Netzwelt


 
sixDas verflixte siebte Jahr will auch gefeiert werden. Banaler Blogblues, beginnender Burnout oder Blockade – Feynsinns 6. Geburtstag fällt in eine eher zähe Phase des Schaffens. Es wird der periodisch unvermeidliche Blues sein, der meinen Blick auf die letzten Wochen prägt. Ich bin nicht zufrieden mit der eigenen Schreibe, mit der Entwicklung der Resonanz (wobei sich andere noch schwerer tun) und dem auf der Stelle Treten in den Gedanken um die Entwicklung einer Alternative zur Alternativlosigkeit.

Häufiger erwische ich mich dabei, beinahe krampfhaft ‘das Niveau’ halten zu wollen inmitten einer teils lähmenden, teils empörenden politischen Dekadenz. Heute keinen Bock auf gar nix, morgen wieder die kribbelnde Lust zum Amoklauf, zum Geifern und Rotzen, dazwischen Texte raushauen wie Steine Kloppen, stets bemüht um die nötige Disziplin, den Anspruch zu wahren. Auf dieser Grundlage entstehen nicht ewig Artikel, die noch wer lesen will.

Ich bin kein Freund von Vorsätzen, aber ich hoffe, dass das neue Jahr experimenteller wird. Ich nutze bislang nicht annähernd die Möglichkeiten, die das Netz und die Technik bieten, tue mich sehr schwer damit, Ton und Bild zu nutzen, das Terrain zu betreten, wo ich nicht Schreiber und Solokünstler bin. Ich weiß nur, was ich nicht will und dass ich ja keine Zeit habe. Das muss sich ändern.

Neuland ohne Kompass?

Gastautoren wären eine feine Sache, aber – eines von so vielen Abers – es ist nicht mein Ding, irgendwen hier schreiben zu lassen oder irgend etwas. Ich bin nicht frei von der Arroganz, das, was da draußen gemeinhin produziert wird, für nicht gut genug zu halten. Das ist so lange kein Problem, wie ich nicht jemandem sagen muss, dass er/sie meinen Standards nicht entspricht. Deshalb tue ich mich schwer damit Autoren zu finden, denen ich hier eine Plattform bieten möchte. Mir ist auch vollkommen klar, dass die anderen nicht auf mich gewartet haben.

Das wäre ja noch schöner, wenn es andere Künstler wie z.B. Karikaturisten gäbe, die Feynsinn bereichern könnten. Mehr Kunst täte not, weniger verzweifeltes Gequatsche. Ich habe sogar mit Feynsinn.net noch eine Domain brach liegen, auf der alles Mögliche ausprobiert werden kann. Ich habe durchaus Lust, mich ein bisschen zu blamieren. Allein macht das aber keinen Spaß.

So. Keine Sorge, die Wut wird so schnell nicht Depression, und was wir haben, haben wir. Die ersten sechs sind geschafft, 2017 schauen wir dann mal wieder zurück und feiern hemmungslos die nächsten. Danke für den ganzen Fisch!

Nein, ich möchte keine Links nicht tauschen. Was sind das für merkwürdige Anfragen, ob “wir uns vernetzen“? Willkommen im Internet! Ihr findet Feynsinn gut? Schön, dann hab ich nix dagegen, wenn ihr mich verlinkt. Ihr verlinkt mich nur, wenn’s dafür einen Link zurück gibt? Sagt mal, geht’s noch? Und dann schreiben mir Horden aufmerksamkeitsbedürftiger Klitschen, sie seien “bereit”, mich auch zu verlinken? Nee Freunde, das ist genau die Art von Haltung und Ansprache, die ich nicht leiden kann. Und dafür steht die Mailadresse defintiv nicht im Impressum. Geht spielen!

Eine simple Idee, angesichts derer niedere Ressourcen in mir aktiviert werden und mir ein Grinsen abverlangen, das gar nicht so fies aussehen kann, wie es gemeint ist: Sich die ‘Identität’ eines Trolls zu eigen machen, um heikle Botschaften zu streuen, schlägt einige Fliegen mit einer Klappe. Trolling the Trolls, das gefällt mir. Bei so manchem Provokateur könnte das für Laune sorgen. Vielleicht loggt man sich ja mal bei demselben Provider ein, in der Gegend, aus der sein Müll kommt und dann mal all das tun, was man sich sonst aus guten Gründen verkneift.

