salatmuell

Es ist wirklich kaum zu fassen. Neulich habe ich mich schon schiefgelacht, als fefe sich seinerseits amüsierte über die Story von Russen, die Vorräte anlegen, um den Weltuntergang zu überleben. Ist ja klar: Wenn die Welt untergeht, braucht man Konserven, Kerzen und Panzerkekse. Nicht auszudenken, wenn die Erde in die Sonne kracht und wir haben keinen Proviant für den Flug. Noch besser finde ich die äußerst komischen Verrenkungen des Geldfetischismus, der sich in Phantasien zur Apokalypse Ausdruck verschafft. Aber spannen wir zunächst einen Bogen.

Wenn der Volksmund den nach ihm benannten Geruch in die Welt entlässt, offenbaren sich regelmäßig gewisse Asymmetrien in den Relevanzkriterien: Hier ich, da die Welt. Ich erinnere mich an die Zeit vor dem ersten Golfkrieg, als diverse Karnevalsveranstaltungen abgesagt zu werden drohten (was dann auch tatsächlich geschah). Eine mir damals persönlich bekannte Lokaljournalistin berichtete von Vorbereitungen zu einer Party vom DRK. Dort hatte eine engagierte Rotkreuzlerin die entscheidende Frage gestellt: “Wenn der Saddam die Bombe schmeißt, wat mach ich dann mit all der Kartoffelsalat?”

Die surreale Komik solcher Momente erschließt sich nicht jedem, zumal einem in der Tagesschau auch nicht gesagt wird, was daran nun witzig sei. Und damit zurück zum Geldfetisch. Generationen geifergeschulter Marxisten haben versucht, den Unerleuchteten beizubiegen, was das sei: Warenfetisch, Geldfetisch, Kapitalfetisch. Die Erklärungen dazu bleiben quasi zwangsläufig abstrakt, komplexer als das Phänomen selbst und werden natürlich bei der Gelegenheit mit allerlei Lametta aus dem Debattierzirkel behängt. Ich will kurz skizzieren, wovon die Rede ist:

Das krieg ich für mein Geld

Das Produkt als Ware wird in eine vorgeblich natürliche Verbindung zum Geld gesetzt. Als sei der Warenwert etwas dem Produkt Inneres, die Repräsentation eines Tauschverhältnisses. Reicht das schon? Um das Phänomen theoretisch korrekt einzugrenzen, bedarf es der Anleihen an vorhandene Theorien und Begrifflichkeiten. “Repräsentation” etwa ist eine philosophische Kategorie, mit der man sich auch erst einmal eine Weile beschäftigen muss, um zu verstehen, was hier geschieht. Man kann auch psychologisch einsteigen, der Begriff “Fetisch” weist ja darauf hin, oder religionssoziologisch, was auch angedeutet ist. Einfach ist das nicht, und es lässt sich auch nicht wesentlich vereinfachen, wenn man es wortwörtlich zur Sprache bringen will.

Illustrieren kann man es wohl, und damit kommen wir endlich zum Schluss des Kreises. Ich hörte zwei Meinungen von Meinungsbürgern zu der Frage, was sie denn täten, wenn der Weltuntergang unmittelbar bevorstünde. Der eine sagte wohl, er wolle alles Geld abheben, ein Auto leihen und in den Urlaub fahren. Der andere meinte gar, er würde eine Bank überfallen und die Kohle im Puff verbraten. Geld abheben, Geld rauben und dann am letzten Tag damit bezahlen. Ist klar: Die letzte Fahrt will bezahlt sein, denn wer lässt sich schon verschuldet in den Orcus blasen?

Womit wir endgültig beim Thema sind: Die Hure, die weiß, dass sie gleich verdampfen wird, macht noch einmal die Beine breit für ein paar Dollars mehr. Logisch. Sie ist schließlich eine Hure, die tun’s für Geld. Das ist bei denen so eingebaut. Aber nicht nur bei denen. Das ist nämlich schon im Geld eingebaut. 70 Euro sind ein Mal Ficken. Das, liebe Kinder, ist der Geldfetisch.