Tage wie dieser. Nach fünfzehn Kilometern beinahe von Rad gefallen, ein Wadenkranpf schickte sich an, die zweite Hälfte der Strecke zur Tortur werden zu lassen. Dabei hatte ich mich fit gefühlt, und dreißig lausige Kilometer sind eigentlich nicht wirklich der Rede wert.
“Das bißchen kriegen wir hin”, dachte sich wohl auch die gebügelte Botox-Birne zu Guttenberg. Zuerst mal den Job, den er von dem Minister für Garnichts übernommen hatte, um sich dann selbst zu übernehmen, anstatt genau das mit Opel zu tun, wenn denn schon wieder etwas zu retten wäre. Jetzt ist der Mann schon Opel-Minister, tut erkennbar nichts, als sich mit der Totgeburt dieser Wrackbergung ins Rampenlicht zu rücken und versemmelt alles, aber auch alles, was er anpackt. Natürlich sind’s die Amis schuld, die warens aber schon immer – mit Ausnahme des Restuniversums, das bekanntlich die Borg (Deltaquadrant) und die Stasi/Lafontaine (das Böse/Erde) unter sich aufgeteilt haben.
Sich zu zu Guttenberg zu äußern, ist ja regulär müßig, beinahe, denn der Mann ist andererseits sowas von boulevardtauglich, daß ich gar nicht zögern will, ihn von der Stirn auf die Füße zu stellen. Da sein Gequatsche und Getue schon in wenigen Monaten im Lachsack der Geschichte verschnürt sein wird, verlegen wir uns doch besser auf das, was er kann: Posieren und dabei blöd geliftet aussehen.
Sicher sagt er sich: “Das bin ich mir wert”, so wie die Ohovens mit den Fickpuppenlippen es sich wert sind, ihre schon von Kindesfratzen an ausdruckslosen Augen in immer skurrilere Formen einrahmen zu lassen, die sie “es sich wert” sein lassen. Ich finde, diese Liftgirls und -Boys haben alle was von Chucky, der Mörderpuppe, und entsprechend sympathisch wirken sie dann auch.
Und weil heute alles nicht so recht zusammenpassen will, gleich noch ein launischer Tempo- und Themenwechsel, wie ihn Charlie Parker in seinen letzten Zügen nicht schräger hätte tröten können:
Da labert sich Julian Heißler im “Freitag” um Kopf und Kragen in einem Arrangement, gegen das dieses mein Artikelchen nicht nur vor Belesenheit, sondern auch nachgerade kantischer Akribie nur so strotzt – und fordert einen “Blogger-Rat”, weil die Deutsche Bahn einige Hanseln dafür bezahlt hat, “im Internet”, als “Blogger” billige PR zu verdummposten. Die arme Blogsphäre verlöre dadurch noch mehr an Glaubwürdigkeit, und der “Blogger-Rat” soll dies alles zu Guttenberg zum Guten wenden.
Ich hatte ja viele Sympathien für das Projekt des neuen “freitag” und dessen Versuch, Blogger einzubinden. Davon hat schon so manches den Limbo unter der Türkante geschafft. Die Orgie der Inkompetenz in Sachen Blogs, die Herr Heißler ausgerechnet dort hingelegt hat, wo man völlig anderes erwarten wollte, ist aber “ein neuer Tiefpunkt”, um es mit Delling und Netzer zu sagen.
Da nehme ich auch lieber die “drei Weizen”.
Mai 30th, 2009 at 01:04
Hervorragender Kommentar zum Opel-Fall auch bei weissgarnix.
https://www.weissgarnix.de/?p=2250#more-2250
Mai 30th, 2009 at 01:32
[...] mir dieser Tage wieder ein, als ich diese bestellten Klatscher von dem Von und Zu oder Hin und Herr Guttenberg bei Maybrit Illner gesehen [...]
Mai 30th, 2009 at 03:12
Na, was radelste denn auch 15 Kilometer…
Den “Freitag” hab ich schnell abgehakt für mich, etwa 2 Wochen nach Umbau.
Tja und sonst – gehts mir gut.
