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März 2012


 
fallout

Quelle: Australian Radiation Services

Auf Zigaretten werden 73% Prozent Steuern erhoben, der Gesundheitsgefahr wegen. Dennoch behaupten Kritiker beharrlich, Atomstrom sei keine preisgünstige Art der Energiegewinnung. So viel Starrsinn war selten.

 
demensDiese Griechen! Ganze 4,5% der Schulden werden gezahlt, weitere 4% verrechnet, obwohl die dahinter stehenden “Forderungen” angesichts der Vorgänge keine Berechtigung mehr haben und noch einmal wird versprochen, 3 bis 5% der Summe zu “investieren”. Damit wollen sie ganze 700 Arbeitsplätze schaffen. Vermutlich halten sie das obendrein für “sozial”, wie es der gängigen “Marktwirtschaft” ja entspricht.

“Sie”, das sind die Verantwortlichen von Siemens, deren Bestechung den griechischen Staat geschätzte 2 Milliarden Euro gekostet hat. (Reuters nennt unerheblich abweichende Zahlen). Eine Strafzahlung sollte nach landläufigen Ansichten eigentlich höher sein als der angerichtete Schaden. Manche Schweine sind aber gleicher, da ist die Welt doch immer wieder flexibel.

Pigs are more equal

Lästige Sache, wenn so offensichtlich geschmiert wird, wenn es so leicht ist, die Folgen von Korruption für die Korrumpeure durch weitere Korruption abzuwenden. Die Arbeitslosigkeit grassiert inzwischen auch noch unter Verschwörungstheoretikern. Wer soll denn das noch toppen? Auch moralische Appelle werden durch Wiederholung nicht spannender. Während die öffentliche Ordnung zusammenbricht, waschen sich diejenigen, die maßgeblich zum Chaos beigetragen haben, noch schnell rein. Als nächstes stellt sich vermutlich wieder ein krawattierter Herrenmensch vor ein Berliner Mikrophon und verlangt Dankbarkeit von den faulen Griechen für die tollen neuen Arbeitsplätze.

Vielleicht ist eine Vergleichsrechnung noch etwas, mit dem man das Wochenende bereichern kann:
Ein örtlicher “Unternehmer” schmiert die Kommune und baut eine Straße für eine Million Euro, die man auch für die Hälfte hätte haben können. Dumm gelaufen: Er wird erwischt. Das zuständige Gericht verurteilt ihn zu einem ‘Schadenersatz’ von 22.500 Euro. Zusätzlich muss er aber noch 20.000 Euro ‘investieren’, um künftig noch mehr Straßen für die Kommune zu bauen, und auf weitere 20.000 aus dem letzten Geschäft muss er ‘verzichten’. Dafür wird ihm allerdings bescheinigt, ein blitzsauberer fairer Geschäftsmann zu sein. Das ist doch ein gerechter Ausgleich, vom dem alle etwas haben. Alle, auf die es ankommt.

 
fat

Für mehr Wachstum im globalen Wettbewerb! Verteilung der Haushalte mit mehr als 200$ pro Tag; Quelle: Worldmapper

Wir sind noch nicht durch mit dem Umbau des Sozialstaats zu einer Privatbank. Zwar werden die den Staat betreffenden Entscheidungen, vulgo: “Politik” den Gepflogenheiten in Finanzinstituten immer ähnlicher, aber einige Verdienstmöglichkeiten für Investoren sind noch nicht ausgeschöpft. Zum Beispiel könnte man statt Staatsanleihen so etwas wie eine Gesetzausfallversicherung oder, für Premiumkunden, eine Verfassungsausfallversicherung installieren. Dann würden die Anleger bei einer Revolution noch schnell Kasse machen, ehe sie den Fluchtwagen besteigen.

