Netzwelt


In der FR schrieb heute jemand von “uniformierten Argumenten” beider Seiten, wenn es ums Urheberrecht geht. Das mag man so sehen, aber es fügt der Diskussion nur eine weitere schablonenhafte Betrachtungsweise hinzu. Warum können Journalisten nicht erkennen, wo eine verkrampfte vorgebliche Neutralität nur Unsinn hervorbringt?

Es stimmt schon inhaltlich nicht wirklich. Die ‘uniformen’ Beiträge der biestigen Verteidiger von übertragenen Eigentumsrechten überbieten sich in bizarren Verdrehungen und grotesken Szenarien, die weder mit den Argumenten irgendwelcher Gegner zu tun haben noch mit einer jemals möglichen Realität. Ich mag das im einzelnen schon nicht wiederholen. Eben las ich ausgerechnet im Feuilleton der FAZ, von dem man inzwischen Besseres erwarten darf, einen solchen Schwachsinn, dass ich nach wenigen Zeilen schon ausgestiegen bin.

Was die Terrier der Content-Industrie tatsächlich nicht begreifen (vermutlich im Gegensatz zu den Profiteuren selbst), ist die Vorstellung eines Systemwechsels. Sie schwafeln von Enteignung, wo es um andere Verteilungsmodalitäten geht und sehen also böse Menschen, die ihnen etwas wegnehmen. Arbeit ohne Lohn, Künstler in Armut. Sie sehen weder, dass die allermeisten Künstler längst schon arm sind, noch kapieren sie, dass Enteignen und Wegnehmen eine Frage der Perspektive sind. Niemand will Künstler enteignen. Aber es will auch niemand von Konzernen enteignet werden.

Bundesinkassorepublik

“Bloß keine Fakten” scheint der Ansatz der Reaktion zu sein. Etwa dass die Industrie, nachdem sie endlich etwas getan hat, um wieder kassieren zu können, tatsächlich satte Gewinne damit macht. Oder die Tatsache, dass mit Konzerten inzwischen Milliarden gemacht werden; die Ton- bzw. Datenträger Werbung für die Touren sind, wo es früher umgekehrt war. Was wollen sie denn noch? Dass die Fans nicht nur alles ausgeben, was sie haben, sondern sich verschulden, um den Kult mitmachen zu können? Und was zur Hölle hat ein Tatort-Schreiber zu kamellen, der von GEZ-Gebühren finanziert wird? Für wen hält der sich? Für Tarantino?

Derweil wird immer deutlicher, dass der Fluchtpunkt der Vorhaben zu Überwachungsgesetzen – wie von den Gegnern schon lange vermutet – in einem großen Inkasso liegt. Es geht und ging nie um Kinderpornos, Terror und Kapitalverbrechen, sondern um die Verfolgung illegalen Medienkonsums. Dass die Vorratsdatenspeicherung nicht taugt zur Prävention schwerer Verbrechen, dazu gibt es nicht nur Gutachten. Wie dringend das ist, zeigt der Fall der Naziterroristen und das Vorgehen der zuständigen Staatsanwaltschaft. Im Fall einer ungeklärten Mordserie wurden da mal eben die Asservaten vernichtet. Und jetzt sollen wir also glauben, die Daten von Zigmillionen unverdächtigen Bürgern müssten aufbewahrt werden, um Verbrechen aufzuklären?

Man müsste dankbar sein für ACTA, wüssten die Bürger nur, was dieses Vorhaben wirklich war. Aber auch hier vernebeln die Medien anstatt aufzuklären. Dazu darf jeder Depp seinen unqualifizierten Kommentar abgeben, anstatt einmal die Inhalte und Urheber des Abkommens zu benennen. Was Dieter Nuhr zum Beispiel dazu verbraten hat, ist an Dummheit nicht zu überbieten. Leider erreicht dergleichen sehr viel mehr Menschen als die nötigen Informationen.

Alles für den Markt

Es findet hier keine Güterabwägung mehr statt, sondern die Verwertung, simples Profitstreben, erfährt den Vorzug vor Bürgerrechten und jeglichen anderen Interessen. Kapitalistischer Wildwuchs ist das, sonst nichts. Die privaten Daten aller Bürger werden vervielfältigt, gespeichert und den Konzernen nach Bedarf zur Verfügung gestellt, damit die zum Zwecke des Profits produzierten Daten nicht kostenlos zugänglich sind. Wenn man so die Prioritäten setzt (im übrigen wie so oft verfassungswidrig), zerstört man ein Rechtssystem, um Interessen zu schützen.

