2012
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Politik[59] Comments 23. Okt 2012 18:32
Was die Presse sich da wieder zusammengurkt, ist schwer zu ertragen. Vor allem die Rechten von Springer bis “Spiegel” schütteln sich in Krämpfen des Versuchs, Romney Chancen anzudichten, die er nicht hat. Ähnlich wie bei der letzten Wahl, als deren Experten sich völlig sicher waren, dass Hillary Clinton zur Kandidatin gekürt würde.
Ich hege meinerseits keinen Zweifel daran, dass Obama wiedergewählt werden wird und mag hier weder auf Spökenkiekerei noch auf das Zählen von Erbsen und Linsen eingehen.
Wenn Romney gewinnt, mache ich mein Blog dicht.
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Theorie[38] Comments 22. Okt 2012 14:34
Da ich gerade bei dem Thema bin, im folgenden zur Ergänzung aus meinem alten Schmöker ein Auszug, der sich mit der Struktur von Filmstories befasst. Fokus ist die kapitalistische Gesellschaft als eine der “Selbstsorge”.
Die Bilder werden passend zur stillen Ideologie produziert. Gefragt sind die Einzelkämpfer. Stereotypen, deren Unabhängigkeit so weit geht, dass sie über jedem Gesetz stehen, vor nichts Angst haben und reuelos töten. Die Einzelnen werden in überhöhten Positionen dargestellt, ausgestattet mit einer Verfügungsgewalt, von der die realen Individuen nur träumen können. Egal, ob Science Fiction, Fantasy, Krimi, Historien- oder Actionfilm, das Schema ist stets das des Einzelhelden oder Führers, der Kraft seiner Macht die Handlung spätestens zum Happy End bestimmt. Was vom Mainstream dann noch bleibt an Darstellung von Zwischenmenschlichkeit, sind Liebesgeschichten, die auf ihre Weise die Stellung der Einzelnen überhöhen und mit den Problemen realer Beziehungen nicht belastet sind. Einzig der Humor kann, in besonders gelungenen Einzelfällen von Komödie, noch Bilder liefern, die mit Realität korrespondieren. Nur in der bewusst gebrochenen Darstellung, dem Witz, ist noch Wirklichkeit.
Wieder breitet sich der Hauch einer Verschwörungstheorie aus: Werden die Einzelnen von der bösen Filmindustrie verdummt und gehirngewaschen? Nein. Zwar ist es völlig richtig, zu sagen, dass sich das System mit Hilfe solcher “Medien” reproduziert, aber das System folgt keinem Machtinteresse Einzelner oder elitärer Gruppen. System ist System ist System. Die Bilder folgen den Bedürfnissen der Einzelnen wie diese den Bildern. Daher lassen sich aus den Produktionen der Kitschindustrie eben auch Rückschlüsse auf den Zustand der Kultur ziehen.
Letzteres sei als Empfehlung in den Raum gestellt. Es liegt mir fern, in einem Zirkelschluss so zu tun, als sei die These von der Einzelkämpfer – Ideologie in zeitgemäßen Filmproduktionen ihr eigener Beweis, weil es so schön zur Behauptung der Tendenz zur Selbstsorge passt. Die These ist an dieser Stelle so unbeweisbar, wie sie anderenorts überprüfbar ist. Es lassen sich beinahe beliebige Beispiele dafür heranziehen: Vergleicht man die Darstellung der Einzelnen und ihrer angewandten Handlungsmacht in den Produktionen mit den Wechselwirkungen zu kollektiven Zwängen und Ansprüchen und vergleicht diese Konstruktionen mit realen Handlungssituationen, wird man feststellen, dass die Rolle des Einzelnen, sein Einfluss auf das System, in dem er sich befindet, in den Produktionen aufs Gröbste überhöht wird. Und man bedenke, dass dieses Schema Anwendung findet in einer Kultur, die ohnehin den Einzelnen sehr viel mehr Handlungsfreiheit gibt als in irgend einer anderen Kultur der Menschheitsgeschichte.