Das Grundgesetz wurde unter Merkel zur reinen Verfügungsmasse. Ihre Regierungen, die sich die Gesetze gleich von den Lobbyisten schreiben lassen, weil sie selbst nicht adäquat alphabetisiert sind, machen auch vor Verfassungsänderungen nicht halt. Das können sie, weil die neoliberale Volksfront von Grün bis CDU sich in ihrer Inkompetenz immer zu mindestens zwei Dritteln einig ist. Und wem die These näher liegt, dass sie eher alle korrupt seien, dem sei konzediert, dass sie dann zweifellos von denselben Lobbyisten korrumpiert werden.

Wann immer sie fröhlich gegen das Volk regieren und solche Alternativlosigkeit ins Grundgesetz schreiben, sind sie sich einig. Wachstum Wettbewerb Vollbeschäftigung Globalisierung Sparen ihrwisstschonwas. Und das muss eben notfalls dort stehen, wo schon das mit der “Würde des Menschen” steht, damit man keine falschen Prioritäten setzt. Aktuell gibt es zwei Beispiele für dergleichen, die recht verschieden aussehen, sich aber derselben Haltung verdanken.

Alternativlosigkeit ins Grundgesetz

Im Jahr 2006 musste die grandiose Idee eines “Kooperationsverbots” von Bund und Ländern in der Bildungspolitik festgeschrieben werden. Warum? Weil Wettbewerb Wettbewerb Wettbewerb. Der ist gut, und was ihm im Weg steht, muss ausgemerzt werden. Ich schrieb damals folgendes dazu:

Ob wohl die Länder untereinander kooperieren dürfen? Oder wäre das wieder ein Bund? Und wenn alle dasselbe wollen und der Bund eben auch? Oder wenn sich herausstellen sollte, daß Bund und Länder jeweils Kompetenzen haben, die nur gemeinsam sinnvoll auszuüben sind?
Warten wir’s ab! Ich bin sicher, so ein Kooperationsverbot ist ein sehr lustiges Gesetz. Es wird viel zu lachen geben.

Wolfgang Lieb kommentiert heute die Pläne zu einer Revision dieses Blödsinns, die ihm nicht weit genug geht. Die Verfassung erweist sich wenige Jahre nach dem letzten Bildungsgewurschtel schon wieder als Spielwiese für beliebige politische Vorhaben. Gefällt uns nicht, ändern wir – weil wir’s können. Wozu wählen wir eigentlich noch, wenn der Konsens der Dilettanten nicht nur parteiübergreifend, sondern auch grundgesetzübergriffig ist?

Die Mehrheit steht

Das Schlimmste aber ist das Dilettieren im Interesse einer Finanzwirtschaft, das inzwischen den Rang der Absolutheit genießt. Kein Gesetz, keine Verfassung Europas, keine Wahlentscheidung hat mehr Einfluss darauf und man wünscht sich allein deshalb schon so etwas wie ‘Politik’ zurück, weil selbst die nicht so geistlos war wie Diktatur der Geldhäuser.

Frank Lübberding weist unter anderem auf einen Effekt der “Schuldenbremse” hin, den ich bislang noch nicht ausreichend gewürdigt habe. Dass “Schuldenbremsen” die Konjunktur abwürgen, die Staaten bewegungsunfähig machen und Wirtschaften auf Guthabenbasis im Kapitalismus nicht funktioniert, habe ich bereits mehrfach angemerkt. Ein ganz besonderes Schmankerl aber kommt hinzu: Wohin mit dem Geld, das nicht mehr in die Finanzierung der Staatsschulden fließt? Was passiert, wenn Staatsanleihen nicht mehr gekauft werden?

Dann muss also noch viel mehr Geld in noch heiklere Finanzabenteuer investiert werden – obendrein Geld, mit dem wir Pflege und Rente finanzieren sollen. Das ist nicht weniger als das Signal zum letzten Gefecht. Noch einmal alles, was drin ist, auf den Markt werfen, diesmal mit potenziertem Risiko. Das bringt Wachstum, ja sicher. Sehr schnelles sogar. Die Blase, die sich dann bildet, wird als “Armageddon Bubble” in die Gechichte eingehen. Dafür lohnt es sich auf jeden Fall, das Grundgesetz zu ändern, alle Grundgesetze. Und weil Frau Merkel, die mit ihrem Namen für diese Entscheidung steht, Physikerin ist, werden wir auch den ‘Tag danach’ bewältigen. Mit ihrer Hilfe und der ihres evangelischen Gottes ist dann eben die Änderung der Naturgesetze fällig. Die “Opposition” aus “SPD” und “Grünen” hat bereits Zustimmung signalisiert.

