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Ich traf heute auf eine “Presseschau” in einer Tageszeitung. Wie herrlich überflüssig, dachte ich mir, zusammenzufassen, was alle die schreiben, die dasselbe schreiben wie die, die über jene schreiben. Zwölf Formulierungen desselben beim Autor der dreizehnten. Dabei ist das schon eine Leistung, denn wie oft lese ich auch noch denselben Wortlaut, weil ohnehin nur Agenturmeldungen abgeschrieben werden. Das müsste doch auch eigentlich den Verfassern solcher “Presseschauen” auffallen. Nicht? Dass überall dasselbe steht?

Zur Bestätigung der Bestätigung wird dann also zitiert. Hier und da werden dann Simulationen von “links” und “rechts” eingestreut – “rechts” wird übrigens niemand genannt, das sind alles “Konservative” – in der berechtigten Hoffnung, dass der Leser dumm genug ist, diese Kategorien zu übernehmen. Neulich sprach jemand in vollem Ernst die mir seit Jahrzehnten bekannten Worte: “Der ‘Spiegel’ ist mir zu links”. Man sagt das offenbar so wie “Guter Rat ist teuer” oder “Hier regiert der S Null Vier”. Es ist unabhängig von Inhalt und Bedeutung, ein Plappern und Zwitschern, das schon immer so war. Während die Singvögel inzwischen Handyklingeltöne gelernt haben, verblödet die angebliche Belesenheit zusehends und schützt sich vor intellektueller Überforderung durch ständige Wiederholung.

Plappern und Zwitschern

Niemand prüft irgend etwas, die ‘Kategorien’ sind selbst schon Simulationen. Wo es früher eine Schublade gab, findet sich heute eine Klappe, die sich nicht einmal mehr öffnen lässt. Nur die Aufschrift ist noch da. So kommt es, dass zum Beispiel ein Jakob Augstein die inkarnierte publizistische “Linke” darstellt. Der “Spiegel”, der es ja wissen muss, weil dort einmal sein Ziehvater wirkte, hat das so festgelegt: “Im Zweifel Links”, was nicht einmal so falsch ist, denn Zweifel kennt der Mann ja keine. Der Leser merkt sich also: Augstein links! Man hätte doch auch Fleischhauers Tiraden den “kleinen Stürmer” nennen können oder “Wo’s braun wird, rechts ab”, das wäre vielleicht ein Hinweis gewesen. Stattdessen gilt das dort inzwischen als “Mitte”. Von da aus ist Augstein dann auch wieder links und die Welt in Ordnung.

Was will ich mit einer Mainstreamschau im Mainstream? Nun mag man fragen: “Was will der Mann dann?”. Streit will der Mann! Der unerträgliche Einheitsbrei, die Industrie der Alternativlosigkeit, kann sich nur noch erregen, wenn irgendwer ein Empörungspüppchen hochhält und zum Beispiel dem Papst Pissflecken auf die Kutte montiert oder wenn eine Fußballmannschaft einen schlechten Tag hatte. Dass aber inzwischen noch ein Journalist dem anderen, ein Blatt dem anderen, ein Sender einer Zeitung die Leviten liest, dass jemand eine wirklich politische Haltung einnimmt, seine Meinung sagt und Kollegen öffentlich wegen deren Meinung angreift, wo gibt es das noch? Das ist also dann der ‘globale Wettbewerb’, wenn sich alle einig sind und “Links” und “Rechts” sich zur Redaktionssitzung mit Bussi begrüßen? Verdammte Axt, das ist nicht das, was ich “Pluralismus” nenne.