2009
Yearly Archive
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PolitikKommentare deaktiviert 19. Sep 2009 12:52
Man sollte sich von der tiefstehenden Sonne nicht blenden lassen. Es ist genau das Licht, das Zwerge brauchen, um wenigstens mit ihren Schatten zu beeindrucken. Und auch wenn der Wahlkampf, zumal der der Kanzlerin, in den Parteizentralen gähnende Langeweile produziert, so wird er doch besorgt. Das übernimmt gänzlich die jahrelang domestizierte Journaille.

Im “Endspurt” des Schneckenrennens wird noch einmal aufgeboten, was im Angebot ist. Bild am Montag präsentiert gleich zwei Ladenhüter als Kassenschlager, um seine halbdoofen Leser an die Pflicht zum konservativ-neoliberalen Votum zu erinnern. Zum einen ist da dieser Schnösel, vor dem wir alle zittern sollen: Al Qaida shaved, so der Kleine überhaupt schon Bartwuchs hat, mit Gelhaar und einer alten Krawatte von Vati. Zur Feier des Tages, an dem er das Tor zur Hölle aufgestoßen wird, hat er sich fein herausgeputzt. Immerhin, “Kiel ist sicher”, dafür bürgt das Bürschchen mit einem Namen. Menschen von Braunlage, wehe euch, das Ende ist nah!
Der Spuk ist nicht gruselig genug, um sich in die Arme des sicheren Hafens Schäublescher Innenarchitektur zu flüchten? Vielleicht hilft dann das Gespenst Ihrwißtschonwelches aus der Zeit der Dunkelheit. Der Gysi Gregor, so wurde ganz zufällig noch schnell vor der Wahl bekannt und knallhart recherchiert, war einer aus der DDR. Er hatte es mit Regime. Und da gab es eine Geschichte, es war einmal … Und ihr wißt ja, Montagsleser, daß von deutschem Boden nie wieder ein Krieg ausgehen darf, dem nicht alle zustimmen. Deshalb dürfen die Kommunisten hier nicht mehr das Sagen haben. Nicht sie und nicht jemand, der mit ihnen redet, einen von ihnen kennt oder einen kennt, der einen kennt. Sie sind Spitzel und Demagogen und dienen dem Reich des Bösen.
Wenn dann vielleicht endlich die Drohungen wahr werden, die Terrorexperten seit Jahren vorbeten und Terrorteens inzwischen nachplappern, wenn etwas Großes und Wichtiges in Flammen aufgeht, dann sind die Maßnahmen schon vorbereitet, und, wer weiß, vielleicht spielt der Kommunist auch wieder seine Rolle und muß verhaftet werden. Als erste Vorsichtsmaßnahme, versteht sich.
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PolitikKommentare deaktiviert 18. Sep 2009 19:28
Neben dem kollegialen Konsumhasser und unbelehrbaren Neoliberalen Hans-Werner Sinn hält Thomas Straubhaar fest die Spur der Schmerzfreien, weicht keinen Milimeter ab vom Weg der ewigen Agenda und serviert bei SpOn einmal mehr sein Credo: Konsum bestrafen, Reichtum mehren und die Armen schröpfen. Es wird zunehmend wirr, was er da zusammenlaviert, aber in einigem bleibt er sich treu. So will er stets die Mehrwertsteuer erhöhen, auf wieviele hundert Prozent, da will er sich freilich nicht festlegen lassen.
Schon Anfang 2007 war ihm der Konsum noch zu billig, damals sollte die Mehrwertsteuer erhöht werden, um die Erbschaftssteuer niedrig zu halten oder ganz abzuschaffen. Die Argumentation war damals schon denkwürdig verstandesarm und reich an psychedelischen Metaphern. Sogar Jesus war im Aufgebot. Nun sollen also auch noch sogenannte “Lohnnebenkosten” und andere Steuern durch Konsum finanziert werden. Einem Konsum, der dann womöglich nicht mehr stattfinden wird.