 
Die zentrale Aussage des Koalitionsausschusses betreffs “Leistungsschutzrecht” ist folgende:

Gewerbliche Anbieter im Netz, wie Suchmaschinenbetreiber und News-Aggregatoren,
sollen künftig für die Verbreitung von Presseerzeugnissen (wie Zeitungsartikel) im Internet
ein Entgelt an die Verlage zahlen
“.

Das bietet reichlich Raum für Spekulationen, zumal die Schwammigkeit dieser Formulierung nicht einmal ahnen lässt, was später Gesetzestext werden soll. Es sei denn, dies soll ernsthaft die Vorlage dazu sein. Was, so ist die zentrale Frage, bedeutet das “wie” in dem Text und was “gewerblich”? Dies ist bereits von vielen Kritikern erläutert worden. Sind etwa Seiten “gewerblich”, die ab und an Werbung beinhalten? Solche, die Zählpixel der VG Wort enthalten? Die mit einem flattr-Button? Diejenigen von Freiberuflern? Das müsste geklärt werden, es sei denn es handelt sich um eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Juristen.

Von Suchmaschinenbetreibern Schutzgeld zu kassieren für nichts wird kaum gelingen, zumal die sich gute Anwälte leisten können. Google wäre gezwungen, die Nachrichten nicht mehr zu indexieren, wenn es die Kosten vermeiden wollte. Kann man dann Google dazu zwingen, dies trotzdem zu tun? Ich wage das zu bezweifeln. Man kann mit dem Kartellrecht drohen, aber das kann man ganz unabhängig von diesem Unsinn, und wer sich einmal erpressen lässt, lebt unruhig. Weder Google noch Microsoft würden also freiwillig zahlen, weil sie Angst hätten, sonst zerschlagen zu werden. Das Beispiel Belgien zeigt vielmehr, dass die Zeitungen eben aus dem Index fliegen, wenn sie solchen Stress machen.

Meinungsfreiheit nach Kassenlage?

Oder denken die Springers und andere Fürsten der Holzmedien wirklich, ihnen entginge etwas durch die kostenlosen Teaser? Wohl kaum, sonst würden sie ja nicht selbst dort Werbung schalten, um sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. Das klingt alles bemerkenswert sinnfrei und leicht paranoid.

Zweierlei Konsequenz hätte das Spielchen offensichtlich: Die großen Verlage, die mehr zitiert und verlinkt werden, hätten höhere Einkünfte als die kleinen. Die ganz kleinen könnten sich das nicht leisten und müssten auf jedes Zitat verzichten.* Darin sehe ich eine erhebliche Einschränkung der Möglichkeit, seine “Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten“, denn die Bezugnahme auf Quellen anderer Verlage wäre verboten, sobald man selbst professionell am öffentlichen Diskurs teilnimmt, aber nicht genügend Einnahmen generiert.

Der ohnehin mangelnde kritische Diskurs zwischen den Verlagen würde endgültig abgewürgt bzw. denen überlassen. die sich das halt leisten können. Jene Mediengiganten also, die noch nie einen Link auf ihre externen Quellen gesetzt haben. Kritik von Journalisten und professionellen Bloggern an journalistischen Erzeugnissen würde eingeschränkt und eben auf die mit einem entsprechenden Einkommen beschränkt. Ist das womöglich der Zweck der Veranstaltung? Der pure Spaß an der Bürokratie, die von den Befürwortern des “Leistungsschutzrechtes” sonst so gern und vehement kritisiert wird, wird es doch wohl nicht sein.

