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Mai 2013


 
3spiegel

Die Filterung von Wirklichkeit kann äußerst unterschiedlich ausfallen, der Konstruktivismus glaubt gar, es gebe unzählige Realitäten. Bemerkenswert allerdings, dass der Common Nonsense der Massenmedien immer dieselbe Färbung erhält, immer dieselben Aspekte ausblendet und stets zu denselben bizarren Schlüssen kommt.

Das beginnt damit, dass ein Medienpädagoge eine mystische “German Internet Angst” für den Umstand verantwortlich macht, dass die Nutzung des Internets hierzulande vor allem als juristisches Problem wahrgenommen wird. Die naheliegende Erklärung, dass das mit einer brutalen Infrastruktur zweier Industrien zu tun hat, nämlich der Kanzleien und der Großverlage, kommt ihm nicht in den Sinn. Nirgends aber kämpfen diese Arm in Arm so eifrig gegen Meinungsfreiheit und für das Eigentum am Wort wie im Land der Dichter- und Denkerverwerter.

Die Wirklichkeit der Menschen weicht völlig der religiösen Anbetung einer Wirtschaftsdoktrin, die sich durch schiere Selbstverleugnung hervortut. Der Ökonomie wird alles untergeordnet, sie selbst aber kanonisch in einer so psychotischen Zurechtlegung der Realität beschrieben, dass der größte Alptraum euphorisch gefeiert wird. Beispiel Migration: Da hat doch ein sogenanntes “Nachrichtenmagazin” vor einigen Wochen den Umstand gefeiert, dass aus Südeuropa bestens gebildete junge Menschen nach Deutschland kommen, um hier Arbeit zu suchen.

Schon von dem Effekt, dass das die Löhne noch weiter drückt, kein Wort. Die Löhne für junge Akademiker sind ein Schlag ins Gesicht, die Löhne in Deutschland generell wiederum die Ursache für das, was sich die Religion als “Eurokrise” zurechtlügt. Das Grauen wird also immer schlimmer, der Deutsche soll das aber gut finden und sich vermutlich in Rassismus flüchten, wenn er nach einer Erklärung für das Elend der anderen sucht.

Qualitätslogik

Andere können genau so blöd. Die “Zeit” jubelt, “dass eine Währungsunion besonders dann Erfolg hat, wenn die Arbeitsmobilität hinreichend hoch ist“, unter Anleihe bei einer heiklen Theorie und völliger Missachtung der katastrophalen Folgen für die Menschen. Alles andere führt wohl zu nah an den Rand der Ablehnung dieses ökonomisch-religiösen Irrsinns; der Abfall vom Glauben darf nicht einmal in Erwägung gezogen werden. Das trägt weitere hohle Früchte.

Die versammeln sich derzeit zahlreich in den Redaktionen der “FAZ”, wo sie an einer neuen Logik arbeiten. Da wird zum Beispiel konstruiert, die Gewerbesteuer senke quasi automatisch die Löhne. Unternehmen, in denen Mitarbeiter “indirekt besonders stark am Unternehmensgewinn teilhaben” werden da herbeiphantasiert, dort aber seien es “bis zu 77 Prozent der Kosten“, die auf die Löhne abgewälzt werden.

Keine Belege, keine Vergleichszahlen, kein Hinweis auf einen nachvollziehbaren Zusammenhang, Anteil oder Zahl der Lohnabhängigen, die davon betroffen wären. Kein Rückschluss auf die sonst so gern geforderte Beteiligung der Arbeiter am Gewinn. Und schon gar kein Funke Kritik an den Strukturen, in denen es derart leicht ist, die Löhne zu drücken. Was der Leser wissen muss: Steuern sind ganz schlimm für die Menschen und Lohnsenkungen allein die Schuld des gierigen Staates.

Am anderen Ende solcher Logik, Resultat der Beliebigkeit des Argumentes, die Propaganda auszeichnet, steht dann das Highlight, die schäbigste Verdrehung, die ich seit langem gelesen habe; eine Lüge, die in einem an “Qualität” orientierten Journalismus ein bodenloser Skandal wäre [via]:
Extremismus und Terror gehören zu den Gründen, warum eine Minderheit der Muslime nicht integrationswillig ist; das wiederum ist einer der Gründe für islamfeindlichen Extremismus und Terror.

