Kleine Geschichte des "Wortbruchs"
Posted by flatter under Best of , PolitikKommentare deaktiviert
18. Jan 2010 19:57
Die FR bringt heute einen weiteren Sample über den Korrumpator Koch heraus sowie ein Update zum Steuerfahnder-Skandal. Gleichzeitig erinnert Telepolis an den Wahlsieg Ypsilantis, der ihr von einer wildgewordenen “Öffentlichkeit” und Verrätern aus der eigenen Partei genommen wurde, um eine der widerwärtigsten Figuren der deutschen Politik im Amt zu halten.
Zentral war dabei das Wort vom Wortbruch, das in den verlinkten Quellen wieder auf Koch bezogen wird, so wie es ursprünglich auch der Fall war.
Schaut man sich die Häufigkeit der Erwähnung von “Ypsilanti + Wortbruch” an, so fallen zwei Peaks auf, Termine, um die herum die gesammelte deutsche Presse diese Kombination ihrer Leserschaft ins Hirn publiziert hat (Klick aufs Bild führt zu Google):
Demnach standen offenbar unmittelbar nach der Wahl bereits alle in den Startlöchern, um Ypsilanti einen “Wortbruch” vorzuwerfen, den sie noch gar nicht begangen hatte. Ebenso wurde um die Nichtwahl der Ministerpräsidentin herum noch einmal kräftig nachgelegt.
Vor dieser Kampagne wurde die Kombination dieser Schlagworte auf Kochs gebrochenes Versprechen bezüglich des Flughafenausbaus bezogen. Was die hessische Opposition also als eher schwache Kritik an einem “unerhört” selbstherrlichen Roland Koch an den Start gebracht hatte, wendete die PR des Sonnenkönigs und seiner Presse gegen Ypsilanti.
Dabei tat sich vor allem ein PR-Mann hervor, der die Kampagne völlig unverblümt voran brachte: Alexander Demuth, Berater “für strategische Unternehmenskommunikation”, der mit der Site wortbruch.info die Kampagne auch offen im Netz betrieb.
Schaut man sich die Liste der Medien an, die diese Vokabel übernommen haben und willig die Reihen der Kampagneros schlossen, so sieht man eine beinahe vollständige Liste der relevanten deutschen Massenmedien. Der Erfolg, der erst durch diese Verstärker und ihren gnadenlos antilinken Kurs möglich wurde, ist die fortdauernde Herrschaft eines Landesregimes, dessen leidenschaftliche Zerstörung der demokratischen Kultur selbst von der Original-SED nicht übertroffen würde. Zu den täglichen Skandalen, die Koch und sein Mob sich leisten, hört man übrigens nichts von den ach so gewissenhaften “Rebellen” und ihren Seeheimern. Geschweige denn von der Mehrheit der willfährigen Journaille, die dafür mitverantwortlich ist.
Januar 18th, 2010 at 20:39
tja so isses! nech und nu?
klare sache medienpower.
Januar 18th, 2010 at 21:00
Ich frage mich wann der Herr Koch abgesetzt wird?
Nach Spendenaffäre, Hetzekampagnen gegen Minderheiten, fast schon rechtes Gedankengut, offentsichliche Hetze gegen Ypsilanti, der Skandal mit den Steuerbeamten und nicht zuletzt der Fall Brender(ZDF).
Irgendwann muss man da doch auf dem Boden liegen bleiben bei so vielen Stolpersteinen.
aber naja wie wurde bei der Bw immer gesagt Sche… fällt immer von oben nach unten.
Alex
PS: Eine nette Seite zum schmöckern und nachdenken
Januar 18th, 2010 at 21:48
politiker wie koch setzen auf die alzheimerisierte bevölkerung und presse, bei der geschichte immer gerade erst heute beginnt…. sie schreien, aufgestachelt vom mob: wortbruch, wortbruch … und vergessen sind in solchen augenblicken all die lügen und wortbrüche etwa von cdu-leuten selber, wie z.b. barschel.
Januar 18th, 2010 at 22:07
Tröstet da noch der (fast schon zum Kalauer degenerierte) Spruch, dass jedes Volk die Regierenden bekommt, die es verdient?
