Das Wort “sparen” hatte ursprünglich die Bedeutung “erhalten, schonen”. Etwas nicht zu verändern, schon gar nicht zu zerstören, sondern es zu schützen war der Gedanke, der dahinter stand. Was in der Propaganda inzwischen so genannt wird, ist das glatte Gegenteil, eine weitere Attacke des Neusprechs, der immer blöder Gewalt, Grausamkeit und Elend als Wellness verkauft. Beim Begriff “sparen” geht das einher mit dem Geldfetisch, der neben seiner eigenen Mathematik auch seine eigene Logik erschafft und zwangsläufig in Schizophrenie mündet.
Selbst im Sinne der Finanzen bedeutet “sparen” etwas zu erhalten. Sparen kann man vom Überfluss, es wird eben etwas beiseite gelegt, anstatt es dem Konsum zuzuführen. In diesem Zusammenhang mag man darüber streiten, ob Investitionen ebenfalls “Sparen” bedeuten. Sie bedeuten aber ganz sicher nicht Konsum, denn ihr Sinn ist nicht der unwiederbringliche Verbrauch von Ressourcen, der die Substanz verringert, sondern im Gegenteil ein Wachsen der Substanz – wenn sich die Investition amortisiert.
Der Staat zahlt immer
Die unerträgliche FDP in Gestalt des selbst ihr unerträglichen Vorsitzenden Philipp Rösler ruft einmal mehr nach Maßnahmen, die dem neoliberalen Markenkern entsprechen. Heute sind es Verkäufe von Staatsbeteiligungen. Wie sich schon angesichts der Versilberung von Telekom, Post, Energieunternehmen und anderem gezeigt hat, lassen sich mit den Betrieben enorme Gewinne erzielen. Wo das nicht dauerhaft gelingt, wird eben eine Weile geplündert, finden Massenentlassungen statt, werden Löhne gedrückt, und wenn das nicht reicht, wird die Leiche dem Staat vor die Tür gelegt. Soll der sich dann um den Erhalt der Infrastruktur kümmern.
Dabei wird massiv Substanz abgebaut. Es sind nicht nur Werte, die weg sind, sondern auch laufende Einkünfte, die wegbrechen. Natürlich wird das schöngerechnet, weil der Anteil, den der Staat bei Privatisierungen mitbezahlt, immer außen vor bleibt: Die Kosten für Entlassungen und Lohnsenkungen zahlen nämlich alle. Werden derart Gewinne erst möglich, heißt es nachher, “der Staat” könne “nicht mit Geld umgehen”. Staatsbeteiligungen haben den Staat noch nie ärmer gemacht; Privatisierungen schon. Man muss sich allerdings irgendwann klar machen, dass “der Staat” keine anonyme Bürokratie ist, sondern die Gesamtheit der Bürger und deren Verwaltung.
Kurze Leine, Stachelhalsband
Das Verhökern von Substanz also – sicher zu günstigsten Konditionen an die Privatiers, die sie übernehmen – nennt Rösler “sparen”. Ernsthaft. Wenn ich Aktien verkaufe, was hat das dann mit “sparen” zu tun? Auch wenn theoretisch (tatsächlich ist das seltenst der Fall) der Abbau von Schulden eine gute Investition ist, bedeutet das eben nicht zu “sparen”. Volkswirtschaftlich betrachtet, muss man solche Maßnahmen mit äußerstem Bedacht treffen. Nur wenn man mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen kann, dass die ggf. verminderten Zinsen am Ende mehr ausmachen als der Verlust an Einkünften und Investitionsmöglichkeiten, ist es sinnvoll, massiv Schulden abzubauen.
Was Rösler predigt, ist dasselbe, was die Warlords des Kapitalismus überall vorantreiben: Einschränkung, englisch “Austerity”. Daher ist mit dem etwas sperrigen Begriff “Austerität” immerhin einer im Umlauf, der sagt, was ist. Der Staat – das heißt die öffentlichen Haushalte ebenso wie die Bürger – soll immer weiter eingeschränkt werden, soll bewegungsunfähig sein, an der kurzen Leine des Kapitals herumgezerrt werden. Erst wenn es (scheinbar) keine Möglichkeit mehr gibt, selbst Entscheidungen zu treffen, weil alles unter Finanzierungsvorbehalt steht und kein “finanzieller Spielraum” mehr besteht, herrscht das Kapital absolut über den Staat. Das ist das Programm. Das nennen sie “sparen” und das nennen sie “Freiheit”.
Dezember 26th, 2012 at 15:37
@flatter
Du schreibst:
“Man muss sich allerdings irgendwann klar machen, dass “der Staat” keine anonyme Bürokratie ist, sondern die Gesamtheit der Bürger und deren Verwaltung.”
Eine sehr seltsame Auffassung vom bürgerlichen Staat. Engels sah das völlig anders. Für ihn ist der Staat
“(…) in der Regel Staat der mächtigsten, ökonomisch herrschenden Klasse, die vermittels seiner auch politisch herrschende Klasse wird.”(MEW 21/166f)
Wie kann der kapitalistische Staat, der ein ausbeuterisches, repressives und entfremdetes Herrschaftssystem schafft und aufrecht erhält, mit der “Gesamtheit der Bürger” identisch sein?
Dezember 26th, 2012 at 15:42
Mein Mann hat mal den schönen Begriff des “Dummsparens” geprägt.
Finde ich in dem Zusammenhang sehr passend.
Übrigens fordert der kleine Philipp laut Zeit ja “mehr Freiheiten für Arbeitgeber”, d.h. keinen Mindestlohn, mehr Zeitarbeit, weniger Kündigungsschutz.
Wenn man auf ZON dann auf die Biografie Röslers verweist, wird man zensiert.
Was mich an dem Typen besonders ankotzt ist, dass es ja reines Glück war, von einem deutschen Ehepaar adoptiert zu werden und nicht in einem vietnamesischen Waisenhaus aufzuwachsen. Nun ja – Glück. Vielleicht wäre der kleine Philipp ja ein glücklicher Kleinbauer geworden und nicht so ein großes Hmmmmh. Vielleicht war diese Adoption doch eher Pech und kein Glück.
Ich kann jedenfalls nicht verstehen, wieso man ausgerechnet mit einer solchen Biografie auf Menschen herabsieht, die kein Glück im Leben haben.
Dezember 26th, 2012 at 15:46
@SalvadorArachnor(1): Ich kann Begriffe nicht jenseits von Zusammenhängen diskutieren. Die Neolibs unterscheiden ja gerade zwischen “Staat” und “Wirtschaft”, wenn es darum geht, wer die Kosten von Entwicklungen trägt und wer die Gewinne abschöpft. In diesem Kontext stehen den Privatiers die Bürger und ihre Verfasstheit gegenüber. Ich habe hier kein allgemeines Staatsmodell entworfen, und auch die Begriffe von Marx/Engels sind nicht in jeden Kontext übertragbar. Ich betone immer wieder, dass ich die Perspektiven wechsle und vor allem um die inneren Widersprüche anderer auszuloten, mich in ihre Begebe. Der Staat, von dem Rösler spricht, ist dann Bürokratie, wenn er ihn geißelt und dann (heimlich) die Bürgerschaft, wenn er geschröpft wird.
Dezember 26th, 2012 at 15:52
@SalvadorArachnor
Kann man sich sicher (wie hier ja auch schon oft geschehen) drüber streiten.
Allerdings ging es um Kosten, Sparen und einen wirtschaftlichen Blickwinkel. Wer wenn nicht die Gesamtheit der Bürger (in allen Funktionen) ist denn die staatliche Wirtschafts-/Finanzkraft? Ein von den eigenen Bürgern unabhängiges Säckel, aus dem geschöpft werden könnte, wär mir bislang unbekannt.
Im Umkehrschluss gilt das ebenso für Schulden/Kosten.
Das geht nicht Hand in Hand mit entsprechender politischer Relevanz, stimmt.
Dass sich genau dieser Staat, der wirtschaftlich auf der Allgemeinheit basiert, in vielen Entscheidungen dem einflussreichsten Klientel andient, manifestiert doch gerade in den letzten Jahren auf wunderbare Weise wie sehr es am Punkt Kosten immer noch in der Basis verwurzelt ist.
Dezember 26th, 2012 at 15:59
@Andrea (2) Ach, das mit dem Glück. Glück ist nicht nur wirtschaftlicher Toperfolg, oder? Ich weiß nicht, ob ein Flip Rösler glücklich ist.
Und ich finde es falsch, wenn man alle, die sich gegen solche Maßnahmen wehren, als hilfsbedürftige Menschen deutet, die Mitgefühl und Almosen benötigen würden.
Das entspricht doch nicht den Tatsachen. Diese Menschen werden gesondert bekämpft und ausgeplündert. Das ist noch etwas ganz anderes als fehlendes Mitgefühl für Leute mit Pech. Die Basis für vermeintliches Mitleid wird doch erst selbst erschaffen. Das hat mit Glück nichts zu tun.
Zumindest nicht in meinem Verständnis von Glück.
Dezember 26th, 2012 at 16:03
Ok, dann ich auch noch.
Im Kapitalismus landet alle Wertschöpfung über die private Aneignung bei den Kapitalisten, sie zahlen alles und immer ;-)
… daß dann andere Einwohner auch was an den Staat abzuführen haben, stärkt das Gefühl von Staatsvolk, in einem Boot zu sitzen.
