
Wer hätte das gedacht? Innerhalb von drei Tagen mehr als hundert Blogger, die allermeisten sozialliberal bis moderat links, sprechen sich für Die Linke aus. Ein Freilandexperiment, das noch auszuwerten sein wird.
Dann gehen wir mal abwählen.

Wer hätte das gedacht? Innerhalb von drei Tagen mehr als hundert Blogger, die allermeisten sozialliberal bis moderat links, sprechen sich für Die Linke aus. Ein Freilandexperiment, das noch auszuwerten sein wird.
Dann gehen wir mal abwählen.

Die vergangene Legislaturperiode hatte ihr Für und Wider. Es kommt halt immer darauf an, wie man’s sieht. Der eine sieht ein zerstörtes Land, der andere den neuen Brunnen. Für die Einen ist es eine Ehre, für die Anderen eine Bombe. Mancher sagt, vier Jahre Merkel sind vier zuviel. Andere meinen, vier Jahre Feynsinn seien erst der Anfang.
Wie ich vor einem Jahr schon ankündigte, sind die Wachstumsraten eingebrochen. Nach 400% im Jahr zuvor waren es im letzten Jahr nur noch 250%, und ich wage die Prognose, daß es im kommenden Jahr noch höchstens 100% werden, die ich wahrscheinlich nicht einmal erreiche. Noch kein Grund, Feynsinn-Aktien auf “sell” zu stellen, aber die fetten Jahre sind vorbei. Ich melde mich schon einmal für einen Rettungsfonds an.
Die Prognosen zur Jahreswende trafen ebenso zu: Inzwischen (oder nach dem Hack: noch immer) stecken über 1200 Artikel im Archiv und die tägliche Portion an Lesern liegt deutlich über tausend. Derlei eitles Zahlenwerk ist freilich reine Selbstbeweihräucherung, wobei mir weniger der “Erfolg” der großen Zahl in die Libido fährt als die richtigen Prognosen.
Überhaupt ist meine Kristallkugel ein Werkzeug, an dem ich mehr und mehr Gefallen finde. Was ich darin sehe, schmeckt mir natürlich oft weniger. Da wir morgen Abend schon Grund genug zur Nüchternheit haben werden, so sagt sie, soll ich heute einfach feiern – den Feynsinn und seine Leser. Cheerio und bleiben Sie uns gewogen!
Ich amüsiere mich regelmäßig darüber, daß die ängstlichen Bürger die Parteien wählen, deren “Sicherheitspolitik” mit Abstand die schlechteste, weil dümmste ist. Jedesmal wenn ein sensationelles Verbrechen oder furchtbares Ereignis gemeldet wird, erfinden CDU und CSU neue Gesetze, mit denen sie etwas verbieten, Strafen verschärfen und noch mehr Straftatbestände schaffen wollen. Manchmal setzen sie diese auch um. Im Ergebnis gibt es dann mehr zu tun für Polizei, Gerichte und Vollzugsbeamte. Gleichzeitig wird aber der Haushalt gekürzt, vor allem, wenn die FDP mitregiert, was dazu führt, daß weniger Beamte mehr Fälle bearbeiten müssen. Obendrein wird natürlich kräftig an Prävention, Bildung und Angeboten für Jugendliche gespart. Das macht die Welt dann sicherer.
Politisch funktioniert das prima, weil es immer genug Kriminalität gibt, immer genug strunzdumme Gewalttäter, die den Omis Angst machen, welche dann “Union” wählen. Mit den Bürgerrechten haben sie es auch nicht so, was die FDP in der Regierung übrigens noch nie gestört hat.
Das funktioniert nun aber nicht mehr. Nicht etwa, weil im Schädel der “Konservativen” plötzlich jemand zu Hause wäre, sondern weil es Fanatiker gibt, die es nicht bei dem zynischen Gleichgewicht des Schreckens belassen wollen. Allen voran Wolfgang Schäuble, dem der Abbau der Bürgerrechte und die faktische Abschaffung des Grundgesetzes Herzensangelegenheit ist.
