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Wäre ich nicht eh schon so müde, angesichts dessen, was uns in diesen Tagen politisch “kommuniziert” wird, würde ich sofort einschlafen. Was soll man dazu noch sagen? Während die Kanzlerinnendarstellerin ihre Richtlinienkompetenz in Form von Schnittmusterbögen verewigt, hat der Kandidat sich endgültig von dem verabschiedet, was er einst seinen “Verstand” zu nennen so kühn war. Die Heillosigkeit ist vollkommen, woran auch Hubertus wahrlich nichts ändert, der wohl erfolgloseste politische Marktschreier seit Carl Ranseyer.

Steinmeier versucht ernsthaft mit einer Nummer aufzutrumpfen, die zwar dem Zocker Schröder einmal gelungen ist, aber seitdem eben bekannt. Vier millionen Arbeitsplätze, Vollbeschäftigung, Blabla und jetzt im Angebot bei Abnahme von zwei Vollbeschäftigungen den Weltfrieden als Rabatt. Was der Puffpeter Hartz versprochen hatte, entpuppte sich als dumpfer Bluff, und schlimmer noch: Der Erfolg blieb zwar aus, aber die Daumenschrauben, vulgo “Hartz IV”, sind geblieben. Was soll man also erwarten? Werden die millionen Arbeitsplätze geschaffen, indem Hausarbeit und unbezahlte Kinderbetereuung einfach zu solchen erklärt werden? Oder gibt es demnächst wieder die “Brigaden”?

Steinmeier träumt von Öko und Elektroautos, dazu noch irgendwie Mittelstand, macht insgesamt vier millionen. Zwar ist es durchaus möglich, daß massenhaft neue Arbeitsplätze in solchen Industrien entstehen, aber Frank-Walter, du Torf, dafür gehen die in den alten Industrien eben verloren. Davon gibt es reichlich in Deutschland – das sind die, die Kollege Steinbrück gerade zu retten versucht. Soll man sich abgesichts solch mageren Sinns wundern, daß Guttenberg sich erfolgreich als Genie verkauft?

Trauriger ist heute nur der Brüllmückenalarm, den die Inliner von der CDU mal wieder ohne Helm über die Leitplanke schubsen. Wir werden nämlich alle sterben. Natürlich nicht einfach so, sondern nachdem wir ordentlich duchgefoltert sind und unsere eigenen Eingeweide gefressen haben werden. Der Terrorist steht vor Berlin! Obwohl er das Hase und Igel-Spiel am Hindukusch zwar ganz witzig findet, ist er beleidigt und trachtet uns nach dem Leben. Mit dreckigem Atomzeugs und Massengeiselnahmen !
Massengeiselnahmen ! Damit ist nicht etwa die Entführung von Rainer Calmund gemeint, sondern ernsthaft das Szenario, daß ischlamischtische Terrorischte massenhaft deutsche Wähler gefangen nehmen.

Schlecht für die SPD: Dieser dümmliche Grusel wird die Omas und Opas weiterhin der CDU in die Hände treiben. Gut für die SPD: Der Anteil an SPD-Wählern unter den Entführten wird überschaubar bleiben. Hoffnung für die SPD: Nur eine wirklich große Katastrophe kann sie noch retten. Nach einem Atomkrieg zum Beispiel gibt es allerhand zu tun. Da wäre auch Vollbeschäftigung wieder drin.

Unter all den Beweihräucherungen und bemühten Erklärungen der angeblichen Popularität des Freiherrn von Wirtschaft zu Guttenberg erscheint die halbgare in der “Zeit” zunächst noch erträglich, aber auch dort werden die entscheidenden Fragen erst gar nicht gestellt . Immerhin werden dort nicht nur angebliche Chrakterstärken eines Adligen aufgereiht, aber auch Jens Jessen läßt sich darauf ein, dem Adel per se Adel zu unterstellen. Als gäbe es keine krähenden Celebrities blauen Blutes, einen pöbelnden, pissenden und raufenden “Welfenprinzen” etwa oder eine Salonsirene von Thurn und Taxis. Bei Jessen ist der Adel edel:

Die Erziehung zur Contenance führt zu einer Verachtung der Larmoyanz. Ein Adliger wird sich selten wie der Bürger zu einem larmoyanten Seelchen entwickeln, allerdings auch selten zu einem Künstler oder Intellektuellen. Eine gewisse Verachtung für die eigenen Unpässlichkeiten und Gemütsbewegungen wird ihn immer auszeichnen, und das heißt nun auch: katastrophensicher und unter Umständen sehr tapfer machen.”

Nein, auch das ist ein Vorurteil, und wenn es im Gewande einer Halbkritik daherkommt, weil Jessen feststellt, daß die Guttenbergs und der Restadel wohl doch nicht alle im Widerstand waren, wird es nicht besser. Peinlich wird es gar, wenn Karl-Theodors Vater unwidersprochen zitiert wird:

Wir sind so erzogen worden, dass man für das, was man für richtig hält, zur Not auch sterben können muss.