Merke: Wenn Nazis morden, ist der Moslem schuld.

 
ddv

Bilduelle: Wikimedia Commons / Colin Smith

Von Rechtsliberalen wird der Staat stets als Vehikel der Linken und Sozialisten verteufelt; dabei ist er vor allem eines des Bürgertums und der Rechten und für die Linke ein ewiges Dilemma. Wir bewegen uns nach wie vor auf dem Tableau, wo “links” als einschließend begriffen wird, als Versuch, die Menschheit als ganze zu befreien von eben den Ketten, welche die Rechte ihr anlegt, indem sie ausschließt, spaltet und unterwirft. Durch Diskriminierung werden Klassen, Rassen, Gruppen definiert, denen unterschiedliche ‘natürliche’ Wertigkeiten angeheftet werden, um die Unwerten zu versklaven.

Der Staat ist für die ausdrücklich nationale Rechte sogar ein Muss, denn wie soll die Nation sonst das Korsett der Gesetze schaffen, mit denen die Herrenrasse regiert? Eine spezielle Form des Staatsgedankens bildet dabei die Idee vom “Reich”, eine Möglichkeit, sogar viele Völker unter ein Gesetz zu zwingen, wobei in der Regel ein Kernvolk die Herren stellt. Das imperiale US-Amerika stellt dabei wiederum eine Ausnahme dar. Selbst auf Sklaverei und Völkermord gegründet, entdeckte eine Kaste von reichen Bürgern die Menschenrechte, nicht zuletzt als Hebel für ihre ökonomischen Interessen.

Divide et impera

Dieser Wandel öffnete tatsächlich die Tore für Individuen zunächst ausgeschlossener Bevölkerungsgruppen. Allerdings wurden nur die Mechanismen verändert; der Zugang zur herrschenden und zunehmend wieder geschlossenen Gesellschaft der Oberschicht wurde weiterhin stark beschränkt. Auch hatten dieselben Gruppen nach wie vor entscheidende Vorteile. Allerdings ist durch die oligarchische Struktur der Zugang zur Herrenriege für niemanden mehr absolut ausgeschlossen.

Das kann den 99,x Prozent, die draußen bleiben, relativ egal sein, aber nur auf diese Weise ließ sich die integrierende Erzählung von der angeblichen Chancengleichheit etablieren. Der Vorteil: Der Klassenkampf konnte für die Oberschicht erheblich entschärft werden, da die Abhängigen in Konkurrenz zueinander treten. Wer sich solidarisch verhält, riskiert also, im ‘Wettbewerb’ abgehängt zu werden. Wirksamer kann man das Prinzip des ‘Divide et impera’ nicht einrichten. Nach diesem Vorbild – wofür die USA vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg auch aktiv gesorgt haben – haben sich überall auf dem Planeten gleiche oder ähnliche Strukturen gebildet. Dem Staat kommt dabei die Rolle zu, die Ordnung aufrechtzuerhalten, also vor allem das Eigentum und die Geschäfte der Eigentümer zu schützen.

ddrDer Staatssozialismus, der sich in Opposition zum imperialistischen Kapitalismus bildete, entdeckte den Staat als notwendige Konstruktion des Selbsterhalts und knüpfte gleich die Erwartung daran, er könne seine Vorstellungen von Gleichheit und Solidarität darin verwirklichen. Nicht nur, dass paranoide Schlächter unter dem Banner der Verteidigung gegen den Feind ihrerseits Völker brutal unterjochten; es bildete sich wie selbstverständlich wieder eine unzugängliche Herrscherkaste. Knechte gab es ebenfalls wieder, die im Zweifelsfall auch faktisch rechtlos waren. Das Versprechen des Kommunismus, ein System zu sein, das vom Volk getragen und subsidiär organisiert ist, wurde auf den Kopf gestellt – ebenso wie drüben die bürgerliche “Demokratie”, in der die Beteiligung der zu “Wählern” degradierten Menschen an der herrschenden Macht nur mehr symbolisch ist.

Recht des Stärkeren

Die emanzipatorische Linke steht also zum Staat als solchem in Opposition; andererseits ist nicht zu erwarten, dass sich quasi anarchistisch und von selbst Gesellschaften bilden, in denen das Recht vor allem der Schwachen gesichert wäre. Erfahrungsgemäß bilden sich jenseits staatlicher Kontrolle ebenfalls sehr viel leichter autoritäre Strukturen, und das Diskriminieren hat der bürgerliche Staat ebenfalls nicht erfunden. Nur bodenloser Optimismus kann zu der Annahme führen, das werde schon alles gut, wenn man es nur ausprobieren dürfe.

Es gibt auf dieser Seite nicht einmal haltbare Ideen, wie ein universales Recht sich etablieren kann, ohne dass die Gemeinschaft ein kollektives Rechtssystem einrichtet, das sich wiederum zur Bildung von Klassen und Schichten missbrauchen lässt. Strukturell ist offenbar keine Form der Gesellschaft in Sicht, die das Recht des Stärkeren nicht fördert. Dabei haben wir das Problem “Geldwirtschaft” noch gar nicht berücksichtigt. Es scheint, als sei auch hier der Kampf schon verloren, ehe er begonnen hat.