Die Pläne aus seinem Hause liegen offen, er drängt mit Macht auf seine Geheimpolizei. Wie immer wird angeblich nur “nachgedacht”, während die Infrastruktur bereits geschaffen ist und ein Gesetzentwurf nach dem anderen erst abgenickt und dann vom Bundesverfassungsgericht kassiert wird.
Bislang war das so, aber kann man sich ewig darauf verlassen? Er und seine Mitstreiter geben jedenfalls nicht auf. Anstatt auch nur jedes zehnte Urteil zu lesen und daraus die notwendigen rechtsstaatlichen Schlüsse zu ziehen, werden die Vorschläge immer extremer. Wer eine Diktatur vorbereiten will, ist bei ihnen bestens aufgehoben.
In der Terrorliste stehen übrigens exakt die Maßnahmen, von denen immer behauptet wurde, daß man sie ja nie nicht beabsichtigt hätte. Eine Abhörzentrale, die von einer Geheimpolizei genutzt wird? Iwo, wir wollen doch nicht die Trennung von Polizei und Geheimdiensten aufheben! Mautdaten zur Strafverfolgung nutzen? Nein, wer sagt denn so etwas?
Sie selbst sagen es jetzt. Um es gleich zu relativieren. Ein bißchen zu dementieren. Und es dann zu tun. Laßt sie euch schmecken, die Salami des Überwachungsstaats, wählt CDU!
Ich wurde Opfer und Mittäter einer Last-Minute-Aktion, hundert Blogs für Die Linke. Die Initiatoren haben den richtigen Ton getroffen (wenn auch einen reichlich späten Termin): Sie sind keine Parteimitglieder und keine erklärten “Anhänger”, aber sie sehen dieselben Gründe dafür wie ich: Wie die Übergroße Mehrheit der Deutschen wollen wir nicht, daß unter fadenscheinigen Argumenten Kriege geführt werden. Solche Entscheidungen trifft der Deutsche Bundestag.
Seit der “Agenda 2010″ gibt es keine andere parlamentarische Opposition gegen neoliberale Wirtschaftsstrategien. Im Gegenteil werden ohne Sinn und Verstand diejenigen geschützt und gehätschelt, denen die Lohndrückerei ebenso zu verdanken ist wie die Wirtschaftskrise. Es wird mit größter Wahrscheinlichkeit genau so weitergehen, daher bedarf es einer starken Opposition, die es wagt, noch andere Thesen zu vertreten als die aus dem Lambsdorff-Papier von 1982.
Ich persönlich bin alles andere als ein eingefleischter Wähler der “Linken” und ihrer Vorgänger. Wenn ich mich gern “linksliberal” schimpfen lasse, so hat das mit einigem zu tun, was der Linken bislang nicht wirklich nachgesagt werden konnte, und einiges liegt dort noch immer im Argen. Das liegt nicht zuletzt daran, daß auch die “Linke” eine Partei ist. Ich bin kein Parteigänger, aber wir leben nun einmal in einer Parteien-Demokratie.
Die unerträglich durchsichtige und tendenziöse Hetze gegen Politiker der “Linken” ist kein Grund, sie zu wählen, aber allemal ein Grund sich dazu zu bekennen, wenn man sich dafür entschieden hat. Dies ist der Grund, warum ich meine Entscheidung öffentlich mache.
Es gibt tausend Gründe, warum ich andere Parteien nicht wähle, hier wurden nur die gröbsten genannt. Und um auch das noch zu sagen: Wenn ich an den Etablierten kristisiere, welche Positionen sie in bezug auf Wirtschafts- und Sicherheitspolitik haben, dann muß ich an den “Piraten” kritisieren, daß sie in vielen Bereichen noch gar keine gefunden haben.
