Wenn sich die Linke nicht endlich von ihrer diktatorischen Vergangenheit im Stasi-Staat lossagt und einen “Unrechtsstaat” auch so nennt, sollte sie verboten werden. In einem Land des demokratischen Westens hat eine solche Partei nichts zu suchen.
August 2010
Sicher, ihr werdet wieder sagen: “Selber schuld”, aber ich halte dem entgegen, daß es sogar gerade wegen der Werbung wichtig ist, fernzusehen, damit man nämlich weiß, mit wem man es zu tu hat. Was nichts daran ändert, daß es nervt. Wenn ich wie immer nahe an der Flatline auf dem EEG mich ganz prekärer Freizeit hingebe, schalte ich in aller Regel den Ton ab, wenn die Werbung kommt. Manchmal bin ich freilich nicht schnell genug, liege auf der Funksternfeuerung oder komme sonstwie nicht dazu. Das ist schlimm, aber lehrreich.
Derzeit gehen mir zwei Läden besonders auf den Pilz. Der eine ist ein Versicherer, der es für angesagt hält, junge als “gutaussehend” geltende Menschen in einem minutenlangen Stakkato auf ihre unschuldigen Opfer einlabern zu lassen. Dabei brabbeln sie einen fürchterlichen Brei, der in den Sequenzen, die nicht psychotisch codiert sind, eine unerträgliche Verdrehung der geschäftlichen Wirklichkeit beinhalten. Der Kerl ist dabei einfach nur nervig und hat nicht einmal das bißchen Feeling, seinen Hauptslogan so zu intonieren, daß man die Aula des Schülertheaters nicht nachgerade riechen muß.
Sein Pendant ist eine ebenfalls unerträglich geschwätzige Olle, bei der man nur nervös darauf wartet, daß ihre wippenden Hupen aus dem T-Shirt fallen und einem entgegen kullern. Das nennt sie “ihrem Herzen folgen”. Den Rest habe ich nicht verstanden, ich nehme keine Halluzinogene.
Wirklich Gedanken mache ich mir aber über die Firma Wodavon, deren Kunde ich unschuldig wurde, weil ich in panischer Flucht vor dem rosa Elefanten bei Arcor gelandet war, die bekanntlich aufgekauft wurden. Die gehen sowas von gar nicht, daß ich mich – satire mode /off – ernsthaft frage, ob ich denen kündige, weil ich sie so widerlich finde. Das fing schon an, bevor dieser als Panker verkleidete Cop, Tomie Lobo oder wie der heißt, den Deppzweinull gegeben hat und sie ihre Scharen von Viralkommentatoren auf die Matrix losließen.
Natürlich haben wir auch die “Übernahme” nicht vergessen und den sympathischen Herrn Esser, der es Wodavon so richtig besorgt hat. Jetzt schlagen sie in ihrer “Werbung” mit Rotten entkernter Schnösel auf, die Kinderbelustigungskacke wie Topfschlagen veranstalten, bei der es um elektronische Spielzeuge der nämlichen Firma geht. Dabei cheaten widerliche Kerle aufs Rücksichtsloseste, um sich in den Besitz dieses blöden Schnickschnacks zu bringen.
Diese sogenannte “Imagepflege” paßt zwar in die gängige Ideologie, für die Wodavon offenbar prototypisch zu stehen anstrebt, stößt aber dadurch bei mir auf berserkerhaften Unwillen. Will ich mit denen einen Vertag haben? Pfui deibel! Ich brauche aber echtes Fetznetz und ISDN. Die rosa Konkurrenz ist nun nicht sehr viel sympathischer und obendrein preislich voll apothekenkompatibel.
Was soll ich bloß machen? Ich bin verzweifelt. Warum hilft mir keiner? Ist da draußen jemand? Irgendjemand??
Noch mehr Propaganda, noch weniger Hirn
Posted by flatter under Politik[33] Comments
20. Aug 2010 0:08
Die Energieriesen haben ihre Kumpels mit den großen Aktienpaketen und die von der INSM (Clement, Bierhoff und andere Sympathen) an den Start gebracht, um der Kampagne pro Kernkraft den rechten erpresserischen Druck zu verleihen. SpOn berichtet vorab (und auf andere Weise finanziert) von der anstehenden Medienoffensive. Was ihnen dazu einfällt, ist das halbgare Lob an die Kanzleuse, die sich den Rücken frei halten will, um fröhlich kungeln zu können:
“Kanzlerin Merkel will durch eine kluge Konstruktion der Atomwende auf jeden Fall verhindern, dass am Ende der Bundesrat über den Kompromiss abstimmen muss“.
