Wirtschaft


Ich habe gestern gedacht, ich hörte nicht richtig. Die IG Metall unter ihrem Chef Berthold Huber gehe “ohne konkrete Forderung” in die Tarifverhandlungen mit Gesamtmetall. Die und ihr Chef Kannegiesser wiederum sind der Kern der INSM, des Flagschiffs neoliberaler Propaganda und fleißige Produzenten geistiger Stromausfälle.

Mit dem passenden Humor könnte man Kannegießer vorschlagen, seinen unerträglichen Think Tank dicht zu machen, das Geld dafür den Beschäftigten zu geben und im Gegenzug keine weiteren Lohnerhöhungen zu zahlen. Vermutlich wäre das noch ein Segen.
Huber erweckt aber nicht den Verdacht, über so etwas wie Humor zu verfügen, geschweige denn über das Rückgrat, seine Gegenüber damit zu konfrontieren, daß sie die erklärten Feinde jeder Arbeitnehmerschaft sind. Im Gegenteil scheint Herr Huber als Gewerkschaftsboß die zersetzenden Ideen des Neoliberalismus selbst zu vertreten. Nicht nur, daß er schon freiwillig um niedrige Löhne bettelt, er will doppelt verlieren, indem das bißchen, was vielleicht zu retten ist, dem Sozialstaat entzogen wird. Damit u.a. die Renten seiner Leute noch niedriger ausfallen, womit netto allein die Arbeitgeber entlastet werden.

Es ist im übrigen ja nicht nur so, daß der Herr von der Gewerkschaft, dessen weitere Karriere wir aufmerksam verfolgen werden, seinem Tarif-”Partner” in die rückwärtige Dunkelheit schlüpft und gegen die Interessen der Kollegen handelt. Kannegiesser, sonst vehementer Verfechter des freien Wettbewerbs, will von genau diesem nichts mehr wissen, wenn er dadurch Löhne drücken kann. Die Behauptung, es sollten Arbeitsplätze erhalten werden, ist ebenso abenteuerlich wie wettberwerbswidrig. Dem Betriebswirtschaftler geht es einzig darum, dieselbe Arbeit für weniger Geld machen zu lassen. Der Erhalt von Arbeitsplätzen kann ihm nicht nur wurscht sein, er müßte sogar ein Interesse daran haben, daß unrentable Stellen und Betriebe den Weg alles Irdischen gehen. Auf Kosten der Sozialsysteme und der Lohnempfänger Betriebe rentabel zu machen, die sich unter normalen Marktbedingungen nicht halten können, ist nur eine weitere Spielart der Ausbeutung. Eine volkswirtschaftlich besonders schädliche sogar.

Kannegießer und Huber ficht’s nicht an. Der eine lacht sich ins Fäustchen, der andere handelt ohnehin Bedingungen aus, die ihn nur am äußersten Rande betreffen.
Da haben sich zwei gefunden wie weiland Mehdorn und Hansen. Sie sitzen schließlich im selben Boot – Frauen und Kinder verlassen das sinkende Schiff dann ein wenig später.

Eure Gebühren sind schon lange unverschämt hoch. Ihr bietet nichts als eine Datenbank und kapriziöse Regelungen nach Gutsherrenart. Heute kam von euch folgendes:

Deshalb können ab dem 25. Februar 2010 Verkäufer mit weniger als 50 Bewertungspunkten nur dann Artikel einstellen, wenn sie PayPal als Zahlungsmethode anbieten. Damit erhöhen Sie die Anzahl möglicher Käufer und entsprechend auch Ihre Verkaufschancen.

PayPal nutze ich bis heute nicht, aus einem einfachen Grund: Es ist mir zu teuer. Dafür soll ich also in Zukunft also auch noch blechen, um Ebay benutzen zu dürfen, obwohl ich seit Jahren dort Mitglied bin, dummerweise aber nicht ganz auf 50 Bewertungspunkte komme.
Was ich noch dreister finde, ist daß Neukunden also nur noch Ebay und PayPal im Paket nutzen dürfen. Sagt mal, ihr Plünderer, warum gründet ihr nicht gleich eine richtige Bank und laßt das mit dem Trödelmarkt?
Macht, was ihr wollt. Ich bin dann mal weg.

