nlepdEr ist ein Paradoxon, der bürgerliche Arbeiter, und war es immer. Er ist eine Erfindung des Kapitalismus seit dem “New Deal” und damit einer jener Kunstgriffe, die ein System am Leben erhalten, dem Widersprüche nicht bloß zueigen sind, sondern quasi ein Markenkern. Jetzt hat sein letzter Kampf begonnen, und das ist nicht etwa der Klassenkampf gegen den Klassenfeind, sondern der um die letzten Plätze im Rettungsboot, das sich als Totenfloß erweisen wird. So ist das eben mit den ‘Rettungen’, die das Kapital zu bieten hat.

Man muss in die 30er Jahre zurückgehen, um das Phänomen zu skizzieren. Nach der ersten Phase des Zusammenbruchs kapitalistischer Systeme musste eine Variante her, die stabiler erschien. Weltweit brachen die Wirtschaften zusammen – Profitraten, Börsen, ‘Arbeitsmärkte’. Der Reset in den USA mit dem New Deal ging nahtlos in den Zweiten Weltkrieg über – und war vermutlich nur deshalb erfolgreich. Der Neubeginn war geprägt von einer Weltmacht USA, die (ebenso wie Deutschland kurzfristig) vor allem durch Hochrüstung und einen neuen Imperialismus den Raum für Wachstum schuf. Parallel dazu fand eine Umstrukturierung von Banken-, Steuer und Sozialsystemen statt. Ohne dies hier im Detail zu besprechen, änderte sich für die Arbeiter in den führenden Industriestaaten vor allem eines, nämlich eine stärkere Beteiligung am Reichtum und damit am Konsum.

Vom Tellerwäscher zum Tellerwäscher

In den USA, dem Land der Einwanderer und Eroberer, gab es damit einen weiteren Anschub für den Traum von Aufstieg. Nachdem die Phase der Eroberung der Neuen Welt endgültig beendet war und damit die Möglichkeit, durch Landnahme und Gründergeist zu leichtem Reichtum zu kommen, sollte nun immerhin durch ordentliche Löhne eine Beteiligung am kapitalistischen Spiel möglich sein. In Europa, vor allem Deutschland, entstand der Traum vom dauerhaften Aufstieg, Beteiligung an der Produktivität und ebenfalls die Aussicht, durch Fleiß, Glück oder Erfindergeist zu Reichtum zu kommen. ‘Jeder kann es schaffen’ war die große Erzählung, und alle glaubten das. Der Klassenkampf hatte (endgültig) Pause und wurde in den Kalten Krieg transformiert.

Der Arbeiter wurde somit zum neuen Kleinbürger, die Interessen des Kapitals waren scheinbar identisch mit seinen eigenen. Wenn das System nur läuft wie geschmiert, haben alle etwas davon: Immer mehr Lohn, Zinsen auf Sparguthaben, eine gigantische Auswahl an Konsumgütern. Obendrein fiel diese Phase in die gewaltiger Fortschritte in Produktivität und Technik: Automobilisierung, Fernsehen, Elektronik, Pharmakologie und anderes. Die Identifikation mit diesem Paradies für alle gelang flächendeckend. Auch Ölkrisen, Beschäftigungskrisen (u.a. durch Automatisierung) und bröckelnde Profitraten taten dem keinen Abbruch. Während das Kapital längst – spätestens seit den frühen 80ern – den neoliberalen Klassenkampf eröffnet hatte, wurde den Arbeitern suggeriert, ihr Glück werde nur ein wenig eingetrübt, bis die anstehenden ‘Reformen’ Erfolg zeitigten.

Klassenkampf ohne Gegner

Diese Phase dauert nun schon gut 30 Jahre an, etwa so lang wie die der Entstehung der bürgerlichen Integration der Arbeiter. Auf deren Seite ist aber kaum ein Erwachen zu erkennen. An die Stelle des Narrativs von der Beteiligung am Reichtum ist nichts Neues getreten. Die Propaganda singt das alte Lied von den goldenen Zeiten inmitten neuer Trümmerlandschaften und fügt die Strophe von den bösen Müßiggängern hinzu, die dem Glück im Wege stünden. Die Betroffenen scheinen keinerlei Gegenwehr zu leisten – nicht einmal in Form des Widerspruchs gegen die absurden Beschreibungen ihrer eigenen Wirklichkeit.

Die Desorientierung ist total. Während längst erschreckende Arbeitslosigkeit herrscht nebst ebensolcher Korruption und Entrechtung der Armen, ist keine Alternative ersichtlich, die man sich auch nur wünschen würde. Die alte sozialdemokratische Vorstellung vom glücklichen Arbeiter in einer ‘Sozialen Marktwirtschaft’ ist total gescheitert, was die Sozialdemokraten freilich als letzte bemerken würden. Anstatt den brutalen Klassenkampf auch nur zur Kenntnis zu nehmen, pflegen sie einen religiösen Wettbewerbswahn, der nur das vermeintliche Rettungsboot im Blick hat, während rundherum die Massen absaufen. “Hilfe” und “Rettung” sind die Titel für die Prügelei um die letzten Plätze auf dem Floß, dessen Passagiere sich am Ende gegenseitig fressen werden. Das ist der “Linksruck”, das bedeutet “Sozialdemokratisierung”. Die Frage an die Hinterbliebenen ist offen: Wohin treibt es uns?

