Ich hatte zuletzt zu dem Thema geschrieben: “Es geht um nicht weniger als die Zerstörung von Arbeit als Prinzip, das Leben (“verdienen”) und Identität (Stolz) spendet.” Ich möchte das an dieser Stelle noch einmal vertiefen, aus gegebenem Anlass und weil die Lösung vom Begriff des Arbeiters und seiner Arbeit für soziale Alternativen entscheidend sein könnte. Wenn ich an dieser Stelle “Begriff” sage, geht es nicht um ein Wort, um Haarspalterei, sondern es geht ganz selbstverständlich um das, was mit dem Begriff verbunden ist, sowohl die gesellschaftliche Wirklichkeit als auch die Konnotationen. Wer “Arbeit” sagt, meint etwas, von dem er vielleicht gar nichts weiß.
Ich werde mich mit einigen dieser Konnotationen befassen, die man erst einmal loswerden muss, wenn man über eine zukünftige Gesellschaftsorganisation verhandeln will. Es wird nämlich nicht reichen, plakativ “Lohnarbeit” abschaffen zu wollen, wenn das ganze Drumherum bestehen bleibt. Wer das ändern will, muss die Säge tief ansetzen. Eine der großen Illusionen, die in beinahe jedem Kopf von rechts bis links und reich bis arm steckt, ist die Mär vom Fleiß. Wer viel arbeitet ist fleißig. Fleißig sein ist gut. Wer fleißig ist, verdient etwas. Er verdient mehr als jemand, der weniger fleißig ist.
Die Tugend der Sklaven
Diese scheinbar völlig selbstverständlichen Weisheiten haben eines gemeinsam: Sie sind durch und durch grundfalsch. Nichts daran ist wahr. Fleiß ist eine jener ‘Tugenden’, die in einer Sklavengesellschaft den Unfreien zugedacht ist. Wer sich selbst knechtet, mehr noch als die Herrschaft es verlangen würde, gilt als tugendhaft. Diese Grundmoral der Ausbeutung ist ein Herrschaftsinstrument, das darum den eben Herrschenden schlicht nützt. Seine Übernahme als Ideologie der “Arbeiter” selbst, grenzt an Irrsinn. Der Arbeiter, der stolz ist auf seine Arbeitsleistung, ist ein Sklave, der seine Unterwerfung vollständig verinnerlicht hat.
Dem zur Seite steht mit dem Vehikel “verdienen” die nächste ideologische Allzweckwaffe. Wer fleißig ist, “verdient”. Im Endeffekt bedeutet dies nicht ein Recht, sondern die moralische Pflicht zur Unterwerfung unter das Lohnprinzip, dies wird ja ausdrücklich politisch so formuliert: “Wer nicht arbeitet, muss auch nicht essen”. Eine Pflicht, die unausgesprochen natürlich den Profiteuren nicht obliegt. Wer reich ist, muss seine Existenz nicht rechtfertigen. Mit zynischen Sprüchen wie “Jeder kriegt, was er verdient”, wird der Status Quo für “gerecht” erklärt. Abhängige, die am selben Ort vergleichbare Arbeit leisten, werden oft nach Stunden bezahlt. Damit wiederum wird die allgemeine Regel ins Gegenteil verkehrt und behauptet, wer mehr arbeite, bekomme auch mehr. Dabei gilt für die Verteilung via Arbeit dasselbe wie für Verteilung allgemein: Wer reich ist, bekommt mehr.
Der Schnellste im Hamsterrad
Arbeiterparteien und ihre Nachfolgeorganisationen gehen diesem Unsinn nach wie vor auf den Leim und stricken fröhlich mit an der Legende vom Fleiß. Sie tun es, indem sie teils ebenfalls behaupten, teils einfordern, dass mehr Fleiß zu mehr Wohlstand führe. Dies war aber nie der Fall, nie vorgesehen und ist auch schlicht sinnlos. Letzteres u.a. deshalb, weil zu allen Zeiten unterschiedliche Arbeiten unterschiedlich bewertet wurden und weil es hieße, dass mehr Arbeit, die zu weniger Erfolg führt, besser wäre. Haben technische und wissenschaftliche Entwicklungen zu einer immensen Produktivität geführt, damit alle möglichst viel arbeiten? Wo ist da der Sinn? Fleiß ist allein deshalb kontraproduktiv, weil Intensität, Tempo und Menge in produktiven Prozessen sich nicht nach den überschüssigen Energien Einzelner richten können, weil die vielleicht gerade auf Koks sind. Fleiß ist Unsinn.
Im nächsten Text zum Komplex werde ich mich mit dem Problem der Aneignung beschäftigen, die in keinem logischen Zusammenhang mit Arbeit steht, dennoch aber flächendeckend damit in Verbindung gebracht wird.
Oktober 24th, 2012 at 15:47
Die Auseinandersetzung mit dem Begriff ‘Arbeit’ (und ‘Fleiß’) ist sehr wichtig und für oppositionelle Bewegungen schier elementar. Deshalb finde ich es sehr gut, dass Du Dich damit auseinandersetzt.
Wer sich für diese Thematik interessiert (und das sollte jeder) sollte auf jeden Fall auch diesen Text lesen: https://le-bohemien.net/2012/10/22/arbeitszwang-und-konsum/
Oktober 24th, 2012 at 16:31
Gefunden:
geht es nicht um nicht ein Wort
mit einigen dieser Konnotationen, befassen
weil es heiße
Oktober 24th, 2012 at 18:16
Ich werd’s wohl nie begreifen…^^
Klar, ist das gut auseinander gefitzelt, was Fleiß bedeutet, wenn es nur um des Tuns resp. Arbeit getan wird – aber das einerseits in den Kontext der Abhängigkeit stellen, was ich völlig richtig finde, aber die Aneignung nicht in Zusammenhang mit der Arbeit bringen zu wollen, weil da keiner sein soll – tut mir leid – da komme ich nicht mit.
Ja, bei mir ist Arbeit immer noch Reproduktionsarbeit, die im Kapitalismus Lohnarbeit auf gesellschaftlichem Maßstab ist. Reproduktionsarbeit ist aber auch Kinder ins Leben schicken, Alte (allein) pflegen und so weiter.
Auch wenn ich das versuche außer Acht zu lassen, will mir hier irgendwer weismachen, daß, wem die Produkte seiner eigenen bzw. gemeinsamen Arbeit zukommen werden, weils seine/ihre gemeinsamen sind, nur dadurch überhaupt vorhanden sind, nicht das Engagement die Grundlage gibt?
Um des Tuns wegen soll niemand was machen müssen, aber der Natur ein Schnäppchen schlagen, nicht gemeinsam das Essen herstellen zu müssen, wie soll das bitte gehen, daß ich dann Bock auf diese ‘Zukunft’ habe?