Ausgerechnet Brüderles Wirtschaftswahnsinnige wollen dem Kartellamt erlauben, Konzerne zu zerschlagen. Ein Schelm, wer dabei an die Deutsche Bank denkt. Die FAZ nennt die Stromkonzerne als Kandidaten für ein solches Vorgehen, aber das glaubt doch nicht wirklich jemand?
Die offizielle Begründung mußte ich dreimal lesen, um mir einzugestehen, daß ich langsam keine Worte mehr finde für den Quatsch, mit dem die talentfreien Selbstheiler sich ihre Psychose gesund faseln:

Die erweiterten Mitspracherechte des Kartellamtes in Gesetzgebungsprozess begründet das Ministerium mit der Debatte um die Allgemeinverbindlicherklärung des Mindestlohns bei der Briefzustellung. Das habe gezeigt, wie sehr der Gesetzgeber den Wettbewerb verzerren könne. Deshalb sei sicherzustellen, ‘dass mögliche negative Wettbewerbseffekte neuer Gesetze oder Verordnungen, wie Auswirkungen auf den Produktmarktwettbewerb und die Interessen der Verbraucher, gesehen und berücksichtigt werden.’

Also … es gab eine Debatte um den verhaßten Mindestlohn. Das war schlecht. Es gab diese Debatte, weil es zu wenig Wettbewerb gegeben habe. Mit der Debatte habe der Staat (!) den Wettbewerb verzerrt. Das soll das Kartellamt zukünftig ändern, wenn es wieder einmal viel zu spät ist.
Daß die Privatisierung der Infrastruktur zu diesen Verhältnissen geführt haben könnte, darauf kommen diese Experten nicht. Wie “mehr Wettbewerb” Lohndumping verhindern soll, ist mir allerdings ebenso schleierhaft wie der Einfluß des Kartellamts auf die Bezahlung von Arbeitnehmern.

Antsatt also einzuräumen, daß das Verscherbeln staatlichen Eigentums, auf das die Bürger angewiesen sind, grundfalsch war, anstatt die Rechte der Arbeitnehmer zu stärken, um Löhne nicht noch weiter zu drücken, anstatt den Staat seine Arbeit machen zu lassen, soll also der Staat einschreiten können, um einen Wettbewerb zu sichern, der nicht existiert? Das ist Kopfkino vom Allerbuntesten. Ich will auch diese Pillen!

Wohin dieser dumpf religiöse Glaube an einen Wettbewerb führt, der es schon richte, kann man allerorten sehen, wenn man denn hinschaut. Aktuell brennt in Griechenland nicht mehr der Baum, sondern der ganze Wald ist abgefackelt. Die Hellenen sind nicht nur pleite, sondern ein ganz und gar hoffnungsloser Fall. Zurecht nennt die TAZ als eine der Ursachen, daß Euro-”Partner” Deutschland mit seiner organisierten Lohndrückerei der letzten 20 Jahre auf Kosten der anderen wirtschaftet.

Hinzu kommt, daß die Einführung des Euros und die erwürfelten Konvergenzkriterien von vornherein für die Schwächeren in Euroland fatal waren. Wie wir wissen, gab es “keine Alternative” damals. Das Desaster hatte genau so stattzufinden. Es ist wahr: Die Griechen haben getürkt wie sonst nur richtige Banker, um ihre Bilanzen schönzurechnen. Was, wenn sie “ehrlich” gewesen wären? Womöglich wäre der Euro gar nicht eingeführt worden, vielleicht hätte man mit deutlich höheren Inflationsraten leben müssen, aber die galten ja als böse, seit Hans Tietmeyer das so festgelegt hatte. Der Mann ist überhaupt verdächtig, als unfähigster Ökonom aller Zeiten in die Geschichte einzugehen. Deshalb galt sein Wort wohl auch als Gesetz.

Überall ächzen die Volkswirtschaften unter den Geldströmen in die immer gleichen Taschen. Überall kann man zu niedrige Löhne als einen Quell der Probleme dingfest machen. Immer häufiger, immer schneller endet das unkontrollierte Treiben der großen “Wettbewerber” in Katastrophen. Und jetzt wird ein notwendiges Mittel zur Regulierung eingeführt um Wettberwerb zu fördern und Löhne niedrig zu halten? Damit das Wachstum wieder für Wohlstand sorgt?
Herr, laß Hirn vom Himmel fallen!

Was wäre er für eine öde Veranstaltung!
Thomas Fricke macht in der FTD auf das Problem manipulierter Wechselkurse aufmerksam, die er treffend ein “Desaster” nennt. Je nach Perspektive mag man das als ein Detail des organisierten Wahnsinns betrachten oder als hinreichenden Grund für eine radikale Abkehr vom Kapitalismus. Es ist ja kein Zufall, daß Oskar Lafontaine als “gefährlichster Mann Europas” schon vor vielen Jahren und immer wieder feste Wechselkurse gefordert hat. Er ist auch deshalb persona non grata in der öffentlichen Diskussion. Kritik an seiner Position hat nie stattgefunden, die Propaganda hat vielmehr aus allen Rohren gegen einen der wenigen Vorschläge für eine andere Finanzmarktpolitik geschossen. Dabei kam es ihr zupass, daß es eben vom bösen Linken kam. Ansonsten hätte zumindest eine bessere Lösung gesucht werden müssen.

