Gäbe es eine Produkthaftung für Prognosen und Umfragen sogenannter “Institute” und “Experten”, die Straßen wären mit ihren Leichen gepflastert. Dasselbe gilt umsomehr für Journalisten, die diesen kompletten Quatsch täglich unters Volk jubeln. Und selbst dieses sollte man allmählich mit Schimpf und Schande entlassen, weil es sich wissentlich solchen Mist vorsetzen läßt und ihn für bare Münze nimmt.
Ein feines Beispiel dafür gibt der ZEW-Index ab, von dem man nicht wirklich wissen muß, was er ist. Er schreit einem entgegen: “Vorsicht, Schwachsinn!”, wird aber genau wie das ifo-Kamellebarometer oder forzagetürkte Umfragen stets als pure Weisheit verkauft. Dazu paßt auch, daß die “fünf Weisen” nicht die klügsten Köpfe des Landes sind, deren Aussagen relevant wären und einer Prüfung standhielten, sondern die Bezeichnung für jene Institute, die es schon immer besser wußten und noch nie haben kommen sehen.
Zahlen, Säulen- und Kuchendiagramme, die ein Krawattenmann mit komplizierter Berufsbezeichnung erklärt, sind ja so etwas von seriös! Auch wenn sie im “Spiegel” schön bunt plaziert werden, wollen sie uns sagen: Fakten, Fakten, Fakten!
Daß dortselbst etwa die Werte für die FDP innerhalb von zwei Tagen um fünf Prozent fallen können, was soviel ist wie ein Drittel der angeblichen Wähler, scheint nicht zu stören. Dabei ist dieser Zahlenschrott derart lächerlich, daß man ihn unkommentiert in der “Titanic” veröffentlichen könnte.
Es ist ein Phänomen, und ganz en passant ein weiterer Nachweis dafür, daß diese Marktwirtschaft mit “Angebot und Nachfrage” rein gar nichts zu tun hat. Niemand kauft so etwas. Alle, die am Kiosk Papier kaufen oder vor der Glotze herumlungern, lassen sich das nur andrehen, eingepackt in “News” aus Katastrophen, Wetter und mehr oder weniger Titten. Das geht genauso wie mit den faulen Krediten, die in “ganz seriöse Finanzprodukte” eingewickelt wurden. SpOn zum Beispiel ist kaufmännisch auf dem richtigen Weg, wenn sie Titten und Hitler zum Dauerbrenner machen, aber was zur Hölle wollen sie mit diesem Zahlengeschmeiß?
Ceterum censeo: Reißt “Forsa” endlich ab! Der Meinungsschreier Güllner merkt nicht einmal, daß “Beck weg” ist, jedenfalls interessiert ihn und seine Liberalalas ihr Geschwätz von gestern scheinbar immer weniger. War Beck nicht damals ganz allein schuld am Desaster der SPD? Und jetzt geht es weiter bergab? Wo bleibt die Erklärung dafür? Ich würde mich nicht wundern, wenn Güllner bald in die FDP einträte, das könnte einiges erklären.
Als weitgehend mündiger Leser fühle ich mich inzwischen nicht mehr nur verkaspert, sondern kriminell betrogen. Für mich ist jeder Cent, der für diese tendenziösen Spökenkieker gezahlt wird, schlicht Unterschlagung. Allein für die Zeit, die ich mit dem Anblick einer “Grafik” aus solcher Feder verbringe, möchte ich dem Urheber eine Rechnung schicken und obendrein Schmerzensgeld fordern.
Es ist zum Heulen: Ökonomen, Demoskopen und Journalisten erweisen sich in diesen Tagen als ein Konglomerat von Vollpfosten und geborenen Versagern, die sich ernsthaft noch immer dazu berufen fühlen, uns die Welt zu erklären – und zwar mit solchen Mitteln.
Februar 19th, 2009 at 07:27
John Swaiton – Herausgeber der New York Times vor Jahrzehnten – erklärte es so: „So etwas wie eine freie Presse gibt es nicht… Die eigentliche Aufgabe des Journalisten besteht darin, die Wahrheit zu zerstören, faustdicke Lügen zu erzählen, die Dinge zu verdrehen und sich selbst … für sein tägliches Brot zu verkaufen. … Wir sind nichts weiter als intellektuelle Prostituierte.“
Februar 19th, 2009 at 10:52
Die Kampagne des sauberen Herrn Güllner rund um die FDP ist ja ganz niedlich, aber hochgradig dilettantisch geplant. Das lässt sich – garantiert – nicht mal bis zum Frühsommer konservieren, von den Bundestagswahlen mal gar nicht zu reden.
