Es ist Zeit für einen Strategiewechsel. Die Gelegenheit war nie so günstig, den sturen Anti-Atom-Kurs zu verlassen, Wirtschaftskrise und Klimawandel geben den Grünen den nötigen Rückenwind, um das Tabu über Bord zu werfen und endlich universell politikfähig zu werden.
Alle anderen alten Zöpfe sind bereits abgeschnitten, sodaß die CDU inzwischen weniger Berührungsängste mit den Grünen hat hat diese mit der Linken. “Grüne” sind allein schon deshalb Volkspartei, weil mit ihnen alles geht. Nie wieder soll es eine politische Aussage geben, die sich nicht mit grüner Realpolitik in Einklang bringen läßt.
Wir erinnern uns an ganz andere Zeiten: “Ökologisch, sozial, basisdemokratisch, gewaltfrei” hieß es da noch, als bärtige Hippies und pathetische Emanzen das Bild bestimmten. “Grün” war aber nicht nur sichtbar anders, grün war ein ganz neuer Politikansatz. Als linke “sozial”, als Kind von Umwelt- und Friedensinitiativen ökologisch und pazifistisch, grenzte sich die neue Partei von den etablierten inhaltlich deutlich ab. Und weil sie nicht so enden wollten wie die staats-und krawattentragenden Abnicker der seinerzeit real existierenden ParlamantarierInnen, gab es reichlich Abweichungen von den Strukturen einer “normalen” Partei.
Das hieß nicht nur Frauenquote und großes “I” im Plural, sondern vor allem “Basisdemokratie”. Es wurde gestritten und diskutiert bis zur Erschöpfung, ehe eine Entscheidung Position und im Namen der Grünen vertreten wurde. Es war die Gesamtpartei, das bunt gemischte Kollektiv, dessen Wille zählte. Die Gewählten waren Vertreter des Ganzen. Damit sie gar nicht erst auf die Idee kämen, ihre Eitelkeit über den Willen des Plenums zu stellen und sich durch Ledersessel und Machtgewohnheit korrumpieren ließen, sollten die Amts- und Mandatsträger nur jeweils für eine Wahlperiode im Amt bleiben. Niemand sollte darüber hinaus gleichzeitig Parteifunktionär und Parlamentarier bzw. Regierungsmitglied sein.
Von alledem ist dreißig Jahre später so gut wie nichts mehr übrig. Die Trennung von Amt und Mandat besteht faktisch nicht mehr, Promis bestimmen die Linie. Unter Joschka Fischer gab es nur eine von der Partei vertretene Meinung, nämlich seine. Wie “sozial” so etwas ist und wie weit entfernt von den einst radikal linken Positionen der Grünen, kann man an der Agenda 2010 ablesen, die die grünen Fischerchöre gemeinsam mit der SPD beschlossen haben.
Und die Gewaltfreiheit?
Quelle: Wikimedia/Bundesarchiv
Der erste kapitale Schuß in den Bug der ehemaligen Pazifisten war 1999 der Kosovokrieg, den Generalgenosse Fischer für alternativlos erklärte. Die Partei folgte ihm, mit dem Argument, man wolle ein zweites Auschwitz verhindern. Diese Alternativlosigkeit wurde nicht einmal in den bürgerlichen Parteien so gesehen, da aber die Basisdemokratie der Parteihierarchie gewichen war, fiel mit dem Pazifismus eine weitere ehemalige Säule der Grünen. Das Völkerrecht wurde mit einem eleganten Dunking in denselben Papierkorb gestopft.
Die Trauer um diesen Verlust hielt sich allerdings in Grenzen, denn schon zwei Jahre später stimmte ihre Bundestagsfraktion dem Einmarsch in Afghanistan zu, nachdem Kanzler Schröder eine seiner Rücktrittsdrohungen ausgesprochen und die “Vertrauensfrage” gestellt hatte.
Damit die Parteibasis daraufhin nicht die Koalition platzen ließe, brachte Boss Fischer mit seiner Rücktrittsdrohung die Partei auf Linie, so daß diese ebenfalls zustimmte. Die Begründung:
“Bündnis 90/Die Grünen wollen die rot-grüne Koalition fortsetzen, weil sie gut ist für die Menschen und für dieses Land.”