* Zur Erläuterung: Es wird sich ja nicht vermeiden lassen, als “News Generator” alles zu betrachten, was die Praxis des Zitierens aus (mehreren) anderen Quellen pflegt. Das träfe dann auch solche Angebote, die selbst journalistisch tätig sind. Sonst müsste der “News Generator” nur ein paar selbst formulierte Artikel hinzufügen und wäre aus dem Schneider, womit das Konstrukt nicht mehr tragfähig wäre.

 
notmygauckDie Jubelarien der neoliberalen Einheitsfront zum Fehlgriff eines Bundespräsidenten werden nach den vielen Äußerungen der Abneigung gegen Gauck weiterhin bestens organisiert. Den Kritikern wird ihre Kritik abspenstig gemacht. Sie sei die “emsige Suche nach faulen Stellen“, erkühnt sich etwa Harry Nutt zu behaupten.

Als könnten wir nicht lesen, als sei alles nur ein Irrtum. Lest es endlich: Wir wollen diesen Mann nicht. Er ist reaktionär, religiös verblendet und steht politisch im Mainstream derer, die uns weismachen, ein Mensch müsste sich seine Würde erst verdienen. Er ist ein fanatischer Antilinker und ein selbstgerechter Interpret seiner eigenen Geschichte. Wo wir zweifeln, will er uns seine ‘Gewissheiten’ aufzwingen. Wo wir wissen wollen, bescheinigt er sich selbst die Überlegenheit seines Götzenglaubens.

Gauck wird nicht “zu Unrecht angegriffen“, schon gar nicht so pauschal, wie Harry Nutt das heute auftischt. Und um das Beispiel meinetwegen ein drittes Mal aufzugreifen, soll doch bitte einer mal lesen, von dem er meint, dass wir es nicht verstanden hätten:

Das geschieht dann, wenn das Geschehen des deutschen Judenmords in eine Einzigartigkeit überhöht wird, die letztlich dem Verstehen und der Analyse entzogen ist. Offensichtlich suchen bestimmte Milieus postreligiöser Gesellschaften nach dem Element des Erschauerns vor dem Unsagbaren. Da dem Nichtreligiösen das Summum Bonum – Gott – fehlt, tritt an dessen Stelle das absolut Böse, das den Betrachter erschauern lässt.”

Linkes Teufelswerk

Schwachsinn ist das, nämlich der Schwachsinn, der entsteht, Nutt sagt es, wenn jemand wie “der Theologe Gauck die Frage nach der Erinnerung darüber hinaus im Kontext theologischer Kategorien erörtert“. Das “kann nicht verwundern“. Auschwitz im Kontext theologischer Kategorien zu betrachten und jede andere Perspektive dort hinein zu zwängen, das muss einem erst mal einfallen. Wie dumm muss man eigentlich sein?

Die Unterstellung, der Holocaust sei nicht einzigartig und die Gegenthese führe dazu, dass der Komplex “dem Verstehen und der Analyse entzogen würde”, ist absurd, paradox und schlicht eine Umkehrung der Tatsachen. Die industrielle Vernichtung von Menschen als Charge hat es nie vorher und nie nachher gegeben in der Geschichte der Menschheit. Dieser besondere Aspekt der Vernichtung von Menschen, vornehmlich Juden, durch die Nazis ist einer, der den kapitalistischen Hintergrund des Nationalsozialismus unmittelbar freilegt. Dass es den Neoliberalen nicht gefällt, wenn so etwas noch zur Sprache kommt, kann nicht verwundern. Da lassen sie lieber ihre Prediger auf die Geschichte los.

Niemand hat behauptet, der Holocaust sei das unwiederholbare, unüberbietbare oder absolute Böse. Die Linke, aus deren Reihen die Kritik vornehmlich kommt, erlaubt sich nämlich, in der Moderne angekommen zu sein und die Theologie den Pfaffen zu überlassen – die eben deshalb nichts in der Politik zu suchen hat.