Während nämlich die Genies des INSM und ihre angeschlossenen Sektenmitglieder gern aus Steuersenkungen mehr Steuereinnahmen machen, soll ein hoch besteuerter Konsum nicht zur Zurückhaltung der Käufer führen. Während “wir” Terraner in einem “globalen Wettbewerb” stehen und deshalb Löhne drücken müssen, kaufen die Leute fröhlich weiter hier ein, wenn es in den neun Nachbarländern und per Internet dann viel billiger ist? Dem wird er widersprechen, der Herr Ökonom, denn er nennt keine Zahlen, und daher wird er sagen: Soo teuer wird das alles nicht. Es wird nur ein bißchen teurer und damit alles finanziert. Schließlich spricht da der Sachverstand.
So laviert er sich vom Hölzchen zum Stöckchen, da werden “direkte Hilfen an einkommensschwache Haushalte” verteilt, da werden Einkommenssteuern vereinfacht, Freibeträge erhöht usf.. Um wieviel, wen das genau betrifft und in welcher Weise, das sollen dann “Koalitionsverhandlungen” ergeben. Da ist weder eine Hand noch ein Fuß, aber Ideologie war noch reichlich da, auf deren Schleimspur sich hervorragend vorwärts rutschen läßt. Im Detail verrät sich der Geist, der durch das Geschwurbel spukt: Etwa bei der Idee von “Ganztagsschulen mit kostenlosem Mittagessen”. Almosen und Naturalien statt Lohn? sehen so auch die “direkten Hilfen” aus? Straubhaar ist gegen Mindestlöhne, ihm muß klar sein, daß dann vielen Menschen seine Steuerentlastungen nichts bringen und sie dennoch die höheren Konsumssteuern abdrücken müssen. Alles Anwärter für “direkte Hilfen”?
Der schon lange und immer deutlicher widerlegte Aberglaube, mehr Geld für Wohlhabende führe zu Investitionen, wirkt hier ebenso wie der Unfug, Menschen würden durch niedrige Grundabsicherung wie von selbst an Arbeit kommen. Hier wird Straubhaars wirre Alptraumökonomie endgültig absurd:
“Ein hohes Grundeinkommen bedingt hohe Steuersätze, ein niedriges Grundeinkommen ermöglicht tiefe Steuersätze. Hohes Grundeinkommen und hohe Steuersätze verringern den Anreiz zu arbeiten, niedriges Grundeinkommen und niedrige Steuersätze verstärken den Anreiz zu arbeiten.
Je höher der Anreiz zu arbeiten, umso einfacher wird das Grundeinkommen zu finanzieren sein, je geringer die Arbeitsanreize, umso weniger wird das Grundeinkommen finanzierbar sein. So einfach ist die ökonomische Logik des politisch Machbaren.”
So einfach ist die Logik eines Dilettanten. Er glaubt, Arbeitsplätze entstünden allein durch niedrige Kosten und es gäbe Absatz ohne Konsum, was traurig genug ist. Der Mann glaubt ja auch, daß “Arbeitskräfte durch Maschinen ersetzt werden“, weil die Lohnnebenkosten so hoch sind. Haarsträubend fürwahr.
Entlarvend aber ist die “Logik”, derzufolge niedrige Löhne, niedrige Grundeinkommen und hohe Verbrauchssteuern “uns retten können“. “Mehr Netto vom Brutto” für “uns”, ein Alltag in bitterer Armut für die anderen – das ist die Wand, vor der diese Amokfahrt endet. Gerettet wird damit übrigens niemand, denn sie wird zu Verlusten führen, die von keinem Rettungsschirm, -fonds oder -ring mehr verhindert werden können. Aufsstandsbekämpfung allein wird das nötige “Wachstum” nämlich kaum erzeugen.
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PolitikKommentare deaktiviert 16. Sep 2009 18:48

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Der terroristische “Widerstand” der Linksextremisten und Landesverräter hat ein neues Symbol: Den “Leatherman”. Waren die Chaoten der 70er und die Autonomen der 90er noch leicht zu erkennen, waren ihre Mittel und Waffen noch einfach (zu bekämpfen) und ihre Parolen eindeutig, so haben wir es heute mit einer komplizierten Bedrohungslage zu tun, mit unverständlichen Theorien und raffinierter Technik in der Praxis.