Was die Uniformierten der einen Seite am wenigsten kapieren, ist dass ein Systemwechsel bedeutet, dass alles anders wird. Wenn also das klassische Urheberrecht, das ohnehin völlig gescheitert ist, abgeschafft wird, dann kann es neues Recht geben. Neues Recht, das die Möglichkeit schafft, die Interessen aller Beteiligten demokratisch auszutarieren.
Die Alternative ist, das Alte gegen die Wirklichkeit zu verteidigen. Ein Versuch, der schon immer zwei mögliche Wege gegangen ist: Diktatur oder Revolution.

 
typstarDie Bundesregierung i.e. das Justizministerium hat bekanntlich behauptet, die eigentlich obligatorische Auskunftspflicht bezüglich der Tätigkeit seiner Beamten gelte ab sofort nicht mehr, da durch das gefährliche Internet® mit seiner gefährlichen Anonymität® eine Gefahr für die Sicherheit des Landes, der Welt und der umliegenden Ortschaften bestehe. Daher wurde es abgelehnt, zu veröffentlichen, wer für die BRD an den ACTA-Verhandlungen teilgenommen hat.

Dagegen hat Mathias Schindler Widerspruch eingelegt [pdf, via fefe], und seine Begründungen bzw. die seiner Anwälte lesen sich äußerst stichhaltig. Ganz anders als das allgemeine Blabla von Gefahren, die angeblich mit einer Veröffentlichung verbunden seien. Zurecht wird im Widerspruch darauf hingewiesen, dass Gefahren für die öffentliche Sicherheit konkret sein müssen und es künftig jede Behörde von jeder Auskunftspflicht enthöbe, wenn die Möglichkeit einer anonymen Schelte “im Internet” schon eine solche Gefahr darstellte.

Tödliche Gefahr

Vielmehr muss befürchtet werden, dass die Abwehr der Gefahr einer ungestörten Korruption durch solche Konstruktionen unmöglich gemacht würde. Gegen diese Argumente hilft wohl nur die Arroganz der Macht. Mit sachlichen Einlassungen ist da nichts mehr zu machen, und es riecht schon schwer nach Karlsruher Auflauf.

Das Ammenmärchen von der Anonymität im Internet® kann man ohnehin nur Leuten erzählen, die sich regelmäßig beim Üben des Doppelklicks Gehirnerschütterungen zuziehen. Die fest glauben, man müsste endlich alles aufzeichnen und nichts mehr verbergen, um die anonymen Verbrecher endlich zu finden, die uns alle gefährden. Wer bitte soll aber wirklich anonym sein im Internet?

Ich mache hier die Erfahrung, dass Leute teils jahrelang ihre Cookies nicht löschen. Ihre IP hinterlassen sie ohnehin. Sie geben sich hier Nicknamen, was auch sinnvoll ist, um in einer Diskussion wiedererkannt zu werden. Das ist die Regel. Da ist nichts anonym, und wer etwas über wen wissen will – zumal wenn es um rechtliche Dinge oder eine konkrete Gefahr für die öffentliche Sicherheit geht, der findet das auch heraus. Wie lächerlich soll das noch werden, was da dementgegen amtlich abgesondert wird? Vollends karnevalistisch wird schließlich die Behauptung, “Blogger” seien anonyme Heckenschützen der virtuellen Öffentlichkeit. Niemand von uns ist auch nur annähernd anonym.

Stadtbekannte Geheimblogger

Fast alle, die gelesen werden, haben ein Impressum oder schreiben ohnehin unter ihrem Klarnamen. Und wenn nicht, findet man im Fall eines Rechtsstreits über den Provider heraus, wer da so gefährlich ist. Woher kommen wohl solche Begriffe wie “Abmahnwahn”, wenn hier alle anonym sind?

Aber so ist das mit der Kommunikation der Obrigkeit gegenüber ihren Untertanen: Offiziell sind sie zur Auskunft verpflichtet, tatsächlich verschanzen sie sich im Schutze der Anonymität. Wenn sie einmal ‘Auskunft geben’, sind sie gern bemüßigt, gefärbte Argumentationen abzuliefern statt präziser Informationen. Da wird die Wahrheitsfindung zum fröhlichen Eiersuchen im dichten Dickicht.

