Ich hatte vor einiger Zeit festgestellt, daß mein Stromanbieter nicht nur zu den vier Riesen in Deutschland gehörte, sondern auch nicht besonders günstig war. Zwar beschäftige ich mich ungern mit solchen Dingen und bin auch nicht der Mensch, der zu Fuß nach Köln läuft, um einen Euro zu sparen, aber sich unnötig von den Stromgiganten abhängig zu machen, ist ja auch nicht vernüftig.

Ich beschloß also zu wechseln, schaute mich um und fand mit “Flexstrom” einen Betreiber, der günstig schien und auch so angepriesen wurde. Der Trick war offenbar der, daß man der Firma ein Paket abkaufte, eine bestimmte Strommenge also, beide Seiten mit verläßlichen Bedingungen arbeiten konnten und daher die Sache rund war. Da ich meinen Stromverbrauch sehr gut einschätzen konnte, schien sich das zu lohnen.

Im ersten Jahr war das auch in Ordnung, der Verbrauch wie immer und der Tarif günstig. Es folgten trotz vereinbarten Paketpreises Preiserhöhungen. Das ist vertraglich im Prinzip machbar, wenngleich schon ärgerlich. Der Clou ist aber, daß die Mitteiliung der letzten Preiserhöhung so geschickt getarnt wurde, daß die Firma nun der Meinung ist, ich hätte der Erhöhung nicht rechtzeitig widersprochen. Daher könne ich nicht vor Ablauf des Jahres kündigen. Der “Geschäftsbrief”, in dem mir die Tarifänderung mitgeteilt wurde, sieht so aus:

flexfly

So etwas landet bei mir gern mal ungelesen im Müll. Alle anderen Briefe von Flexstrom sahen und sehen übrigens völlig anders als aus als dieser Flyer mit Reisewerbung. Ich habe das Ding nach einigen Tagen dennoch gelesen, weil ich mich fragte, was dieses Stempelchen “Wichtige Informationen zu ihrem Tarif” wohl hieße. Ich dachte, es gäbe neue Tarife der Firma, auf die man ggf. wechseln könne.

Stattdessen wurde mir zu einer Zeit, da die Energiepreise flächendeckend purzelten, mitgeteilt, man müsse jetzt den Strompreis erhöhen, weil Strom doch so teuer geworden sei.
Das “Schreiben” trägt übrigens kein Datum, aber dafür wird mir eine Frist gesetzt, innerhalb derer ich kündigen könne. Der Text geht lose auf ein Streichholz (die Abbildung ist vergrößert!):

14tage

Ich hatte übrigens wirklich Schwierigkeiten, das zu lesen und kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß diese Barriere durchaus absichtsvoll besteht.
In dem guten Glauben, rechtzeitig zu reagieren und amüsiert über ein Schreiben, das keines ist, das kein Datum enthält und dennoch eine Frist setzt, habe ich also den Vertrag mit Flexstrom gekündigt.

Es wird niemanden überraschen, das diese Kündigung von meinen neuen Freunden nicht akzeptiert wurde. Diese behaupten, sie sei nicht fristgerecht eingegangen, ich müsse daher also weitere fünf Monate von dort meinen Strom beziehen. Ich wies in einem weiteren Schreiben darauf hin, daß ich dieses Vorgehen, die Form des Schreibens und die Veränderung des Vertrages meinerseits für inakzeptabel halte. “Unentschieden”, sagt der Schwarze Ritter.

Mein Tarif enthält übrigens eine “Bestprice Garantie” für 54 Euro. Ich werde noch einmal nachhaken, was dieses putzige Nebenkostenwesen ist und wovon es sich ernährt. Vielleicht ist es eine Garantie für Preiserhöhungen?
Ich kann jetzt riskieren, daß man mir den Anschluß sperrt oder vor Gericht gehen. Oder ich kann mir und meinen lieben Freunden von Flexstrom diese Erfahrung eine Lehre sein lassen.

Mich kostet der Spaß gut hundert Euro, die anderen einen Kunden. Ich wechsle übrigens zu den nächstgelegenen Stadtwerken. Drei Anrufe dort, und ich habe bei allen nicht eine Minute warten müssen, bis jemand an Telefon ging. Keine horrenden Zählergebühren, keine versteckten Kosten und eine erfrischend kurze Kündigungsfrist von wenigen Tagen. Insgesamt fast 200 Euro günstiger. Man muß halt manchmal zweimal hingucken.

Tja, und meine guten Freunde, die unnerreichbaren Lieblinge aller Kunden und Könige des fairen Wettberwerbs? Ihnen rufe ich fröhlich und entspannt zu: “Fahrt zur Hölle”, denn da wird immer reichlich Energie gebraucht und die Kunden stehen auf solch charmante Behandlung.