Ich höre bzw. lese gern zu…
Oktober 24th, 2012 at 18:18
ja, es ist schon beinahe tragisch, daß nicht nur die malocher sondern auch “linke” und deren organisationen den unfug von fleiß und “wohlstand” fleissig kolportieren.
kästner wusste das besser:Arbeit läßt sich schlecht vermeiden,
und sie ist der Mühe Preis.
Jeder muß sich mal entscheiden.
Arbeit zeugt noch nicht von Fleiß.
Oktober 24th, 2012 at 18:30
@Wat.: Du greifst mal wieder vot, tz … ;-)
Mache ich im nächsten deutlich, wenn ich kann. Bin auf Arbeit, mal wieder kaum Zeit.
So viel nur: Es gibt keinen logischen (!) Zusammenhang zwischen Aneignung und Arbeit, vor allem nicht in der Logik, dass wer Arbeitet, sich dait etwas aneignet. Das ist in der Regel ja sogar empirisch ohne Zusammenhang. Dann geht es um Arbeit, die eben nicht der Aneignung dient. Es bleibt immer noch welche übrig, die in dem Zusammenhang eine Rolle spielt, das aber ist Folge der Machtstrukturen und nicht Ursache.
Oktober 24th, 2012 at 18:39
Eben nicht… die Art der Arbeit schafft die Machstrukturen.
Die Art der Reproduktion bestimmt den Überbau.
Die Arbeitsteilung hat uns die Klassen beschert eben nicht umgekehrt. Darum wirds ja mE mal so verflixt schwer, die Klassen los zu werden, so lange wir alle noch mehr oder weniger Fachidioten auf einem oder wenigen Gebieten sind. Durch ‘simple’ Einigung, eine Tätigkeit nicht für ‘wertvoller’ zu halten als eine andere wäre das aber mE möglich. Aber Machtstrukturen per Einigung los zu werden, iss niemalsnienich… die bauen ja gerade auf das ‘Nicht-einigen-können’ auf.
Materielle Produktion unterliegt immer ‘Deinem’ “übrigbleibenden” und das ist der Teil, den wir elementar zum Überleben brauchen. Ob ich mir die Jugend- und Altenpflege ‘aneigne’, was drauf gesch… es geht ganz simple immer ums Futtern.
Oktober 24th, 2012 at 19:03
Die Arbeitsteilung hat uns die Klassen beschert…
Glaube ich nicht. ;) Die grundsätzliche ‘Klassenteilung’ geht doch zwischen denen, die arbeiten müssen und denen, die arbeiten lassen. Und das ist mE eine klare Frage der Machtstrukturen, die im übrigen auch noch recht deutlich aus dem Feudalismus herrühren. Der klassische Liberalismus (zB Locke) hat zwar einerseits erklärt, Eigentum könne nur aus eigener Arbeit entstehen, liest man aber mal genauer nach, findet man so Knallbonbons wie ‘und das Holz, das mein(!) Knecht(!) im Wald geschlagen hat, ist natürlich auch mir’.
Die Frage, wessen ‘Arbeit’ ‘wertvoller’ ist ist zwar durchaus nicht ohne Belang, aber doch eine ‘klasseninterne’.
Sorry für Vorgriff…
Oktober 24th, 2012 at 19:12
Ja, jetzt ist es wohl weitestgehend eine (noch) klasseninterne… so werden aber wieder welche draus – Beispiel kann ich mir sicher sparen ;-)
Nein, ich mach nicht weiter – Wenn @flatter wieder Feuer und Wasser getrennt diskutieren möchte, bitte.
Wenn er den Zusammenhang zwischen Arbeit machen und Arbeitsergebnis bekommen, wegbügelt, weil ja der, der macht, nicht erhält – dann macht mal – ich hätte genau darum das Thema diskutieren wollen: Weil und warum der, der tut/arbeitet/macht, es nicht erhält
Daß er es nicht erhält, ist für mich kein Diskussionsthema, das ist der Fakt, schon seeeehr lange..
Oktober 24th, 2012 at 19:14
Wie verquer übrigens diese ganze Geschichte mit der ‘Arbeit’ inzwischen sitzt, sieht man, wie ich finde, schon an der Kernforderung, die heutzutage an ‘die Wirtschaft’ gestellt wird. Güter und Leistungen sind offenbar nicht das Problem, die Regale biegen sich vor Kram, und auch noch um den geringsten Schluck Wasser reissen sich die Träger. Nein, was die Wirtschaft in erster Linie ‘schaffen’ soll – ist ausgerechnet ‘Arbeit’.
‘Wie bitte?!’ müsste doch da eigentlich sofort jeder halbwegs noch denkende Mensch fragen, ‘was soll das denn?’. Noch nie in der Geschichte der Wirtschaftsformen ist es dem Menschen eingefallen, mehr ‘arbeiten’ zu wollen. Stets ging es darum, die ‘Arbeit’ (verstanden hier als das Mühselige, das nun mal zum ‘Futtern’ notwendig ist) zu mindern und zu erleichtern, und das Reich der Freiheit und der Muße zu vergrößern. Es blieb dem ‘modernen’, vermeintlich so aufgeklärten und rationalen Menschen vorbehalten, die ganze Sache von den Füßen auf den Kopf zu stellen. Auch das gehört mE untrennbar zum Begriff der ‘Arbeit’.
Oktober 24th, 2012 at 19:44
“Wenn er den Zusammenhang zwischen Arbeit machen und Arbeitsergebnis bekommen, wegbügelt”
Ja nee is klar, genau das hab ich vor!1!!
Oktober 24th, 2012 at 20:12
es geht ja nicht unbedingt um “Arbeitim Allgemeinen”, sondern um “bezahlte Arbeit”.
Oktober 24th, 2012 at 20:20
Ich reiche mal einen nach: Wenn ich den vorgeblich unmittelbaren Zusammenhang zwischen Arbeit und Aneignung nicht auseinander dividierte, ließe ich die Behauptung, man “verdiene” sich Geld/Reichtum durch Arbeit, unangezweifelt. Der ‘Zusammenhang’ ist nicht weniger als die Pervertierung der Wahrheit.
Oktober 24th, 2012 at 20:31
na ihr habt Nerven – der Pharao ist alt und krank und labert hier rum, derweil die Pyramide noch nicht mal elfenbeinvertäfelt ist – ganz zu schweigen von der Eselsmilchpolitur….
