Das jährliche Treffen meiner Selbsthilfegruppe findet dieser Tage statt. Wir haben keine Hoffnung, dass die Symptome noch einmal nachlassen werden. Wir versuchen daher, so gut wie möglich damit zu leben.
Das jährliche Treffen meiner Selbsthilfegruppe findet dieser Tage statt. Wir haben keine Hoffnung, dass die Symptome noch einmal nachlassen werden. Wir versuchen daher, so gut wie möglich damit zu leben.
Was bedeutet eigentlich “transatlantisch”? Das ist ein Etikett für Zirkel, die Krieg, Unterdrückung, Entrechtung und die Interessen der heimischen Oligarchie fördern. Das nennen sie dann “Freiheit” und behaupten vor diesem Hintergrund nicht zu Unrecht, wir lebten in der “freiheitlichsten” politischen Ordnung aller Zeiten.
CETA sollte das neue ACTA werden, ein weiterer Anschlag auf die Bürgerrechte zum Zwecke der “Pirateriebekämpfung”. Ihr wisst schon: Schwerstkriminalität in Form von “Kinderpornographie”, Terrorismus und unbezahlten Downloads.
Das Vorhaben wurde jetzt ein wenig abgespeckt, um mit der nächsten Scheibe von der großen Salami unter dem nächsten Titel wieder aufgespeckt zu werden. Der Wille zur Durchsetzung der Profitinteressen mit allen Mitteln ist ungebrochen. Wer nicht sein letztes Hemd dem Konsum opfert, ist ein potentieller Verbrecher.
Da warten sie nur darauf, dass einer sagt, “Ich kann nicht mehr” und das auch so meint. Dass immer mehr Menschen so reagieren. Im vorliegenden Fall werde ich Herrn Max allerdings mal kräftg am Ohr ziehen und ihm sagen, was er “nicht mehr kann”. Dir werde ich helfen, Freundchen!
Auf zum letzten Gefecht
Ich habe mich neulich gefragt, warum eigentlich noch irgendjemand den ganzen Quatsch mitmacht. Die Politik der Contentmafia ist eine Aufforderung zur Raubkopie und so etwas wie die GEMA zum Beispiel will unbedingt vereimert werden. Wer denen etwas freiwillig und korrekt meldet, kann doch nicht mehr alle Latten am Zaun haben. Das schreit nach massenhafter Verweigerung, lasst sie doch sehen, ob sie mit dem Klagen hinterherkommen.
Ich kann Max gut verstehen. Es gibt Tage, da wird einem alles zu viel. Da ist die Haut dünn, man kann das Trampeln auf der Stelle, den Irrsinn da draußen und das Gepöbel der Diskursautisten nur noch als unerträglichen Frust erleben. Aber dann kommen auch wieder die Tage des Zorns. Der bringt immer wieder neue Energie, da ist er zuverlässiger als Mars. So lange ich atme, lebe ich noch. Also weitermachen und nie vergessen: Die letzte Waffe ist dein Mundgeruch. Die Revolution braucht dich!
Es ist schon putzig. Da raunt es allüberall in den herbstlich-matschigen Blättern “Kapitalismuskritik”, aber so recht kommt man nicht zur “Kritik”, weil es mit dem Kapitalismus schon nichts wird. Der ist nämlich, wo von ihm gesprochen werden darf, nur das Böse, das sich in die gute Marktwirtschaft eingeschlichen und die perfekte Welt mit der fiesen Gier infiziert hat.
Hätte man ein weniger infantiles Bild von der schnöden Wirklichkeit, man scheute sich nicht davor, das K-Wort auch dort einmal in Anschlag zu bringen, wo der Teufel das Detail durchseucht hat. Wirtschaft hat nichts mit Moral zu tun, höchstens mit deren konsequenter Abwesenheit. Weil aber die Buchstabenfinken so nicht denken können und dürfen, suchen sie bei jedem hässlichen Auswuchs, den das Phänomen hervorruft, nach einem Schuldigen, der sich vermeintlich leichter findet als die Ursachen. So gibt es etwa Schuldige am Urheberrecht, nämlich die bösen Raubkopierer, die dagegen verstoßen. Die Bösen, die den Künstlern die Butter von Brot nehmen, weswegen deren fürsorgliche Beschützer, die Verlage, strengere Urheberrechte fordern. Und härtere Strafen, was den Konservativ natürlich freut, denn er mag härtere Strafen.