In diesem Sinne: Frohe Ostern!

 
Die zentrale Aussage des Koalitionsausschusses betreffs “Leistungsschutzrecht” ist folgende:

Gewerbliche Anbieter im Netz, wie Suchmaschinenbetreiber und News-Aggregatoren,
sollen künftig für die Verbreitung von Presseerzeugnissen (wie Zeitungsartikel) im Internet
ein Entgelt an die Verlage zahlen
“.

Das bietet reichlich Raum für Spekulationen, zumal die Schwammigkeit dieser Formulierung nicht einmal ahnen lässt, was später Gesetzestext werden soll. Es sei denn, dies soll ernsthaft die Vorlage dazu sein. Was, so ist die zentrale Frage, bedeutet das “wie” in dem Text und was “gewerblich”? Dies ist bereits von vielen Kritikern erläutert worden. Sind etwa Seiten “gewerblich”, die ab und an Werbung beinhalten? Solche, die Zählpixel der VG Wort enthalten? Die mit einem flattr-Button? Diejenigen von Freiberuflern? Das müsste geklärt werden, es sei denn es handelt sich um eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Juristen.

Von Suchmaschinenbetreibern Schutzgeld zu kassieren für nichts wird kaum gelingen, zumal die sich gute Anwälte leisten können. Google wäre gezwungen, die Nachrichten nicht mehr zu indexieren, wenn es die Kosten vermeiden wollte. Kann man dann Google dazu zwingen, dies trotzdem zu tun? Ich wage das zu bezweifeln. Man kann mit dem Kartellrecht drohen, aber das kann man ganz unabhängig von diesem Unsinn, und wer sich einmal erpressen lässt, lebt unruhig. Weder Google noch Microsoft würden also freiwillig zahlen, weil sie Angst hätten, sonst zerschlagen zu werden. Das Beispiel Belgien zeigt vielmehr, dass die Zeitungen eben aus dem Index fliegen, wenn sie solchen Stress machen.

Meinungsfreiheit nach Kassenlage?

Oder denken die Springers und andere Fürsten der Holzmedien wirklich, ihnen entginge etwas durch die kostenlosen Teaser? Wohl kaum, sonst würden sie ja nicht selbst dort Werbung schalten, um sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. Das klingt alles bemerkenswert sinnfrei und leicht paranoid.

Zweierlei Konsequenz hätte das Spielchen offensichtlich: Die großen Verlage, die mehr zitiert und verlinkt werden, hätten höhere Einkünfte als die kleinen. Die ganz kleinen könnten sich das nicht leisten und müssten auf jedes Zitat verzichten.* Darin sehe ich eine erhebliche Einschränkung der Möglichkeit, seine “Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten“, denn die Bezugnahme auf Quellen anderer Verlage wäre verboten, sobald man selbst professionell am öffentlichen Diskurs teilnimmt, aber nicht genügend Einnahmen generiert.

Der ohnehin mangelnde kritische Diskurs zwischen den Verlagen würde endgültig abgewürgt bzw. denen überlassen. die sich das halt leisten können. Jene Mediengiganten also, die noch nie einen Link auf ihre externen Quellen gesetzt haben. Kritik von Journalisten und professionellen Bloggern an journalistischen Erzeugnissen würde eingeschränkt und eben auf die mit einem entsprechenden Einkommen beschränkt. Ist das womöglich der Zweck der Veranstaltung? Der pure Spaß an der Bürokratie, die von den Befürwortern des “Leistungsschutzrechtes” sonst so gern und vehement kritisiert wird, wird es doch wohl nicht sein.

* Zur Erläuterung: Es wird sich ja nicht vermeiden lassen, als “News Generator” alles zu betrachten, was die Praxis des Zitierens aus (mehreren) anderen Quellen pflegt. Das träfe dann auch solche Angebote, die selbst journalistisch tätig sind. Sonst müsste der “News Generator” nur ein paar selbst formulierte Artikel hinzufügen und wäre aus dem Schneider, womit das Konstrukt nicht mehr tragfähig wäre.