Der Unterschied zwischen den realen Einzelnen und den Filmhelden, das macht das ideologische Moment der Bilder aus, besteht darin, dass der Filmheld Glück hat, wobei er dieses Glück seiner ihm eigenen Macht verdankt, wo reale Einzelne sich im Geflecht fremder Machtansprüche verlieren. Man darf dankbar sein, wenn dieses Schema in Form einer märchenhaften Geschichte präsentiert wird, um den Bezug zur schon seltsamen Sehnsucht der Einzelnen nach dem Ende ihrer Ohnmacht wenigstens zu retten – es ist ja nur ein Traum. Vollendete Verblödung suggeriert, starke Männer könnten reale Probleme durch Gewalt gegen das Böse lösen. Die Wirklichkeit der Demokratie zeigt sich nicht zuletzt daran, dass solche Blödheit nicht mehr dem gegängelten Proletariat vorbehalten ist, sondern längst auch die Mächtigsten befallen hat. Präsentiert sich der Präsident als Cowboy, erheischt man wohl einen kurzen Blick ins Reich der Ideen: Hier kommt die Komik zu sich selbst.
Bemerkenswert am Schema der filmischen Massenproduktionen ist der Ursprung des dort erzeugten Scheins in der Frustration. Figuren, die solche Allmachtsphantasien ausfüllen, derer sich reale Einzelne bedienen, um ihre Ohnmachtsgefühle zu ertragen, haben jederzeit Konjunktur. Der Kampf ums Dasein auf der Leinwand ist existentiell, groß und ein Abklatsch der Mythen. In göttlichen und übermenschlichen Dimensionen wird dort ausgetragen, was im Alltag an der Tücke des Objekts und in den Mühlen der Verwaltung scheitert. Die mannigfaltigen Ursachen der Alltagsfrustration werden nicht benannt oder hinterfragt, sondern die durch sie erzeugte und angestaute Energie wird genutzt, um die Einzelnen an die “Story” zu binden. Leiden und Erlösung werden so zubereitet, dass die im realen Leben Unbefriedigten für eine kurze Zeitspanne entspannen dürfen. So wird noch das völlige Scheitern des Konzeptes “Selbstsorge” triumphal ins Gute gewendet. Dass Unterhaltung so funktioniert, ist nicht als “amoralisch” zu brandmarken. Warum sollte ausgerechnet die Unterhaltungsindustrie dem Guten dienen, wenn das korrumpierte Schöne durstig aufgenommen wird? Der Bezug auf Wahrheit würde solche Fragen aufwerfen. Aber was gilt die Wahrheit im Kampf der Einzelnen? Und ist sie nicht obendrein langweilig?
(2005)
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Hintergrund[106] Comments 21. Okt 2012 18:44
Odysseus, so heißt es gemeinhin, sei ein außerordentlich kluger und listenreicher Mann gewesen, der ob seiner Klugheit und seines Listenreichtums die mystischen Mächte überwand und derart der aufgeklärten Weltsicht den Sieg über das Dunkel der Mythen beschert habe. Wie so oft ist in dieser quasi offiziellen Lesart einiges durcheinander geraten und das Wichtigste verschwiegen worden. Zum Beispiel dass er noch vor dem Listen- über ganz banalen wirtschaftlichen Reichtum verfügte.
Verfügte wie über die ‘Kameraden’, die keine waren, weil sie nicht gefragt wurden. Ob sie starben, Qualen erlitten oder Abenteuer erlebten, stets standen sie unter Befehl. Ihr Herr legte dabei weder besonderen Wert auf ihre Meinung noch auf ihre Interessen, es ging immer nur um seine. Ihr Erfolg war seiner, alles, was sie bekamen, war das, was er ihnen ließ. Sie waren Lohnsklaven. Ihnen kam die Arbeit zu, ihm der Ruhm und das Vergnügen.