Das an Euch gezahlte Geld, macht nur einen kleinen Umweg über Euch, daß Ihr als Reserveheer weiter zur Verfügung steht… mehr ist da nicht.
Staat ist alles – aber niemals und unter keinen Umständen – unser aller.
Dezember 26th, 2012 at 16:07
@1: Bitte nüscht schon wieder… “Staat” ist ein völlig wertneutraler Begriff; ein Instrumentarium oder Werkzeugkasten, der erst durch das Handeln der Regierenden eine Wertigkeit erhält. Du kannst den “Staat” für die Allgemeinheit sinnvolle Dinge einsetzen – oder eben für das, was du als “bürgerlichen, kapitalistischen Staat” bezeichnest und die Daumenschrauben und Folterinstrumente auspacken – oder einfach nichts tun…! Wer den “Staat” an sich für verdammenswert hält – der dürfte dann auch mit Privatisierungen doch keine Probleme haben, oder…!? Eigentlich sollte man doch gerade daran erkennen – ein Staat, der nichts mehr ist, als eine leere Hülle – ist auch nichts mehr wert, hat keine demokratische Legitimation mehr. Er entwickelt sich also genau in die Richtung, die hier kritisiert wird: Die Rolle eines Nachtwächters, der nur noch das Eigentum als solches schützt!
Die Privatisierungsfantasien von Rösler sind doch nur konsequent. Das Rad wird halt weitergedreht… – Da bekamen die “Euschen” die Agenda 2010, dann wurden die Griechen ausgepresst – und bald sind die Michels wieder an der Reihe! Im Stillen, auf den unteren Ebenen von Ländern und Gemeinden findet kaum geachtet derzeit aufgrund der erbärmlichen Situation der Kommunen eine wahre Privatisierungsorgie statt. Da verscherbelt wirklich nahezu jeder korrupte Kämmmerer das kaum noch vorhandene Tafelsilber an die, die nach Schnäppchen und Investitionsmöglichkeiten suchen…!
Dezember 26th, 2012 at 16:07
@Wat (6): Das ist mir zu ideologisch formuliert. Wenn wir alle zahlen, sind wir der Staat, dann ist er auch unserer. Wenn wir ihm die Legitimität verleihen, indem wir wählen, dann ist er unserer. Da kommst du nicht raus, bloß, weil andere (eine kleine Minderheit) davon den Nutzen haben.
Dezember 26th, 2012 at 16:12
@flatter(8)
Ich komme darum nicht raus, weil eine kleine Minderheit den Nutzen daraus hat und die große Mehrheit einstweilen a) noch nichts dagegen und b) noch keine ‘handhabbare’ Idee, wie es ohne Minderheit gehen könnte.
Btw. Ja, es mag ideologisch formuliert sein und so klingen… ich mag mich hier jetzt auch nicht über die unterschiedlichen Auffassungen zum Begriff Ideologie ‘zoffen’ – aber ein Hinweis auf den Unterschied zwischen Wesen und Erscheinung sei mir bitte erlaubt ;-)
Dezember 26th, 2012 at 16:16
@Wat. (9): Klar ist der erlaubt. Der Sinn meiner Abwehr deiner Kritik liegt darin, diese “Kritik”=”Trennung” deutlich zu machen. Ich nehme allgemein deine Perspektive ein (wie vermutlich die meisten hier), wenn es darum geht, das ‘Wesen’ des bürgerlichen Staates zu benennen. Ich gehe auch davon aus, dass das weitgehend bekannt ist. Nur wie gesagt gibt es andere Perspektiven, die einzunehmen gewisse Zusammenhänge deutlich macht. Ich gehe weiterhin davon aus, dass du mir das erlaubst ;-)
Dezember 26th, 2012 at 16:23
Aber so was von selbstverständlich @flatter und nicht nur wegen Deiner Autorität als Säzzer. :-D
… so richtig schaden kanns doch aber nicht, wenn es viele verschiedene Perspektiven (hier) gibt und die ganz staubtrockene von mir auch dabei ist.
Dezember 26th, 2012 at 16:24
@flatter #3
Ich halte mich inzwischen selten damit auf, die divergierenden Positionen von Kapitalismus- Apologeten auch noch einzeln zu diskutieren. Ob die Neolibs nun den Nachtwächterstaat oder die Ordolibs die “soziale Marktwirtschaft” wollen, dass geht mir ziemlich am Allerwertesten vorbei.
Denn nicht deren Ideologie entscheidet über die Politik der herrschenden Klasse, sondern der Zustand des Weltsystems “Kapitalismus” bedingt das Entstehen der gerade notwendigen “Heilslehre”. Würde irgendwer versuchen, den Abbau des “Sozialstaates” rückgängig zu machen, so würde die Verwertungslogik des Kapitals ihm einen fetten roten Strich durch die Rechnung machen.
Auch sehe ich nicht, wie ein “Schröpfen” des Staates ein Angriff auf “die Bürgerschaft” insgesamt darstellt- schau Dir die Beschäftigungsverhältnisse bei Post und Bahn an, schau Dir den eingeschränkten Service an und die erhöhten Kosten… das ALLES ist gelaufen, während die Staatsbeteiligungen weiter bestanden. Von weiteren Privatisierungen würden jene Menschen getroffen, die eh schon sozioökonomisch benachteiligt sind, aber sicherlich nicht “die Bürgerschaft”.
@Uena #4
Die “Gesamtheit der Bürger” ist eine ziemlich gefährliche formaljuristische Abstraktion, die mit der Realität der materiellen Bedingungen nicht viel zu tun hat. Der Staat mag vielen seiner Einwohner Teile ihrer Mittel als Tribut abpressen, wie sich dies dann langfristig für die Individuen auswirkt hängt aber an deren staatlich garantiertem Eigentum oder ihrer besitzlosen Lohnabhängigkeit.
Dezember 26th, 2012 at 16:28
Und doch hat @flatter in diesem Punkt so was wie ‘recht’ @SalvadorArachnor – um verstanden zu werden, müssen wir die gleiche Sprache sprechen.
… soweit gehe ich mit ihm gern konform.
Dezember 26th, 2012 at 16:36
@Dennis82 #7
Schon alleine durch die Art Deiner Formulierungen zeigst Du sehr deutlich, dass “Staat” eben nicht “wertneutral” sein kann. Wenn er nämlich ein “Instrumentarium” zur Bearbeitung von Menschen durch “Regierende” ist, so handelt es sich bei ihm per definitionem um einen autoritären Herrschaftsapparat, der mit einer Emanzipation des Menschen aber auch gar nix zu tun hat.
Auch Konstrukte wie “Allgemeinwohl” helfen da nicht weiter, da es unter den Bedingungen einer kapitalistischen Vergesellschaftung eben keine Politik geben kann, welche die widerstrebenden Interessen von Kapital und Lohnabhängigen aufhebt.
Dezember 26th, 2012 at 16:59
@SalvadorArachnor: Die Bahn ist da allerdings ein Spezialfall, da sie seit Jahren auf Privatissierung/Börsengang getrimmt wird. Es gibt durchaus noch Stellen im ÖD, da geht es beschaulich zu.
Dezember 26th, 2012 at 17:33
Von Griechenland lernen, heißt siegen lernen!
Chinesische Arbeitsverträge, chinesische Löhne – Lohnkonvergenz – sind die Lösung für Deutschland in Röslers feuchten Träumen. Was übrig bleibt kann Brüderle ja versaufen.
Dezember 26th, 2012 at 18:11
@14: Kapitalismus ist keine absolute Voraussetzung für den Staat und umgekehrt auch nicht; du ignorierst gänzlich was ich geschrieben habe, sondern stellst dich auf die Seite derer, die den Begriff Freiheit besonders einseitig auslegen und wie Rösler nach “weniger Staat” schreien… Und was ist deine Alternative zu diesem bösen, “Menschen bearbeitenen” (die derzeitige Ideologie der die Werkzeuge dazu einsetzenden Herrschenden), aber immerhin zumindest in der idealistischen Theorie – demokratischen – Staat?
Wie bitte willst du eine Gesellschaft organisieren, in der sich eben nicht alle an ein Mindestmaß an allgemeingültige Regeln (= Staat) halten müssen…? Bzw. was ist daran verkehrt?
Anarchie, also vollendeter freier Markt, in dem auch weiter die Stärkeren den Schwächeren die Fresse einhauen…? Keine Instanz mehr dazwischen steht. Darauf läuft’s immer hinaus. Dann “zwingt” mich halt nicht mehr der Staat, sondern der mit den dicksten Muckis oder der dicksten Waffe bzw. der, der die Lebensmittel, Strom usw. kontrolliert…! Und den “Staat” als Organisationsform Scheiße finden ist ja bei bestimmten Linken elementarer Lebensinhalt – aber dann sag doch mal, wie es anders ginge oder warum bislang jede Form Menschlichen Zusammenlebens ausnahmslos immer in staatlichen Strukturen mündete…?!
Achja, frag mal die Griechen was die von permanenter Privatisierung und Entstaatlichung halten…
Dezember 26th, 2012 at 18:22
“Der Staat muss sich aus Wirtschaftsunternehmen und Finanzinstituten zurückziehen” zitiert die Tageszeitung “Die Welt” aus einem Positionspapier des Ministeriums für Wirtschaft. Warum der Staat sich aus Wirtschaftsunternehmen und Finanzinstituten zurückziehen muss, in die er sich ja einstmals hineinbegeben hat, steht da nicht.