So kennen wir das. Der Adel stirbt immer zuerst, wenn es zum Äußersten kommt.
Da setzt sich einer hin, um zu erklären, warum die Botoxbirne so populär sei und schreibt eine kitschige Eloge auf den Adel. Bei Jessens oben ist mal wieder keiner zu hause.
Selbstredend hat die Karriere des Mannes nach Glos mit seinem Stand zu tun. Daß er eine Stelle eingenommen hat, auf der zuvor ein bayrischer Problembär Winterschlaf gehalten hat, machte ihn wie jeden anderen erst einmal zu einer Aussicht auf Erlösung. Was dann kam, ist aber eben Boulevard und Klatschspalte. Der Mann sieht aus wie Oma sich einen Schwiegersohn vorstellt, er kann vor Geld nicht laufen und trägt beste Garderobe spazieren. Er ist nicht vom Schlage der normalkorrupten Emporkömmlinge und Radfahrer, die das Wahlvolk gestrichen satt hat. Daß er eben nichts hat leisten müssen für diesen “Erfolg”, schon gar nicht – wie unfaßbar lächerlich – sein Leben riskieren, ist dem Qualitätsjournalisten in seiner feuchten Anbetung keinen Gedanken wert.

Es scheint niemandem so recht aufzufallen, aber “Ka-Te” ist keine Charity-Lady, sondern Wirtschaftsminister. Seine vorgeblichen Kompetenzen für dieses Ressort, das wurde am Rande der Seite 10 abgehandelt, waren zunächst einmal erlogen. Schwamm drüber. Seine Rolle beim Fall Opel war kapriziös, zeichnete ihn aber weder durch besondere Klugheit aus noch durch irgend etwas, das man ein “Konzept” nennen könnte. Womit wir bein Hauptproblem sind: Konzepte, Ideen, Wissen, planvolles Handeln und Durchsetzungsfähigkeit, das wären die Kompetenzen, die ein Minister mitbringen sollte. War davon bislang auch nur die Rede? Im Gegenteil. Der Herr Freiherr muß über Geld nicht sprechen. Er hat es, und wie Jessen feststellt, bleibt ihm ja sein Adel, sollte es jemals anders sein. Welch ein Zeugnis für jemanden, der den Staat durch eine Wirtschaftskrise führen soll!

Was Guttenberg als Figur, als Promi und Gesicht in den Medien so dankbar geeignet macht, ist aber das, was in den Wirtschaftsspalten des Qualitätsjournalismus derzeit en vogue ist: Verdrängen, Verschweigen und Gesundbeten. Und wenn dann doch die nächste Blase platzt, haben wir ja immer noch unseren Adelstitel.
Das beruhigt das Volk, denn es repäsentiert die Zustände angemessen und nimmt viel Gift aus der Debatte:
Die zu kurz kommen, fühlen sich wieder aufgehoben. Sie müssen sich nicht mehr als Leistungsverweigerer und Versager beschimpft fühlen, sondern sie sehen, daß sie von vornherein keine Chance hatten. Die anderen, die es haben, finden das ohnehin gerecht.
In die Oberschicht, so erkennen alle zu ihrer Beruhigung, wird man eben hineingeboren.

Es gibt in diesem Zeiten ja eine Menge dummer Propaganda, die mehr oder minder verschämt von den Großmedien betrieben wird. Man einigt sich auf einen gewissen Sprachgenrauch, da wird der eine “Populist” genannt, der andere mit “Rettung” in Verbindung gebracht, es werden Sympathiewerte ausgewürfelt und dem Volk derart “objektiv” untergejubelt, was es von seinen “Vertretern” zu denken hat.

Es geht aber auch anders: Unverblümt, direkt und derart verlogen, daß Widerspruch zwecklos erscheint. Die pure Meinungsmacht wähnt sich hier am Werke oder ist es tatsächlich. Da wird behauptet, gewertet und etikettiert ohne einen Anflug von Information, Begründung oder Zurückhaltung, da wird schlicht agitiert.
Was Cicero-Mann Weimer im “Stern” von sich gibt, ist fürwahr atemberaubend. Er will “Querdenker” entdeckt haben, “kantige Klartext-Sympathen”, die so ganz anders seien als die Mainstream-Politiker und die ihre ganz eigenen Ansichten vertreten. Und wen meint er damit? Jürgen Trittin? Oskar Lafontaine? Oder vielleicht Heiner Geißler?

Nein, die verrückt-sympatischen Querdenker sind zu Guttenberg, Steinbrück und Westerwelle. Ausgerechnet diese aalglatten Sprechpuppen neoliberaler Binsenweisheiten will Weimer als intellektuelle Rebellen verkaufen. Man kann mich ja davon überzeugen, daß die Leser überflüssiger Hochglanz-Magazinchen auch mittags am Äquator noch einen langen Schatten werfen, aber daß sie im Gros so dämlich sind, die eifrigsten Mitläufer nicht von Widerständlern unterscheiden zu können, halte ich dann doch für arg optimistisch. Zumindest muß man verdammt hart daran arbeiten, sich eine derart verblödete Leserschaft zusammen zu schmieren. Der darf Herr Weimer seinen erbarmungswürdigen Kotau dann auch gern präsentieren, aber könnte nicht wenigstens der “Stern” seine unbedarfte Laufkundschaft davor warnen?

Der Wettbewerb unter solchen Kuhjournalisten mit flexibler Wirbelsäule scheint ausgesprochen hart zu sein. Die Wahrheiten und Weisheiten der vergangenen Jahre lösen sich in Luft- und Spekulationsblasen auf, die Helden entpuppen sich als Versager, die Deckel, unter denen der Mief der Korruption gehalten wurde, weichem dem Druck ungeminderter Unverschämtheit. Da ist es mit “Augen zu und durch” nicht mehr getan. Da ist schon schwer im Hintertreffen, wer nicht wirklich taub und blind ist. Da macht sich schon überflüssig, wessen Lügengeschichten noch letzte Hemmungen zu erkennen geben.