Ganz allgemein kann ich ein solches Vorgehen natürlich nicht befürworten. Billige Rache, um einen armen Wirrschädel am Odem der behördlichen Hölle schnuppern zu lassen, ist weder angemessen noch vernünftig. In speziellen Einzelfällen aber vielleicht ein probates Mittel. Sportspammer und Großmäuler sind oft völlig rücksichtslos: Sie pfeifen darauf, dass ihr vermeintlich anonym hinterlassener Dung die Betreiber der von ihnen heimgesuchten Sites in arge Schwierigkeiten bringen kann. Womöglich finden sie sich noch echt großartig, wenn sie die Opfer und Gutmenschen in die Bredouille faseln. Der Schuss kann furchtbar nach hinten losgehen, weil mangelnde Umsicht sie selbst angreifbar macht. Da kannst du jetzt mal ne Viertelstunde drüber nachdenken, xyz@xyz.de.

Bei der Gelegenheit sei allen Überfliegern von Nutzungsbedingungen und Sorglosen, die sich auch unter den hoch geschätzten unter meinen Kommentatoren befinden noch einmal empfohlen: Seid nicht so fahrlässig beim Surfen! Ich sehe in meinen Statistiken – da kann ich noch soviel löschen – dass manche sich offenbar gar keinen Kopp machen. Löscht z.B. wenigstens sporadisch eure Cookies. Mancher, der seit Monaten nicht mehr hier kommentiert hat, wird trotzdem erkannt. Mir würde das stinken. Ein bisschen Kenntnis von NoScript, BetterPrivacy und dergleichen erhöht die Sicherheit, ohne dass es gleich unkomfortabel werden muss. Es reicht ja, wenn ein Blog gehackt wird, dann kann der Betreiber noch so nett sein, und eure Daten sind trotzdem ein Grund, schlecht zu schlafen. Mal ganz abgesehen davon, dass ihr sicher auch Leuten vertraut, die wirklich Übles im Schilde führen.

Nicht nur, dass durch die plötzliche massenhafte Ansammlung von Autos wichtige Menschen ihre Termine verpassen und der volkswirtschaftliche Schaden jährlich in die Milliarden geht. Im Umfeld sogenannter “Staus”, den Spontantreffen von Autobahnparkern, passieren immer wieder auch “Unfälle”, Karambolagen, bei denen sogar Säuglinge zu Tode gefahren werden. Jetzt sollen diese Untaten endgültig verboten und die Verursacher empfindlich bestraft werden. Die Straße ist schließlich kein rechtsfreier Raum.

[update:]
Oh my, wenn die Journaille übers Web schreibt, kannste nur noch in den Keller rennen. Zeit.de versucht sich wieder mal am Begriff “Nerd”, ein Blinder versucht, Taubstummen die Farben zu erklären. Zwei Sätze daraus:

Der Nerd, das ist natürlich in erster Linie ein Klischee, eine mythische Figur, deren Wurzeln in das Geschichtenuniversum der US-amerikanischen Highschool reichen“.

Der Nerd, mythisch! Welches Navi hatten eigentlich die Argonauten? Dann hat die Highschool nicht weniger als ein “Geschichtenuniversum”!!1! Die uralten Mythen aus der “Eis am Stiel” – Saga sicher. Argh. Und wer so schreibt, dem fällt auch nicht auf, wenn ihm solche Sätze entfahren:

Der Nerd zeichne sich in Wahrheit dadurch aus, dass er seine Mitmenschen an Maschinen erinnere.”

Der Nerd erinnert mich an Maschinen? ‘Hey, denk an die Kaffeemaschine, und vergiss die Dampflok nicht!’ oder was? Nein, es sollte heißen “eine Maschine”, denn er tut es,
Indem er spricht wie ein Lexikon. Indem er logische Kommunikation dem Smalltalk vorzieht. Und indem er sich über die Maßen für Dinge begeistert, die nichts mit Sex, Essen, Liebe oder etwas anderem zu tun haben, wofür Nicht-Nerds sich begeistern.“.