Marktwirtschaft® vs. das Böse
Und natürlich müssen die herben Verluste, die das böse Gesindel den armen Urhebern beibringt, wieder reingeholt werden. Dazu tragen härtere Strafen nur geringfügig bei, also braucht es andere Möglichkeiten. Zum Beispiel die, die “Rechte” der Verlage immer länger zu “schützen”. 70 Jahre lang sollen künftig auch Musikstücke darunter fallen, so dass jeder, der eines spielt, vervielfältigt oder öffentlich hörbar macht, zur Kasse gebeten werden kann. Neueste Erklärung dafür: Die armen Künstler hätten dann auch im Alter etwas davon. Die. Künstler. Im. Alter.
Auch das könnte irgendwann jemandem auffallen, dass die Lügen immer blöder werden, wenn es darum geht, sorry, Profite niemals so zu nennen und sie immer, grundsätzlich und nur zu sozialen Errungenschaften zu verklären. Schon das Wort findet man in kaum einem Text zu wirtschaftlichen Zusammenhängen. Praktisch nie wird auch nur in Erwägung gezogen, irgend etwas könnte aus Profitinteresse geschehen.
In einer Zeit, in der aber aus allem und jedem noch das letzte herausgequetscht werden muss, in der längst die Gesetzgebung zum Instrument des Kapitals geworden ist, zur grenzenlosen Vermarktung aller Lebensbereiche, werden die Erklärungen dazu, die sich das K-Wort und das P-Wort streng verbieten, zum schieren Irrsinn. Wenn ein breiter Konsens herrscht darüber, dass zwei plus zwei fünf ist, dann ist das keine Willkür der Herrschaft. Es ist der gnädige Wahn, der einzig noch dazu taugt, den inneren Zwang erträglich zu gestalten.
Ich traf heute auf eine “Presseschau” in einer Tageszeitung. Wie herrlich überflüssig, dachte ich mir, zusammenzufassen, was alle die schreiben, die dasselbe schreiben wie die, die über jene schreiben. Zwölf Formulierungen desselben beim Autor der dreizehnten. Dabei ist das schon eine Leistung, denn wie oft lese ich auch noch denselben Wortlaut, weil ohnehin nur Agenturmeldungen abgeschrieben werden. Das müsste doch auch eigentlich den Verfassern solcher “Presseschauen” auffallen. Nicht? Dass überall dasselbe steht?
Zur Bestätigung der Bestätigung wird dann also zitiert. Hier und da werden dann Simulationen von “links” und “rechts” eingestreut – “rechts” wird übrigens niemand genannt, das sind alles “Konservative” – in der berechtigten Hoffnung, dass der Leser dumm genug ist, diese Kategorien zu übernehmen. Neulich sprach jemand in vollem Ernst die mir seit Jahrzehnten bekannten Worte: “Der ‘Spiegel’ ist mir zu links”. Man sagt das offenbar so wie “Guter Rat ist teuer” oder “Hier regiert der S Null Vier”. Es ist unabhängig von Inhalt und Bedeutung, ein Plappern und Zwitschern, das schon immer so war. Während die Singvögel inzwischen Handyklingeltöne gelernt haben, verblödet die angebliche Belesenheit zusehends und schützt sich vor intellektueller Überforderung durch ständige Wiederholung.
Plappern und Zwitschern
Niemand prüft irgend etwas, die ‘Kategorien’ sind selbst schon Simulationen. Wo es früher eine Schublade gab, findet sich heute eine Klappe, die sich nicht einmal mehr öffnen lässt. Nur die Aufschrift ist noch da. So kommt es, dass zum Beispiel ein Jakob Augstein die inkarnierte publizistische “Linke” darstellt. Der “Spiegel”, der es ja wissen muss, weil dort einmal sein Ziehvater wirkte, hat das so festgelegt: “Im Zweifel Links”, was nicht einmal so falsch ist, denn Zweifel kennt der Mann ja keine. Der Leser merkt sich also: Augstein links! Man hätte doch auch Fleischhauers Tiraden den “kleinen Stürmer” nennen können oder “Wo’s braun wird, rechts ab”, das wäre vielleicht ein Hinweis gewesen. Stattdessen gilt das dort inzwischen als “Mitte”. Von da aus ist Augstein dann auch wieder links und die Welt in Ordnung.