Wo kurz zuvor noch Auschwitz herhalten mußte, reichte da schon die schiere Sicherung der “Regierungsfähigkeit”.
Der Wandel hin zum allseits belastbaren Mitmacher- und Handheber-Verein war dann nur noch eine Frage kürzester Zeit. Inzwischen fordert Kerstin Müller ein Schweigegebot für die Kritiker des Kriegseinsatzes, aus “Respekt” vor den toten Soldaten. Die zivilen Opfer liegen ihr offenbar nicht gar so am Herzen.
Vom Pazifismus zum rasselnden Bellizismus in drei schneidigen Schritten – wer seine Grundsätze derart lässig fahren läßt, ist zu allem mit jedem fähig. Das Signal kommt an.
Die nächste Koalitionsverhandlung kommt bestimmt, und nachdem die Jamaicaner im Saarland noch gemietet werden mußten, wird es für die Rechten sicher bald den Nulltarif mit Öko-Rabatt geben. Atomkraft? Warum nicht? Bürgerrechte? Es gibt Wichtigeres, das haben sie schon unter Otto Schily gelernt. Der Bund und die Länder müssen schließlich regiert werden, und mit den Linken geht das schon mangels Regierungsfähigkeit nicht. Wer seine Stimme also mit größter Aussicht auf Erfolg loswerden will, wählt die GrünInnen. Wer hingegen partout nicht auf Grundsätze oder Charakter verzichten will, muß das Kreuzchen halt woanders machen.
April 19th, 2010 at 23:55
tja das waren sie die grünen.
es gib da ein schönes buch von j. ditfurth und dem ex-titanix menne christian y. schmidt.
“das waren die grünen” und “wir waren die wahnsinnigen”. bemerkenswert ist die linie die, die jutta, nech schon in ihrem buch skizzierte (geschrieben 98/99 so um den dreh). nämlich den sozialabbau und ähnliche agenda media markt klamotten und sonstige sauereien.
im nett kann man das buch bestimmt finden, aber der kauf lohnt allemal.
vorab hatte JD mit dem Titel Zahltag Junker Joschka Auschnitte damals, ja man höre und staune in quick? bunte? irgend sowas in der richtung veröffentlicht!
April 19th, 2010 at 23:57
Möglich erscheint es, siehe Hamburg, wo die Grünen gar dem Bau neuer Atomkraftwerke zustimmten. Allmählich bleiben dann nicht mehr viele Feigenblätter, dass man ja viele grüne Forderungen durchgebracht habe.
April 20th, 2010 at 00:19
Die Hingabe des Charakters für gute Jobs nach der Politik ist doch ein relativ geringer Preis, wenn die Alternative Armut heisst. Und die Lösung von Gert Bastian und Petra Kelly sind ja nicht jedermanns Sache.
April 20th, 2010 at 00:38
Wer bei den NATO-OLIV- Grünlichen aktiv mitmacht oder diese wählt, fühlt sich in dieser Gesellschaft, in diesem System zumindest insgeheim wohl.
Alles andere ist bei allen diesen Typen nur noch Heuchelei.
Die einstigen authentischen Grünen gibt es nicht mehr.
Entweder sind sie in diesem System auf lukrativen Staatsposten angekommen und wohl versorgt oder sie haben diese Partei schon längst verlassen.
Diese Partei ist eigentlich schon heute nur noch ein MYTHOS!
April 20th, 2010 at 01:00
Jau, danke! War einer von den paar Leuten, die die Grünen so um 1983 zum ersten Mal in den Bundestag gewählt haben. Das war eine völlig andere Partei. Kelly, Trampert, Ditfurth, … – Fischer, Schily, Kleinert usw. lass ich mal aussen vor, aus vermutlich begreifbaren Gründen.
Aber nicht erst seit heute ist das eine “FDP mit Dosenpfand”, wie mal jemand höhnte (war’s Pispers?). Nach 1998 trennte sich mein Geist endlich von diesem Trugbild, zu spät genug. Eins ist sicher: nicht ich habe meine politische Einstellung in den letzten Jahrzehnten wesentlich geändert…
April 20th, 2010 at 01:46
Chao meint: “Das war eine völlig andere Partei. Kelly, Trampert, Ditfurth, …”..
Das kann man wohl so sagen.