 
Es war nie so simpel: Einfach mal Bargeld holen. Venceremos!

 
Bin ich jetzt uninspiriert oder nur uminspiriert? Also von der ursprünglichen Inspiration quasi abgefallen, um einer anderen anheim zu fallen. Die Urinspiration jedenfalls wird vermisst, wobei das jetzt nichts mit pinkeln zu tun hat. Das wäre dann eher so etwas wie Urininspiration, von der ich nichts zu berichten wüsste. Na jedenfalls bin ich eher auf Abwegen beschäftigt, weniger mit Bloggen, weil mir dazu jedenfalls in der mir bekannten Weise der Antrieb fehlt. Die Ideen auch. Soll ich etwa etwas über Zypern schreiben? Was sollte das werden? Zypern gibt es nämlich gar nicht.

Zypern ist das Bielefeld an der Grenze zum Postkapitalismus. Zypern ist unmöglich. Als ob! Als ob die Großbriten eine Flugzeugladung voller Bargeld irgendwo hin flögen, weil sie befürchten, die Bankomaten gäben kein Geld mehr heraus! Da hat sich Reuters aber einen ganz schönen Scherz ausgedacht, und natürlich verbreitet dieser Fefe das sofort, weil der ja nichts für sich behalten kann, was an verschwörerischem Nonsens so kursiert. Dabei wissen wir ja nun wirklich nicht erst seit Schäuble, dass der Euro sicher ist und die Kleinsparer auch und die Bäume und die Häuser und die Kühe.

Wo ist drüben?

Darum ist es auch ganz folgerichtig, die Leute, die da für Unfrieden und Unmut sorgen, ordentlich an die Kandare zu nehmen. [Bei dem farblich leicht unterschiedenen Teil des vorangehenden Satzes, zu finden rund um “an die Kandare”, handelt es sich nicht um einen Link, dem man vielleicht einmal zu folgen erwägen könnte. Es handelt sich vielmehr um einen gottverdammten Lesebefehl. säzzer] Muss man denn in schweren Zeiten auch noch unterm Deckmäntelchen der Kritik – Kritik üben?

Da nimmt es nicht wunder, wenn jemand zu Besuch kommt in der Dunkelheit und die staatsbürgerlichen Pflichten in Erinnerung ruft. Das geht am einprägsamsten, indem der Officer mit einigen geballten Fingern auf die Stelle weist, der die Verfehlung entsprang. “Den Finger in die Wunde legen” ist schließlich auch den Journalisten erlaubt, da wird man doch wohl einmal über Waffengleichheit reden dürfen. Dazu ist tatsächlich nichts mehr zu sagen und auch nicht zu dem, was dann noch folgt. Es geschieht nichts ohne Grund. Niemand wird ohne Grund zum Schweigen gebracht, verhaftet oder gezüchtigt, so ist das in der Demokratie. Wem das nicht passt, der soll doch dahin gehen, wo das anders gehandhabt wird.

 
Wie meine geneigten Kommentatoren und Kommentatorinnen mit teils weit geöffneten Gesichtsluken zur Kenntnis nehmen durften, ist aktuell eine Guitarre auf dem sprichwörtlichen Weg, den Besitzer zu wechseln. Ich verneige mich noch einmal vor so viel Großherzigkeit, will es aber nicht dabei belassen, sondern ein wenig über persönlichen Besitz und dessen Handhabung plauschen.

Zunächst ist da der quasi kindliche Drang zur Aneignung, den man eben nicht zufällig bei den Kleinen beobachten kann: Sie bekommen gern etwas geschenkt, wollen haben, bestaunen, erfreuen sich am Neuen. Das steht zunächst nicht in einem Zusammenhang mit Nutzen, Zweck oder Sinn, es ist einfach im Wortsinne reizend. Danach schon scheiden sich die Geister: Die einen horten und wollen um nichts in der Welt sich wieder trennen vom erworbenen Gut, die anderen überführen das Zeug seinem Nutzen, schenken es weiter, legen es beiseite oder vergessen es einfach.

Der Weg in den Irrsinn

Schon in frühen Phasen der Entwicklung zeigt sich so etwas wie Charakter, der gemeinhin freilich noch formbar ist. Das mag zu tun haben mit Erfahrungen in der ‘analen Phase’, wie Herr Freud nicht völlig unzutreffend beschreibt, es mag andere Gründe haben, es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die Problematik Eigentum/Besitz etwas quasi Natürliches an sich hat, jedenfalls ein urwüchsiges Kulturphänomen ist. Was daraus wurde in der kapitalistisch geprägten Gesellschaft, spricht hingegen jedem Sinn und Verstand Hohn.