(The junk merchant doesn’t sell his product to the consumer, he sells the consumer to his product. He does not improve and simplify his merchandise. He degrades and simp) Burroughs, Naked Lunch
Oktober 24th, 2012 at 20:35
ach scheiss Legasthenie – ‘und _Ihr_ labert hier rum’
Oktober 24th, 2012 at 20:50
oh man das ist wirklich peinlich – das zitat: “The junk merchant doesn’t sell his product to the consumer, he sells the consumer to his product. He does not improve and simplify his merchandise. He degrades and simplifies the client.”
ich dann erstmal in sack und asche…
ps – mach den äh das Blog bitte nicht dicht
freundschaft :)
Oktober 24th, 2012 at 20:57
es geht ja nicht unbedingt um “Arbeit im Allgemeinen”, sondern um “bezahlte Arbeit”.
Doch. Denn auch das, was hier neben der bezahlten Arbeit noch existiert ist dann eben – unbezahlte Arbeit. Nicht nur Hausarbeit heisst nicht nur zufällig so, auch an fast alle anderen Tätigkeiten ist schon das Wort ‘Arbeit’ gepappt worden (und damit der Begriff gleichzeitig mitübertragen und erweitert – ha!) – bis hin zur Trauerarbeit, Liebesarbeit sogar und selbstverständlich der Konsumarbeit, der zweiten heiligen Pflicht und Fron. Alles auch immer optimiert und effizient und nach der Uhr, eben wie ‘Arbeit’. Beim Konsumieren hat man ja sowieso noch einiges mehr zu erledigen als früher, man packt schon mal einen Karton aus bei Aldi, man legt wie selbstverständlich sein Zeug auf’s Band und räumt es wieder ein – aber fix bitte, da ist jetzt immer nur noch so ein winziges Tischchen, wo früher noch großzügigerweise zwei geräumige Rutschen waren…
Kurz, wir reden über die allgemeine ‘Arbeit’. :D
Oktober 24th, 2012 at 21:01
Trotzdem gute Arbeit, G4st01. :)
Oktober 24th, 2012 at 21:17
@flatter(12)
Ich verstehe eben Deine Sprache nicht, Deine Denke verstehe ich auch nicht, wo da nur ein vorgeblicher Zusammenhang sein soll, weil mE eben wegen der Aneignung fremder Arbeit durch Menschen, die nicht arbeiten (müssen), der der arbeitet nicht reich werden kann.
Leider ist das (wenigstens annähernd gleiche Sprache sprechen) aber die Voraussetzung miteinander reden und diskutieren zu können.
Ja, wenn Du es noch mal lesen möchtest – ich bin eben zu doof dazu.^^
Oktober 24th, 2012 at 21:58
Wenn jemand eine direkte Proportion behauptet, wo eine indirekte vorliegt, ist jene Proportion nicht gegeben, sondern diese. Das bedeutet nicht, dass es keine Proportion gibt, sondern die behauptete eben nicht.
Für Aneignung bedeutet dies längst, dass die Beziehung zur Arbeit nicht mehr gegeben sein muss, i.d.R. nicht mehr gegeben ist. Reale Arbeit ist in immmer mehr Geschäftsmodellen irrelevant für Vermögenszuwächse.
Natürlich muss irgendwann irgendwer dafür gearbeitet haben, aber das ist Schnee von gestern. Der ‘Zusammenhang’ ist nur mehr theoretischer Natur, selbst wenn man ihn umkehrt. Die konkreten Geschäfte und Veträge sind nur noch virtuell mit Arbeit verknüpft, deren Wert keine Rolle mehr spielt. Macht ist von Arbeit abstrahiert. Die wird durch immer abrsurderen Zwang gesichert, längst icht mehr durch den “Lohn”. Das alles und die Erkenntnis, dass es so eh nicht weitergehen kann, führt mich zu einer völlig anderen Betrachtung von Tätigkeiten und “Arbeit”. Aber so weit bin ich ja noch gar nicht. Da oben geht es erst einmal nur um die Konnotation “Fleiß”.
Oktober 24th, 2012 at 23:01
„Wer “Arbeit” sagt, meint etwas, von dem er vielleicht gar nichts weiß.“
Fangen wir doch bei den Klassikern an: „Alle bisherigen Produktionsweisen sind nur auf Erzielung des nächsten, unmittelbarsten Nutzeffekts der Arbeit ausgegangen. Die weiteren erst in späterer Zeit eintretenden, durch allmähliche Wiederholung und Anhäufung wirksam werdenden Folgen blieben gänzlich vernachlässigt.“
Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen …
oder auch
„Laßt uns pflügen, laßt uns bauen,
Lernt und schafft wie nie zuvor,
Und der eignen Kraft vertrauend,
Steigt ein frei Geschlecht empor.”
Kann mal jemand einem Ostsozialisierten erklären wie die Diskussion eine positive Richtung bekommt, oder wo hört Arbeit auf und wo beginnt Fleiß?
Oktober 25th, 2012 at 05:39
“Du sollst arbeiten im Schweiß deines Angesichts! war Jehovas Fluch, den er Adam mitgab.[281] Und so als Fluch nimmt A. Smith die Arbeit. Die „Ruhe“ erscheint als der adäquate Zustand, als identisch mit „Freiheit“ und „Glück“. Daß das Individuum „in seinem normalen Zustand von Gesundheit, Kraft, Tätigkeit, Geschicklichkeit, Gewandtheit“ auch das Bedürfnis einer normalen Portion von Arbeit hat und von Aufhebung der Ruhe, scheint A. Smith ganz fernzuliegen. Allerdings erscheint das Maß der Arbeit selbst äußerlich gegeben, durch den zu erreichenden Zweck und die Hindernisse, die zu seiner Erreichung durch die Arbeit zu überwinden. Daß aber diese Überwindung von Hindernissen an sich Betätigung der Freiheit – und daß ferner die äußren Zwecke den Schein bloß äußrer Naturnotwendigkeit abgestreift erhalten und als Zwecke, die das Individuum selbst erst setzt, gesetzt werden – also als Selbstverwirklichung, Vergegenständlichung des Subjekts, daher reale Freiheit, deren Aktion eben die Arbeit, ahnt A. Smith ebensowenig. Allerdings hat er recht, daß in den historischen Formen der Arbeit als Sklaven-, Fronde-, Lohnarbeit die Arbeit stets repulsiv, stets als äußre Zwangsarbeit erscheint und ihr gegenüber die Nichtarbeit als „Freiheit und Glück“. Es gilt doppelt: von dieser gegensätzlichen Arbeit und, was damit zusammenhängt, der Arbeit, die sich noch nicht die Bedingungen, subjektive und objektive, geschaffen hat (oder auch gegen den Hirten- etc. Zustand, der sie verloren hat), damit die Arbeit travail attractif203, Selbstverwirklichung des Individuums sei, was keineswegs meint, daß sie bloßer Spaß sei, bloßes amusement204, wie Fourier [, p. 245-252] es sehr grisettenmäßig naiv auffaßt. Wirklich freie Arbeiten, z.B. Komponieren, ist grade zugleich verdammtester Ernst, intensivste Anstrengung.”