Aber es hat einen (unbeabsichtigten) äusserst positiven Seitenfeffekt: Es wird von den anderen Parteien sowie diversen Organisationen mehr auf das geachtet, was die FDP so absondert. Ein gutes Beispiel ist der Vergleich der Reaktion auf die abstruse Steuerreform, die von der FDP in 2006 vorgeschlagen wurde (und die bekanntlich rund 70 Mrd € p.a. kosten sollte), und dem aktuellen Vorschlag zum Schleifen des Sozialstaates per Abschaffung der gesetzlichen Krankenkassen.
Während ersteres praktisch ohne Kritik durch die Mainstream-Medien ablief, gabs auf letzteres doch teilweise heftige Reaktionen.
Wenn man die FDP ernst zu nehmen beginnt, wird sie sich selbst entzaubern.
Februar 19th, 2009 at 14:02
Auch wenn mir das als elitär ausgelegt werden wird, so muss ich doch immer wieder an meine Schulzeit denken, bzw. insbesondere an die jeweilige Studienfachauswahl meiner Mitschüler.
Die schon damals offensichtlich nicht die hellsten Köpfe sind die, die auch später genau die Studienrichtungen Sozialwissenschaften, Geschichte, Politik oder Journalismus eingeschlagen haben.
Das Attribut “nicht hell” zu sein bezieht sich hierbei nicht notwendigerweise auf die Noten, sondern auch auf das Faktum, dass wenn sie gute Noten hatten, diese durch eine Kombination aus massivem Dummschwätzen und Hauptsache-etwas-gesagt-haben erwirtschaftet wurden.
Genau dieses Verhalten habe ich auch in meinem Studium beobachten können; hier haben die Leute aber nichtmal einen Vorteil daraus. Das einzige, was ich daraus schließen kann, ist, dass es ihnen nicht einmal auffällt, wieviel inhaltsleeres und offensichtliches sie dauernd von sich geben. Jegliche Form der Selbstreflektion scheint einem Großteil der Menschen abhanden gekommen zu sein.
Februar 19th, 2009 at 14:26
Was die privaten Medien veröffentlichen, ist mir ehrlich gesagt relativ wumpe. Jeder Leser, Gucker oder Hörer, der ernsthaft glaubt, dass Großkonzerne nicht in erster Linie am eigenen Gewinn interessiert sind und somit in der logischen Folge auch nicht an einer ausgewogenen Darstellung der Welt, jeder solcher Konsument ist für mich ohnehin verloren.
Schlimm finde ich nur, dass die öffentlich-rechtlichen Sender nicht in diese schreiend offensichtliche Aufklärungslücke springen, sondern Geld an die quasi in Konkurrenz stehenden Konzerne zahlen, um seichte Vorabendbetäubung im Stile von Grundy-Ufa-Bertelsmann-Marienhof-Verbotene-Liebe zu erhalten.
Und zugleich wird dann noch legislativ festgelegt, dass etwa politische Magazine nur noch höchst begrenzt im Internet vorgehalten werden dürfen, obwohl sie von der Allgemeinheit bezahlt wurden.
Das finde ich ein Unding. Was sind wir für ein dümmliches Volk.
Februar 19th, 2009 at 15:30
@data:
Bist Du sicher, dass Du die Kritik des obigen Artikels verstanden hast? – Ich persönlich kenne wesentlich mehr Dummschwätzer, die Maschinenbau, Wirtschaftswissenschaften, Jura oder Physik studiert haben. Daraus aber eine “Allgemeingültigkeit” oder einen “Trend” ableiten zu wollen, liegt nicht einmal mehr auf “Spiegel online”-Niveau – das ist “Bild”-Zeitung pur.
Februar 19th, 2009 at 17:28
@data
“Die schon damals offensichtlich nicht die hellsten Köpfe sind die, die auch später genau die Studienrichtungen Sozialwissenschaften, Geschichte, Politik oder Journalismus eingeschlagen haben.”
Biste wieder eine dieser nervigen Naturwissenschaftler, die sich für was besseres halten. Merkel ist Physikern!