Westerwelle will derweil nichts Anderes als das “Weiter so“, weil seine Klientel davon kurzfristig profitiert. Eine Krise, gegen die dringend etwas getan werden müßte, sehen seine neoliberalen Experten nämlich nicht.
Er erhält in seiner Abneigung gegen eine Finanzmarktsteuer Unterstützung von einem, der auch nichts kapiert hat:

Nach dem G-20-Gipfel in den USA Ende September sagte IWF-Chef Dominique-Strauss-Kahn, die Tobin-Steuer sei eine sehr alte Idee, die heute nicht mehr wirklich praktikabel sei. Seit Tobin vor über drei Jahrzehnten die Steuer vorschlug, hätten sich die Märkte stark verändert, so der IWF-Boss. Er warnte, die Finanzmarktakteure würden sich einfach innovative Instrumente einfallen lassen, um die Steuer zu umgehen.”

Eine mehr als dreißig Jahre alte Idee ist also übers Haltbarkeitsdatum. Ich verweise immer wieder auf das Lambsdorff-Papier, die Blaupause für den deutschen Neoliberalismus, die es immerhin auf stolze 27 Jahre bringt. Diese wird allerdings seitdem in der Praxis von einer Krise in die nächste gejagt, während die Tobin-Steuer nie umgesetzt wurde, geschweige denn weiter entwickelt.
Das sind die Argumente der Genies, die schon so oft den Kopf in den Sand gesteckt haben, daß sie längst nur noch paniert durch die Landschaft marodieren.

Ein wenig kritischer äußert sich Rudolf Maresch bei Telepolis, der einige Ursachen der Dauerkrise benennt, aber einen grundsätzlichen Fehler nicht recht beleuchtet, der aus dem engstirnigen Blick auf angebliche Erfolge des Kapitalismus resultiert. In dem Satz:
Technologie und Kapitalismus hätten zwar den Handel ausgeweitet, die Politik werde aber weiter national betrieben“, klingt das nur kurz an.
Gemeinhin wird nämlich der technische Fortschritt dem Kapitalismus zugute gehalten, als hätte es jenen ohne diesen nicht gegeben, und als sei es nicht die wichtigste Aufgabe einer Wirtschaft der Zukunft, Fortschritt endlich von ungebremster Aneignung abzukoppeln.

Es sind schließlich nicht die Profiteure, die den Reichtum an Erfindungen und Möglichkeiten hervorbringen, sondern die Menschen, die nicht dafür arbeiten wollen, daß wenige davon reich werden. Die Abtrennung fruchtbarer Tätigkeit von jeder Solidarität, wie sie der Kapitalismus so fatal vorangebracht hat, ist ein Problem. Das andere ist die Frage, wie weltweit Menschen in organisierter Weise dazu gebracht werden können, ihr Denken und Schaffen für etwas Anderes einzusetzen als Geld.
Die Frage ist nicht, ob der Kapitalismus zugrunde geht, sondern wie und wann. Und ob es danach noch Menschen gibt, die aus diesen Wimpernschlag der Geschichte etwas lernen können.

Schon wieder einmal ist Lohnverzicht die grandiose Idee, um ein Unternehmen zu “retten”. Diesmal verzichten die Karstadt-Mitarbeiter, was an ihnen gespart wird, geht auf din Treuhandkonto und verschwindet, wenn ich es recht verstehe, bei erfolgreicher “Rettung” im Unternehmensvermögen.

Ich habe das noch nie so recht verstanden. Wenn eine Bank einen Kredit gibt, will sie Sicherheiten. Je höher das Risiko für sie ist, desto höher sind die Zinsen. Und wenn es sich lohnt, steigt die Bank auch gern bei Unternehmen ein.
Die Gläubiger wollen ihr Geld zurück haben. Ihre Forderungen werden so gut es eben geht befriedigt.
Verzichten die Arbeitnehmer aber auf Lohn, so wird ihnen das nicht als Einlage gutgeschrieben? Obwohl sie nichts anderes tun, als ihr Vermögen in den Betrieb zu investieren? Kann mir das jemand erklären?