Dezember 26th, 2012 at 19:17
@Dennis(17): Staat und auch Anarchie ist etwas anderes, als Du darunter verstehst, jedenfalls nach meinem Verständnis, und so verschieden meines von dem @SalvadorArachnors ist, so verschieden ist meines von Deinem ;-)
Ja, Zusammenleben kann sich anders organisieren oder schlägt ein Vater seine Kinder nur darum oder darum nicht, weil es gestattet oder verboten ist^^
Ich bin bestimmt kein Anarchist, aber Anarchie ist nicht der freie Markt. Den gibt es nämlich nicht mal als Gemüsemarkt in “frei”.
Es kommt zb einer Anarchie ziemlich nahe, daß Du hier frei entscheiden kannst, ob Du uns hier was mitteilen möchtest oder nicht, ob wir uns Deinen Mitteilungen annehmen oder nicht.
Freie, wirklich freie Selbstbestimmung wäre das.
Allein, auch die kann es mE nicht geben, so wahr wir Lebewesen sind und eben nicht frei entscheiden können, ob wir ‘essen’ müssen oder nicht.
Wegen des letzteren bin ich kein (ausschließlicher) Anarchist, obwohl ich viele der ‘dortigen’ Denkansätze teile.
Dezember 26th, 2012 at 19:42
Wer glaubt,das man einen Staatshaushalt über den Verkauf des Tafelsilbers sanieren kann,der glaubt auch dem Piloten,der mit aufgeschnalltem Fallschirm durch den Fluggastraum läuft und sagt”keine Sorge ,ich spring´mal kurz ab und hol Hilfe”.Und das er diese Milliardenwerte dafür erlösen kann,glaubt Rösler doch selber nicht.Die Privaten Investoren wollen Profit machen,somit werden sie natürlich die staatlichen Betriebe zum Dumpingpreis haben wollen,d.h.,sollten sie verkauft werden,dann weit unter Wert.Und zusätzlich gehen dann noch die mit diesen Beteiligungen verbundenen Einnahmen verloren für einen einmaligen Kaufpreis unter Wert.Und dann faselt der selbe Rösler noch was von solider Haushaltsführung.Der merkt warscheinlich nicht mal mehr ,wie lächerlich er sich macht.Vielleicht ist es aber auch Verzweiflung wegen der miserablen Umfragewerte.Letztendlich zeigt es aber einmal mehr ,das in der FDP Sachpolitik durch Ideologie ersetzt wird
Dezember 26th, 2012 at 20:35
https://marx-forum.de/geschichte/deutschland/staatskritik.html
Ich hatte den Link bereits gepostet in einem vorigen
Beitrag.
Es lohnt sich alle mal (!!!!einself), den Beitrag zu lesen, dort steht alles drin, was man zum Thema Staat (nicht nur im im Kapitalismus) wissen muss.
Dezember 26th, 2012 at 20:43
diese fdp-schnösel würden keinen tag in einer wirklich freien gesellschaft aushalten!
Dezember 26th, 2012 at 23:20
@Dennis82 #17
Du schreibst:
“@14: Kapitalismus ist keine absolute Voraussetzung für den Staat und umgekehrt auch nicht;”
Der heutige Staat ist ein kapitalistischer. Mit dem muss mensch sich auseinandersetzen. Wenn Du ernsthafte Reformvorstellungen hast, so musst Du Dich damit arrangieren, dass diese unter kapitalistische “Sachzwänge” fallen. Oder Du musst eine Revolution machen, die den kapitalistischen Staat abschafft.
“(…) du ignorierst gänzlich was ich geschrieben habe, sondern stellst dich auf die Seite derer, die den Begriff Freiheit besonders einseitig auslegen und wie Rösler nach “weniger Staat” schreien…”
Deine Argumentation basiert auf einer falschen Dichotomie- nur weil mensch den Staat abschaffen will unterstützt er/sie noch lange nicht das neoliberale Programm der FDP.
“Und was ist deine Alternative zu diesem bösen, “Menschen bearbeitenen” (die derzeitige Ideologie der die Werkzeuge dazu einsetzenden Herrschenden), aber immerhin zumindest in der idealistischen Theorie – demokratischen – Staat?”
Eine Organisationsform die auf Räten basiert und in der sich die Menschen radikaldemokratisch selbst organisieren. Dann gibts keinen Staat mehr, sondern Räteföderationen.
“Wie bitte willst du eine Gesellschaft organisieren, in der sich eben nicht alle an ein Mindestmaß an allgemeingültige Regeln (= Staat) halten müssen…?”
Du bist total in dem altbekannten bürgerlichen Denken verfangen, welches Organisation immer schon mit Herrschaft gleichsetzt. Klar müssen Menschen sich Regeln geben wenn sie zusammen leben- aber dass es einen logischen nächsten Schritt hin zum Gewaltmonopol und Repression durch den Staat gibt, ist ein Irrtum.
Wenn Leute sich an die Regeln nicht halten wollen, so werden sie entweder aus einer Gruppe -so sie klein ist- ausgeschlossen, oder es gibt gemeinschaftlich beschlossene und durchgesetzte Sanktionen, vom Leistungsentzug bis zur Einweisung in eine geschlossene Einrichtung zur Resozialisierung.
“Bzw. was ist daran verkehrt?”
An Regeln ist nichts verkehrt, falsch ist es jedoch, diese durch einen von den Menschen entfremdeten, abstrakten Gesetzen folgenden Gewaltapparat durchsetzen zu lassen, der unterm Kapitalismus außerdem noch einen klaren Klassencharakter hat, imperialistische Kriege anzettelt und jedem feindlich gegenüber steht, der versucht, die Verhältnisse umzuwerfen.
“Anarchie, also vollendeter freier Markt, in dem auch weiter die Stärkeren den Schwächeren die Fresse einhauen…?”
Du hast doch sicher früher schon ein paar meiner Beiträge hier gelesen… kam ich Dir da vor wie ein Libertarianer? Ich bin kein Anarchist, aber muss doch mal eine Lanze für diese brechen: Eine große Mehrheit von ihnen sind keine Vertreter des Marktes, sondern libertäre Sozialisten bzw. Anarchokommunisten.
“Und den “Staat” als Organisationsform Scheiße finden ist ja bei bestimmten Linken elementarer Lebensinhalt”
Solange das eine plausible theoretische Grundierung hat, spricht doch auch nichts dagegen. Guck mal hier.
“aber dann sag doch mal, wie es anders ginge oder warum bislang jede Form Menschlichen Zusammenlebens ausnahmslos immer in staatlichen Strukturen mündete…?!”
Wenn mensch Kritik am Staat berechtigt findet, weil es gute Argumente dafür gibt, den Staat doof zu finden, dann stehen diese Argumente ganz unabhängig von einem wie auch immer gearteten “Gegenvorschlag”. Den habe ich ohnehin weiter oben angedeutet.
Dezember 26th, 2012 at 23:29
Das Grundgesetz kann umgeschrieben werden, um so an die herbeigeführten Fakten angepasst zu werden.
Artikels 20 GG, Absatz 1: Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
Das ist überholt. Richtig müsste es heissen: Deutschland ist ein kapitalistischer Staat. Absatz 4 bleibt bestehen, richtet sich aber von nun an ausschliesslich an jene, die sich überzogenen Kapitalaneignungen entgegenstellen zu versuchen.
Dezember 26th, 2012 at 23:40
Nur einmal heute noch krümelkackern ;-)
Das GG kann umgeschrieben werden, außer in dessen Artikeln 1 und 20.
Und gerade Art. 20 muß auch niemand umschreiben. Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.
Ja.
Demokratisch, weil hier die Bürgerliche Demokratie umgesetzt wird
und
sozial, weil reinster Kapitalismus (oder wirklich freier Markt, das ist ja ein Dingens auf dem nur Eigentümer auftreten können) in nullkommanix sich selbst auffressen würde – ein einziges Eigentumsmonopol wäre – ohne Menschen, die es füttern, weil sie selbst längst verhungert sind.
C’est la vie.
…bliebe das mit der Würde des Menschen.
Da krümelkackere ich aber nicht, Mensch ist Mensch und bleibt Mensch, sogar wenn nur noch einer übrig bliebe.
So… aber Weihnachten war jetzt auch irgendwie vorbei, sorryli.
Dezember 27th, 2012 at 00:00
@Testosteron(21): Meine Erfahrung ist, daß ich damit niemanden erreiche, der meint fortschrittliche Kraft zu sein, der für andere eine bessere Welt machen ‘muß’.
… leider nicht mal die, die sich nicht als Avantgarde später sehen wollen.
Ohne sich als Teil des ganzen zu sehen, wirklich nur als ein ‘Sandkorn’ unter vielen (auch anderen ‘Sandkörnern’) kann dieser Zusammenhang mE (noch) nicht verstanden werden.
… irgendwie ist ihnen daraus auch kein Vorwurf zu machen. Höchstens daraus, es besser wissen zu wollen, als andere – aber der trifft mich trotz des Erkennens oder gerade deshalb auch^^
Dezember 27th, 2012 at 00:04
@ Wat. [Dezember 26th, 2012 at 23:40]
Die Würde des Menschen wird hier doch nicht angetastet, sie wird vielmehr mit den Füssen getreten. Oder: Sie ist wie das Genital eines Kindes, das vom Pedophilen begrabbelt wird.