 
18In der moraltheologischen Betrachtung des Jugendschutzes, die zu den Altersstufen in der sogenannten “jugendschutzrechtlichen Bewertung” führt, kommen bekanntermaßen seltsame Kriterien zur Anwendung. Daraus resultiert u.a., dass der Anblick einer Möse oder eines Schwanzes erheblich größeres Gefahrenpotential berge als etwa Szenen, in denen beschleunigte Fäuste in Gesichter gesteckt werden. Den größten Spaß habe ich aber an der Kategorie “vulgäre oder obszöne Sprache bzw. Flüche“. Ich fühle mich diesbezüglich in der Tat von der Jugend gefährdet, denn je höher der Anteil Minderjähriger, desto vulgärer die Sprache. Insofern kann der kategorische Ausschluss von Minderjährigen durchaus zur Eindämmung verbaler Obszönitäten beitragen. Nur: Was tue ich, wenn sie einfach trotzdem hier aufkreuzen? Ich brauche einen Alarmknopf!

Wer das eine beim ‘Namen’ nennt ist noch lange nicht das andere. Der Schockenwellenreiter also bringt nicht einmal eine zünftige Gotteslästerung zustande, obwohl er seinen Schwinger gegen die klingelgebeutelten Kuttenträger des Grauens aus der untersten Schublade hochzieht. Das muss besser werden.

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Ein fulminanter Griff ins Klo gelingt der FAZ, deren Feuilleton zuletzt löblich in Erscheinung getreten war, das sich aber mit dem wirren Aufruf zu einer weichen Zensur um Kopf und Kragen deliriert. Was Evgeny Morozov, der mir bislang unbekannt war, da auftischt, ist die Art inquisitorischer Wissensverwaltung, die unter dem Deckmantel moderner Erkenntnisproduktion ausdrücklich zur Unterdrückung abweichender Weltbilder aufruft. Wäre diese Herrschaftspraxis nicht mit dem Ende des Mittelalters zurückgedrängt worden, hätte sich die Wissenschaft, auf die sich Monzorov beruft, nie entwickeln können.

Orthodoxie vs. Esoterik

Schon der Aufhänger, sogenannte Impfskepsis, enthüllt peinlichst die propagierte Orthodoxie. Die “Impfskeptiker” im Netz hätten wohl kaum derart populär werden können, hätte nicht die Industrie mit ihren dümmlichen Angstkampagnen so überaus lukrativ die öffentliche Meinung manipuliert. Der Schulterschluss käuflicher “Wissenschaftler” mit den milliardenschweren Profiteuren hat sinnvollen Impfkampagnen in einem Maß geschadet, die keine Pseudo- oder Alternativmedizin zustande gebracht hätte.

Das Beispiel “9/11″, ein zum dezentralen Weltkrieg missbrauchtes Ereignis, deren Hintergründe alles andere als geklärt sind, ist nicht glücklicher gewählt. Verschwörungstheorien gibt es viele. Erfolg haben aber nur die, denen gesicherte Erkenntnis nicht die Stirn bieten kann. Nur in einem Umfeld von Propaganda und Lüge können wirre Theoreme gedeihen. Kritik setzt bei der Produktion gültiger Erkenntnis an, nicht bei der vermeintlichen Konkurrenz durch das Böse und Falsche.

Als jemand, der schwer gegen den Mainstream gebürstete Diskussionen anstößt, sind mir die Spinner, Esoteriker und Halbhirne, die einen verdummenden Wissenschaftsbetrieb durch noch blödere Ideologien zu ersetzen versuchen, nicht sympathischer als den Vertretern der quasi offiziellen Meinung. Im Gegenteil. Da es aus einer weit verbreiteten Perspektive nahe zu liegen scheint, meine Arbeit mit den Ergüssen der umtriebigen Lallbacken in einen Topf zu werfen, die im Netz sehr aktiv sind, ärgert mich das regelmäßig und heftig.

Macht vs. Meinung

Dann gehe ich aber doch bitteschön nicht hin und fahre Kampagnen gegen die Zirkel der Alternativen unter den Schwachmaten. Ich fordere vielmehr dazu auf, dass sie ihren Stuss frei vertreten und verbreiten dürfen. Das genau bedeutet nämlich Meinungsfreiheit. Sie hört nicht dort auf, wo Menschen ihrem Irrglauben frönen, sondern sie hört dort auf, wo jeglicher Glaube mit den Mitteln unkontrollierter Macht die Diskurse infiltriert. Die Kraft des besseren Argumentes scheitert nämlich an der Macht, die hinter den schlechteren steht, nicht an deren Inhalten. Es sind mit Gewalt durchgesetzte Absichten, die der Aufklärung im Wege sind, nicht der Zauber diabolischer Abweichler.