Der Umgang damit ist entscheidend für die Gesellschaftsform und selbstverständlich umgekehrt. Ich mag an dieser Stelle gar nicht lange eingehen auf den irrsinnigen Kult, der das Eigentum, das Privateigentum gar (solches an Produktionsmitteln also) zum höchsten Gut verklärt. Das richtet sich selbst, es hilft dagegen wie bereits gestern gesagt kein Argumentieren. Vielmehr will ich darauf hinweisen, dass ein Gefühl der Schuld meist nicht fern ist, ausgerechnet wenn die Übertragung von Eigentum eben nicht zu sogenannten “Schulden” führt. Genauer muss ich sagen: Wenn sie sich der Sphäre der Geschäftlichkeit entzieht. Reguläre Geschenke wie zu Geburtstagen sind also nicht gemeint, denn dies ist das Reservat der Gabe in der Geschäftswelt.

Das musst du dir verdienen

Was darüber hinaus geht, hat den Ruch des Almosens, welches wiederum den Gedanken der Gabe in besonders perfide Gefilde führt. Wer es nötig hat und bekommt, ohne darauf ein Recht zu haben, habe seinen Rücken besonders tief zu beugen, lebt damit unverdient. Selbst die Attitüde höherer Stände bedient sich des Motivs: “Womit habe ich das verdient?” ist die Frage für Gelegenheiten, in denen das Quid pro quo Pause hat. Von einem Fremden etwas geschenkt zu bekommen, hat schließlich etwas Übergriffiges, verletzt die Privatheit. Man lässt sich nicht von irgendwem etwas schenken, man schläft nicht unter freiem Himmel und lässt sich öffentlich nichts schenken. Das setzt den Beschenkten in den Rang eines solchen, der nicht zur bürgerlichen Gesellschaft gehört. Bürger ist der, der es sich verdient. Alles. Es ist schon eine Art Reflex: Was muss ich jetzt dafür tun?

Dies Tunmüssen ist zu einer Krankheit erwachsen, die täglich bizarrer wird, Arbeit ihr Medium. Kuriert wäre sie, wenn die Besitzverhältnisse sich nicht nur vom bürgerlichen Eigentumsfetisch lösten, sondern endlich auch von der Arbeit. Man muss es sich nicht verdienen; es ist da und soll einen Zweck erfüllen. Freude ist dabei derjenige, der dem Irrsinn aufs Übelste zum Opfer fiel. Das muss anders werden. Ich habe mich von der Aktion inspirieren lassen und möchte für diesen Teil meiner Welt Konsequenzen daraus ziehen. Zwar beabsichtige ich nicht, hier eine Geschenke- oder gar Tauschbörse einzurichten, ich biete aber ausdrücklich denjenigen, die hier diskutieren und Kommentare zu den Artikeln schreiben, die Möglichkeit, sich zu äußern, wenn ihnen etwas fehlt, eben auch Materielles. Dann sehen wir zu, was wir füreinander tun können.

 
loeza

Die Schere klappt immer weiter auf, genau wie die zwischen arm und reich: Es gibt Menschen, die sich täglich noch von Boulevard bis TV-Nachrichten umschmeicheln lassen, den Kanon in sich aufnehmen dessen, was gut ist und so bleibt. Sie sind die Mehrheit derer, die nicht wissen können, weil sie nicht wissen wollen warum und wozu. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die schon seit Jahren nicht mehr hören können, was von Anfang an gelogen war.

Vor allem von Vokabeln aus dem Mantra der Propaganda, Vokabeln wie “Rettung”. Opelrettung, Bankenrettung, Eurorettung, Griechenrettung, Zypernrettung, Kleinsparerrettung. Rettung aus der Not der “Krisen”, die genau so gelogen sind: Immobilienkrise, Bankenkrise, Eurokrise, Staatsschuldenkrise. Von einer unausweichlichen Phase des Kapitalismus keine Spur und auch kein Einsehen, dass eine Rettung keine gewesen sein kann, wenn danach die nächste und dann die übernächste und dann noch eine fällig wird. Nichts ist da zu retten. Zu retten sind am allerwenigsten diejenigen, die diesen Quatsch noch immer glauben.

Alles wird gut

Aber: Die Welt ist mindestens vierdimensional und so scheint es, als sei der Weg von einer Spitze der aufgeklappten Schere zur anderen gelegentlich kürzer als die Strecke dazwischen. Will heißen: Ich vermeine festzustellen, dass der Widerstand der Indoktrinierten geringer wird. Immer häufiger erfahre ich Zustimmung für meine ‘linksradikalen’ Analysen, wo mir vor wenigen Jahren noch der blanke Hass entgegengeschlagen wäre. Das ist das Faszinierende an der Ignoranz der Mehrheit: Sie hören die Botschaften und wiederholen sie sogar, verbinden sie aber immer weniger mit Überzeugung, wie auf Valium. Eigentlich hätte ich ja recht, aber. Lieber vereint im Falschen als zu früh auf der anderen Seite. Es wird schlimm genug, wenn alles für die Katz war, das muss man doch nicht schon vorher wissen.