Abb.1
Der Beamte vor Ort, wie er pflichteifrig seinen Dienst tut (siehe Abb. 1), weiß umzugehen mit “Macht kaputt, was euch kaputtmacht”, Pflastersteinen und sturmbehaubten oder illegal eingereisten Schwarzen. Er ist darauf vorbereitet und im Ring trainiert worden. Völlig anders verhält es sich aber mit der neuen Generation des Terrors. Die Sprache ist äußerst konspirativ: “Gentrifizieriung”, “Diskursanalyse”, “Postmarxismus” oder “Dekonstruktion”, das sind Begriffe aus einer anderen Welt.

Abb. 2: Harmlos? Sogenannte “Nahrung” der Chaoten
Die Ausrüstung des Gegners ist dem entsprechend (Siehe Abb. 2): Sie sind unterschiedlichst gekleidet, bewaffnet mit Büchern, Werkzeugen, Kleincomputern, Medizinprodukten, modernsten Fahrzeugen, Tabakwaren, Funktionsmöbeln und Variationen exotischster Nahrungsmittel. Es muß damit gerechnet werden, daß nichts so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Unsere uneingeschränkte Solidarität gilt daher den Sicherheitskräften, die den Tätern schon in ihrer Maskierung als “Verdachtspersonen” Einhalt gebieten.
Der Beamte vor Ort muß in Sekundenbruchteilen entscheiden: Ist dies noch ein Bürger oder ein Täter, ist das noch ein “Brot” oder eine Bombe, deren tödliche Kalorien bis weit ins Hinterland ausstreuen können? Ist der Mann im Rollstuhl zur Führung desselben berechtigt? Will er sich nur einen günstigen Parkplatz erschleichen oder gehört er zu einer Gefährdergruppe (siehe Abb. 3)? Die stabile ausführung des Standardrollstuhls eignet sich hervorragend zur Herstellung und Tarnung von Schlag- und Stoßinstrumenten.

Abb. 3
Hinter der Fassade nörglerischer “Bürgerrechtler” verbergen sich tatsächlich Wirrköpfe und Extremisten, die über die immensen Gefahren sogenannter “Demonstrationen” hinwegtäuschen wollen. Jeder normale Bürger weiß, daß er schon vor dem Einsteigen in ein Linienflugzeug Nagelfeilen, Parfumbehälter und Zahnstocher dem Sicherheitspersonal zu übergeben hat. Bei einer “Demonstration” aber, deren Zweck für viele in der Begehung von Straftaten liegt, soll jeder waffenfähiges Material tragen dürfen?

Abb. 4: ungefährlicher Demonstrant
Ein noch größeres Problem besteht in der Verhinderung gewaltbereiter Zusammenrottungen. Durch den Gebrauch von Kommunikation mittels modernster Technik wie Handy und Internet sind die Kriminellen der Polizei immer einen Schritt voraus. Besonders konspirativ gehen andere mithilfe von Stimme und Gehör vor, um vor Ort ihre Anschläge zu koordinieren. Das BKA hat daher einen Modellversuch mit Demonstranten gestartet, die als “ungefährlich” bis “friedlich” einzustufen wären (s. Abb. 4). Das Problem: Dieses Modell verstößt gegen das Vermummungsverbot.
Solchen Problemen stellen sie sich täglich, die Hüter der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Dafür gebührt ihnen unser aller Respekt und unsere Unterstützung. Vor allem aber stellt sich vor diesem Hintergund die Frage, ob es wirklich ein “Bürgerrecht” ist, an Veranstaltungen teilzunehmen, von denen eine permanente große Bedrohung für unsere Sicherheit und Freiheit ausgeht.