So abstoßend man auch diese heutige “Dosenpfand-FDP” empfinden mag, so sehr macht es einen doch traurig zu sehen, was aus dieser einstigen basisdemokratischen Bürgerbewegung inzwischen geworden ist.
Die einstigen Grünen sind im Grunde ebenso gescheitert wie der einstige Reale Sozialismus, aber eine echte Freude darüber mag zumindest bei mir nicht aufkommen.
Wie viele Hoffnungen, wie viel Enthusiasmus, wie viele echte Überzeugungen, viel viel gesellschaftliches Engagement ist durch beider Scheitern den Bach runtergegangen?
Wie viel Resignation und medial implantierten Stumpfsinn sehen wir heute?
Angekommen sind wir nun in einer neofeudalen, sich neoliberal maskierenden fast schon absoluten Diktatur des Kapitals.
Der Reale Sozialismus und die Grünen scheiterten, und WARREN BUFFIT sieht den Sieg seiner Klasse……, zum Hände reibenden Kichern gibt es absolut keinen Anlaß.
April 20th, 2010 at 02:13
Menno, flatter – da haste Dir für eine – imo – abgewirtschaftete partei aber zuviel Mühe gegeben ;-) Der Saftladen ist tot, und zwar nicht erst, seit Petra nicht mehr da ist.
April 20th, 2010 at 04:22
Die Grünen sind total verlottert und verludert, wendehälsig und programmatisch entkernt, käuflich mit ein paar Pöstchen innerhalb oder außerhalb der Politik. Das ist wohl jene Art der “Regierungsfähigkeit”, die man der Linkspartei zu Recht abspricht. Und das ist auch gut so, denn sonst hätten wir Wähler gar keine Wahl mehr, sondern nur noch eine unterschiedlich lackierte neoliberale Einheitspartei, der die Wähler nach der jewiligen Wahl konkret scheißegal sind.
April 20th, 2010 at 05:49
Ich bekomme es nicht mehr so exakt zusammen, aber ich glaube Volker Pispers sagte in Bezug auf Afghanistan und den Gewaltfreiheitsanspruch der Grünen mal so etwas wie: “Die Grünen haben uns weiter gebracht, als unsere (Vor-)Väter jemals waren.”
Im Übrigen scheint die neoliberale TINA eine ansteckende Krankheit zu sein, die den Meinungsbildungsprozesses umkehrt. Wie im Artikel beschrieben, hat es den Grünen die Parteihierarchie und Promi-Führung gebracht. CDUCSUSPDFDP hat sowas schon mit der Muttermilch aufgesogen, aber wie sieht es da bei den Linken aus? Werden sie eines Tages aus purem Machterhaltungstrieb umkippen?
April 20th, 2010 at 07:25
Allein Joschkas optiche Veränderung vom hageren Steinewerfer zum fettwanstigen (Ex-)Parteipatriarchen sagt fast alles aus: bequem + vollgefressen hat man seine Vergangenheit und Ideale vergessen.
Und wenn die grüne Roth eher einen Zug durch die TV-Unterhaltungslandschaft macht als anständige Politik zu machen, ist der Tiefpunkt sicher noch lange nicht erreicht.
April 20th, 2010 at 07:28
@Robin: “aber wie sieht es da bei den Linken aus? Werden sie eines Tages aus purem Machterhaltungstrieb umkippen?”
Vermutlich. In Ansätzen ist das in Berlin schon zu sehen. Und dann ist da noch was:
https://www.hintergrund.de/index.php/20100317759/politik/inland/die-linke-von-innen-umzingelt.html
April 20th, 2010 at 08:25
Traurig, aber wahr. Nach Kelly (danke übrigens für das Foto), und seit Fischer nur noch machtorientierte Realpolitik; Von der “Anti-Parteien-Partei” zur “Wir können mit allen Partei”. Von allem was mal am Anfang möglich war, sind nur die Grünen als Partei geblieben.
Vom Biotop zum Schrebergarten mit Jahresabo. Irgendwo hab ich mal einen tollen Satz gelesen; Das Zeichen ist die Sonnenblume. Eine Sonnenblume mit Zahnrädern statt Blütenblätter.
April 20th, 2010 at 10:39
Und weil der Mensch ein Mensch ist,
Drum braucht er was zum Essen, bitte sehr!
Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt,
Das schafft kein Essen her.
|: Drum links, zwei, drei! :|
Wo dein Platz, Genosse ist!
Reih dich ein, in die Arbeitereinheitsfront,
Weil du auch ein Arbeiter bist.
Und weil der Mensch ein Mensch ist,
Drum braucht er auch Kleider und Schuh!
Es macht ihn ein Geschwätz nicht warm
Und auch kein Trommeln dazu!
Drum links, . . . .
Und weil der Mensch ein Mensch ist,
Drum hat er Stiefel im Gesicht nicht gern!
Er will unter sich keinen Sklaven sehn
Und über sich keinen Herrn
Drum links . . . .
Und weil der Prolet ein Prolet ist,
Drum wird ihn kein anderer befrein.
Es kann die Befreiung der Arbeiter
Nur das Werk der Arbeiter sein.
Drum links, . . . .
-Brecht/Eisler
April 20th, 2010 at 11:11
Die Grünen sind auf dem Weg zum Steigbügelhalter der CDU zu werden. DAS hat vermutlich nicht mal Jutta Ditfurth vermutet. Und nun warten wir mal in aller Ruhe ab, ob des den Grünen in NRW gelingt, vor der SPD im Hintern von Rüttgers zu landen.
Apropos NRW: Es scheint als entwickle sich die Sache wie die Bundestagswahl im letzten Jahr: Es geht nur noch darum, wer der Juniorpartner von Rüttgers wird.
Und 12 Jahre nach dem Start von Rot-Grün kann man konstatieren, das für die CDU paradiesische Zeiten engebrochen sind. Aucb dank der tätigen Mithilfe der Grünen.
April 20th, 2010 at 12:29
Ich bin am Samstag auf dem Weg zum Einkaufen an einem Infotisch der Grünen vorbeigegangen. Mich sprach sogar eine Frau mit der Frage an, ob ich schon das aktuelle Programm der Grünen kenne.
Ich sagte…..lassen Sie mch mal überlegen…
Agenda 2010, Hartz4, Aufbau des größten Niedriglohnsektors in Europa, Kriegseinsätze im Kosovo und Afgahnistan, Deregulierung der Finanzmärkte, größte Steuersenkung der Geschichte für Unternehmer und Millionäre, Ausweitung der Leih und Zeitarbeit, Lockerung des Kündigungsschutzes, Vorratsdatenspeicherung, Internetsperren, Vertrag von Lissabon und Käuflichkeit im Saarland.
Dann fragte ich: “Habe ich die Politik der Grünen in den letzten 10 Jahren korrekt zusammengefasst, oder habe ich irgendeine Gräueltat vergessen?
Die Frau drehte sich mit offenen Mund und hochrotem Kopf weg. Ich glaube soviel Realität war sie nicht gewohnt….:D.
April 20th, 2010 at 12:41
@fooza
Interessanter Artikel, vielen Dank.
April 20th, 2010 at 14:14
Applaus.
Es war einmal … und wenn sie nicht gestorben sind …
Anfang und Ende von vielen Geschichten. Nicht nur in der genannten Partei.
April 20th, 2010 at 15:14
[...] Flatter hat mal wieder einen sehr lesenswerten Text verfasst, diesmal über die Abkehr der Grünen von allen Idealen: Grüne für Atomkraft [...]
April 20th, 2010 at 17:07
Wie arg pessimistisch und überaus geschichtsbeflissen der Artikel und besonders die Kommentare doch sind, wenn auch freilich mit guten Gründen. Die alleine reichen aber nicht, sonst gäbe es ständig nur Rückschritte und sonst nichts. Nehmen wir mal die SPD: Burgfrieden im ersten Weltkrieg und dann danach die rechte Soldateska auf Arbeiter schießen lassen – auf alle Zeiten unwählbar? Freilich ist das Desaster der Schröder-Zeit frischer, doch auch hier gilt das gleiche. Hätten SPD und KPD damals zusammengearbeitet, einfach weil es die Zeit erfordert hat und trotz aller geschichtlichen und ideologischen Differenzen, so hätten sie sich vielleicht gegen die Nazis besser wehren können. Solche Fehler zu wiederholen wäre dumm.