Und Guttenberg, mhm, was soll ich zu Leuten sagen, die mit 36 schon alt sind und es wahrscheinlich schon mit 12 waren…
Mai 30th, 2009 at 07:33
“Zu zu” klingt ja richtig gut(tenberg)! Diese und ähnliche (“zu von”, “von und zu”…) Wortkonstellationen werden wohl demnächst wieder in den allgemeinen Sprachgebrauch eingehen. Genau dann wenn die feuchten Träume der Neomonarchen endgültig in die Wirklichkeit übergegangen sind. Im Moment sieht es doch so aus, als könne es für die perfekter nicht laufen. Das Volk schläft bzw. läuft mit beschlagener Brille rosarot umher.
Wenn man sich zu Guttenbergs Kompetenzen anschaut, konnte man von vorn herein und mit Sicherheit davon ausgehen, dass dieser zu keinem Zeitpunkt ernsthaft für die Leitung des Ministeriums für Wirtschaft vorgesehen war. (So ein Mann in so einer Zeit auf so einer Position! Puuh.) Gefragt war wohl eher eine Person mit ganz anderen Fähigkeiten und Vorzügen. Es musste jemand sein der nahtlos in diese durchtriebene Riege von Vorturnern und Dompteuren passt. Jemand Bühnentauglicher, ein Halb-Glos also. Einer der Vernebeln, Verschleppen und gleichzeitig noch Ohrenblasen kann. Passt doch, oder? Und wenn er dann den Titel bereits von Geburt wegen in der Tasche hat, welchen sich die Feuchtträumer vor dem Spiegel im stillen Kämmerlein schon mal selbst andichten … idealer geht’s nicht!
Paläste der Republik zu Stadtschlösser!
Mai 30th, 2009 at 22:54
Der Guttenberg ist doch ein super Minister.
Hat doch super Kompetenzen, eigenes Familienunternehmen geleitet usw…
Achso, stimmt ja gar nicht, war alles gelogen.
https://www.youtube.com/watch?v=Pf-qUWrSGG0
Aber ich sage ja: er ist super geeignet, kann lügen wie ein ganz Großer.
Mai 31st, 2009 at 20:51
bzgl. des Freitags: Schlechte Blogartikel gehöhren zur Blogsphäre einfach mit dazu. Wenn du das “Chaos” der freien Meinungsäusserung der “Qualität” redigierter (=gelenkter) Medien vorziehst – kannst du nicht kritisieren das mancher seltsame Ansichten in etwas tölpischer Weise publiziert.
Nein! Gerade das macht die Blogsphäre spannend, wertvoll und abwechslungsreich.
Bitte, sei in der Sache mit Julian Heißler anderer Meinung (bin ich ja auch) aber kritisiere deshalb nicht die Form und Plattform auf der er sich äussert.
Mai 31st, 2009 at 22:45
@knt: Nein, ich meine etwas völlig Anderes. Und es leuchtet mir nicht ein, warum ich nicht die redaktionelle Entscheidung für die Veröffentlichung eines Artikels vor dem Hintergrund der Frage von Kompetenz in bezug auf Blogs kritisieren sollte. Der Freitag hat als Tiger abgehoben und ist als Bettvorleger gelandet. Einen Blödsinn wie den von Herrn Heißler kann man sich sparen, wenn man auch nur den Hauch einer Ahnung von der Blogsphäre hat.
Juni 1st, 2009 at 13:29
Der (mal wieder) neue ‘Freitag’ ist in der Tat ein Trauerspiel. Zwar gibt es nach wie vor noch einige lesenswerte Artikel – überwiegend ist aber die Enttäuschung, wenn nicht gleich Verärgerung bei der Lektüre. Vom Untertitel ‘Meinungsmedium’ über – in der letzten Ausgabe – mal wieder die ‘Auslöschung’ Israels durch Ahmadineschad bis zu dem völligen Kraut-und-Rüben-Blödsinn des ‘Opfer Links’-Artikels eines (sic!) Spiegel-Redakteurs. Mit der Zeitung, die ich noch zu Gaus’ Zeiten abonniert hatte, ist kaum noch etwas übrig.
Juni 3rd, 2009 at 11:01
Der im vorigen Beitrag bereits erwähnte Spiegel-Redakteur Jan Fleischhauer äußerte sich jüngst auch noch in der ‘Welt’(!) wie folgt:
“Ständig wird in Leitartikeln und Kommentaren über die zehn Prozent Hartz-IV-Empfänger geschrieben. Warum redet man nicht mehr über die restlichen 90 Prozent, die sich anstrengen und das Land mögen?”
Muss der ‘Freitag’ solchen Leuten auch noch eine Plattform, und dann gleich in Form einer Doppelseite, einräumen…?