Guter Beitrag, auch für ältere Semester, nur die Widerstandskämpfer aus der DDR werden murren: Der Vergleich ist ja fast so politisch inkorrekt wie einer mit der richtigen Diktatur.
Januar 18th, 2010 at 22:18
Dank für den sehr guten Artikel samt Wortbruchanalyse!
Mich graust es in diesem Land immer mehr!
Albrecht Müller von den nachdenkseiten hat in seinem Buch “Meinungsmache” u. a. die Mechanismen aufgezeigt wie wir alle manipuliert werden.
Doch Ihr “Beleuchten” des IST-Zustandes am Beispiel Roland Koch lässt dieses Land und seine “Leistungsträger” in einem noch abscheulicheren Licht erscheinen.
Januar 18th, 2010 at 22:31
aus der perspektive eines dramatikers wäre koch eine herrschergestalt, die der versuchung erlegen ist, sich macht durch demagogie und manipulation der masse zu sichern und zu bewahren. es ist jene kriminelle energie, die ein moralisch reflektierter mensch in sich selbst im zaum hält, ein charakterlump aber gibt der gelegenheit nach, wenn sie sich ihm bietet. koch unterscheidet sich von serienkriminellen nur im modus, der unter anderem bei ihm darin besteht, sich immer wieder neue gesellschaftliche randgruppen zu suchen, auf die er einprügeln kann, seien es ausländer, ausländische jugendliche oder arbeitslose.
koch gehört zu jener sorte krimineller, die auch noch das “recht” auf ihrer seite haben – im unterschied zum kleptomanen oder zum serienkiller. koch ist wiederholungstäter.
Januar 18th, 2010 at 22:53
Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das ihr einfach recht habt, und Koch nichts weiter ist als ein herrschsüchtiger Dummkopf. Ich persönlich sehe in Koch den “enfant terrible”. Den bösen Buben zur Legitimation eines gewollten Willens, zur Realisierung desselben. Das mediale Vorzeigeschw…. um von Dingen abzulenken, die über seine Show ihren Anfang nehmen. Möglich das ich eine wenig paranoid werde, aber es gibt mediale Abläufe, die irgendwie immer gleich ablaufen, und deshalb nicht ignorierbar sind. Ich glaube nicht mehr daran, das Koch, Leyen, Kauder, etc. getrennte Süppchen kochen. Aber, wenn ich mich irre, bin ich der erste der sich darüber freuen würde.
Januar 18th, 2010 at 23:00
So widerlich dieser Herr Koch auch als Politiker erscheinen mag, er hat seine Auftraggeber, medialen Claqueure und nicht zuletzt einen noch immer bedeutsamen Wähler-Mob, welcher immer wieder für ihn akklamiert, ihn oben hält.
Was Herr Koch öffentlich sagt denken auch nicht wenige seiner Wähler!
Und was ist mit den Hetztiraden der “Sozialdemokraten” Clement, Buschkowsi, Schröder, Müntefering, Sarazzin u.v.a. gegen (angeblich)”faule Arbeitslose”?
Und in den diversen Unternehmerverbänden, deren think tanks, bei der INSM etc…, denkt und fühlt man da nicht auch so?
Steht denn dieser Herr Koch so allein mit seiner Hetze?
Diese einst sozialstaatlich organisierte Gesellschaft wg. vormaligen Kalten Krieg soll offenbar völlig umgekrempelt werden, hin zu brutalsten Sozialdarwinismus, offenen Sozialrassismus, einem klaren OBEN und UNTEN!
Und Deutschlands Arbeitnehmer und deren “Gewerkschaften”? Sie liegen oder kriechen leider nur noch auf dem Bauch und hoffen auf gerade noch ausreichenden Krümel/Abfallregen von den Fresstischen der Eliten, leben und buckeln nach der Devise: Jeder ist sich selbst der Nächste!
Die “maßgeblichen” Eliten aus Wirtschaft und Politik können daher getrost weitermachen, die Daumenschrauben noch weiter anziehen.
Deutschlands Politiker und Medien bereiten dafür das Volk in seiner großen Masse weiter vor, ganz unabhängig von irgend welcher Parteizugehörigkeit….
Bakunin
Januar 18th, 2010 at 23:19
>”koch gehört zu jener sorte krimineller, die auch noch das “recht” auf ihrer seite haben”
Roland Koch wird ja nicht umsonst Jura studiert haben.
