Bei dem Begriff könnte man es bewenden lassen. Lohnsklaverei ist real, und die verstrahlten Wanderarbeiter der Kernreaktor-Putzkolonnen sind nur ein Beispiel von vielen. Wer jetzt mit dem Argument kommt, die paar Millisievert mehr oder weniger seien der Rede nicht wert, hat den Kern der Sache nicht kapiert: Es gibt Dreck, tief, widerlich und giftig, manchmal auch tödlich, den wollen wir nicht mal in einer versiegelten Mülltonne vor unserer Tür haben. Andere lassen wir darin waten.

“Es gibt doch Arbeit!”, tönen die Selbstgefälligen so gern, die solche nie erledigen würden, die es da noch gibt. Nein, schaut’s euch an: Selbst solche Jobs sind schon vergeben. Dabei geht es uns noch verdammt gut, internationale Solidarität können wir uns schon gar nicht leisten, wir konkurrieren nämlich im globalen Markt. In Rio und Mexiko leben sie auf Müllhalden, da müssen wir uns schon gut überlegen, ob wir die Grenzen der Zumutbarkeit nicht noch viel zu hoch ansetzen.

Die einen steh’n im Dunkeln

Die betroffenen Arbeiter glauben vermutlich noch, der Job sei ‘gut bezahlt’. Sie machen sich wahrscheinlich nicht die Mühe, Euro in Sievert umzurechnen und den Betrag zu ermitteln, der für sie tödlich wäre. Wäre das schon Reichtum? Noch weniger kommen sie aber auf die Idee nachzufragen, was ihr “Arbeitgeber” zur gleichen Zeit ‘verdient’, ohne dafür einen Finger krumm zu machen – geschweige denn Gift zu atmen oder fleißig seltene Isotope zu sammeln. Nur die einen steh’n im Dunkeln – und leuchten.

Je näher man hinschaut, desto deutlicher tritt hervor, wie wir alle doch teilhaben am Wachstum. Bei den einen wächst das Einkommen, bei den anderen die Tumoren. Das Schöne: Beides sieht man nicht, und wenn es doch mal rauskommt, hat das alles seine Ordnung. So ist halt der Wettbewerb, das ist das Risiko. Alles andere wäre Sozialismus.