Was regen sie sich jetz auf, dabei haben sie es sich nicht nur selbst zuzuschreiben, sondern es ist wohl auch einfach besser so.
Die “deutsche” Lösung mit einem Österreicher an der Spitze, der einen Pakt mit dem Russen schließt, ist nicht immer die beste Idee, auch wenn man dabei scheinbar zunächst Land gewinnt. Ich habe nie verstanden, warum ausgerechnet eine Kooperation mit einem russischen Konglomerat aus einer Vertrau-mir Bank und einem steinzeitlichen Autobauer das große Los sein sollte.

GM mag planlos gewirtschaftet und Opel mit herabgezogen haben. Man stelle sich aber einmal vor, der Konzern hätte Qualität nach Art von “Gaz” hergestellt. Wenn zu befürchten war, daß Fiat als Interessent einen Konkurrenten ausschalten wollte, dann war es so gut wie sicher, daß Gazopel eine Totgeburt gewesen wäre. Das kam in den Medien nie so recht zur Sprache, denn es war ja Wahlkampf und die großen Experten von zu Guttenberg über Steinbrück, Rüttgers und Merkel haben Opel “gerettet”. Ein paar lose Milliarden von der Resterampe für einige Jahre Opelproduktion in Deutschland – wem hilft das?

Wir haben schon so lange die Patentlösung für alles: Gewerkschaften und Betriebsräte essen kleine Brötchen, Steuergelder werden einer Dinosaurier-Industrie nachgeworfen und schon sind wir wieder Exportweltmeister. Das ist so nachhaltig wie die Weltbetriebswirtschaft der Ideenlehre von Hans-Werner Sinn. Gut, wenn es anders kommt.

Ob es Opel in fünf oder zehn Jahren noch geben wird, weiß niemand, und scheinbar will das auch niemand wissen. Immerhin sind jetzt die bösen Amis schuld, und weil das so ist, kehrt Vernunft ein in Form der finalen Idiotie: Jetzt wollen wir nicht mehr, das ist mit uns nicht zu machen. Was gestern als richtig galt, ist heute perdu: Kein Entgegegenkommen von Arbeitnehmerseite, keine Steuergelder. Gut, daß es tatsächlich schon gestern kompletter Unsinn war und noch besser, wenn es jetzt nicht stattfindet.

Die Entgegenkommer von der Funktionärsfront buckelnder Betriebsräte haben noch immer nicht kapiert, daß der Lohnverzicht von heute den Lohnverlust von morgen bedeutet. Die Retter der ministeriellen Medienfüller hat noch nie interessiert, daß ihre Rettungsversuche schon immer schief gegangen sind. Solange sie “retten”, tanken sie Jubel, und wenn der Sprit dann verpulvert ist, glaubt der blöde Michel, sie hätten es doch ganz dolle versucht. Loser, so weit das Auge sieht, und alle feiern sich.

Jetzt ist der Ärger groß, wieso eigentlich? Alle haben gewonnen, wenn ein Autokonzern weniger überflüssiges Blech zusammen nietet, und wenn er doch überlebt, war er besser als vermutet. Manchmal kann Marktwirtschaft sogar für etwas gut sein.
Daß die Politkasperles sich erregen, weil das böse Krokodil schlauer war als sie, ist verständlich. Alle Beteiligten stehen nun da als Versager und machtlose Staffage für ein Spiel, daß sie so gern selbst erfunden hätten, von dem sie aber nicht die geringste Ahnung haben. Das sollte eigentlich niemand wissen, darum muß jetzt umso lauter gedröhnt werden, daß die anderen “menschenverachtend”, grausam und brutal sind. Derzeit kommen sie nicht einmal bei den Mainstream-Medien mit dieser Show durch. Es wäre schön, wenn das so bliebe und sich nicht am Ende doch wieder die übliche nationale Front bildet, die ihre Inkompetenz durch Schuldzuweisungen kaschiert.

Die Hoffnung ist groß, denn es sind ja keine Araber, keine faulen Arbeitslosen oder linken Spinner, die den Plan durchkreuzen, sondern knallharte Kapitalisten aus dem Land der großen Ehre, die ironischerweise den größten Schwachsinn verhindern. Nach dem großen Geschrei, das die Neoliberalalas mit nationalistischem Einschlag heute angestimmt haben, bin ich gespannt, wie sie das ihren Wählern erklären werden. Die üblichen Formeln für Verblödete sind in diesem Fall verballert. Womöglich kommt sogar zaghaft die Frage auf, wie die Schlagworte “Export”, “Nation” und “Weltmeister” noch unter einen Sombrero passen sollen. So schlank macht nicht einmal schwarzrotgold Gestreift.