Das Banner ist ein Link zur Initiative. Interessierte können dort direkt mit den Beteiligten diskutieren.
Die Zauberlehrlinge aus den Gebrauchtzahlenhandlungen haben Hochkonjunktur. Bis zum Wahltag müssen sie noch raushauen, was drin ist, um sich kurz zu blamieren und dann drei Viertel ihrer 5-Euro-Kräfte wieder nach Hause zu schicken. Just heute berichtet die FR ein wenig von den Zuständen bei den Callgirls der Sonntagsfrage. Ich hätte mir das alles schlimmer vorgestellt. Manipuliert wird bei FORSA ohnehin anders. Irgendwie werden da ein paar Prozentchen anders gezählt als bei den anderen, das Gros aber besorgt der sprichwörtliche Güllner selbst mit seinen vorlackierten Sprüchen.
Der Spiegelfechter nimmt sich heute des Themas an, recht übersichtlich, mit vielen Details, bei denen ich mich gar nicht aufhalten möchte. Was ich mich ja immer noch frage, ist, warum so wenig qualitativ abgesichert wird, wo denn die nachvollziehbare intellektuelle Begleitung zu diesem Zahlenquatsch bleibt. Ich will wissen, warum das so ist, wenn es so ist. Ich will, daß jemand die Fakten wenigstens ahnt, wenn er Zahlen erhebt. Weder die Institute noch die “Journalisten” leisten so etwas, dafür wird eben reichlich gedreht und manipuliert. Man schaue sich nur das Gehampel dieses Schönenborn an, der sich meist objektiv wie Marmor hinter seinen Diagrammen versteckt und andereseits bei Interviews aggressiv Partei ergreift.
Daß aktuell das Thema “Überhangmandate” auf ganz großer Flamme gebraten wird, amüsiert mich. Ich kleines Bloggerlicht habe meine kleine Kristallkugel, und dortselbst sah ich schon im Juli 2008 ein Problem auf die SPD zukommen. Mal sehen, wie groß es noch wird.
Zum Schluß noch das inoffizielle haptische Endergebnis:
CDU 35 % SPD 25 % LINKE 12% Grüne 12 % FDP 12 %.
24. Sep 2009 11:05
Sagt mal, die weiß nicht wirklich, was die da redet, oder?
Eigentlich wollte ich heute einen Artikel über Nerds schreiben. Stattdessen beschäftige ich mich noch ein wenig intensiver mit der hiesigen Software, sprenge mich selbst in die Luft und puzzle dann die Teile zusammen. Leider nicht alle.
Das ging schon prima los: Endlich mal wieder bei den Nachdenkseiten verlinkt, geht hier der Punk ab. Zuerst stelle ich fest, daß mein Blog gehackt ist. Merkwürdige Referer, offenbar verlinkt mein Artikelentwurf irgendwohin. Wie geht das? Ich sehe mich ein wenig um und stelle fest, daß es einen unsichtbaren Admin in meinem Blog gibt. Den mußte ich in der Datenbank löschen. Ich habe eine Ahnung von Datenbanken. Kein Wissen, eine Ahnung. Ich bin mutig und habe schon immer im Freilandexperiment gelernt. Ich habe es getan, und dabei ist nichts schiefgegangen.
Als nächstes habe ich ein Backup von der Datenbank gemacht. Gestern. Heute habe ich einen neuen Account angelegt und den alten stillgelegt. Dann kam etwas, das typisch ist für meine verpeilte Existenz: Ich las “Artikel … übertragen”. Gesagt, getan, oops. Ich habe das Häkchen vergessen. [update 2: Zur Erklärung: Da ich die Artikel und Kommentare nicht auf den neuen User übertragen habe, war mein Blog quasi leer. Nix mehr da.]