Grundrisse //512/ KM
Oktober 25th, 2012 at 05:57
“reale Arbeit ist in immer mehr Geschäftsmodellen irrelevant von Vermögenszuwächsen”
Klar, die Blasenplatzerei ist ja auch nur ein Unfall, schließlich ist reale Arbeit nicht mehr relevant.
“Macht ist von Arbeit abstrahiert”
Jo, aber nicht vom Eigentum und das wird durch Arbeit geschaffen…
Oktober 25th, 2012 at 07:41
hm … mE wird Eigentum nicht geschaffen sondern angeeignet. Dazu ist erstmal keine Arbeit nötig sondern eher kriminelle Energie. ME ist Geld genau dazu da. Es ist ein Werkzeug, um immer mehr reale Werte nach oben zu verschieben und bei einigen Wenigen anzuhäufen. Dort angelangt ist es, weil vom Rechtsystem so unterstützt, dann eben “Eigentum”.
Weiters hat mE Fleiß und auch Arbeit erstmal nix oder nur minimal mit Produktivität zu tun. Einer der fleißig aber leider ungeschickt ist, wird u.U. nicht die Produktivität eines faulen aber geschickten Arbeiters erreichen.
Dann, heutige Fabriken sind mit Maschinen bestückt, die u.U. das mehrere-Tausendfache eines Arbeiters vor 50 Jahren produzieren. Warum müssen wird dann alle nicht nur mehr wenns hochkommt 1/1000 soviel Arbeiten wie vor 50 Jahren? Der Bevölkerungszuwachs ist dabei zu vernachlässigen, hat sich ja nur (lol nur) etwa verdoppelt in den 50 Jahren.
Irgendwer profitiert hier gewaltig – nur ich bins aber nicht, das kann ich beweisen ;)
Oktober 25th, 2012 at 07:44
Ich weiß nicht was Arbeit mit Fleiß oder Leistung zu tun hat. Eine Leistung sollte es eigentlich sein, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Arbeit zu verrichten. Ganz nach dem physikalischen Gedanken heißt das, dass Menschen die früh nach Hause gehen und dennoch ihre Arbeit geschafft haben, eine hohe Leistung generieren. Menschen die das nicht schaffen oder obwohl sie es schaffen länger bleiben, sind entweder nicht Leistungsfähig oder egoistisch. Sie teilen die Arbeit nicht und wollen indem sie die anderen ausstechen nach vorne kommen. Im Grunde schummeln sie.
Das sind die heutigen Probleme. Es zählt häufig nicht was man schafft, sondern wie lange man im Büro bleibt. Eine moderne Form der Selbstkasteiung.
Oktober 25th, 2012 at 08:11
Meine Gedanken dazu sind zwar nicht so intellektuell wie flatters, aber……meine 45 Jahre Erfahrung haben auch das Gegenteil gezeigt. Im kommunalen öffentlichen Dienst spülen Eigenschaften wie Faulheit, Inkompetenz und Dummheit so manche karrieregeile Parteisoldaten in die Führungspositionen.
Das Peter-Prinzip treibt hier immer noch die tollsten Blüten.
Oktober 25th, 2012 at 09:07
Der Bevölkerungszuwachs ist dabei zu vernachlässigen, hat sich ja nur (lol nur) etwa verdoppelt in den 50 Jahren.
Der Bevölkerungszuwachs fällt raus, da es ja nicht nur mehr Arbeiter, sondern auch mehr Konsumenten gibt.
Einer der fleißig aber leider ungeschickt ist, wird u.U. nicht die Produktivität eines faulen aber geschickten Arbeiters erreichen.
Kommen wir also zum Lob der Faulheit. ;) Sie, und nicht etwa der blöde Fleiß, ist die wahre Quelle und der Antrieb des ‘technischen Fortschritts’. Denn der Faule, aber Geschickte wird alles daran setzen, sich die Arbeit zu erleichtern und zu verkürzen, während der Fleißbeutel weiter stur vor sich hinschuftet.
Dummerweise kann dieses System das aber nicht einfach in Wohlleben umsetzen, sondern nur in vermehrten Ausstoß des Profites wegen. Das mag eine Zeitlang sogar sinnvoll bzw deckungsgleich gewesen sein, aber irgendwann bricht sich der Selbstzweckcharakter der ganzen Veranstaltung unweigerlich Bahn. Und der Faule sieht sich entweder mit einer Fülle neuer Aufgaben betraut oder steht gleich ‘auf der Straße’. Denn dann ist wiederum der Fleißige klar im Vorteil…
Oktober 25th, 2012 at 09:10
Ja, das Paradox mit dem Fleiß und der Produktivität. Da waren wir sogar mal in den 80/90er Jahren in Deutschland schon im Begriff flächendeckend (lohnneutral) die 35St./Woche einzuführen, weil der Produktivitätszuwachs dies zulies und die Menschen es auch in die richtige Bahn gelenkt haben (mehr Freizeit).
Dann hat plötzlich ein Umdenken eingesetzt, weil wir angeblich nicht wettbewerbsfähig waren und es begann die Ära Agenda 2010, Rest ist ja Geschichte (oder eigentlich noch Gegenwart).
Ich muss aber sagen flatter, mit einem Satz aus deinem Artikel könntest du gaaaaanz vielen auf den Schlips treten. Es geht um “Der Arbeiter, der stolz ist auf seine Arbeitsleistung, ist ein Sklave, der seine Unterwerfung vollständig verinnerlicht hat.”
Ich denke mal, dir geht es hier explizit um die Lohnarbeit und nicht sowas wie z.B. “ich bau mir selbst ne Holzhüttn”. Denn sonst wirst du schon in eine Predulie mit der menschlichen Psychologie/Physiologie kommen. Das Gefühl, welches man erhält wenn man in seiner Tätigkeit aufgeht (Flow) und die Ausschüttung von Endorphinen (das, was fälschlicherweise als “stolz” interpretiert wird) bei Zwischen- oder Endergebnissen in seiner Tätigkeit ist essentiell für unsere Motivation. Wenn uns nämlich Futter, Sex, Tätigkeiten (ich sage explizit nicht Arbeit) kein “Glücksgefühl” bringen würden, dann säßen wir nur da und warteten auf unseren Tod.
Bei, sagen wir nicht so erfüllenden Tätigkeiten wird die Motivaton leider über “Angst vor sozialem Abstieg, Wohlstandsverlust, etc…” gesteuert (ersetzt) und unser Belohnungssystem durcheinander gebracht, was teils die verquere Einstellung der sog. Lohnsklaven zu sich selbst erklären könnte. Masochismus als Volkssport? Schizophrenie als Normalität? Widersprüche gleich rationale Logik? So wird das halt nix mit vernunftbegabten Wesen, die eines 21.Jh würdig sind.
