Best of


Der Führer des internationalen Terrors droht unseren Verbündeten in Eurasien mit totaler Vernichtung. Wie die Victory-Agentur meldet, werden im eurasischen Übergangsgebiet am Hindukusch bereits mehrere Personen zu Piloten ausgebildet. Sie sollen bereits Experten im Umgang mit ferngesteuerten Mini-Helicoptern sein und auch das Steuern von Heißluftballons beherrschen.

Ferner droht die Terrozelle “Eifelstübchen” damit, sich auf dem nächsten Mallorcaflug mit Strohrum abzufüllen und, damit an Bord gelangt, Zündkerzen einzuwerfen. Um eine Panik auf den Balearen zu vermeiden, werden die Fluggäste künftig mit Rektalsonden ausgestattet. Sobald die Körpertemperatur über 600 Grad steigt, wird automatisch die Sprinkleranlage in der Maschine ausgelöst.

Inzwischen wurde bekannt, daß die Sprengstoffscanner, die in der Nähe von Laptops, Hundekot und Waschmaschinen spontan die höchste weltweite Alarmstufe auslösen, von einer Firma geliefert wurde, die sonst Kuckucksuhren in die Schweiz liefert. Nach Angaben der Vereinigung liberaler Security-Services wurde die Firma bislang als seriös eingestuft, sei sogar Teilnehmer der Inititative “Netzwerk mit Nutzwert“. Ein Mitinitiator: “Ei isch kenne die, die sinn sonz aach gesche Steuern unn reschne mei Quittunge doppelt ab, wie alle annere hiä aach.”
Man kann nicht wachsam genug sein.

Ganz gleich ob Terroristen, Islamisten oder Kabarettisten – wer auch immer uns in die Irre führen will, soll wissen: Wir sind schon da! Rechnet mit ernsthaften Konsequenzen! Wir haben keine Angst, wir machen sie euch. Wo auch immer ihr euch versteckt, wir hören eure Audiobotschaften. Wir schneiden sie mit, hören sie ab und kopieren sie. Wir verbreiten sie. Ihr habt eure Urheberrechte verwirkt. Was auch immer ihr plant, haben wir schon getan.
Wir strecken euch die Zunge raus.
Wir brennen euch die Lunge aus.
Wir hacken den Kopf ab.
Wir schneiden den Zopf ab.
Heute rot, morgen tot, übermorgen apricot.
Wir leisten was.
Was heißten das?
Wir pissen euch die Leisten naß.
Eure Kinder kaufen wir,
auf das Wachstum saufen wir.
Und wenn er kommt, dann laufen wir.

Wer lacht da, hat gelacht?
Wer lacht, erweckt Verdacht,
daß er aus Gründen lacht.

Die FR bringt heute einen weiteren Sample über den Korrumpator Koch heraus sowie ein Update zum Steuerfahnder-Skandal. Gleichzeitig erinnert Telepolis an den Wahlsieg Ypsilantis, der ihr von einer wildgewordenen “Öffentlichkeit” und Verrätern aus der eigenen Partei genommen wurde, um eine der widerwärtigsten Figuren der deutschen Politik im Amt zu halten.

Zentral war dabei das Wort vom Wortbruch, das in den verlinkten Quellen wieder auf Koch bezogen wird, so wie es ursprünglich auch der Fall war.
Schaut man sich die Häufigkeit der Erwähnung von “Ypsilanti + Wortbruch” an, so fallen zwei Peaks auf, Termine, um die herum die gesammelte deutsche Presse diese Kombination ihrer Leserschaft ins Hirn publiziert hat (Klick aufs Bild führt zu Google):

wortbruch

Demnach standen offenbar unmittelbar nach der Wahl bereits alle in den Startlöchern, um Ypsilanti einen “Wortbruch” vorzuwerfen, den sie noch gar nicht begangen hatte. Ebenso wurde um die Nichtwahl der Ministerpräsidentin herum noch einmal kräftig nachgelegt.
Vor dieser Kampagne wurde die Kombination dieser Schlagworte auf Kochs gebrochenes Versprechen bezüglich des Flughafenausbaus bezogen. Was die hessische Opposition also als eher schwache Kritik an einem “unerhört” selbstherrlichen Roland Koch an den Start gebracht hatte, wendete die PR des Sonnenkönigs und seiner Presse gegen Ypsilanti.

Dabei tat sich vor allem ein PR-Mann hervor, der die Kampagne völlig unverblümt voran brachte: Alexander Demuth, Berater “für strategische Unternehmenskommunikation”, der mit der Site wortbruch.info die Kampagne auch offen im Netz betrieb.

Schaut man sich die Liste der Medien an, die diese Vokabel übernommen haben und willig die Reihen der Kampagneros schlossen, so sieht man eine beinahe vollständige Liste der relevanten deutschen Massenmedien. Der Erfolg, der erst durch diese Verstärker und ihren gnadenlos antilinken Kurs möglich wurde, ist die fortdauernde Herrschaft eines Landesregimes, dessen leidenschaftliche Zerstörung der demokratischen Kultur selbst von der Original-SED nicht übertroffen würde. Zu den täglichen Skandalen, die Koch und sein Mob sich leisten, hört man übrigens nichts von den ach so gewissenhaften “Rebellen” und ihren Seeheimern. Geschweige denn von der Mehrheit der willfährigen Journaille, die dafür mitverantwortlich ist.