“Klug” ist das also, wenn so wenig politischer Einfluß wie möglich dem unverhohlenen Einfluß des Großkapitals entgegensteht. Das übernimmt jetzt ganz offen die politischen Entscheidungen, und die Pinscher aus der Brandstwiete finden das gut.
Auf demselben Niveau befindet sich die Äußerung des edlen Kämpfers für Sozialabbau Franz Müntefering, der meint, die SPD verliere ihre Glaubwürdigkeit, wenn die ‘Rente mit 67′ nicht wie geplant umgesetzt würde. Daß sein Nachfolger Gabriel herumeiert und vermutlich bloß taktiert, ist ja nicht falsch. Daraus aber einmal mehr zu schließen, Schröder habe alles richtig gemacht, ist reif fürs Kabarett, wenn man das auch noch mit “Glaubwürdigkeit” etikettiert.
Die schöne neue Zeit, in der privat finanzierte Propaganda den politischen Diskurs ersetzt, ist auch christlichen Fanatikern ein Halleluja wert. 300000 Emryo-Modelle verschicken die gerade an die Saarländer, per Post und “aus Spenden” bezahlt. Sehr witzig, dann kann jeder mal einen wegwerfen, als symbolische unbefleckte Abtreibung quasi. Man könnte das Püppken auch kreuzigen, vielleicht kommt man dann ja in den Himmel zu den anderen Armleuchtern.
Ich treffe mich dann lieber verarmt und exkommuniziert mit den populistischen Demagogen in der Hölle. Man wäre beinahe damit einverstanden, in ein Arbeitslager verfrachtet zu werden, um den Standort Deutschland zu retten und von den frommen Aufrechten isoliert zu werden. Wenn einem die bodenlose Doofheit dann erspart bleibt, die hier allmählich ein Terrorregime errichtet. Ich will hier raus!
Die “Zeit” berichtet heute von einer Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, SpOn und “Welt” haben das bei der Gelegenheit gleich abgeschrieben. Ich werde nicht recht schlau aus dem Gedöns und werde versuchen, mir dieses Werk einmal in Gänze zu besorgen. Es wird von der Presse ein Item zitiert, das mich stutzen macht, die Aussage:
“Wohlstand ist für mich weniger wichtig als Umweltschutz und der Abbau von Schulden“, der knapp drei Viertel der Befragten wohl zustimmen.
Wer läßt sich solche Fragen einfallen? Sind mir Kugelschreiber weniger wichtig als Feuerzeuge und Nagelscheren?
Was sich wohl erkennen läßt, ist, daß mit Schuldenabbau und “Wachstum” Schlagworte abgefragt werden, die der gängigen politischen Landschaftspflege durch Politik und Medien dienen. Es wäre sicherlich im Sinne der Erfinder gewesen, wenn die damit verbundene Doktrin besser angenommen würde. Dann hätte man sich wunderbar bestätigt fühlen können, obwohl bei den Probanden kaum eine inhaltliche Vorstellung davon vorhanden sein dürfte, geschweige denn fundiertes Hintergrundwissen.
Jetzt hat nicht einmal das geklappt, und es ist vermutlich angeraten, die “Linke” noch schärfer zu beobachten. Irgendwie müssen diese Halunken es ja geschafft haben, daß sich das Volk nur sehr ungenügend mit der Pflicht gegenüber dem Eigentum identifiziert.
Die Deutung der Hoheiten aus dem Expertentum und ihrer Verlautbarer fokussiert sich wie manisch auf etwas, das sie “Wachstum” nennen. Die einen erkennen “Wachstumsskeptiker”, die anderen wollen eine “Wachstumsdebatte”. Was bitteschön soll das sein?
Die Wissenabschaftler gehen ihrer wahnhaften Terminologie derart selbst auf den Leim, daß sie eine Kuh nur noch erkennen, wenn sie lila ist. Wenn man schon panisch den Begriff “Kapitalismus” meidet, wäre es dann nicht angebracht, wenigstens zur Kenntnis zu nehmen, daß die als unantastbar geltende Marktwirtschaft von niemandem mehr als “sozial” betrachtet wird? Daß wir es mit einem fundamentalen Systemversagen zu tun haben, auch wenn die Leute immer noch brav ihre Wahlkreuzchen bei den vier Trägervereinen des Neoliberalismus machen?
