathematisch gesehen. Nur gibt es leider keinen Menschen, der was anderes hätte als gerade seine Realität. Daher spricht man auch von Wahrnehmungseinheiten. Man kann aber nahe dran kommen. Dafür sind Floskeln allerdings kontraproduktiv. Auch ein Austausch von Floskeln bildet nicht mehr ab, als eine Floskel gemeinsam. Lieber 10 x Scheiße als 1 x Moin. Warum? Weil es was aussagt!
Januar 4th, 2013 at 00:06
@eike: Scheisse! Isses jetzt besser?
Januar 4th, 2013 at 00:07
Ja, es geht mir besser (kannste bei Jürgen Becker in den Mitternachtsspitzen nachtuben, warum das so ist). ;)
Januar 4th, 2013 at 00:28
@eike Hihi, – sorry wegen der Dame. Ich werde übrigens des öfteren für schwul gehalten. Liegt an den Haaren. Die Kunst der Interpretation ist eine derjenigen, welche noch am unentwickelsten ist. Das hat eine Menge mit Klischees zu tun. Sagt schon ein Verwandter von mir. Aber der hat das Pech/Glück, – nu wirklich schwul zu sein. Schwierige Sache das. Und irgendwie auch Scheisse. Deshalb finde ich die Geschichte mit der Interpretation, – gar nicht so unwichtig. Man benötigt keine Mitternachtspitzen, – um Rainer (31) einfach und ganz profan recht geben zu können. Ich denke, da liegt eh ein großer Kuchen dessen gebacken, was unser aller Problem ist.
Januar 4th, 2013 at 00:29
In einem System, das gesetzt ist (weil es das beste ist, das es gibt und je geben wird), brauchts keine Systemkritik mehr. Da muss ja so getan werden, als seien die manchmal ja noch aufgedeckten Widersprüche nichts als Einzelfälle. Das liegt nicht an einem völlig aus dem Ruder gelaufenen System, das sind Einzelfälle, die auf “menschliches Versagen” zurückzuführen sind. Aber bravo, “wir” habens “aufgedeckt” und damit der verfassungsmäßig verbrieften Meinungs- und Pressefreiheit genüge getan. Ja, Freiheit wird schon genannt, was nicht absoluter Terror und Diktatur ist. Aber das nur am Rande.
Was ich richtig schlimm finde ist, dass das alles als völlig normal empfunden wird, als notwendige, richtige und unumkehrbare Entwicklung – von den einen zur Legitimierung eigenen Handelns und des Systems, von anderen sogar im Brustton der Überzeugung.
Ich kann sie einfach nicht nachvollziehen, diese Realitätsferne.
Januar 4th, 2013 at 00:35
wie bereits an anderer stelle gesagt; es ist infokrieg und die mainstreammedien sind der (haupt-)feind. ohne deren lügen wären die kranken eliten nackig und sooo klein mit hut. und dabei ist es unwichtig ob es unwitzige knaxcomics für die sparkasse sind welche das bankensystem am laufen halten, klingeltonwerbung für generation dof damit die bullen beim anzapfen auch vom geilsten arsch der welt ins ohr gefurzt kriegen oder die hofberichterstattung für i.m. erika wegen ihrer supitollen feschen omifristur vom starkoaför udo waltz! egal! egal! egal! sie waren es alle alle!
und wir! wir haben diesem müll konsumiert -,- schande über uns (d.h. mich!)
Januar 4th, 2013 at 00:38
@Frau Lehmann(38): Ich hab hier ja quasi off Topic eine Serie zum Doping im Radsport geschrieben, die sich am Ende doch immer mehr als on Topic erweist. Was nicht sein darf, das nicht sein kann, und es gibt am Ende nur noch schlimme böse Einzelfälle. Jeder Fall ist ein Einzelfall, der nur nicht der Regel des allseits Guten folgt, weil, äh… is soo!
So blöd ist nicht mal die Religion, die sich so nennt.