Ich treffe den Blogger, der sich “flatter” nennt, in einem Café am Rande der Innenstadt. Sein Kaffee duftet nach Ethanol, er raucht. Sein Pullover hat Flecken, die Bündchen sind ausgefranst. Er ist blaß und hat dunkle Ringe unter den Augen.
Ich komme gleich zur Sache.

Feynsinn: Warum tun Sie das?

flatter: Aus Spaß. Ich kann jederzeit aufhören.

Feynsinn: Woher wissen Sie, was ich meinte?

flatter: Ist das wichtig? Wissen Sie, was Sie meinten? Wen interessiert das? Und was geht Sie das an?

Feynsinn: Ich versuche nur, ein Interview zu führen.

flatter: Try harder, moron.

Feynsinn: Also, Sie schreiben fast täglich Artikel in ihrem Blog, sogenannte “Postings”, obwohl sie keinen Cent damit verdienen. Was treibt sie an?

flatter: Sie pfeifen ständig Luft ein und aus, sogenanntes “Atmen”, obwohl die Welt nichts davon hat. Werden Sie dafür bezahlt?

Feynsinn: Ihnen ist das Schreiben also eine Art Grundbedürfnis?

flatter: Wie Rauchen und Saufen, das hatten wir doch eben schon. Sollte ich eines Tages fürs Quarzen bezahlt werden, wäre das in Ordnung. Beim Schreiben ist die Wahrscheinlichkeit nur geringfügig größer.

Feynsinn: Aber leidet die Qualität nicht darunter, wenn Sie schreiben können, was sie wollen? Wenn niemand Sie kontrolliert? Wenn Sie es sogar einfach bleiben lassen können?

flatter: Klar. Wenn mir jemand Geld in den Hintern schiebt, damit ich seine Meinung vervielfältige, kommt erst die große Kunst zum Vorschein. Wer eigentlich keinen Bock hat, sich auch nur an den Rechner zu setzen, schreibt bekanntlich die besten Artikel. Und nur wer jederzeit weiß, daß er vor die Tür gesetzt wird oder morgen nix mehr zu beißen hat, wenn er schwächelt, kann souverän übers Zeitgeschehen urteilen.

Feynsinn: Nehmen wir einmal an, die unabhängigen, dafür aber unbezahlten Autoren hätten die besten Voraussetzungen für Qualitätsjournalismus, hieße das dann nicht, daß nur noch solche Leute schreiben könnten, die sich das leisten können? Wäre das nicht das Ende eines Berufsstandes?

flatter: Klar. Ich bin ja auch einer von diesen Superreichen. Aber verschonen Sie mich bloß mit “Qualitätsjournalismus”! Das ist nicht meine Baustelle. Ich weiß nicht, was aus diesem Berufsstand wird, aber wenn er noch tiefer sinkt, kommt er bloß auf der anderen Seite wieder hoch. Das kann nicht wirklich schaden.

Feynsinn: Sie werden von einigen als ernstzunehmender Blogger angesehen, andere ignorieren Sie oder halten Ihren Auftritt für “abscheulich”. Wo sehen Sie sich?

flatter: Ich kann alles. Ich bin der Größte. Wer mich ernst nimmt, dem ist nicht zu helfen. Wer mich für irrelevant hält, macht einen Fehler.

Feynsinn: Wenn Sie der Größte sind, warum hat die Welt das noch nicht bemerkt? Haben Sie schon einen Blog-Award gewonnen?

flatter: Ich habe keinen Adelstitel, trage billige Klamotten und habe keine Freunde in Berlin. Das mit dem Blog-Award sollten Sie wissen, es ist dasselbe wie mit der DDR, die den Westen nie eingeholt hat.

Feynsinn: Wie soll ich das verstehen?

flatter: Ich wurde noch nie nominiert. Wie soll ich da gewinnen?

Feynsinn: Das geht natürlich nicht.

flatter: Selbstverständlich geht das. Natürlich habe ich einen Award, den “Bloghorny”. Ich habe ihn bekommen wie alle anderen auch: Durch Korruption und Mauschelei.

Feynsinn: Was fehlt Ihnen noch, um Alpha-Blogger zu werden?

flatter: Eine Lobotomie.

Feynsinn: Kommen wir zu etwas anderem: Sie lassen wenig über Ihr Privatleben an die Öffentlichkeit dringen. Wollen Ihre Leser das nicht wissen?

flatter: Na klar wollen die wissen, was ich in meinem Job mache, ob ich noch zu haben bin und mich mal waschen würde, wenn hier wieder eine Frau einzieht. Aber das macht es doch gerade spannend.

Feynsinn: Gibt es noch etwas, was Sie unseren Lesern gern mitteilen möchten?

flatter: Yapp.

Feynsinn: Äh, und das wäre?

flatter: Habe ich vergessen.