Nur wer seinen religiösen Eifer zum Nonplusultra erhebt kann schließlich behaupten, ohne das absolut Gute kehre quasi automatisch das absolut Böse ein. Gauck hat offenbar nicht die Phantasie, dass es ohne beides geht. Sein Horizont ist der eines Inquisitors. Das Schlimmste an dem Mann ist aber, dass er einfach nur einer von denen ist, die den Kapitalismus für das Ende und die Erfüllung der menschlichen Geschichte halten. Deren Ideologie längst Religion ist und die darum ganz folgerichtig die gesellschaftlichen Verhältnisse, Armut und Reichtum, für göttliche Gerechtigkeit halten. Jeder bekommt, was er verdient. Das ist der Zusammenhang.

 
cab

Das Copyright liegt vermutlich beim Zeichner, dessen Seite offline ist. Ob die GdP Anteile daran hat, ist unklar.

Manchmal möchte ich lieber nichts schreiben, weil ich weiß, dass ich nicht dazu beitrage, über den Tag zu kommen. Noch mehr schlechte Nachrichten erträgt nicht jeder, und man hört schon die Überlebenskünstler der Boulevardleserschaft im Duktus gutgelaunter Überlegenheit tönen: “So schlimm ist es doch alles nicht!”. Nein, wenn man nicht hinschaut, ist es das nicht. Aber selbst dann wird es schlimmer werden.

Als neulich die dezent rassistische Karikatur aus einem Kalender der Polizei die Runde machte, war ich nicht amüsiert, aber auch nicht alarmiert. Gegen das, was ich bereits weiß über das Gebaren auf manchen Wachen, erschien es mir eher harmlos, und die Anlehnung an den Piraten aus Asterix wies auf einen eher naiven Rassismus hin, einen, über den ‘man doch mal lachen kann’, wenn man dumpf genug unterwegs ist. Nichts besonderes.

Wer hier etwas zu lachen hat

Das hier [der Artikel wurde kommentarlos entfernt] ist hingegen eine so aggressiv rassistische Variante, von der Polizei im Freistaat, der die Linke verbieten lassen will, das darf man schon als “faschistisch” bezeichnen. Wer sich noch mehr ekeln will, kann das hier tun. Die Nazis, die das lustig finden sollen, sind nicht irgendeine Kameradschaft in der Scheune am Wald, sondern deutsche Polizisten.

Die Wirkung, die so etwas hat, ist verheerend, wird doch denjenigen Kollegen und vor allem Kolleginnen, denen dabei schlecht wird, bedeutet, dass sie besser das Maul halten. Wenn sich dergleichen so schamlos öffentlich präsentiert, ist das wohl der breite Konsens. Was allzu weit davon abweicht, muss als unangemessen betrachtet werden. Übelster Chauvinismus als Kalenderblatt, da bleibt kein Zweifel daran, wo das Meinungsspektrum angesiedelt ist, wer hier etwas zu lachen hat und wer nicht.

Seit Jahren kritisiere ich Ausbildung, Kontrolle und Bezahlung der Polizisten, wobei sich die in Bayern in jeder Hinsicht immer wieder besonders hervorgetan hat. Ich zitiere aus dem verlinkten Artikel:

Freunde und Helfer oder Schweinezucht?

“Der Staatshaushalt soll schlank bleiben, und da spart man an allem, also auch am Sold der Polizisten. Dieser Widerspruch zwischen Ideologie und politischer Praxis ist für sich bereits skandalös. Es wird noch schlimmer, wenn man die Folgen bedenkt:

Wer strebt einen Job an, der so mies bezahlt wird und derart fordert? Was bietet der Beruf an Gewinn? Welche Mentalität entwickeln Menschen unter solchen Umständen? Talent und hohe Qualifikation zieht man so nicht an. Die Gefahr, daß der Reiz der Macht, den die Uniform verleiht, viele anlockt, ist immens. Und schließlich wird die Gemeinschaft der Frustrierten, Harten und Uniformmächtigen nachgerade zum Corpsgeist provoziert. Überdies ist die Bezahlung eine Aufforderung zur Korruption. [...]