Wolfram Weimer ist in dieser Hinsicht von keinerlei Zweifeln beeinträchtigt. Er hat getan, was er kann und gezeigt, daß er sich für Höheres eignet. Seinem kritischen Geist entspringt die Art spitzer Zunge, die selbst feinstes Stiefelprofil noch zu reinigen vermag, ohne daß die Majestät sich dazu vom Sitze erheben muß.

nachdem inzwischen sogar das DIW erkannt hat, daß Erbschafts-und Vermögenssteuer dringend erhöht bzw. wieder eingeführt werden müssen, wird es allmählich reichlich einsam auf der Spur, der eure Chefs folgen. Ausgerechnet aus einer Großen Koalition heraus und inmitten einer Wirtschaftskrise wollen sie ausdrücklich darauf verzichten, Steuern bei denen zu kassieren, die reichlich haben, außer etwas geleistet. Das ist putzig. Wen genau wollen sie damit eigentlich überzeugen, und vor allem: Wovon?

Ach, es ist anstrengend mit euch. Schaut doch mal bei Wikipedia nach unter dem Namen “Brandt, Willy”. Oder laßt euch ein Filmchen von Guido Knopp zeigen zur Geschichte der SPD, ja, genau, das ist die Partei, deren Mitglieder ihr seid. Da werdet ihr feststellen, daß “Sozialdemokratie” einmal etwas damit zu tun hatte, daß es möglichst vielen möglichst gut gehen soll. Laßt euch einmal ältere Parteiprogramme vorlesen oder wenigstens das aktuelle. Da steht nichts von Steuergeldern für Banken, die von Angestellten aufgebracht werden sollen. Ganz im Gegenteil.
Na gut, links blinken und rechts abfahren konnten eure Großen schon immer gut. Wenn die Geisterfahrer ihre Dauerlichthupe aber inzwischen mit Zusatzscheinwerfern ausstatten, ist doch irgendwann einmal Feierabend. Nicht?

Habt ihr einmal die hunderttausend gefragt, die zuletzt aus der Partei ausgetreten sind, was mit denen los ist? Wundert ihr euch nicht, daß eure Kommunistische Plattform “Sozialdemokraten in der SPD” heißt?
Worauf genau wartet ihr? Daß die FDP eine Vermögenssteuer einführt? Und dann? Sicher, dann seid ihr auch dafür, aber wenn ihr eh an der 5%-Hürde scheitert, könnt ihr euch solch radikale Positionen ja auch leisten.
Von den ganzen Fachökonomen, Wirtschaftsfördereren und Lohnsenkern sitzen 99% in eurem Präsidium, den Ministerien und den Zirkeln, die immer im Fernsehen und den Zeitungen zitiert werden. Ist das nicht irgendwie seltsam? Und nur einen einzigen seid ihr losgeworden, weil selbst die ihm noch nicht rechts genug waren. Der Clement Wofgang, ihr erinnert euch? Euer Superminister und -präsident, der ausländische HartzIV-Parasiten nicht mochte und überhaupt die ganzen Sozialschmarotzer.

Die anderen werden alle noch hofiert und dürfen euch vertreten. Bei der Bundesbank etwa euer Golfprofi Sarrazin. Ganz oben im Elfferrat Agenda-Münte. Euer Kanzlerkandidat mit Westerwelleformat steht bei 20%, aber das sind die richtigen 20 – die der “Mitte”, gelle?
Die wohl erfolgreichste Saboteurin einer vertretbaren Gesundheitspolitik ist eure dienstälteste Ministerin. Sie hat für explodierende Kosten und Großhirnrinden gesorgt, und zwar auch schon für die Zukunft. Die Gesundheitskarte is so denkwürdig krank, das verzeiht man hierzulande nur einer Frau aus der SPD. Die Pharmaindustrie freut sich über ihre gestammelten Werke und die Arbeitgeber sind weniger belastet als Arbeitnehmer, wie das halt so ist in einer “Sozialdemokratie”.
Ganz groß ist natürlich auch euer Mister Augenmaß, der Finanzsteinbrück. Souverän reagierte er auf das Herbeigerede der Krise mit Milliarden für die Banken. Dort ist das Geld besser aufgehoben als bei Asozialen, die es nur in “Zigarretten” und “Pils” investieren, meint er.

Das, liebe SPDler, ist nur der Auftakt, der Anfang einer meterlangen Liste von Funktionären in euren Reihen, die ein recht merkwürdiges Verständnis von Politik aus euren Programmen ableiten. Findet ihr auch? Dann geht doch noch einmal hin und fragt artig nach, was denn nun so schädlich an besagten Steuern ist. Und warum es überall eine Vermögenssteuer gibt, nur nicht in in Deutschland, seit sie hier regieren. Fragt dann gleich auch noch einmal nach, wieso das DIW inzwischen doch einen Sinn darin sieht, Reiche zu besteuern. Ob das vielleicht Kommunisten sind, ihr wißt schon: Die mit Mauer und Stacheldraht.