Was will ich mit einer Mainstreamschau im Mainstream? Nun mag man fragen: “Was will der Mann dann?”. Streit will der Mann! Der unerträgliche Einheitsbrei, die Industrie der Alternativlosigkeit, kann sich nur noch erregen, wenn irgendwer ein Empörungspüppchen hochhält und zum Beispiel dem Papst Pissflecken auf die Kutte montiert oder wenn eine Fußballmannschaft einen schlechten Tag hatte. Dass aber inzwischen noch ein Journalist dem anderen, ein Blatt dem anderen, ein Sender einer Zeitung die Leviten liest, dass jemand eine wirklich politische Haltung einnimmt, seine Meinung sagt und Kollegen öffentlich wegen deren Meinung angreift, wo gibt es das noch? Das ist also dann der ‘globale Wettbewerb’, wenn sich alle einig sind und “Links” und “Rechts” sich zur Redaktionssitzung mit Bussi begrüßen? Verdammte Axt, das ist nicht das, was ich “Pluralismus” nenne.
30. Okt 2012 14:52
In “junge Welt” erinnert Mario Tal an die Geschichte der staatlich geförderten Nationalsozialisten, die nicht nur die Geheimdienste, sondern auch einen antikommunistisch-faschistischen Untergrund organisiert haben. Vom “Technischen Dienst des BDJ”, der immerhin als rechtsextreme Organisation verboten wurde über “Gladio” bis hin zu aktuellen Ereignissen zieht sich eine braune Spur militanter Geheimzirkel. Immer wenn es heikel wurde, lief der Aktenschredder heiß, was eine lange stabile Tradition hat. Es lässt sich gesichert feststellen: Es hat von Seiten der Bundesrepublik und der US-Behörden eine aktive Unterstützung von Nazis als ‘Bollwerk gegen den Kommunismus’ gegeben, und Spuren sind immer wieder vernichtet worden. Was könnte man Übleres über ‘demokratische’ Geheimdienste sagen?
Besonders übel ist vor diesem Hintergrund die Tatsache, dass sich hinter solchen Strukturen noch immer sogenannte “transatlantische” Clubs und Zirkel treffen, auf Einladung und unter Geheimhaltung. So etwas ist antidemokratisch bis ins Mark. Die Geschichte zeigt dabei, dass solchen Strukturen zutiefst zu misstrauen ist. Das ficht freilich unsere ‘Volksvertreter’ nicht an. Mitglieder aller neoliberalen Parteien finden sich dort, aus CDU/CSU, FDP, SPD und Grünen. Wer vor zwanzig Jahren prognostiziert hätte, dass ein Chefgrüner einmal Mitglied der “Atlantikbrücke” würde, den hätte man eingewiesen. Inzwischen ist der hysterische Antikommunismus bei der immer noch so genannten parlamentarischen “Linken” fest verankert.
Die antikommunistische Front
Vertuschung ist das oberste Gebot im Zusammenhang mit den Aktivitäten von Nazis und ihrer Unterstützung durch die Geheimdienste. Es gibt dazu keine Erkenntnisse, denen man trauen kann, man ist also auf Spekulationen angewiesen. Es stellt sich zwangsläufig die Frage, wie der Rechtsterrorismus in Deutschland, insbesondere im Osten, aufgebaut wurde. Die Strategie, die die Atlantiker und sonstige Antikommunisten immer bevorzugt haben, war der Einsatz und die Förderung Rechtsextremer als Werkzeug gegen die Linke. Lag es daher nicht nahe, die Unsicherheit nach dem Ende der DDR zu nutzen und so viele Jugendliche wie möglich in eine vermeintlich kontrollierte rechtsextreme Szene zu integrieren, um zu verhindern, dass die absehbare Unzufriedenheit und Orientierungslosigkeit in ein trotziges Aufblühen ‘linksextremer’ Strukturen mündet?