Freiheit in Verantwortung
So zum Beispiel als er vermeintlich die Sirenen „überlistete“. Jedem, der ihren Gesängen lauschte, drohte der Tod. Nichts Genaues weiß man nicht, aber wer sich von ihnen betören ließ, den zog es auf die Insel, der nie jemand lebendig entkam.
Um also in den Genuss des Gesangs zu kommen ohne die Konsequenzen tragen zu müssen, pfuschte er sich durch. Regeln galten nämlich, Mythos hin oder her, für Herrn Odysseus nicht. Sie galten nur für die Lohnsklaven. Denen befahl er also, sich die Ohren mit Wachs zu verstopfen und die Befehle auszuführen, die er ihnen zuvor gegeben hatte. Dazu gehörte das Befolgen der Route und dass sie ihn an einen Mast binden mussten, um ihn bis zu einer bestimmten Stelle zu ignorieren.
Dies übrigens heißt seitdem bei den Herren „Freiheit“. Die einen befolgen die Befehle noch, wenn sie sie gar nicht mehr hören können, die anderen nehmen zwar nicht mehr am Leben teil, nehmen sich dafür aber, gefesselt in der eigenen Habgier, was allen anderen verwehrt ist. Dies ist ihnen gestattet wegen ihrer besonderen Fähigkeiten und Leistungen. Odysseus nannte man dafür (und dafür, dass er im Krieg sehr effizient töten konnte) einen „Helden“.
Ein großer Führer
Was widerfuhr nun dem Helden am Mast wirklich? Die Sirenen zeichneten sich durch das schlechthin komplette Wissen der Welt aus und verliehen in ihren Gesängen den Zuhörern eine Vorstellung von deren wahrer Größe. Hier das Universum – da du. In diesem Schock war bis dahin jeder Amok gelaufen und hatte sich unverzüglich suizidiert. Odysseus aber kam nicht dazu, ihm waren ja die Hände gebunden. Er hörte Dinge wie „Du bist ein Honk, Odysseus, ein Niemand. Jeder deiner Kameraden ist mehr wert als du. Ach was, jedes Schwein steht über dir, lässt es doch nicht andere für sich leben und sterben.“
Das erschütterte ihn zutiefst, was er aber wie gesagt mangels Handhabe überlebte, obzwar einen Nervenzusammenbruch erleidend. Nachdem ihn seine ‘Kameraden’ wieder aufgepäppelt hatten, berichtete er ihnen davon, wie großartig das alles gewesen sei – und er selbst natürlich, dass er es wieder einmal geschafft hatte. Seine Großartigkeit ließ dann erst ein paar Kameraden von Seemonstern fressen, dann alle anderen ertrinken, als er aber als einziger Überlebender (vermutlich hatte er sich aus den Überresten der ‘Kameraden’ ein Floß gebaut) die Heimat erreichte, konnte er tolle Geschichten erzählen, die seinen Status als Held und Herrscher festigten. Zur Feier seiner Rückkehr ließ er noch eine Hochzeitsgesellschaft hinrichten und sich daraufhin als großen und gerechten Führer seiner Nation feiern.
Seitdem wird immer wieder versucht, dieser Karriere nachzueifern. Dies gelingt freilich bis heute nur den Besten der Besten der Besten.
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Politik[54] Comments 19. Okt 2012 17:47
Günther Beckstein, seit 1988 schon Staatssekretär (mit besonderen Aufgaben) im bayerischen Innenministerium, seit 1993 Innenminister und ab 2007 Ministerpräsident, gerät en passant wieder in den Fokus der Untersuchungen zu der Mordserie der sogenannten “NSU”. Zunächst war gemeldet worden, Beckstein habe Ermittlungen in Richtung “rechte Terrorzelle” verhindert, was dann abgeschwächt wurde in dem Sinne, er habe nur die Einbeziehung der Öffentlichkeit vermeiden wollen, um eine Panik zu verhindern. 2001 dann, was sich anhand eines Kommentars am Rand eines Zeitungsschnipsels zweifelsfrei (!!1!) beweisen lässt, war er es wiederum, der doch an Serientäter glaubte, aber noch keinen rechtsextremen Hintergrund sehen konnte.