Und wenn euch dann eventuell ein Lichtlein aufgeht und ihr nicht recht glauben könnt, was ihr da seht, wenn ihr endlich aufwacht und euch die Augen gerieben habt, dann fackelt bitte nicht lange. Sie werden winseln und heulen, sie werden sagen: “Wartet, ihr macht einen Fehler”, wie das alle Versager in allen schlechten Filmen tun. Hört nicht auf sie. Gebt ihnen all das geduldige Papier zu fressen, auf das eure Programme gedruckt wurden und verbannt sie in die FDP. Die hat dann eh genug Mandate und Pöstchen für ihre Freunde von der “Agenda”, und allen wird es besser damit gehen.

Man wird eines Tages danach fragen, was Deutschland, Europa und die Welt in die Krise geführt hat. In diese Vertrauenskrise, aus der Not, Elend und Kreditklemmen entstehen.
Wie konnte es dazu kommen, daß man die sozialste und demokratischste aller Welten, die Marktwirtschaft, als “Kapitalismus” diffamiert hat? Dieses Wort aus der marxistisch-stalinistischen Kampfrhetorik ist in aller Munde, so weit sind die von 68ern und neuen Weltverbesserern beherrschten Medien bereits nach links geschleudert worden.

Was soll das denn bitte sein, “Kapitalismus”? Was, wenn nicht das Kapital, sorgt für die Menschhheit? Wer essen will, muß einkaufen, wer einkaufen will, braucht Geld, und woher kommt das Geld? Vom Kapital. Kapital, das erwirtschaftet wurde. Von Leistungsträgern. Gestern wußte das noch jedes Kind, heute muß man sich beinahe dafür entschuldigen, Geld zu haben und mehr daraus zu machen. Würden alle aus Geld mehr Geld machen, wären alle glücklich. Warum kapieren die Linken das nicht endlich?

Und dann dieses Gerede von “Krieg”. Überall, wo die wehrhaften Demokratien sich gegen Kriminelle und Verbrecher verteidigen, reden die Linken von “Krieg”. Gestern wußte noch jedes Kind, daß es “Krieg” mit demokratischen Soldaten gar nicht gibt. Darum heißen sie auch “Streitkräfte”. Sie streiten für uns, mit Wolldecken, Worten und Wohncontainern. Wo kriminelle Einheimische ihre Angriffswaffen gegen die Streitkräfte richten, müssen sie zurückgeschlagen werden. Das ist definitiv kein Krieg.

Die Zivilbevölkerung leidet jetzt doppelt unter den Kriminellen. Nicht nur, daß sie von den Reaktionen der Streitkräfte auf die Kriminellen in Mitleidenschaft gezogen wird, jetzt muß sie sich auch noch als “Feind” fühlen, weil die Linken und die Medien ihnen den Krieg erklären. In Wirklichkeit will man ihnen nur helfen, aber wenn selbst westliche Medien von “Krieg” sprechen, müssen die Afghanen doch denken, sie würden nicht zufällig gesprengt und erschossen. Dabei wurden sie bislang nur deshalb zu Opfern chirurgischer Eingriffe, weil sie alle gleich aussehen. Zumal aus der Luft.
Und soll der Vorstopper am Hindukusch wirklich warten, bis der Taliban schießt, ehe er sich verteidigt? Die Guten sind doch gar nicht zu unterscheiden von den Kriminellen. Diese tragen nicht einmal Uniformen, und wenn, dann unsere. Das soll ein Krieg sein?

Die Linken brechen bewußt alle sprachlichen Regeln, die mühsam in Jahrzehnten des Friedens und der Freiheit gefestigt wurden. Der Krieg gegen den Terror ist kein Krieg. Er ist nur eine Metapher der Entschlossenheit unserer Streitkräfte. Wir führen niemals Krieg, außer gegen den Terror. Gegen den Terror, nicht aber gegen Kriminelle. Nicht gegen Menschen oder Völker, nur gegen den Terror. Der Krieg gegen den Terror ist nicht gleichzusetzen mit der Benutzung von Bomben, Granaten und Gewehren. Das sind nämlich Hilfen, das ist Notwehr, Verteidigung, Einzelfall, Auseinandersetzung und Zwischenfall. Im Krieg gegen den Terror ist das Töten immer der Zwischenfall, der Regelfall hingegen ist Aufbau und Brunnenbohren. Der Krieg gegen den Terror ist friedlich. Nur der Zwischenfall ist mit Gewalt verbunden. Was verstehen diese Linken nicht daran?

Es scheint auch schon wieder vergessen, warum dieser friedliche Krieg, der keiner ist, überhaupt notwendig wurde. Schon ist völlig verdrängt, wie brutal und rücksichtslos der kriegerische Akt 9/11 über die Menschheit hereinbrach. Mit zwei zivilen Flugzeugen haben es die Gotteskrieger geschafft, drei gewaltige Hochhäuser dem Erdboden gleichzumachen. Und zwar auf eine Weise, für die der westliche Sprengmeister jahrelang studiert und Monate der Vorbereitung braucht. Auf diese in der Menschheitsgeschichte einmalige Brutalität gab es nur eine Antwort: Friede in Afghanistan! Friede im Irak!
Daß etwa im Irak erst nach Beendigung der militärischen Operation die meisten Opfer auf beiden seiten starben, ist wohl der beste Beweis dafür, daß es sich bei Kampfhandlungen und Zwischenfällen nicht um einen “Krieg” handelt.

