Schon eineinhalb Jahre ist es her, als ich nur den Kopf schüttelte und mir dachte: “Ja, das seid ihr: Emporkömmlinge, die sich für etwas Besseres halten. Radfahrer, die nach unten treten und nach oben buckeln. Leute, die die Herrschaft nie infrage stellen und jene Sklaven, die noch unter ihnen stehen, verachten”.

Gemeint war damit die Formulierung Sigmar Gabriels, die SPD sei die “Partei der Aufsteiger”. Dieser Titel der Entsolidarisierung klebt zurecht an ihnen, womit sich die Sozen endgültig von der Arbeiterschaft verabschiedet haben. Vor allem von dem Teil, der kein Glück hat, der ausgebeutet oder schlicht nicht gebraucht wird. Letzteres trifft seitdem umso mehr für die SPD zu.

Der ebenso charismatische wie sympathische Wahlprofiteur Olaf Scholz, der nicht wissen kann, wie ausgerechnet er zu einem solchen Erfolg kommen konnte, legt aktuell nach und erweitert eine schon armselige Formel um eine nicht minder wahrheitsfreie Variante. Nunmehr heißt es also, die Partei sei die “der fleißigen Leute”.

Teils log sie noch, teils fiel sie hin

mutanteDDas wiederum ist Propaganda in Reinkultur, teils log sie noch, teils fiel sie hin. Das soll der Agenda2010-Zyniker dann mal den Leiharbeitern und Minijobbern erklären, die sich für das Nötigste abrackern und sich damit nicht einmal eine Rente auf Sozialhilfe-Niveau erwirtschaften. Verschweigen will er selbstverständlich auch, dass die anstrengungslosen Einkommen aus Finanzgeschäften erst durch Schröder und Eichel so lukrativ wurden, dass es sich kaum mehr lohnt, jemanden zu beschäftigen. Und ganz selbstverständlich verabschieden sich diese Besseresser auch damit von all denen, deren Fleiß nicht mehr gefragt ist. Für die ist kein Platz mehr an der Sonne der Herrschaft à la SPD.

Damit hat eine immer größer werdende Klientel ihre politische Heimat verloren – wie halbgar auch immer der Einsatz der “Sozialdemokraten” für die Arbeiterschaft gewesen sein mag, früher mussten jene diese zumindest noch verraten, heute haben sie sich vollends abgewendet. Wehe, wenn die Restwählerschaft das auch noch merkt oder schlicht ausstirbt!

Wer nichts hat, ist faul

Ein Blick nach Südeuropa lässt ahnen, wohin die Reise geht. Mit Teils über 20% Arbeitslosigkeit und – wie in Spanien – gar 40% bei den Jüngeren, ist das Desaster vorprogrammiert. Bis zu 80% der neueren Beschäftigungsverhältnisse im Südwesten sind prekär. Derweil wird hier darüber lamentiert, ab welchem Alter die Südeuropäer ihre Rente nicht bekommen. Was hierzulande galt, soll auch Europa- ach was, weltweit gelten: Wer nichts hat, ist halt faul.

Frau Merkel schämte sich nicht, das ganz persönlich zu verbreiten, wider alle Fakten, der Beispiele sind es unzählige. Das Ziel der Veranstaltung liegt dann wohl beim flächendeckenden Mindestlohn – für 31 Cent, wie unsere amerikanischen Vorbilder das jüngst durchgesetzt haben.

Wer von Revolution träumt, sollte besser nicht auf die deutsche Jugend setzen. Die ist aus guten Gründen entweder zu satt oder zu dumm zum Widerstand. Der kleine Rest, der sich trotz guter Bildungschancen ein soziales Gewissen erhalten hat, füllt keine Turnhalle.
Es sind die anderen, auf die man setzen muss. Der demographische Wasserkopf, die Leute, die zigmillionenfach im Alter von der Stütze leben werden. Die Massen, denen man alles nehmen wird, was sie noch haben, ehe sie in die Sozialrente gehen. Die nicht einmal mehr viel Leben zu verlieren haben. Vor denen hätte ich zukünftig Angst.