* Originalbild: Stefan Nagengast
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PolitikKommentare deaktiviert 15. Sep 2009 12:11
“Das Volk gegen links” ist das Motto, seit 1949. Sechzig Jahre dumpfer Antikommunismus, ursprünglich von den Altnazis in der CDU angeführt, heute Einheitsstrategie von “Mitte” bis rechtsradikal. Westerwelle deliriert öffentlich, die Linke schriebe in jeden Antrag, den sie im Bundestag einbringt, die “marxistische Weltrevolution hinein”. Pofalla doziert langatmig einer genervten Pressekonferenz, warum eine neoliberal gewendete SPD ganz sicher, ich schwör, eine Linkskoalition anstrebe. Die Sozen ihrerseits dementieren sich um Kopf und Kragen und betreiben inzwischen selbst das Geschäft, das sie so erfolgreich ruiniert hat. Die Journaille mobbt nach Kräften mit, aktuell, indem die Linke erst gar nicht zu Wort kommt oder indem ein Hampelmann wie Schönenborn sich ganz offensichtlich persönlich auf Lafontaines Argumente vorbereitet hat und ihm ständig widersprechend ins Wort fällt. Das nennt sich dann “Moderation”.
Es geht darum, “Links” zu verhindern, den “Kommunismus”, die Herrschaft von “Mauer und Stacheldraht”. Wäre dieses Land annähernd so links wie es rechts ist, wir hätten eine Debatte über die Verhinderung des nächsten Kaiserreichs.
Zum historischen Vergleich: Sofort nach dem Krieg setzte die CDU in allen Wahlkämpfen auf Antikommunismus. 1969, zwanzig Jahre nach dem endgültigen Ende der Nazizeit durch Gründung der BRD, maßte sie sich mitsamt ihren Altnazis einen antikommunistischen Wahlkampf gegen Willy Brandt “alias Frahm” an, der vielen von ihnen als Vaterlandsverräter galt.
Die Wahlkämpfe seit 1989 sind geprägt und durchtränkt von rote-Socken-Kampagnen und der Diffarmierung von allem links von der CDU. Es ist das historische Versagen der SPD, dem nie etwas wirksam entgegen gestellt zu haben. Sie wollte nie “links” sein und scheitert endgültig an diesem Geeiere, seit sie tatsächlich rechts neben sich selbst steht.
Nicht minder erbärmlich ist die Rolle eines Journalismus, der es für seine Aufgabe hält, solche Kampagnen zu verstärken und maßgeblich zu betreiben.
Der paranoide Antikommunismus wird umso lächerlicher, je weniger von den Ruinen eines Realsozialismus noch übrig ist. In einer Zeit, da die Linke längst programmatisch die Bürgerrechte gegen die “Bürgerlichen” verteidigt, wird die Mühe um Inhaltslosigkeit seitens der “Mitte” zur Herkulesaufgabe. Alle müssen mitmachen, um die Diskussion über Programme und Ideen zu verhindern. Die Wirklichkeit muß mit vereinten Kräften derart verschüttet und vertuscht werden, daß schon die Frage nach Problemen als ketzerisch gilt. Und alle machen mit.
Die Wirtschaftskrise findet nicht statt im Wahlkampf in der Wirtschaftskrise. Es gibt keine Fragen und keine Antworten. Es profitieren diejenigen davon, deren Filz und Inkompetenz zu der Krise geführt hat, die schon bald wieder hell aufflammen wird. Es sind dieselben Rezepte, nach denen fröhlich weiter gekocht wird, als sei nicht bereits der halbe Hof dadurch vergiftet worden.
Von den Grünen darf man hoffen, daß sie sich erfolgreich und klammheimlich aus ihrer Mitverantwortung für die Verwüstungen des Neoliberalismus verabschieden. Sie können sogar wirklich etwas gelernt haben, soweit es die Inhalte betrifft. Man muß allerdings erwarten, daß sie als allseits bereite Koalitionäre im Zweifelsfall wieder all das mitmachen, was sie vorher als falsch erkannt haben.
Einzig die Linke ist außenpolitisch verfassungstreu und wirtschaftspolitisch nicht auf dem bereits havarierten Dampfer des Marktliberalismus unterwegs. Daß ihre Ideen äußerst mittelmäßig und inkonsequent sind, fällt nur deshalb nicht auf, weil jede Konkurrenz fehlt. Und weil sie eben sagen können, was sie wollen – sie sind der Feind. Wer den nicht bekämpft, macht sich selbst zu einem.