Ein weiteres übles Beispiel der kommunistischen Hetze ist die Sabotage des Kampfes gegen Kinderpornographie. Hier zeigt sie offen ihre häßliche Fratze und tritt für den Abschaum der Menschheit ein, um denen das Leben schwer zu machen, die für unsere Sicherheit im Inneren wie im Äußeren uns die Tür eintreten. Das wird ernsthaft öffentlich diskutiert, anstatt sich genau anzuschauen, wer so etwas in die Welt setzt und ihn unverzüglich dem Richter vorzuführen. Widerlich.

Die Kampagne der Linken ist bislang erfolgreich, aber völlig durchschaubar. Ihre Strategie offenbart einen gewaltigen Schwachpunkt, und dort sind sie zu packen: Es ist das “K”.
Kinderpornographie, Krise, Krieg, Kapitalismus, Kanzlerin, Köhler, Kinderbetreuung, Kalaschnikow, Karstadt, Kurzarbeit, Kreditklemme – die Liste linker Angriffspunkte ist lang, aber alle fangen mit einem “K” an. Dort müssen wir sie angreifen! Nehmen wir ihnen das K, nehmen wir ihnen Ziel, Orientierung und Identität.
Vor Ommunisten wird sich niemand mehr fürchten. Nicht einmal Guido Westerwelle.

Ist’n schönes Land, aber sie haben’s gestohlen, schon vor langer Zeit. Wenn ihr die Wüste hinter euch habt, kommt ihr in das Land, was um Bakersfield ‘rum liegt. Und ihr habt noch nie so’n schönes Land gesehn. Lauter Weingärten und überall Obst – wirklich das schönste Land, was ihr euch denken könnt. Und ihr fahrt an guten, fetten Feldern vorbei, und die Felder liegen brach. Aber ihr könnt nichts haben von den Feldern. Die gehören der Land-und Vieh-Gesellschaft. Und wenn sie die Felder nicht bearbeiten wollen, dann lassen sie’s eben bleiben. Aber wenn ihr auf die Felder geht und euch da ‘n bißchen was anbaut, stecken sie euch ins Gefängnis.

[John Steinbeck, "Früchte des Zorns" (1939) ]

Im gestrigen Artikel zu Sloterdijks merkwürdigen Thesen habe ich eine Stellungnahme zur Frage des “Landraubs” ausgespart, weil sie den Rahmen gesprengt hätte. Sloterdijk verengt die Perspektive auf einen “ursprünglichen” Landraub. Das ist mir schon im Zusammenhang mit seinem Text nicht nachvollziehbar, vor allem verhindert dies den Blick auf einen Kern der Kapitalismuskritik, der deshalb als “links” gelten dürfte, weil er sagt, was ist.

Zu jeder Zeit wurde Land genommen, und noch heute ist Grundbesitz vielleicht der Hauptindikator für Wohlstand. Die Tragweite des Prinzips “Landnahme” geht aber viel weiter. Wie der oben zitierte Abschnitt zeigt, geht es um Verfügungsgewalt, im Zweifel zählt diese in Form purer Willkür mehr als der Hunger, das Überleben der Besitzlosen. Soziale Unruhen drohen überall dort, wo das Verhältnis der Verfügungsgewalt Weniger zu den unbefriedigten Bedürfnissen Vieler nicht mehr austariert werden kann. Hungerrevolten sind durch das stärkste Militär nicht zu verhindern, Ungerechtigkeit und Unfreiheit können zu ähnlichen Aufständen führen. Wer nichts zu verlieren hat, vergreift sich an denen, bei denen die Gewinne landen.

Unfriede herrscht nicht erst bei Ausbruch der Krawalle, und Unfreiheit ist nicht erst gegeben, wenn die Handschellen klicken. Wer freilich glaubt, “Freiheit” sei das Recht auf Privatbesitz, kann so etwas nicht verstehen.
Ungerechtigkeit ist vor allem dann erträglich, wenn für die Betrogenen noch so viel übrigbleibt, daß sie sich damit einrichten können. Ein solches System funktioniert dann am besten, wenn die wirklich Elenden mit Kriegen beschäftigt werden und der Rest der Welt sich in Profiteure und geduldig Abhängige einteilen läßt. Ähnlichkeiten mit der Realität sind in der Theorie nicht immer zu vermeiden.

Es sind nicht alle Aneignungen Folge eines ursprünglichen Landraubs, warum auch? Aber ein solcher findet immer wieder statt, in immer sublimeren Formen.
Das Feudalsystem, die Industrialisierung, Rationalisierung, auch stalinistische Agrarreformen sind Orgien der Machtkonzentration, die jeder demokratischen, humanistischen oder freiheitlichen Gesinnung Hohn sprechen. Es ist purer Herrenmenschenzynismus, der ein Maßloses Mißverhältnis von Mächtigen und Nicht-Mächtigen intellektuell rechtfertigt.

Die postmoderne Variante dieses Zynismus behauptet entweder, das Mißverhältnis sei das Optimum gesellschaftlicher Wirklichkeit, oder er bringt gleich alles Gemeinschaftliche als solches in Mißkredit. Wer “sozialistisch” ist, weil er mehr Verteilungsgerechtigkeit fordert, gilt als romantischer Spinner oder Freund von Schmarotzern, die nichts Besseres verdient hätten. Dabei zeigt alle Geschichte, daß Tüchtigkeit noch nie ausgereicht hat, um auch nur zur Mittelschicht zu gehören. Geschweige denn könnte noch so viel Fleiß immensen Reichtum im Angesicht des Elends sanktionieren.