Mir erscheint dieses Szenario plausibel. Genau das ist das Problem. Verschwörungstheorien erklären gemeinhin wenig, aber sie sind ein guter Indikator für das, was möglich ist, was man den Herrschaften zutraut. Rassistische Morde sind schon nicht mehr auszuschließen. Ein systematischer Aufbau faschistischer Subkulturen ebenso wenig.
Es gibt Unpersonen, die aus dem Diskurs verbannt werden, es gibt Schweigen und Vertuschung und es gibt den Umgang des politisch-medialen Komplexes mit Karl Marx. Dem angeschlossen ist auch die Wissenschaft, die aber immerhin noch wissen darf, wer der Mann war. Ich habe auch nichts gegen Stéphane Hessel, nicht einmal dagegen, dass er von einer Gazette als Väterchen verbrämt wird, aber “Vater der Kapitalismuskritik” ist dann doch ein Schuss Richtung Eckfahne. Rechte Eckfahne.
Ich bin selber immer bemüht, so wenig wie möglich mit Marx zu argumentieren. Das liegt zunächst daran, dass ich gern im Kontext bleibe und nicht immer das Besserwissen von außen her holen will. Dann liegt es bekanntermaßen daran, dass mir zu viele Marxisten zu sehr auf die Murmeln gegangen sind und schließlich daran, dass es ja reicht ihn zu zitieren, wenn es nicht mehr anders geht. Diese Gelegenheit wiederum findet sich allzu häufig in den Scheindebatten um die Rettung des Kapitalismus. Warum übrigens nennt man Herrn Hessel nicht dessen “Retter”, wo er ihn nur an der Oberfläche ‘kritisiert’, um ihn gegen alle Wirklichkeit zu verteidigen? Was ist das für eine “Kritik”, die sich keinen Schritt über die gegebenen Verhältnisse hinaus wagt?
Die gute alte Zeit
Hessel spricht von einer guten alten Zeit nach dem II. Weltkrieg, als “die Wirtschaft stabil war und die Grundbedürfnisse der Europäer befriedigte, eben weil die Märkte reguliert wurden“. Aha, so einfach ist das. Eine Ursache, eine Folge. Wo ist dann die Erklärung für das, was folgte? Plötzlicher Gierausbruch? Gottgewollter Wertewandel? Verführung durch den Antichristen? Oder warum wurde “der Markt” nicht mehr “durch den Dialog zwischen Gewerkschaften, Arbeitgebern und Staat reguliert“, die “vernünftige Begrenzung der Bereicherung” aufgehoben? Womöglich durch die plötzlich einbrechende “Globalisierung”?
Letzteres ist die neoliberale ‘Erklärung’, die Marx bekanntlich schon 1848 zurückgewiesen hat. Warum wurden die Gewerkschaften so geschwächt, alles korrumpiert, was sich der Entwicklung hätte in den Weg stellen sollen, wieso erodierte die staatliche Regulierung der ‘Märkte’ in solchem Ausmaß? Wer Marx gelesen und verstanden hat, kennt das Problem des Kapitals, langfristig Profite zu erzeugen. Es stößt in der realen Wirtschaft auf Grenzen, ab denen die Profitraten marginal werden. So marginal, dass sich Investitionen nicht lohnen und Zinsen nicht mehr erwirtschaften lassen. Sobald also mehr oder weniger zufällige technische Neuerungen, die Produktion und Konsum erheblich steigern, ausbleiben, kollabiert das System zwangsläufig.
The Show must go on
Der Ausweg in die sogenannten “Kapitalmärkte” und die mittelfristige Steigerung der Renditen durch globalen Lohnabbau war der einzige und letzte Weg. Das ist eine Erklärung, und eine bessere habe ich bis heute nicht gehört oder gelesen. Geschweige denn hätte jemand eine Idee, was denn mit dem ganzen Kapital passieren soll, wenn man die “Märkte reguliert”. Ebenso wenig hat jemand eine Erklärung, wie eine Marktwirtschaft aussehen soll, die von Staats wegen so kontrolliert wird, dass unabhängig von den möglichen Profiten vorgegebene Grenzen eingehalten werden. Das wäre nämlich tatsächlich der Staatssozialismus, vor dem die FDP solche Angst hat. Dann lasst uns bitte darüber reden, ob wir den wollen. Er scheint ja immerhin besser zu sein als der Kapitalismus je werden könnte.