Ein Umweltschützer würde sagen “es gibt nur diese eine Welt” und ein Musiker dichtet dazu entweder “these are the good old times” (Socalled) oder “the world however did not wait / but soon observed what followed on.” (Death can Dance). Ich kann glaube ich da zwar verstehen, was bei bakunin hier seitens der Grünen mit “zumindest insgeheim wohl” fühlen gemeint ist, doch wie unwohl kann man sich denn in einer Gesellschaft fühlen, wenn man diese aktiv mitgestalten will? Wer es damit bis zum “ihr könnt mich alle mal” treibt wird es politisch wohl ziemlich schwer haben (egal ob man recht hat oder nicht) und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass dies die Grundstimmung der ehemaligen Grünen war. Auch wenn sich von denen inzwischen einige wirklich so lesen.
Übrigens ist es doch klar, dass ein bekehrter Ideologe wie Fischer, der in der “Diskussionskultur” der 68er geschult wurde und mit allen Wassern gewaschen ist auf einer derartigen Basis weiß, wie man sich andere zu nutze macht. Schlauer müssen wir sein, dann gelingt es vielleicht auch mal solche Poser als politisch vollkommen opportunistische Geisterfahrer zu enttarnen. Irgendwann steigt ihnen ihr Erfolg ja auch allen zu Kopf, selbst den flinksten Hälsen. Wenn es aber fern jeder Realität mit Bildern unterdrückten Frauen in Kosovo und Afghanistan gelingt, dumme Kriege als gerecht zu rechtfertigen, na dann gute Nacht liebe Pseudohumanisten und Emanzipationsblinden.
April 20th, 2010 at 20:02
Die Wohlstandskinder – “Andrea ist kein Schmuddelkind mehr”
“Wo früher einmal ihr Gesicht war
sitzt heute ne Maske aus Rouge und Kajal.
Die Freuden, die wir damals miteinander teilten
sind ihr heute scheiß egal.
In die Disse, vor der wir uns über die Besucher besickten,
geht sie heute selber rein.
Über was sie redet, wie sie’s sagt und was sie damit meint
war ihr früher einmal peinlich.
Und klar, ich weiß genau, dass sich Zeiten immer ändern
und nichts beständig ist,
doch Gehirne gehen heute immer öfter verloren
und ein neuer Amokläufer beginnt von vorn.
Andrea ist kein Schmuddelkind mehr
Andrea nie mehr!
Doch der,
der sie eher
so unfair
wie bisher
behandelt, bedeutet ihr mehr…
Wenn sie doch bloß so geblieben wär.
Wo damals ihre Haare wuchsen
entstellt sie jetzt ne Dauerwelle.
Das, wofür sie mal ein Leben lebte
schafft sie heute nur noch auf die schnelle.
Die Sachen, die wir machten
die Gedanken, die wir dachten
und die Spassels über die wir lachten
brachten ihr wohl nicht den Typ,
den sie jetzt hat, den sie immer haben wird
und verirrt in einer Wertvorstellung
irrt sie bis zum Herd.
Dann bist du wohl endlich erwachsen geworden
hast eingesehen, nachgeben und alles verloren
aber große menschen weinen nicht,
benehmen sich, sind lächerlich.
Und neulich bin ich ihr begegnet
und sie blieb sogar stehn und meinte:
Hey, ich glaube wir werden uns
wohl nicht mehr wiedersehen
auf wiedersehen…”
Das Lied kommt mir immer im zusammenhang mit den Grünen…
April 20th, 2010 at 21:50
@ flatter
Applaus
@ fooza: “…in Ansätzen ist das in Berlin schon zu sehen.”
Nicht nur in Ansätzen. In Bundesländern mit linker Regierungsbeteiligung wurde und wird dem Linkswähler alles präsentiert außer linker Politik. Dort sind führende Genossen so weit links, daß sie rechts schon wieder vor gucken.
Und die Grünen? Aus den Stricklieseln von einst sind die gut betuchten Kampfmütter vom Kollwitzplatz geworden, die sich Wunder was dünken, weil sie dem gewöhnlichen Volk teure Kinder schenken.
April 20th, 2010 at 22:11
Die Linke sei nicht regierungsfähig. Da nicht erklärt wird, was damit gemeint ist, scheint die Linke eine Position zu markieren, die CDU und SPD schaden kann. Das ist doch schon mal was. Kein stabiler Indikator, aber immerhin.