Das Beste wird sein, ich wische mir direkt mit der 1. Seite dieses Gesetzes den nackten Arsch ab. Zu mehr scheint es nicht mehr tauglich. Du meinst, wir hätten noch eine demokratische und soziale Struktur? Und das, obwohl ESM und Fiskalpakt die demokratischen Prozesse unterminieren. Aus sozialen Aktivitäten, für jene die sich unterhalb von Standards aufhalten, zieht sich dieser Staat mehr und mehr zurück. Man argumentiert, das es der Allgemeinheit nicht mehr zuzumuten sei, angesichts leerer Kassen, die Nichtsnutze und sozialen Randgruppen, die man vergeblich zu integrieren versucht, mit durchzufüttern. Man betreibt lediglich noch Armenpflege. Das ist keine sozialstaatliche Ausrichtung, die ich mit den Inhalten des GG in Verbindung bringe, so wie sie mir gelehrt wurden.
Dezember 27th, 2012 at 00:17
@Katze: Ich sag ja selbst immer: Ein bißchen schwanger geht nicht. Entweder/Oder.
Aber Kapitalismus ohne soziale Komponente hat es noch nie gegeben, kann es auch nicht. Er mußte sich immer sein Reserveheer erhalten. Die Komponenten gingen/gehen von Armenhäusern bis ausgewachsenen Sozialstaat – aber ohne, ohne gings noch nie und wirds nie gehen. Ein paar von uns müssen sie immer durchfüttern, damit wir sie durchfüttern können.
Was mir beigebracht wurde, war auch was anderes, nicht nur von diesem System – aber wieviel mußtest Du schon verwerfen oder korrigieren von dem, was Dir mal beigebracht wurde oder Du Dir gar selbst beigebracht hast – das hört auch nie auch – wird gemeinhin als “Lernen” bezeichnet ;-)
Ist ja nichts dagegen zu sagen, etwas anders zu wollen, als es sich darstellt – aber meinst Du nicht auch, daß es dazu nicht ganz unwichtig ist zu wissen bzw. zu erfahren, wie es sein konnte, daß sich so lange etwas als was anderes darstellen konnte, als es sich jetzt zeigt – zu wissen, warum es immer wieder die vergleichsweise gleiche Sch…ose ist?
Deine Ohnmacht schlägt mE in Verachtung auf alle(s) um – da bist Du aber dabei. Wenn @flatter gestern meinte, sich nicht so wichtig nehmen, verstehe ich das, als sich nicht zum Nabel der Welt machen um den sich alles dreht, aber doch bitte so wichtig nehmen, seine Selbstachtung zu bewahren und sie darum auch allen anderen entgegen bringen (zu können)
So wie Du denkst, daß Du allein nichts ändern kannst, denken das (fast) alle anderen auch – mich inbegriffen.
Zu einem Wir kommen wir nicht mit gegenseitiger Verachtung.
Edit: sorry, das war noch etwas übergreifend auf den Thread von gestern, mußte ich aber (abschließend) noch los werden.
Dezember 27th, 2012 at 03:28
@ Wat.
Oh Wat. Es gäbe soviel zu erklären. Verachtung ist nicht das richtige Wort, um mein Verhältnis zu jenen Menschen zu beschreiben, die sich so ganz gegen mein Verständnis von Menschlichkeit bewegen. Ich betrachte alles mit einem beruflichen Auge, dessen Wahrnehmungen ich in die Gestaltung von herbeizuführenden Arbeitsprozessen einfliessen lasse. Um es knapp zu halten: Wenn Du den Menschen kennen lernen willst, dann lerne ihn auf der Arbeit kennen, dann lernst Du ihn richtig kennen.
In meinen persönlichen Notizen stelle ich u.a. anhand von Organigrammen fest, wo sich Menschen aufhalten, die betriebliche Arbeitsprozesse ausbremsen, weil sie sich mit der Arbeit eingerichtet haben, zu Lasten des Kapitalgewinns und anderer, nachrangiger Faktoren. Meist werde ich dabei temporär herangezogen, um Unternehmensbereiche zu trennen oder zusammen zu fügen die bisher nicht viel eingebracht haben ausser schlechte Publicity. Ich habe mir den unangenehmen Ruf zugezogen, mein Augenmerk dabei zu sehr an die “unbedeutenden Bedürfnisse der niederen Arbeiterschaft auszurichten”. Das verschafft mir immer weniger Möglichkeiten, zum Erwerb von erforderlichen Mitteln.
Man will hier keine Selbst- und Mitbestimmung, vor allem aber kein Wir. In irgendeiner schmuddeligen Ecke, wo nicht viel los ist vielleicht. Man mag und schätzt es hingegen sehr, wenn Oben und Unten schön, vor allem schön, voneinander getrennt werden und auch so übersichtlich bleibt. Ich treffe in allen Unternehmen eine Art Terrorregime an, das geprägt ist von Niedertracht, Argwohn und allseits durchzogenen Ungerechtigkeiten. Wie ein Virus breitet sich dieser menschenverachtende und feindliche Umgang im Miteinander aus. Auch meine Abwehrkräfte schwinden mehr und mehr.
Für mich stellt sich die Frage, ob ich weiterhin beim Einrichten eines Schweinestalls behilflich sein soll, oder nicht. Soll ich in diesem Stall, mit den mir gegebenen Möglichkeiten, meine Fähigkeiten dafür nutzen, um den verdammten Scheissviechern so richtig in ihren Arsch zu treten? Ich wäre dann nicht mehr in der Aussenseiterposition, könnte wieder ordentlich Asche machen und mir die Sonne auf den bräsigen Wanst scheinen lassen. Aus dieser Distanz muss ich mir dann auch nicht das Gewimmer von denen anhören, die man hat über die Fiskalklippe springen lassen. Aber es klappt einfach nicht. Mein Maß an Verachtung reicht nicht aus.
Ich bin also krank. Etwas seltsames nagt an mir. Es ist etwas, das ich Menschlichkeit nenne. Ein seltenes und aussterbendes Attribut. Es nimmt sich wichtig, nimmt mich ein. Stellt mich an die Seite jener, die wie Vieh von ihres Gleichen gehalten werden. Nutzvieh, das man an der Leine des Kapitals gassi führt. Ein widerlicher Sklavenpferch wäre als Vergleich nicht angemessen genug.
Im Prinzip bin ich hier also fertig.
Dezember 27th, 2012 at 10:08
Man muss sich allerdings irgendwann klar machen, dass “der Staat” keine anonyme Bürokratie ist, sondern die Gesamtheit der Bürger und deren Verwaltung.
Ich würde eher sagen, der Staat ist das – ebenso abstrakte – Gegenstück zum Kapital. Er hat Zugriff auf die Gesamtheit der Bürger. Über Steuerhoheit und Gewaltmonopol. Er verkörpert aber nicht so etwas wie den Allgemeinwillen der Bürger. Wie Wat. schon schrob, besteht diesbezüglich seine Rolle nur darin, die sozialen Unverträglichkeiten des Kapitals soweit zu befrieden, dass Ruhe herrscht. Und soweit das in einer bestimmten historischen Situation überhaupt (noch) möglich ist. Das aber wiederum auch nur, um die Herrschaft des Kapitals zu stabilisieren.
Erst wenn es (scheinbar) keine Möglichkeit mehr gibt, selbst Entscheidungen zu treffen, weil alles unter Finanzierungsvorbehalt steht und kein “finanzieller Spielraum” mehr besteht, herrscht das Kapital absolut über den Staat.
Das war immer. Was im Rückblick wie Zugeständnisse aussieht, diente auch nur der Stabilisierung und Ausdehnung der Kapitalherrschaft, von sozialer Absicherung bis hin zum Bereithalten einer Infrastruktur, die sich nicht oder nur unter gehörigen Reibungsverlusten ‘privat’ organisieren lässt. Dass heute auch und gerade letztere zur Disposition steht, zeigt mE nur, wie prekär die Lage des Kapitals längst geworden ist. Staatliche Infrastruktur war die Voraussetzung allen Waxtums spätestens seit der Verstaatlichung(!) vormals privater Eisenbahngesellschaften. Mit der Privatisierung gibt das Kapital sozusagen seine Waxtumsvoraussetzung preis und verfrühstuckt bereits die Substanz.
…oder warum bislang jede Form Menschlichen Zusammenlebens ausnahmslos immer in staatlichen Strukturen mündete…?!
Das halte ich für eine Rückprojektion heutiger Verhältnisse auf frühere. Natürlich gab es früher auch kleinere bis ganz schön große Gebiete, in denen einheitliche Regeln herrschten. Der umfassende Zugriff auf eigentlich alle Lebensbereiche findet aber erst mit der Herausbildung des mitteleuropäischen Staatswesens und seiner Institutionen statt. Man kann sicher sowas wie ‘Keime’ einzelner Institutionen auch schon in früheren Herrschaftskonstellationen finden, die ‘Totalität’ des Staates vollzog sich aber erst parallel zur Ausbreitung des Kapitalverhältnisses.