Oktober 25th, 2012 at 09:33
@26: dem muß ich zustimmen, weil ich komme aus einer Branche mit natürlicher Anhäufung von Oberfaulen, welche zeitweise großen Fleiß and den Tag (manchmal auch Nacht) legen um ihre Faulheit zu gewährleisten ;) … kann sich jeder selber denken welche Branche das ist.
Auch dem technischen Fortschritt stimme ich zu. Es waren hauptsächlich die “Faulen”, die maßgeblich dazu beitrugen, daß innerhalb eines Jahrhunderts, fast alles Öl verbraucht wurde, was Mio Jahre für die Entstehung benötigte.
Man stelle sich nur mal vor, es gäbe ein System wo all diese Fähigkeiten in sinnvolle Innovationen kanalisiert würden. Tja …
Die Illusion, man könne sich ein besseres Leben erarbeiten, erzeugt Egoismus. Denn mit “besser” benötigt man einen Vergleich. Besser als was oder wer? Gleichzeitig wird uns eingeredet, wir leben in einer gleichberechtigten Gemeinschaft. Es geht ums “Ich” und nicht die Gemeinschaft.
Stünde das Wohl der Gemeinschaft über dem des “Ich”, wären endlich Wege offen, wie WIR uns verbessern. Und zwar MIT der Umwelt. Und nun könnt ihr mich weltfremd schimpfen … is mir wurscht, Träumer sind das ;)
Oktober 25th, 2012 at 09:41
Ich denke mal, dir geht es hier explizit um die Lohnarbeit und nicht sowas wie z.B. “ich bau mir selbst ne Holzhüttn”.
Das ist eben die Crux mit der ‘Generalisierung’ des Arbeitsbegriffes. Historisch und etymologisch ist Arbeit eben die Tätigkeit des Unfreien, des Sklaven oder Lohnsklaven. Und wenn wir jede Tätigkeit, die etwas schafft oder umformt, als ‘Arbeit’ bezeichnen, dann schleppen wir unbewusst auch immer die ganzen Anhängsel, Querverbindungen und Konnotationen mit. Und müssen uns dann entsprechend im Nachhinein damit abmühen, die wieder durch allerlei Differenzierungen loszuwerden. Was nicht nur umständlich ist und zu Mißverständnissen führt, sondern auch nahezu unmöglich, weil wir die gar nicht immer alle überblicken können, so tief, wie das alles inzwischen eingesickert ist. Siehe auch hier.
Oktober 25th, 2012 at 10:00
Masochismus als Volkssport? Schizophrenie als Normalität? Widersprüche gleich rationale Logik?
Doch, genau so funktioniert es. Das gesamte Begriffskonzept, mit dem wir im Alltag zugemüllt werden, basiert doch auf der Pervertierung und Umkehrung von Inhalten. Lohnarbeit und Fleiß schafft Eigentum und gar Macht? Ja, aber nicht die eigene Lohnarbeit, sondern wenn man andere fleißig für sich Lohnarbeiten lassen kann. Aber auch das hat sich Mittlerweile relativiert. Denn selbst diejenigen, die für sich Lohnarbeit verrichten lassen, sind wiederum ohne Eigentum, weil sie sich in die Hand der Bankster (z.B. Kredite) begeben haben.
@flatter: Alles, was du schreibst, stimmt für Lohnarbeit, aber wenn du Arbeit allgemeiner auffaßt, stimmt es einfach nicht mehr. Es geht wirklich nur um die Arbeit, die man auf der Basis von einer Entgeltvereinbarung annimmt, um sich (und die seinen) zu ernähren. Arbeit im Sinne von “ich grabe meinen Garten um, um da Blumen zu säen”, ist da sicher nicht gemeint, wird aber genauso als Arbeit bezeichnet. (Edit: siehe 29)
Oktober 25th, 2012 at 10:03
@Wat(22): “Jo, aber nicht vom Eigentum und das wird durch Arbeit geschaffen…”
Dieser Satz ist die oure Sturheit. In meinem Kommentar beschreibe ich ausdrücklich dei Abstraktion von diesem Prinzip. Es wäre daher nett, nicht einfach das Gegnteil zu behaupten und mit dem Fuß aufzustampfen, sondern sich mit dem Argument auseinanderzusetzen. Eigentum ist nicht bloß das Sichtbare, sondern in erster Linie Geld, Wertanspruch. Und der ist von Arbeit unabhängig.
Oktober 25th, 2012 at 10:05
@Melebert: Im Prinzip ja, aber in den Kommentaren schlage ich mit Wat. herum, die diese Unterscheidung nicht treffen will und im Postiung befasse ich mich nur mit einem Aspekt.
Oktober 25th, 2012 at 10:07
Arbeit im Sinne von “ich grabe meinen Garten um, um da Blumen zu säen”, ist da sicher nicht gemeint, wird aber genauso als Arbeit bezeichnet.
Ja eben, siehe auch #29 und #16. Aber sie wird auch nicht nur so bezeichnet, sondern findet iA auch nach dem Vorbild der Lohnarbeit statt. Auch bei der ‘Gartenarbeit’ kommt Mensch selten wirklich zu sich und ‘geht in der Tätigkeit auf’, sondern hastet fleißig-effizient da durch, nur um sofort die nächste ‘Arbeit’ in Angriff zu nehmen. Der Arbeitsbegriff hat unser ganzes Leben infiziert und verseucht, umso dringender seine Kritik…
Oktober 25th, 2012 at 10:13
Und? Wart Ihr alle schon fleißig? Ich genieße gerade Lethargie im Urlaub in Bad Zimmeroben.
Oktober 25th, 2012 at 10:14
Eigentum ist nicht bloß das Sichtbare, sondern in erster Linie Geld, Wertanspruch. Und der ist von Arbeit unabhängig.
Da melde ich aber auch mal leise Zweifel an. Das war doch die große Einbildung der neoliberalistischen Spekulatius. Man kann zwar ohne ‘Arbeit’ inzwischen weit mehr Wertanspruch destillieren als mit – aber wenn es an die Einlösung des Anspruchs geht bzw in vollem Umfang ginge, sieht’s ganz schnell mau aus. Dann hat man sich mit verfallenden Wertansprüchen aka Inflation auseinanderzusetzen, weil zwar jede Menge Gelder, aber eben keine korrespondierenden Werte geschaffen wurden.