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PolitikKommentare deaktiviert 13. Sep 2009 23:34
Ich gebe es zu: Ich habe es gesehen. Nachdem ich ohnehin schon feststellen mußte, daß mir für ein wenigstens rudimentäres Verständnis fürs Wahlvolk aktuell jede Fernseherfahrung fehlt, konnte ich mich um “zwei Stühle, keine Meinung” nicht auch noch drücken. “Wieso vier Kanäle?” hatte ich mich bereits gefragt, und da meine Tochter am selben Receiver hing und etwas Relevantes gucken wollte, blieben mir noch Sat1 und RTL. Bei Sat fiel mir die Fernbedienung aus der Hand, als ich Stefan Aust sah, der ganz neoausgewogen darauf aufmerksam machte, daß nach den Kanzlern die Chefs von Grünen und FDP ihren Auftritt hätten. Tapfer verteidigen sie dort das Land vor Links. Chapeau!
Das unerträglich öde Geschwätz der Großkoalitionäre ist keines Kommentars würdig, ebensowenig das meinungslose Standardrepertoire aus der Fragengruft der vier anwesenden Journalistendarsteller. Welch ein Aufwand für nichts! Eigentlich wollte ich schon gestern die Phrasen zusammenkopieren, die Merkel im Interview mit der Sueddeutschen gedroschen hat. Wachstum schafft Arbeit, sozial ist, was Arbeit schafft, Wachstum ist sozial blablabla. Steinmeier hat leider nicht im Mindesten kapiert, daß sein geübtes Gebalze niemanden erreicht, keiner hat ihn gefragt, warum seine Agenda 2010 eigentlich immer noch zu Jobs zwingt, von denen keiner leben kann.
Grauenhaft. Immerhin hat es mich ein wenig aufgemuntert. Ich liege schon wieder mit so einem Grippescheiß auf der Schnauze und bin dementsprechend gelaunt. Angesichts dieses Brot-und-Spiele Syndroms fühlte ich mich dann spontan vergleichsweise gesund. Und habe immerhin die Wahl, ob ich auf der Couch husten oder im Bett rotzen will. Ganz wie im richtigen Leben.
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JournalismusKommentare deaktiviert 12. Sep 2009 0:15

Man kann nicht oft genug daran erinnern, daß Rudolf Augstein seinen “Spiegel” einstmals das “Sturmgeschütz der Demokratie” nannte – und das mit allem Recht. Er selbst hat den Gang ins Gefängnis angetreten, weil er sich mit den selbsternannten Herren der Bundesrepublik angelegt hat. Er hat nicht nur Recht behalten, er hat es maßgeblich erfochten, kultiviert und verteidigt.
Einen Titel wie den altuellen hätte er wohl seinen Redakteuren einzeln ins Gesicht gestopft und ihnen ohne einen Schluck Wasser zu fressen gegeben. Nicht, daß Augstein ein Linker war, aber er war ein Demokrat, der auch für Andersdenkende focht. Er ließ denken und argumentieren, er stritt für seine Überzeugung, verpackte sie aber nicht in religiöse Formeln und Ikonen. Er hätte nicht einen verkappten Wahlkampf auf Springer-Niveau geführt und das als seine Vorstellung von “Journalismus” verkauft.
Die Zeit nach Erich Böhme war und ist die eines rasanten Verfalls, der aus einer Säule der Meinungsfreiheit ein billiges Instrument der Propaganda gemacht hat. Wenn in der aktuellen Ausgabe die dumpfe Parole des “Linksrutschs” kultiviert wird, die Verwüstungen des Neoliberalismus als “Sozialdemokratie” zurechtgelogen wird, von der es “links” folgerichtig nur “Radikale” gibt, ist der “Spiegel” auf einem Tiefpunkt angelangt, der ihn schlicht überflüssig macht.