Nicht weiter so dramatisch, ich hatte ja das Backup. Da der letzte Artikel noch nicht drin war, habe ich den Google-Cache aufgerufen, dort waren noch die letzten zehn Artikel drin, ich hätte also den einen kopieren können. Mit einem kleinen weiteren Problem dann das Backup importiert und festgestellt, daß es leider nicht vollständig war. Glück im Unglück: Es fehlt nur die letzte Woche.
Dann stellte ich fest, daß ich Klickhorst die Seite aus dem Google-Cache mitsamt dem Browser auf dem Zweitrechner wieder geschlossen hatte. Google hatte inzwischen aktualisiert. Die Artikel sind weg. Die Kommentare eh. Ein Nerd bin ich wohl nicht. Ich bin ein Honk. Aaargh.
Wer mir ein wenig helfen möchte, kann mir gern aus dem Feedreader oder sonstwoher die letzten Artikel schicken, dafür wäre ich herzlich dankbar. Das ginge per Mail an [Autorname] at [Blog-Adresse].
Heißesten Dank an Spackomat, Kurt und antiferengi. Die Macht wird mit Euch sein!
Die Links auf die letzten Artikel werden freilich nicht mehr funktionieren, da sich die Numerierung geändert hat. Damit werden wir leben können.
Über mehr oder weniger hämische Kommentare lache ich auch gern.
p.s.: Gestern Nacht ist ganz nebenbei mein Blog auf einen neuen Server umgezogen. Alles deutlich flotter jetzt.
Die NPD hat als einzige Partei mit Behördenstatus heute Ausländern Briefe geschickt, in denen diesen ihre kostenpflichtige “Rückführung” angekündigt wird. Wer diesen Brief erhalten hat, muß sich in der Tat fragen, ob der Verfassungsschutz diese Maßnahme befürwortet oder vorantreibt. Da die NPD bis in ihre Vorstände hinein mit sogenannten “V-Leuten” durchsetzt ist und deshalb nicht den allgemeinen juristischen Anforderungen an eine politische Partei unterliegt, ist es ihr erlaubt, so aufzutreten.

Gleichzeitig plakatieren die “Nationaldemokraten” im Osten gegen die “Poleninvasion”. Es dürfte einige beruhigen, daß nur einzelne Menschen mit ausländischen Eltern oder Großeltern mit behördlicher Duldung aufgefordert werden, ihr Land zu verlassen und ihr Vermögen hier zu lassen. Was allen Juden und ganz regierungsöffentlich in den 30er Jahren zuteil wurde, ist derart massiv heute nicht festzustellen. Es ist doch vieles besser geworden. Vor allem das offensive Auftreten gegen eine Invasion in Polen zeigt die Friedfertigkeit der “Nationalen”.
Insgesamt müssen wir also notieren, daß es zwar einige verunsicherte Menschen zusätzlich gibt, einige Fälle von Volksverhetzung und nach wie vor Gewaltkriminalität im Umfeld der NPD. Andererseits ist die Partei im Vergleich zu ihrer Vorgängerin deutlich weniger gefährlich. Wer nicht hysterische Ängste vor überengagierten Patrioten schüren will oder links indoktriniert ist, erkennt also, daß der Einsatz der V-Leute insgesamt erfolgreich ist. Ein Verbot der NPD wäre vollkommen sinnlos, zumal man ihr nachweisen müßte, aggressiv gegen das Grundgesetz zu handeln. Auch diesbezüglich hängt die Latte hoch, denn das Grundgesetz unterliegt stetigem Wandel. Man geriete womöglich sogar in das Dilemma, den Umgang anderer Parteien mit dem Grundgesetz zu überprüfen.
Daß hier einige übers Ziel hinausgeschossen sind, ist nicht zu leugnen. Der Begriff “Passdeutsche” kann zum Bumerang werden, denn sicher haben auch einige in der NPD Wurzeln außerhalb Deutschlands. Da eine rassische Grundlage des Deutschtums nicht gesetzeskonform wäre, sollten die V-Leute in der Partei ihre Stellung nutzen und ihre Kameraden schulen. Würde sie sich etwa auf Ausländer ohne Status beschränken und ihnen Delikte nachweisen oder wenigstens nachsagen, wäre das ein guter Fortschritt. Hier kann die CDU/CSU als demokratisches Vorbild dienen. “Integration”, so sehen wir einmal mehr, ist keine einseitige Sache. Die Nazis müssen auch bereit sein, sich integrieren zu lassen.
