anonKann mir den mal jemand erklären? Die TAZ hat es sich angetan, einen zu interviewen, der sich für wen hält, der Anonymous ist. Der Junge brabbelt dann etwas von “auch du bist Anonymous“, wobei er wohl vergessen hat, das Sprichwirt “du bist Legion, du vergibst nicht, du vergisst nicht, du wirst erwartet” anzuhängen, das wohl den ganzen Konsens der uiuiui gefährlichen Bewegung umfasst. Original:
We are Anonymous. We are Legion. We do not forgive. We do not forget. Expect us!

Das Gequatsche, es seien Linke, Nazis und was weiß ich noch wer in der ‘Bewegung’ und die wollten “für Rechte und Freiheit eintreten” ist so schwachsinnig, dass man es wahlweise als mutig oder unseriös betrachten kann, so etwas zu veröffentlichen.
Wir haben keinen Ruf zu verlieren“, weil sie ja keine Identität hätten, meint der offenbar pubertierende Internetnutzer und deutet immerhin auf das Problem: Wer keine Identität hat, hat keinen Standpunkt, keine Meinung, keine Gemeinsamkeit. Allenfalls die Macht, Server zu hacken.

Wer nicht für uns ist, ist gegen uns

Dementsprechend sieht dann auch die ‘Politik’ der ‘Gruppe’ aus, die der Staatsschutz erfinden müsste, gäbe es sie nicht, die digitale Al Qaeda, derentwegen man Freiheiten einschränken muss, weil sie überall ist, unsichtbar und gefährlich. So wie jeder, der Unkraut-ex und Zucker zusammenschütten kann, sich als gefährlicher Qaeda-Terrorist gerieren darf, kann jeder, der ein paar Hackertools an einem Server ausprobiert oder so tut als könnte er, ein gruseliges Netzmonster sein. Kleine Machtspielchen, die einiges am Charakter gewisser Großmäuler offenlegen.

Einigkeit sieht hingegen anders aus: Während der TAZ-”Anon” eine Aktion gegen Facebook ankündigt, die ein anderer Anonymous durchzuführen gedachte, wird der wiederum selbst von seinen Kumpels gehackt und bloßgestellt. Die Begründung der Angreifer ist reif für die George W. Bush Show – Wer nicht für uns ist, ist gegen uns:

Wenn jemand ablehnt, wie wir beispielsweise über Facebook, Twitter und Anonops kommunizieren, dann ist er gegen Anonymous und wird zu unserem Gegner, weil er versucht, unsere Bewegung zu stören.

Freiheitliche linke Nazis

Sind das dann die “Nazis”, von denen “Anon” spricht? Oder einfach nur Kinder, die kratzen und spucken, wenn man ihnen das Spielzeug wegzunehmen droht?
Ausgerechnet Facebook für sakrosankt zu erklären, den Identitäten-Großhandel, den Tod der Anonymität im Netz, ist das Ende jeder Gemeinsamkeit oder Glaubwürdigkeit, die der Haufen noch haben könnte. Ich finde es überdies schon sehr merwürdig, dass es einen Auftritt Namens Annonews gibt, der sich über einen PayPal-Account finanziert, während Anonymous weltweit zum Boykott dieses Dienstes aufruft.

Wir sind also linke Nazis, die ihre Anonymität verteidigen, indem wir die übelste Datenkrake militant schützen und ein Konto bei der Bank haben, die wir boykottieren? Freunde, vielleicht lasst ihr einfach die infantilen Spielchen und macht euch klar, dass ihr kein “wir” seid, weil das schlicht paradox ist. “Ihr” seid höchstens eine Kategorie in der Kriminalitätsstatistik. Ihr könnt Server plattmachen. Auch meinen, das weiß ich. Es wäre ganz hilfreich, wenn ihr stattdessen öfter etwas tätet, was man nicht von euch erwartet.