Auch die Ideologie erstarrt in der Routine ihrer absurden Weltbeschreibung. Schon wieder gerettet, na und? Noch eine Krise – wen interessiert’s? Ein “Exportweltmeister” tödlich bedroht durch „globalen Wettbewerb“, na klar. Nach Jahren des Wachstums und des Verzichts müssen wir kürzer treten, egal. Gewerkschaft fordert Lohnzurückhaltung, who cares? Milliardäre mit Rekordgewinnen; wie wird das Wetter morgen? Eine Propaganda, die ihre Aufgabe ernst nähme, würde vierzehn Minuten Wetterbericht senden und dann kurz die Nachrichten. Aber wozu? Alles wird gut, sagt das Lächeln der Tagesschau.

Als die systemrelevanten Banken gerettet wurden, hieß es, es gäbe keine weiteren Steuergelder mehr. Als die Milliarden an Steuergeldern dann bereitgestellt wurden, hieß es, niemals gäbe es einen Schuldenschnitt. Als die Schuldenschnitte kamen und die Billionen bereitgestellt waren, hieß es, die ‘Spareinlagen’ seien das Wichtigste. Jetzt werden die ‘Spareinlagen’ rasiert, und wie nennen sie das? Richtig: “Rettung” und “vernünftig“. Die Verfechter dieses Systems bezeichnen es nicht nur als “rational”, sondern betrachten es meist als einzig rationales. Das ist nichts anderes als eine schwere Psychose. Dagegen helfen keine Argumente.

Die Älteren unter Euch kennen den Text schon, aber da ich gerade nix Besseres hab und mir neulich ein Kollege zusprach, ich sollte mich getrost wiederholen, packe ich noch mal den Text aus 2002 hier rein, der 2006 auch in diesem Blog schon erschienen ist. Mit feynem Gruß vom Zeylenschinder.

Versicherungsvertreter! Versicherungsvertreter sind in Ansätzen gute Niederrheiner: Sie haben meist von nichts eine Ahnung und auf alles eine Antwort. Fragt der Niederrheiner seine Lieblingsfragen: “Wie isset?” und “Weiße, wer toot is?”, ist der Versicherungshansel bei seinem Stichwort: Kapitallebensversicherung. Beide haben auch ein gespaltenes Verhältnis zum Tod. Sie gönnen zwar niemandem ein frühes Ableben – der Versicherungsvertreter zumindest nicht, bevor die Beiträge vollständig bezahlt sind – sind aber dennoch sehr fasziniert von dem Thema. Der Typ, der mir neulich eine Lebensversicherung andrehen wollte, malte mir derart farbenfroh die diversen Möglichkeiten aus, indiskret, unangenehm und plötzlich aus dem Leben zu scheiden, daß ich ihn sofort fragte, ob er Niederrheiner sei.

Als er dann noch in melodramatischer Weise das mögliche Schicksal meiner Töchter schilderte, standen uns beiden die Tränen in den Augen, und ich habe mich geärgert, das nicht mitgeschnitten zu haben, um es als Drehbuch zu verkaufen. Nur die Passage, wo meine Große, über und über gepierct mit Kanülen, auf den Strich geht, hat er ausgelassen. Ich sah zwar den Willen in seinen Augen, mir auch diese schreckliche Wahrheit zuzumuten, aber auf seinem Rhetorikseminar hat er gelernt, einen gewissen Level nicht zu überschreiten.

Und er hat gut aufgepaßt. Mein Versicherungsmännlein war Stifthalter. Stifthalter sind diejenigen unter den Rhetorikkursopfern, die eigentlich zu verklemmt sind, ihre Hände zu bewegen. Sie haben keine Gestik, stehen entweder mit verschränkten Armen oder wie Soldaten vor ihren Gesprächspartnern und studieren das Schuhwerk ihres Gegenübers. Im Rhetorikkurs lernen sie dann, die Nasenwurzel anzupeilen, und um ihnen die Angst zu nehmen, zwingt der Rhetorikkursleiter sie dazu, sich vorzustellen, auf der Nasenwurzel säße ein Vögelchen oder eine nackte Frau oder sonstwas Reizendes.
Achten Sie einmal darauf! Ich traue niemandem, bei dem ich nicht weiß, in welches Auge er mir gerade schaut. Von einem Freak, der mir nackte Frauen auf die Nasenwurzel setzt, lasse ich mir jedenfalls nichts verkaufen.

Sobald also die Frau oder das Vögelchen es sich bequem gemacht hat, ziehen sie, wie sie es gelernt haben, den Kuli aus der Tasche, um damit ungelenk Löcher in ihren Odolatem zu stechen. Dabei, und das machen sie wiederum sehr geschickt, umkreisen sie ihre Krawattennadel oder eine bestimmte Stelle im Muster ihrer Krawatte. Folgen Sie niemals mit den Augen dieser Bewegung! Entweder die Hypnose funktioniert und Sie unterschreiben alles, einschließlich des Termins Ihres Todestages, oder die Sache funktioniert nicht, und in Ihre Netzhaut brennt sich ein Anblick ein, der das nackte Entsetzen auslöst.