Oktober 25th, 2012 at 11:42
Arbeit als Prinzip des Lebens? Was soll das denn sein bitteschön? Bis vor einigen Generationen mied man Arbeit, wo es nur ging. Man ging einer Tätigkeit nach, die dem Broterwerb diente, damit man satt wurde. Arbeit als Prinzip des Lebens, gar sinnstiftende Arbeit zu erwarten oder gar zu fordern, pervers! Arbeit gegen Entgeld dient einzig und allein dem Brotwerwerb, wer sich darüber definiert ist eine “arme Sau”. Bitte nicht verwechseln mit sinnstiftender Beschäftigung, die i. d. R. entgeldlos erfolgt weil Hobby, interessengesteuert, etc.
Oktober 25th, 2012 at 11:59
@Peinhart
Kleine Anmerkung zu #35 “Dann hat man sich mit verfallenden Wertansprüchen aka Inflation auseinanderzusetzen, weil zwar jede Menge Gelder, aber eben keine korrespondierenden Werte geschaffen wurden”.
1. Was und wie definiert sich “Wert” heutzutage, schon da gibt es keine einhaltliche Definition. Wie will man natürliche Ressourcen bewerten. Wie die entsprechende Wertschöpfung aus diesen (also Verarbeitung der Ressourcen). Noch schlimmer wirds dann bei Dienstleistungen. Das kann man auch nicht einfach nur in die “Angebot und Nachfrage” Maschine werfen und voila, denn die scherrt sich nicht um Umwelt, Soziales, Endlichkeit, Rationalität, usw.
2. Was aktuell im in unserem (globalen) Wirtschaftssystem wirklich schief läuft ist nicht die “echte” Geldmenge, sondern das mit sog. Fiat-Money hin und her spekuliert wird (also mit den ganzen tollen Finanzprodukten) und dabei Forderungen an die Realwirtschaft entstehen, wo keiner mehr so richtig weiss, ob diese berechtigt sind (also echten Wertanspruch haben) oder “leistungslosen” (also ein Bankster ist bestimmt fleißig, aber ob das alles sinnvoll ist, was die da machen oder nicht doch eher Selbstzweck, naja) Profit generieren.
Die Sache mit Inflation (und diese Erklärung klingt auch eher einleuchtend) habe ich bei Spiegelfechter (bin zwar mit vielen Lösungsansätzen nicht einverstanden, aber die Analysen des Status Quo sind IMHO sehr korrekt) so verstanden, dass hierfür ja auch die Löhne über der Inflationsrate ansteigen müssten, tun sie aber in Germany seid 20 Jahren nicht, eher im Gegenteil.
Verteurung ist NICHT Inflation, sondern birgt eher die Gefahr einer Deflation (Kapital will mehr Profit, senkt Löhne und steigert Preise aber irgendwann ist der Bogen überspannt und die Masse kann sich viele Güter/Dienstleistungen kaum oder gar nicht leisten = Deflation). Das ist natürlich nur ein Beispiel. Angebot und Nachfrage spielen natürlich auch eine grosse Rolle und da leider der Markt eben nicht funktioniert (Protektionismus, Subventionen, Steueroasen, Korruption, Kartelle, Oligopole, usw.) haben wir heutzutage sehr eigenartige Effekte, aber nichts davon deutet auf eine Inflation hin.
Ich hoffe, es klingt nicht so, dass ich den Kapitalismus schützen möchte. Selbst wenn der gewünschte Zustand “alle Teilnehmer sind im Bilde und alles ist transparent” erreicht würde, so sehe ich einfach Widersprüche im Kapitalismus selbst, die mit diesem System nicht aus der Welt zu schaffen sind. Es wäre nur ein Zeitgewinn, sonst nichts.
Oktober 25th, 2012 at 12:57
ad 1): Der (monetäre) ‘Wert’ eines Produktes ergibt sich aus den (monetären) Aufwendungen, die zu seiner Herstellung ‘im gesellschaftlichen Durchschnitt’ erforderlich sind. Was zB dann dazu führt, dass ein Unternehmen, das rationeller fertigt, einen höheren Profit einfahren kann, während ein ‘zurückgebliebenes’ uU sogar Minus machen muss. Angebot und Nachfrage wiederum beziehen sich nicht auf den Wert (der im einzelnen eh keine 100%ig zu errechnenden Größe ist), sondern auf den Preis. Der Preis wird zwar immer um den Wert herum schwanken (schon allein, weil ‘unter Wert’ niemand auf Dauer verkaufen will oder kann), ist aber nicht mit diesem identisch.
ad 2): Leistungsloser Profit liegt vor allem im Bereich sogenannter ‘Renten’, also Ansprüchen, die sich aus Rechten, nicht aus ‘Arbeit’ ergeben. Landbesitz, Patente, Verwertungsrechte zB. Der ‘Profit’, den spekulierende Banker generieren, liegt in erster Linie in einer Aufblähung der Geldmenge durch lustige Konstruktionen.
Inflation in den Gütermärkten entsteht in der Tat nur dann, wenn diese aufgeblähte Geldmenge tatsächlich auch auf dieselben losgelassen wird. Bleiben sie in der Sphäre der Spekulation, inflationieren sie nur die sog. Vermögenswerte (siehe steigende Aktienkurse etc). Wenn aber die Banker plötzlich auf die Idee kommen sollten, für ihre Fantastillionen tatsächliche Güter erwerben zu wollen, statt sie nur immer weiter in der Spekulation aufzublähen – dann wird’s eng.
Oktober 25th, 2012 at 15:31
Zu deinem Fazit bei 2) bin ich absolut einverstanden. Und genau das meinte ich mit der Geldmenge im Finanzsystem. Man hat irgendwie das Gefühl, dass hier immer mehr Geld (oder zumindest Vermögenswerte, die irgendwie aus dem Nichts (die von dir genannten sog. Rechte)) entstehen) schlummert und wenn man mit diesen Werten echte Güter/Dienstleistungen erwerben kann und wird, dann wirds wirklich spannend.
Zum Einen wird diese Nachfrage zu gesteigerten Preisen führen und somit die Eigentümer begehrter Ressourcen “reich” machen. Andererseits in was soll dann der wiederrum sein Geld pumpen? Wenn die Idee nämlich viele haben, dann ist da auch irgendwann ein Peak erreicht. Am Ende ist das auch nicht wirklich schlau, weil dann haben alle echte Güter, die aber wegen der dann so hohen Preise niemand mehr haben will und es liegt dann einfach rum.
Also muss man sich entscheiden. Liegen lassen und auf Reset warten und hoffen, dass es danach wieder mehr Wert ist, als man es eingekauft hat (geht natürlich nur mit Gütern, die naturbedingt lange haltbar sind) oder Verluste in Kauf nehmen und das aus dem Verkauf erhaltene Geld wieder irgendwo reinstecken, wo man auf Rendite hofft. Und da heute die Realwirtschaft so langweilig geworden ist wandert halt immer mehr davon in die Finanzwirtschaft und wird zu Spekulationsmasse. Ach, das ist doch alles hinten und vorn schizophren.