Eine weitere Front, an der Zensur und Propaganda mit herrschaftlicher Kontrolle über deren technische Basis die Meinungsvielfalt zu planieren versucht, ist das Letzte, was die Welt braucht. Diesen Gewaltakt unter dem Banner der Aufklärung zu begehen, wirft ein grelles Licht auf das, was dem Begriff einmal mehr angetan wird. Es leuchtet umso kürzer, je erfolgreicher derlei Versuche sind, alles, was nicht in der Spur läuft, in Dunkelheit zu tauchen. Zensur bleibt Zensur, auch wenn es grober Unfug ist, dem man den Mund verbietet.

Ich habe mein Theme ein wenig überarbeitet und endlich eine dynamische Blogrolle. Die Auswahl der dort postierten Blogs entspricht den von mir aktuell favorisierten. Das kann sich ändern und ist weder ein Qualitätsurteil noch eine Freundschaftsbezeugung. Die statische Blogroll enthält daher auch noch einmal die oben aufgeführten und einige weitere. Wenn das bei irgendwem komisch aussieht oder das sonstwie stört, möge man sich melden. Mit den Innereien bin ich so weit durch, evtl. ändere ich noch einige Details, die sich aber vermutlich nicht groß auswirken werden.

Ich erwäge angesichts eines gewissen Bedarfs, den ich in den Kommentaren erkenne, eine Art Blogchat oder Bloggerchat. Ich stelle die Idee einfach mal in den Raum und verknüpfe sie mit konkreten Fragen:
Welche Plattform eignet sich dafür? Ich darf auf meinem Server keinen Chat einrichten, dazu müsste ich aufrüsten, was laufende Kosten erzeugen würde.
Was gibt es da schon und ist paraktikabel? IRC (zu kompliziert?), Jabber (dito?), ICQ? (böse?) ? Es gäbe auch die Möglichkeit, eine bestehende Community zu nutzen, ich kenne da eine ganz brauchbare, es wäre aber nicht eben exklusiv.
What say you?

 
anonKann mir den mal jemand erklären? Die TAZ hat es sich angetan, einen zu interviewen, der sich für wen hält, der Anonymous ist. Der Junge brabbelt dann etwas von “auch du bist Anonymous“, wobei er wohl vergessen hat, das Sprichwirt “du bist Legion, du vergibst nicht, du vergisst nicht, du wirst erwartet” anzuhängen, das wohl den ganzen Konsens der uiuiui gefährlichen Bewegung umfasst. Original:
We are Anonymous. We are Legion. We do not forgive. We do not forget. Expect us!

Das Gequatsche, es seien Linke, Nazis und was weiß ich noch wer in der ‘Bewegung’ und die wollten “für Rechte und Freiheit eintreten” ist so schwachsinnig, dass man es wahlweise als mutig oder unseriös betrachten kann, so etwas zu veröffentlichen.
Wir haben keinen Ruf zu verlieren“, weil sie ja keine Identität hätten, meint der offenbar pubertierende Internetnutzer und deutet immerhin auf das Problem: Wer keine Identität hat, hat keinen Standpunkt, keine Meinung, keine Gemeinsamkeit. Allenfalls die Macht, Server zu hacken.

Wer nicht für uns ist, ist gegen uns

Dementsprechend sieht dann auch die ‘Politik’ der ‘Gruppe’ aus, die der Staatsschutz erfinden müsste, gäbe es sie nicht, die digitale Al Qaeda, derentwegen man Freiheiten einschränken muss, weil sie überall ist, unsichtbar und gefährlich. So wie jeder, der Unkraut-ex und Zucker zusammenschütten kann, sich als gefährlicher Qaeda-Terrorist gerieren darf, kann jeder, der ein paar Hackertools an einem Server ausprobiert oder so tut als könnte er, ein gruseliges Netzmonster sein. Kleine Machtspielchen, die einiges am Charakter gewisser Großmäuler offenlegen.