Wird fortgesetzt.

 
In der linken Sidebar unter der dynamischen Blogroll laufen jetzt kurze Bemerkungen auf, die ich zu dem und jenem unter feynsinn.net ablasse. Dazu gibt es dort auch Links, die beim Abbilden des Feeds nicht erzeugt werden. Wenn ihr aber die Meldung anklickt, geht’s rüber, und da gibt’s dann den Link auf die jeweilige Quelle. Die Texte werden hier vollständig dargestellt.

Eine Alternative wäre die Abbildung in einem Inframe, aber das erscheint mir sehr unelegant, obwohl die Links dann mitgeliefert würden, vielleicht hat ja jemand noch ne bessere Idee. Die Kurztexte können drüben nicht kommentiert werden, das geht dann weiterhin hier OT. Gern nehme ich auch Hinweise zu Meldungen auf, die sonst nur Kommentarleser erfahren.

In den Nutzungsbedingungen, die offenbar vor allem diejenigen nicht lesen, die sich nachher wundern, viele Erstkommentatoren nämlich, habe ich jetzt oben eine Anleitung zum Setzen kurzer Links gepostet. Ich bin meist nicht so grantig wie ich klinge, aber es gibt Dinge, die auf Dauer schwer nerven. Ich sage das dann auch so. Die Message lautet: Das nervt, nicht Du nervst, eine Formel, die ich allgemein empfehle.

Bei der Gelegenheit biete ich die Kommentarzeile zu diesem Posting an für Vorschläge aller Art (außer zur Thread-Darstellung der Kommentare, das Thema ist vom Tisch). Ausdrücklich auch zu einer Runde Säzzer-Bashing, wenn ihr das mal braucht. Ansonsten bemerke ich einen gewissen Blues und tue mich recht schwer mit dem rechten Mix aus Spaß, schwerer Diskussion zu Grundsatzthemen und Kommentaren zur Zeitgeistlosigkeit. Vielleicht müssen wir uns auch einmal darüber unterhalten, wie man für das, was da draußen abgeht, noch Relevanzkriterien findet.

Ein weiteres Ding, das mich interessieren würde, ist die öffentliche Debatte mit einzelnen Autoren oder einfach Leuten, die eine fundierte Meinung haben. Die Auseinandersetzung mit Jens Berger fand ich recht anregend, who’s next?

So, genießt den Frühling, tut verbotene Dinge, tut sie nicht allein. Lest Imperative. Bildet Banden!

 

Die Bourgeoisie hat durch die Exploitation des Weltmarkts die Produktion und Konsumtion aller Länder kosmopolitisch gestaltet. Sie hat [...] den nationalen Boden der Industrie unter den Füßen weggezogen. Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet. An die Stelle der alten, durch Landeserzeugnisse befriedigten Bedürfnisse treten neue, welche die Produkte der entferntesten Länder und Klimate zu ihrer Befriedigung erheischen. An die Stelle der alten lokalen und nationalen Selbstgenügsamkeit und Abgeschlossenheit tritt ein allseitiger Verkehr, eine allseitige Abhängigkeit der Nationen von einander.

Manifest der Kommunistischen Partei, 1848
 
Die Universalität der Menschenrechte wurde von bürgerlichen Revolutionären zunächst behauptet, ihre Durchsetzung aber nicht wirklich angestrebt. Die Bürger fochten für die Bürger; Rassismus, Klassengegensätze, Sklaverei, jede Form von Diskriminierung war damit vereinbar. Die bürgerlichen Staaten mit ihren Genfer Konventionen und nationalen Menschenrechten führten Krieg gegeneinander und schlachteten andere ab wie Ungeziefer. Stets wichtiger als die Menschen war immer die Nation, “das Vaterland”. Über diesen Hebel wurde auch eine domestizierte sogenannte “Linke” eingebunden, die in Form der Sozialdemokratie lieber ihre Klasse verriet als das Vaterland. Der Feind stand immer links.