Über Krawattennadeln will ich mich gar nicht auslassen, wer so etwas trägt, richtet sich selbst. Was aber einstmals nackt zur Welt gekommene Geschöpfe, zur Krawatte gezwungen, sich um den Hals Knoten, verrät genau die Todessehnsucht, die sich in den Kapitallebensversicherungen wieder Bahn bricht.
“Geld oder Leben”, so lautet ihr Motto, und sie haben sich insgeheim fürs Geld entschieden. So kriechen sie als gebügelte Monster von Klinke zu Klinke und infizieren ihre Opfer mit ihrer Schicksalsfrage.

Womit sie nicht rechnen, wofür sie auch nicht trainiert werden, ist der Fall, daß ihr potentielles Opfer das alles weiß. Ich habe mir neulich dies Wissen schamlos zunutze gemacht und quasi experimentell überprüft, ob diese meine Mußtmaßungen über Herrn Kaiser und seine Schergen zuträfen. Zunächst ließ ich ihn in meine Wohnung und ließ ihn seinen Standardvortrag halten. Während er also dozierte und fröhlich den Kugelschreiber schwang, fixierte ich seinen Blick, der nicht, wie man es von anständigen Menschen erwartet, zwischen meinen Augen hin- und herwanderte, sondern starr meine Nasenwurzel anvisierte. Alles lief also nach Plan.

Ich hatte mir wohlweißlich einen Notizblock zurechtgelegt, aber keinen Stift, so daß ich mir unter einem Vorwand seinen Kuli leihen mußte. Er war fortan dazu verdammt, seine Hände auf meinen Tisch zu pressen, als seien sie dort angeleimt. Sein Blick wanderte jetzt endlich, und zwar zwischen seinem Kuli und meiner Nasenwurzel. Mir fiel sofort ein Zitat von Büchner ein: “Woyzeck, er sieht gehetzt aus!” Aber Herr Kaiser war noch nicht geschlagen. Ich konnte nicht ewig Notizen simulieren, und in der Hundertstelsekunde, in der die Mine das Papier verließ, bat er mich schwitzend und zitternd, aber höflich, ihm doch bitte seinen Stift zurückzugeben.

Einen Augenblick ließ ich ihn noch schmoren, dann durfte er den Strohhalm ergreifen, der sein Schicksal noch einmal wendete. Aber nicht für lange! Allmählich kehrte die Farbe in sein Gesicht zurück, und ich ließ ihm diese Verschnaufpause wie die Katze der Maus. Dann nützte ich einen Augenblick, in dem er in seine Unterlage schaute, dazu, mir ein haarfeines Fadenkreuz auf die Nasenwurzel zu stempeln. Noch ehe er wieder hochblickte, stellte ich ihm die Masterfrage:

“Sagen Sie, wenn ich dann also meine Beiträge so weit geleistet habe, wann werde ich dann hingerichtet? Ich würde mich übrigens gern erschießen lassen, das hat so etwas von militärischer Würde. Oder kann man sich nach Ablauf der vertraglich vereinbarten Frist auch selbst töten? Ich habe hier eine alte Dienstpistole, das wäre mir natürlich noch lieber”. Das war offenbar so übertrieben, daß er es als Scherz erkannte und kurz auflachte. Für den Verlauf meines Experimentes war das optimal, und noch war er schließlich nicht derjenige, der zuletzt lachte.

Es blieb ihm auch schnell stecken. Als er sich nämlich wieder an meiner Nasenwurzel festkrallen wollte und versuchte, das Fadenkreuz zu fokussieren, verschluckte er sich. Als höflicher Gastgeber bot ich ihm ein Glas Wasser an, das ich schon vorbereitet hatte, klaute ihm aber mit einem lässigen “Ich darf doch noch mal?” wieder seinen Kuli. Ich machte mir eine kurze Notiz, steckte den Kuli in die Hemdtasche und stand auf, als er sein entsetztes Fischmaul öffnete, um etwas zu stammeln, das ich natürlich überhaupt nicht verstehen konnte.

Ich schlurfte zur Anrichte, öffnete die Schublade und holte Opas Pistole hervor, mit der er sich dereinst, aber das ist eine andere Geschichte. Polternd ließ ich sie auf den Tisch fallen und fragte gleichzeitig, ob meine Kinder als Begünstigte gegebenenfalls dem Henker assistieren dürften, sie hätten auch schon Erfahrung mit jungen Katzen. Das Kreuz auf meiner Nasenwurzel hatte ich derweil mit einem roten Edding nachgezogen.

Herr Kaiser japste ob dieses Anblicks etwas von “meinen Sie nicht ernst”, was ich mit der freundlichen, aber bestimmten Aufforderung korrigierte “Nana, wir wollen doch nicht unhöflich werden”. Er solle mir doch jetzt bitte meine Fragen beantworten. Als er dann ansetzte, die letzte Bastion seiner Versicherungsvertreterrhetorik hervorwürgend, nämlich den Namen des Kunden, also meinen, versetzte ich ihm den Todesstoß…

- Ist Ihnen das eigentlich schon aufgefallen? Das ist das Erste, was man den Hanseln eintrichtert: Pausenlos den Namen des Kunden herunterzuleiern, am besten mit Lametta: “Hören Sie, Herr Dr. Flatter, sehen Sie, Herr Dr. Flatter, da haben Sie recht, Herr Dr. Flatter”. Es ist grauenhaft.
“Müller”, antwortete ich also, “ich heiße Müller!” Hansel lächelte, als hätte ich einen Witz gemacht. “Ja, sehen Sie doch in die Unterlagen”, sagte ich verständnislos und reichte ihm die von mir manipulierten Verträge, “da steht es doch: Meier!”

