Da ich heute weitgehend mit meiner feuchten alten Sackmatratze zu einer muffig-infektiösen Einheit verschmelze, im folgenden eine weitere Zweitverwertung aus 2008. Dabei hätte ich sogar das eine oder andere zu sagen, aber der Planet, auf den es mich verschlagen hat, saugt mich fest. Lasst mich einfach hier liegen. Seht zu, dass ihr durchkommt!

Nach einer an Zwillingen durchgeführten Forschung über dies und das hat die Wissenschaft festgestellt:

“35 Prozent der Unterschiede zwischen männlichen Homo- und Heterosexuellen sind demnach genetisch bedingt“.

Außerdem bestätigen die Betroffenen 22% mehr Spannkraft und 34,8% weniger Lachfältchen. Die “Zeit” langweilt ihre Leser mit unsortiertem Blabla zu einer weiteren überflüssigen Studie aus der Zwillingsforschung. Wenn man solche Artikel liest, darf man keine Fragen haben. Man muß in die Gemütlichkeit des Boulevards ganz eintauchen und entspannt in den Bauch atmen. Wenn die Dümpelbläschen dann mit einem leisen “Plitsch” an der Schädeldecke zerplatzen, entweicht die Erkenntnis ganz von selbst. Sex? Schwul? Gen! 35%. Alles wird gut. Haben nicht auch SPD und CDU bei der letzten Wahl 35% geholt? Alles ist Gen. Alles ist 35%. Alles ist Sex.

Der Q-Journalist belässt es aber nicht lange beim Vorbehalt der Komplexität, der unsere wohlige Erkenntnisgewinnung stören könnte. Es ist doch alles ganz einfach:

Zwillinge haben sich in dieser Studie einmal mehr als besonders wertvolle Probanden für die Forschung erwiesen. Eineiige Zwillinge haben dasselbe Erbgut, zweieiige Zwillinge dagegen stammen aus zwei verschiedenen befruchteten Eizellen. Durch den Vergleich beider Gruppen ist es möglich festzustellen, welchen Einfluss die Gene und welchen die Umwelt haben“.

Umwelt oder Gen, was nicht Umwelt ist, ist Gen. Sonst nichts. Schöne alte Welt.
Zum Beispiel Homosexualität: Nehmen wir einmal lesbische Zwillinge, die seit der Geburt getrennt sind. (Hier kann die Zeit noch lernen: “lesbische Zwillinge” kommt viel geiler als “Schwulsein”) Da weder (Pflege-)Vater, noch (Pflege-)Mutter lesbisch sind oder die Kinder zu lesbischem Sex animieren, stellt sich also Frage: Wo hat das Kind das von?

Richtig, auch das ist Gen. 35%. Wenn nämlich beide Zwillinge lesbisch sind, sind es 100%. Ist es nur eine, sind es 50%. Keine von beiden: 0%. Macht im Schnitt, bei Berücksichtigung von Ausgleichs- und Überhangmandaten roh und rund 35%.
Die kleine Spitze im wissenschaftlichen Bericht der “Zeit” ist auch einer Würdigung wert: Zwillinge “einmal mehr als besonders wertvolle Probanden” – ein wunderbar zubereitetes Häppchen zur Geschichte der Zwillingsforschung!

p.s.: „Lesbische Zwillinge“, wie nicht anders zu erwarten war, ist eine der am häufigsten eingegebenen Suchanfragen, die hierherführen. „Andrea Nahles Titten“ – die ich hier zum zweiten Mal zitiere, also zum dritten Mal erwähne, sind allerdings noch erfolgreicher. Höre ich da Laute des Missvergnügens?