Es scheint niemanden so recht zu interessieren, jedenfalls nicht in der Opiumhöhle einer deutschen Medienlandschaft. Das Volk wird eingelullt mit Kuschelbullshit wie “Angie steht auf Richard und Robbie”, während an demselben Tage ein einziger großer Wahlboykott stattfindet – von Seiten der Kanzlerkandidaten. Nachdem Merkel ihr dreistes Versteckspiel mit der Absage der heutigen Elefantenrunde gekrönt hat, hat Steinmeier nachgezogen. Es bleibt also beim Verkündungs- und Stichwortbingo.
Zwar darf man von einem Aufeinandertreffen der Parteichefs bzw. Spitzenkandidaten nicht allzuviel erwarten, aber selbst wenig und mager wären noch eine ganze Menge gewesen im Vergleich zu dem, was uns bislang alles nicht geboten wurde. Die Ausgangssituation wäre sogar äußerst spannend gewesen:
Westerwelle hätte sich fragen lassen müssen, wie er sich auf eine Union festlegen könne und vor allem auf welche. Der aktuelle Steuerporno der CSU etwa – rauf runter, rein raus – kann ihm wohl kaum behagen. Was CDU und CSU überhaupt eint, hätte sicher jemand gefragt. Wie Steinmeier sich den Eismännern der sozialen Kälte anbiedert, mit denen er ja doch irgendwie koalieren will. Was die Grünen eventuell einmal nicht mitmachen und wie die Linke sich in dem Spiel verhält, dessen Zuschauer sie ist. Das sind nur einige wenige Themen, über die eine konzentrierte direkte Auseinandersetzung nicht stattgefunden hat.
Man redet aber lieber “im Zusammenhang”, will heißen: auswendig gelernt, man redet lieber übereinander und setzt eingeübte Schläge und Tritte ins Nichts. Man redet nur über Themen, die zuvor von einem Stab esoterischer PR-Berater freigegeben wurde und nur mit Menschen, deren Unbedenklichkeit schon in die Geburtsurkunde eingetragen ist. Man hat gern recht. Man ist vollkommen unfähig zu jedweder Diskussion.
Die ARD hat den rhetorischen Totalausfällen und Feiglingen vor dem Volk heute eine deftige Klatsche verabreicht, was aber kaum jemand notiert hat. Es wurden, wohl eher aus purer Not, die Elefantenrunden aus früheren Wahlen gezeigt. Nicht nur, daß fast jeder Politiker dieser Generation(en) mehr Format hatte als diese “Elite”. Allein daß diese Sendung zustande kam, ist ein ungemein zynischer Kommentar zur Lage der Nation. Zeigen wir eben historische Wahlkämpfe, wenn es keinen aktuellen gibt. Zeigen wir den Leuten, daß es einmal etwas zu enscheiden gab. Zeigen wir ihnen leidenschaftliche Politik. Stoßen wir sie mit der Nase tief ins Elend des Gehirnwaschsalons 2009.
Was Lobbyisten aus der Gesetzgebung gemacht haben, was Funktionäre aus den Abstimmungsverfahren gemacht haben, haben PR-Berater und journalistische Hofschranzen aus der politischen Kommunikation gemacht. Es wird vekündet und genickt, eingeschärft und geprüft, wiederholt, abgesichert, abgesprochen, noch einmal wiederholt und eingeübt und abgenickt und wieder eingeschärft. Es werden die Begriffe zurechtgebogen und eingeschliffen, tabuisiert und verteufelt, emotional angereichert und nach Effizienzkriterien in der Wählerschaft verklappt. Es werden Alternativen in aufwendigen Verfahren mehrfach ausgesiebt und endgelagert, bis es nur noch eine “Wahrheit” gibt, die dann das oben beschriebene Verfahren durchläuft. Widerspruch ist zwecklos.