Dort fand sich einmal die sozialistisch-kommunistische Internationale, die sprichwörtlich das Menschenrecht zu erkämpfen anstrebte, womit sie zumindest zeigte, dass sie diese Notwendigkeit erkannt hatte. Der Staatssozialismus nahm davon ebenso Abstand wie die Sozialdemokraten, die sich eben lieber staatstragend gaben. Es setzen sich wieder diejenigen durch, die entschieden, wer dazugehörte, wer nicht, was dafür zu tun war, wer die Befehle gab und wer den Stiefel ins Genick bekam. Ausgerechnet die vorgeblich klassenlose Gesellschaft organisierte sich brutal hierarchisch und autoritär. Menschenrechte waren wieder eine Option, ebenso wie in den bürgerlichen Gesellschaften. Die späte “sozialistische Internationale” ist schließlich der Sieg der Organisation über das Programm, ein Klub zahnloser Funktionäre und eifriger Diener des Kapitals.

Das “Wir” entscheidet

Die offizielle organisierte ‘Linke’ verkam zur Vereinsmeierei, der Status “Arbeiter” – inzwischen abgelöst durch strebsame Angestellte mit Oberschichtsallüren – war das entscheidende Kriterium für die Mitgliedschaft. Um die Menschen, denen dieser Status nicht zukam, kümmerte sich niemand, und in den Gefilden, in denen die Sozialdemokraten den Anspruch erhoben, das legitime (weil legale) linke Spektrum abzudecken, waren es obendrein nur die Landsleute, deren Wohl relevant war. Ob irgendwo in der Welt Menschen dem heimischen Wohlstand zum Opfer fielen, blieb irrelevant. “Wohlstand”, “Wachstum”, “Marktwirtschaft” zählten. Im Gegensatz zum ursprünglichen Bezug auf die ganze Menschheit besorgte diese ehemalige ‘Linke’ sogar unter dem Banner einer angeblichen “Globalisierung” das gnadenlose Niederkonkurrieren anderer Nationen.

Zurück blieb eine zersplitterte irrelevante emanzipatorische Linke, welche die Ideale keiner Zugehörigkeit, keinem Amt oder Mandat und keiner angeblichen Beteiligung an sogenannter “Macht” geopfert hat. Sie ist diejenige, die “links” zu nennen noch Sinn hätte, sie vertritt aber niemanden und erscheint geradezu notwendiger Weise ohnmächtig. Der Zugang zu Ressourcen scheint zwangsläufig nach rechts zu führen, wo ohnehin die lukrativen Wege der Korruption warten. Dort empfindet man ein allzu strenges Beharren auf universale Menschenrechte längst als Radikalismus. Es geht auch mit ein bisschen Menschenrechten, die man sich ohnehin erst mal verdienen muss.

Das Beharren der – nennen wir sie ruhig so – radikalen Linken auf universale Menschenrechte wird von ihr nicht in der ganzen Tragweite erkannt. Ich kann mich an keine Diskussion erinnern, in der jemand diesen Zusammenhang hergestellt hätte: Dass aus der Perspektive der angeblich gültigen Menschenrechte sich zwangsläufig die Entscheidung ergibt zwischen deren Universalität hie und Kapitalismus dort. Dieser Grundwiderspruch der bürgerlichen Gesellschaft muss benannt werden. Es wird sich allerdings zeigen, dass er weder so einfach durchdringen wird, noch allzu wirksam ist. Während die einen für die Menschenrechte kämpfen, nutzen die anderen Diskriminierung als Waffe. Sie erhalten dafür obendrein mehr Zuspruch.

Wird fortgesetzt.

 
Wer versucht, sich eine andere Gesellschaft vorzustellen, die sich wirklich demokratisch bildet, also als freiwilliger Zusammenschluss von Gleichen, als Gebilde, aus dem niemand ausgeschlossen wird und das dafür sorgt, dass es keine Herren und Sklaven mehr gibt, kämpft dabei an vielen Fronten. Ich will einmal versuchen, das ein wenig zu sortieren und mit der Wirksamkeit ganz anderer Konzepte zu konfrontieren, zumal mit der rechtskonservativer bis traditionell faschistischer Ideologien, die es sehr viel leichter haben sich durchzusetzen.

Einige der Ebenen, auf denen das große Spiel gespielt wird, lassen sich von vornherein benennen:
1) Machtausübung und -techniken,
2) Struktur und Eingrenzung von Herrschaft
3) Produktion und Versorgung
3) Machterhalt/Zugang zur Macht/Nachhaltigkeit
5) Anbindung der Massen an die Wirklichkeit (Wahrheit/Propaganda/Identifikation)
6) Brüche, Widersprüche, Schwachstellen des Systems

Wahrheit ist eine Option

Zunächst möchte ich auf Letzteres eingehen, mit Blick auf das Problem in 5). Es ist nicht nur Tradition in der aufgeklärten Moderne, dass Theorien versuchen, widerspruchsfrei zu sein. Es ist vor allem in der Linken Usus, Systeme entwickeln zu wollen, die frei von inneren Widersprüchen sind, worauf auch der Anspruch eines “wissenschaftlichen” Sozialismus beruht. Dieser scheitert gleich auf mehreren Feldern: Nicht bloß ist solche Widerspruchsfreiheit nur paradox zu haben, nämlich indem nicht vorhergesehene Widersprüche wahrgenommen werden und zu Korrekturen führen – hieran ist der “real existierende” erbärmlich gescheitert.

