Er hat es also geahnt haben wollen. Mit Kugelschreiber auf Zeitungsartikeln seien die Ahnungen Günther Becksteins dokumentiert, dass er schon 2001 und dann abermals 2006 auf die Möglichkeit eines “ausländerfeindlichen Hintergrundes” hingewiesen habe. Er allein offenbar, alle anderen fanden keinen nachweisbaren Baum im Wald. Und ausgerechnet er, der an anderer Stelle die Order gab, dass nichts von einer rechtsextremen Terrorgruppe nach außen zu dringen habe.

Es ist ja schon abenteuerlich genug, dass jetzt solche Notizen auftauchen, ausgerechnet auf Zeitungsartikeln, damit auch ja mit Datum ‘belegt’ ist, wann die Notizen gemacht wurden. Genau zur richtigen Zeit von genau dem richtigen Mann. Wie naiv muss man sein, wenn man dabei nicht verschwörungstheoretische Überlegungen anstellt? Wen soll das überzeugen? Ach ja: die Öffentlichkeit. Die Experten. Und natürlich den Untersuchungsausschuss.

Nachweislich haben das Bayrische Innenministerium und ihm unterstellte Behörden die Übergabe des Vorgangs an das BKA verhindert, und zwar als längst klar war, dass hier Serientäter am Werk waren, für die eine Landesgrenze keineswegs ein unüberwindbares Hindernis darstellt. Das war dann aber nicht mehr der umsichtige Minister oder Ministerpräsident, das war dann die Polizei. Wie günstig für Beckstein, der seinerseits nur verhindert hat, dass die Taten über den Weg der Öffentlichkeit mit Terror in Verbindung gebracht worden waren. Nur der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass der Verfassungsschutz, der in allen Gremien der NPD sitzt und seine Genies auch direkt in der Nähe der Täter plaziert hatte, von nichts wusste.

Der Feind steht links

Während Menschen, die wissenschaftliche Aufsätze schreiben, totalüberwacht werden und Wirrköpfe, die mutmaßlich Polizeiautos in Brand gesteckt haben, Duftproben abgenommen bekommen, ist man auf der rechten Seite tiefenentspannt. Man stelle sich vor, einige reiche Leute wären erschossen worden und es hätte Grund zu der Annahme gegeben, dass das organisiert geschehen wäre. Hätte Beckstein dann auch die Suppe abgekühlt, damit in der Öffentlichkeit “keine Hysterie” entsteht?

Es scheint eine Hierarchie zu geben dessen, was als schützenswert gilt in diesem Land:
- Erstens Angehörige der ‘Elite’. Werden die angegriffen, sperrt man auch schon mal die Autobahnen für die Fahndung.
- Zweitens die Institutionen:
Hier ist jedes Fahndungsmittel recht, der Kreis der Verdächtigen und die Kompetenzen der Fahnder können nicht groß genug sein.
- Drittens und letztens die Bürger (Ausländer und Arbeitslose zuletzt):
Nur Rechtsextremisten haben hier je gezielt Unbeteiligte wahllos ermordet. Zwar kann man die Angst unter den Bürgern schüren, sie alle seien Ziel von Terroristen (Qaida, Islamisten), daraus resultieren aber nur Maßnahmen, die ins Kalkül passen. Dass aus der Gruppe der bedrohlichen Fremden in Wahrheit die Opfer kamen, sollte eigentlich nicht bekannt werden?

Es stinkt zum Himmel. Der Untersuchungsausschuss kann eigentlich einpacken, denn es wird ohnehin niemand für nichts zur Rechenschaft gezogen werden. Das Nähere regelt eine Lichterkette.
Es ist aber längst genug bekannt um zu erkennen, wie dieser Rechtsstaat politisch tickt. Das ‘Chaos’ bei der Fahndung offenbart nämlich eine Ordnung. Und die kann sich gar nicht ändern, solange die Staatssicherheit von Leuten eines Schlages gewährleistet wird, der stets weiß, wo der Feind der Sozialen Marktwirtschaft und seiner Demokratie steht.