Zu allen Zeiten sind vielmehr selbst die verzweifelt Engagierten trotz des Einsatzes all ihrer Fertigkeiten verhungert. Und wo sie überleben dürfen, womöglich sogar einen Fernseher haben, müssen sie die Schuld ihres Versagens tragen. In einer gut organisierten Gesellschaft flüchten sie sich Drogensucht, Depression und den Stolz des raffinierten Schnorrers.

Auf der anderen Seite steht heute eine Klasse, die sich dank ihrer Verfügungsgewalt schon die Errungenschaften der Zukunft sichert. Sie hält Patente, womöglich unter Verschluß, weil es die Gewinne schmälert, kauft aufstrebende Unternehmen auf, zerschlägt die Konkurrenz, nimmt Einfluß auf die Gesetzgebung, besticht, bespitzelt und manipuliert die Medien. All dies ist keine Folge der Erbsünde, sondern ein täglicher Landraub, der den Vielen die Chancen nimmt und den Wenigen und ihren Erben ihre Macht sichert.

Es geht schon lange nicht mehr um Sozialismus. Es geht auch nicht darum, ob jemand mehr haben darf als ein anderer. Es geht darum, ein menschliches Zusammenleben so zu organisieren, daß jemand, der geboren wird, die Chance auf ein Leben in Würde hat. Es geht darum, Prioritäen zu setzen. Der Erhalt der Lebensgrundlagen der Arten, von denen die Menschheit nur eine ist, darf keiner noch so wohlfeilen Ideologie oder vorgeblichen Notwendigkeit geopfert werden. Es gibt keine Rechtfertigung für die Zerstörung solcher Lebensgrundlagen, zu denen auch eine soziale Dimension gehört, soweit es die Menschen betrifft.

Bedarf es noch eines Beweises, daß die globalisierte Marktwirtschaft den Erhalt der Lebensgrundlagen nicht sichert, sondern in höchstem Maße gefährdet? Ist es klug oder auch nur erträglich, wenn die Kritik am falschen Zustand mit Formeln aus dem Kalten Krieg abgetan wird, als sei solche Kritik ein Akt stalinistischer Revanche?
Ist es liberal, das Streben nach Freiheit, das die Besitzlosen und ihre Fürsprecher an der Legitimität der Machtverhältnisse zweifeln läßt, als Neid der Faulpelze zu brandmarken?

Die Menschheit ist, statistisch betrachtet, unerhört reich. Dieser Reichtum muß organisiert werden. Ob einige reicher sind als andere, das interessiert nicht einmal die letzten Leninisten. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, daß die kapitalistische Organisation der Welt und ihrer extremistischen Kollateralerscheinungen zum globalen Horror avanciert. Die Menschheit ist besessen vom Eigentum. Die einen, weil sie glauben, ihnen gehörte ganz allein das Brot von Hunderttausenden, die anderen, weil sie glauben, wenn sie ihr Leben opferten, gehörte ihnen ein Land im Jenseits.

Was ist so schwer daran, eine menschliche Gesellschaft organisieren zu wollen, die weniger Eigen und mehr Miteinander kennt?

Tage wie dieser. Nach fünfzehn Kilometern beinahe von Rad gefallen, ein Wadenkranpf schickte sich an, die zweite Hälfte der Strecke zur Tortur werden zu lassen. Dabei hatte ich mich fit gefühlt, und dreißig lausige Kilometer sind eigentlich nicht wirklich der Rede wert.

“Das bißchen kriegen wir hin”, dachte sich wohl auch die gebügelte Botox-Birne zu Guttenberg. Zuerst mal den Job, den er von dem Minister für Garnichts übernommen hatte, um sich dann selbst zu übernehmen, anstatt genau das mit Opel zu tun, wenn denn schon wieder etwas zu retten wäre. Jetzt ist der Mann schon Opel-Minister, tut erkennbar nichts, als sich mit der Totgeburt dieser Wrackbergung ins Rampenlicht zu rücken und versemmelt alles, aber auch alles, was er anpackt. Natürlich sind’s die Amis schuld, die warens aber schon immer – mit Ausnahme des Restuniversums, das bekanntlich die Borg (Deltaquadrant) und die Stasi/Lafontaine (das Böse/Erde) unter sich aufgeteilt haben.

Sich zu zu Guttenberg zu äußern, ist ja regulär müßig, beinahe, denn der Mann ist andererseits sowas von boulevardtauglich, daß ich gar nicht zögern will, ihn von der Stirn auf die Füße zu stellen. Da sein Gequatsche und Getue schon in wenigen Monaten im Lachsack der Geschichte verschnürt sein wird, verlegen wir uns doch besser auf das, was er kann: Posieren und dabei blöd geliftet aussehen.
Sicher sagt er sich: “Das bin ich mir wert”, so wie die Ohovens mit den Fickpuppenlippen es sich wert sind, ihre schon von Kindesfratzen an ausdruckslosen Augen in immer skurrilere Formen einrahmen zu lassen, die sie “es sich wert” sein lassen. Ich finde, diese Liftgirls und -Boys haben alle was von Chucky, der Mörderpuppe, und entsprechend sympathisch wirken sie dann auch.