Dezember 27th, 2012 at 10:52
Ich meinerseits fühle mich keinesfalls als Teil dieses Staates, eher im Gegenteil. Erst wenn man weiß, dass es besitzende und nichtbesitzende Klassen in einem Staat gibt, die entgegengesetzte Interessen haben, erst dann begreift man die Rolle eines Staates in einem Lande. Allgemein ist es so, dass der Staat die Interessen der stärksten (herrschenden) Klasse organisiert und die Interessen der aufbegehrenden Klasse im Interesse der herrschenden Klasse unterdrückt, man darf also jedem Fall von einer Diktatur der herrschenden Klasse ausgehen, egal, ob die Gesellschaftsform nun bürgerlich-demokratisch ist oder zum Beispiel sozialistisch. Das ist in jedem Gesellschaftssystem so: im Kapitalismus ist die herrschende Klasse das Monopol- und Finanzkapital, im Sozialismus war es die Arbeiterklasse, die genau dieses Monopol- und Finanzkapital unterdrückte. Weshalb heute ja auch von einem “Unrechtsregime” in der DDR gesprochen wird, Unrecht also gegen die Interessen des Monopol- und Finanzkapitals. Also bitte, keine Zusammenhänge verwaschen, von wegen “Der Staat sind wir alle”, flatter. Wir sind eben nicht der Staat, sondern die, die der Staat unterdrückt.
Um aber in diesem Zusammenhang auf die Privatisierungswünsche der Rösler-Partei zurückzukommen: Natürlich nützt die endgültige Privatisierung der Bahn dem Kapital. Weshalb, wurde ja hier schon genannt. Und wenn man kein Kapitalist ist und sich dessen auch bewusst ist, müsste man zwangsläufig also gegen die Privatisierungen streiten und nicht so tun, als sei es im Interesse des gesamten Volkes, wenn Staatseigentum in private Hand übergeht, wie das unsere sogenannten Volksparteien tun. Denn dass auch die selig entschlafene “Arbeiterpartei” SPD zustimmend die Hand heben würde, dürfte jedem klar sein.
Dezember 27th, 2012 at 12:47
“Sparen” heißt eher “sein lassen, etwas nicht tun”, im Sinne von “das kannst du dir sparen”.
Mag sein, dass die ursprüngliche Bedeutung die im Text beschriebene war, aber diese trifft den Nagel sehr viel eher auf den Kopf.
Man ersetze mal bei allen Aufrufen zum Sparen dieses Wort durch “sein lassen” und kucke mal, was dabei raus kommt.
Dezember 27th, 2012 at 13:35
@Katze (29) Ich bin mir sicher, dass es für dich nicht unbedingt aufbauend ist, aber du bist mit deiner Situation wahrlich nicht allein.
Nun leben wir in einem perfiden System von Rädchen und Rädern und losen Schrauben. Bei Letzteren weiß keiner mehr, wo die eigentlich hingehören, aber irgendwie dreht sich ja noch alles, also kein Problem soweit.
Aber auch viele der aktiven Räder und vor allem der Rädchen wissen um ihre Austauschbarkeit und um das Unrecht, das sie umgibt und das sie teils selbst erschaffen.
Alles scheint so unumkehrbar und so vernetzt, hinterlässt einen ohnmächtig. Entweder drehst du dich mit oder ein anderer dreht sich für dich.
Was uns fehlt ist die Einsicht, dass sich nichts dreht ohne Rädchen, ohne Räder. Oder nein, nicht die Einsicht, sondern der Mut nicht mitzudrehen und seine Kraft sinnstiftender einzusetzen.
Natürlich gibt es auch die, die wenig bis gar nichts hinterfragen und alles auf dem Opferschrein ablegen, weil es alternativlos ist.
Ich sehe durchaus wachsende Alternativen. Zarte Pflänzchen bislang und vielleicht auch zu viel Kleinklein, um wirklich auf die Füße und in die Köpfe zu kommen. Aber noch vor zehn Jahren wären die meisten nicht einmal auf die Idee gekommen, über Alternativen und andere Wege nachzudenken.
Deine Position ist für mich sehr nachfühlbar und es ist ein elendes Dilemma. Den Ausweg, die Augen zu verschließen und einfach genau so zu sein, wie man meint, dass die anderen sind, geht eh nicht mehr, wenn einem das große Falsche erstmal bewusst im Hirn und auch im Herzen steckt.
Die Frage wie man denn kämpfen kann, für sich und für andere, die stellt sich immer wieder. Den Königsweg wird es kaum geben. Aber wenn Leute wie du innerlich hinschmeißen, ist eigentlich schon alles vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat.
Insofern hoffe ich inständig, dass du nicht fertig bist.
Dezember 27th, 2012 at 14:07
“Erst wenn es (scheinbar) keine Möglichkeit mehr gibt, selbst Entscheidungen zu treffen, weil alles unter Finanzierungsvorbehalt steht und kein “finanzieller Spielraum” mehr besteht, herrscht das Kapital absolut über den Staat. Das ist das Programm. Das nennen sie “sparen” und das nennen sie “Freiheit”.”
@ flatter: Das Kapital herrscht doch schon absolut in D. Was erwartest du als Steigerung? Einen echten Krieg gegen Griechenland (nicht nur so ein Finanzkrieg, bei dem es viele tote Griechen als Kolateralschaden gibt) oder riesige Slums in Deutschland wie in Bombay (nicht nur die “Problemsiedlung” am Orts- oder Stadtrand)? Sind 2 Millionen Aufstocker auf Hartz IV nicht genug Beweiß für die absolute Herrschaft des Kapitals in D? Und die 100 Millarden für die Bankenrettung, die man in wenigen Wochen aus dem Sack gezaubert hat, während man für Hartz IV für ein Jahr 30 Millarden ausgibt und wegen 5 € mehr für die Betroffenen tagelang Besprechungen abhält? Was fehlt dir hier noch? Oder habe ich dich falsch verstanden?
Dezember 27th, 2012 at 14:47
Du glaubst, es geht nicht schlimmer? Geht. Wird kommen.
Dezember 27th, 2012 at 14:57
Natürlich kommt das. Die entsprechenden Stellen in der Regierung und Wirtschaft sind ja von der Mehrheit des Landes auch so abgesegnet. So lange die “Richtigen” immer noch gut dabei verdienen ist der Rest egal.
Für den Rest gilt: Bedingungsloses Positivgelalle – auch im Rinnstein.
Dezember 27th, 2012 at 15:06
Dass es noch schlimmer wird in 2013 glaube ich auch. Allerdings herrscht das Kapital schon absolut mehr als 40 Jahre in D und hat das Land dahingebracht wo wir sind und wird uns in 2013 dahin steuern wo es noch schlechter ist. 40 Jahre schlechte Wirtschaftspolitik. Und dabei, wie Eike festgestellt hat, parallel dazu Positivgelalle aus allen Medien. Das sehe ich als die Deutsche Realität…
Dezember 27th, 2012 at 15:17
@Schorschel (37) Einen wesentlichen Unterschied machen aber gewisse Rahmenbedingungen. Ob man nun aus Schutt und Asche mit einem Wirtschaftswunder aufsteigen kann. Oder ob man am Ende der Fahnenstange noch mit dem linken Auge oben am Haken festhängt, derweil Ressourcen und Kapitalisierungsmöglichkeiten langsam aber sicher auslaufen. Bedenke alleine mal was früher Energie gekostet hat und heute. Und wie viele Möglichkeiten ein Investor für solide Investitionen hatte. Das sieht heute gänzlich anders aus.
Deswegen blubbern die Blasen ja auch so schön um uns rum.
Insofern, klar geht das noch schlimmer, reichlich.
Dezember 27th, 2012 at 15:32
@35 flatter
Da geht noch was, das sehe ich auch so. Ich frage mich nur, wie lange es noch dauert, bis es auch in .de so richtig fies wird. Bis jetzt läuft es ja noch so, dass das Feuer unterm Topf nur langsam erhöht wird.
Mir kommt es allerdings so vor, dass sich immer mehr eine gestresst-aggressive Grundstimmung breitmacht.
Dezember 27th, 2012 at 15:36
Während der Zeit des Wirtschaftswunders gab es 15 – 20 Jahre keynesianische Wirtschaftspolitik in den USA. Durch das System von Bretton Woods profitierte die GANZE Welt von dieser Wirtschaftspolitik und es gab das Deutsche Wirtschaftswunder. Übrigens gab es auch das italienische W. und das französische W.. Und in beiden Ländern war nicht viel zerstört (im Gegensatz zu D: Leipzig, Dresden, Mannheim u.v.m.). Keynes General Theory wird heute an den Universitäten und Fachhochschulen in D mit Volkswirtschaftslehre nicht mehr gelehrt. Während meines Studiums an der FH wurde Keynes mit keinem Wort im VWL erwähnt. Eine andere Wirtschaftspolitik könnte die Welt zum positiven für die Mehrheit der Menschen ändern. Das sieht man jedenfalls aus den Wirtschaftswunderzeiten nicht nur in D, auch in F und I.
Dezember 27th, 2012 at 18:36
Da ist was dran, aber die Frage ist ja auch, ob es überhaupt noch gewollt ist, dass eben viele am System gewinnen (können).
Dezember 27th, 2012 at 19:13
@Schorschel:Keynes funktioniert ab einer gewissen Marktsättigung nicht mehr. Dann geht nur noch plündern bis zum Kollaps. Mag sein, dass die Neolibs dem vorgegeriffen haben, aber mit Keynes geht gar nix mehr. Btw: Wenn du Keynes schon nicht mehr ‘gelernt’ hast, dann frag die Kollegen mal nach Marx.