Und wenn er dann doch droht, weil es jemanden geben könnte, der etwas sagen könnte oder dazu verleiten könnte, daß etwas gesagt würde, das nicht eingeübt, geprüft und abgenickt ist, dann gehen sie einfach nicht hin. Die Kanzlerkandidaten, alle beide!
Wer sich derart aus dem Kampf verdrückt, wer sich so feige aus dem Staub macht und diejenigen im Regen stehen läßt, die er zu führen beansprucht, dem wird in diesen Zeiten zum Dank noch eine Limousine gestellt, anstatt ihm die Pistole zu reichen. Gerechter wäre es, der Anfang einer kleinen Gerechtigkeit, wenn man nachher wenigstens notieren dürfte: “Auf der Flucht abgewählt”.
Liebe Wähler, bleiben Sie zu Hause, Ihr Votum interessiert uns nicht.
Ausgehend einmal mehr von der FDP, kann es wohl nur eine weitere Große Koalition geben. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, daß es für Schwarzgelb reicht, aber selbst eingedenk der Möglichkeit verlangte ein Mindesrespekt vor den Wählern doch, daß man nicht alles Andere ausschließt. Die Besserkassierenden zeigen wieder einmal ihre undemokratische Fratze. Daß sich eine Partei wie die der Zahnärtze und Juristen als “Mitte” begreift, ist ja schon komisch genug, Stephan Hebel anlysiert das in der FR sehr nüchtern und treffend. Die Arroganz, sich als Mittelpunkt der politischen Welt zu begreifen, bringen sie aber allemal mit.
Rosa-Rot-Grün ist durch jahrelange Kampagnen von Medien und Parteien ein Ding der Unmöglichkeit, sogar die Linke hat sich bereits trotzig in die Oppositionsrolle eingeschrieben. Was bleibt ihnen auch? Lediglich die Puppenspieler der “Bürgerlichen” lassen den bösen Drachen noch herumspuken, um den Wählern zu zeigen, für wie dumm sie gehalten werden.
Das Programm Westerwelles heißt “Wir oder Kommunismus”. Daher werden vorab wieder alle möglichen Koalitionen ausgeschlossen. Da wird das “Wort” gegeben, dessen “Bruch” Tabu ist, das also über jedem Wählervotum steht. Prompt schließen die Grünen ihrerseits, taktisch von der FDP getrieben, “Jamaika” aus.
Ein Lagerwahlkampf ohne Lager, dümmer geht es nicht. Vor allem die “Sozialdemokraten” stehen immer wieder als Deppen der Nation da. Während sich Schwarzgelb zusammenrottet, um Lohnsklaverei und Casino-Kapitalismus zu restaurieren, haben sich die Sozen um jede Option gebracht. Sie sind nicht nur programmatisch in einer Sackgasse, sie haben sich auch taktisch einmauern lassen. Wort Case. Jeder Fußballverein in der Amateurliga hätte längst Trainer und Vorstand zum Teufel gejagt.
Dann wählt mal schön! Sollte es nicht für Schwarzgelb reichen, kann man nur hoffen, daß irgendwann irgendwer “wortbrüchig” wird. Vielleicht entdecken die Sprücheklopfer und Wortgeber, deren Ehrenwort mir soviel wert ist wie die Lottovorhersage, doch noch, daß eine Änderung des Plans nur der ganz normale Wahlbetrug ist. Und wenn der eh schon vorprogrammiert ist, kann man ihn ja auch durchziehen. Zur Not einfach ohne den Clown mit Kleid und Krönchen, der sich für die “Freiheitsstatue” hält.