Wie spricht ein Lexikon? Was ist logische Kommunikation? Was erklärt die Behauptung, ein Nerd interessiere sich für Nerdiges, nicht hingegen für Nichtnerdiges? Und was sollen die dämlichen Klischees von Essen und Sex? Wie werden Nerds fett, wenn sie sich nicht für Essen interessieren? Wieso haben sie kein Interesse an Sex, aber Terabytes Porn auf der Platte? Ach so, das Klischee kannte der Autor noch gar nicht. Schade, denn Klischees sind bis dahin das einzige, von dem er eine Ahnung zu haben schien.

Und wenn wir schon mal dabei sind: Seltsam auch, dass nach einem investigativen Artikel über die merkwürdigen Machenschaften von “wiki-watcher” Stock im Zusammenhang mit einem Insulin-Präparat schon die Drohung mit juristischen Schritten ausreicht, um ihn aus dem Netz zu nehmen. Das also ist die ‘freie Presse’?

Ach und gugge, es geht auch anders, sogar mit echten Links im Text. Dafür gibt’s ausnahmsweise auch einen für die Sueddeutsche, d.h. für Stefan Plöchinger.

udokbNee, was hab ich heute wieder überfliegend gelesen von diesem Grimmsen online achwat. Es hätte schlimmer kommen können, aber dieser Populismus, gepaart mit der Bevorzugung von Journalisten und Etablierten, Kumpels und Kollegen, das kann man besser machen. Obendrein ist es schon übermütig, wenn etwa die FR von einem “renommierten Award” schreibt. Ich habe zwar nichts gegen die Sieger, aber so wie ich das sehe, haben die Grimme-Jurys keinen Schimmer von all dem Guten hier draußen.

Darum tue ichs wie sie, nur besser. Wie schon angekündigt, ist der diesjährige Preisträger einer von uns, und zwar der, der es schon seit Jahren verdient hat und bislang der Running Gag auf dem zweiten Platz war. Frisch zum Umzug will ich ihm einen mitgeben, auf dass er uns weiter so schöne Texte und Bilder liefere. Die “Notizen” sind eines meiner absoluten Lieblingsblogs, und ich habe Grund zu der Belobigung, dass Klaus Baum immer besser wird. Der Köter ist auch nicht mehr so schnell wie früher, empfindlich an den Ohren, aber immer noch eine Schönheit. Passt doch.

 
monit

Wann immer im TV etwas geplant ist, bei dem es ums Internet geht, fängt das in der Redaktion vermutlich so an: “Internet? Da gibt es doch den mit dem roten Kamm auf der Glatze. Den laden wir mal ein!”
Das nervt. Es gibt für jedes Thema, zu dem Lobo bislang gesprochen hat (wenn er einmal nicht von Lobo sprach) Leute, denen ich mehr Kompetenz zutraue. Insofern ist es vielleicht wieder konsequent, wenn Journalisten keinen anderen kennen – oder bestenfalls dann die drei anderen seit 1990 üblichen Verdächtigen.

Gestern hat er sich öffentlich mit Ingo Lenßen gezankt, dem Darsteller von Ingo Lenßen. Dessen Frisur ist leidlich chicer als die von Lobo, dafür hat er einen preisgekrönten Kleiderbügel an der Stelle, wo Lobo den einfachen Pornobalken trägt. Was Lenßen zum Thema “Das Internet ist böse” zu sagen hat, ist irrelevanter Blödsinn, dagegen macht Lobo eine relativ gute Figur. Relativ, denn Herrn Lenßen hätte man dessen Inkompetenz kühl und beharrlich so lange in die Goschn stopfen können, bis der sich freiwillig (üb)ergeben hätte. Sei’s drum. Das ist alles kein Anlass zur Stellungnahme. Schlimmer noch macht es aber die FR in ihrem bedauernswerten Artikel dazu.

Erziehung ist illiberal

Der entscheidende Absatz:
Lenßen sagt, aus dem Internet dringen Straftaten in den privaten Raum. Eltern könnten nicht jede Sekunde auf ihre Kinder achten. Lobo glaubt hingegen an die Vernunft der Jugendlichen und nimmt immer wieder die Eltern in die Pflicht. Sieh an: Gerade der liberale Lobo, der vermutlich auch nicht dagegen ist, dass beide Eltern arbeiten gehen, fordert, dass diese Eltern immer neben ihren Kinder stehen und sie schützen, wenn die im Netz sind.”