Aber nein, die Show muss weitergehen. Es soll und muss und darf nur eine “Marktwirtschaft” sein, eine “soziale”, in der die Sonne im Westen aufgeht. So sieht sie aus, die ‘Kapitalismuskritik’, die diskutiert werden darf. Ihre Väter, Kinder und Enkel sind allesamt Kapitalisten.
Einfach mal einen Tag lang von sich selbst in der dritten Person sprechen (Vor- und Zuname nennen!). Die sparsame Mimik der Gesprächpartner für Bewunderung halten. Dann um wichtigen Posten bewerben. Ihre Chancen waren nie so gut.
Die Echternacher Springprozession heißt so, weil der Fortbewegungsmodus der dortigen Veranstaltung vorsieht, erst zwei Schritte vor zu gehen, dann einen zurück und so fort.
“Salamitaktik” nennt sich das Spiel, eine Strategie scheibchenweise umzusetzen, damit das nicht so auffällt. Dabei wird jede neue Scheibe mit dem Versprechen serviert, das sei jetzt auch ganz sicher die letzte.
Uns doch wurscht
Letzteres kennen wir seit langem beim Abbau der Bürgerrechte. Hier wird eine Maut eingeführt, nur für LKWs und nur für das Kassieren einer Gebühr. Dann wird das System zur Überwachung eingesetzt, als nächstes eine PKW-Maut eingeführt, natürlich nur für die Gebühr, vorläufig …; Dort wird die Überwachung von Telefon und Internet verschärft, natürlich nur gegen schwerste Kriminalität wie Terrorismus oder das Abschlachten von Säuglingen. Dann wird das ausgeweitet auf ‘organisierte” Kriminalität, die immer weiter ausgelegt, bis schließlich auch der Download urheberrechtlich geschützter Dateien irgendwie ‘organisiert’ ist und der 12-jährige Fan ein Schwerstkrimineller.
Gegen solche Mittel einer Diktatur, aus diktatorischer Gesinnung für diktatorische Überwachung, gibt es ein Hindernis, das den antidemokratischen Scharfmachern aus dem Zirkel der “inneren Sicherheit” häufig im Wege steht. Es handelt sich dabei um das Grundgesetz, dessen Schutz das Bundesverfassungsgericht trotz permanenten Beschusses noch nicht ganz aufgegeben hat. Wie wir wissen, ist aber die Abschaffung, Aushöhlung und Pervertierung der Verfassung per Gesetz kein strafbewehrtes Delikt, sondern anerkannter Sport, der bald olympisch werden dürfte. Jedenfalls wenn es alle so treiben wie die Bundesregierungen und viele ihrer westlichen Partner.
Was hinten rauskommt
Die Echternacher Salamitaktik geht dabei so: Es wird ein Gesetz auf den Weg gebracht und mit der Zustimmung willfähriger lobbygepäppelter Abgeordneter durch die Parlamente gebracht. Jemand, der lesen kann, klagt dagegen beim BVerfG und erhält – inzwischen selbstverständlich – Recht. Das Gesetz wird für null und nichtig erklärt, die Regierung beauftragt, ein neues auf den Weg zu bringen. Diese liest das Urteil aufmerksam und verfasst in einem neuen Verfahren einen Entwurf, der die vom Gericht zurückgewiesenen Teile drastisch verschlimmert. Dieses Gesetz wird dann kassiert, es folgt ein neuer Auftrag usw..
Ein virtuos gespieltes Stück aus dieser Staatsoperette haut uns die Bordkapelle Merkel zwei derzeit um die Ohren, dass diese nur so wackeln. Das Falsetto, das den Karl-Heinz Pawla-Gedächtnispreis für besonders dreistes Koten in hoheitliche Akten verdient, bewertet Udo Vetter angemessen. [via daMax] Wenn das Abschöpfen intimer Daten unter Richtervorbehalt nur in Grenzen möglich ist, was macht man dann? Genau: Den Richtervorbehalt weglassen, dann ist das ja unbegrenzt erlaubt. Logisch.