Es wird nicht besser. Ich habe lange an meinem Windows98 festgehalten, weil XP anfangs nicht nur eine Designkatastrophe, sondern ein unerträglich unausgereiftes Betriebssystem war. In den Folgejahren wurde XP das beste Betriebssystem aller Zeiten. In der Zeit zwischen 98SE und XP kamen die ersten auch für Nichtexperten brauchbaren Linux-Pakete heraus, für mich hatte Suse dabei lange die Nase vorn. Dennoch war in vielen Anwendugsbereichen Windows besser. Das lag vor allem an den Hardwareherstellern und der Versorgung mit Treibern sowie an grafisch aufwendigen Anwendungen (Spiele), die auf Microsofts DirectX aufsetzten.

pinguin

Dennoch gab es hin und wieder gute Distributionen, herausragend vor einigen Jahren Kanotix, das alles Wesentliche mitbrachte, superschlank war und wirklich einfach zu bedienen. Inzwischen erscheinen mir die Aktualisierungen von Kanotix ziemlich esoterisch. Einfach runterladen war jedenfalls gestern.

Die Suse schafft es schon seit Jahren, mir mit jeder neuen Version auf die Murmeln zu gehen, weil die einfachsten Anwendungen nicht funktionieren. Für ein Management-Training eignet sie sich hervorragend: Schauen Sie sich einmal an, wie man mit viel Aufwand etwas produziert, das gut aussieht und auf ganzer Linie enttäuscht. Prahlen Sie mit Einfachheit und mixen Sie Unbedienbarkeit mit fehlenden Eingriffsmöglichkeiten. Verlieren Sie Kunden für immer!

Was da alles nicht geht (open Suse 11 – inzwischen gibt es 11.1), ist die Liste entscheidener Anforderungen an ein Betriebssystem:
- Gängige Hardware läßt sich häufig nicht installieren.
- Selbst ein einfacher USB-Stick wird zwar erkannt, die Daten können aber nicht gelesen werden.
- Die Installation gängiger Treiber für Grafikkarten ist selbst für Fortgeschrittene ein Abenteuer.
- Das Setup-Tool führt ein reges Eigeleben, was die Installation eines funktionierenden(!) Mediaplayers mit den gängigen Codecs quasi unmöglich macht.
- Bei bestimmten Bildschirmauflösungen werden die Menüs einzelner Anwendungen unlesbar.
- Das Paket ist völlig überfrachtet mit Anwendungen, die Standardauswahl merkwürdig.
- Dank der unübersichtlichen Installationsroutinen und Pfade ist eine Änderung der Software ein Suchspiel im Dunkeln.
Ich habe mich grün geärgert. Dieser unvermeidliche Totalverriß ist nicht ganz fair, aber ich wähnte die Suse einmal auf einem guten Weg. Die Hoffnung hat sich zerschlagen.

Ubuntu nzw. Kubuntu ließ sich erst gar nicht installieren. Keine Ahnung warum. Ich bin nicht doof, aber ich habe meine Zeit auch nicht geklaut.
Auch mit anderen Distributionen habe ich mich herumgeschlagen, die Erfahrungen waren nicht besser.

Windows Vista war eine Riesenchance für Linux, ich habe mich mit einigen Installationen und daraus folgenden Problemen herumgeschlagen. Es ist das schlechteste Windows, mit dem ich es je zu tun hatte, und ich kenne sie seit win 3.11 alle.

Ernsthaft habe ich mich mit dem Gedanken befaßt, mir Windows 7 anzuschaffen. Die Vorberichte klangen sehr interessant, und die Preise, die anfangs genannt wurden, klangen äußerst zivil. Da habe ich mich wohl verhört.
Satte 199,99 Euro will Billy für die simpelste erhältliche Version kassieren. Und Microsoft schlägt doch ernsthaft vor, man solle sich Vista zulegen, um ein günstiges Upgrade auf “7″ erwerben zu können. Nach der Katastrophe mit diesem Klickdichtot-Desaster hatte ich doch tatsächlich geglaubt, Microsoft zeige ein wenig Demut und leiste Wiedergutmachung.

Stattdessen wurden millionen User ausgebeutet, um kostenlose Entwicklungsarbeit für völlig überteuerten proprietären Dreck zu leisten. Das Monopol schlägt erbarmungslos zu.
Diese Frechheit verdankt sich nicht zuletzt der Unfähigkeit der Linux-Distributoren, die es bis heute nicht auf die Reihe bekommen, sich auf die wichtigsten Standards zu einigen, ihre Projekte sauber zu organisieren und sich mit Hardwareherstellern zu vernetzen. Zu gern würde ich in einem solchen Laden einmal aufräumen und zumindest den finanziell gut ausgestatteten Entwicklerteams so lange in den Arsch treten, bis sie kapieren, was ein User ist. Ganz unverdient gibt ihnen Microsoft schon wieder eine Chance, aus dem Quark zu kommen. Es ist allerhöchste Zeit.