Es ist der Masse, die es betrifft, auch kaum zu vermitteln, weil nur wenige in der Lage sind, dies auf dem je aktuellen Stand der Diskussion zu verstehen. Hier ergibt sich gleich das nächste Dilemma: Es soll ja gerade nicht die Herrschaft einer Elite sein, auch nicht die einer intellektuellen, aber wie soll das gehen, ohne dass die Intellektuellen den weniger komplex Denkenden ihre Erkenntnisse zubereiten? Ist das nicht auch schon Propaganda? Hinzu kommt, dass die Bemühungen der wissenschaftlichen Betrachtung ganz und gar unattraktiv sind für den Alltag der Menschen, die aber doch überzeugt sein sollen, da sie ja selbst entscheiden sollen, wie sie leben wollen.

Wer sich an dieser Stelle einmal anschaut, welche Möglichkeiten die Gegenseite zur Verfügung hat, wird keinen Grund zum Optimismus finden und sich nicht wundern, warum sich eine Linke nie hat durchsetzen können:

Die bessere Geschichte

Wer die Herrschaft einer Elite gleich welcher Art befürwortet oder zumindest nicht ausschließt, hat einen ganzen Sack voll Optionen, die er beliebig ziehen kann. Im äußersten Fall stehen knallharte Hierarchien zur Verfügung, die über die bekannten Vorteile verfügen: Sie bieten Orientierung, Sicherheit und Stabilität so lange, bis sie als Ganzes angezweifelt werden, was innerhalb dieser Struktur aber ein hohes Risiko birgt. Varianten davon sind zu beobachten von der Behörde über den Großkonzern bis hin zu Staaten wie Preußen oder Nordkorea. Wer in solchen Verhältnissen die Vorteile eines freiheitlichen Sozialismus anpreist, hat wenig Aussicht auf Erfolg.

Selbst das Minimum an Zugeständnis gegenüber der Bildung von Eliten aber, eine Art Lehrer-Schüler-Verhältnis, führt zu der Errichtung von Herrschaftswissen in der Art, dass die Beschreibung der Wirklichkeit unmittelbare Ausübung von Herrschaft ist. Die Masse ‘weiß’, was ihr die Elite zu ‘wissen’ gibt. So lange es Massenmedien, “Experten”, Schüler und Lehrer gibt, wird auch eine Geschichte erzählt, die das Volk glauben soll. Das ist unvermeidlich. Wer also kein Problem damit hat, die schwache Wahrheit mit ihrer verzichtbaren Widerspruchsfreiheit zu ignorieren, kann die Geschichten so erzählen, dass sie funktionieren. Ein klarer Punkt für Rechts, für die Befürworter von Eliten und deren Herrschaft.

Das einzige Problem, das sich aus der vorsätzlichen Wahrheitsproduktion, sprich: Propaganda als Herrschaftstechnik ergibt, ist das Scheitern der Lügen an der Wirklichkeit, wenn das System als ganzes gefährdet ist. Das aber lässt sich innerhalb des Systems meist gar nicht denken und wirkt sich erst aus, wenn die inneren Widersprüche bereits an den Rand des Zusammenbruchs geführt haben.

Fortsetzung folgt.

 
Aus der Gruft (Sofa an Snooker-WM, virusverseucht) noch eine Wiederholung, ehe ich hoffentlich wieder Luft für Neues habe) eine weitere Wiederholung. Der Artikel ist aus der Zeit, da die “NSU” der Öffentlichkeit noch nicht bekannt war, die Mordserie wäre also noch einzupflegen. Ganz nebenbei auch die aktuell bekannt gewordene Sicht von behördlichen Rassisten auf die Opfer der Morde. Ach ja, und der Umgang mit der amtlichen Geschichtsklitterung natürlich. Die offene Frage ist also nicht nur die nach dem Zweck der Verfilzung von Behörden mit “Neonazis”, sondern die nach der Kontinuität des Nationalsozialismus in der BRD. Die offizielle Version, die 68er hätten das aufgeklärt, ist zweifellos eine immer noch hellwache Lebenslüge. Zur Erläuterung: Schäuble war damals noch Innenminister und die ‘Krise’ hatte Südeuropa noch nicht ins Elend gestürzt.