Januar 4th, 2013 at 08:07
Das ehemalige “Sturmgeschütz der Demokratie” war schon immer so (Titelbilder):
https://blog.zeit.de/stoerungsmelder/files/2012/07/Spiegel-Cover1.jpg
https://wissen.spiegel.de/wissen/titel/SP/1990/36/300/titel.jpg
https://img.zvab.com/member/d26001/38802768.jpg
Januar 4th, 2013 at 08:23
Aktionsbedingt durfte ich seit Beginn der 90er zahlreiche Volontäre diverser Lokalblätter kennenlernen. Einige davon schrieben sich dann in höhere Gefilde und nannten sich fortan Journalisten. Das waren gar nicht mal die Verkehrtesten und die wußten alle auch ziemlich schnell, wie der Hase im Mediengeschäft läuft. Das wissen m.M.n. eh alle Schreiberlinge. Die Einstellung, die ich da beobachten konnte, ist ungefähr so zu beschreiben : Es sind zwar traurige Zustände und die Schere im Kopp gehört zum Handwerk, aber wir machen das mal trotzdem.Mittlerweile glaub ich, daß das auch mit einer gewisser Eitelkeit zu tun hat, seinen Otto unter einem Artikel in einem “renomierten” Blatt zu sehen. Das hat allerdings mit Journalismus (Wer definiert mir den nochmal endgültig?) so ganz und gar gar nix zu tun. Und wer mal wieder richtig göbeln möchte, der beschäftige sich doch mal mit den hiesigen “Journalistenschulen” und wat da so für Kropp rumkurvt. Autsch.
Januar 4th, 2013 at 08:31
40: …..und viele Einzelfälle ergeben einen Trend und viele Trends eine Struktur und viele Strukturen ein System.
Januar 4th, 2013 at 09:59
Es gibt ja noch dieses andere Dingens,das sich auch Nachrichtenmagazin nennt,
herausgegeben vom Quatschwort.
Also Quatschworts Jaucheblättchen bekommt ‘nen neuen Chefredakteur.
Jürgen Quoos.Der ist aktuell noch stellvertretender bei der BILD.
Spiegel und Focus kommentieren ja seit einiger Zeit live die Wahlen im ZDF.
Freue mich schon darauf,wenn dann die Giftschleuder BILD getarnt als Nachrichtenmagazin Fipserl Röslers Untergang dem Rammdösmichel verklickert.
So, und die ÖR-Berichten nicht mehr?Als in Georgien gewählt wurde,stellte der KleberClaus Georgien als Land dar, das sich dem Westen öffnet,das in die EU und die Nato strebe.All das würde dem bösen Putin nicht passen.
Nicht ein Tönchen ließ Kleber verlauten,daß Georgiens kleiner Potentat einen Krieg gegen Südossetien führte.Nada,niente…
Außer Desinformation braucht man da gar nix mehr zu erwarten.
Januar 4th, 2013 at 10:38
@Piet Hundertpro hat das was mit Eitelkeit zu tun. Das Leben als Schreiber ist wahrlich kein leichtes, wenn man nicht einen Namen hat. Und sich diesen Namen zu erarbeiten hat hier eben auch viel mit Quantität zu tun.
Und von der Sache her darf man bei Journalisten natürlich gestrengere Maßstäbe anlegen als in anderen Jobs. Sich zu verweigern wäre oft die richtige Konsequenz. Bei kommerziellen Blättchen und privaten Sendern stellt sich die Frage dann eher nicht. Da gibt es einige wenige, die (fast) schreiben können, was sie wollen. Und daneben das Heer der Austauschbaren, die sich entscheiden können zwischen Mitmachen oder Kellnern gehen.
Bei den ÖR finde ich den Zustand deutlich dramatischer. Die haben noch nicht einmal die Entschuldigung der wirtschaftlichen Not.
Januar 4th, 2013 at 10:52
Man konnte den Spiegel noch nie größtenteils online gratis lesen, online waren meist keine Print-Artikel.
Januar 4th, 2013 at 10:56
@38/40 – ‘Missstände’ ist seit Jahren mein ‘Lieblingswort’ bei Diskussionen. Das Wort sieht nicht nur sch…e aus, es gibt es auch nur im Plural. ‘Missstand’ ist nicht, darf nicht sein.
Januar 4th, 2013 at 11:29
@Uena – Ich kenn aber auch Mitmachen u. Kellnern, was bei den Zeilenhonoraren auch nicht wundert. Und dann sitzt man mal mit sonem Chefredakteur zusammen, weil man sich mal wieder fürchterlich über die Berichterstattung erregt hat und die bekommen dann einen Nostalgischen, wie früher alles besser war und was haben wir gesoffen, aber leider,leider die Zeiten … und geh fott.