Im folgenden ein Fragment zur Lage der Wirtschaftsnation, inspiriert u.a. durch die Diskussion zu einem Artikel vom Spiegelfechter. Ich beabsichtige, das Thema fortzusetzen.

Die geltende Doktrin des Lambsdorff-Papiers, die ich gemeinhin “Neoliberalismus” nenne, wird oft auch “marktradikal” genannt. Tatsächlich ist sie es nicht, weil sie nämlich in bezug auf die Löhne geradezu planwirtschaftlich aufgestellt ist. Zwar mögen ihre Vertreter keinen Zehnjahresplan oder absoluten Höchstlohn aufstellen, aber sie ziehen sämtliche Register und bieten alle Maßnahmen auf, um die Löhne niedrig zu halten. Daß das Zentralkomittee der Neoliberalen (INSM) ausgerechnet “Soziale” Marktwirtschaft im Munde führt, ist purer Zwiesprech. Relativ ehrlich dagegen schon ihr Propagandamotto: “Sozial ist, was Arbeit schafft”, schränkt es doch drastisch den Begriff des “Sozialen” ein.

Dem von Neoliberalen völlig überzeichneten “Problem” von Arbeitslosen, die gar nicht arbeiten wollten, kommt in dieser Absicht eine zentrale Rolle zu. Um Löhne nämlich im Dienste der Ideologie (und weder im Dienste der Volkswirtschaft noch der Martkwirtschaft) niedrig zu halten, werden potentielle Arbeitnehmer in die Zange genommen. Da nicht alle Erwerbstätigen beschäftigt werden können, muß es Sozialleistungen geben für diejenigen, die eben keinen Erwerb haben. Es sei denn, man wollte eine wütende Unterschicht, die von allem abgehängt wird, was die Gesellschaft trägt. Daraus ergibt sich logisch, daß Menschen nicht unbedingt arbeiten müssen. Neoliberale wollen sie dennoch dazu zwingen, ganz gleich, ob es Beschäftigung für sie gibt oder nicht. Daß sie aber freiwillig arbeiten, weil es sich einfach lohnt, soll auch verhindert werden. Dies ist der Kern des Kampfes gegen Mindestlöhne.

Gibt es aber in weiten Bereichen keine Mindestlöhne und werden Menschen gleichzeitig zu Arbeit gezwungen, von der sie sprichtwörtlich nichts haben, wird die Position arbeitender Menschen so weit geschwächt, daß von “Arbeitsmarkt” nicht mehr die Rede sein kann. Hier ist der Neoliberalismus das Gegenteil von marktradikal.
Könnten Arbeitnehmer nämlich Löhne aushandeln, müßte man ihnen so viel für eine Beschäftigung bieten, daß sie bereit sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen.

Jegliche Ware, die nach dem Prinzip von “Angebot und Nachfrage” vermarktet wird, ist dem staatlichen Preisdiktat entzogen. Bei der Arbeitskraft soll das nicht so sein. Werden die Aktionäre einer Bank ohne jeden Wert, die gnädig vom Staat gekauft wird, enteignet, so gibt es einen Zwergenaufstand, weil die Entschädigung nicht hoch genug sei. Sagen aber Menschen: “Ich arbeite nicht für einen Hungerlohn”, so gilt es als ganz selbstverständlich, daß man sie dazu zwingt. Ein Mensch, der ohnehin keine Chance hat, je zu auch nur bescheidenem Wohlstand zu kommen, darf nicht sagen: “Dann bin ich lieber pleite und lebe vom Notwendigsten, das für mich abfällt”.

Man gibt ihnen nicht einmal die Möglichkeit darauf zu warten, daß ihnen etwas Besseres geboten wird als ein Job, den sie nicht aushalten, von dem sie nicht leben können oder in dem sie von morgens bis abends etwas tun, in dem sie keinen Sinn sehen. Meist übrigens alles auf einmal.
Das ist nicht schön, aber viele werden sagen, dies sei ein romantischer Ansatz, ein Luxus, den wir uns nicht leisten könnten.
Selbst wenn man das so stehen ließe, bliebe es aber nicht bei der Entrechtung der Betroffenen. Denn selbst eiskalt ökonomisch denkend, setzt sich der Druck auf diese Menschen fort auf unzweifelhaft fleißige Arbeitnehmer. Sie stehen im Endeffekt unter demselben Druck.

