Seit mehr als acht jahren herrscht ein Krieg in Afghanistan, an dem auch deutsche Soldaten beteiligt sind. Was wissen wir inzwischen über Afghanistan? Nichts. Nein, weniger als nichts, denn was täglich in den Medien verbreitet wird, ist Verblödung pur. Egal, was dort an größerem Zischpeng geschieht, es sind immer die “Taliban”. Ich kann mich nicht erinnern, daß jemals etwas anderes gemeldet wurde als daß “die Taliban” wieder einen Angriff, Anschlag oder ein Attentat begangen hätten.

Zunächst einmal ist es ja außerst merkwürdig, daß überall sonst in der Welt zu 90% “Al Qaida” fürs Bomben verantwortlich gemacht wird. Aus Afghanistan hört man nichts vom angeblichen “Terrornetzwerk”. Es war aber ausdrücklich Sinn des Einmarsches zur “Verteidung” der NATO, Al Qaida in Afghanistan zu bekämpfen. Was aber ist aus diesem Auftrag geworden? Was aus Bin Ladens grausamen Kämpfern in Afghanistan?

Und wer genau sind nun die Taliban? Sind das einfach alle, die das korrupte Kartell um Karsai bekämpfen? Dann, und nur dann, würden die Meldungen stimmen.
Wenn aber nicht, wo sind dann die ganzen versprengten Gruppen des Bürgerkriegs und der postkommunistischen Scharmützel geblieben? Paschtunen, Tadschiken, Hasara, Usbeken – sind das alles Taliban, sobald sie eine Waffe tragen? Die diversen Clans und Bergvölker auch? Und wenn nicht, sind die dann plötzlich alle friedlich?
Welche Rolle spielt der Islam? Sind sich Sunniten und Schiiten ausgerechnet in Afghanistan in allem einig – als “Taliban”? Und keine dieser Gruppierungen erhebt sich ganz ohne religiösen Hintergrund gegen die neuen Herrscher, die mit dem Westem im Bund sind?

Oder die organisierte Kriminalität, sei es im Dienste des Krieges oder der persönlichen Bereicherung: Sind das alles friedliche Menschen, die den Mohnanbau und Opiumhandel dort besorgen? Oder auch alle Taliban?
Wie unterscheidet man überhaupt die Taliban von den Nichttaliban? Zumal nach einem Anschlag, bei dem die Beteiligten tot oder einfach wieder abgehauen sind?
Die Frage ist nicht, ob es möglich sei, daß hier mit einem völlig tumben Feindbild operiert wird. Die Frage ist, wieso alle dabei mitmachen und seit Jahren sich niemand darum schert, daß Afghanistan etwas völlig anderes ist als das, was uns täglich vorgegauhelt wird.

Wie dämlich man über dieses zerrissene und höchst komplexe “Land” schwafeln kann, exerziert einmal mehr Claus Treppenwitz Malzahn. Auch er kennt nur den heroischen Kampf “Marines gegen Taliban”, glaubt aber obendrein, Obama mit Clausewitz ausstechen zu können. Immerhin deutet der kleine Claus damit an, wie er den Krieg sieht: Als Politik mit Mitteln, die längst dazugehören – nicht mehr nur für die USA, sondern auch für die Deutschen.
Es geht ums Siegen. Allerdings gibt es derzeit die eine oder andere Schwierigkeit damit, was Malzahn auf einen Mangel an “Führung” zurückführt. Clausewitz würde das nämlich auch so sehen. Clausewitz würde, hätte und hat gesagt. Clausewitz befriedet Afghanistan.

Ein Wirrschädel wie Malzahn, der in der traurigen Medienmischpoke ein besonders verzweifelter Fall ist, hat keinen Blick für die Völker, Menschen und Kulturen der Gegend, die auf der Weltkarte als “Afghanistan” bezeichnet wird. Für solche Diksursprimaten gibt es einen Freund (Wir und unsere Kabuler Regierung) und einen Feind (Taliban, alles, was auf unsere Freunde schießt). Letzterem zwingen wir unseren Willen auf, gewinnen, und alles wird gut. Daß solche Geisteszwerge für den “Spiegel” schreiben, sei inzwischen geschenkt.

Wo aber bleiben die Nachrichten? In den Tageszeitungen, dem Fernsehen, dem Radio? Ich kann das Wort “Taliban” nicht mehr hören. Sollen sie doch “Eurasier” sagen oder “Afrikaner”, sollen sie wenigstens vorab mitteilen, wer uns das Gehirn wäscht und daß wir gefälligst zu glauben und zu denken haben, was sie dann “berichten”.
Aber verkauft mir diesen Schwachsinn nicht ständig als “Information”, so blöd war ja nicht einmal das Politbüro der DDR!