—
Unser Meister der operativen Desinformation ist übrigens ein richtiger Leistungsträger:
https://www.demuth-corporate.de/
Ist Koch auch Rotarier?
Januar 19th, 2010 at 07:48
Auch interessant, welche “Wortbrüche” medial anstandslos durchgehen und welche nicht.
SPD-Matschie in Thüringen wollte die Althaus-Regierung stürzen, entdeckte dann aber sein Herz für die CDU.
Grünen-Chef Ulrich im Saarland wollte vor der Wahl CDU-Müller ans Leder, um dann nach der Wahl mit ihm zu koalieren.
Interessant!
Januar 19th, 2010 at 08:57
@antiferengi, #7,
hmm, mir gehen auch solche Gedanken im Kopf herum. Was, wenn diese Solisten (Koch, vdL, Kauder, Rüttgers etc.) als verschiedene Instrumente zu betrachten sind, die zuammengenommen ein harmonisches Orchester der Grausamkeiten bilden?
Und wer ist der Dirigent? Die Bilderberger?
Fragen über Fragen…
Januar 19th, 2010 at 09:11
Sehr gut!
Auf die Anti-Ypsilanti-Kampagne sollte immer mal wieder hingewiesen werden. Wie gern würden die Medien ihre Rolle dabei doch vergessen machen. Schnell unter den Teppich kehren, vielleicht vergessen es viele dann auch ganz schnell wieder. In diesem Sinne sollten gerade wir Blogs auch gegen das Vergessen angehen.
Januar 19th, 2010 at 10:33
Moin!
@Bakunin
“Kochs Wähler-Mob”.Der ist nicht nur bedeutend,sondern der Kern des
Problems.Zum Hetzen gehören doch auch immer 2.Einer der hetzt,und ein anderer der die Hetze mitträgt,zumindest zulässt.
Januar 19th, 2010 at 15:25
zum thema “abgesprochenes polittheater”. ich weiß nicht mehr den anlaß, aber es gab in den neunziger jahren mal eine konzertierte empörungsveranstaltung, an der koch maßgeblich als einer derjenigen beteiligt war, der sich empörte. der saarlandmüller von der CDU gab dann bekannt, dass die empörung nur gespielt war.
Januar 19th, 2010 at 16:26
@ hans baum im Rahmen der Zuwanderungsdebatte im Bundesrat über das Abstimmungsverhalten von Manfred Stolpe der ja mit dem General Schönbohm koalierte
Januar 19th, 2010 at 17:57
“Und wer ist der Dirigent? Die Bilderberger?”
Nein, das Kapital. Und zwar auch nur scheinbar in Form von Kapitalisten und ihren Handlangern, sondern als Prozess, der auch diesen ihre Handlungen weitestgehend vorgibt.
Januar 19th, 2010 at 18:31
@6 Hans Baum
Da sehe ich anders…..Du meinst…
Zitat:koch unterscheidet sich von serienkriminellen nur im modus, der unter anderem bei ihm darin besteht, sich immer wieder neue gesellschaftliche randgruppen zu suchen, auf die er einprügeln kann, seien es ausländer, ausländische jugendliche oder arbeitslose.Zitat Ende
Falsch! Koch ist ein arrivierter Krimineller der selbstverständlich zu seinem Machterhalt alle Register zieht. Solange wir ihn lassen!?
Januar 19th, 2010 at 18:45
@ Peinhard
“…sondern als Prozess…”
Ähnlich einem chemischen Prozess im Reaktor. – Freut mich, Sie kennenzulernen. Laufe schon eine Zeitlang hinter Ihnen her. Wie schon der Name sagt, bin ich ein Gespenst. Beobachte hier in dieser Pyrotechnokratie das Waxxthum. Und Sie?
Januar 19th, 2010 at 19:01
@Peinhard @Huu (Rahh ?)
Ihr könntet uns jungen Schnöseln ruhig mal ein paar Tips geben ;-) , anstatt ständig in Rätseln zu sprechen.