“Alle Jahre wieder kommt der Wolf und warnt vor dem Schaf. Schäuble heißt er, und er kennt die Gefahren genau, die im Dunkeln lauern. Nur die im Lichte sieht er nicht.
Sein “Verfassungsschutz”, der vor Ort gern die Nazis vor der Verfassung schützt, hat sich auch dieses Jahr wieder größte Mühe gemacht dafür zu sorgen, daß ihre Kumpels nicht zu viel Ärger bekommen, denn schließlich sind sie ja auch selbst ihre Kumpels.

Der sogenannte “Verfassungsschutzbericht” ist zwar auf beiden Augen blind, stocktaub und haptisch gelähmt, dafür aber sehr präzise in der Imagination von Weltuntergängen. Dementsprechend hat er dem Innenminister reichlich Papier bemalt, auf der dem islamistische Teufel gleich vor dem linken Gespenst herspukt. Hätte jeder halbwegs seriöse Journalist diesen Blödsinn früher als das abgewatscht, was er ist, macht sich einmal mehr SpOn zum Verstärker der rechten Nebelmaschine.

“Autonome” sind jetzt Rechte wie Linke, böse Gewalttäter, Terroristen. Damit auch klar wird, wer die Bösesten waren und sind, wird auf den 1. Mai fokussiert, von dem wir wissen, daß da die Linken in Kreuzberg immer brandschatzen und Tötungsdelikte ausprobieren. Auf dieser Basis versteht das Volk, daß das Terror ist, und man kann jederzeit Leute zuhause zur Schnüffelprobe abholen. Oder sie einfach mal verhaften und monatelang widerrechtlich beschatten. Jedenfalls zurückterrorisieren.

Schlimm, links, muslimisch

So schlimm sie auch sind, die Autonomen, sie kommen nicht heran an den Muselman, den bärtigen, den Urban Turban, den Bombenleger aus dem Morgenland. Er hat zwar so recht noch nix gelegt, aber Jahr für Jahr wird in den Kirchen der Konservativen ein Kerzchen angezündet, daß es doch endlich mal etwas wird mit dem Mörder aus der Moschee. Dann kann der Wolf endlich sagen, daß er das schon immer gewußt hat und eine fröhliche Hatz auf die Schafe in Gang setzen.

Was nun die reale Gefahr anbetrifft, da reicht ein Blick in die Zeitungen oder auch in die Statistiken. Die hohe Zahl sogenannter “Propagandadelikte” zeigt, daß diese Rechten keine Spontantäter sind, sondern organisierte Nazis.
Im Bereich der Gewaltkriminalität haben sie ganz klar die Nase vorn. Was bei all dem nicht berücksichtigt wird, sind die Opfer. Das Ziel “linker” Gewalt sind Polizisten oder Rechte. Das Ziel “rechter” Gewalt meist Ausländer, dann Linke und dann Polizisten. Vor allem die regelmäßigen brutalen Angriffe auf ebenso unschuldige wie wehrlose Opfer zeichnet diesen Pöbel aus. Der Begriff “Terror” ist hier berechtigt, sie verbreiten in Teilen der Bevölkerung sehr real Angst und Schrecken, einige Orte melden “ausländerfrei”.

Was Schäuble dazu einfällt, ist die Betonung seines NPD-Kurses: Bloß nicht verbieten! Zieht man die Gewichtung der Relevanz tatsächlichen und angeblichen Terrors zusammen und betrachtet die potenziellen Opfer, darf man wohl mit Recht sagen, daß es hier nach Rassismus riecht.

Kann man noch brauchen

Was SpOn dazu veranstaltet, spottet jeder Beschreibung. Um ja nicht in den Ruch kritischen Journalismus zu geraten, dem Herrn Minister zu widersprechen oder die Majestät zu beleidigen, wird hier vom Hof berichtet, was der Hof verkündet. Mehr noch: Für die einzelnen “Gruppen” angeblicher oder tatsächlicher Terroristen werden Statistiken geliefert, aufgegliedert nach allen möglichen Kategorien und Delikten.
Einzig bei der gefährlichsten aller Gefahren – Fehlanzeige. Über den ischlamischtische Terrorischt darf man nichts wissen, außer daß er eben die Bedrohung schlechthin ist. Würde hierzu die Statistik veröffentlicht, man bekäme wohl einen Blick auf einen überdurchschnittlich rechtstreuen Teil der Bevölkerung. Solche Fakten müssen aber ausgeblendet werden, sie passen nämlich nicht ins Bild. Man fragt sich, für wen diese Hetze peinlicher ist, für den Innenminister eines Rechtsstaats oder für ein angebliches “Nachrichtenmagazin”.

