Bei dem Begriff könnte man es bewenden lassen. Lohnsklaverei ist real, und die verstrahlten Wanderarbeiter der Kernreaktor-Putzkolonnen sind nur ein Beispiel von vielen. Wer jetzt mit dem Argument kommt, die paar Millisievert mehr oder weniger seien der Rede nicht wert, hat den Kern der Sache nicht kapiert: Es gibt Dreck, tief, widerlich und giftig, manchmal auch tödlich, den wollen wir nicht mal in einer versiegelten Mülltonne vor unserer Tür haben. Andere lassen wir darin waten.
“Es gibt doch Arbeit!”, tönen die Selbstgefälligen so gern, die solche nie erledigen würden, die es da noch gibt. Nein, schaut’s euch an: Selbst solche Jobs sind schon vergeben. Dabei geht es uns noch verdammt gut, internationale Solidarität können wir uns schon gar nicht leisten, wir konkurrieren nämlich im globalen Markt. In Rio und Mexiko leben sie auf Müllhalden, da müssen wir uns schon gut überlegen, ob wir die Grenzen der Zumutbarkeit nicht noch viel zu hoch ansetzen.
Die einen steh’n im Dunkeln
Die betroffenen Arbeiter glauben vermutlich noch, der Job sei ‘gut bezahlt’. Sie machen sich wahrscheinlich nicht die Mühe, Euro in Sievert umzurechnen und den Betrag zu ermitteln, der für sie tödlich wäre. Wäre das schon Reichtum? Noch weniger kommen sie aber auf die Idee nachzufragen, was ihr “Arbeitgeber” zur gleichen Zeit ‘verdient’, ohne dafür einen Finger krumm zu machen – geschweige denn Gift zu atmen oder fleißig seltene Isotope zu sammeln. Nur die einen steh’n im Dunkeln – und leuchten.
Je näher man hinschaut, desto deutlicher tritt hervor, wie wir alle doch teilhaben am Wachstum. Bei den einen wächst das Einkommen, bei den anderen die Tumoren. Das Schöne: Beides sieht man nicht, und wenn es doch mal rauskommt, hat das alles seine Ordnung. So ist halt der Wettbewerb, das ist das Risiko. Alles andere wäre Sozialismus.

Das wiederum ist Propaganda in Reinkultur, teils log sie noch, teils fiel sie hin. Das soll der Agenda2010-Zyniker dann mal den Leiharbeitern und Minijobbern erklären, die sich für das Nötigste abrackern und sich damit nicht einmal eine Rente auf Sozialhilfe-Niveau erwirtschaften. Verschweigen will er selbstverständlich auch, dass die anstrengungslosen Einkommen aus Finanzgeschäften erst durch Schröder und Eichel so lukrativ wurden, dass es sich kaum mehr lohnt, jemanden zu beschäftigen. Und ganz selbstverständlich verabschieden sich diese Besseresser auch damit von all denen, deren Fleiß nicht mehr gefragt ist. Für die ist kein Platz mehr an der Sonne der Herrschaft à la SPD.
Ein 45-jähriger Mann wurde von Betrunkenen angefallen und zu Tode geprügelt, gazettelt es heute. Ein sehr deutscher Offizier verstarb durch Freiheit am Hindukusch. Zwanzig Opfer wurden von der Gurkengrippe dahingerafft.
Sie wollen Volkspartei werden, die Grünen. Jedenfalls die erfolgsorientierte Oberschicht der Partei, allen voran Boris Palmer, der smarte Oberbürgermeister von Tübingen. Das heißt natürlich, dass man dem Volk eine Weile aufs Maul schauen und ihm dann nach dem Mund reden muss, so wie es die anderen Parteien auch tun. Die Wirtschafts-und Sozialpolitik ist inzwischen frei austauschbar mit der von SPD, FDP und CDU/CSU. Als noch-Öko-Partei, die gegen Atomstrom ist, liegt man im Trend. Jetzt gilt es nur noch, die anderen Trends aufzusaugen, die eben, wo satte Mehrheiten locken.
Horst Köhler ist zurückgetreten, weil er unvorsichtig ausgeprochen hatte, was seinerzeit noch als Verschwörungstheorie gelten sollte: Dass Krieg wieder “die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln” ist.
Was genau ist diese Verantwortung, wo ist das Beispiel dafür? In Tschetschenien? In Tibet? Im Gaza-Streifen? Im Libanon? Kurdistan? Nigeria?
Eine Art 


Journalisten recherchieren heutzutage auf bemerkenswerte Art und Weise. Sie untersuchen das Detail ganz genau, wägen ab, wie ihre Erkenntnisse in die vorhandene Gewissheit einzuordnen sind und forschen nach der richtigen Formulierung, die das Bekannte mit den Erkenntnissen in Einklang bringt.