Schließlich, und das macht es wahrlich nicht besser, ist die Alternative zur Polizei, die so langfristig nicht zuverlässig genug sein dürfte, der private Sicherheitsdienst. In manchen Städten der Welt haben solche längst die Gewalt übernommen. Vor allem dort, wo der Staat besonders schlank oder besonders korrupt ist – oder eben beides. Mit einem demokratischen Rechtssystem haben weder reaktionäre Sicherheitspolitik noch neoliberales Staatsverständnis etwas zu tun. Die Kombination aus beidem ist eine Katastrophe.”

Den Rechtsstaat endgültig zertrümmern

Und als sei ein Startschuss gefallen, den Nachtwächterstaat noch zu unterbieten und den Rechtsstaat in Europa endgültig zu zertrümmern, werden nicht nur ausgeblutete Staaten zu noch brutaleren Kostensenkungen gezwungen. Es werden jetzt in Großbritannien privaten Milizen polizeiliche Aufgaben übertragen, um aus den hoheitlichen Aufgaben auch noch Profit schlagen zu lassen. Diese Struktur, “private Sicherheitsdienste” den Staat ersetzen zu lassen, ist die bewusste Herbeiführung der Zustände, wie wir sie bis jetzt nur aus Entwicklungsländern kennen.

Was wird wohl passieren, wenn diese Privatarmeen, denen die Bürger zu gehorchen haben, bewaffnete Truppen aus noch miserabler bezahlten Söldnern, unter der Führung einer kleinen gut bezahlten Befehlshaberschaft durch die Städte patrouillieren? Wie soll man derart boshafte Angriffe auf die Zivilisation noch beschreiben, ohne das einem das Kotzen kommt?
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Update
: Sowohl die Morgenpost als auch welt.de haben ihre Artikel kommentarlos offline genommen. Seltsam erscheint vor allem, dass das Abendblatt ausdrücklich die GdP als Quelle genannt hat.
Update2: Bei dem Kartoonisten handelt es sich offenbar um Alfred Berger. Er ist offenbar selbst Polizist und stellt seine Werke kostenlos den Kollegen zur Verfügung. Es ist also davon auszugehen, dass der Skandal keine Ente ist. Warum die Dokumentation dieser rassistischen Ausfälle zurückgezogen wird, darüber kann ich nur spekulieren.
Update3: Auch die Homepage des ‘Künstlers’ ist inzwischen offline. Da hält jemand schwer einen Deckel drauf.
Update4: Die TAZ ist eingesprungen. Der Deckel hält nicht. Btw: ich habe gestern ebenfalls bei der Morgenpost angefragt, warum sie den Artikel entfernt haben und noch keine Antwort bekommen.
Update5: Immerhin hat die TAZ inzwischen vom Springerverlag eine Antwort erhalten (unter demselben Link ist ein aktualisierter Artikel zu finden). Darin heißt es, die Berichte seien “vorläufig” aus dem Netz genommen worden, weil die GdP “keinen Kalender herausgegeben” habe. Nun ist es ja richtig, solche Details zu korrigieren, aber das ändert ja nichts daran, dass die Kakrikaturen bei der bayrischen Polizei kursieren. Ob dahinter die GdP steht, ist in bezug auf entsprechende Vorwürfe natürlich relevant. Dann wäre es aber doch angebracht, die Urheber zu suchen und nicht das Phänomen zu verschweigen.
Update6: Die Morgenpost hat mir geantwortet:
Danke für Ihre E-Mail. Der Artikel ist nicht mehr online, weil es inzwischen Zweifel an der journalistischen Darstellung gibt. Heißt: Unter Umständen enthält der Bericht Fehler, etwa was die Frage betrifft, wer den Kalender herausgegeben bzw. veröffentlicht hat. Das prüfen wir – und so lange bleibt das Stück offline.”

 
… verweigern die Integration in unsere Gesellschaft.
Mehr als 95% würden sogar illegale Maßnahmen befürworten um Veränderungen zu verhindern, welche der großen Mehrheit nützen.