Missis Mop notiert die außerordentliche Beliebtheit der Kanzlerin und ihrer Deutschen im Rest Europas, die nicht völlig zu Unrecht besteht. Dass Frau Merkel den Faschismus in Südeuropa erheblich fördert, ist dabei wie wir wissen ein Kollateralschaden. Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag hat ihr bescheinigt, sie sei ganz sicher keine Faschistin. Das war nötig geworden, weil die Linken sich des Vorwurfs erwehren mussten, sie hätten sich mit solchen solidarisiert, die wiederum mit denen solidarisch seien, die Merkel mit Hakenkreuzen in Verbindung brachten.
Wohlgemerkt ist es nicht das Thema deutscher Außenpolitik, wo die faschistischen Parteien zweistellige Zuwächse haben und was mit einer deutschen Außen-, Wirtschafts- und Außenwirtschaftspolitik zu tun haben könnte. Vielmehr wird schon die Möglichkeit der Möglichkeit einer Verbindung von Europas Miss Brüning 2.0 mit einer gewissen Folgeerscheinung unter Acht und Bann gestellt. Höchstens ein bisschen an frühere Besatzungen erinnern dürfe man, wenn man Linker ist oder Grieche, so der Linke. Aber auch nicht so. Aha.
Die Deutschen können sich auch diesmal herauswinden, denn sie waren und sind ja zu zwei Dritteln im Widerstand. Nur eine Minderheit hat Frau Merkel gewählt. Na gut: Was die anderen mitgewählt haben, hat dann zu zwei Dritteln dem ganzen Desaster zugestimmt, einschließlich aller ‘Experten’, unter dem Druck und dem Jubel der Medien, der Zustimmung der Wählerinnenundwähler® und lautem “Mein Geld gehört mir, mein Euro bleibt hier!” – Getöse, überparteilicher Herabwürdigung “der Griechen” und anderer “Faulpelze” sowie euphorischer Zustimmung zu unmenschlicher Härte gegen jedermann.
Härte ist unsere Pflicht
Derweil werden die Mauern hochgezogen gegen Einwanderer, “Wirtschaftsflüchtlinge vom Balkan”, weil Frontex noch nicht genug ist. Dies trifft hauptsächlich Sinti und Roma, die man von ‘Partner’ Ungarn ja auch schweigend internieren lässt und dem, Verzeihung, faschistischen Terror überlässt. Ich male auch ganz sicher keine Hakenkreuze, aber das tun die fleißigen Helferlein dortselbst dort selbst. Nicht aus Protest übrigens, sondern weil sie das gut finden. Sie sprechen von der “Befreiung Ungarns von der Zigeunerkriminalität“. Darf man das wenigstens “Faschismus” nennen?
Das alles ist weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich. Das ist Faschismus, der über das Anfangsstadium hinaus gewachsen ist. ‘Damals’ gab es den übrigens auch nicht nur in Deutschland. Nein, Frau Merkel ist nicht Hitler, und selbst der war austauschbar. Frau Merkel ist eine devote Dienerin des Kapitals, die keine Gnade kennt und kein Abwägen. Sie dient auch keinem nationalen Interesse, ihr geht es um ‘globale Wettbewerbsfähigkeit’. “Die Würde des Menschen” wird von ihrer Stabilitätspolitik nicht berührt. Sie muss lediglich wichtigeren Aufgaben weichen. Darin sind sich die Wichtigeren im internationalen Geschäft völlig einig. Es gibt also keinen Grund, als Deutscher besonders stolz zu sein. Wir tun nur unsere Pflicht.
Ich hatte zuletzt zu dem Thema geschrieben: “Es geht um nicht weniger als die Zerstörung von Arbeit als Prinzip, das Leben (“verdienen”) und Identität (Stolz) spendet.” Ich möchte das an dieser Stelle noch einmal vertiefen, aus gegebenem Anlass und weil die Lösung vom Begriff des Arbeiters und seiner Arbeit für soziale Alternativen entscheidend sein könnte. Wenn ich an dieser Stelle “Begriff” sage, geht es nicht um ein Wort, um Haarspalterei, sondern es geht ganz selbstverständlich um das, was mit dem Begriff verbunden ist, sowohl die gesellschaftliche Wirklichkeit als auch die Konnotationen. Wer “Arbeit” sagt, meint etwas, von dem er vielleicht gar nichts weiß.