Sie haben keine schlechte Verhandlungsposition, sie haben gar keine. Wer verhandeln will, braucht mindestens eine Alternative. Wer keine hat, wird ausgeraubt. Wer weiß, daß er jeden Preis akzeptieren muß, weil ihm sonst Übles droht, wird (sich) eben verkaufen. Angst ist die schwächste Basis für einen Handel. Wer sich Angst zunutze macht und sie schürt, um seine Verhandlungsposition zu stärken, ist per definitionem ein Räuber.
Das hat mit freier Marktwirtschaft schon nichts zu tun, das Ganze aber auch noch “neue soziale Marktwirtschaft” zu nennen, ist ein Fußtritt ins Gesicht all derer, die halt nicht von ihren Zinsen leben können.

Bei weissgarnix findet sich eine interessante Diskussion darüber, wo denn das Geld bleibt bzw. warum das BIP sinkt, wie Banken und Staaten auf dem Geld sitzen und wie das alles zusammenhängt. In der Tat ist es vor diesem Hintergrund immer wieder haarsträubend, daß es eine “Schuldenbremse” geben soll, daß weder Vermögens- noch Erbschaftssteuer in relevantem Maße erhoben werden und überhaupt alle so tun, als sei alles schon wieder gut. Im Kern des Geschehens versteckt sich noch immer ein Mythos, der längst in den gurgelnden Abgrund der Absurdität getaumelt sein sollte: Daß Geld “arbeitet”.

Der Zwiesprech der Wirtschaftsgewaltigen, welcher Arbeitslose mit “Faulheit” und Geld so wie seine Besitzer mit “Arbeit” und “Leistung” konnotiert, hat wahre Verwüstungen in der öffentlichen Wahrnehmung hinterlassen. Wenn es darauf ankommt, so wird zur Zeit deutlich, liegt das Geld faul herum, die es haben, sitzen drauf und wissen so viel von “Verantwortung” wie ein Radprofi von sauberem Sport. Die Bänker lassen ihre Institute fein retten und sind nicht bereit, ihr Geschäft zu bestellen, nämlich das Risiko einzugehen, Kredite zu vergeben an Betriebe, die damit real wirtschaften. Sie halten es vielmehr schon lange für ihr Geschäft, Hand in Hand mit Besserbesitzenden nur dann ein wenig Schweiß zu investieren, wenn das mit mindestens zweistelligen Gewinnen belohnt wird. Ihre Spitzenangestellten lassen sich gar noch die von ihnen erwirtschafteten Verluste vergolden.

Das möchte ich in einem Betrieb sehen: Der Schlosser greift nur zum Werkzeug, wenn er am Ende des Jahres ein Viertel mehr Lohn in der Tasche hat, und wenn er die Maschine kraft seiner Dummheit oder Fahrlässigkeit in den Ruin repariert hat, läßt er sich ein doppeltes Jahresgehalt auszahlen, um bald die nächste Firma mit seinen Kompetenzen zu beglücken.
Oder die Gründer einer Fabrik sind nur dann bereit, etwas produzieren zu lassen, wenn ihnen jemand Gewinne garantiert und drohen damit, gar nicht erst das nötige Material einzukaufen, wenn nicht sämtliche Produkte per Vorkasse bestellt werden.

Was sich da in den Finanzmärkten tummelt, ist ein Schlag, der das Gegenteil dessen verkörpert, womit er medial stets behängt wird: Leistungswille, Risikobereitschaft, Verantwortung und Fleiß. Sein eigenes Geld in die Hand zu nehmen, eine Idee zu entwickeln, sie umzusetzen und Mühen aufzubringen, in der evtl. vagen Hoffnung, daß sie nicht umsonst sein werden – dieses Bild des Unternehmers ist alberner als die Behauptung, es gäbe Drachen, die sich von Jungfrauen ernähren. Das Ziel der martkliberalen Betätigung ist der schnelle, hohe und sichere Gewinn. Es ist das Ideal einer dreisten Faulheit, die höchsten Lohn für geringsten Einsatz fordert.

Soll ein Markt aber florieren, muß er anders organisiert werden. Anstatt denen, die durch nur attraktivste Gewinnaussichten zur Arbeit zu bewegen sind, auch noch den Hintern zu pudern, muß das Geld in Bewegung gehalten werden (womit wir noch nicht einmal bei halbwegs gerechten Verteilung sind). Wer auch immer sich heute zum Wirtschaftsexperten aufschwingt, muß dieses Problem in Blick haben. Und zum Beispiel eine bessere Idee präsentieren können als etwa Silvio Gesell, der Marx allmählich den Rang abläuft als das absolut Böse ökonomischer Abwegigkeit.

