Bei weissgarnix findet sich eine interessante Diskussion darüber, wo denn das Geld bleibt bzw. warum das BIP sinkt, wie Banken und Staaten auf dem Geld sitzen und wie das alles zusammenhängt. In der Tat ist es vor diesem Hintergrund immer wieder haarsträubend, daß es eine “Schuldenbremse” geben soll, daß weder Vermögens- noch Erbschaftssteuer in relevantem Maße erhoben werden und überhaupt alle so tun, als sei alles schon wieder gut. Im Kern des Geschehens versteckt sich noch immer ein Mythos, der längst in den gurgelnden Abgrund der Absurdität getaumelt sein sollte: Daß Geld “arbeitet”.

Der Zwiesprech der Wirtschaftsgewaltigen, welcher Arbeitslose mit “Faulheit” und Geld so wie seine Besitzer mit “Arbeit” und “Leistung” konnotiert, hat wahre Verwüstungen in der öffentlichen Wahrnehmung hinterlassen. Wenn es darauf ankommt, so wird zur Zeit deutlich, liegt das Geld faul herum, die es haben, sitzen drauf und wissen so viel von “Verantwortung” wie ein Radprofi von sauberem Sport. Die Bänker lassen ihre Institute fein retten und sind nicht bereit, ihr Geschäft zu bestellen, nämlich das Risiko einzugehen, Kredite zu vergeben an Betriebe, die damit real wirtschaften. Sie halten es vielmehr schon lange für ihr Geschäft, Hand in Hand mit Besserbesitzenden nur dann ein wenig Schweiß zu investieren, wenn das mit mindestens zweistelligen Gewinnen belohnt wird. Ihre Spitzenangestellten lassen sich gar noch die von ihnen erwirtschafteten Verluste vergolden.

Das möchte ich in einem Betrieb sehen: Der Schlosser greift nur zum Werkzeug, wenn er am Ende des Jahres ein Viertel mehr Lohn in der Tasche hat, und wenn er die Maschine kraft seiner Dummheit oder Fahrlässigkeit in den Ruin repariert hat, läßt er sich ein doppeltes Jahresgehalt auszahlen, um bald die nächste Firma mit seinen Kompetenzen zu beglücken.
Oder die Gründer einer Fabrik sind nur dann bereit, etwas produzieren zu lassen, wenn ihnen jemand Gewinne garantiert und drohen damit, gar nicht erst das nötige Material einzukaufen, wenn nicht sämtliche Produkte per Vorkasse bestellt werden.

Was sich da in den Finanzmärkten tummelt, ist ein Schlag, der das Gegenteil dessen verkörpert, womit er medial stets behängt wird: Leistungswille, Risikobereitschaft, Verantwortung und Fleiß. Sein eigenes Geld in die Hand zu nehmen, eine Idee zu entwickeln, sie umzusetzen und Mühen aufzubringen, in der evtl. vagen Hoffnung, daß sie nicht umsonst sein werden – dieses Bild des Unternehmers ist alberner als die Behauptung, es gäbe Drachen, die sich von Jungfrauen ernähren. Das Ziel der martkliberalen Betätigung ist der schnelle, hohe und sichere Gewinn. Es ist das Ideal einer dreisten Faulheit, die höchsten Lohn für geringsten Einsatz fordert.

Soll ein Markt aber florieren, muß er anders organisiert werden. Anstatt denen, die durch nur attraktivste Gewinnaussichten zur Arbeit zu bewegen sind, auch noch den Hintern zu pudern, muß das Geld in Bewegung gehalten werden (womit wir noch nicht einmal bei halbwegs gerechten Verteilung sind). Wer auch immer sich heute zum Wirtschaftsexperten aufschwingt, muß dieses Problem in Blick haben. Und zum Beispiel eine bessere Idee präsentieren können als etwa Silvio Gesell, der Marx allmählich den Rang abläuft als das absolut Böse ökonomischer Abwegigkeit.