Es gibt in diesem Zeiten ja eine Menge dummer Propaganda, die mehr oder minder verschämt von den Großmedien betrieben wird. Man einigt sich auf einen gewissen Sprachgenrauch, da wird der eine “Populist” genannt, der andere mit “Rettung” in Verbindung gebracht, es werden Sympathiewerte ausgewürfelt und dem Volk derart “objektiv” untergejubelt, was es von seinen “Vertretern” zu denken hat.

Es geht aber auch anders: Unverblümt, direkt und derart verlogen, daß Widerspruch zwecklos erscheint. Die pure Meinungsmacht wähnt sich hier am Werke oder ist es tatsächlich. Da wird behauptet, gewertet und etikettiert ohne einen Anflug von Information, Begründung oder Zurückhaltung, da wird schlicht agitiert.
Was Cicero-Mann Weimer im “Stern” von sich gibt, ist fürwahr atemberaubend. Er will “Querdenker” entdeckt haben, “kantige Klartext-Sympathen”, die so ganz anders seien als die Mainstream-Politiker und die ihre ganz eigenen Ansichten vertreten. Und wen meint er damit? Jürgen Trittin? Oskar Lafontaine? Oder vielleicht Heiner Geißler?

Nein, die verrückt-sympatischen Querdenker sind zu Guttenberg, Steinbrück und Westerwelle. Ausgerechnet diese aalglatten Sprechpuppen neoliberaler Binsenweisheiten will Weimer als intellektuelle Rebellen verkaufen. Man kann mich ja davon überzeugen, daß die Leser überflüssiger Hochglanz-Magazinchen auch mittags am Äquator noch einen langen Schatten werfen, aber daß sie im Gros so dämlich sind, die eifrigsten Mitläufer nicht von Widerständlern unterscheiden zu können, halte ich dann doch für arg optimistisch. Zumindest muß man verdammt hart daran arbeiten, sich eine derart verblödete Leserschaft zusammen zu schmieren. Der darf Herr Weimer seinen erbarmungswürdigen Kotau dann auch gern präsentieren, aber könnte nicht wenigstens der “Stern” seine unbedarfte Laufkundschaft davor warnen?

Der Wettbewerb unter solchen Kuhjournalisten mit flexibler Wirbelsäule scheint ausgesprochen hart zu sein. Die Wahrheiten und Weisheiten der vergangenen Jahre lösen sich in Luft- und Spekulationsblasen auf, die Helden entpuppen sich als Versager, die Deckel, unter denen der Mief der Korruption gehalten wurde, weichem dem Druck ungeminderter Unverschämtheit. Da ist es mit “Augen zu und durch” nicht mehr getan. Da ist schon schwer im Hintertreffen, wer nicht wirklich taub und blind ist. Da macht sich schon überflüssig, wessen Lügengeschichten noch letzte Hemmungen zu erkennen geben.

Wolfram Weimer ist in dieser Hinsicht von keinerlei Zweifeln beeinträchtigt. Er hat getan, was er kann und gezeigt, daß er sich für Höheres eignet. Seinem kritischen Geist entspringt die Art spitzer Zunge, die selbst feinstes Stiefelprofil noch zu reinigen vermag, ohne daß die Majestät sich dazu vom Sitze erheben muß.