Er glotzte in die Papiere, und ich setzte mir schnell mit geübter Hand die Katzenaugen-Kontaktlinsen ein. Er sah mich an. Das Entsetzen in seinem Blick wich gnädigem Wahnsinn.
Der Rest ist schnell erzählt, ich habe ihm einige Waschmaschinen, den Polo von meinem Cousin und eine Pauschalreise angedreht und ihn vor die Tür gesetzt. Das Schlimmste an diesen Typen ist ja, daß sie solche Weicheier sind. Ich hasse schwache Gegner.

 
fender

Argh! Hätte ich doch bloß nie … meine ver….te Frau Stratmann aufgeschraubt in dem irrsinnigen Ansinnen, sie zu pimpen.
[Was der da redet? Einer Guitarre von redet der. Das ist jetzt ganz wichtig für ihn, dass ihr ihm zuhört. Der Mann braucht Zuspruch. Er tut sich sonst was an oder – noch schlimmer – mir! der säzzer]
Ich wollte ihr einen anderen Sound verpassen. Bei der Gelegenheit musste ich blöderweise feststellen, dass die Pickups [Das sind die Tonabnehmer, ne?] sich nie wieder reinschrauben lassen, weil an zweien die Halterungen gebrochen sind. Ein anderes Schlagbrett passt nicht (wäre eh ne teure Investition), weil das doofe Floyd Rose Tremolo im Weg ist, und einfach zusammenschrauben ist auch nicht mehr. [Na, liest noch wer mit? Hallo, wir leiden hier, da könnt ihr ruhig mal dranbleiben!!1 d.s.]
Ich kann das höchstens irgendwie frickeln und bin alles andere als sicher, dass das nochmal hält.

Jetzt könnt ihr fragen, was schraubt der auch rum? Aber nach 25 Jahren darf man doch mal? Da war dieser Amp, der mir in die Bude gefallen ist. Ich kann nichts dafür. Wartet, lasst mich erklären, ihr macht einen Fehler … !

Ich könnte mir eine andere zulegen, ja sicher. Aber die Preisklasse, in der ich dann unterwegs bin, macht mich zittern. Dabei ist das doch eh schon so schattig da draußen. Ich habe ja schon ein paar Tage nix gegessen, aber das reißt es auch nicht raus. Kann ich mir nicht leisten. Das alte Spielgerät ist nebenbei scalloped [müsst ihr nicht wissen, immer reden lassen … ], und ich kann nicht mehr anders. Soll ich vielleicht selbst die Fräse ansetzen?
[Oder allmählich wenigstens die Fräse halten? Nicht die schlechteste Idee. Ob ich mir mal die Fingernägel lackiere? -sätzerdude]
Ich bitte also um Zusendung einer gebrauchten Fender Stratocaster (Mit drei Single-Coils und Rosenholz- oder Palisandergriffbrett). Habt ihr nicht zufällig noch im Keller? Nein? Sicher nicht? Könnt ihr nicht mal eben ganz kurz gucken gehen?

[Ach, vergesst das einfach, ist ja nicht zum Aushalten. Lasst mich einfach hier liegen, seht zu, dass ihr durchkommt. Irgendwer muss durchkommen!]

[edit: Beinahe vergessen: Ich hätte auch darüber schreiben können, dass ausländische Terrroristen das Leben deutscher Rechtsradikaler bedrohen. Aber kommt, so einen Stuss will doch nun wirklich niemand lesen.]

 
In den folgenden Bereichen suchen wir noch engagierte folgsame Mitarbeiter mit marktkompatiblen Ansprüchen an einen hinreichend menschenwürdigen Arbeitsplatz:

Spamleerer

Reinigen Sie die Mailboxen der Kollegen, die Angst haben, sie könnten beim Löschen von Nachrichten das Internet ausschalten. Entsorgen Sie die Verpackungen geöffneter Anhänge und putzen Sie die Vorschaufenster.
Bewerbung per Mail (html) oder animiertem .GIF.
Bezahlung: Nach Gewicht der entsorgten Daten

 
Fernsehprogrammierer

Machen Sie, dass Lassie wieder kommt. Und Black Bewtey. Und das Haus am Eaton Place (North Cobblestone Hall). Und Derrick.
Bewerbung via Teletext Seite 333.
Bezahlung: Chips, Cola, Weightwatchers-DVD

 
Webshopping Assistant

Finden Sie das günstigste Angebot einschließlich Rabatte, Steuern, Versand, Zoll und Verlust. Holen Sie den Kleber aus dem Regal. Gehen Sie nicht über “Los”.
Bewerbung per Paypal (Vorkasse).
Bezahlung: Nach Erfolg, in der Währung des zuständigen Gerichtsstands.