Feynsinn: Herr “flatter”, Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Das Interview führte Egon Alter.

Die vollends aufgeklärte Erde erstrahlt im Zeichen triumphalen Unheils“, ziterte Georg Schramm auf offener Bühne, ohne den Verursacher dieser infamen Vorabverleumdung der Informationsgesellschaft zu nennen, und Klaus Baum verlinkt das auch noch. Dabei gibt er vor, gar nicht zu bloggen, weil er krank sei.

Ich blogge heute auch nicht, zu viele Themen, zu wenig Bock. Darum lamentiere ich einfach ein wenig.
Ja, die Aufklärung! Ich hatte das neulich schon beim Andiskutieren in Robertos sinistrem Blog, daß es Erklärungsbedarf in puncto “Aufklärung” gab, dem kaum jemand nachkommen kann. Als Adorno zitierte Worte schrieb, war es gerade so weit gewesen, und das große Vergessen hatte bereits eingesetzt. Es war Nachgkrieg, der Faschismus verschwunden und der ewige Aufschwung hatte begonnen. Aufklärung nach Art der positivistischen Wissenschaften, so sollten wir es endlich kapieren, hat Auschwitz nicht verhindert, sondern erst ermöglicht.

Darüber könnten wir jetzt mal eine Viertelstunde nachdenken, aber das schaffen wir ja nicht. Es muß schließlich vorwärts gehen. Die Aufklärung liegt in guten Händen, bei Forsa-Güllner etwa, der uns in leichten Häppchen zu denken gibt, was wir alle gedacht haben, damit wir es auch morgen denken. Oder beim – jadoch, es wird langsam zur Manie – brutalst möglichen Aufklärer Roland Koch.

Was ist ein Adorno gegen Gatekeeper wie Wagner mit der Hirnlücke? Selbst ein korrupter Egomane wie Goethe wäre heute ein linksradikaler Spinner, hätte ihn nicht die Gnade des frühen Todes ereilt. Da sind wir doch aufgeklärter heute. Immerhin, es gibt die Schulpflicht, Integrationsbeauftragte und den Bachelor. Da wird doch aufgeklärt wie Blöde. Gefühlte hunderttausend Zeitungen, tausend Fernsehsender und gerade zur Adventszeit Menschentrauben in den Bücherfilialen. Völker stürmt die Regale, auf zum letzten Geschäft!

Wir werden sogar an die Hand genommen, Informationen von Qualitätsexperten und den Kräften der demokratischen Innensicherung vor- und nachbereitet. Und das ist nicht alles. Ein Rufus-Beck-Roboter wird bald alle relevanten Medien als Hörzeitung darbieten. Recherche im Internet wird unnötig, Google durch das Zentralregister der deutschen Medieninhaltsliga ersetzt und die Stimmabgabe per Wahlcomputer mit der Option auf einen Dauerauftrag eingerichtet. Dafür Rabatte beim Media Quark und A.schlecker.

Per Innernet können wir dann auch an Bundesvolksabstimmungen teilnhemen. Alles muß raus, was nicht völkisch abgestimmt ist. Der Rest votet sich glücklich. Germanys next Anything endlich demostatisch bestätigt. Steuern werden vollständig abgeschafft, Löhne werden unnötig. Gutscheine für alle für alles. Kohlrabi, Einraumwohnung, Heizpauschale. Klimawandel? Her damit, Energie frei Haus. Die Wissenschaft hat festgestellt, das ist gut für den Export. Ein paar Pflichtsunden Arbeit die Woche, und wir sind dabei. Ein paar Überstunden, und wir dürfen einkaufen, sogar mit echtem Geld! “Marktanteilsprämie” nennt sich das.

Geld gegen Leitung gibt es natürlich immer noch, allerdings nicht für jede ohnehin notwendige Tätigkeit, sondern für Trägerleistungen. Leistungsträger, die den Pflichtarbeitenden vorstehen, werden als gebündelte Marktentitäten mit qualifizierter Kundensouveränität den Aufschwung in nie geahnte Dimensionen befördern. Gutscheingedeckte Basisbedürfnisse werden vom Markt genommen, da sie nicht wachstumsfähig sind. Das ist die Zunkunft! Der neue Solidarpakt sorgt für alle: Die marktfernen Schichten sind gegen einen bescheidenen Arbeitsbeitrag (Hans-Werner-Sinn-Woche) versorgt, die Marktteilnehmer verzichten auf ihre Basisgutscheine. Eine Volksabstimmung hat nach gründlichster Aufklärung durch Medien und Parteien 89% Zustimmung für dieses Modell ergeben. Die Linkspartei löst sich auf und geht in den Untergrund, wo sie bereits mit warmen Wolldecken und kostenloser Heimunterbringung erwartet wird.

Ich gehe in die Küche, hole Küchenrolle und Glasreiniger und reinige den Monitor von der ekligen Spucke. Tippfehler bleiben unkorrigiert. Wer welche findet, darf die “Dialektik der Aufklärung” und “1984″ lesen. Nach erfolgreicher Lektüre sind die Probanden als Kommentatoren wieder zugelassen.