Wenn ihr das wissen wollt
Aktuell wird öffentlich, dass Becksteins Landesverfassungsschutz einen V-Mann in seinen Reihen hatte, der an den wichtigsten Schnittstellen der Naziszene saß und direkte Verbindung zu den Mördern hatte. [via Burks] Ein solch wichtiger Vorgang sollte doch den Vorgesetzten und dem zuständigen Minister kommuniziert worden sein.
Man darf also annehmen, dass Beckstein davon gewusst hat. Wenn dem so ist, wäre für dessen Mauern seit Bekanntwerden der Morde womöglich ein hinreichendes Motiv, dass ihm das alles nicht gerade zur Ehre gereicht. Es ist aber darüber hinaus nach wie vor zu fragen, was er, seine Behörden und Kollegen anderer Behörden eigentlich mit den braunen Truppen vorhatten. Glaubten sie, die rechte Szene im Griff zu haben? Gibt es maßgebliche Seilschaften in den deutschen Sicherheitsbehörden, die braune Terroristen für ‘besondere Situationen’ steuern wollen? Oder sind die Sicherheitskräfte mit den Nazinetzwerken verstrickt, weil sie deren Gesinnung teilen und gemeinsame Ziele verfolgen? Wenn die Untersuchungsausschüsse sich dieser Fragen nicht annehmen, können sie ihre ‘Nachforschungen’ eigentlich gleich wieder einstellen.
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Politik[58] Comments 17. Okt 2012 22:41
Nee, TAZ, da habt ihr etwas noch ganz und gar nicht gerafft: Dass es in den Geheimdiensten, den Kriminalämtern, der Polizei und eben überall, wo “innere Sicherheit” drauf steht, reichlich Rassisten gibt, ist bekannt. Dass die Nazis dort eher Unterschlupf finden als dass gegen sie ernsthaft ermittelt wird, das wurde zuletzt endlich sichtbar. Dass diese Leute sich gegenseitig decken und diesbezügliche Vorgänge vertuschen, liegt in der Natur der Sache.
“Der Skandal (um den Ku-Klux-Klan)” ist also eben nicht “noch größer als bisher angenommen“, er ist überhaupt keiner mehr. Das ist das Problem.
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Politik[87] Comments 16. Okt 2012 13:10
Dass FDP und CDU die professionellen Lügner inzwischen gleich zu Kandidaten machen, ist einerseits konsequent. Andererseits wäre es dann auch konsequent, diejenigen, die das noch per Wahlentscheidung gutheißen, mit entsprechender Häme zu übergießen. Ich könnte mir so etwas vorstellen wie “Turner, weil ihr alle doof seid” oder “Selbst schuld, ihr Deppen!”. Das müsste inzwischen eigentlich eine erfolgversprechende Strategie sein, denn der Wähler wie ihn sich die ‘Bürgerlichen’ vorstellen, will belogen und für dumm verkauft werden. Er hielte es daher wahrscheinlich für ‘ehrlich’, wenn man ihm das auch so sagte.
Sebastian Turner ist ‘Journalist’, Werber, Millionär und Mitinitiator der “INSM”. Lange Zeit war es nicht chic zuzugeben, dass die Parteien sich von diesen Arbeitgeberlobbyisten die Slogans soufflieren lassen. Zu augenscheinlich war die Klientelpolitik, die dadurch offenbar wurde. Inzwischen ist zumindest Schwarzgelb so korrupt, dass sie nicht bloß die Nähe zu den sprichwörtlichen Mietmäulern zugeben, sondern gleich ganz auf Politik verzichten und jene ins Amt heben. Ist das noch ein Skandal? Nein. In einer Bananenrepublik wäre das anrüchig. In diesem neoliberal verseuchten Marionettenstadl ist es der vorletzte Akt.
