Journalismus


Das Ende steht unmittelbar bevor. Die Bedrohung ist allgegenwärtig, es besteht kaum mehr Hoffnung.
Wie SpOn meldet, sind schon drei Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung (BRD) tot, und Zeit.de meldet ungeschminkt, daß das Internet untergehen wird, wenn eventuell theoretisch im schlimmsten Fall, der unter extremen Umständen mit viel Phantasie denkbar ist (wobei man sich unter “Denken” etwas vorstellen muß, das unvorstellbar fragmentiert ist, aber bitte – Trashmovies haben verdammt nochmal ihre gegebenenfalls haluzinierbare Wahrheit !) – *lufthol* die SCHWEINEGRIPPE nicht nur epidemisch, sondern tödlich, mordend und plündernd über uns kommt.

Ich werde sterben. Ich lasse mich nicht impfen, Ignorant, der ich bin. Mea culpa, ein letzter Gruß!
Ich habe nichts gelernt aus den Schrecken von Pest, Cholera und der Vögelgrippe von 2006. Und weil da draußen noch Millionen hocken, die so verblendet oder nachgerade hartzvierfaul sind, es mir gleich zu tun, werden sieben mal sieben mal tausend mal tausend mit Hörner und Augen und Feuer etc. pp unser Verderben sein. Die Sterbenden werden, so lange sie noch zucken können, daheim online sein und damit das Internet überlasten. Erst offline, dann Flatline.

Aaaargh! Was ist das für eine beschissene Zeit, in der hirntote Zombies, vulgo “Journalisten”, so einen Dreck ablassen? Was ist das für ein grauenhaftes Virus, das mich stets um einen passablen Stil bemühtes Bloggerlein Worte wie “Arschlöcher”, “Vollwichser” und “Siffnutten” posten läßt?

Seit mehr als acht jahren herrscht ein Krieg in Afghanistan, an dem auch deutsche Soldaten beteiligt sind. Was wissen wir inzwischen über Afghanistan? Nichts. Nein, weniger als nichts, denn was täglich in den Medien verbreitet wird, ist Verblödung pur. Egal, was dort an größerem Zischpeng geschieht, es sind immer die “Taliban”. Ich kann mich nicht erinnern, daß jemals etwas anderes gemeldet wurde als daß “die Taliban” wieder einen Angriff, Anschlag oder ein Attentat begangen hätten.

Zunächst einmal ist es ja außerst merkwürdig, daß überall sonst in der Welt zu 90% “Al Qaida” fürs Bomben verantwortlich gemacht wird. Aus Afghanistan hört man nichts vom angeblichen “Terrornetzwerk”. Es war aber ausdrücklich Sinn des Einmarsches zur “Verteidung” der NATO, Al Qaida in Afghanistan zu bekämpfen. Was aber ist aus diesem Auftrag geworden? Was aus Bin Ladens grausamen Kämpfern in Afghanistan?

Und wer genau sind nun die Taliban? Sind das einfach alle, die das korrupte Kartell um Karsai bekämpfen? Dann, und nur dann, würden die Meldungen stimmen.
Wenn aber nicht, wo sind dann die ganzen versprengten Gruppen des Bürgerkriegs und der postkommunistischen Scharmützel geblieben? Paschtunen, Tadschiken, Hasara, Usbeken – sind das alles Taliban, sobald sie eine Waffe tragen? Die diversen Clans und Bergvölker auch? Und wenn nicht, sind die dann plötzlich alle friedlich?
Welche Rolle spielt der Islam? Sind sich Sunniten und Schiiten ausgerechnet in Afghanistan in allem einig – als “Taliban”? Und keine dieser Gruppierungen erhebt sich ganz ohne religiösen Hintergrund gegen die neuen Herrscher, die mit dem Westem im Bund sind?

Oder die organisierte Kriminalität, sei es im Dienste des Krieges oder der persönlichen Bereicherung: Sind das alles friedliche Menschen, die den Mohnanbau und Opiumhandel dort besorgen? Oder auch alle Taliban?
Wie unterscheidet man überhaupt die Taliban von den Nichttaliban? Zumal nach einem Anschlag, bei dem die Beteiligten tot oder einfach wieder abgehauen sind?
Die Frage ist nicht, ob es möglich sei, daß hier mit einem völlig tumben Feindbild operiert wird. Die Frage ist, wieso alle dabei mitmachen und seit Jahren sich niemand darum schert, daß Afghanistan etwas völlig anderes ist als das, was uns täglich vorgegauhelt wird.