Mal wieder keine Idee. Im Fernsehen spielt Jan Josef Liefers wie immer Jan Josef Liefers. In einer Talkshow, die ich einmal gut fand. Inzwischen quakt dort eine gewisse Charlotte Roche ihr fürchterliches Quaken, grinst ihr gräßliches Grinsen und labert ihr fürchterliches Labern. Was Anne Will und nicht kann, was “ill Maibrit”, wie der Brite sagt, verbrät, ist nichts gegen diese talentfreie Inkarnation des Untergangs von Literatur und Kultur im hiesigen Lalaland. Da guck ich lieber meinen Zehennägeln beim Wachsen zu. Und weil die Welt das nicht besser verdient hat, poste ich heute auch sinnfrei, ein Geschwätz von vorgestern, das ich in meiner Rumpelkammer fand:

Der Kreter, der angeblich gesagt haben soll: „Alle Kreter lügen“, hat der Welt nicht etwa ein Paradoxon hinterlassen, sondern eine Lüge. Abgesehen davon, daß, hätte er wirklich diesen Spruch getan, das Problem mit einer simplen Fallunterscheidung gelöst wäre (er hätte dann eben gelogen), hat der Kreter dies so nie behauptet.

Er meinte vielmehr, und damit hatte er zweifellos Recht: „Alle Schweizer lügen“. Das gilt nicht nur für gewisse Banker, sondern sogar für Paola und Kurt Felix oder DJ Bobo, obwohl diese mangels Verstand kaum etwas hervorzuwürgen wissen, dem man einen Wahrheitswert zuordnen könnte. Gelingt es ihnen aber einmal, lügen sie. Immer.

So ist natürlich auch die Geschichte vom Wilhelm Tell erlogen. Der einfältige Friedrich Schiller, von Fischliebhabern seiner Locken wegen auch zärtlich „von“ Schiller genannt, ist den perfiden Alpensäcken natürlich auf den Leim gegangen und hat den ganzen Mist aufgeschrieben. Wie hieß der Sohn des Tell? Niemand weiß es, es ist auch völlig unwichtig, weil schon der Name „Tell“ aus alter Tradition erlogen sein dürfte. „Tell“ heißt schließlich im Englischen auch „Erzählen“, was ja schon so viel sagt wie „Wer’s glaubt, wird selig“. Neuere geomorphologische Studien haben ergeben, daß wahrscheinlich sogar der Teil der Alpen, in dem die Lochkäsefresser wohnen, eine Fake ist. Und dann diese angeblichen “Städte” Bern, Luzern, Zürich? Was soll das sein? Erstunken und erlogen, billig wie Bergisch-Bielefeld.

Doch zurück zum Tell: Der Vater, also Wilhelm, war tatsächlich einer, der es nicht ertragen konnte, daß ein gewisser Geßler Landvogt war, weil er einen Hut auf einen Stock hängen konnte. Ein Kunststück, das der Rest der gestutzten Bande eben nicht beherrschte. Also wollte der Tell auch ein tolles Kunststück zeigen, nämlich seinem Sohn einen Apfel von der Birne schießen. Unglücklicherweise traf er denselben zufällig genau in der Mitte, als sein Filius, nicht sonderlich klug, weil eben Schweizer, gerade hineinbiß. Der Pfeil sauste darob durch Apfel und Birne, trat hinterkopfs wieder aus und hinterließ einen qiuetschvergnügten Tell Junior.

Das Schauspiel wurde damals beobachtet von einem Badenser Braumeister, der schon aus Vorsicht und Erfahrung nicht glaubte, was er sah. Immerhin inspirierte ihn das dazu, ein Getränk durch Destillation herzustellen, das ähnliche Schmerzfreiheit hinterläßt (jedenfalls vorläufig) wie der Pfeil des Tell sen. beim Tell jun.. Daher heißt das Zeug auch „Apfel- und Birnenschnaps“. Es hat nie einen Apfel oder eine Birne gesehen. Es dient einzig dazu, sich selbst oder mißliebige Gäste wegzubeamen. Schaltet den Schmerz, den Spalt, den Gast ab. Alles andere auch. Sofort.

Ich muß an dieser Stelle spontan eingeschlafen sein oder sonstwie autoimmun reagiert haben. Einiges deutet darauf hin, daß ich rund um das hermetisch abgeriegelte Areal meines Denkschwamms, dem dieser Nonsens entsprang, die Schädelfliesen mit Ätznatron zu schrubben begonnen habe. Bis heute blitzblank, die Ecke. Ich kann mich nicht erinnern, wann warum und in welcher Absicht ich zu dieser rüden Grätsche gegen mögliche Leser angesetzt habe. Was soll’s, irgendwer sollte wegen irgendwas bluten. Jetzt trifft es halt Blogleser. So ist das nun mal in der Gratisküche, liebe Agenturkunden: Hier wird gelesen, was auf die Tafel kommt. Wenn ihr euch auch partout den Qualitätsjounalismus aus der Oberstadt nicht leisten wollt.