Und aus diesem Grund komme ich zu einem Fazit, dass kein Mensch hören will, aber vielleicht gar nicht so falsch ist. Das viel von dem heute generierten Vermögen kein echtes Vermögen ist, sondern schon ohne echten Gegenwert entstanden, also illegitim erworben wurde. Wenn man aber mit solchen Vermögen echte Güter erwerben kann, ist das nichts anderes wie Diebstahl.
Dabei sehe ich das Prinzip Rente/Pension nicht als solches leistungsloses Einkommen an. Es ist sozusagen der solidarische Generationenvertrag, dass die welche aus Gründen des Alters, Krankheit, usw. nicht mehr arbeiten können, dennoch nicht an der gesellschaftlichen Partizipation verzichten müssen, also als unnütze Belastung angesehen werden. Dieses Denken hat uns genau zu der Entmenschlichung geführt (reines Effizienzdenken).
Oktober 25th, 2012 at 16:24
Danke flatter und @all – Superpost und spannende Kommentarspalte!
Oktober 25th, 2012 at 16:53
@Peinhart: Theorie, Theora. Die Rentiers verwirkichen ihre Ansprüche ja nicht materiell, sondern in den Machtstruktutren, und das zeitigt dummerweise eben keine Inflation.
Zu Beginn einer INflationsphase, bei den ‘Klügeren’ zuvor, werden wiederum Werte realaisiert durch Sichern währungsunabhängiger Ansprüche (Land, Immobilien, Fremdwährungen, Gold etc.). Die bleiben eigentlich immer auch erhalten, wenn die Inflation zuschlägt. Der Aberwitz ist schließlich der, dass selbst in eine Phase der Hyperinflation die Werte nicht groß leiden, weil das Allermeitste eben gar nicht mehr produziert wird, da es keinen Mehrwert abwirft. Wenn es nur noch ums Brot geht, sind wir nicht mehr allgemein bei “Arbeit”. Und was nützt es den Fleißigen, wenn sie bis dahin lange fleißig waren?
Nee, Arbeit und Aneignung stehen in keinem direkten Zusammenhang. Nur Arbeit und Enteignung.
Oktober 25th, 2012 at 17:31
Nee, Arbeit und Aneignung stehen in keinem direkten Zusammenhang. Nur Arbeit und Enteignung.
Juppheidi, juppheida. Kann ich mit leben. Besser wäre allerdings ohne. ;)
Oktober 25th, 2012 at 21:49
@Peinhart(35): So wollte ich das verstanden wissen mit meiner nur puren Sturheit.
@flatter(41): Hm… Arbeit steht also nicht im direkten Zusammenhang mit Aneignung, aber mit Enteignung.
Stimmt mE nur im Zusammenhang mit “selbst” und “eigen” – eigene Arbeit kann ich aneignen, fremde muß ich enteignen. Ist mir der eine Zusammenhang nicht direkter als der andere, denn der der dann ‘hat’, nennt es dann sein eigen.
Wobei wir bei dem Eigentum sind, das es schon immer durch Arbeit, Tätigkeit, Tun, Schaffen, (plus alle weiteren ‘passenden’ Wörter aus dem Duden) überhaupt erst gab/gibt.
Nein, nicht die kriminelle Energie schafft erst Eigentum – der Diebstahl nimmt schon (fremdes) Eigentum @artikulant.
Eigentum sind mindestens alle hergestellten materiellen Dinge.
Ich meine hier mal nicht Geld, kannste ja zwar Dein eigenen nennen, aber Dir ohne den ‘realen Gegenwert’ einen drauf ‘braten’.
Wenn einer Geld hat, muß ich sein Geld nicht haben, beeindruckt mich nicht mal, wenn er sich damit aber die Brotfabrik gekauft hat, muß ich ihm leider die Brötchen abkaufen, auch wenn ich die selbst als Bäckergeselle den ganzen Tag in der Hütte hergestellt habe.
… im übrigen finde ich es doch komisch: “ließe ich die Behauptung, man “verdiene” sich Geld/Reichtum durch Arbeit, unangezweifelt”
Ich kenne einige Menschen, die bezweifeln das schon lange oder immer – und mit meinen sonstigen Ansichten haben diese nur ‘bedingt’ was am ‘Hut’
Oktober 25th, 2012 at 22:20
Es muss ja auch nicht alles mit deinen Ansichten korrespondieren, selbst wenn ich mich an dich richte. In der Tat ist die Diskussion hier zwischen uns völlig zerfahren. Ich hatte auch sehr wenig Muße, hätte das besser gleich verschieben sollen, weil ich abends im Dienst zwar ein paar Stunden Ruhe habe, aber nicht wirklich konzentriert kommentieren kann.
Vielleicht kommen wir beim nächsten eher zur Sache.
Du kämest mir allerdings entgegen, wenn du meinem Versuch Raum gäbest, auch solche Aspekte zu diskutieren, die für dich und mich eigentlich schon tiefergehend ‘geklärt’ sind als ich sie hier bespreche. Ich will den Begriff auffalten und ihn nicht auf etwas begrenzen, das du oder ich bereits als selbstverständlich betrachten. Ich selbst nutze solche Verfahren auch dazu, vermeintliche Gewissheiten zu hinterfragen. Tatsächlich weiß ich nicht, worauf das hinauslaufen wird. Aber da ich auch nicht weiß, wie man die Knoten löst, die in allen möglichen Hirnen sitzen, schaue ich mir einmal an, was passiert, wenn man ohne vorgegebenes Ziel analysiert. Ich könnte da näselnd etwas von “Diskursanalyse” oder “Dekonstruktion” salbadern, aber das liefe dann schon wieder auf Malefiz hinaus. Ich hätte gern eine Art spielerische Begriffsarbeit, in deren Verlauf sich neue Perspektiven ergeben können. Ich weiß, dass du eh einige Banden aufstellen wirst, wenn ich zu sehr durch die Landschaft torkle und schätze dich sehr dafür. Aber lass uns auch mal was Besoffenes tun, ehe du den Hering servierst ;-)
Oktober 26th, 2012 at 00:20
Die Grundfeste einer Neuorganisation von ‘Arbeit’ ist Stärkung des Peers. Das ist eigentlich am Weg. Crowd Funding als Beispiel, Arbeitsgemeinschaften in denen alle Mitarbeiter Unternehmer sind – Arbeitsgesellschaft demokratisch organisiert.
Das von ihnen beschriebene ist wahrlich eine Geisteskrankheit oder ein Wahn, der einem von außen aufgezwungenem Schuldgefühl geschuldet ist und als Reaktion auf eine irrationale Angst als Zwangsneurose ausgelebt wird – extreme Response auf materialistisch/kapitalistische Propaganda – Ergebnis von Manipulation auf jeden Fall.