“Wachstum”, “Aufschwung” und “neue soziale Marktwirtschaft” sind Slogans, die nie dazu gedacht waren, einen Bezug zur Realität zu wahren. Sie sind nachweisbar Hirngespinste, die dem Zwang zur Schönfärberei entspringen, wie er von Lambsdorff bis Schröder verordnet wurde. Was gibt es da zu diskutieren? Wenn ihr Umfragen startet, deren Resultat eurer Realitätsverweigerung eine Klatsche verabreicht, dann haltet sie unter dem Deckel oder trollt euch auf die stille Treppe! “Diskutieren” können wir erst dann, wenn ihr zu einem Minimum an Respekt gegenüber erwachsenen Leuten bereit seid.
Was Eon-Chef Teyssen im Interview mit der FAZ an Riefenstahl-Rhetorik auffährt, um die Geldgier der Stromkonzerne zu kaschieren, verursacht spontanen Rückenmarksschwund. Die Propagandalyrik von der “großen Brücke” verzichtet auf keinen pompösen Tusch, für Inhalt war danach leider kein Platz mehr. Allein der verquaste Anspruch “alte und neue Energiewelten” zu verbinden, ist schon lächerlich. Da gibt es nichts zu verbinden, da gehört etwas schlicht abgeschaltet.
Was “neu” sein soll in Teyssens Wunderwelt der Monumente, beschränkt sich folgerichtig auf “Desertec“, ein Irrsinnsprojekt zur Gewinnung von Sonnenenergie in einer gigantischen Anlage. Er vergißt selbstverständlich zu erwähnen, daß nur die Monopole solche Anlagen bauen können. Und natürlich, daß kleine dezentrale Anlagen alle Vorteile auf ihrer Seite hätten. An denen verdient er bloß nichts.
Mal kurz zum Text:
“Bundeskanzlerin Merkel hat als Bild für das neue Energiekonzept die Brücke zwischen alter und neuer Energiewelt benannt. Mich überzeugt dieses Bild. Brücken gehören zu den anspruchsvollsten Ingenieurleistungen, benötigen feste und tragfähige Pfeiler diesseits und jenseits eines Tals. Zudem basieren sie auf klugen und realistischen Berechnungen über ihre Tragfähigkeit und ruhen niemals auf bloßen Visionen oder Hoffnungen.”
Brücken. Anspruchsvolle Ingenieurleistungen. Aha. Und ich dachte, die Dinger werden seit Jahrtausenden gebaut und sind inzwischen nicht mehr ganz so der technische Hype.
Kluge und realistische Berechnung? Was ist “klug” an einer Berechnung? Die ist richtig oder falsch, gelle. Es könnte höchstens passieren, daß aus Kostengründen ein anderes Material verwendet wird als veranschlagt. So etwas soll vorkommen, unter anderem auch in Atomkraftwerken. Daß Mathematik und Physik überdies nicht auf “Visionen oder Hoffnungen” “ruhen” – beruhen wäre wohl das richtige Verb – haut mich jetzt glatt aus den Socken.
Laberlyrik, eine Definition von “Blabla”
Dummes Geschwätz. Für die Energieversorgung brauche ich keine Laberlyrik, sondern genügend Strom. Der ist auch dann da, wenn die AKWs morgen abgeschaltet werden. Die rhetorischen Rauchbomben sind bitter nötig, wenn uns einer weismachen will, es sei richtungweisend, Europa aus afrikanischen Großanlagen mit Strom zu versorgen. Man muß nämlich schon heftig vor den Pfeiler gerannt sein, um diesen Mumpitz zu glauben.
Garniert wird dieses schmackhafte Menü mit Kleister aus der neoliberalen Restetonne:
“Schließlich müssen die Kosten der Energieproduktion aus neuen Quellen massiv gesenkt werden, damit der Standort Deutschland auch morgen noch für die deutsche Industrie und unseren Mittelstand wettbewerbsfähig in der Welt bleibt“.
Wer eine Definition von “Blabla” braucht – Voilà!