Und weil heute alles nicht so recht zusammenpassen will, gleich noch ein launischer Tempo- und Themenwechsel, wie ihn Charlie Parker in seinen letzten Zügen nicht schräger hätte tröten können:
Da labert sich Julian Heißler im “Freitag” um Kopf und Kragen in einem Arrangement, gegen das dieses mein Artikelchen nicht nur vor Belesenheit, sondern auch nachgerade kantischer Akribie nur so strotzt – und fordert einen “Blogger-Rat”, weil die Deutsche Bahn einige Hanseln dafür bezahlt hat, “im Internet”, als “Blogger” billige PR zu verdummposten. Die arme Blogsphäre verlöre dadurch noch mehr an Glaubwürdigkeit, und der “Blogger-Rat” soll dies alles zu Guttenberg zum Guten wenden.

Ich hatte ja viele Sympathien für das Projekt des neuen “freitag” und dessen Versuch, Blogger einzubinden. Davon hat schon so manches den Limbo unter der Türkante geschafft. Die Orgie der Inkompetenz in Sachen Blogs, die Herr Heißler ausgerechnet dort hingelegt hat, wo man völlig anderes erwarten wollte, ist aber “ein neuer Tiefpunkt”, um es mit Delling und Netzer zu sagen.
Da nehme ich auch lieber die “drei Weizen”.

Ein “Psychoanalytiker Schmidbauer” hat herausgefunden, daß Terroristen Terroristen sind, weil sie neidisch auf andere sind. Sie haben eine Persönlichkeitsstörung, eine Frühstörung, angespannte Mütter und keine Frau, die sie dazu bringen, normal zu funktionieren. Daher schlägt der Psychoanalytiker Schmidbauer vor, zur Vermeidung von Terrorismus Erlebnispädagogik zu fördern.
Daß der Terror nichts mit Ideologie oder Einstellung zu tun hat, belegt er mit Horst Mahler. Der war ja erst links und dann rechts.
Terror ist also eine Persönlichkeitsstörung, die Morbus Schmidbauer quasi. Sie ist bei allen gleich: Separatisten von der ETA oder IRA, Linksextreme von RAF, Action Directe oder Brigade Rosse, Rechtsextreme Unabomber, Arabisch-Islamistische wie Al Qaida, Hamas oder Hisbolla, sie sind alle gleich gestört. So weit Terrorexperte Psychoanalytiker Schmidbauer.
Wir haben nachgehakt und unseren devianten Pathognostiker flatter befragt, um dies näher zu erläutern.

Feynsinn: Guten Tag, Herr flatter.

flatter: Glotzen Sie nicht so notgeil, sie Lüstling!

Feynsinn: Sie haben die Thesen von Psychoanalytiker Schmidbauer überprüft und sind zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Wie das?

flatter: Glasklar. Das sind Weicheier. Perverse abartige Weicheier.

Feynsinn: Können Sie das genauer erläutern?

flatter: Da können Sie jeden einzelnen nehmen. Fangen wir mal mit Baader an. Der hatte eine Dauerlatte, die er nicht mehr kontrollieren konnte. Anfangs hat er Speed gefressen, weil er das geil fand, nachher war er dauernd geil, weil er Speed fraß. Wobei er noch der Gesündeste war.

Feynsinn: Sie kennen also schlimmere Fälle?

flatter: Blöde Frage, sonst hätten Sie mich ja nicht eingeladen. Bleiben wir mal bei der Clique. Mahler zum Beispiel, die Sau. Der hatte ständig eine Knarre unterm Sack. Das wußte sogar der Aust. Glauben Sie, in Stammheim hätte das keiner gewußt? Die hatten bloß keine Lust, dem Bock am Gemächt rumzufummeln. Ist ja widerlich.

Feynsinn: Aber sie werden doch religiös motivierten Attentätern nicht unterstellen, sie seien aus sexuellen Gründen Terroristen?

flatter: Nicht? Na hören Sie mal, Sie Simpel, haben Sie sich mal angeguckt, wie die rumrennen? Federboa um den Kopf, Frauenkleider und so weiter? Und warum träumen die wohl von Jungfrauen, hä? Sie und ich, wir wissen, wie lange ein Mädchen heute noch Jungfrau ist. Das sind Pädophile. Ach was, die gehen auf alles. Und wenn die letzte verschnarchte Kröte schon bei drei auf dem Baum ist, rubbeln die sich einen am Stamm.

Feynsinn: Aha, so. Und was emfehlen Sie gegen Terrorismus? Auch Erlebnispädagogik?

flatter: Aber Hallo, die sollen was erleben. Diese ganzen Tunten und Gummizofen, diese Fetischisten und Kinderschänder, die brauchen ein Erlebniscamp. Mit Wasserspielplatz, sehr eigenem Stromanschluß und pädagogischen Förderhunden.

Feynsinn: Gibt es sonst noch etwas, was man tun kann, um die Karrieren von Terroristen im Keim zu ersticken?

flatter: Logo. Verbieten. Vor allem dieses Internet, wo die Perversen sich mit allem Möglichen eindecken. Turban von Ebay, Elektronik von Conrad, Sprengstoff aus der Online-Drogerie. Und zum Warmwerden erstmal was Perverses aus der Schmuddelecke. Ich hatte mal einen in Behandlung, der hatte Bilder von der von der Leyen im Spind. So eine Drecksau!

Feynsinn: Ähm, wie meinen?

flatter: Der Kerl natürlich auch. Mir wird schlecht. So, jetzt habe ich noch eine Frage an Sie.

Feynsinn: Ja bitte?

flatter: Wann kriege ich nun die Kohle für den Job hier?