Wie dämlich man über dieses zerrissene und höchst komplexe “Land” schwafeln kann, exerziert einmal mehr Claus Treppenwitz Malzahn. Auch er kennt nur den heroischen Kampf “Marines gegen Taliban”, glaubt aber obendrein, Obama mit Clausewitz ausstechen zu können. Immerhin deutet der kleine Claus damit an, wie er den Krieg sieht: Als Politik mit Mitteln, die längst dazugehören – nicht mehr nur für die USA, sondern auch für die Deutschen.
Es geht ums Siegen. Allerdings gibt es derzeit die eine oder andere Schwierigkeit damit, was Malzahn auf einen Mangel an “Führung” zurückführt. Clausewitz würde das nämlich auch so sehen. Clausewitz würde, hätte und hat gesagt. Clausewitz befriedet Afghanistan.

Ein Wirrschädel wie Malzahn, der in der traurigen Medienmischpoke ein besonders verzweifelter Fall ist, hat keinen Blick für die Völker, Menschen und Kulturen der Gegend, die auf der Weltkarte als “Afghanistan” bezeichnet wird. Für solche Diksursprimaten gibt es einen Freund (Wir und unsere Kabuler Regierung) und einen Feind (Taliban, alles, was auf unsere Freunde schießt). Letzterem zwingen wir unseren Willen auf, gewinnen, und alles wird gut. Daß solche Geisteszwerge für den “Spiegel” schreiben, sei inzwischen geschenkt.

Wo aber bleiben die Nachrichten? In den Tageszeitungen, dem Fernsehen, dem Radio? Ich kann das Wort “Taliban” nicht mehr hören. Sollen sie doch “Eurasier” sagen oder “Afrikaner”, sollen sie wenigstens vorab mitteilen, wer uns das Gehirn wäscht und daß wir gefälligst zu glauben und zu denken haben, was sie dann “berichten”.
Aber verkauft mir diesen Schwachsinn nicht ständig als “Information”, so blöd war ja nicht einmal das Politbüro der DDR!

Kindische Provokationen wie die eines Tilo Sarrazin sollte man eigentlich ignorieren. Empörung ist erst recht keine gute Reaktion, da die Währung solcher Ego-Clowns Aufmerksamkeit ist. Man könnte sie ihm entziehen, nicht aber seinen zahlreichen Clacqeuren, die es für ihre Aufgabe halten, das Ressentiment schon reinzuwaschen, ehe die Empörung sich überhaupt formieren kann.
Die Pfleger politisch motivierter Stereotypen und Vorurteile operieren mit dem Passepartout eines verwaschenen Feindbildes. Es sind immer die irgendwie „Linken“, gegen die man sich wehren muß. Deren „Political Correctness“, da ist sich der Mob von hellbraun bis ganz dunkelbraun einig, darf und muß mit allen Mitteln bekämpft werden, damit die „Wahrheit“ der Rechten ans Licht kommt.

Einmal mehr geht die aufrechte Medienmischpoke einem Kämpfer für die antilinke Wahrheit zur Hand, einmal mehr betätigt sich der „Spiegel“ als Blendgranate der Gegenaufklärung, indem er seinen untalentiertesten Schmierfinken an die Front schickt. Reinhard Mohr hat sich persönlich der Causa Sarrazin angenommen, womit gesichert ist, daß kein zerebraler Stein mehr auf dem anderen bleibt. Zwar ist Mohr schon der zweite hier erwähnte Kandidat, dem die Aufmerksamkeit entzogen gehört, aber als Symptomträger einer kaputten Öffentlichkeit kann man ihn nicht immer ignorieren.

Seine Waschlappentaktik ist preiswürdig: Er verklausuliert seinen biederen Beifall für Rassismus als Meinung zu Meinungen über eine Meinung. Anstatt sich mit den inkriminierten Äußerungen eines losgelassenen Menschenhassers im Wortlaut zu befassen, hält er sich an das Talkshow-Gequatsche von Leuten, die ihrerseits zu Sarrazins Stellungnahme Stellung nehmen.
War der „Spiegel“ früher dafür bekannt, Zusammenhänge herzustellen und zu erläutern, Kontext zu rekonstruieren, so zerfaseln seine Verweser heute jede relevante Debatte zum Einheitsbrei.

