Ich habe gestern gedacht, ich hörte nicht richtig. Die IG Metall unter ihrem Chef Berthold Huber gehe “ohne konkrete Forderung” in die Tarifverhandlungen mit Gesamtmetall. Die und ihr Chef Kannegiesser wiederum sind der Kern der INSM, des Flagschiffs neoliberaler Propaganda und fleißige Produzenten geistiger Stromausfälle.

Mit dem passenden Humor könnte man Kannegießer vorschlagen, seinen unerträglichen Think Tank dicht zu machen, das Geld dafür den Beschäftigten zu geben und im Gegenzug keine weiteren Lohnerhöhungen zu zahlen. Vermutlich wäre das noch ein Segen.
Huber erweckt aber nicht den Verdacht, über so etwas wie Humor zu verfügen, geschweige denn über das Rückgrat, seine Gegenüber damit zu konfrontieren, daß sie die erklärten Feinde jeder Arbeitnehmerschaft sind. Im Gegenteil scheint Herr Huber als Gewerkschaftsboß die zersetzenden Ideen des Neoliberalismus selbst zu vertreten. Nicht nur, daß er schon freiwillig um niedrige Löhne bettelt, er will doppelt verlieren, indem das bißchen, was vielleicht zu retten ist, dem Sozialstaat entzogen wird. Damit u.a. die Renten seiner Leute noch niedriger ausfallen, womit netto allein die Arbeitgeber entlastet werden.

Es ist im übrigen ja nicht nur so, daß der Herr von der Gewerkschaft, dessen weitere Karriere wir aufmerksam verfolgen werden, seinem Tarif-”Partner” in die rückwärtige Dunkelheit schlüpft und gegen die Interessen der Kollegen handelt. Kannegiesser, sonst vehementer Verfechter des freien Wettbewerbs, will von genau diesem nichts mehr wissen, wenn er dadurch Löhne drücken kann. Die Behauptung, es sollten Arbeitsplätze erhalten werden, ist ebenso abenteuerlich wie wettberwerbswidrig. Dem Betriebswirtschaftler geht es einzig darum, dieselbe Arbeit für weniger Geld machen zu lassen. Der Erhalt von Arbeitsplätzen kann ihm nicht nur wurscht sein, er müßte sogar ein Interesse daran haben, daß unrentable Stellen und Betriebe den Weg alles Irdischen gehen. Auf Kosten der Sozialsysteme und der Lohnempfänger Betriebe rentabel zu machen, die sich unter normalen Marktbedingungen nicht halten können, ist nur eine weitere Spielart der Ausbeutung. Eine volkswirtschaftlich besonders schädliche sogar.

Kannegießer und Huber ficht’s nicht an. Der eine lacht sich ins Fäustchen, der andere handelt ohnehin Bedingungen aus, die ihn nur am äußersten Rande betreffen.
Da haben sich zwei gefunden wie weiland Mehdorn und Hansen. Sie sitzen schließlich im selben Boot – Frauen und Kinder verlassen das sinkende Schiff dann ein wenig später.