Die kreuzkatholisch-evangeliumsmoderne Reformkommission hat die ökumenische Übereinkunft getroffen, Arbeitsunwilligen nur noch eine halbe Hostie zu verabreichen. Auch werden ihnen nur noch zwei Drittel ihrer Sünden vergeben.
Der gesamtchristliche Bibelkreis Römische Deutung (BRD) hat die Geistlichen aller Konfessionen angewiesen, die “Brotvermehrung” bei künftigen Predigten in einer neuen Fassung zu verbreiten. Demnach wurden Brote und Fische nicht in größerer Menge verabreicht, sondern vielmehr den Hungernden durch den Erlöser eine Anleitung zur Selbsthilfe gegeben. Der Messias habe durchaus Kenntnis von dem negativen Effekt unnötiger Hilfe gehabt.

Der Begriff “Nächstenliebe”, bekannt durch den von Sozialisten mißbrauchten Slogan “Liebe deinen Nächsten wie dich selbt”, beziehe sich ausschließlich auf den jeweils nächsten berechtigten Bedürftigen. Auch “Liebe” sei eine endliche Ressource und dürfe nicht zu Mißbrauch verleiten.
Das Opfer des Gottessohnes sei darüberhinaus nicht als Freibrief für Getaufte zu verstehen. Es sei als unzweifelhafte Aufforderung zur Opferbereitschaft der arbeitenden Bevölkerung und ihrer nicht arbeitenden Nachkommenschaft zu verstehen. Das hölzerne Kreuz des Adoptivsohns eines Zimmermanns stehe symbolisch für die Konsequenz fortgesetzter Arbeitsverweigerung und selbstverschuldeter Armut.

Die Rolle der Pharisäer und Hohepriester wurde ebenfalls einer grundlegenden Neuinterpretation unterzogen. Demnach hat der Messias zwar von seinem Recht auf freie Meinungsäußerung und Kritik Gebrauch gemacht, stellte aber die Autoritäten nicht grundsätzlich in Frage. Die Pflicht zur Kooperation mit der römischen Ordnungsmacht und ihren lokalen Vertretern sei auch durch Jesus von Nazareth nie angezweifelt worden. Im Gegenteil habe die von ihm widerstandslos akzeptierte Sanktion (Kreuzigung) Vorbildcharakter. Allein dadurch habe er seine Wiedereingliederung in die Gesellschaft (Auferstehung) legitimiert.

Weitere Anpassungen der Basistexte abendländlicher Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung sind in Arbeit. In Kürze erscheint der reformierte Kommentar zur Eigentumsfrage. Wie vorab gemeldet wird, ist die “Vertreibung aus dem Tempel” als Kritik an der behördlichen Einflußnahme auf den freien Handel zu verstehen. Der Retter habe mit seiner Aktion ein Zeichen setzen wollen dahingehend, daß die Händler sich nicht im Schutze einer übergeordneten Macht betätigen sollten. Ihr Platz sei außerhalb solcher Protektion verortet. Freier Handel habe dort nichts zu suchen, wo Zweifel an der Freiheit von Erwerb und Eigentum gesät werden.
Man darf auf Weiteres gespannt sein.

Jetzt haben wir es von der OECD bestätigt: Selbst hochqualifizierte Migranten (Türken, Araber, Ausländer) sind geringer qualifiziert. Wirklichkeit ist eine Frage der Wahrnehmung, und was millionen Deutsche wahrnehmen, kann nicht falsch sein. Was der Tribun und Rasseforscher Sarrazin aufgedeckt hat, ist also richtig. Der Türke und Araber hat ja auch erblich bedingt eine Minderintelligenz. Ist er dennoch qualifiziert, ändert das nichts an seinem Genom. Die gute Nachricht: Sie nehmen uns dadurch nicht die Arbeitsplätze weg.

Industrie und Arbeitgeber handeln also intuitiv völkisch, während Gutmenschen wie Schaaf und Löw es schon zugelassen haben, daß der Türke dem Ballack sein Mittelfeld streitig macht. Vor jedem Spiel der deutschen Nationalmannschaft, so gab Mesut Özil jetzt zu, betet er zum Gott der arabischen Terroristen. In der Quali hat der junge Muselman durch seine Verschlagenheit auftrumpfen können, wurde sogar gefeiert, weil er gegen die Slaven der ehemaligen Sowjetunion eine “Flanke” auf Klose spielte – aus vier Metern Entfernung. Deshalb soll unsere gestählte Turniermannschaft mit Bet-Teppich und Koran zur WM fahren, wenn es nach den Gutmenschen geht.

Immerhin darf jetzt wieder diskutiert werden. Wie deutsch ist der Neger? Warum ist der Jude schlauer als wir? Was wollen die Araber hier, wenn sie keine Arbeit finden – und nicht einmal einen anständigen Anschlag hinkriegen? Warum ist der geringqualifizierte Deutsche hochqualifiziert – und kann trotzdem nicht richtig lesen und schreiben? Wo verstecken sich die ganzen 68er, die uns die Wahrheit verbieten? Wieso kommt der Vorstoß zur Rassehygiene von einem Sozialdemokraten? Warum hat der zuvor schon den arbeitsscheuen Deutschen entdeckt? Woran liegt es, daß dem Wähler das noch nicht ausreichend vermittelt wurde? Und warum ist Oskar Lafontaine daran schuld?