Gegenaufklärung

Mohr verfälscht darum auch konsequent Zitate Sarrazins und läßt das Braunste einfach weg. Sarrazins unverhohlen rassistische Äußerungen wurden auch kaum von den Medien diskutiert, die heikelsten Stellen gar nicht erwähnt. Er hätte gern Juden, die seien intelligenter. Bei Türken und Arabern sieht er hingegen ein auch „erblich bedingt[es]“ Problem, das sie als Leistungsträger ausschließt. Was Sarrazin da abgelassen hat, ist reinste faschistische Hetze. Als „68er“ und „Gutmensch“ gilt inzwischen offenbar jeder, der in solchem Dreck die Verletzung eines Tabus sieht, das zurecht besteht. Allein die Perfidie, Juden höhere Intelligenz zu unterstellen, ist unfassbar. Was, wenn die „Forschung“ einmal das Gegenteil feststellt?

Um sich abzusichern, zitiert der journalistische Steigbügelhalter brauner Eliten seinen Kollegen Matussek. Der kann sich nicht entblöden, von „Polemik und satirische(r) Übertreibung“ zu reden. Es sind also die Senatoren und hohen Funktionäre, die in einem demokratischen Staat die „Satire“ über Bevölkerungsgruppen machen? Ich dachte, Satire hätte damit zu tun, daß die Bürger die Funktionäre verlachen und nicht umgekehrt. Demnach darf man „Mein Kampf“ als Polemik und den „Stürmer“ als Satire betrachten? Den Helden der Antilinken ist wirklich kein Argument zu dämlich, um ihre armselige Propaganda zu unterlegen.

Kontext? Kann ich das essen?

Zur Sache, an der weder Sarrazin noch seinen Stiefelleckern etwas liegt, habe ich übrigens noch nicht den zaghaftesten Versuch gesehen, die Zusammenhänge herzustellen. Zuallererst ist die Sichtweise der Neorassisten notgedrungen ahistorisch. Wenn es also etwas Besonderes an „den Türken“ gibt, so wäre doch zunächst zu erläutern, was das ist – außer ihrer erblich bedingten Minderwertigkeit. Wenn es um Integration geht, dann wäre doch zu fragen, wer in was integriert wird oder sich integriert.

Im Falle der türkischen „Gastarbeiter“ müssen wir in die 50er Jahre zurückgehen, in denen sie als billige Arbeitskräfte angeheuert wurden. Niemand hatte sich darauf vorbereitet, sie zu integrieren, wie auch? Die Gesellschaft, in die sie geholt wurden, hatte wenige Jahre zuvor noch alle Fremden vergast und bombardiert. Sie wollten und sollten nicht bleiben, sie lebten unter Umständen, die heute als nicht menschenwürdig gelten würden. Sie blieben dennoch, denn sie wurden weiterhin gebraucht und kamen zu bescheidenem Wohlstand.

Niemand kümmerte sich um sie, sie trafen auf eine Gesellschaft, die von Fremden nichts wissen wollte. Konsequent bildeten sie „Ghettos“ und eine bis heute stabile Subkultur. Diese ist es, in die sich Folgegenerationen integriert haben. Das ist Integration. Allerdings nicht diejenige, die sich rechte Phrasendrescher Jahrzehnte später plötzlich wünschen.

Wem ist es nun anzulasten, daß sie sich nicht gleichzeitig in die Leistungsträgerschaft der kinderlosen deutschen Gesellschaft integrieren? Den Großeltern? Den Eltern? Den Lehrern? Den Schulen? Der jungen Generation selbst? Das wären immerhin Fragen. Leute wie Mohr oder Claus Kleber haben da schon die schnelle Antwort parat: Die Ausländer sind selber schuld, die Türken, die Araber, jeder einzelne.

Fetisch “Individualismus”

Das Muster dieses neoliberalen Rassismus ist einfach: Die Individuen werden beschuldigt und die beschuldigten Individuen zu Gruppen zusammengefasst, die man dann als besonders verwerflich und minderwertig herausstellt. Die davon Betroffenen müssen übrigens keine Ausländer sein. Das dem zugrunde liegende Menschenbild ist ein religiöser Individualismus, der die bestehenden Verhältnisse für jeden Einzelnen zum selbst gewählten Schicksal verklärt.