Eine “gewaltige neue Brücke” braucht er also, der Herr Teyssen, wo andere sich mit kleinen, aber effektiven Kraftwerken begnügen. Im Verhältnis zu dem ganzen “Boah-ey-Riesenbrücke”-Film erweist sich der Teil, bei dem es um den Kern der Sache geht, als bedauernswert mickrig. Lediglich ein Halbsätzchen, eine einzige Randbemerkung fällt dazu, die aber spricht Bände:
“keine Stilllegungsdrohung, sondern schlichtes betriebswirtschaftliches Kalkül”
sei die Drohung, alle AKWs abzuschalten. Leider kracht die Brücke an dieser Stelle nicht ein und fällt ihrem dilettierenden Architekten auf den Kopf. Ein einziges Schwadronieren um goldene Zeitalter, blühende Welten, kluge Techniker, Verantwortung und dergleichen, wenn es aber um die Moppen geht, ist ganz schnell Schluß mit Triumphbogen.
Ein umfassendes Beispiel von Phrasen-PR
Und als wollte er uns ein umfassendes Beispiel davon geben, wie Phrasen-PR geht, wartet der Propagandachef am Schluß mit einem Klassiker zum Dessert auf, einer Crême d’Air quasi, geschlagen aus purer heißer Luft mit dem eisernen Willen zur Verdummung:
“Die jüngsten Gutachten anerkannter Rechtsexperten belegen, dass eine reine Laufzeitverlängerung unabhängig von der Jahreszahl allein Sache des Bundestages ist.”
Jüngste Gutachten – als sei das ein Qualitätsmerkmal. Es handelt sich vermutlich um solche, die noch niemand überprüfen konnte. Vielleicht sind sie ja noch gar nicht fertig?
‘Anerkannte Rechtsexperten’ heißt was? Daß sie wirklich Jura studiert haben? Daß er mit denen schon mal einen gehoben hat? Haben die auch Namen?
Daß selbst das Pfeifen im Walde noch im öligen Genäsel des Gebrauchtwagenhändlers daherkommt, würde mich zutiefst beunruhigen, hielte ich Aktien von diesem Verein. Werner Sturbeck, der das Interview geführt hat, scheint hingegen taub zu sein oder sonstwie über Schmerzen erhaben. Wie schafft man es sonst, sich den kompletten Text live anzuhören, ohne jeden Anflug von Widerstand?
Tja, als ich neulich einen Artikel posterte, ohne Kommentare dazu zuzulassen, gab es ein wenig Aufregung nebenan, wo mir ein klitzekleines bißchen diktatorische Gesinnug unterstellt wurde. Hätte der geschätzte Kollege Jens Berger die Peitsche so locker sitzen wie der hiesige Zensor und Kleininquisitor, was wäre ihm entspart geblieben. Dort kämpft losgelassenes Feministavolk offenbar erfolgreich um Zensurierung des eigenen Artikels. Herrlich!
Als ich mehrere Artikel schrieb zu den Phänomenen Intoleranz, ‘divide et impera’ und den politischen Folgen eines Urteils, das Gesundheit über Freiheit stellt, ließen sich militante Nichtraucher letzendlich nur durch das Schließen der Kommentare davon abhalten, an jedem Thema vorbei gegen de ihnen verhaßten Raucher zu hetzen. Mein Ansatz, daß das Objekt “Raucher” durch diverse andere Gruppen und Phänomene ersetzbar ist, wurde geflissentlich ignoriert. Daß es so leicht ist, auch Frauen gegen Männer aufzuhetzen – und umgekehrt – fehlte noch in der Aufzählung.
Es gibt Dinge, die kann man nicht diskutieren, im Netz schon gar nicht. Mir ist das in bezug auf getrennte Eltern schon vor Jahren aufgefallen, als hier dauererigierte Väter aufschlugen, die es für unziemlich hielten, auf die Situation alleinerziehender Frauen aufmerksam zu machen. Die wollten es doch quasi so und hätten Spaß daran, den Vätern die Kinder vorzuenthalten.
Ähnlichen Bullshit kann man zu jedem Bereich des Lebens haben, zu dem sich – womöglich organisierte – Empörte einfinden, die gar nicht die Absicht haben, Argumente auszutauschen, die Meinung anderer wahrzunehmen oder sich jemals von irgendwem überzeugen zu lassen. Es geht bloß um die Mission, und was dem im Wege steht, wird weggebrüllt. Wie schön, das aus sicherer Deckung zu machen, denn die “Beiträge” überschreiten mannigfaltig die Grenzen dessen, wofür es da draußen eins in die Goschn gibt. Dabei meine ich nicht einmal (nur) den Ton, der meinetwegen gern auch einmal rauh sein darf, sondern die Borniertheit, mit der den vermeintlichen Feinden alles Übel dieser Welt unterstellt wird.