Dezember 27th, 2012 at 19:47
Keynes ist ja auch bis zum bzw schon darüber hinaus Anschlag ausgereizt – mehr ‘deficit spending’ als durch die verschiedenen Kreditblasen geht nicht. Keynes hat übrigens auch nie so funktioniert, wie er sich das dachte, nämlich als kurzfristiger Anschub der Konjunktur. Vielmehr waren bereits im fordistischen Boom der Nachkriegszeit die staatlich notwendigen Ausgaben für Infrastruktur (Strassen als Voraussetzung der Autogesellschaft, Elektrifizierung, Kommunikation) so hoch, dass die Staatsverschuldung schon ein ‘Dauerbrenner’ war, als Nixon sein ‘We’re all Keynesians now’ abliess. Keynes Theorie diente da eigentlich nur noch als Feigenblatt. Und dann haben die ‘Neolibs’ den Geldhahn so richtig aufgedreht…
Dezember 27th, 2012 at 20:08
ich fühle mich zum äußersten provoziert.
Dezember 27th, 2012 at 20:12
@Klaus: Machst du jetzt einen Côtes du Rhône Villages auf?
Dezember 27th, 2012 at 20:12
eypaaaufsmaulaltaoderwas?
Dezember 27th, 2012 at 20:13
@flatter:
Marktsättigung? Meinst du damit, dass es keine Nachfrage mehr gibt oder dass es zwar Nachfrage gäbe, aber es an Geld fehlt? Das ist nicht das Gleiche! Das eine wäre die Marktsättigung (keine Nachfrage mehr, alle zufrieden), das andere ist das Ergebnis des Neoliberalismus (bräuchte noch was, habe aber kein Geld).
Dezember 27th, 2012 at 20:32
Ich meine vielmehr den Zustand, in dem sich Profite nicht mehr steigern bzw. erhalten lassen und kein reales Wachstum erzeugbar ist. Zum Beispiel, weil u.a. höhere Produktivität nichts mehr bringt, da bereits höchst mögliche Taktraten bei der holden Obsoleszenz angeschlagen werden. Nenne es meinetwegen “Strukturelle Absatzkrise”. Hinzu kommt, dass es einer gewissen Zahl an Sklaven braucht, um für Konsumenten zu produzieren. Das Verhältnis ist nicht beliebig und es kann nicht jeder Sklave zum potenten Konsumenten werden.
Dezember 27th, 2012 at 20:41
OT Livestreams vom 29c3: saal1.rtmp.29c3.fem-net.de, saal4.rtmp.29c3.fem-net.de, saal6.rtmp.29c3.fem-net.de
Dezember 27th, 2012 at 20:42
@ flatter:
Du weißt aber schon, dass Profite mit dem Wirtschaftswachstumm per se nichts zu tun haben? Es gibt und gab Wirtschaftswachstum auch mit niedrigen Profiten. Eine Profitsteigerung um mehr als die Wachstumsrate kann es (und gab es in den letzten 10 Jahren in D) mit Wachstumsraten um die 1 – 2% oder kann es sogar bei Schrumpfung der Wirtschaft geben. Das eine hat mit dem anderen direkt nichts zu tun.
Ich glaube auch, dass in vielen Bereichen die Produktivität bereits so hoch ist, dass hier eine Steigerung kaum mehr möglich oder sinnvoll ist. Vieles ist hier ausgereizt. Ich denke hier z.B. an die Landwirtschaft.
Was soll das aber mit der strukturellen Absatzkrise zu tun haben?
Dezember 27th, 2012 at 21:00
@Schorschel Nr. 50: Mach mal folgendes, nimm dir nen Zettel und nen Stift und multiplizier mal die exponentiell wachsende Produktivität (ersatzweise geht auch die BIP Kurve, aber Achtung hier mit den Maßeinheiten) mit der linear sinkenden Arbeitszeit.
Das Ergebnis is ne Kurve die der `strukturellen Absatzkrise`nahe kommt und erklärt warum die ganze Veranstaltung nur noch mit Tricks aller Art überhaupt aufrecht erhalten werden kann, aber eben nich mehr lange…
Dezember 27th, 2012 at 21:07
Erstens haben sie sehr wohl etwas damit zu tun, auch wenn sie nicht proportional sein müssen. Vor allem aber sind Profite ohne Wachstum dauerhaft nicht zu haben. Wir müssen da allerdings die Partien auseinander halten. Das ganze Gezocke (an den “FInanzmärkten” ist ein Nullsummenspiel, das Kapital bindet. Letzteres ist ein Segen, wenn man den Zusammenbruch verhindern will. Da werden aber keine Profite gemacht.
Ich meine auch nicht Kapitalvermehrung, die am Ende auf Zentralbankgeld zurückgeht. Ich meine schon Profite in der Realwirtschaft, ohne die am Ende alles nix ist.
Diese kann es bei Schrumpfung kurzfristig geben, aber nur durch Kostensenkungen, vor allem Lohndumping. Das verschärft aber nur die Absatzkrise. Auch deshalb ist die strukturell. Wo soll neuer Absatz herkommen (bzw. hingehen)? Kaptialsimus ist auf Expansion angewiesen – der Produktivität, der teschnischen Entwicklung, des Exports/der Absatzmärkte. Da ist aber Ende Gelände. Es sei denn, es tut sich ganz fix was Außerirdisches auf.
Dezember 27th, 2012 at 21:08
Nun, so sehr ich die Theorien von Marx auch schätze, die Unterscheidung zwischen Lumpen- und Proletariat teile ich nicht.
Ob es sich um ein strukturelle Absatzkrise handelt, wenn die Wette auf ein Produkt mehr wert ist, als Arbeit und Produkt zusammen, lasse ich auch mal dahingestellt.
Das Ende om Zyklus ist ja auch nicht erreicht. Denn die “Richtigen” verdienen sowohl an den Niederlagen, wie auch bei dem was gut geht, unabhängig der Krise. Nur die, die leer ausgehen werden immer mehr. Und dafür, dass das auch so bleibt sorgen eben diese auch gerne mal selber. Richtig doof ist es vor allem für die, die zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort geboren wurden. Die werden sicherlich auch in den nächsten Jahrhunderten nicht mal unsere Konsumentenfreiheit bekommen, aber gemäß unseren Gazetten mit einem frohen Lachen oder Positivgelalle auf den Lippen an Hunger oder fürchterlichen Krankheiten sterben. Selbst wenn sie in mühevoller Kleinarbeit auch das nächste Iphone für die Benutzung von Feynsinn zusammengeklebt haben. In dem Sinne: Frohes Neues!
Dezember 27th, 2012 at 21:14
@Eike: Siehe oben! Wir dürfen uns m.E. glücklich schätzen, dass das Kapital an den Börsen (noch) nicht woanders spielen geht.
Dezember 27th, 2012 at 21:24
Ein wenig Offtopic, passt aber mit hinein: Wir fragen in Parteibüros nach Übernachtungsmöglichkeiten und bekommen Rat bei Linken und Grünen. CDU und SPD lassen die seltsamen Besucher nicht über die Schwelle.
Und aus der Mid entspringt ein Schitt!
Dezember 27th, 2012 at 21:30
@flatter, das sehe ich anders. Das kapital spielt schon längst auch da mit, nur das es für andere erst sichtbar wird, wenn es bereits zu spät ist, mit dem Auskommen. Die Totalprivatisierung ist da nur ein Anfang. Das aber jetzt schon das Wasser unter den Hammer gekommen ist, hat nicht halb so viel Empörung ausgelöst wie Acta. Warum ist das so? Diese Maßnahme trifft zunächst einmal die Ärmsten und die will man als Mittelschichtler ja nur bei Weihnachtscharities sehen. Und wenn die dann auch noch scheiße aussehen, ist es doch Gottes Wille, dass Sie krepieren, wie die Insekten und guten Saatkörner, auf dem Monsantofeld. Aber dafür können wir jetzt alle seit Weihnachten Lanz in 3 D 4k sehen. Das betrachten Wir als Glück….
Dezember 27th, 2012 at 21:31
@ Landlode44:
Ich weiss schon was ihr meint: Durch die erhöhte Produktivität braucht man weniger Menschen für die gleiche Arbeitsmenge. Also selbst wenn keine Nachfrage mehr besteht (also idealerweise alle Geld hätten), bleiben Menschen ohne Arbeit, wenn die Produktitvität steigt. Klar.
Das gibt es aber schon seit Jahrhunderten. In der Vergangenheit ist man dem mit neuen Berufen und Einsatzgebieten für die Menschen begegnet. So gab es dann neben Bauern Handwerker, Soldaten, Ärzte, Anwälte, Schreiner, Musiker, Berufspolitiker und vieles mehr. Das alles sind Errungenschaften, die wir der Produktivitätssteigerung verdanken. Das ist unsere kulturelle Weiterentwicklung.
Dezember 27th, 2012 at 21:37
@Eike(56): Ja, sie sind auf dem Weg. Aber das wird noch richtig lustig werden, wenn der Konsum von außen nach innen zusammenbricht. So wie in Südeuropa eben.
Dezember 27th, 2012 at 21:39
@Schorschel (57): Was das System bislang ‘gerettet’ hat, waren technische Innovationen, Produktivitätssprünge, die neue Produkte ermöglicht haben und Kriege. Nur letztere stehen heute noch zur Verfügung.