Typisch für diese Haltung ist neben der Schuldzuweisung an Einzelne mit bestimmten Merkmalen (Türken, Arbeitslose, Linke), daß es bei diesem „Erklärungsmuster“ bleibt und Lösungen für die Probleme im Hintergrund nicht einmal diskutiert werden. Es sind die Verlierer und Kritiker der Leistungsträgerschaft, die mit der Universalkeule geprügelt werden: Eigenverantwortung. Selber schuld!

Bei den Arbeitslosen und Niedriglöhnern sind es 27 Jahre, bei den nicht integrierten Ausländern 60 Jahre, in denen das Konzept „Eigenverantwortung“ beweisen durfte, was es leistet. Fazit: Wir brauchen mehr davon?
Die zentrale Frage schließlich, wozu das ganze Gewese gut ist und wohin es führt, wird schon gar nicht mehr gestellt in den glorreichen Medien. Was resultiert aus einem „Mehr“ an „Eigenverantwortung“, Schuldzuweisungen, Beschimpfung von Bevölkerungsgruppen, deren angehörige als faul, kriminell oder sonstwie minderwertig abqualifiziert werden?

Es führt zu gegenseitiger Diskriminierung, Rückzug, weiteren Vorurteilen, Aggressionen und Gewalt. Integration wird so vereitelt, statt dessen Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufgehetzt. Angestellte gegen Arbeitslose, Arbeitslose gegen Obdachlose, Arier gegen Migranten.

Des Pudels Kern

Dies ist der Kern solcher „Politik“. Die aggressive Demagogie schlägt, wo es um Ausländer geht, zwangsläufig in Rassismus um. Nun sieht sich der Neoliberalismus in einem Dilemma. Will er sein Menschenbild aufrecht erhalten, kann er nicht anders. Billigt er ausgerechnet Ausländern zu, sich nicht auf den Verwertungskreislauf zuzurichten, landet er bei jenem Gutmenschentum, das er seinen Kritikern unterstellt. Er darf sich nicht hinterfragen, wenn er nicht kollabieren will: Vorwärts immer, rückwärts nimmer.
Es ist doch sehr zu hoffen, daß nicht nur “Linke und 68er” diesen Schwachsinn durchschauen. Auch wenn deutsche Journalisten dazu nicht mehr in der Lage sind.

 

    rot       cdu

Man kann nicht oft genug daran erinnern, daß Rudolf Augstein seinen “Spiegel” einstmals das “Sturmgeschütz der Demokratie” nannte – und das mit allem Recht. Er selbst hat den Gang ins Gefängnis angetreten, weil er sich mit den selbsternannten Herren der Bundesrepublik angelegt hat. Er hat nicht nur Recht behalten, er hat es maßgeblich erfochten, kultiviert und verteidigt.

Einen Titel wie den altuellen hätte er wohl seinen Redakteuren einzeln ins Gesicht gestopft und ihnen ohne einen Schluck Wasser zu fressen gegeben. Nicht, daß Augstein ein Linker war, aber er war ein Demokrat, der auch für Andersdenkende focht. Er ließ denken und argumentieren, er stritt für seine Überzeugung, verpackte sie aber nicht in religiöse Formeln und Ikonen. Er hätte nicht einen verkappten Wahlkampf auf Springer-Niveau geführt und das als seine Vorstellung von “Journalismus” verkauft.

Die Zeit nach Erich Böhme war und ist die eines rasanten Verfalls, der aus einer Säule der Meinungsfreiheit ein billiges Instrument der Propaganda gemacht hat. Wenn in der aktuellen Ausgabe die dumpfe Parole des “Linksrutschs” kultiviert wird, die Verwüstungen des Neoliberalismus als “Sozialdemokratie” zurechtgelogen wird, von der es “links” folgerichtig nur “Radikale” gibt, ist der “Spiegel” auf einem Tiefpunkt angelangt, der ihn schlicht überflüssig macht.