Case closed.:)
Trotzdem,
Ich glaube das von dir angesprochene Dummschwätz-Phänomen findet man quer durch alle Studienfächer. Vermeintliche Fakten, die uns von angeblich seriösen Quellen verkauft werden, zu hinterfragen ist eine Eigenschaft, die eher auf einer gewissen Geisteshaltung beruht, als auf Intelligenz. Diese Eigenschaft wird von unserer Gesellschaftsorginasition massiv unterdrückt, statt eigenständigen Denken ist Anpassung gefragt. Totalitarismus und man merkt es nicht mal:), genial!
Februar 19th, 2009 at 20:14
[...] Wir werden umgefragt Gäbe es eine Produkthaftung für Prognosen und Umfragen sogenannter “Institute” und “Experten”, die Straßen wären mit ihren Leichen gepflastert. Dasselbe gilt umsomehr für Journalisten, die diesen kompletten Quatsch täglich unters Volk jubeln. Und selbst dieses sollte man allmählich mit Schimpf und Schande entlassen, weil es sich wissentlich solchen Mist vorsetzen läßt und ihn für bare Münze nimmt. [...]
Februar 19th, 2009 at 22:39
Zahlen, Daten, Fakten, die mit der realen Entwicklung in Wirtschaft und Gesellschaft etwas zu tun haben, gibt`s die heute noch zu bekommen?
Vielleicht ja in Joachim Jahnkes Infoportal:
https://www.jjahnke.net/index.html
Informationsportal Globalisierung – Standort Deutschland – Neoliberalismus – Falsche Rezepte, Joachim Jahnke
Februar 20th, 2009 at 00:30
@data + Alman:
Ich bin ja selbst Geisteswissenschaftler, Soziologie war auch dabei. Ich habe allerdings kein Problem mit Akademikerschelte und selbst wenig Respekt vor Titeln. Das gilt allerdings fakultätsübergreifend. Das Hinterfragen des eigenen Kosmos halte ich allerdings für einen Indikator für Intelligenz. Man kann saudumm sein und trotzdem einen Universitätsabschluß machen, insofern hüte ich mich davor, Intelligenz mit “erfolgreicher” “Bildung” in Verbindung zu bringen.
Februar 20th, 2009 at 00:57
Um da noch eins draufzusetzen: was nutzt “Intelligenz” (im Sinne vom viel überschätzten IQ), wenn sie herzlos (d.h. ohne jede Fähigkeit und/oder Bereitschaft zur Empathie) daherkommt?
Februar 20th, 2009 at 01:27
“Soziologie war auch dabei.”
Soziologen sind die schlimmsten ..
:-D
Februar 20th, 2009 at 01:43
@ franktireur: Yapp. Der Zusammenhang zwischen Empathie und Selbstreflexion wäre auch einige Artikel wert.
Februar 20th, 2009 at 01:46
@ Roger Beathacker: Ich habe in zwei Prüfungen (Magister und Promotion) meinen “Soziologen” sagen müssen: “Sie verstehen mich nicht”.
(Btw.: Ich bin offiziell Philosoph.)
Februar 20th, 2009 at 16:36
gut, dass ich nochmal nachschaue.
Ich muss zugeben, wenn ich mich innerhalb der anderen (naturwissenschaftlichen) Fakultäten umschaue, dann muss ich mich wohl eher Alman anschließen. Dennoch ist es so, dass das Dummschwätzphänomen meines Erachtens nach wesentlich häufiger in anderen Studienrichtungen zu finden. Naturwissenschaftler befassen sich aber vielleicht auch seltener mit Themen, bei denen das gut ginge, bzw. generell mit ihrer Umwelt, von daher möglicherweise eine Wahrnehmungssache.
Februar 21st, 2009 at 04:16
[...] flatter – Wir werden umgefragt … Zitat: „Gäbe es eine Produkthaftung für Prognosen und Umfragen sogenannter “Institute” und “Experten”, die Straßen wären mit ihren Leichen gepflastert. Dasselbe gilt umso mehr für Journalisten, die diesen kompletten Quatsch täglich unters Volk jubeln […] Es ist zum Heulen: Ökonomen, Demoskopen und Journalisten erweisen sich in diesen Tagen als ein Konglomerat von Vollpfosten und geborenen Versagern, die sich ernsthaft noch immer dazu berufen fühlen, uns die Welt zu erklären – und zwar mit solchen Mitteln.“ [...]
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