Sozialer Netzwerkadministrator

Reden Sie, was das Zeug hält. Blöde Frisuren, Erfahrung mit Drogen (Koks beidhändig, Kir Royal, Ritalin) und Privatinsolvenz von Vorteil.
Bewerbung (Schlauchtrinken) freitags ab 19 Uhr im “Relax”.
Bezahlung: Französisch, von hinten und ins Knie.
 
Amazonenverwalter

Servieren Sie Namen im billigsten Warenhaus der Welt. Wissen Sie, wessen Stroh in der Ecke liegt, verkaufen Sie es den Gewerkschaften als Jobwunder.
Bewerbung zwecklos, wir finden Sie auf Empfehlung.
Bezahlung: Anteilig an der ver.di-Kaffeekasse
 
Hackmesser

Beobachten Sie die Datenströme und erstellen sie Excel-Tabellen dazu. Verfertigen Sie Expertisen. Erklären sie, warum alles sicher ist, außer es waren die Chinesen (wird rechtzeitig mitgeteilt).
Bewerbung per Xingderassabum.
Bezahlung: Cash, In Dollars. Keine Fragen!
 
Trojanerjockey

Seien Sie Grieche, setzen Sie kleine Männlein in Holztiere und lassen Sie diese auf Troja und andere Feinde los.
Abschlusszeugnis der Schule mit Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung erforderlich.
Bewerbung bitte auf dem Desktop des Admin-Accounts.
Bezahlung: Gratis-Mitbenutzung unserer Proxyserver in Asien
 
Ebaywatch

Bieten Sie in letzter Sekunde deutlich über Neupreis, in Schritten von 0,5 Cent.
Bewerbung per Erwerb unserer Unterlagen, jetzt bieten, Artikelnummer: 2243738301
Bezahlung: Haldol all you can honk.

Abmahnwache

Recherchieren Sie per Google, ob etwas schon einmal geschrieben oder abgebildet wurde. Machen Sie Screenshots. Zeigen Sie alles an, was Ihnen seltsam vorkommt. Sollte Ihnen etwas bekannt vorkommen, melden Sie es sofort. Unsere Rechtsabteilung übernimmt dann.
Bewerbung via fiesbuck. Gern im Unterhemd auf der Fensterbank.
Bezahlung: 30 Silberlinge

Datenbankkaufmann

My wife, my SUV, my house, my horse, mysql.
Sie verkaufen verbrieften PHP-Code und gebrauchte Tabellen an deutsche Behörden als Virenscanner-Update. Den nötigen Support vor Ort übernehmen unsere Programmierer. Bewerbung ausschließlich per Mailanhang!
Bezahlung: China-Rolex, Russendisco, afghanisches Gras.

First Level Endgegner

Beraten Sie unsere Kunden am Telefon. Kenntnisse unnötig, Neigung zu spontanen Antworten und kontrollierter Größenwahn erwünscht. Sie lassen den Konsumenten spüren, dass er recht hat. Sie aber auch. Gehen Sie an Ihre Grenzen und leiten Sie den Anruf dann weiter. Wenn er wieder bei Ihnen ankommt, fechten Sie es aus. Unser eingespieltes Team freut sich auf Sie.
Bewerbung telefonisch unter unserer Service-Nummer.
Bezahlung: 1,00 Euro/Stunde. Wir wissen ja, wie sie zu uns gefunden haben.

 
Internetzensur

Heute ist Weltinternetzensurtag. Weltinternetzensur finden wir jetzt 24 Stunden lang doof. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass “das Internet” nach wie vor von allen Seiten mystifiziert wird. Wenn ihr gegen Zensur seid, wieso dann ausdrücklich “im Internet”? Es gibt “das Internet” nicht, ebenso wenig wie “die Telefonwelt” oder die “Sprechwelt”. Es gibt Probleme, die über alle Sphären hinweg wirken, um die sollten wir uns kümmern. Zensur gehört ganz sicher dazu, aber auch Überwachung, und habt ihr euch schon mal klar gemacht, dass beide Techniken – die sich im Grunde konträr zueinander verhalten – demselben Ziel dienen können? So etwas wie Google Glasses zum Beispiel gehört daher dringend zensuriert, d.h. verboten. Anderenfalls werden die Fälle von Körperverletzung und Sachbeschädigung erheblich ansteigen, was natürlich auch eine Lösung ist.

Nicht die Kettensäge

“Bitte nimm doch nicht die Kettensäge, Raylan-Patrick!”, sagte die Kindergärtnerin und konnte Schlimmeres doch nicht verhindern. Ungarn marschiert fröhlich in den Faschismus, der von einer völkisch besoffenen Mehrheit getragen wird. Parlament-arisch einwandfrei durchgezogen, wie dunnemals und im Sinne der Definition absolut “demokratisch”. Das “Bitte nicht” der EU verhallt, was niemanden wundert. Die windelweiche Kritik hie und die gnadenlose Intervention gegen Abweichler des neoliberalen Kurses anderswo wurde verstanden. Jetzt noch die Wirtschaftsflüchtlinge vom Balkan, die sich vorm Arbeiten drücken, alle zurückschicken und ein Streichholz dran halten.