Das Geschäft des Marktfundemantalismus besorgen andere längst überzeugender. “Demokratie” ist in dieser Ideologie ein festgelegter Pfad, dessen Verlassen mit brutalst möglicher Gegenaufklärung bestraft wird. Andere Ideen, schon der Hauch echter Opposition wird mit infernalischem Trommeln und Pfeifen beantwortet. Wenn sich zaghaft abzeichnet, daß die große Einheitsmeinung der Eliten und ihrer Journaille von Wählern mit Abwanderung quittiert wird, zeigt die Re(d)aktion die Zähne. Die Meute der Gebissträger kann zwar nicht mehr wirklich beißen, aber zu viele korrupte Hunde sind noch immer des Hasen Tod. Die Zahnlosen rufen zum letzten Gefecht. Noch einmal treiben sie ihre Elefanten über die Alpen, ohne zu ahnen, in welcher Tragödie sie ihre armselige Rolle spielen.

burda

Originalbild: Wikimedia Commons
Näheres steht an der Blogbar.

Was ich schon immer mal sagen wollte:

Feynsinn ist anders.

Yo, ne? Müßt ihr nicht ignorieren, dann schon besser bekämpfen. Aber habt mich doch einfach lieb, beachtet mich !

Feynsinn ist die Gesellschaft ist Feynsinn.

Okay, 99,98% der Deutschen kennen Feynsinn nicht. 99,99% finden das völlig in Ordnung. Pah! Ich habe recht. Ich kann das sogar begründen. Ich bin relevant.

Feynsinn ist unantastbar.

Freßt das, Sotpschildschmiede und Danger-Seeker! Macht meinen Server nicht an, korrumpiert nicht meinen Provider, kauft keine Kritiker, die korrumpierte Provider bewerben, fälscht keine Kritik, beschafft euch und bringt keine gekaufte und gefälschte Kritik in Umlauf!

Feynsinn ist der Sieg der Information.

Feynsinn weiß es besser. Seinen Lauf halten weder Ochs noch Ulla auf. Aus 99.98% werden ganz schnell 99,95%, und dann ist Heulen und Zähneklappern.

Feynsinn verbessert ersetzt den Journalismus.

Schlechter Stil, dumme Propaganda, zelebrierte Ahnungslosigkeit werden hier rituell gemartert, geschlachtet, zerlegt, verbrannt und in alle Winde zerstreut. Daß noch nie jemand auf seine öffentliche Zurschaustellung oder Hinrichtung reagiert hat (mit Ausnahme eines PR-Kommentars der FAZ), zeigt nur die unerhörte Relevanz des hiesigen Auftritts. Ich rieche eure Angst.

Feynsinn verlangt Feynsinn.

Ultimativ! Ich fresse eure sonst eure Kinder.

Feynsinn ist der Ort für Verlinkung, politischen Diskurs und Meinungsfreiheit.

Selber schuld, ihr wißt nicht, was euch entgeht.

Feynsinn ist Urheberschaft, Bürgerpflicht, Qualität und bleibt im Netz.

Bis das der Rolli uns scheidet.

Feynsinn ist kein Geschäftsmodell.

Auch kein Geschlechtsverkehr. Für manche allerdings eine gute Alternative.

Feynsinn ist alle alle.

Say one thing for Feynsinn, say it’s gaga.

 

Paul Pleitier * Karl Koofmich * Lothar Linkstricher * Manni Fest * Achim Auchdabei * Gunter Unterschrift * Eike Einigkeit *Ralf Recht * Franz Freiheit * Gerd Geldschneider * und zwei Weiber

Wie immer gut gemeint und gnadenlos dabenen gemeiert doziert Jens Jessen heute den Kapitalismus in die Flucht. Die erste Hälfte seiner erkenntnisreichen Odyssee hart am Rande vorwissenschaftlicher Strände verbringt er damit, den Kapitalismus der Kritiker zu haluzinieren, um ihn sogleich als Spuk und Gespenst zu entlarven. Anstatt nun aber an seinem Vorgehen, seinem Wissen oder seiner kognitiven Potenz zu zweifeln, kommt er zu dem Schluß: Das gibt’s doch gar nicht.

Die Technik ist nicht neu, Broder macht das in allen seinen Artikeln so. Jessen ist dabei aber weder raffiniert noch bösartig, nur aus Unwissenheit und nur ein wenig borniert. Entweder hat er nichts von dem gelesen, was er da am Rande auffährt oder er hat es einfach nicht kapiert.
Ein paar Kostproben:

Jede Diktatur in der Dritten Welt, die Unterdrückung der Frau, der schlechte Sex, alles war vom Kapitalismus herbeigeführt.”

