Neue soziale Tarifverhandlung
Posted by flatter under WirtschaftKommentare deaktiviert
10. Feb 2010 23:54
Ich habe gestern gedacht, ich hörte nicht richtig. Die IG Metall unter ihrem Chef Berthold Huber gehe “ohne konkrete Forderung” in die Tarifverhandlungen mit Gesamtmetall. Die und ihr Chef Kannegiesser wiederum sind der Kern der INSM, des Flagschiffs neoliberaler Propaganda und fleißige Produzenten geistiger Stromausfälle.
Mit dem passenden Humor könnte man Kannegießer vorschlagen, seinen unerträglichen Think Tank dicht zu machen, das Geld dafür den Beschäftigten zu geben und im Gegenzug keine weiteren Lohnerhöhungen zu zahlen. Vermutlich wäre das noch ein Segen.
Huber erweckt aber nicht den Verdacht, über so etwas wie Humor zu verfügen, geschweige denn über das Rückgrat, seine Gegenüber damit zu konfrontieren, daß sie die erklärten Feinde jeder Arbeitnehmerschaft sind. Im Gegenteil scheint Herr Huber als Gewerkschaftsboß die zersetzenden Ideen des Neoliberalismus selbst zu vertreten. Nicht nur, daß er schon freiwillig um niedrige Löhne bettelt, er will doppelt verlieren, indem das bißchen, was vielleicht zu retten ist, dem Sozialstaat entzogen wird. Damit u.a. die Renten seiner Leute noch niedriger ausfallen, womit netto allein die Arbeitgeber entlastet werden.
Es ist im übrigen ja nicht nur so, daß der Herr von der Gewerkschaft, dessen weitere Karriere wir aufmerksam verfolgen werden, seinem Tarif-”Partner” in die rückwärtige Dunkelheit schlüpft und gegen die Interessen der Kollegen handelt. Kannegiesser, sonst vehementer Verfechter des freien Wettbewerbs, will von genau diesem nichts mehr wissen, wenn er dadurch Löhne drücken kann. Die Behauptung, es sollten Arbeitsplätze erhalten werden, ist ebenso abenteuerlich wie wettberwerbswidrig. Dem Betriebswirtschaftler geht es einzig darum, dieselbe Arbeit für weniger Geld machen zu lassen. Der Erhalt von Arbeitsplätzen kann ihm nicht nur wurscht sein, er müßte sogar ein Interesse daran haben, daß unrentable Stellen und Betriebe den Weg alles Irdischen gehen. Auf Kosten der Sozialsysteme und der Lohnempfänger Betriebe rentabel zu machen, die sich unter normalen Marktbedingungen nicht halten können, ist nur eine weitere Spielart der Ausbeutung. Eine volkswirtschaftlich besonders schädliche sogar.
Kannegießer und Huber ficht’s nicht an. Der eine lacht sich ins Fäustchen, der andere handelt ohnehin Bedingungen aus, die ihn nur am äußersten Rande betreffen.
Da haben sich zwei gefunden wie weiland Mehdorn und Hansen. Sie sitzen schließlich im selben Boot – Frauen und Kinder verlassen das sinkende Schiff dann ein wenig später.
Februar 11th, 2010 at 01:33
Bei solchen tollen Granden werden die Frauen und Kinder wahrscheinlich bäuchlings im Wasser treiben dürfen…
Februar 11th, 2010 at 02:46
So lange kleine opportunistisch-dumme “Stamm” -Arbeitnehmer noch immer viel zu zahlreich 1% ihres Bruttolohnes an diese DGB-Vereine abführen werden sich solche abstoßendenden Gestalten wie dieser Huber, Sommer u.a. weiter von diesen Geldern mästen, sich zusäztlich vom Kapital durch Aufsichtsratsposten kaufen/bestechen lassen und die Arbeitnehmer verarschen und verraten, ganz besonders aber die Leiharbeiter, befristet Beschäfigten.
Da hilft keine Schimpferei, Empörung mehr, die Leute müssen wieder anfangen ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen, müssen sich endlich wieder selbst vetreten.
Bis dem aber so ist, werden IGM-Huber und Konsorten weiter ihre Schweinereien zu Gunsten vun Hund(t), Kannegießer und allen Ausbeutern in diesem Lande fortführen.