Wie weit muß man nach links rutschen, um wieder rechts auszukommen? Ist die Erde wirklich rund? Darf es Tabus geben? Soll es Tabus geben? Wer soll sie aufstellen? Haben wir überhaupt noch genug 68er? Sollen die dann Stopschilder aufstellen? Oder doch gleich löschen? Haben wir genug Stopschilder? Und genügend Löscher? Wohin mit einem gelöschten Tabubruch? Was tun mit den Tabubrechern? Loben oder strafen? Oder beides, und wenn, dann in welcher Reihenfolge? Wie lobt man den Brecher:

“Hoho, der traut sich was”? “Ein Querdenker, auch beim kleinen Einmaleins”? “So falsch war das gar nicht mit den Rassen, und nicht zu vergessen die Autonbahnen”? “Heil Hitler”?
Oder dann doch strafen? Geldstrafe, Freiheitsstrafe, Prügelstrafe, Watt und Volt, eins auf die Fresse, Nichtbeachtung? Pranger, Schafott, Guantanamo, Abu Ghreib, Bautzen, Stammheim, Moabit?

Das muß doch einmal diskutiert werden. Meinungsfreiheit, Demokratie! Wo hört sie auf, wo fängt sie an? Wenn jeder macht, was er will? Darf der Staat alles? Ist eine Gesellschaft wirklich demokratisch, wenn es noch Finanzämter gibt? Krankenkassen, Altenheime, Öffentlichen Dienst? Tabu? Iwo, alles muß raus!

Braucht Omi noch ein Hüftgelenk?
Der Türke ein Gymnasium?
Der Faulpelz weihnachts ein Geschenk?
Der Hartzer ein Aquarium?
Ist Kindergeld für alle da?
sogar für jedes Kopftuchkind?
Ob Sülemans aus Ankara
die richtigen Empfänger sind?

Das muß man doch erst einmal durchdenken dürfen!
Und wenn wir dann erst einmal einen tabufreien Diskurs haben, darüber, was wir mit dem Rassen Hassen und Deutschland verlassen Lassen tun oder nicht tun, wer sein darf oder nicht sein, kurz: Wenn wir wieder da sind, wo wir eigentlich “nie wieder”, wie die Gutmenschen und Ihrwißtschonwer meinten, dann überlegen wir uns für die absehbaren Folgen eine Exit-Strategie. Da wird uns schon rechtzeitig etwas einfallen.

Kindische Provokationen wie die eines Tilo Sarrazin sollte man eigentlich ignorieren. Empörung ist erst recht keine gute Reaktion, da die Währung solcher Ego-Clowns Aufmerksamkeit ist. Man könnte sie ihm entziehen, nicht aber seinen zahlreichen Clacqeuren, die es für ihre Aufgabe halten, das Ressentiment schon reinzuwaschen, ehe die Empörung sich überhaupt formieren kann.
Die Pfleger politisch motivierter Stereotypen und Vorurteile operieren mit dem Passepartout eines verwaschenen Feindbildes. Es sind immer die irgendwie „Linken“, gegen die man sich wehren muß. Deren „Political Correctness“, da ist sich der Mob von hellbraun bis ganz dunkelbraun einig, darf und muß mit allen Mitteln bekämpft werden, damit die „Wahrheit“ der Rechten ans Licht kommt.

Einmal mehr geht die aufrechte Medienmischpoke einem Kämpfer für die antilinke Wahrheit zur Hand, einmal mehr betätigt sich der „Spiegel“ als Blendgranate der Gegenaufklärung, indem er seinen untalentiertesten Schmierfinken an die Front schickt. Reinhard Mohr hat sich persönlich der Causa Sarrazin angenommen, womit gesichert ist, daß kein zerebraler Stein mehr auf dem anderen bleibt. Zwar ist Mohr schon der zweite hier erwähnte Kandidat, dem die Aufmerksamkeit entzogen gehört, aber als Symptomträger einer kaputten Öffentlichkeit kann man ihn nicht immer ignorieren.

Seine Waschlappentaktik ist preiswürdig: Er verklausuliert seinen biederen Beifall für Rassismus als Meinung zu Meinungen über eine Meinung. Anstatt sich mit den inkriminierten Äußerungen eines losgelassenen Menschenhassers im Wortlaut zu befassen, hält er sich an das Talkshow-Gequatsche von Leuten, die ihrerseits zu Sarrazins Stellungnahme Stellung nehmen.
War der „Spiegel“ früher dafür bekannt, Zusammenhänge herzustellen und zu erläutern, Kontext zu rekonstruieren, so zerfaseln seine Verweser heute jede relevante Debatte zum Einheitsbrei.