Die grausligste Form des Neo-Liberalismus ist der Deutsche Neo-Liberalismus. Die staatlich organisierte Versklavung – Kollektivierungsversuch mit den Symbolen Arbeit und Schweiß.
Ein anderer Aspekt ist die Antwort auf Automatisierung, die einfach dem Individuum die direkte Einflussnahme auf die Qualität und Quantität des Produkts/Leistung verweigert, damit wird der Fleiß obsolet. Ganz rational, bei konstantem Gehalt ökonom. Mindestprinzip anwenden und weniger arbeiten und nicht mehr. Es macht anders keinen Sinn. Das ist kein Organisationsproblem … das ist ein rationale vernünftige Handlung selbst wenn man die Neoklassik bemüht.
Engineering und Handwerk bilden eher die Ausnahme, bei denen gibt es den Zusammenhang noch zwischen Verbesserung des Inputs und Auswirkung auf Qualität und Quantität des gelieferten Produkts/Leistung.
Oktober 26th, 2012 at 06:06
@flatter(44): Iss ja alles schick – *Friedensfahne wedel* – wir sind doch Friedensnobelpreis ;-)
Mein Problem war, daß ich den ‘Verwicklungen’ nicht folgen konnte, da waren für mich nur Knoten – ich habs weder an- noch aufgedröselt gekriegt.
Vielleicht fällt mir ja heute Abend noch was dazu ein…
Schönen Tag @samt.
Oktober 26th, 2012 at 09:00
Eigentum sind mindestens alle hergestellten materiellen Dinge.
Das ist mE auch noch zu hinterfragen. Es ist letztlich doch nicht so einfach, dass man nur zwischen Privateigentum (an Produktionsmitteln) und persönlichem Eigentum zu unterscheiden habe. Denn letzteres ist zumindest im Hier und Jetzt ein klarer Abkömmling des ersteren. Nur weil der Besitzer der Brotfabrik sich die Brötchen durch sein Privateigfentum an der Fabrik angeeignet hat, muss sie selbst der dort arbeitende Bäckergeselle erst als persönliches Eigentum erwerben, um auch reinbeissen zu dürfen. So auch mit allen anderen ‘Gebrauchswerten’.
Nun ist es aber zB bei einer Schaufel ‘eigentlich’ überhaupt nicht interessant, wem sie ist, sondern nur, dass ich eine zur Verfügung habe, wenn ich sie brauche. Wenn also von allen für alle produziert würde und somit die ursprüngliche Aneignung entfiele – würde auch der Begriff des Eigentums wenn nicht verschwinden, so doch wenigstens aufweichen. Wichtig wäre eben nur noch, dass eine Schaufel da wäre, nicht mehr, dass sie auch mein Eigentum ist. Mein Bac, dein Bac… Wenn etwas allen gehört, gehört es genau so gut niemandem, wird der Eigentumsbegriff in seiner jetzigen Form auch obsolet.
Diese Transformation hat der real existent Gewesene übrigens auch nicht geschafft, schon auf Stufe eins nicht, da der Staat als Privateigentümer der Produktionsmittel aufgetreten ist, wodurch dann auch wieder Stufe zwei, der persönliche Erwerb durch Kauf, nötig blieb.
Diese Verkorksungen durch den Eigentumsbegriff werden im hier und jetzt auch vor allem dann manifest, wenn man ‘tendenziell’ daraus ausbrechen will, durch ‘Sharing’ aller möglichen Dinge zB. Sofort tauchen Fragen auf wie ‘wem gehört das jetzt eigentlich zu welchen Teilen, wer bezahlt anteilig welche Reparaturen, wer haftet für Schäden, die beim Gebrauch auftreten’ – alles Ausflüsse des ‘Eigentums’.
Oktober 26th, 2012 at 18:47
@Peinhart(47)
Ich denke nicht, daß ich verständlicher werde, wenn ich nun für alles ‘andere Begriffe’ verwende…
Eigentum zu hinterfragen, finde ich hingegen schon wichtig. Aber wo willst Du zur Natur abgrenzen – oder willst Du das dann nicht mehr – was käme dabei heraus?
Mir geht es zuerst hier bei dem Begriff darum, daß der Natur ‘was zugesetzt wurde’. Irgendwie muß ich ja mE auch bei allen ‘Spinnitisierereien’ immer noch deutlich werden lassen können, daß ich nicht wieder auf den Baum zurück will.
Wenn also jemand “Arbeit” nur als Lohnarbeit verstehen möchte und “Eigentum” vielleicht nur als Persönliches Eigentum – letzteres vielleicht sogar gar nicht (mehr) von Privatem Eigentum an Produktionsmitteln trennen kann – dann gehts tatsächlich um Begriffsarbeit.
Aber mE nicht um neue Begriffe – um deren Inhalt.
… den mußt Du so und so vertiefen, aber verschlimmbessern bringt da eher weniger als mehr (Verständnis-)Punkte.
Schließlich ist auch Allmende was anderes als persönliches Eigentum, es ist aber auch nicht einfach so Gemeineigentum… laß uns um (sorry) wichtigeres ‘streiten’, zb: Wie erklären wir besser Zusammenhänge ;-)
Oktober 26th, 2012 at 20:52
@Häschen(45)
Da gibt es die ‘gehobenen’ Worte von der “Entfremdung der Arbeit”.
Wir machen (fast) alle nur noch Teilarbeiten, wir haben kaum noch oder keine Beziehung mehr zum endgültigen Produkt – wir arbeiten für Geld – nicht für das Produkt.
Produktion und Konsumtion sind (lange) auseinander gefallen.
Wenn wir Hunger haben, dann meinen wir, wir brauchen Geld – nee, wir brauchen was zu Essen.
… das kriegen wir aber nur über Geld, deshalb scheint uns Geld wichtiger als alles andere.
Ich denke mir, daß es nun nicht die ‘Lösung’ sein kann, daß nun jeder wieder für sich allein versucht, das herzustellen was er meint zum Leben zu brauchen. Schaffen wir als einzelne nie und nimmer, so lang dauert der Tag gar nicht. Außerdem brauchen wir heutzutage doch einiges mehr als Essen, Trinken, Dach über dem Kopf…
Die Lösung kann aber mE nur in einem ‘Etwas’ liegen, in dem Produktion und Konsumtion wieder in eins fallen – vielleicht schaffen wir Menschen das ja mal irgendwann darüber, daß wir uns einigen können, das, was wir gemeinsam brauchen wollen, gemeinsam herzustellen – wie wir das im speziellen machen – keine Ahnung, aber irgendwie müssen wir das hinkriegen.