Was natürlich erst recht kein Grund ist, die Selbstgerechtigkeit zu bremsen, wenn ein Blogbetreiber in der verzweifelten Bemühung zu moderieren den Löschknopf zur Hilfe nimmt. Das ist dann nämlich intolerant und “Zensur”, der Moderator ist ein Fascho und stinkt nach Spucke. Ich nehme so etwas inzwischen amüsiert zur Kenntnis, das Zensorenleben entspannt mich ungemein, wenngleich es natürlich betrüblich ist, welche Diskussionkultur der neztweite Kindergarten pflegt, wenn das Frollein nicht eingreift.
Ich lese bei Jens also, daß ich demnächst an einem “antifeministischen” Kongreß mitwirken werde. Ich bin aber auch ein hintertriebener Sack! Erziehe meine Kinder selbst, weil ich alleinerziehende Mütter nicht leiden kann, bin gegen Rauchverbote in Bayern, obwohl ich weder Bayer noch ein richtiger Raucher bin und finde die israelische Politik scheiße, obwohl ich ganz woanders wohne. Antisemitisch, oder? Bei fast jeder Diskussion, bei der sich die Leute spalten lassen, bin ich einer Gruppe zuzuordnen, und dann erlaube ich es mir noch, mißliebige Kommentare zu löschen.
Aber am allerschlimmsten, und darum schreibe ich das alles hier, ist, daß ich das auch noch geil finde. Ich fühle mich geradezu unwiderstehlich. Ehrlich. Es geht mir super dabei.
Die apokalyptische Vertreibung der Höchstleistung
Posted by flatter under Hintergrund[21] Comments
16. Aug 2010 1:10
Wo ist bloß Sloterdijk, wenn man ihn braucht? Soll das denn schon alles an Einsatz gewesen sein, die paar Sätze zur Enteignung der deutschen Leistungsträger und Elitemenschen? Kein Wort lese ich von ihm zur geplanten Enteignung der Betreiber von Atomkraftwerken, dabei geht es hier um Leistung im Megawattbereich. Die deutschen Meiler, so drohen die Eon, Vattenfall, EnBW und RWE, sollen ins Ausland verlegt werden, wenn die Besteuerung von Brennelementen wirklich in Kraft treten darf. Dieser furchtbare Schlag gegen den Standort wäre das Ende der Republik.
Schlimmer noch: Es droht der totale Rückzug der Energiewirtschaft aus der Energiewirtschaft. Die Großkonzerne könnten sich selbst zerschlagen, sich auflösen und damit eine Rezession auslösen. Kleinstaaterei auf dem Strommarkt, das wäre das Ende der zweistelligen Renditen. Private Verbraucher würden auf Kosten der Investoren um Millarden entlastet, vor allem Geringverdiener und Arbeitslose würden davon profitieren. Sie könnten noch mehr Kippen und Bier kaufen und hätten noch weniger Grund, eine Beschäftigung im Niedrigstlohnsektor aufzunehmen. Ein Heer von süchtigen Schmarotzern lachte sich ins Fäustchen, während der DAX ins Bodenlose taumelte.
Jetzt müssen alle Kräfte gebündelt werden, ein Ruck muß durch das Land gehen und die verantwortungslosen linken Bürokraten aus der Regierung fegen. Mit Norbert Röttgen sitzt der gefährlichste Mann Europas in der Schaltzentrale der Macht. Wer hält ihn auf?
Bitter rächt es sich, daß die FDP vor dem Linksrutsch der CDU in die Knie gegangen ist. Zwar konnte verhindert werden, daß deutsche Hotels in Scharen nach Rumänien verlagert wurden, aber wer will unser schönes Land noch bereisen, wenn es keinen Atomstrom mehr gibt für die Gäste in der Präsidenten-Suite?
Widerstand tut not. Wir Leistungsträger müssen uns solidarisch zeigen mit unseren Brüdern und Schwestern in den Vorständen und Aufsichtsräten der Stromversorger. Zeigen wir den Enteignern, wie die Zukunft ohne Atomstrom aussieht, verzichten wir auf jede Rasur, so lange, bis dieser Wahnsinn gestoppt ist. Männer, laßt die Bärte sprießen! Frauen, verwandelt euch in tiergleiche Geschöpfe, bis eure Beine haariger sind als eure Mäntel!