Das Geschäft des Marktfundemantalismus besorgen andere längst überzeugender. “Demokratie” ist in dieser Ideologie ein festgelegter Pfad, dessen Verlassen mit brutalst möglicher Gegenaufklärung bestraft wird. Andere Ideen, schon der Hauch echter Opposition wird mit infernalischem Trommeln und Pfeifen beantwortet. Wenn sich zaghaft abzeichnet, daß die große Einheitsmeinung der Eliten und ihrer Journaille von Wählern mit Abwanderung quittiert wird, zeigt die Re(d)aktion die Zähne. Die Meute der Gebissträger kann zwar nicht mehr wirklich beißen, aber zu viele korrupte Hunde sind noch immer des Hasen Tod. Die Zahnlosen rufen zum letzten Gefecht. Noch einmal treiben sie ihre Elefanten über die Alpen, ohne zu ahnen, in welcher Tragödie sie ihre armselige Rolle spielen.
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JournalismusKommentare deaktiviert 10. Sep 2009 23:44
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PolitikKommentare deaktiviert 10. Sep 2009 0:31
Ziemlich platt von der Fahrt mit dem Rad, nach der Arbeit noch schnell ein paar zig Kilometer, das ist für den alten Mann nicht mehr so einfach. Ich kann mich heute nicht mehr so konzentrieren, wie ich es gern würde.
Allemal reicht es noch für eine Bemerkung zu den Kochs und Rüttgers, den sogenannten “Konservativen”, die es nicht lassen können, im Trüben zu fischen. Auf der einen Seite nennen sie echte Sozialdemokraten “Kommunisten”, auf der anderen Seite zapfen sie immer wieder an für rechtsradikales Gesindel, dessen Stimmen gut genug sind für die wahren Demokraten.
In Thüringen schwingt sich Bernhard Vogel auf, eine demokratisch gewählte Partei für “Kommunisten” zu erklären, die nicht regieren dürften und garniert seine bornierte Attitüde mit Gewäsch über die guten Christen, die das DDR-Regime bekämpft hätten. Als wüßte er nicht, welche Blockflöten aus CDU und Bauernpartei sich in seiner lieben Kollegenschaft tummeln. Und als wüßte er nicht, daß Altnazis die CDU im Westen maßgeblich mit aufgebaut haben. Furchtbare Menschen wie Globke und Filbinger waren da nur die Spitze des Eisbergs.
Die demokratisch gekämmten Freunde der Diktaturen im In- und Ausland hatten in der CDU/CSU stets eine kuschelige Heimat, ebenso Rechtsradikale und strunzdumme Revanchisten, die als “Vertriebene” oder deren Urenkel Memel und Belt wieder eingemeinden wollen.
Das ist freilich eine Frage bizarrer politischer Haltung. Eine andere ist die der Demagogie, des Spiels mit Assoziationen und Ressentiments. Die Verbindung der Vokabeln “Ausländer” und “kriminell” kommen den Musterdemokraten ebenso leicht über die Lippen wie Neonazis. Zerrbilder und Stereotypen von “denen” jenseits der Grenzen, die nach belieben arbeitsscheu sind, gefährlich oder sonstwie asozial, gehören zum guten Wahlkampfton ebenso wie gnadenlose Maßnahmen gegen jeden, der nicht hierher gehört.
Dieses Kombipräparat ist unmenschlich, undemokratisch und undifferenziert. Menschenrechte, Verständnis für Leid und Not, Wahrheit oder ein Minimum an aufgeklärter Gesinnung bleiben außen vor. Was zählt, ist, daß es wirkt. Was kann man dem schon entgegensetzen?
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PolitikKommentare deaktiviert 08. Sep 2009 23:10
“Fördern und Fordern” ist das neoliberale Unwort des Jahrzehnts, und wie überall, wo es um Chancen und Gleichheit, um Aufstieg und Abwehr geht, ist das “Fördern” schlicht gelogen. Immer wieder werden Deutschland beschämende Zeugnisse ausgestellt, wenn es um Bildung geht. Diesmal sind es die schnöden Zahlen, die Quantität, das Geld. “Schlanker” Staat ist hier Trumpf, Schmalhans ist Klassenlehrer. Was Deutschland in Bildung investiert, ist europäisches Kellerniveau.