Gegenaufklärung

Mohr verfälscht darum auch konsequent Zitate Sarrazins und läßt das Braunste einfach weg. Sarrazins unverhohlen rassistische Äußerungen wurden auch kaum von den Medien diskutiert, die heikelsten Stellen gar nicht erwähnt. Er hätte gern Juden, die seien intelligenter. Bei Türken und Arabern sieht er hingegen ein auch „erblich bedingt[es]“ Problem, das sie als Leistungsträger ausschließt. Was Sarrazin da abgelassen hat, ist reinste faschistische Hetze. Als „68er“ und „Gutmensch“ gilt inzwischen offenbar jeder, der in solchem Dreck die Verletzung eines Tabus sieht, das zurecht besteht. Allein die Perfidie, Juden höhere Intelligenz zu unterstellen, ist unfassbar. Was, wenn die „Forschung“ einmal das Gegenteil feststellt?

Um sich abzusichern, zitiert der journalistische Steigbügelhalter brauner Eliten seinen Kollegen Matussek. Der kann sich nicht entblöden, von „Polemik und satirische(r) Übertreibung“ zu reden. Es sind also die Senatoren und hohen Funktionäre, die in einem demokratischen Staat die „Satire“ über Bevölkerungsgruppen machen? Ich dachte, Satire hätte damit zu tun, daß die Bürger die Funktionäre verlachen und nicht umgekehrt. Demnach darf man „Mein Kampf“ als Polemik und den „Stürmer“ als Satire betrachten? Den Helden der Antilinken ist wirklich kein Argument zu dämlich, um ihre armselige Propaganda zu unterlegen.

Kontext? Kann ich das essen?

Zur Sache, an der weder Sarrazin noch seinen Stiefelleckern etwas liegt, habe ich übrigens noch nicht den zaghaftesten Versuch gesehen, die Zusammenhänge herzustellen. Zuallererst ist die Sichtweise der Neorassisten notgedrungen ahistorisch. Wenn es also etwas Besonderes an „den Türken“ gibt, so wäre doch zunächst zu erläutern, was das ist – außer ihrer erblich bedingten Minderwertigkeit. Wenn es um Integration geht, dann wäre doch zu fragen, wer in was integriert wird oder sich integriert.

Im Falle der türkischen „Gastarbeiter“ müssen wir in die 50er Jahre zurückgehen, in denen sie als billige Arbeitskräfte angeheuert wurden. Niemand hatte sich darauf vorbereitet, sie zu integrieren, wie auch? Die Gesellschaft, in die sie geholt wurden, hatte wenige Jahre zuvor noch alle Fremden vergast und bombardiert. Sie wollten und sollten nicht bleiben, sie lebten unter Umständen, die heute als nicht menschenwürdig gelten würden. Sie blieben dennoch, denn sie wurden weiterhin gebraucht und kamen zu bescheidenem Wohlstand.

Niemand kümmerte sich um sie, sie trafen auf eine Gesellschaft, die von Fremden nichts wissen wollte. Konsequent bildeten sie „Ghettos“ und eine bis heute stabile Subkultur. Diese ist es, in die sich Folgegenerationen integriert haben. Das ist Integration. Allerdings nicht diejenige, die sich rechte Phrasendrescher Jahrzehnte später plötzlich wünschen.

Wem ist es nun anzulasten, daß sie sich nicht gleichzeitig in die Leistungsträgerschaft der kinderlosen deutschen Gesellschaft integrieren? Den Großeltern? Den Eltern? Den Lehrern? Den Schulen? Der jungen Generation selbst? Das wären immerhin Fragen. Leute wie Mohr oder Claus Kleber haben da schon die schnelle Antwort parat: Die Ausländer sind selber schuld, die Türken, die Araber, jeder einzelne.

Fetisch “Individualismus”

Das Muster dieses neoliberalen Rassismus ist einfach: Die Individuen werden beschuldigt und die beschuldigten Individuen zu Gruppen zusammengefasst, die man dann als besonders verwerflich und minderwertig herausstellt. Die davon Betroffenen müssen übrigens keine Ausländer sein. Das dem zugrunde liegende Menschenbild ist ein religiöser Individualismus, der die bestehenden Verhältnisse für jeden Einzelnen zum selbst gewählten Schicksal verklärt.

Typisch für diese Haltung ist neben der Schuldzuweisung an Einzelne mit bestimmten Merkmalen (Türken, Arbeitslose, Linke), daß es bei diesem „Erklärungsmuster“ bleibt und Lösungen für die Probleme im Hintergrund nicht einmal diskutiert werden. Es sind die Verlierer und Kritiker der Leistungsträgerschaft, die mit der Universalkeule geprügelt werden: Eigenverantwortung. Selber schuld!

Bei den Arbeitslosen und Niedriglöhnern sind es 27 Jahre, bei den nicht integrierten Ausländern 60 Jahre, in denen das Konzept „Eigenverantwortung“ beweisen durfte, was es leistet. Fazit: Wir brauchen mehr davon?
Die zentrale Frage schließlich, wozu das ganze Gewese gut ist und wohin es führt, wird schon gar nicht mehr gestellt in den glorreichen Medien. Was resultiert aus einem „Mehr“ an „Eigenverantwortung“, Schuldzuweisungen, Beschimpfung von Bevölkerungsgruppen, deren angehörige als faul, kriminell oder sonstwie minderwertig abqualifiziert werden?