Besorgniserregend ist schließlich die Frage, wozu solche Propaganda und die Verhätschelung der Rechten dient. Eine schlüssige Erklärung wäre diese:
Der Alarmismus sorgt dafür, daß die Mittel der “Terrorbekämpfung” im Innern immer weiter ausgebaut werden. Dies ist eindeutig die Linie dieser Regierung.
Die Schonung der Rechten und ihre Verfilzung mit einem Geheimdienst gibt die Gelegenheit, den Pöbel gezielt aufzuhetzen. Ich schrecke davor zurück, mir auszumalen, das sei Absicht. Allein daß diese Möglichkeit hingenommen wird, ist allerdings Grund genug, dies einen Skandal zu nennen.
Die Linken als oberstes Feindbild in bezug auf den Inneren Frieden aufzubauschen (der islamistische Terror ist ja punktuell und gilt als irrational), bietet die Möglichkeit der Vorbereitung einer gezielten Aufstandsbekämpfung. Zumal als Szenerie eines linksrechtsautonomen Mobs, kann in der Konsequenz jeder aufkeimende gewaltsame Protest gegen untragbare soziale Verhältnisse als extremistischer Anschlag dargestellt werden.

Niemand sagt, daß es soweit ist. Niemand sagt, daß das Schlimmste passieren wird. Aber warum läßt es eine Demokratie zu, daß die gezielt aufgebaute Struktur der “Inneren Sicherheit” nur darauf wartet, mißbraucht zu werden?”

 
Da ich heute weitgehend mit meiner feuchten alten Sackmatratze zu einer muffig-infektiösen Einheit verschmelze, im folgenden eine weitere Zweitverwertung aus 2008. Dabei hätte ich sogar das eine oder andere zu sagen, aber der Planet, auf den es mich verschlagen hat, saugt mich fest. Lasst mich einfach hier liegen. Seht zu, dass ihr durchkommt!

Nach einer an Zwillingen durchgeführten Forschung über dies und das hat die Wissenschaft festgestellt:

“35 Prozent der Unterschiede zwischen männlichen Homo- und Heterosexuellen sind demnach genetisch bedingt“.

Außerdem bestätigen die Betroffenen 22% mehr Spannkraft und 34,8% weniger Lachfältchen. Die “Zeit” langweilt ihre Leser mit unsortiertem Blabla zu einer weiteren überflüssigen Studie aus der Zwillingsforschung. Wenn man solche Artikel liest, darf man keine Fragen haben. Man muß in die Gemütlichkeit des Boulevards ganz eintauchen und entspannt in den Bauch atmen. Wenn die Dümpelbläschen dann mit einem leisen “Plitsch” an der Schädeldecke zerplatzen, entweicht die Erkenntnis ganz von selbst. Sex? Schwul? Gen! 35%. Alles wird gut. Haben nicht auch SPD und CDU bei der letzten Wahl 35% geholt? Alles ist Gen. Alles ist 35%. Alles ist Sex.

Der Q-Journalist belässt es aber nicht lange beim Vorbehalt der Komplexität, der unsere wohlige Erkenntnisgewinnung stören könnte. Es ist doch alles ganz einfach:

Zwillinge haben sich in dieser Studie einmal mehr als besonders wertvolle Probanden für die Forschung erwiesen. Eineiige Zwillinge haben dasselbe Erbgut, zweieiige Zwillinge dagegen stammen aus zwei verschiedenen befruchteten Eizellen. Durch den Vergleich beider Gruppen ist es möglich festzustellen, welchen Einfluss die Gene und welchen die Umwelt haben“.

Umwelt oder Gen, was nicht Umwelt ist, ist Gen. Sonst nichts. Schöne alte Welt.
Zum Beispiel Homosexualität: Nehmen wir einmal lesbische Zwillinge, die seit der Geburt getrennt sind. (Hier kann die Zeit noch lernen: “lesbische Zwillinge” kommt viel geiler als “Schwulsein”) Da weder (Pflege-)Vater, noch (Pflege-)Mutter lesbisch sind oder die Kinder zu lesbischem Sex animieren, stellt sich also Frage: Wo hat das Kind das von?