Wie lange sollen diese schmutzigen Spielchen noch weitergehen?
Februar 11th, 2010 at 02:48
Nachdem das Rettungsboot HMS “Soziallstaat” zum Abwracken im Trockendock liegen und die Rettungsringe Marke “Hartz IV” nicht tragen, haben sie wohl keine andere Wahl.
Februar 11th, 2010 at 04:25
Na, hier auch gleich die passende Verarsche zum Thema, geliefert von Tagesguck,
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/metalltarifverhandlungen100.html
“Unserem Ziel Beschäftigungssicherung sind wir ein Stück näher gekommen”, erklärte der nordrhein-westfälisch IG-Metallchef Oliver Burkhard. Bei den Lohnverhandlungen lägen beide Seiten aber noch weit auseinander. Beide Seiten vereinbarten, die Verhandlungen am Aschermittwoch fortzusetzen.
Februar 11th, 2010 at 07:34
Beschäftigungssicherung hat in der Vergangenheit nicht funktioniert und wird auch in Zukunft nicht funktionieren.
War darum ziemlich erstaunt, so einen Kram von Gewerkschaftsseite vernehmen zu müssen, die es wohl besser wissen müsste.
Am Montag lief in Report ein netter Beitrag, in dem dargestellt wurde, dass verdi seine Arbeitnehmer mit 1,5% abspeisen will.
Ist doch das beste Beispiel dafür, warum es mit den Gewerkschaften immer weiter runter geht.
https://www.br-online.de/das-erste/report-muenchen/report-muenchen-verdi-tarifverhandlungen-ID1265376571858.xml
Februar 11th, 2010 at 09:44
Ha, da sind unsere Ärzte doch von einem ganz anderen Kaliber. Gehen mit “15%” rein in die Verhandlung. Kommen mit “15% plus” raus aus der Verhandlung. Und weder die Politiker noch die INSM heben mahnend ihre Zeigefinger.
Februar 11th, 2010 at 11:07
@Ralf-zwei.null: Konsequent, die Veranstaltung über Karneval auszusetzen. Das Treiben auf den Straßen kann man uns dann als Arbeitskampf verkaufen.
Februar 11th, 2010 at 11:50
Ich spekuliere mal:
Annahme: Genosse Huber ist intelligent und der (potentiellen) Arbeitnehmerschaft treu verbunden.
DANN! hat er etwas gaaaannz, gannz Großes vor.
Er geht unverdächtig, unvoreingenommen in die Verhandlungen, fordert plötzlich die 25Stundenwoche für alle Arbeiter und gibt gleichzeitig bekannt, dass sich die IGM Mainz itzo bewaffnet und eine Räterepublik ausrufen wird, falls – ja falls – nicht alle Forderungen erfüllt werden.
Ich glaube mit dieser Stragetie könnte er die Lohnkürzungen durchkriegen. Schließlich ist auch der Arbeitgeberverband total sozialdemokratisiert und verweichlicht.
Februar 11th, 2010 at 12:29
@flatter,
einmal das. Aber was mir daran noch aufstieß: Wieso kommen die mit den Verhandlungen über die Löhne nicht weiter, wenn es doch mindestens von einer Seite dort gar keinen Verhandlungsbedarf gibt? Doch alles Karneval? Oder bin ich schon assimiliert?
Junge, Junge, manchmal könnt’ an mir selber zweifeln…
Februar 12th, 2010 at 00:59
[...] wieviele Arbeitsstellen hierzulande möglich wären. Wenn bei der IG Metall tatsächlich die Beschäftigungssicherung im Vordergrund stehen würde und deshalb auch "Nullrunden" beim Gehalt eingegangen werden sollen, dann muss JETZT (!!) die [...]
Februar 12th, 2010 at 21:42
[...] „Fingerspitzengefühl“, um andererseits die „Vernunft“ der IG-Metall zu loben, da die ohne konkrete Lohnforderungen in die Tarifrunde [...]
März 7th, 2010 at 23:48
[...] Berthold Huber, der bei seinem “Tarifpartner” und INSM-Häuptling Kannegiesser um nierdige Löhne gebettelt hat, darf wie Jo Ackermann seinen Geburtstag bei Mutti und ihren Schnittchen feiern. Mit dabei sind [...]