Und jetzt? Gab es eine Meinung dazu? Vor allem: Hat die FR eine? Hätte ich gern gewusst, aber schon die Kategorien dieser rührenden Zusammenfassung sind ein einziger Kopfschmerz. “Aus dem Internet dringen Straftaten”. Genau. So wie sonst nur aus Häusern, Messern, Kiosken und Briefen. Wie dumm muss man eigentlich sein – zumal als Journalist – wenn man im Jahr 2011 immer noch nicht gerafft hat, dass “das Internet” kein Ort ist, kein Sumpf oder Wald, in dem die Räuber lauern? Und allein schon die Bezeichnung “Internetnutzer und Informatikstudent” wäre ein Brüller, verursachte er nicht diese grausame Pein rund um die Hirnrinde.

Und – na klar, die Jugend ist gefährdet. So wie schon im Mittelalter durch die Schriften des Aristoteles. Sie begeht Selbstmord wegen Mobbing im Internet und wird mit neun Jahren schon durch aufpoppenden Porno in ihrer Entwicklung geschädigt. Argh! Das Internet hat noch nie jemanden gemobbt. Das sind Menschen. Das sind dieselben Arschkrampen, die einem in der Schule zusetzen. Das entfaltet erst Wirkung, wenn man sie kennt. Ein Schulwechsel ist da ein probates Mittel, ein neuer Router hilft hingegen nicht wirklich.

Zwischen Kindermord und Aufpoppen

Wo Lobo recht hat, hat er dann wieder recht: Ein Neunjähriger soll allein surfen? Eine blöde Idee. Ich lasse einen Neunjährigen auch nicht allein sein Fernsehprogramm wählen. Wenn beide Eltern arbeiten gehen und das Kind allein lassen, sind sie unverantwortliche Deppen – und brauchen sich über “Internet” wahrlich keine Gedanken mehr zu machen. Was soll der Blödsinn? Ist Lobo jetzt ein Überwachungsfreak? Weil er für Erziehung ist? Nehmt endlich die Nadeln aus meinem Schädel!

Dieselbe Fraktion, die es zuletzt nicht ohne das hysterische Beschreien vergewaltigter Säuglinge und Morde “im Internet” getan haben, schickt jetzt einen vor, dem Erziehung zwar zu anstrengend ist, der aber glaubt, wenn Kinder für einige Sekunden Bilder von Genitalien sehen, sei ihre Entwicklung unwiderruflich gestört. Die FR assistiert diesem Hirnporno auch noch, indem sie jede Logik massakriert und jemanden als illiberal oder inkonsequent darstellt, der sich eventuell arbeitende Eltern vorstellen kann, ohne dafür Kinder im Grundschulalter schon unbeaufsichtigt lassen zu wollen.

Das sind sie also, die Internetkritiker. Sie befinden sich auf einem Niveau mit Islamkritikern und Wetterkritikern. So lange derart der kognitive Kahlschlag regiert, wo Holzmedien und Moralchristen den Doppelklick üben, kann man froh sein, wenn Sascha Lobo sich um diese Leute kümmert. Einem weniger promiskuitiven Internetpromi würde man das nicht zumuten wollen.

 
timegatesOppa ist ungehalten. Vor einigen Wochen habe ich mir einen fiesen Eindringling auf den Rechner geladen, dessen Machenschaften ich von Hand aus der Registry kratzen musste. Er kam vermutlich über ein Skript, das in einem Blog lief. Und Überhaupt: Skripte!

In der guten alten Zeit hatten die guten Leute, die eine Website bauten, gewisse Prinzipien. Übersichtlich sollte es sein, die Datenmengen klein halten und kompatibel mit den gängigen Browsern sein. Ich bin zwar bis heute kein Profi, aber gerade darum folgt daraus für mich, dass es möglichst einfach bleiben soll. Dummerweise ist diese Einstellung far out, und was da draußen los ist, macht mich zittern.