Einigkeit sieht hingegen anders aus: Während der TAZ-”Anon” eine Aktion gegen Facebook ankündigt, die ein anderer Anonymous durchzuführen gedachte, wird der wiederum selbst von seinen Kumpels gehackt und bloßgestellt. Die Begründung der Angreifer ist reif für die George W. Bush Show – Wer nicht für uns ist, ist gegen uns:

Wenn jemand ablehnt, wie wir beispielsweise über Facebook, Twitter und Anonops kommunizieren, dann ist er gegen Anonymous und wird zu unserem Gegner, weil er versucht, unsere Bewegung zu stören.

Freiheitliche linke Nazis

Sind das dann die “Nazis”, von denen “Anon” spricht? Oder einfach nur Kinder, die kratzen und spucken, wenn man ihnen das Spielzeug wegzunehmen droht?
Ausgerechnet Facebook für sakrosankt zu erklären, den Identitäten-Großhandel, den Tod der Anonymität im Netz, ist das Ende jeder Gemeinsamkeit oder Glaubwürdigkeit, die der Haufen noch haben könnte. Ich finde es überdies schon sehr merwürdig, dass es einen Auftritt Namens Annonews gibt, der sich über einen PayPal-Account finanziert, während Anonymous weltweit zum Boykott dieses Dienstes aufruft.

Wir sind also linke Nazis, die ihre Anonymität verteidigen, indem wir die übelste Datenkrake militant schützen und ein Konto bei der Bank haben, die wir boykottieren? Freunde, vielleicht lasst ihr einfach die infantilen Spielchen und macht euch klar, dass ihr kein “wir” seid, weil das schlicht paradox ist. “Ihr” seid höchstens eine Kategorie in der Kriminalitätsstatistik. Ihr könnt Server plattmachen. Auch meinen, das weiß ich. Es wäre ganz hilfreich, wenn ihr stattdessen öfter etwas tätet, was man nicht von euch erwartet.

 
Ab sofort werden folgende Maßnahmen durch die Nutzerschaft bedingungslos zu akzeptieren sein:
Das Recht auf Nutzung des Webauftritts hat nur, wer

- aktuelle Bilder von sich und seinen nächsten Angehörigen sowie Lebensgefährten einstellt (vorläufig auch bekleidet)
- eine Paybackkarte nutzt und deren Daten täglich mit dem Webangebot synchronisiert
- seine Cookies niemals löscht, Scripte nicht blockiert und auf jegliche Nutzung von Anonymisierungsdiensten verzichtet
- sich mit vollständigem korrekten Namen, allen Emailadressen, Geburtsdatum, Kontostand, Zeugnissen und Körbchengröße anmeldet
- seine Adressbücher, Fotosammlungen, Texte und Mitteilungen dem Betreiber des Webangebots zur freien Verfügung stellt und diesem die Urheber- und Nutzungsrechte überträgt
- weiteren Änderungen der Nutzungsbedingungen uneingeschränkt zustimmt.

Funny Game

fuboWitzig, nicht? Nicht? Was treibt ihr dann noch bei Facebook, ihr Dödel? Ach, ihr seid “post privacy“? Kinder, jedes mal wenn ich künftig diesen Blödsinn höre, erschieße ich ein Küken. Das hat der Herr Zuckerberg nämlich extra für Torfsammler wie euch erfunden. Das ist nicht cool und nicht Kult, hat weder Hand noch Fuß, sondern ist ein dreister PR-Gag, mit dem die Millionen dazu gebracht werden sollen, ihr Innerstes nach außen zu kehren, damit andere das zu Geld machen. Ihr seid der Schlachtabfall, aus dem Facebook sein berühmtes Hundefutter produziert. Dabei könnt ihr die Hunde nicht einmal leiden, die sich diese Leckerlis schmecken lassen. Ihr würdet sie sogar fürchten, hättet ihr euer Hirn nicht gleich mit in den Fleischwolf geworfen.

Und, springt der Reflex schon an? “Alles Blödsinn”? “Gequatsche eines Gestrigen”? “Man kann ja doch nichts machen”? “Es sind doch alle da”? “Ich habe nichts zu verbergen”? Na dann lest doch einfach noch einmal, was da oben steht. Klickt ruhig auch einmal die Links an und lest, was dort erzählt wird. Unterschiedliche Quellen, unterschiedliche Ansichten, aber im Kern bleibt eines bestehen: Bei Facebook seid ihr nackter als nackt. Mit diesem Datenporno werden einige reicher als reich. Ihr kriegt dafür nixer als nix. Ist das alles in Ordnung für euch? Na dann macht mal weiter so.

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