Dezember 27th, 2012 at 21:49
@flatter 58, Der Konsum ist da viel zu überschätzt. In Deutschland passt der Binnenmarkt schon seit Dekaden nicht mehr, trotzdem sind wir Vorbild. Selbst die Kanisterköppe ;) machen sich schon lustig über unsere outgesourceten (cool die Rechtschreibkorrektur schlägt mir durchgerosteten vor) Alten.
Dezember 27th, 2012 at 21:51
Ne Schorschel, Nro. 57, das Kapital hat nen Problem, ein gewaltiges, sowohl die einzelnen Proftraten als auch die Profitmenge kackt ab. Und das gewaltig. Also wird jetzt spekuliert – das sog. fiktive Kapital betritt die Bühne. Mit allen Folgen bis zum vollständigen Zusammenklapp.
Die Lösung des Problems liegt im Wort Lösung selbst, loslassen von der wahnsinnig gewordenen Verwertungsmaschinerie, loslassen von der Lohnarbeit, ja loslassen vom Geld…
Das mit der Arbeit, naja, das Menschlein is zum leben
auf der Welt, nich zum aarbeidn, ich jedenfalls.
Dezember 27th, 2012 at 21:54
@ 57 Eben nicht, die Kriege waren dann erforderlich, wenn wirklich die Ressourcen knapp wurden. Sie sind es ja heute nicht. Wir könnten tatsächlich jeden Menschen der Erde mit einer Art Obdach und ganz gewisslich mit Nahrung versorgen. Wir tun es nur nicht. Zum einen weil wir die anderen gerne Leiden sehen, zum anderen weil wir den Amerikanischen Traum verwirklicht sehen wollen und zum Dritten nur wegen der Boshaftigkeit oder Befriedigung sonstiger Gelüste. Machbar ist das alles, aber es bringt halt keine Rendite von über 20 %. Also scheißen wir eben drauf!
Dezember 27th, 2012 at 21:56
Die neuen Produkte und die neuen Dienstleistungen waren und sind ja auch das Merkmal unserer Zivilisation. Ich denke da im zivilen Bereich an den PC an dem ich gerade Tippe, an ärztliche Versorgung, eine trockene Wohnung mit Wasser / Abwasser / Heizung usw.. Alles Dinge, die das Leben der Allgemeinheit verbessert haben und nur durch Produktivitätssteigerung / Arbeitsteilung erreicht werden konnten. Kriege sehe ich als Irrwege der Zivilisation und nicht als deren Ausdruck, auch wenn viele Zyniker dies anders sehen.
Dezember 27th, 2012 at 21:57
@Eike(60)
Wen interessiert von Kapitalseite der Binnenmarkt? Max. die kleine(re)n Krauter, die nur hier verkaufen können, das sind auch die, die immer wieder Protektionismus einfordern. Die haben dann den Staat, der versucht ihnen bessere Bedingungen zu schaffen – das ist dann zb. die Erweiterung des Binnenmarktes durch Schaffung des Euro. Die Großen agieren eh global, die interessieren sich für die Herstellungskosten in DE und auch da ist Staat mit seiner Gesetzgebung immer wieder gern zur Stelle um die Bedingungen zu verbessern – muß er auch, so er irgend kann – denn (sorry) allein dazu ist er da.
Der Konsum wird alles andere als unterschätzt, es ist eben nur egal, wer konsumiert und wo ;-)
Edit: Eike(62) Kriege sind nicht wegen der Rohstoffe/Ressourcen da, wegen der Absatzmärkte. Und sie sind dazu da, einen ‘Streichholz’ an bereits ‘zugewiesenes’ Eigentum zu halten und da bereits so ziemlich alles ‘zugewiesen’ ist, an die Eigentümer selber, sonst gibts nämlich keine Möglichkeiten zur Erweiterung mehr, außer die bereits von @flatter genannten Außerirdischen.
Dezember 27th, 2012 at 21:59
@Eike(62) [ich nehme an, du meintest 59?]:
Der Krieg wäre nötig als Reset. Das vorhandene Knowhow allerdings würde recht schnell wieder dieselbe Produktivität und Marktsättigung erzeugen, so dass die Resets ebenfalls immer höher getaktet werden müssten. Es ist Irrsinn.
Dezember 27th, 2012 at 21:59
@ Langlode (Rechtschreibkorrektur schlägt Nagelnde vor): Gott ist Arbeit und Arbeit ist Gott! Deutschland hat da noch andere Sprüche für, aber das kriexu in den nächsten 500 Jahren hier nicht aus den Schädel der Majorität. Wie ich schon in den 80ern erfahren habe: “A Job is nothing but work.”
Dezember 27th, 2012 at 22:00
@ Eike 62:
Das sehe ich auch so. Es ließen sich 10 Millarden Menschen auf dieser Erde ernähren. Aber wenn man 20% (oder sagen wir mal 10 – 15%) Rendite will, dann müssen dafür Millionen ins Gras beissen. Und die Politik findet das noch gut (die 10 – 20% Rendite, der Rest ist Kolateralschaden).
Dezember 27th, 2012 at 22:03
@Schorschel(63) wunderbare Idee, aber mit bzw. innerhalb des Systems Kapitalismus nicht (mehr) umsetzbar – hier waren im übrigen Innovationen, Arbeitserleichterungen, Produktivitätssteigerungen immer nur Abfallprodukt der Gewinn-/Profiterzielung. Um mehr gehts hier nicht und gings hier nicht.
Wenn es um das andere ginge, muß also was anderes her, das das in den Mittelpunkt stellt, wenn das gewünscht wird.
Dezember 27th, 2012 at 22:07
@Eike(66) – Geld verdienen steht noch höher und die meisten denken, daß sie dafür arbeiten müssen. Was Quark ist, richtig verdienen wird hier immer nur der, der gerade nicht arbeiten muß und andere für sich arbeiten lassen kann.
Dezember 27th, 2012 at 22:09
@ flatter: 65? Als Reset sicherlich. Vielleicht schaffen es ein paar A-Nukes, was die letzten Weltkriege nicht hinbekommen haben, zumindest wäre ab einer gewissen Verstrahlung zumindest menschliche Mutation möglich, die, wer weiß, auch zu einer anderen Art des Zusammenlebens führen könnte. Daran glaube ich indes nicht. Es sind letztlich immer die gleichen, die sich durchsetzen und eben das System (aus)machen. Eine Art Reset klar, in kleinen Gemeinschaften funktioniert es ggf. sogar mit der Solidarität. Für die Gesamtheit darf man das bestimmt bezweifeln.
Dezember 27th, 2012 at 22:11
Man kann machen, was er/sie will, ich bezweifle es nicht – und nicht nur – weil es unser einziger Ausweg wäre @Eike(70)
Dezember 27th, 2012 at 22:12
@ Wat 69? Nö, ganz sicher nicht. Du musst nur mal vom Mittelstand wegkommen oder in einer größere Stadt schauen (reine Vermutung). Es gibt Leute, die würden sogar zahlen, um zu arbeiten. Und das ist leider nicht witzig gemeint. Erfahrungen habe ich da bereits gemacht.
Dezember 27th, 2012 at 22:14
@Eike Nro. 66: 500 Jahre, meinste wirklich…? Egal, hab ja mein Dschob, jeden morgen auf der andern Seite
des Zauns nachschaun das niemand die krummgeschlagnen
Nägel wieder hochgebogen hat…
Ne, 500 Jahre hält das keine Sau mehr aus, nich mal meine Schwägerin.
Mit dem Nageln, da gabs noch ne andre Bedeutung. Hab ich wohl vergessen, muss mal nachlesen…
Dezember 27th, 2012 at 22:17
@Eike(70): Ich meinte ein Reset des Kapitalismus. Alles von vorn, erst Keynes, dann Hayek und dann noch mal.
Dezember 27th, 2012 at 22:20
@Katze(29)
Für mich stellt sich die Frage, ob ich beim Einrichten des Schweinestalls behilflich sein soll, so nicht.
Ich weiß, daß ich das nicht will, ich sehe, wo ich das soll – und werde es trotzdem so manches mal machen müssen.
Und nur, wenn ich tatsächlich keinen Ausweg sehe (manchmal gibt es nämlich einen bei viel geringerem Salär) mache ich es – ich muß es tun.
Ich bin genauso in diesem System verfangen und kann es weder allein ändern, noch allein raus.
So was wie Schadensbegrenzung.
Ich mach nur eins gewiß nicht mehr und da ist mir bisher auch in übersichtlicher Zeit immer eine Lösung eingefallen – ich sage niemandem mehr, wie er arbeiten muß und schon gar nicht bei Arbeiten, die ich selbst nicht machen will/wollte.
Dafür hab ich mich in Hartz4 schicken lassen, dafür auf ‘Beförderungen’ verzichtet und so manche innerbetriebliche Ausschreibung nicht gezeichnet, obwohl ich beste Aussichten hatte – das versuche ich weiter so durchzuhalten, ich hoffe, es gelingt.
Btw. Jag den Menschen nicht so einen Schrecken ein mit: Ich habe fertig.
Ich kann mich gut an ein Post von vor etwa zwei Jahren erinnern, da warst Du auch schon ganz schön runter… jetzt biste immerhin schon zwei Jahre weiter, außerdem darfste Dich nicht einfach so verkrümeln… ich will, daß wir mehr werden, nicht weniger ;-)
Das mit der Verachtung hatte ich übrigens geschrieben, wegen der wiederholten Bezeichnung “Scheißviecher”.