NoScript, no shit

Ich bin nur noch mit “NoScript” unterwegs. Das ist lustig. Nicht nur dass viele Seiten gleich dutzende Scripts laufen lassen, sie sind auch zunehmend gar nicht mehr zu nutzen, wenn man jene blockiert. Der User hat also nur die Wahl, solche Orte zu meiden oder sich in sein Schiksal zu fügen. Virenscanner meckern zwar meist, wenn man sich dann etwas fängt, aber sie können es oft nicht verhindern.
Mir doch egal, Hauptsache die Seite hat tausend “Features”?

Und wie das so ist, wenn DAUs und Deppdesigner sich ein heißes Rennen um den längsten Riss in der Fontanelle liefern, schaukelt sich das fein hoch: Hat man seine Plugins gerade organisiert und alles läuft, wie es soll, kommt das nächste “Update”, nach dem sie zum Teil wieder nicht funktionieren. Sie erzählen einem dann, das sei alles für die Sicherheit, tatsächlich aber geht es darum, ob der blöde Browser wieder 0,00004 Sekunden schneller lädt als die Konkurrenz. Dann muss man ganz schnell umrüsten, man ist ja kein Verlierer.

Kurzum: Die Welt ist schlecht und ihre Bewohner stinkende unterbelichtete Kreaturen, die einem das Leben schwer machen. Eine Lösung für solche Probleme ist nicht in Sicht. Alles, was einem bleibt, ist so lange wie möglich am laufenden System festzuhalten und die Mauern hochzuziehen. Burkhard Schröder hat vor einem halben Jahr eine nette Sammlung von Verteidigungsanlagen veröffentlicht. Kann ich nur empfehlen. Die Folter wieder einzuführen für Leute, die den Unterschied zwischen Surfen und Kinderbelustigung nicht begreifen, ist wohl leider nicht mehrheitsfähig.

 
udoDer Gewinner des Feynsinn Underdog Awards 2011 steht ziemlich fest.

Jetzt aber hurtig! Wer noch in die Jury möchte, sollte sich mit der Bestechung beeilen – oder wenigstens einen bestechenden Vorschlag haben. Anderenfalls, ihr wisst schon: Machen wir’s wieder wie bei Grimmes und bepreiseln einen von uns.

Ich nehme auch Naturalien an: Ländereien, Inseln, Plantagen. Mit oder ohne Sklaven. Das wird mein neutral poliertes und objektiv geeichtes Urteil natürlich nicht beeinflussen.
Ich gehe dann mal den Pokal wienern.

 
udo So, die Editierfunktion für die Kommentare läuft wieder. Ich mache mir hier und da Gedanken über das Design und habe eine beinahe komplette Kopie auf Basis eines neueren Themes erstellt. Neuere Erweiterungen und Features sind hier sonst kaum mehr integrierbar. Die Feinjustierung wäre allerdings noch einiges an Arbeit, und ich frage mich, ob Spielereien wie eine dynamische Blogroll und andere spaßige Widgets das Risiko wert sind, ein seit Jahren gepflegtes Design zu wechseln.

Andererseits bin ich nämlich eher panisch, den ganzen Ajax-Schnickschnack zu nutzen, der mir vermutlich mal den Hack mit dem unsichtbaren Benutzer beschert hat. Die aktuelle Plattform hat überdies den Vorteil, dass ich mich inzwischen ganz gut damit auskenne und weiß, wie und wo ich moderate Änderungen vornehmen kann. Kurzum: Sagt mir, dass ich das lassen soll. Verbesserungsvorschläge sind natürlich auch willkommen.

A propos Blogroll: Da finden sich zwei neue Einträge: “Kritik und Kunst” ist wieder drin und Burkhard Schröder, bei dem ich seit Jahren unregelmäßig reinschaue und zuletzt eben regelmäßiger. Was auch zeigt, dass ich nicht so irrsinnig viel Neues entdecke, bei dem ich hängen bleibe.