Ach ja, und ich dachte, Kuba gelte als Diktatur. Den Zusammenhang zwischen Sex und Kapitalismus habe ich so noch nicht entdecken können. Vielleicht eine Karikatur? Auf der wir dann feste rumhopsen? Wo ist der Sinn? Ich habe allerdings die Befürchtung, daß am Ende Marcuse gemeint ist. Sollten Sie mal lesen, Herr Jessen, Kant und Freud anbei, dann fällt vielleicht ein Groschen.

Alle offenen oder versteckten Mängel unserer Gesellschaft hatten mittelbar oder unmittelbar mit den Profitabsichten der Kapitaleigner zu tun; selbst scheiternde Liebesbeziehungen wurden dem warenförmigen Charakter zugeschrieben, den der Kapitalismus bis in die Psyche der Menschen trage.”

Ja, wenns ihm nicht gefällt, dann soll er’s doch kritisieren. Aber wenn jemand einen Schmarrn über mein Auto redet, folgt daraus dann, daß die Karre nicht existiert? Jessen bemüht sich weder um die Differenz zwischen dem Geschwafel betrunkener Hippies und philosophischen Schriften, noch entwickelt er ein auch nur schemenhaftes Verständnis von einem “System”.
Sehr gnädig lesend, könnte man also feststellen, er referiere eben über das allgemeine Gerede.
So einfach will er aber nicht verstanden werden, vielmehr erhebt er einen luftig hohen Anspruch:

Denn wunderbarerweise enthält die Wissenschaft gar keinen Hinweis darauf, dass es sich bei dem Kapitalismus wirklich um ein System handelt. Das System ist, wissenschaftlich gesehen, nur ein Denkmodell, das dazu dient, bestimmte Abhängigkeiten und Wechselwirkungen vor Augen zu führen. Und nicht einmal von dem Kapitalismus als Begriff kann man sagen, ob ihm ein Wesen in der Wirklichkeit entspricht.”

Kopfschmerzen!
Wer, was, wo ist in diesem Zusammenhang “die Wissenschaft”? Marx? Parsons? Luhmann? Oder doch eher Döpfner? Was Jessen da über “Das System” brabbelt, haut ihm jeder Student im Soziologie Grundstudium um die Ohren. Was er schließlich über den “Begriff” sagt, ist auf demselben Niveau. Ganz gleich ob man mit dem Dualismus Begriff/Bedeutung operiert, postmodern “dekonstruiert” oder auch mythologisch die Zeichen göttlicher Offenbarung in Ähnlichkeiten sucht – das entsprechende Wesen in “der Wirklichkeit” spielt da keine Rolle. Das Problem mag darin bestehen, daß alle diese Systeme keine Rücksicht auf Jessens Wirklichkeit nehmen. Und psst … erzählt ihm bloß nicht, daß Wirklichkeit womöglich bloß ein Konstrukt ist!

Am Ende muß auch noch Max Weber herhalten, um die Nichtexistenz des Kapitalismus zu bezeugen, obwohl jener diesen ausdrücklich religionssoziologisch rekonstruiert. Das wäre doch wenigstens etwas gewesen, die Gier der Manager mit der protestantischen Ethik zu erklären – oder das alles zu widerlegen. Aber es ist doch wesentlich schwieriger, eine Theorie zu verstehen als ihren Autor zu erwähnen.

Setzen, sechs! Ob es für Jessen den Kapitalismus gibt oder nicht und was daraus folgt, ist schlicht irrelevant. Immerhin hat er sich bemüht, die vermeintlich an ihn gestellten Anforderungen zu erfüllen. Er hat die Welt so erklärt, wie es der Herrschaft gefällt und dem Volke eingeht. Wäre die Erde eine Kugel, so lernen wir einmal mehr, fielen die Menschen hinunter.

Lafontaine ist ein Populist.
Lafontaine ist ein Populist.
Lafontaine ist ein Populist.
Lafontaine ist ein Populist.
Lafontaine ist ein Populist.
Lafontaine ist ein Populist.
Lafontaine ist ein Populist.
Lafontaine ist ein Populist.
Lafontaine ist ein Populist.
Lafontaine ist ein Populist.

Mehr davon am Montag am Kiosk.