 
Es ist ein Irrtum zu glauben, drakonische Strafen seien gerechter, wenn es um unverzeihliche Verfehlungen geht. Wer danach schreit, sie wieder einzuführen, zu vollstrecken oder überhaupt den Weg dorthin zu beschreiten – Stichwort: “schärfere Strafen” -, ist ein politischer Hanswurst und obendrein ein völlig unfähiger Pädagoge.

Als Ausdruck hingegen, Kommunikation, als Bild und Äußerung der Möglichkeit, taugen sie hervorragend, die mittelalterlichen Maßnahmen zur Korrektur der Welt im Sinne einer ungehaltenen Allmacht. Das Konglomerat aus Religion und Menschenverachtung, das sich “konservativ” nennt und “destruktiv” ist, das brutal zerstört, metzelt und massakriert, wo es angeblich etwas “erhalten” will, offenbart genau darin auch seine Idiotie: Dass es eine gesunde Rachephantasie nicht vom krankhaften Wahn realer Verfolgung abgrenzen kann.

Ich will Blut sehen

Was so viel Anlauf nimmt, lässt ahnen, dass es hart zuschlagen will, und ja, ich gestehe: Ich will Blut spritzen sehen. Sie sind ohnehin von einem Stamme mir favorisierter Feinde, jene Journalistenbrut, Lohnschreiber, Mietmäuler, Halbhirne, die aufschreiben, was die unsichtbare Herrschaft ihnen diktiert, um die Leser und Zuschauer zu verblöden, zu infiltrieren und mit der Macht der dumpfen Wiederholung ihre Gehirne zu waschen.

Der Baukasten neoliberalen Neusprechs ist ein äußerst übersichtlicher Fundus, aus dem immer dieselbe Leier hervorgeholt wird, um immer dieselben Stereotypen monoton herunter zu beten. Eben las ich wieder einmal die Vokabel “Wettbewerbsfähigkeit“, Europa müsse “seine weltweite Wettbewerbsfähigkeit verbessern“. Merkel habe das gesagt und das war dann eine Überschrift wert. Niemand aus der Redaktion hinterfragt den Unsinn solcher Behauptungen. Niemanden schaudert’s angesichts der gähnenden Leere dieser Phrasen. Niemand hat es nötig, auf die verheerenden Resultate der Ideologie hinzuweisen, die solche Vokabeln hervorgebracht hat. Niemand will erkannt haben, dass das “Wachstum”, um das es da angeblich geht, noch nie stattgefunden hat.

30 Jahre nach dem Lambsdorff-Papier, 13 Jahre nach dem Schröder-Blair Papier, inmitten der Trümmer einer Europäischen Union, schenken sie uns ein, und wir trinken und trinken. Keine Kritik, keine Distanz, nicht einmal irgend eine Variante in den Wiederholungen. Schamlos behaupten diese Minderleister noch, die Angehörigen ihres Standes, diese “Gatekeeper”, seien “kritisch”.

Woran ihr sie erkennt

Ein Mensch von Ehre, jemand, der auch nur annähernd dem gerecht zu werden versuchte, was die Kaufmichs der Nachrichtenindustrie stets von sich behaupten, müsste sich die Hand abhacken, eher er ihr erlaubte, solche Verbrechen am kritischen Diskurs zu begehen. Eine Hand, die so plumpe Propaganda vollstreckt, hat das Recht verwirkt, durchblutet zu werden und einem lebendigen Organismus anzugehören. Und wenn es einer nicht schafft, sich selbst von dem faulen Stück Fleisch zu trennen, das Fluch und Schande über alle Rechtschaffenen bringt, dann möge ihm geholfen werden. Dankbar und stolz müsste so einer sein, der endlich frei wäre von der satanischen Klaue, die nur das Böse schaffte.

Man erkennt sie aber ohnehin, die innerlich verrottenden toten Diener einer unmenschlichen Macht. Sie, die stets im Dunstkreis der vermeintlichen Elite umher schleichen und in den Redaktionen der Medienhäuser zu Hause sind:
Sie haben zwei Hände.

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