Ausgerechnet die FDP kommt nun mit dem Spruch daher, die Bundesregierung habe “versagt”. Bildung ist aber weitgehend Ländersache, und die Ideologie der Besserverdienenden, die Kettensäge in den öffentlichen Haushalten, ist zuvörderst verantwortlich für die Zustände. Die Idee von Cornelia Pieper, man könne doch die Entwicklungshilfe für China kürzen, um die Steuern zu senken und mehr in Bildung investieren, ist so herzerfrischend dämlich, daß selbst ein manisch verlogener Teenager rot würde im Angesicht einer solch platten Ausrede. In diesem Land gelten Klassen und selbst Leistungskurse mit über 30 Schülern als “normal” – um ein beliebiges Detail des Desasters zu nennen. Hier wird Bildung totgespart, das ist neoliberales Programm.
Was dabei herumkommt, ist oft amüsant. Dings am Montag veranstaltet in Kooperation mit StudiVZ ein sehr überflüssiges Sonntagsfragespielchen. Ausgerechnet die User einer Plattform, deren Umgang mit Daten legendär laissez-faire ist, finden mehrheitlich die “Piraten” ganz doll. Das ist fast so erschütternd wie Sozialdemokraten, die die SPD wählen.
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JournalismusKommentare deaktiviert 08. Sep 2009 0:17
Was ich schon immer mal sagen wollte:
Feynsinn ist anders.
Yo, ne? Müßt ihr nicht ignorieren, dann schon besser bekämpfen. Aber habt mich doch einfach lieb, beachtet mich !
Feynsinn ist die Gesellschaft ist Feynsinn.
Okay, 99,98% der Deutschen kennen Feynsinn nicht. 99,99% finden das völlig in Ordnung. Pah! Ich habe recht. Ich kann das sogar begründen. Ich bin relevant.
Feynsinn ist unantastbar.
Freßt das, Sotpschildschmiede und Danger-Seeker! Macht meinen Server nicht an, korrumpiert nicht meinen Provider, kauft keine Kritiker, die korrumpierte Provider bewerben, fälscht keine Kritik, beschafft euch und bringt keine gekaufte und gefälschte Kritik in Umlauf!
Feynsinn ist der Sieg der Information.
Feynsinn weiß es besser. Seinen Lauf halten weder Ochs noch Ulla auf. Aus 99.98% werden ganz schnell 99,95%, und dann ist Heulen und Zähneklappern.
Feynsinn verbessert ersetzt den Journalismus.
Schlechter Stil, dumme Propaganda, zelebrierte Ahnungslosigkeit werden hier rituell gemartert, geschlachtet, zerlegt, verbrannt und in alle Winde zerstreut. Daß noch nie jemand auf seine öffentliche Zurschaustellung oder Hinrichtung reagiert hat (mit Ausnahme eines PR-Kommentars der FAZ), zeigt nur die unerhörte Relevanz des hiesigen Auftritts. Ich rieche eure Angst.
Feynsinn verlangt Feynsinn.
Ultimativ! Ich fresse eure sonst eure Kinder.
Feynsinn ist der Ort für Verlinkung, politischen Diskurs und Meinungsfreiheit.
Selber schuld, ihr wißt nicht, was euch entgeht.
Feynsinn ist Urheberschaft, Bürgerpflicht, Qualität und bleibt im Netz.
Bis das der Rolli uns scheidet.
Feynsinn ist kein Geschäftsmodell.
Auch kein Geschlechtsverkehr. Für manche allerdings eine gute Alternative.
Feynsinn ist alle alle.
Say one thing for Feynsinn, say it’s gaga.
Paul Pleitier * Karl Koofmich * Lothar Linkstricher * Manni Fest * Achim Auchdabei * Gunter Unterschrift * Eike Einigkeit *Ralf Recht * Franz Freiheit * Gerd Geldschneider * und zwei Weiber
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