Richtig, auch das ist Gen. 35%. Wenn nämlich beide Zwillinge lesbisch sind, sind es 100%. Ist es nur eine, sind es 50%. Keine von beiden: 0%. Macht im Schnitt, bei Berücksichtigung von Ausgleichs- und Überhangmandaten roh und rund 35%.
Die kleine Spitze im wissenschaftlichen Bericht der “Zeit” ist auch einer Würdigung wert: Zwillinge “einmal mehr als besonders wertvolle Probanden” – ein wunderbar zubereitetes Häppchen zur Geschichte der Zwillingsforschung!

p.s.: „Lesbische Zwillinge“, wie nicht anders zu erwarten war, ist eine der am häufigsten eingegebenen Suchanfragen, die hierherführen. „Andrea Nahles Titten“ – die ich hier zum zweiten Mal zitiere, also zum dritten Mal erwähne, sind allerdings noch erfolgreicher. Höre ich da Laute des Missvergnügens?

 
Lölölöö … das ist doch mal ein Anfang, oder? “Lölölöö”! Fresst das, Systemmedien, das bringt ihr nicht! Was ihr bringt? “George Clooney in Goslar” bringt ihr. Ja leck mich fett, Hein Blöd in Braunlage, das machen wir ganz dick auf. Drauf gedüngt. Im hinteren Blätterwald, im Unterholz, im unteren Hinterwald quasi, lesen wir dann so etwas wie dass Saudi-Arabien die angeblichen Killermassenmonstermörder gekannt und das Amiland vor denen gewarnt hatte. Also hört mal, wer petzt denn sowas? Haben wir noch nicht oft genug “Sind die so doof, fördern sie das, faken sie das oder machen sie es gleich selbst?” gespielt? “Hey, da kommt ‘ne Warnung vor ein paar Irren, die bei uns Dschihad spielen wollen!” “Cool, die rufen wir mal an, ob die beim Boston Marathon mitmachen” – so ungefähr? Wo zur Hölle ist eigentlich George Clooney, wenn man ihn braucht?

Yo, als Nächstes sticht dann ins Auge: Ein gewisser Konzern, der es geschafft hat, seine Kunden derart gehirnzuwaschen, dass sie alles cool und hip finden, was der Vorstand ausscheidet, tat Seltsames: Er nahm einen Milliardenkredit auf, um seine Teilhaber zu befriedigen. Also normal zahlt eine AG den Gewinnanteil an die Aktionäre ja vom Gewinn aus. Nicht so “Apple”, die leihen sich dafür Geld. Weil das billiger ist. Weil sie dabei Steuern sparen wie bei Hoeneß unterm Sofa, diese Cleverles. Nun kann man die Volks- und Schankwirtschaftler fragen, ob das nicht über Inflation, Deflation, kontenbereinigte Quadrierung der Maximalsollstufenrendite vor Wien und peergenerierte Einmaleffekte wieder diejenigen abzahlen dürfen, die eh nix haben, aber das lassen wir künftig einfach und stellen fest: Steuern sparen ist asozial! Etwas Ähnliches meinte übrigens auch der Präsident der neoliberalen Einheitspartei, woraufhin ich mich fragte: Der Gauckler wird doch nicht auch?! Hat die Bleierne ihm etwa schon das Vertrauen ausgesprochen?

Lohnarbeit ist Fronarbeit

Die Nacht vor dem heißen Mai, der Tanz in ebendiesen, das jährliche Ritual mit Reifenlichtspielen und urbanen Jagdszenen sollte dieses Jahr anlässlich der eifrigen Beteiligung von Faschodumpfbacken besonders grell ausfallen. Ist es dann allerdings – ausgefallen nämlich. Auf nix ist mehr Verlass, nicht mal auf die Prognosen des Verfassungsschutzes. Ha. Haha. Hahahahaha. Kleiner Scherz. Apropos erster Mai und von wegen “Tag der Arbeit”; da muss ich dem persönlich sehr geschätzten Herrn Wecker leider eine Vier minus anheften. Der meint nämlich:

Und insgeheim träume ich von einem Aufstand an diesem ersten Mai. Und dass wir uns all die Rechte zurückholen, die sie uns gestohlen haben. Das Recht auf Arbeit, das Recht auf Wasser, das Recht darauf, von der Gesellschaft versorgt zu werden, wenn man es selbst nicht mehr kann. Das Recht auf einen Mindestlohn. Das Recht auf eine Welt ohne Zeitarbeitsfirmen. Das Recht auf unser Recht.

Autsch. Was jetzt? Recht oder Arbeit? Lohnarbeit ist Fronarbeit, liebe Genossen, nehmt das endlich zur Kenntnis. Das “Recht des Arbeiters” ist die erste Blase, die geplatzt ist, lange vor denen mit den Technologieaktien, Immobilien und Staatsanleihen. “Leeres Wort, des Armen Rechte!” Was müsst ihr noch alles erleben, um das wirklich zu kapieren?

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