Sloterdijk, erweitern Sie Ihr Lebenswerk um ein Manifest für die Ewigkeit, beenden Sie den thymotischen Furor des deprosperisierenden Hyperkatholizismus neosozialistischer Provenienz!
Wo selbst Atome noch besteuert werden, wird das sozialistische Armageddon Wirklichkeit.
Und es ging heraus ein anderes Pferd, das war rot. Und dem, der darauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde und daß sie sich untereinander erwürgten.
Nicht nur das sich “Dopingjäger” schimpfende Saubermänneken Franke treibt die Radsportler in die Depression, Jan Ullrich mußte nach den Ermittlungen von Fred Apostel jetzt ausgerechnet vor Richter Buske büßen, der feststellte, daß Ulle doch etwas mit Epomanio Fuentes zu tun hatte. Während vor allem spanische Apotheker seit Jahren nahezu unbehelligt über die Gipfel von Alpen und Pyrenäen rollen, gehen die Einzefälle aus dem Rest der Welt allmählich in die tausende.
Ein neues Beweisverfahren könnte dabei schon lange alle mit Leichtigkeit des Dopings überführen, wenn es denn Anwendung fände. Man erkennt die Gedopten sehr einfach daran, daß sie an einer großen Rundfahrt teilnehmen, auf einem Rennrad sitzen und eine Startnummer auf dem Trikot tragen. Der begründete Verdacht ungedopt zu sein, ergibt sich nur dann, wenn jemand am dritten Tag tot von Rad fällt.
Saubere Leistung
Jeder weiß das, alle wollten es so, es ging und geht gar nicht anders. Die verlogenen Sponsoren à la Telekom, US Postal, Gerolsteiner, CSC und wie sie alle hießen, haben unmenschliche Leistung eingekauft, um mit ihren Helden ihre Umsätze zu steigern. Die wurden vertragsgemäß geliefert. Das Konglomerat aus Sponsoren, Medien, Zuschauern und Politik hat die Heroen ganz wunderbar gebrauchen können für ihre betrügerische Leistungsanbetung. Es wurden jahrzehntelang Rituale gepflegt, die “sauberen Sport” suggerierten, den es niemals gegeben hat, ganz wie im echten Kapitalismus.
Der Terror gegen die Sportler begann mit einer undurchsichtigen Aktion gegen das Team Festina 1998. Als danach der Business dennoch weiterging, begannen die Rennställe, d.h. Sponsoren, sich auf Kosten der Fahrer reinzuwaschen. Die Profis, die nur durch Doping ihre Verträge hatten einhalten können, wurden in den folgenden Jahren dazu verpflichtet, falsche eidesstattliche Erklärungen zu leisten, in denen sie das Gegenteil behaupten mußten. Sie wären sonst sofort entlassen und vermutlich auf Schadenersatz verklagt worden.
Dies traf nicht nur die Großen und Prominenten, sondern ebenso deren Wasserträger, die keine Millionen verdient hatten und sich nicht hätten zur Ruhe setzen können. Andere haben darauf gehofft, nicht erwischt zu werden. Die Techniken dazu sind ja reichlich vorhanden. Die Lücken, in die eifrige Kontrolleure vordringen, werden allmählich wieder geschlossen. Die großen Sponsoren springen dennoch ab, bis die neue Sauberkeit wieder genügend Deppen findet, die daran glauben.
Das konnten wir nicht wissen
Als Ullrichs Karriere 2006 einen Tag vor der “Tour” medienwirksam hingerichtet wurde, schrieb ich: “Der Radsport ist tot”, im Anschluß daran u.a. mein “Plädoyer pro EPO“. Seitdem ist nichts Nennenswertes passiert, die Zombies fahren und berichten weiter. Wettberwerb findet weiter statt, genauso fair wie in der Wirtschaft, nur werden regelmäßig die Helden am Ende der Verwertungskette lebenslänglich aussortiert, wenn das Treppchen geputzt ist und eine mangelhaft vorbereitete Blutprobe sie als “Sünder” überführt hat. Bis dahin ist die Ernte für die Profiteure eingefahren, die das Ganze gar nichts kostet. Dann wird halt ein anderer eingekauft.