Wo tauchen sie denn?

So lange kümmern sich hier andere darum. Die Polizei sucht “Neonazis im Untergrund“, ja ist es denn zu fassen! Ich sehe es schon vor meinem geistesleeren Auge, wie sie in den Keller laufen und keinen finden. Sie würden die Untergründigen ja gern anrufen, aber die “Dienste”, in denen die Kameraden “untergetaucht” sind, gehen einfach nicht ans Telefon. Da kann man nix machen.

Weltinternetintelligenztag

Ja leck mich fett, die Wissenschaft hat festgestellt, dass “Like”- oder auch “Gefällt mir”-Klickerei Aussagen über die Intelligenz der Klicker zulässt, und zwar mit Algorithmen und 88 Prozent! Nämlich ist, wer facebook nutzt, schon schwer durch die Gaußsche Glocke unterwegs, und wer dann auch noch “Like”-Buttons anklickt, auf der anderen Seite wieder raus. Ich liebe Wissenschaft.

 

Beamte der japanischen Atomsicherheitsbehörde glauben nicht, dass es am Gehäuse des Reaktors Nummer 1 im Kernkraftwerk Fukushima 1 zu ernsten Schäden gekommen ist

Meldung vom 12.03.2011
 
 
“Ich finde an einem solchen Tag darf man nicht einfach sagen unsere Kernkraftwerke wären sicher. Sie sind sicher und trotzdem muss man nachfragen was ist zu lernen aus einem solchen Ereignis ohne das man Anhaltspunkte hat das sie nicht sicher wären und trotzdem können wir immer dazu lernen.”

Angela Merkel, 12.03. 2011
 
 
“Wir können an solch einem Tag nicht sagen, die Kernkraftwerke sind sicher. Ja, die Kernkraftwerke sind sicher. Trotzdem müssen wir fragen, was lernen wir daraus.”

Tanja Gönner, 13.03.2011
 
 
“Wir haben Ihnen dafür ein Energiekonzept vorgelegt. Dieses Energiekonzept beruht seit langer Zeit zum ersten Mal auf klaren Analysen, wie sich die Entwicklung gestalten wird, soweit man dies für 10, 20 oder 30 Jahre vorhersagen kann.
(Sigmar Gabriel [SPD]: Bezahlt von RWE!)
Mit diesem Konzept machen wir deutlich, dass wir drei Dinge zusammenbringen, die für einen modernen Industriestandort ganz wesentlich sind: Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit des Stroms und Umweltverträglichkeit.
Ich glaube, wir alle verfahren richtig, wenn wir sagen, es macht keinen Sinn, wenn wir auch im internationalen Wettbewerb stehen, ideologiegetriebene Energiepolitik zu machen, sondern es macht Sinn, eine rationale, vernünftige Energiepolitik mit einem klaren Ziel zu machen.
Dieses Konzept werden wir am 28. September in der Regierung verabschieden und in der nächsten Sitzungswoche hier debattieren. In diesem Energiekonzept gibt es Brückentechnologien, ja.
Das ist die Kernenergie; das sind die Kohlekraftwerke. Die brauchen wir, und wir tun den Menschen keinen Gefallen, wenn wir so tun, als ob wir das alles nicht mehr brauchen, den Bau jedes modernen Kohlekraftwerks verhindern und aus ideologischen Gründen die Kernkraftwerke abschalten.
Das ist nicht unser Zugang. Wir machen es wirtschaftlich vernünftig, weil das Arbeitsplätze für Deutschland sichert.”

Angela Merkel, 15.09.2010
 
 
“Fukushima wiegt zu schwer, als dass irgendjemand einfach zur Tagesordnung übergehen könnte. [...] Die Katastrophe in Japan heißt allerdings nicht, dass wir die Sicherheit unserer Kernkraftwerke – weder der älteren noch der jüngeren – in Frage stellen. Sie erfüllen alle sicherheitstechnischen Anforderungen und übertreffen sie zum Teil sogar deutlich. Und nirgendwo in der Welt gibt es höhere Standards als bei uns. Dennoch müssen wir nach Fukushima offen über Sicherheitsthemen neu diskutieren. [...] Und wie bleibt Energie für die Industrie und für alle Bürger bezahlbar? Wie erhalten wir Arbeitsplätze und Wohlstand für uns und unsere Kinder? Denn auch auf deren Zukunft kommt es heute an! Darauf brauchen wir Antworten. Und zwar bevor endgültige Entscheidungen über einen schnelleren Ausstieg aus der Kernenergie fallen. Nur so schaffen wir einen tragfähigen Umstieg mit Augenmaß.”

Eon-Chef Teyssen, 01.04.2011
 
 
p.s.: Was mich extrem annervt, ist dass Großereignisse und Jahrestage inzwischen Monate vorher publizistisch abgefeiert werden, damit man bloß nicht der Letzte ist. Wie Adventskalender im August halt.

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