Dezember 27th, 2012 at 22:34
@langlode 73 Ja, der Mensch ist eine Gewohnheitstier, kannste auch bei Flatters Posts ableiten – Erst die Kelten, die Bäume den Abhang runterrollen und dann ein paar Menschen anzünden (hm, kennt jemand das Comic the Crow?;)), dann die Katholen die gleich die Menschen anzünden und dann die ehemaligen Festtage zu ihren Spaßtagen umdeklarieren (wenigstens konnten die meisten nicht lesen oder schreiben), dann irgendwann 30 Jahre Krieg wegen Farbunterschieden, dann irgendwann 2 Weltkriege, die nicht halb so lang gedauert haben und ein paar Millionen Tote später, kriegt man`s immer noch nicht auf die Reihe und denkt einfach, statt den anderen direkt zu killen, entziehen wir eben denen die Lebensgrundlage. Dann können wir uns auch gleich an derem Verrecken einen runterholen, weil den Ständer hamwa eh schon, bei Porno in 3 D 4k. Ja, der Fortschritt ist sicherlich unglaublich, vor allem, wenn man bedenkt, dass es erste Tote wegen Apple Maps im Australischen Outback gab. Also irgendwie kommt es mir so vor, als würde es wirklich so etwas wie Schicksal geben.
Dezember 27th, 2012 at 22:34
@Eike(72): Deine Einschätzung ist Dir als Deine unbenommen. Aber ich bin lange, lange vom Mittelstand weg, hier bist Du schon solcher, wenn Du überhaupt einen Job hast, auch wenn bei einem Lohn, der um Hartz4 kreiselt… natürlich ist das Hauptsache Job. Aber nicht wirklich – Job ist nicht nur Einkommen, ist auch gefühltes Dazugehören…
Dezember 27th, 2012 at 22:52
@ flatter An ein Reset vom Kapitalismus glaube ich erst, wenn es soweit ist. Wie gesagt, die “Richtigen” verdienen immer dran, selbst wenn es Dir der mir schlecht gehen sollte. Wie köderst Du am Schnellsten ein Schwein, eine Katze, einen Hund oder einen Raben? Daran sieht man, das unsere sogenannten Unterschiede zum lieben Vieh eben nur unsererseits herbeigerufen sind. Nur beim Schlachten quieken sie alle gleich.
Dezember 27th, 2012 at 22:58
@ Wat 77 und jetzt noch mal: Arbeit ist Gott – Gott ist Arbeit! Arbeit macht frei! Und dann schön katzbuckeln, natürlich nur beim Nächsthöheren: Wollense noch etwas Zucker in den Kaffee oder kann ich nachher noch 4 Stunden dranhängen, weil ich draußen eine Rauchen war? Wie darf ich mich für sie denn prostituieren?” Für kleine Scheinselbständige gilt da sicher noch anderes. Kleine Selbständige werden froh über Insolvenzverfahren sein, genau, wie einige vielleicht über die Privatinsolvenz. Ich vermute aber, auf lange Sicht wird sich “Russsisch Inkasso” überall durchsetzen. Und das ganze zur sagenumwobenen 0 % Finanzierung, hrhr. Genau, wie bei der 0 % Zusatzrente. Und jetzt rate mal wer am meisten drüber lachen wird (mit Ausnahme Deiner geschätzten “Kollegen”?
Dezember 27th, 2012 at 23:02
@Eike(79): Friedhofsbank… ich setz mich nicht zu Dir da drauf ;-)
Edit – aber Danke für die mal wieder wohl unvermeidliche Einladung dazu von Dir.
Dezember 27th, 2012 at 23:03
OT Boah, war der Vortrag und die Fragestunde in Saal 1 (3 Whistleblower berichteten, eine davon ist die Anwältin von Assange) gut. Wenn der 29c3 rum ist, dann werde ich das mal hier verlinken. Vielleicht stellt flatter auch einen Artikel bereit, denn ich würde es begrüßen, wenn möglichst viele Leute sich das anhören würden, was dort erzählt wird. Nicht alle Tage erzählt ein ehemaliger technischer Direktor von der nsa, wie sie versuchen, ihre targets mit Hilfe gesammelter Informationen aus Suchmaschinenanfragen und persönlichem Mailverkehr zu finden.
Die Botschaft ist verkürzt: Fuck google. Keine Emails mehr ohne Verschlüsselung. Verwendet Tor.
Dezember 27th, 2012 at 23:14
Gähn, Rainer….das galt schon vor fast 20 Jahren und ist zumindest jedem Verbrecher der Welt, der nicht gerade ‘ne Kartoffel im Schädel hat, bewusst: Kommunikation nur über’s Herkömmliche, dann klappt`s auch mit den Absichten. Der gute alte Notizzettel, die umgequarzten Funken….eigentlich auch logisch. Internet ist ein Massenmedium geworden – wie die Bildzeitung. Deswegen haben selbst größere Betriebe auch ein Intranet. Web 2.0 kann man gut für Floskeln nutzen, was auch die Meisten tun.
Dezember 27th, 2012 at 23:20
@Eike: Schön für dich, dass Du das bereits alles weißt und dich dementsprechend verhälst.
Alles ist sinnlos und sterben müssen wir sowieso.
[Polemik off]
Ich bin nun aber selbst seit 20 Jahren im Web und seit über 30 Jahren mit der it verflochten. Das Problem ist doch, dass einem keine Sau glaubt, was da abgeht. Mit mir wollte nie jemand pgp-verschlüsselte Nachrichten austauschen. Zu aufwendig. Braucht man nicht, man hat doch nichts zu verbergen.
Dezember 27th, 2012 at 23:46
@Rainer da gehöre ich auch zu, weil ich eben das wirklich Wichtige analog austausche. Selbst bei den BBS hat es sich ähnlich verhalten. Man hat sich zwar die “Gadgets” zugespielt, aber die wesentliche Kommunikation lief nicht über die Box. Wer`s anders hält, darf sich nicht wundern, wenn was passiert. Wer`s wirklich nicht gewusst hat, hatte entweder keine Zeit, sich der Thematik zu widmen oder die Möglichkeiten das alles was auch reingeht, rausgehen kann, nicht bedacht. Meistens sind derartige Konstrukte aber nur Gedacht, um nach näherer Prüfung ggf. eine Versicherung abkassieren zu können. Zufälle gibt es nunmal wenig im Leben, aus ähnlichen Gründen. Alles wissen tue ich nicht. Ich lerne aus Erfahrung. Das tut oft weh und gibt man nicht gerne zu.
Dezember 28th, 2012 at 00:01
@Rainer: Meine Methode – da die meisten nicht mal nen Key haben – ist eher kodiertes Gelaber (mache ich Irrer schon automatisch) und Informationsflut, die nicht auswertbar ist. Aber schreib mir gern beizeiten Mails, dann machen wir ggf. was draus. Ich mpsste mir mal nen neuen Key besorgen, weil ich meinen privaten *räusper* vergessen hab.
Dezember 28th, 2012 at 00:40
Ok. Zumindest die Jüngeren verfolgen hier ja auch Fefe. Was ist denn dessen Aussage zu “Sicherheitsfirmen”? Evtl. war das “Snakeoil”, aber ich lasse mich gerne berichtigen. Was macht Euch denn so sicher, dass es sich bei anderen Produkten in der Art um was anderes handelt? Ich kenne nicht einen Programmierer, der sich eben nicht eine “Backdoor” offen hält, zumal wenn die Instantnudeln aus sind (Ok, der war 80er…). PGP war früher das Ding, jetzt offenbar Tor in Verbindung mit Proxies, die man selber nicht rückverfolgen kann…hmhm…Wohl dem, der Mathematiker ist. Der hat spätestens hier einen Ansatz, um selbst zu programmieren, sollte er über die Zeit Verfügen (frei nach Schockwellenreiter: lernt zu Programmieren oder werdet programmiert). Alle anderen können es nur nutzen, in der Hoffnung, das eben nix Schlimmes passiert (hm, hatten wir das nicht oben weiter schon als Gedanken?). Bei der ganzen Sicherheit wird ein Gedanke des Internets leider vergessen. Die Freiheit. Du kannst nur alles ansurfen, wenn Du auch bereit bist, ein Risiko einzugehen. Allein Noscript (bei Tor mit enthalten) wird eben dafür sorgen, das relativ profane Webseiten, nicht oder nur tw. sich öffnen. Das schöne dabei: Darum kann man wieder eine Industrie spinnen, wo Du denkst, das mit dem Kauf der Produkte und bei Schwierigkeiten, die Kasachische Hotline, weiterhilft. Die Frage ist immer: Cui Bono? Gut hat´s der, der die Personen hinter den Produkten also wirklich kennt und daher Absichten eruieren kann. Das sind aber eher Wenige. Um es noch mal deutlich zu sagen: Sicherheit ist eine Illusion! Sowohl im persönlichen Bereich, wie auch im Technischen. Wen du nicht selber versiert in der Thematik bist, kannst Du bestenfalls Einfaltspinsel täuschen. Und die haben ganz sicher andere Ziele als Deine Nutzerprofile. Wie bei der Glotze, heißt es auch bei allen anderen Massenmedien: Einfach mal Abschalten. ;) Wer ohnehin schon Jahre im Netz ist und auch gerne Web 2.0 mit angeschlossenem Paypal via Iphone und Co, nutzt, ist zumindest reich (kleiner Hinweis für die Diebe und Bots, die auch die Blogs abgrasen). Möge der Bessere gewinnen!