Bei der Gelegenheit bitte ich auch wieder um Vorschläge zum “Feynsinn Underdog”, dem Blog-Award der objektivsten Jury dieser Welt. Nachdem im letzten Jahr erstmalig ein bis dahin unbekanntes Blog das Rennen gemacht hat, zudem eine Autorin, muss das ja nicht einreißen. Dem gemäß dürfte diesmal wieder die Inzucht walten. Es sei denn, es gäbe einen wirklich überwältigenden Kandidaten irgendwo da draußen …

Was haben sie sich für eine Mühe gegeben, uns weiszumachen, dass Internetsperren nur gegen Kindermörder und Säuglingsvergewaltiger installiert werden sollten. Dazu wurden die absurdesten Reden geschwungen und alle Register der Gruselliteratur gezogen. Inzwischen, da man festgestellt hat, wie nutzlos das ist, ist keine Rede mehr davon. Statdessen sollen so furchtbare Verbrechen verfolgt werden wie Glücksspiele. Da hört sich ja doch alles auf, und der Eingriff in die Grundrechte darf als allgemein gerechtfertigt gelten.

Es bleibt die Melange aus völliger Ahnungslosigkeit, Lust an sinnloser Repression und natürlich einer stramm kapitalistischen Grundhaltung. Denn das einzig rationale an dem Ansatz, Netzsperren gegen Sportwetten einzurichten, ist die berechtigte Aussicht, damit ein Geschäft zu beeinträchtigen. Nach der Verhältnismäßigkeit der Mittel fragt da freilich niemand mehr. Dass die Grünen, die sich fleißig an der “Diskussion” darüber ebenso beteiligen wie an der zuständigen Landesregierung, zeigt einmal mehr, wie weit sie bereits Teil der “Mitte” geworden sind, die irgendwann kollektiv über den rechten Rand aus dem Rechtsstaat kippt.

Rechts raus aus dem Rechtsstaat

Ein Bild des Elends ist diese Republik, und die FR gibt sich leider immer öfter Mühe, sich dem Niveau anzupassen. Dort darf Guido Westerwelle seine gesamte Inkompetenz in die Waagschale werfen und unter dem Brechreiz erregenden Großweisheit “kein Rechtsfreier Raum” über eine “Cyber-Außenpolitik” delirieren. Um zu unterstreichen, dass die FR für ihre Leser knallhart recherchiert, erfahren diese aber immerhin: “Guido Westerwelle ist deutscher Außenminister.” Hatten wir tatsächlich schon vergessen.

sotpglck

Der ist also Fachmann für “Cyber-Attacken“, “Wettrüsten im Cyberraum“, “Cyberkrieg-Szenarien” und “Cybersicherheit“, weswegen er einen “Stab für Cyber-Außenpolitik eingerichtet” hat. Wenigstens Cyber-, mag sich der eine oder andere denken. Wäre in all dem Gecyber bloß irgend ein Inhalt zu finden. Was aber anhebt mit “Der demokratische Aufbruch in Nordafrika ist ein Triumph des Freiheitswillens der Menschen” und dröhnend verschweigt, dass die Völker sich gerade gegen genau die Oligarchie erheben, die der FDP als Paradies gilt, endet nicht zufällig in dem Phrasenkonzentrat: “Wir sollten das Internet als einen internationalen Raum der Freiheit und der Sicherheit gestalten – zum Wohle aller.” “Raum der Sicherheit” – Ein Schelm, wer dabei an Knast denkt.

Gecyber und Phrasenkonzentrat

Oft genug wurde hier darauf verwiesen, dass die Freiheit à la FDP ausdrücklich die des ungehemmten Erwerbs und streng geschützten Privateigentums ist. Die Freiheit des Netzes muss dafür nicht erfunden werden. Das Internet ist frei oder zensuriert, dazwischen liegt eine einfache Entscheidung. Wer “Netzsperren” will, braucht Zensur-Infrastruktur. Das ist dann das Ende der Freiheit.

Das dumme Märchen vom “rechtsfreien Raum” bleibt ein Trugbild für Law and Order-Anhänger, die schon mit der rechten Maustaste überfordert sind. Es geht überhaupt nicht ums Recht, das täglich tausendfach in Form von Abmahnungen, Klagen und Anklagen praktiziert wird. Es geht um die Mittel, solches ‘Recht’ durchzusetzen. Und die Frage nach der Grenze, an der das Recht der Willkür unterworfen wird.

„Netzsperren gegen Glücksspiel“, das klingt banal und irrelevant, aber darin besteht ein ernster Angriff auf die Bürgerrechte. Ironischerweise droht damit der staatliche Zugriff auf das Netz tatsächlich “rechtsfrei” zu werden. Frei von rechtsstaatlichen Prinzipien.

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