Von alledem wollen die Zecken nichts wissen, die ihre Seiten mit vorgetäuschten Empörungsorgasmen füllen, wenn wieder irgenwer irgendwo lang gemacht wird. Einsicht ist nicht in Sicht und die “Aufklärung” ist alle paar Wochen dieselbe bigotte Veranstaltung. Bis heute lese ich nichts von den Opfern, die ihre begnadeten Körper im Dienste der Investoren schinden, um nachher bespuckt zu werden, weil sie naiv denen vertraut haben, die das Sytem organisieren. Es gehe um Sport, machen uns die Lohnschreiber vor. Von Geld ist kaum je die Rede, geschweige denn von einem mörderischen “Wettbewerb”, der vielmehr als per se für “fair” deklariert wird. “Unfair” sind immer nur die erwischten Angestellten. Das Management und die Anleger waschen ihre Hände in Eigenblut. Wie sollen sie auch je etwas davon gewußt haben?
Die Ministerin für Wahrheit, Liebe, Familie und neuerdings Arbeit, Ursula von der Leyen, ist es leid, ständig neue Fakten erfinden zu müssen. Das in ihrer Familie schon traditionell kapriziöse Politikverständnis bedarf kreativen Managements, um der Minderleister und ihres Nachwuchses Herr zu werden. Die Chipkarte als elektronischer Bildungsgutschein ist der neueste Schrei, mit dem die Aufstockung der Hartz IV-Sätze von Familien buchhalterisch geleistet werden soll. Da lassen sich locker hundert Euro und mehr pro Kind anrechnen, die man auf der anderen Seite zum Teil sogar einsparen kann. Jemand will von der Leyen neulich gesehen haben, wie sie in ihrem Cabrio durch Karlsruhe kachelte und dem lästigen Gericht ihren Mittelfinger zeigte.
Aus der Not eine Tugend machen will die Bundesregierung, die Kommunen nicht unnötig entlasten und in einem Schlag weitere Anreize für Leistungsempfänger schaffen, sich endlich eine Arbeit zu suchen. Am besten im Ausland.
Wie hinter vorgehaltener Waffe Hand geflüstert wird am Spreebogen, soll’s der Wettbewerb richten, in Form eines nationalen Preisausschreibens um die besten Vorschläge zu einer modernen Sozialpolitik. Der Preis soll nach dem berühmten Kinderfreund Jonathan Swift benannt werden.
In einem Probelauf wurden bereits hervorragende Ideen entwickelt. Als Alternative zur Chipkarte wurde etwa die Kultur-Fußfessel für Schmarotzerkinder in die Diskussion gebracht. Damit von der neuen Ressource auch Gebrauch gemacht wird und die dafür notwenigen finanziellen Mittel abgerufen werden, sind Eltern dazu verpflichtet, ihre Kinder entsprechende Einrichtungen besuchen zu lassen. Leisten sie dies nicht, werden ihnen die Zahlungen gekürzt. Das von namhaften Designern entworfene Accessoir am Kinderfuß bucht automatisch ab, wenn die Kleinen eine Bibliothek, ein Konzert oder eine Musikschule besuchen. Die Bildungspflicht kann natürlich auch in einer christlichen Kirche abgesessen werden. Weitere Vorschläge dieser Art sind hochwillkommen und können in einem der angeschlossenen Ministerien oder beim örtlichen Mobcenter eingereicht werden.
Warum wir früher friedlich waren
Posted by flatter under Best of , Politik[65] Comments
11. Aug 2010 23:57
Noch vor zwanzig Jahren war es völlig undenkbar, daß sich Deutschland an Kriegen beteiligt. Jüngeren Menschen mag das lang vorkommen, es ist aber in geschichtlichen Dimensionen nicht einmal ein Wimpernschlag. Und während es der Mehrheit der politischen Funktionäre nicht zu billig ist, Linke noch immer mit der damals schon nicht mehr existierenden DDR in Verbindung zu bringen, haben sie längst verdrängt, was über Jahrzehnte unantastbar war: Daß die Bundeswehr eine reine Verteidigungsarmee zu sein hat.