Wie viele andere Erzeugnisse des qualitativ höchst ehrenhaften Journalismus sprüht die Sueddeutsche heute die neueste Güllner übers Land. Sie betrifft die SPD und ist so abenteuerlich zusammengelogen, wie es nur dem Forsa-Chef selbst gelingt. Eine sogenannte “Umfrage” habe ergeben, daß das Tief der SPD in unmittelbarem Zusammenhnag stehe mit Ullas Dienstwagen und dem nach ihm benannten Affärchen. Es liege nicht an Steinmeier und seinem Versprecher eines Arbeitsplatzwunders. Tatsächlich fehlt auch nicht der Hinweis darauf, daß Kurt Beck eigentlich für jede Misere der SPD verantwortlich ist, einschließlich der Lüge, Beck habe bislang den Tiefstand der SPD herbeigeführt. Dabei liegen die Sozen seit Monaten auf einem Niveau, auf das sie unter Beck nie gefallen sind. Hätte Beck sie auf 20% heruntergewirtschaftet, Güllner hätte dessen öffentliche Folterung und anschließende Exekution gefordert.

Dieser ganze Mist ist das, was wir von Güllner kennen. Die Reinwaschung der Agenda-Fraktion und noch immer Kurt Beck in der Rolle des schlechthin Bösen. Der Forsa-Fidel hält das für seinen “Job on Earth”, soll er halt machen.
Daß aber die versammelte deutsche Presse diesen unsäglichen Stuss noch immer unkritisch nachkaut, ist nur noch traurig. Da stellt sich der Verbandspate und Internethasser Konken neulich auf die Bühne und geifert gegen Googles Nachrichtenagggregator, und seine Truppen bedienen sich schamlos beim denkbar billigsten Nachrichten-Generator, von dem jeder interessierte Sextaner wissen kann, nicht nur daß, sondern längst auch was er lügt. Und dafür sollen wir also unser Geld ausgeben.

In einem halbwegs fairen Interview der Tagesschau/”Bericht aus Berlin” mit Oskar Lafontaine – sieht man einmal davon ab, daß die häufigste Frage der Zuschauer (“wie kann die Linke effektiv gegen die gezielte Medienkampagne vorgehen”) als “kleine Kampagne” bezeichnet wird, fällt mir eine Frage besonders auf. Sie ist ein Sinnbild jenes Qualitätsjournalismus, dessen Meinungsschmiede regelmäßig Chimären hervorbringt, denen man nicht mehr ansieht, ob sie Kabarett oder Propaganda sind. Rainald Becker fragt dort:

Aber Herr Lafontaine, mit diesen Einsätzen geht es doch auch um unsere Sicherheit, um Schutz vor internationalem Terrorismus, das war ja mal die Begründung dafür. Wollen Sie Deutschland denn schutzlos für die Terroristen preisgeben?

Daß Deutschland schutzlos sei, wenn die Brunnenbohrer aufhören, tageweise Taliban zu vertreiben, kann ja eigentlich nur ein blöder Witz sein. Ich fürchte allerdings, Becker meint das ernst. Jedenfalls hält sich dieser Fürbittensprecher für den Repräsentanten einer ungemein seriösen Nachrichtenredaktion.

Die verkorkste Grammatik mag subtil eine Wahrheit offenbaren: Deutschland wird für die Terroristen preisgegeben, nicht den Terroristen. Für Terroristen, so liest sich das also, wäre Deutschland damit preisgegeben. Das macht zwar keinen Sinn, läßt aber immerhin die Hintertür offen, daß solche Preisgabe nur in der Interpretation einer wirren Gruppe von Fanatikern stattfände. Das Gegenteil wäre für Menschen mit Verstand nämlich der Fall.
Spannender ist die offene Frage, wem denn Deutschland “preisgegeben” wird. Wirren Fanatikern, denen kein Argument zu dumm ist, ihre wahren Interessen zu offenbaren? Wer sind dann diese Fanatiker? Das ist hier die Frage.

Der Kern der Propaganda, so läßt sich vermuten, hat zu der sprachlichen Entgleisung geführt. “Für die Terroristen” ist die Nachricht, die transportiert wird. Wer gegen den Krieg sei, sei für die Terroristen. Das bleibt hängen, wenn man es nur oft genug wiederholt. Wenn keiner mehr wirklich Fragen stellt.

« Vorherige SeiteNächste Seite »