Januar 19th, 2010 at 19:04
Ich könnte heulen vor Wut, wenn ich dran denke, mit welcher Leidenschaft sich die Medien ins Zeug gelegt haben, um Ypsilanti zu vernichten. Und jetzt steht die FR allein auf weiter Flur und schafft es natürlich nicht, Koch zur Strecke zu bringen. Was seit Jahren überfällig wäre. Es kann doch nicht sein, dass der auch noch seine Zwangsarbeitsideen unter die Leute bringen darf. Aus allen Löchern kriechen mittlerweile die Braunen und stimmen mit ein (Zwangssterilisierung und ähnliches liest man in den BÜRGERLICHEN Foren wie z.B. ZEIT).
Wunderbarer, gescheiter Artikel, flatter. Aber hilfts was? Ich fange an zu resignieren.
Januar 19th, 2010 at 21:09
@ antiferengi
“Junge Schnösel?” Ein Tip?
Norwegen ist ein schönes Land. Hat gerade mal soviel Einwohner wie Berlin. (in dem die Menschen schon den Wildschweinen schmecken; Grunewald gestern!)
Muss jetzt als Fan von det Waxxthum nochmal den systemrelevanten Schäuble kucken, kann einfach nicht genug kriegen von dem!
Januar 19th, 2010 at 22:49
Tips?! Dafür gibt es frei verfügbare Chemiebücher.
Aber für Koch und Konsorten gibt es wohl keine Richter mehr. Da liegt das Problem. Wenn die sogenannte Rechtsprechung in “unserem Land” mafiös durchsetzt ist, was sollen oder müssen wir tun? Gute Frage, oder?
Januar 19th, 2010 at 23:14
@Huu
Na mit Norwegen geb ich dir recht. Aber Genuß an Schäuble ? Lass das mal lieber mit den Tips :-)
Januar 20th, 2010 at 09:13
@antiferengi
Mal ohne Spuk: Kapital als Prozess meint, dass es eben nicht nur einfach ein ‘Ding’ ist, ein Haufen Geld oder Produktionsmittel, sondern dass dies erst und nur dann zu ‘Kapital’ wird, wenn es eingesetzt wird, um (selbstzweckhaft) aus Geld mehr Geld zu machen – wenn es sich also im ständigen Prozess der Geldvermehrung befindet. Und erst die Bewegungsgesetze und Widersprüche dieses Prozesses machen das aus, was man ‘Kapitalismus’ nennt.
Die Einleitung nehme ich zurück – das spukt doch ganz ausserordentlich. ;)
Januar 20th, 2010 at 14:02
[...] Gerade bringt mich feynsinn auf die Idee, wie man die Evolution der Begriffe bis zur Abstimmung (vermutlich noch in diesem [...]
Januar 20th, 2010 at 17:54
Danke dir @Peinhard. Jetzt hab selbst ich’s begriffen. Aber lass man spuken. Ich finds toll :-)
Januar 23rd, 2010 at 03:51
Roland Koch ist gefährlich. Das habe ich schon vor einigen Jahren mal geschrieben, und geändert hat sich daran nichts. Der Mann verfolgt das beschönigend als “Workfare” bezeichnete Konzept der Zwangsarbeit schon seit vielen Jahren – zuerst aufgefallen ist es mir im Jahr 2002, dank eines Telepolis-Artikels:
https://www.heise.de/tp/r4/artikel/11/11905/1.html
Welche Ziele dahinterstecken, kann man diesem Artikel auch entnehmen – es geht vor allem darum, Hilfebedürftige aus dem staatlichen Leistungsbezug (wohin auch immer – in die “privaten” oder kirchlichen Hilfsorganisationen, in die Illegalität oder in die Obdachlosigkeit) zu drängen. Das findet Herr Koch gut. Und dass Zwangsarbeit noch den “positiven” Nebeneffekt hat, dass sie allgemein den Lohn drückt, reguläre Jobs verdrängt und überhaupt für ein Klima der Angst unter den noch verbliebenen Arbeitnehmern sorgt, freut ihn erst recht.
Die Penetranz, mit der dieser verachtenswerte Mensch an der politischen Macht klebt, sollte uns sehr hellhörig werden lassen. Oder mag sich jemand wirklich ausmalen, was es bedeuten würde, in einem Land leben zu müssen, das ein Bundeskanzler Koch “führt”? – Ich bin sicher, dass er genau diesen Plan verfolgt.