Januar 4th, 2013 at 11:39
@46: Das ist nicht richtig. Nicht nur, dass mit Verzögerung auch Printartikel online waren, die relevantem Informationen gab es und gibt es auch online. Ich habe den Spiegel noch nie wegen epischer Anläufe und des großartigen Stils gelesen – im Gegenteil ging mir die Zeilenschinderei schon zu Zeiten von Böhme selig auf die Nerven.
p.s.: übrigens ist ein entscheidender Unterschied zwischen “großenteils” und “größtenteils”.
Januar 4th, 2013 at 11:44
@Piet: Ich höre gelegentlich von einem Chefredakteur, der Hof hält, von einer Riege Schuhputzer umweht wird und den qualifizierte Mitarbeiter für die verzichtbarste Person im Verlag halten.
Januar 4th, 2013 at 12:22
Passend: “Ein bisschen googeln” statt differenziert zu berichten.
Januar 4th, 2013 at 12:34
OT: Von London lernen … Fett und Sozialhilfe? Gibt’s nicht mehr!
Januar 4th, 2013 at 13:33
[...] Wasserträgern? Eigentlich nichts. Trotzdem schaffen die es immer wieder, mich zu ärgern. Aus: Freysinn 2. Politik a. Antisemiten, das sind die anderen Seit den öffentlich nur mangelhaft [...]
Januar 4th, 2013 at 13:34
“Da heißt es ernsthaft, die Angestellten der Freizeitattraktionen “verdienen so mies wie in kaum einer anderen Branche. Und das trotz saftiger Eintrittspreise.“
Ja, dass zwischen dem hohen Umsatz (also dem Ergebnis von hohen Preisen) und den niedrigen Kosten (also dem Ergebnis niedriger Löhne) der hohe Gewinn liegt, diese Erkenntnis sollte man den Lesern nicht zumuten. Und dass die Höhe des Gewinns maßgeblich ist für die Umstände (Wohlstand) einer Gemeinschaft, besser auch nicht…
Alles wird gut! Und noch ein gutes Neues 2013!
Januar 4th, 2013 at 13:45
Spieglein, Spieglein an der Wand… na ja, gegen eine solche gefahren eher.
Bald werden wir uns nur noch informieren können im Stil des 17./18. Jahrhunderts, mit Reiseberichten aus Berlin u.Ä.
Aber hierzulande ist ja nur der Prozess im Gange, der bereits lange in der englischsprachigen Welt läuft (man konnte schon in den 80ern Newsweek, Time, usw. usf. mit Spiegel hierzulande vergleichen, und feststellen, das letzterer erheblich besser als die erstgenannten war – erstaunlich, denn Der Spiegel war auch 1980 herum nicht der Reisser).
Faszinierend als Fußnote: neulich in allen möglichen online-Nachrichten gesucht, ob irgendwer Hollandes “Reichensteuer” und die Gründe für die Ablehnung durch den Verfassungsrat halbwegs vollständig und somit richtig dargestellt hatte. Fazit: Einzig ARD hat es mehr oder weniger geschafft. Schlußfolgerung: Es ist immer eine Art Betriebsunfall, wenn heute deutsche Journalisten tatsächlich etwas richtig machen.
Januar 4th, 2013 at 13:50
Zum Beginn des Forums: Auch ich habe in den späten 70ern und frühen 80ern den Spiegel bzw die Journalistische Arbeit für deutlich besser gehalten. Allerdings hatte man damals nur sehr wenige Möglichkeiten auf anderem Wege Informationen zu erhalten, was den Blick unter Umständen trübt.Inzwischen ist er meiner Meinung nach eine bessere Bild am Montag.
@Rainer Meiner Meinung nach ist man jetzt stetig damit beschäftigt überall selber zu recherchieren weil man niemandem mehr glaubt. Das führt zwangsläufig zu sehr individuell erfahrenen Wirklichkeiten. Objektivität an sich kann es aufgrund der von mehreren genannten Gründe (Auswahl/Vorselektion)meiner Meinung nach nicht geben.
Dazu passt auch der “Ikonenstatus” des Magazins. Ist halt ein religiöser Artikel geworden in der wahrnehmung Vieler. Da wird nicht mehr hinterfragt.