Keine Bananen, keine Republik
Zur Erinnerung, um nur einige Leistungen des ‘Think Tanks’ zu nennen: Die INSM schreibt dem Finanzministerium die Texte, beherrscht die Talkshows, ‘versorgt’ Redaktionen mit selbst verfassten ‘Beiträgen’ und drückt – überparteilich – vielzitierte Slogans in die öffentliche Debatte. Der bekannteste dürfte der Spruch “Sozial ist, was Arbeit schafft” sein, ein Satz, der bei genauerer Betrachtung an Menschenverachtung nicht zu überbieten ist. Nicht zufällig ist das ein Zitat von Hitlers Wirtschaftsminister Hugenberg, der sagte: “Derjenige ist wirklich und wahrhaft sozial, der Arbeit schafft.”
Für ihre Lobbyarbeit ist ihnen kein Zynismus, keine Lüge, keine heimliche Einflussnahme zu schäbig, auch nicht die rhetorische Anleihe bei den Faschisten.
Nun kann man sagen: Das ist ihr Job, dafür werden sie bezahlt. Man kann auch sagen, dass eine Demokratie, die sich von solchen gedungenen Einflüsterern lenken lässt, unreif ist und offenbar nicht ausreichend vor Korruption geschützt.
Eine ‘Demokratie’ aber, die solche Leute zu Amtskandidaten sogenannter “Volksparteien” macht, die durch gefällige PR zu Millionären wurden, ist definitiv und vollkommen am Ende. Dazu müssen die gepäppelten Klassenkämpfer nicht einmal gewählt werden.
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Wirtschaft[117] Comments 15. Okt 2012 11:37
… werden die Konzerne mit der “Ökostromabgabe” machen, jene Konzerne, denen wir für nen Appel und ein Ei unsere Infrastruktur verhökert haben? Wenn ich mir die Erpressungsbriefe vulgo “Stromrechnungen” der letzten 15 Jahre anschaue, wird mir übel. Alles wegen der erneuerbaren Energien, ja? Die fetten und nebenbei garantierten Gewinne der nämlichen Zeit auch? Was die INSM, der Springer Verlag und die anderen üblichen Verdächtigen derzeit an Propaganda raushauen, lässt eigentlich nur eine Konsequenz zu: Die Energiekonzerne wieder zu enteignen. Die können eh nicht mit Geld umgehen, sonst würden sie uns nicht jährlich derart dreist die Energieabgaben erhöhen.
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Wirtschaft[29] Comments 14. Okt 2012 22:00
Wer will sie noch hören, die Experten von der Murmelakademie, Facherbsenzähler, Hüter der einzig wirklichen Wahrheit, Bewahrer der Wertschöpfung? Hans Werner Sinn etwa macht sich derzeit nach Kräften lächerlich, indem er tapfer versucht, den einzigen Fall herbeizuführen, in dem seine “Targetgefahr” real werden könnte. Wer den letzten Satz nach Erkennen des Namens weitergelesen hat, sei für seine Tapferkeit belobigt. Im allgemeinen steige ich an der Stelle schon aus.
In seinem kürzlich verlinkten Vortrag sagt Heinz-Josef Bontrup, dass niemand im Fachbereich Volkswirtschaftslehre befürchten muss, zu Marx geprüft zu werden. Wohl kaum, weil dessen Theorie so dumm oder unzutreffend ist, sondern weil sie der geltenden Ideologie widerspricht. Ich kann mir vorstellen, dass selbst die Seminare zur “politischen Ökonomie” weniger intolerant gegenüber ‘bürgerlichen’ Theorien waren, die man vielleicht kennen durfte, um sie widerlegen zu können. Aber wir sind ja auch nicht die Deutsche Demokratische Republik. Wir sind die Guten von der sozialen Marktwirtschaft®.