Feynsinn: Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Einen zum Heulen doofen Artikel christlicher Verblödungsjournaille hat Sabine Rückert bei Zeit.de gepostet. Sie ist ja so angetan und voller Euphorie über die “Zumutung” einer angeblich neutatestamentarischen Idee, die der Auferstehung. Selbige, so macht sie Lesern ihres erschütternden Bildungsstandes weis, erschließe sich “nur aufgeklärten Geistern”. Aufgeklärte Geister sind vermutlich diejenigen, die bei ihrem Pastor in Reli gut aufgepaßt und für ihre Kamellekauerei eine Eins mit Sternchen eingestrichen haben.
Daß Auferstehungsmythen satt älter sind als jede Geschichtsschreibung, ficht sie nicht na. Was den Sumerern Inanna, den Ägyptern ihr Horus, den Römern Mithras, den Griechen Dionysos und überhaupt in jeder gottverdammten Religion und jedem archaischen Kultus vorkommt, entdeckt das tränenschwanger aufgeklärte Christenkind erst im Neuen Testament.
Die Unverschämtheit, die dem Aufsätzchen die Dornenkrone aufsetzt:

Nur wer bei nüchternem Verstand ist, kann sie ertragen und glauben. Würden wir die Bibel und ihre Wundergeschichten eins zu eins wörtlich nehmen, wir fielen zurück in die Zeiten der Finsternis und der selbst verschuldeten Naivität.”

Deshalb geht sie also her und und verklärt ein uraltes mythologisches Motiv zum “christliche[n] Bild von der Auferstehung“, auf daß wir all unsere Hoffnung an eine von korrupten Klerikern verwaltete Geschichte aus der späten Antike knüpfen. Und das ist dann nicht naiv, das ist auch keine selbst verschuldete Unmündigkeit?
Darauf kann ich mich einlassen. Nennen wir’s doch einfach “Schwachsinn”.

Die Nebenstelle des Verfassungsschutzes NPD hat ihre Berliner Prunksitzung mit viel Tusch und Raketen hinter sich gebracht, und man hat den alten Prinzen in seiner Rolle bestätigt. Der Doppelscherzkeks wartet nunmehr mit noch mehr brauner Füllung auf, die bei hochsommerlichen Temperaturen im Saal zum Davonlaufen an ihm kleben blieb. Die Fraktion der kurzhaarigen Sakkoträger droht ihm abhanden zu kommen, nachdem die Jungs mit den hohen Lackschuhen und dem blanken Oberstübchen die Fahne übernommen hat und sie eifrig hoch hält.

Bei tagesschau.de heißt es, der “Neonazi-Flügel” habe Voigt zum Erfolg verholfen. Das ist ja ein lustiger Vogel, dachte ich, der aus einem einzigen Flügel besteht. Es ist aber auch wirklich nicht leicht, die Rechtsaußen der Rechtsaußen passend zu betiteln. Die TAZ nennt sie daher schlicht “Rechte Rechte”, die ZEIT aber hat hier ganz klar die Nase vorn mit dem schnörkellosen Begriff “Hitleristen”. Daß ein -ismus gemeinhin auf eine Theorie verweist, ist so weit in Ordnung, die “Theorie” dieser Charge bescheidet sich in Attitüde, Uniform und Stechschritt, und ein Buch kennen sie auch. Wie viele der ABC-Schützen von der Standspur der Reichsautobahn mögen wohl “Mein Kampf” als Kopfkissen benutzen?

Man könnte den Verfassungsschutz fragen, der reichlich vertreten gewesen sein dürfte im Bund der Kameraden. Fragt sich erstens, wie laut sie das Horst-Wessel-Lied mitsingen. Sind sie bei den “Hitleristen” oder geben sie den schäubleschen “geläuterten Patrioten” und Gelegenheitsantisemiten? Gibt es dazu Seminare, auf denen sie lernen, die Hacken zünftig zusammen zu knallen, ohne dabei den Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung zu verlassen?
Und was machen sie zweitens, wenn es zum Ärgsten kommt und, wie SpOn mutmaßt, die NPD auseinander bricht? Müssen sich die in Stadt und Land bekannten Geheimagenten dann für eine Seite entscheiden, die einen noch lauter singen und die anderen ihre Reichskriegsflagge verbrennen?

Schäuble, übernehmen sie! Die NPD darf nicht auseinander brechen! Die geläuterten Patrioten und ihre lautstarken Kameraden liegen Ihnen doch so am Herzen. Der Stall war bislang völlig unter Kontrolle und durfte nicht verboten werden, weil hier die deutschesten der Deutschen Hand in Hand mit einer Staatsschutzbehörde vorbildlich das ganze Programm besorgte: Antisemitismus, Rassismus, Geschichtsklitterung, Verherrlichung des Nationalsozialismus, Progrome, Aufmärsche und völkische Musikabende. Das alles soll bald wieder jedes Kleingrüppchen für sich allein abhalten? Soll die Szene wieder zersplittern in traurige Häuflein wie FAP, EAP, DVU, REP, Statt- und Schillpartei? Muß am Ende die FDP ihren Generalbundesanwalt von Stahl von der Kette lassen und eine FPD gründen, nach dem Vorbild der FPÖ? Verhindern Sie das, Schäuble, tun Sie, was Sie am besten können, und tun Sie es heute – verbieten Sie die Spaltung der NPD!

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