April 20th, 2010 at 22:40
“Damit sie gar nicht erst auf die Idee kämen, ihre Eitelkeit über den Willen des Plenums zu stellen und sich durch Ledersessel und Machtgewohnheit korrumpieren ließen, sollten die Amts- und Mandatsträger nur jeweils für eine Wahlperiode im Amt bleiben.”
Wenn ich mich richtig erinnere, war es Kelly, die länger als eine Amtzeit bleiben wollte. Schließlich waren die “Grünen” ihr Lebenswerk, da wollte man nicht schon nach vier Jahren den gemütlichen Platz im Parlament räumen.
Das Anderssein der Grünen machte sich schon Anfang der Achtziger dadurch bemerkbar, dass die meisten Grünen (jedenfalls die, die ich so kannte) den anarchisch-alternativen Beruf des Berufsbeamten gewählt haben.
Im Gegensatz zu den Ostermärschen waren die Grünen bei den Marsch durch die Instanzen ziemlich fußfaul und sind auf den ersten gutdotierten Versorgungsposten hängen geblieben.
Die Richtung, in der die Reise hingehen würde, war also schon ziemlich frühzeitig klar.
Und die Tatsache, dass die Grünen schon nach 15 Jahren in Jockel Fischer einen “Führer” hateen, dem sie folgen konnten, macht erst recht deutlich, dass diese Partei “deutscher” war als man es sich gemeinhin eingestehen möchte.
April 20th, 2010 at 22:56
@Bakunin, (#6): es ist richtig, dass das Scheitern der Grünen einen traurig machen kann. Ich fühle mich betrogen, um es klar zu sagen. Meine Schuld, nicht früh genug erkannt, wo diese Partei hinlief (vom heutigen SchwarzGrün ganz zu schweigen).
Was allerdings den “realen Sozialismus” angeht – du kannst nur scheitern, wenn du Menschen an deinen Grenzen erschiessen lässt und eine Art Geheimdienst unterhältst, der auf perfideste Weise viele Menschen dazu gebracht/gezwungen hat, sich gegenseitig anzuschwärzen. In den letzten Jahrzehnten war aber wohl die rumänische Securitate wohl unübertroffen. Seltsam, ich hörte gerade Bob Dylan vor ein paar Jahren tönen: “ich werde mir eine Armee aufbauen aus Waisenkindern”. Das war Sarkasmus pur, die Idee erschien mir jedoch einleuchtend. Tatsächlich wurde die Securitate aber genau so zusammengestellt (gefunden praktisch zeitgleich bei E. Fromm, Zufälle gibt’s!). Traumatisierte Menschen sind uU die “besten” Killer. Mit solcherart “realem Sozialismus möchte ich nichts zu tun haben.
Wie gesagt, so kann das nur scheitern, und es ist Missbrauch und Schwerverbrechen in einem.
April 20th, 2010 at 23:05
sehr gute zusammenfassug der “geschichte” der grünen. das schweigegebot für kritiker ist der hammer.
April 21st, 2010 at 01:02
[...] [...]
April 21st, 2010 at 04:20
@ Caana (15):
Wie genial. :-) Das wird mein nächstes “Zitat des Tages”, wenn’s erlaubt ist.
Bei Fragen nach den “Programmen” irgendwelcher Parteien oder Organisationen reagiere ich stets genauso: Nicht die “Programme” sind interessant, sondern die Taten. Und die sprechen im Fall der Grünen ihre eigene Sprache, die man längst nicht mehr kommentieren müsste, wenn wir funktionierende Medien hätten.
April 21st, 2010 at 04:26
Nur der Vollständigkeit halber noch dieser Hinweis:
“Tolle Idee von den Grünen: Hartz-IV-Empfänger zu Hundekot-Spitzeln zwangsverpflichten”
https://narrenschiffsbruecke.blogspot.com/2010/04/tolle-idee-von-den-grunen-hartz-iv.html
April 21st, 2010 at 11:30
[...] Grüne für Atomkraft [...]
April 21st, 2010 at 11:59
Zwar im Kontext Grüne, aber eine etwas andere Ebene: Wie ist das eigentlich bei Euch “da draussen” mit den Anhängern / Wählern der Grünen? In meinem Bekanntenkreis ist das Schlimmer wie bei der CDU.