Priester und Tempel
Wissenschaft als Mythologie funktioniert, weil die Priester und die Tempel dafür eingerichtet sind. Wer die Mittel und Wege der “Aufklärung” festlegt, legt die Wahrheit fest. Es wird nicht geforscht, sondern bestätigt. Es wird nicht gelehrt, sondern verkündet. Es wird nicht gelernt, sondern nachgeeifert. Das ist übrigens kein Problem der Ökonomie allein, sondern das von “Wissenschaften”, die autoritär und hierarchisch strukturiert sind.
Ein Musterbeispiel dieser Wissenschaft ist die Geschichte der Kontinentaldrift und ihres unglücklichen Vertreters Alfred Wegener. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts präsentierte er eine Theorie, die an Plausibilität kaum zu überbieten war, nämlich dass die Kontinente einmal eine gemeinsame Landmasse bildeten und dann auseinander drifteten. Die Indizien dafür waren und sind erdrückend, aber Wegener wurde dafür verlacht und gemobbt – wohlgemerkt: nicht im finsteren Mittelalter, sondern im 20. Jahrhundert. Die Leugner der offensichtlichen Wahrheit waren erfolgreich bis Anfang der 1960er Jahre, erst dann war sie nicht mehr von der Hand zu weisen.
Nicht vor und nicht zurück
Es musste erst bewiesen werden, dass es eine Kraft gibt, welche die Kontinente in Bewegung setzt. Anstatt also das Offensichtliche zu akzeptieren und sich auf die Suche nach Belegen zu machen, mauerten die ‘Experten’ so lange, bis einer kam, der es ihnen ins Gesicht rieb. Der war dann auch ein echter Geologe und wurde daher als Eingeweihter von den anderen Geweihten gehört. Als “Plattentektonik” kam die Wahrheit doch noch zu ihrem Recht, mit 50 Jahren Verspätung.
So borniert kann ‘Wissenschaft’ sein, und wer je als kritischer Student auf einer Hochschule unterwegs war, hat die besten Chancen, ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben. Es ist nicht hilfreich, innovativ zu sein oder geistig flexibel, wenn man dazugehören will. Schon gar nicht bei den Ökonomen, die seit Jahrzehnten denselben Sermon von sich geben, keinen Schritt vorwärts gekommen sind und obendrein einen maßgeblichen Teil bereits vorhandenen Wissens ausblenden. So bestehen sie denn darauf: Alles, was nicht den gültigen Regeln kapitalistischen Wirtschaftens entspricht, darf nicht sein. Daraus folgt unmittelbar, dass diese Regeln eben gelten. Das soll ihnen erst einmal jemand widerlegen.
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Hintergrund[39] Comments 13. Okt 2012 20:42
April April, alles sicher. Genau wie in Japan, einem hochtechnologischen Land, das wie kein anderes die Kernkraft beherrscht.
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InternaKommentare deaktiviert 13. Okt 2012 11:11
Ich wurde vor einiger Zeit von einem freundlichen Juristen darauf hingewiesen, dass ich mir das Urheberrecht an den Kommentaren nicht durch die Nutzungsbedingungen übertragen lassen könne. Sinn der Veranstaltung war die Nutzung innerhalb von Feynsinn, was auch von vornherein so formuliert war. Ich hatte das bereits geändert, sehe mich aber zu einer weiteren Klärung veranlasst, die jetzt unter “Recht am Kommentar” zu lesen ist.
Es sollte selbstverständlich sein, das die Nutzung der Kommentare durch Dritte ausgeschlossen ist. Wenn ich einen Kommentar bei der TAZ hinterlasse, möchte ich den ja nicht nachher in der “Nationalzeitung” lesen. Von daher hielt ich es für selbstverständlich, dass die Kommentare nicht einfach kopiert und verlinkt werden können. Diese waren und sind weiterhin urheberrechtlich geschützt; das gilt ausdrücklich auch für meine eigenen.
Sollte jemand Kommentare woanders nutzen wollen, mag er die betreffenden Kommentatoren fragen. Zur Herausgabe von Daten wie Mailadressen bin ich nur berechtigt, wenn die betreffende Person dem ausdrücklich zustimmt.
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