Ich werde mich mit einigen dieser Konnotationen befassen, die man erst einmal loswerden muss, wenn man über eine zukünftige Gesellschaftsorganisation verhandeln will. Es wird nämlich nicht reichen, plakativ “Lohnarbeit” abschaffen zu wollen, wenn das ganze Drumherum bestehen bleibt. Wer das ändern will, muss die Säge tief ansetzen. Eine der großen Illusionen, die in beinahe jedem Kopf von rechts bis links und reich bis arm steckt, ist die Mär vom Fleiß. Wer viel arbeitet ist fleißig. Fleißig sein ist gut. Wer fleißig ist, verdient etwas. Er verdient mehr als jemand, der weniger fleißig ist.
Die Tugend der Sklaven
Diese scheinbar völlig selbstverständlichen Weisheiten haben eines gemeinsam: Sie sind durch und durch grundfalsch. Nichts daran ist wahr. Fleiß ist eine jener ‘Tugenden’, die in einer Sklavengesellschaft den Unfreien zugedacht ist. Wer sich selbst knechtet, mehr noch als die Herrschaft es verlangen würde, gilt als tugendhaft. Diese Grundmoral der Ausbeutung ist ein Herrschaftsinstrument, das darum den eben Herrschenden schlicht nützt. Seine Übernahme als Ideologie der “Arbeiter” selbst, grenzt an Irrsinn. Der Arbeiter, der stolz ist auf seine Arbeitsleistung, ist ein Sklave, der seine Unterwerfung vollständig verinnerlicht hat.
Dem zur Seite steht mit dem Vehikel “verdienen” die nächste ideologische Allzweckwaffe. Wer fleißig ist, “verdient”. Im Endeffekt bedeutet dies nicht ein Recht, sondern die moralische Pflicht zur Unterwerfung unter das Lohnprinzip, dies wird ja ausdrücklich politisch so formuliert: “Wer nicht arbeitet, muss auch nicht essen”. Eine Pflicht, die unausgesprochen natürlich den Profiteuren nicht obliegt. Wer reich ist, muss seine Existenz nicht rechtfertigen. Mit zynischen Sprüchen wie “Jeder kriegt, was er verdient”, wird der Status Quo für “gerecht” erklärt. Abhängige, die am selben Ort vergleichbare Arbeit leisten, werden oft nach Stunden bezahlt. Damit wiederum wird die allgemeine Regel ins Gegenteil verkehrt und behauptet, wer mehr arbeite, bekomme auch mehr. Dabei gilt für die Verteilung via Arbeit dasselbe wie für Verteilung allgemein: Wer reich ist, bekommt mehr.
Der Schnellste im Hamsterrad
Arbeiterparteien und ihre Nachfolgeorganisationen gehen diesem Unsinn nach wie vor auf den Leim und stricken fröhlich mit an der Legende vom Fleiß. Sie tun es, indem sie teils ebenfalls behaupten, teils einfordern, dass mehr Fleiß zu mehr Wohlstand führe. Dies war aber nie der Fall, nie vorgesehen und ist auch schlicht sinnlos. Letzteres u.a. deshalb, weil zu allen Zeiten unterschiedliche Arbeiten unterschiedlich bewertet wurden und weil es hieße, dass mehr Arbeit, die zu weniger Erfolg führt, besser wäre. Haben technische und wissenschaftliche Entwicklungen zu einer immensen Produktivität geführt, damit alle möglichst viel arbeiten? Wo ist da der Sinn? Fleiß ist allein deshalb kontraproduktiv, weil Intensität, Tempo und Menge in produktiven Prozessen sich nicht nach den überschüssigen Energien Einzelner richten können, weil die vielleicht gerade auf Koks sind. Fleiß ist Unsinn.
Im nächsten Text zum Komplex werde ich mich mit dem Problem der Aneignung beschäftigen, die in keinem logischen Zusammenhang mit Arbeit steht, dennoch aber flächendeckend damit in Verbindung gebracht wird.