Januar 4th, 2013 at 14:15
Aber es gibt Hoffnung für die Medienwelt ;)
Januar 4th, 2013 at 16:01
Ein sehr schönes Zitat via Burks:
“Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.” (Hanns-Joachim Friedrichs)
Ein Punch gegen die Adabeis.
Januar 4th, 2013 at 16:25
Und das auch noch von einem Fernseh-Journalisten, gemeinhin ein Widerspruch in sich. Mir ging es mit dem Spiegel übrigens wie dem Hausherrn, Mitte 80er hatte ich ihn sogar mal für ein bis zwei Jahre abonniert.
Allerdings hatte man damals nur sehr wenige Möglichkeiten auf anderem Wege Informationen zu erhalten, was den Blick unter Umständen trübt.
Halte ich unter Umständen für auch für möglich…
Januar 4th, 2013 at 17:23
OT: Ich habe eben gelesen, dass ein Besucher dieser Seite 12 Cent wert ist. Kinders, hammse euch vergoldet? ;-P
Januar 4th, 2013 at 17:47
Kriegen wir nun alle auf die 12 ?
Januar 4th, 2013 at 17:57
Hm ich hatte die durch und durch fehlgeleitete, egoistische Selbstwahrnehmung, dass ich mehr wert bin. So was aber auch.
Januar 4th, 2013 at 18:01
OT Sagt bitte, dass die Geschichte mit der Eine-Billion-Dollar-Münze nicht wahr ist.
Das kommt also nach ein paar Jahrhunderten heraus, wenn das Lumpenproletariat auswandert. Die sind doch alle jeck…
Januar 4th, 2013 at 19:04
NA DAFÜR ZAHL ICH DOCH GERNE GEZ!1
“Union im Umfrage-Höhenflug
Die Union kommt laut Umfragen in der Wählergunst so gut an wie lange nicht mehr. Im aktuellen ARD-DeutschlandTrend erreichen CDU und CSU mit 41 Prozent ihren besten Wert seit November 2007. Für die SPD ging es bergab – den zweiten Monat in Folge. Auch Grüne und Linkspartei verloren Sympathie. Die FDP bleibt schwach. [tagesschau]…”
HAIL HAIL HAIL!!!
Januar 4th, 2013 at 19:45
Du bist doch nur neidisch, dass es Deutschland so gut geht.
Januar 5th, 2013 at 22:40
Die glänzenden Erfolge der staatlichen Erziehung des deutschen Volkes
Das deutsche Volk, so wie es heute dasteht, ist in der Staatskirche, Staatsschule, Staatsuniversität – lauter Vorschulen der Kaserne – dressiert worden. Alles, was wir heute an diesem deutschen Volk bewundern können, muss als ein Erzeugnis der staatlichen Erziehungskunst angesehen werden. Und zu bewundern finden wir gar Vieles. Die Unterwürfigkeit gegenüber den Vorgesetzten, das entsprechend barsche Benehmen gegenüber den Untergebenen, der Kadavergehorsam, die Disziplin, der Korpsgeist, der Parteigeist, die Standesehe, die erstaunliche Einseitigkeit und Phantasielosigkeit (Produkt der einheitlichen Schule), die Lasterhaftigkeit, die aus der Phantasielosigkeit erwächst, die erschreckende Bedürfnislosigkeit in wissenschaftlicher Beziehung, der hierzu gehörende Autoritätsglaube, der Mangel an Individualität, die Heuchelei, die ungeheure Feigheit des Individuums, über die schon Bismarck klagte…
Unausrottbarer Autoritätsglaube. Noch heute erwartet das Volk alles Heil von der „Regierung“. Es lehnt es glatt ab, durch Studium der öffentlichen Angelegenheiten eine Kontrolle über die öffentlichen Angelegenheiten auszuüben.
Silvio Gesell, 1926
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Dummheit des deutschen Volkes noch einmal auf ein bis dahin unvorstellbares Maß gesteigert. Und heute? Es hat sich nichts geändert!
Januar 5th, 2013 at 23:05
Sorry, für Dich mag das stimmen^^ einer Regierung zu zu schieben, was das Kapitalverhältnis ‘macht’.
Aber ok, bei Dir ist die Gesellschaft ja auch als Gemüsemarkt zu organisieren, wo alle irgendein Gemüse haben – woher und wodurch bleibt Dir ein Geheimnis – es müssen nur alle fleißig sein, odda so.