In nur zwei Jahren, zwischen 1999 und 2001, wurde das auf den Kopf gestellt, unter maßgeblicher Beteiligung der bis dahin “pazifistischen” Grünen. Seitdem ist sich das Establishment einig, daß man Angriffskriege führt. Im Kosovo-Krieg wurde noch Auschwitz beschworen, für den Einmarsch in Afghanistan reichte dann schon die totale, Pardon, “uneingeschränkte Solidarität” mit der Bush-Administration, die eigentlich “Nine Eleven” zum sofortigen Krieg gegen den Irak nutzen wollte. Tony Blair hat dann darauf gedrängt, zuerst die spontan für schuldig befundenen “Taliban” anzugreifen. Der Rest ist bekannt.
Vom Frieden zum Krieg in zwei winzigen Schritten
Seitdem gibt es keine Atempause, die Wahrheit starb mit dem Marschbefehl und wurde den Ereignissen angepaßt, die ‘Argumente’ verdreht und nach Belieben ausgetauscht. Der Logik des Krieges folgend, wurde aber nicht nur dessen Möglichkeit der Diskussion entzogen, sondern jedes dreckige Detail in eine Spirale von Vertuschung und nachgeschobener Rechtfertigung eingebunden. Krieg ist das Ende der Zivilisation, alles, was im Frieden als Verbrechen gilt, ist irgendwie einem höheren Zweck folgend dann doch gut und richtig. Wer das hat wissen wollen, hat es kommen sehen.
Am heutigen Tag gibt es zwei Meldungen, die illustrieren, was schon als Gewohnheit gelten soll. Mord, Folter, Unrecht – das sind die Methoden, die wir erst unseren ‘Freunden’ zubilligen, um sie dann selbt anwenden. Der deutsche Außenminister heißt gezielte Morde gut, wohlwissend, daß damit Terroranschläge verbunden sind, die Zivilsten töten. Kein Prozeß, keine Wahrheitsfindung, keine Diskussion über die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Keine Rechtsstaatlichkeit, keine demokratischen Prinzipien. Früher wußten wir das: Entweder wir sind ein Rechtsstaat oder wir führen Krieg. Beides ist nicht zu haben.
Dabei wissen wir sehr gut, was wir da mordend verteidigen: Eine Doktrin, in deren Folge Kinder jahrelang in Folterlagern gehalten und gequält werden. Wohlgemerkt: Wir kämpfen für diese entsetzlichen Zustände, nicht etwa dagegen. Bis heute kein Innehalten, keine Anklage gegen die Verbrecher, die dafür verantwortlich sind, die die Befehle dazu gegeben haben. Nicht einmal eine wirklich öffentliche Diskussion darüber, wie eine Bundesrepublik Deutschland so tief sinken konnte. Im Gegenteil hören wir Durchhalteparolen und immer lautere Zustimmung zu weiteren Verbrechen.
Am Hindukusch nichts Neues
Ich habe nie einen Krieg erlebt, gehöre aber noch einer Generation an, die wußte, daß von deutschem Boden die Hölle auf Erden ausging. “Nie wieder” war das Motto der Nachkriegszeit, kultiviert und in Staatsräson gegossen von Sozialdemokraten und ihren “Grünen” Nachfolgern. Wenn es eines gab, das mir das Land, in dem ich lebe, einmal bedingt sympathisch gemacht hat, dann war es die Lehre, die wir scheinbar aus den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts gezogen hatten. Wer keine Nazivergleiche mag, kann sich ja einmal deutlich machen, wie es zum Alptraum des Ersten Weltkriegs kommen konnte. Vor ein paar Jahren war das noch Common Sense. Heute soll niemand das mehr wissen dürfen.
Am Hindukusch nichts Neues, wir haken das ab, als sei es schon immer so gewesen, schlimmer noch: als sei es “alternativlos”. Es wird von einem “Verteidigungsbündnis” NATO schwadroniert, als hätte die sich nicht heillos in Kriegsverbrechen verstrickt, weil sie eben Kriege führt. Als “Pazifismus” gilt alles, was gestern noch der Stolz wenigstens der europäischen Zivilisation gewesen ist. “Gutmenschen” nennen unisono Rechtsradikale und losgelassene bürgerliche Bellizisten uns, die wir gehofft hatten, es gäbe eine friedlichere Welt als die, für die sich immerhin die Deutschen einmal zurecht in Blut und Boden geschämt haben. “Linke und 68er” sind das Feindbild, nicht etwa die blutrünstigen Vorwärtsverteidiger einer kapitalistischen Leitkultur. Das ist nicht alternativlos, nicht akzeptabel und nicht zivilisiert. Das ist blanke postmoderne Barabarei.