Die Anhänger der Grünen nicken alles ab. Aber wirklich alles. Die kann man nicht erschüttern.
Hamburg, inklusive Verhinderung ALLER Punkte, die sich im Grünen Wahlprogramm finden (zumindest wenn man annimmt das Bürgerbegehren gebt im Sinne der Initiatoren aus)? Kein Problem. Jamaica im Saarland inklusive dem Einkauf der Grünen in diese Koalition? Macht nichts.
Das selbe scheint ja – gemessen an den Berichten über die Parteitage (in vorgenannten Bundesländern) – für die Mitglieder zu gelten. Die ehemals kritische Basis hat sich zu einem Abnickverein entwickelt.
April 21st, 2010 at 12:15
Kaboom, dass die grüne Basis alles nur noch abnickt ist nicht ungewöhnlich bei Leuten, welche sich zu großen Teilen im Staatsdienst befinden oder in ihn hineinstreben.
Das “Nicken” und “Abnicken” ersetzt ganz einfach jeden ehrlichen anständigen Broterwerb, ganz besonders natürlich mit den eigenen Händen.
Alle diese angehenden Pensionäre nehmen mit ihrer heutigen politischen “Nickerei” doch nur ihre bevorstehende persönliche Zukunft vorweg.
Politisch alles nur noch Tattergreise!
April 21st, 2010 at 14:08
@ Charlie (27)
Klar kannst du das verwenden.
April 21st, 2010 at 16:03
wieso diese außenpolitik? wieso der wandel?
man denkt hierzulande offenbar nicht selbst, man folgt den amerikanern. liegt dahinter eine abhängigkeit? oder steckt gar ein unvermögen dahinter, haltungslosigkeit, intellektuelle unfreiheit? ich glaube, man folgt auf gedeih und verderb den amerikanern und hat kein eigenes programm.
fischer hat bei einem der letzten parteitage das wort der “generationengerechtigkeit” in den mund genommen. die grüne basis sah darin nichts böses, und er schien sich darüber zu freuen. dabei ist der begriff nichts anderes als ein feindliches übernahmeangebot einer schäbigen auswahl deutscher unternehmen. es kloppen sich jung und alt, und wir bleiben reich.
die grünen verlieren sich. die interessen ihrer wähler sind andere.
April 22nd, 2010 at 08:56
@ jk
Jutta Ditfurth: Zahltag, Junker Joschka!
https://www.ulrich-wegener.de/spd_dsv/spd_dsv_diskussion/gruene/dittfurt_gruene.pdf
April 22nd, 2010 at 12:12
@df
Super, schönen Dank für den Link, das ist ja wirklich gnadenlos! Aber 10 Jahre später sind due Grünen noch einen Schritt weiter!
April 22nd, 2010 at 12:26
Ich lese ebenfalls fasziniert.
April 22nd, 2010 at 13:19
jou, wenn ich auch Jutta Dittfurth nicht immer gut ertragen kann, so kann ich sie in vielem doch sehr gut und immer besser verstehen. Grade was die Grünen betrifft und damit meine ich nun nicht nur die Karrieristen in der Partei, sondern vor allem auch die in meinem realen Leben, die sich von jenen hier im Text beschriebenen kaum unterscheiden.
Zwar hatte ich mich bei der letzten BW kurzzeitig noch der Illusion hingegeben, dass wenn die Grünen zusammen mit den Linken…(lassen wir das- was in der Essenz nicht mehr da ist, kann auch nicht widerbelebt werden…)
April 22nd, 2010 at 15:10
[...] doppelte Erpressung” von Slavo Zizek aus dem Jahr 2003 verlinken, an den ich mich bezüglich flatters Artikel zu den Grünen (und der im Kommentarbereich verlinkten Abrechnung Jutta Ditfurths mit den selbigen) wieder [...]
April 22nd, 2010 at 22:47
[...] ich neulich bereits den Grünen ein miserables Zeugnis ausgestellt habe, muß ich aktuell leider für NRW eingestehen, daß die [...]
Mai 2nd, 2010 at 09:54
Alles richtig, auch die Kommentatoren!Aber: Was folgt daraus? Neue Partei/Bewegung? Same procedure …!
Beste Grüße