Es ist nicht alles „Faschismus“, was der Kapitalismus so an Auswüchsen zu bieten hat, aber es kommt immer wieder verdammt nahe heran. Vor allem ist es eigentlich egal, wie man es nennt. Sofern man bereit ist, dem Monster ins gähnende Maul zu schauen, zu erkennen, was da wirkt und wo es zwangsläufig enden muss, ist es hinreichend, “Kapitalismus” genau so zu nennen. Das ist kein Pudel namens “Marktwirtschaft”, sozial ist daran schon gar nichts und jede Kette, die ihm angelegt werden soll, legt er sich allenfalls als Schmuckwerk auf. Die Ketten tragen andere. Die Zuträger, der Plebs, das Proletariat, das Präkariat, die Sklaven, die Leibeigenen. Immer wieder, trotz Aufklärung, trotz Nationalsozialismus, trotz „demokratischer“ Versuche.

Die Macht hat das Geld und sonst niemand. Die es haben, die Eigentümer, bestimmen die Regeln, und wo immer es zu einem Konflikt kommt zwischen den Rechten der Person, persönlicher Freiheit, selbst sogenannten “Bürgerrechten” und dem Kapital, siegt das Kapital. Du darfst nicht öffentlich sagen, was du denkst, schon gar nicht schreiben. Du darfst nicht zeigen, was du siehst, du musst immer auf der Hut sein, dass du nicht etwas öffentlich machst, was einem anderen gehört. Ein magentafarbener Buchstabe vielleicht, ein Foto von einem Brötchen, ein gepfiffenes Lied von einer bekannten Band. Das gehört dir nicht, also darfst du das nicht.

Jüngstes Beispiel, in dem es nicht einmal einen Armen trifft, sondern wen, der sich gewehrt hat, sind Schokoladenbären der Firma Lindt. Ein Bär aus Schokolade, eingeschlagen in goldenem Staniolpapier, wie Lindt das schon immer macht. Das ist dann aber ein “Goldbär”, und die gehören alle Haribo, weil die ihre ekligen Gummibärchen so nennen. Wenn etwas nur so heißt, dann darf es schon nirgends mehr vorkommen, wo die Marke nicht Eigentum ist.

Willste übern Rasen laufen, musste dir ein Grundstück kaufen

Es wurden auch schon für Martinslieder Tantiemen kassiert. In Europa soll man kein Wasser mehr trinken dürfen, das einem nicht gehört. Diese sogenannten „Rechte“, die nichts sind als Knechtung und Entrechtung, sollen durchgesetzt werden, als sei jeder, der an einer Quelle trinkt, ein Dieb. Der Staat macht sich auf erbärmliche Weise gemein mit den Profiteuren, die Losung „zu viel Sozialstaat“ bedeutet nichts anderes als den Aufruf zur totalen Warengesellschaft. Alles ist käuflich, alles ist Eigentum. Die Luft zum Atmen wird auch noch privatisiert werden. Das meine ich wortwörtlich.

Wie in jeder vergleichbaren historischen Situation werden vermeintlich freie Menschen wieder einmal in Leibeigenschaft gezwungen, glaubt eine Mehrheit, sie führe damit ganz gut, bejubelt das Ganze noch oder ist einfach desinteressiert. Das beste Beispiel dafür sind die Facebook-User, die sich seit Jahren abkochen lassen und jeden Rufer aus der Wirklichkeit als Spaßbremse abtun. Jetzt wird die nächste Stufe gezündet: Alle Bilder, die auf Fashbook gepostet wurden, sollen einer Bildagentur zur beliebigen Nutzung übertragen werden. Sie müssen also damit rechnen, dass die Benutzung des eigenen Bildes bald abgemahnt wird.

Na ja, so schlimm es schon nicht werden“, oder? “Ich bin davon ja noch nicht betroffen“, richtig? Besser noch: “Mich wird es schon nicht treffen” oder “Sollen sie doch machen, ich habe nichts zu verbergen“, “Es sind ja nur ein paar Bilder” und “So ist das eben heutzutage“?

Beam me up …