Es führt zu gegenseitiger Diskriminierung, Rückzug, weiteren Vorurteilen, Aggressionen und Gewalt. Integration wird so vereitelt, statt dessen Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufgehetzt. Angestellte gegen Arbeitslose, Arbeitslose gegen Obdachlose, Arier gegen Migranten.

Des Pudels Kern

Dies ist der Kern solcher „Politik“. Die aggressive Demagogie schlägt, wo es um Ausländer geht, zwangsläufig in Rassismus um. Nun sieht sich der Neoliberalismus in einem Dilemma. Will er sein Menschenbild aufrecht erhalten, kann er nicht anders. Billigt er ausgerechnet Ausländern zu, sich nicht auf den Verwertungskreislauf zuzurichten, landet er bei jenem Gutmenschentum, das er seinen Kritikern unterstellt. Er darf sich nicht hinterfragen, wenn er nicht kollabieren will: Vorwärts immer, rückwärts nimmer.
Es ist doch sehr zu hoffen, daß nicht nur “Linke und 68er” diesen Schwachsinn durchschauen. Auch wenn deutsche Journalisten dazu nicht mehr in der Lage sind.

Manchmal macht es müde, manchmal ist es ganz erbaulich, die Rhetorik von Politikern zu kommentieren, zu analysieren, bloßzustellen. Es gibt allerdings auch völlig hoffungslose Fälle, bei denen jedes Wort eines zuviel ist. Franz Josef Jung ist so einer. Er läßt den Phrasendrescher weiß glühen, spritzt eine Gülle von Stereotypen auf den afghanischen Acker, daß dort bald Kartoffeln von der Größes seines Schädels wachsen werden, freilich ebenso hohle. Er läßt nichts aus, lest es selbst. Wie soll man das nennen, “pathetischen Dadaismus” vielleicht? Es klingt jedenfalls nicht nur wie eine Drohung, es ist eine unverblümte: Sein Amt macht ihm Freude!

Je größer der Rechtfertigungsdruck, so scheint es, desto sinnloser, leerer, schablonenhafter die “Argumente”. Es wird getötet und gestorben, und dafür sein kann nur, wer nicht dagegen ist. Darum muß das alles ganz selbstverständlich klingen, wiederholt und eingebläut werden, darf keinen Punkt und kein Komma zum Einhaken haben und kein Wort enthalten, das Widerspruch erregt. Es muß ein wabernder Nebel eines Nichts sein, aus dem sich alles ableitet. Uneingeschränkte Solidarität. Ein sattes Grün bis zum Horizont, weiße Kreuze, stilles Gebet. Keine Fragen.

Bald wählen wir wieder unseren Bundestag. Der Bundestag wählt dann eine Kanzlerin, und die bildet eine Regierung. Der Bundestag verabschiedet Gesetze, die die Regierung eingekauft hat.
Nicht nur die Bertelsmann-Stiftung schreibt ganze Gesetze, die ein willfähriger Minister dann enem ebensolchen Parlament zum Abnicken vorlegt. Immer öfter sind es Anwaltskanzleien, die die Texte ausarbeiten, auf deren Basis wir dann regiert und behördlich verwaltet werden.

Die Supernova am Regierungsimmel, der allseits feinentstaubte und glatt gewienerte Bundesallerleiminister zu Guttenberg, hat in dieser Tradition einen Gesetzentwurf abschreiben lassen, der zwar denkwürdig überflüssig ist, immerhin aber die Jura-Wirtschaft ankurbelt. Hätte der Mann ein bißchen mehr drauf als wirre Reden und sein Talent für virtuoses Fettnäpchen-Twister, würde er vielleicht eine Abwrackprämie für Staatssekretäre und sonstige Ministerialbürokraten einrichten. Würde ihn auch nur der Hauch einer Ahnung sanft umwehen, wofür er zuständig ist und wofür nicht, er könnte endlich seine Arbeit aufnehmen.

Der “KaTe” setzt aber andere Prioritäten, meist an der Frage orientiert, was ihm die meisten Sendeminuten in der Tagesschau einbringt. Mal sehen, ob er noch rechtzeitig als Verschwender von Steuergeldern von sich reden macht oder gar als Vetternwirtschaftsminister. Schlimm genug, daß Gesetze von Jura-Firmen und Interessensverbänden gemacht werden. Guttenberg kann es aber noch dümmer: Er ist gar nicht zuständig für solche Gesetzentwürfe, und der Inhalt seines großen Wurfs ist nicht nur alt, sondern auch bereits als unerwünscht abgelehnt worden, von der eigenen Fraktion.

Dreifach Pech gehabt. Aber das konnte er sicherlich nicht wissen. Dazu hätte er sich nämlich in die Niederungen eines ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens begeben oder sich mit der Arbeit des Parlaments und der Ministerien beschäftigen müssen. Vielleich wäre ihm dann auch aufgefallen, daß die Gesetzes-Experten von “Linklaters” ihm olle Kamellen serviert haben. Vielleicht ist es ihm aber auch wurscht, denn er hat sich einmal mehr als Politiker auf der Höhe der Zeit erwiesen – und Steuergelder in die freie Wirtschaft entlassen.

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