Ich hatte vor einiger Zeit festgestellt, daß mein Stromanbieter nicht nur zu den vier Riesen in Deutschland gehörte, sondern auch nicht besonders günstig war. Zwar beschäftige ich mich ungern mit solchen Dingen und bin auch nicht der Mensch, der zu Fuß nach Köln läuft, um einen Euro zu sparen, aber sich unnötig von den Stromgiganten abhängig zu machen, ist ja auch nicht vernüftig.

Ich beschloß also zu wechseln, schaute mich um und fand mit “Flexstrom” einen Betreiber, der günstig schien und auch so angepriesen wurde. Der Trick war offenbar der, daß man der Firma ein Paket abkaufte, eine bestimmte Strommenge also, beide Seiten mit verläßlichen Bedingungen arbeiten konnten und daher die Sache rund war. Da ich meinen Stromverbrauch sehr gut einschätzen konnte, schien sich das zu lohnen.

Im ersten Jahr war das auch in Ordnung, der Verbrauch wie immer und der Tarif günstig. Es folgten trotz vereinbarten Paketpreises Preiserhöhungen. Das ist vertraglich im Prinzip machbar, wenngleich schon ärgerlich. Der Clou ist aber, daß die Mitteiliung der letzten Preiserhöhung so geschickt getarnt wurde, daß die Firma nun der Meinung ist, ich hätte der Erhöhung nicht rechtzeitig widersprochen. Daher könne ich nicht vor Ablauf des Jahres kündigen. Der “Geschäftsbrief”, in dem mir die Tarifänderung mitgeteilt wurde, sieht so aus:

flexfly

So etwas landet bei mir gern mal ungelesen im Müll. Alle anderen Briefe von Flexstrom sahen und sehen übrigens völlig anders als aus als dieser Flyer mit Reisewerbung. Ich habe das Ding nach einigen Tagen dennoch gelesen, weil ich mich fragte, was dieses Stempelchen “Wichtige Informationen zu ihrem Tarif” wohl hieße. Ich dachte, es gäbe neue Tarife der Firma, auf die man ggf. wechseln könne.

Stattdessen wurde mir zu einer Zeit, da die Energiepreise flächendeckend purzelten, mitgeteilt, man müsse jetzt den Strompreis erhöhen, weil Strom doch so teuer geworden sei.
Das “Schreiben” trägt übrigens kein Datum, aber dafür wird mir eine Frist gesetzt, innerhalb derer ich kündigen könne. Der Text geht lose auf ein Streichholz (die Abbildung ist vergrößert!):

14tage

Ich hatte übrigens wirklich Schwierigkeiten, das zu lesen und kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese Barriere durchaus absichtsvoll besteht.
In dem guten Glauben, rechtzeitig zu reagieren und amüsiert über ein Schreiben, das keines ist, das kein Datum enthält und dennoch eine Frist setzt, habe ich also den Vertrag mit Flexstrom gekündigt.

Es wird niemanden überraschen, das diese Kündigung von meinen neuen Freunden nicht akzeptiert wurde. Diese behaupten, sie sei nicht fristgerecht eingegangen, ich müsse daher also weitere fünf Monate von dort meinen Strom beziehen. Ich wies in einem weiteren Schreiben darauf hin, daß ich dieses Vorgehen, die Form des Schreibens und die Veränderung des Vertrages meinerseits für inakzeptabel halte. “Unentschieden”, sagt der Schwarze Ritter.

Mein Tarif enthält übrigens eine “Bestprice Garantie” für 54 Euro. Ich werde noch einmal nachhaken, was dieses putzige Nebenkostenwesen ist und wovon es sich ernährt. Vielleicht ist es eine Garantie für Preiserhöhungen?
Ich kann jetzt riskieren, daß man mir den Anschluß sperrt oder vor Gericht gehen. Oder ich kann mir und meinen lieben Freunden von Flexstrom diese Erfahrung eine Lehre sein lassen.

Mich kostet der Spaß gut hundert Euro, die anderen einen Kunden. Ich wechsle übrigens zu den nächstgelegenen Stadtwerken. Drei Anrufe dort, und ich habe bei allen nicht eine Minute warten müssen, bis jemand an Telefon ging. Keine horrenden Zählergebühren, keine versteckten Kosten und eine erfrischend kurze Kündigungsfrist von wenigen Tagen. Insgesamt fast 200 Euro günstiger. Man muß halt manchmal zweimal hingucken.

Tja, und meine guten Freunde, die unnerreichbaren Lieblinge aller Kunden und Könige des fairen Wettberwerbs? Ihnen rufe ich fröhlich und entspannt zu: “Fahrt zur Hölle”, denn da wird immer reichlich Energie gebraucht und die Kunden stehen auf solch charmante Behandlung.

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